Andreas Resch: Dominikus Iturrate Zubero

DOMINIKUS ITTURATE ZUBERO
(DOMINIKUS VOM HEILIGSTEN SAKRAMENT)
(1901-1927)

PROFESS-PRIESTER
DES ORDENS
VON DER HEILIGSTEN DREIFALTIGKEIT

(TRINITARIER)

Selig: 30. Oktober 1983
Fest: 8. April

DOMINIKUS ITURRATE ZUBERO (Dominikus vom Heiligsten Sakra­ment) wurde am 11. Mai 1901 als Sohn des Simon Iturrate und der Maria Zu­bero in der Ortschaft Biteriiio di Dima (Biscaya), unweit von Bilbao, Spanien, geboren und am darauffolgenden Tag zu Ehren des hl. Dominikus Calzada auf den Namen Dominikus getauft. Die Eltern waren überzeugte Christen und ver­mittelten dem Jungen eine solide religiöse und moralische Erziehung.
Mit sieben Jahren legte Dominikus die erste Beichte ab und machte es sich von da an zur Gewohnheit, jeden Monat zu beichten, wenngleich er die Erst­kommunion — wie es damals üblich war — erst drei Jahre später empfing. In der Zwischenzeit ging er im Ort regelmäßig zur Schule und half seinen Eltern bei der Haus- und Feldarbeit. Nach Aussagen seiner Mutter war er ein folgsa­mer Junge, ehrlich und stets bereit, bei den Arbeiten, die in einem Haus auf dem Land nun einmal anfallen, anzupacken. Ganz besonderes Interesse zeigte er am Katechismus, so dass ihm der Pfarrer die kleinen Kinder anvertraute, damit er ihnen beibringe, was er gelernt hatte. Als echter Baske besaß er ei­nen feinfühligen Charakter und neigte zum Jähzorn.

Mit neun Jahren wurde Dominikus unter die Ministranten der Pfarre aufge­nommen. Er nahm an der Messe nicht nur an Sonn- und Feiertagen teil, son­dern oft auch werktags.

Ein einschneidender Moment in seinem Leben war die Erstkommunion. Es scheint, dass er sich damals zum ersten Mal seiner religiösen Berufung bzw. seiner Berufung zum Priestertum bewusst wurde. Während die Mutter den Entschluss ihres Sohnes widerspruchslos zur Kenntnis nahm, wollte der Vater seinen Erstgeborenen, der seine größte Stütze und traditionsgemäß auch der Erbe des Familienbesitzes war, nicht verlieren. Doch Dominikus hielt an sei­nem Ideal fest. Am 26. August 1913 empfing er die Firmung und am 30. Sep­tember 1914 trat er, inzwischen auch mit Erlaubnis des Vaters, in das Postu­lat der Trinitarier in Algorta (Biscaya), Kantabrien, ein, um sich in Vorberei­tung auf das Ordens- und Priesterleben dem Studium und der persönlichen Ausbildung zu widmen.

Am 11. Dezember 1917 legte er das Ordenskleid der Trinitarier an und be­gann im Wallfahrtskloster der Virgen Bien Aparecida sein Noviziat. Mit ganzer Kraft arbeitete er an seiner spirituellen Entwicklung, mit dem Ziel, ein heiliger Ordensmann und Priester zu werden. Bei Beendigung des Noviziats schien er blass und abgemagert, als hätte er einen inneren Leidensweg durchgemacht. Dennoch legte er am 14. Dezember 1918 die einfachen Gelübde ab, wobei er eine beeindruckende Heiterkeit und Zufriedenheit zur Schau trug. Erst später, dank einer kurz vor seinem Tod erfolgten vertraulichen Mitteilung seinem geistlichen Führer gegenüber, der ihn danach gefragt hatte, erfuhr man von den inneren Prüfungen, denen er ausgesetzt gewesen war. Die Zeit zwischendem 14. und 17. Lebensjahr hatte er in der so genannten „dunklen Nacht des Geistes“ zugebracht, wie er selbst sagt: „Nach dem ersten Jahr im Kolleg litt ich unter einer großen Trockenheit, ich war schrecklich unzufrieden mit mei­ner Tätigkeit und lebte in einer Dunkelheit, geplagt von Zweifeln, Ängsten, Qualen, Traurigkeit und Beklemmung. Eine innere Stimme rief mich wieder zur Besinnung, hielt mir mein Tun vor Augen und gab mir zu verstehen, dass meine Handlungen unausgegoren waren. Unterdessen entdeckte ich neue Mängel und Unzulänglichkeiten an mir. Als ich meine tiefe geistige Armut und mein ganzes Elend erkannte, kam ich mir so allein und verlassen vor, dass ich fast zu der Überzeugung gelangte, schon jetzt zu den Verdammten zu gehören, und das erfüllte mich mit großer Angst. In diesem Gemütszustand züchtigte ich meinen Körper, empfahl mich der allerseligsten Jungfrau und bat den Himmel um Hilfe. Es hatte den Anschein, als seien die Pforten der göttlichen Barmherzigkeit für mich verschlossen und als hörte niemand mein Klagen und meine Gebete. Trotz allem aber blieb ich bei meinem Vorsatz; ich geißelte mich und versuchte im Hinblick auf den Gottesdienst mit höchster Sorgfalt und so vollkommen als möglich zu handeln. Und endlich, auf die nachhaltige Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria, hatte Gott Erbarmen mit mir. An jenem Tag, als ich die einfachen Gelübde ablegte, hatte der innere Kampf ein Ende und ich fand wieder meinen Frieden. Von da an ist mein Geist wie­der klar, und nichts kann mir diese innere Ruhe nehmen“.

Nach dem ersten Jahr Philosophie im Kloster wurde Dominikus im Oktober 1919 nach Rom geschickt, wo er seine Studien an der Päpstlichen Universität Gregoriana fortsetzte und am 3. Juli 1922 in Philosophie promovierte. Am 23. Oktober desselben Jahres legte er im römischen Kloster S. Karl alle Quattro Fontane, in dem er wohnte, die ewigen Gelübde ab. Von 1922 an studierte er Theologie und promovierte am 26. Juli 1926.

Zwischenzeitlich, 1924, machte er mit Erlaubnis seines Spirituals P. Anto­nio dell’Assunta das Gelübde, „genau das zu machen, was er als das Vollkom­menste ansah“. Am 9. August 1925 erhielt er in der Basilika der hl. 12 Apos­tel die Priesterweihe und am 15. desselben Monats zelebrierte er die erste Messe. Im Seminar fungierte Dominikus als „Assistent“ des Regens zur Obser­vanz der Disziplin.

Dominikus hatte den brennenden Wunsch, in heidnischen Landen Missionar zu werden und unterbreitete daher seinem Provinzial den Vorschlag, in Afri­ka oder Lateinamerika eine Missionsstation zu errichten, wobei er sich per­sönlich für diese Aufgabe anbot. Trotzdem ernannten ihn die Oberen, die sei­ne hohen Qualitäten als Ausbildner schätzten, im Provinzkapitel von 1926 zum Präfekt der Studenten der Trinitarier.
Doch es kam alles anders. Anfang Juni 1926 verspürte Dominikus die ersten Symptome einer Lungentuberkulose. Man schickte ihn nach Rocco di Papa, in die Nähe des Wallfahrtsortes Madonna del Tufo, in der Hoffnung, die frische Gebirgsluft werde ihm gut tun, aber ein paar Wochen später ließ das ärztliche Urteil keinen Zweifel mehr: die Krankheit war schon zu weit fortgeschritten. Er wurde unverzüglich nach Algorta gebracht, wo er am 6. September 1926 eintraf. Er nützte die Gelegenheit dieser Reise, um in Lourdes Halt zu ma­chen, zu beten und zu Füßen der Jungfrau die Messe zu zelebrieren, wobei er stets auf eine Besserung seines Zustandes hoffte. Von Algorta brachte man ihn nach Madrid, wo ihn Spezialisten untersuchten und alles für seine Heilung unternahmen, jedoch vergeblich. Von Madrid aus kam er am 23. Dezember 1926 nach Belmonte (Cuenca). Als er über die Klosterschwelle trat, wandte er sich an den P. Minister und sagte prophetisch: „Hic dormiam et requiescam“ (hier werde ich schlafen und ausruhen).

P. Dominikus, der das Priestertum sehr ernst genommen und große apostoli­sche und missionarische Ideale genährt hatte, war sich nunmehr bewusst, dass er diese Vorhaben aufgeben musste. Für seine Krankheit gab es keine menschliche Hilfe. Das zu akzeptieren, kostete ihn sehr viel, aber er reagierte schnell. „Einige will der Herr schon in der Blüte ihrer Jahre bei sich, für an­dere hält er große Werke und reiche Frucht bereit. Was zählt, ist, den Plan Gottes auszuführen und in allem seinen Willen zu erfüllen“. So drückte er sich drei Monate vor seinem Tod in einem direkten Brief an P. Felix della Vergine aus, von dem auch die Causa der Seligsprechung eingeleitet wurde. Und so zerstörte er, um jede nutzlose Spur von sich in dieser Welt auszulö­schen, den größten Teil seiner religiösen Schriften.

Am 14. Februar 1927, jenem Tag, an dem die Trinitarier das Fest ihres heiligen Reformators Johannes Baptist a Conceptione feierten und noch feiern, zelebrierte er seine letzte Messe. Nachdem er in einem beneidenswerten Frie­den die Sakramente empfangen hatte, starb er am 7. April 1927, am Vorabend des Festes der Schmerzensmutter, in Belmonte (Cuenca). Es waren nur mehr wenige Tage bis Ostern. In seinem Brief vom vorhergehenden 24. März an den Provinzial hatte er geschrieben: „Dieses Jahr werde ich das Halleluja mit Christus und Maria im Himmel singen“. Er war 26 Jahre alt. Wie groß der Ruf seiner Heiligkeit war, geht auch daraus hervor, dass bei der Postulatur Berichte über ca. 2.500 dem Seligen zugeschriebene Heilungen gesammelt und dokumentiert wurden, viele davon medizinisch bestätigt.

1974 wurden seine sterblichen Überreste nach Algorta überführt, wo sie in der Pfarre des Erlösers, Trinitarierorden, Gaztelumendi, 28, A.P. 93, ruhen.

Am 30. Oktober 1983 wurde Dominikus Iturrate Zubero von Papst Johan­nes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1979 – 1985. Innsbruck: Resch, 2000 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 1). XII, 248 S., 56 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-070-4, Ln, EUR 24.60 [D], 25.44 [A]

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