Andreas Resch: Diego Luis de San Vitores

DIEGO LUIS
DE SAN VITORES
(1627-1672)

PROFESSPRIESTER DER GESELLSCHAFT JESU

ERSTER MÄRTYRER DER MARIANISCHEN INSELN

Selig: 6. Oktober 1985
Fest: 2. April

DIEGO LUIS DE SAN VITORES wurde am 12. November 1627 als Sohn von Geronimo de San Vitores und Franziska Alonso de Maluenda, einer spanischen Adelsfamilie, in Burgos, Spanien, geboren und am 19. November auf den Namen Diego getauft. Später fügte er aus Verehrung für den hl. Aloy­sius von Gonzaga noch den Namen Luis hinzu. Da der Vater im Dienst des spanischen Königs stand, musste er häufig den Wohnsitz wechseln. So kam Diego mit seiner Familie zunächst nach Madrid, dann nach Guadix bei Grana­da und 1638 wiederum nach Madrid. Um seine Ausbildung zu sichern, wurde er dort in das von den Jesuiten geleitete „Collegio Imperial“ eingeschrieben. Hier verbrachte er zwei Jahre, wobei er nicht nur durch seine Lernbegabung, sondern auch durch sein beispielhaftes Verhalten auffiel, weshalb ihn seine Gefährten zum Präfekten der Marianischen Kongregation wählten.

Trotz großer Widerstände seines Vaters ersuchte Diego 1640 um Aufnahme in das Noviziat der Gesellschaft Jesu, was ihm gewährt wurde. Er war damals 13 Jahre alt. Da er ein außerordentlich begabter Junge war, konnte sein Vater nur schwer verstehen, warum er auf die brillante Karriere, die er für ihn vor­sah, verzichten wollte. Letztendlich überließ er alles Gottes Plan und schrieb in sein persönliches Tagebuch: „Auf dass Gott ihn heilig mache“. Nach Been­digung des Noviziats und Erreichen des gesetzlichen Alters legte Diego 1643 seine ersten Gelübde ab und übersiedelte in das Kolleg von Alcalä de Henares, wo er drei Jahre lang Humanwissenschaft und vier Jahre Theologie studierte. Nach der Priesterweihe mit 24 Jahren am 23. Dezember 1651 ging er für ein drittes Probejahr in das Noviziat von Villarejo de Fuentes.

Nach der geistigen und religiösen Ausbildung schickten ihn die Oberen 1653 anstatt in die Mission nach China oder Japan, wovon er schon als Novize geträumt hatte, zum Grammatikunterricht in das Kolleg von Oropesa und an­schließend für ein Jahr zum Theologieunterricht nach Madrid. 1655 wurde er von Madrid nach Alcalä de Henares versetzt, um dort Philosophie zu unter­richten. Diego nahm alles, wozu man ihn bestimmte, gehorsam und gelassen an, investierte seinen ganzen Eifer in die Erziehung und Ausbildung der Ju­gendlichen und wurde so zur Seele der Marianischen Kongregation. Bei seiner seelsorglichen Arbeit sensibilisierte er die Jugendlichen vor allem für die Kranken und Bedürftigen und wenn es ihm möglich war, predigte er Volks­missionen und hielt in den Vororten der Stadt geistliche Exerzitien ab.

Gleichzeitig hoffte er weiterhin darauf, in die Mission gehen zu können, und gelobte am 12. November 1657, im Alter von 30 Jahren, den Rest seines Le­bens als Missionar zu wirken. Aus diesem Grund schrieb er am 2. Juli 1659 einen langen Brief an den P. General und erhielt Ende des Jahres die freudige Nachricht, dass ihn dieser für die Mission auf den Philippinen ausersehen habe.

Diego de San Vitores schiffte sich daraufhin am 14. Mai 1660 in Cädiz ein, erreichte die Mission aber erst zwei Jahre später. Als er nämlich am 28. Juli in Veracruz in Mexiko ankam und somit die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, den man damals brauchte, um nach den Philippinen zu gelangen, war er dort zu einem längeren Aufenthalt gezwungen, bevor er von Acapulco an der Westküste aus die Reise über den Großen Ozean antreten konnte. Erst im April 1662 stand ein Schiff zur Verfügung.

In diesen 20 Monaten Wartezeit bewies Diego so großen missionarischen Ei­fer, dass einige Jesuiten, die seine Zeitgenossen waren, sich nicht scheuten zu sagen, dass sie Diego genauso schätzten wie ihre Mitbrüder von Goa den hl. Franz Xaver.

Am 5. April 1662 schließlich bestieg er das Schiff nach den Philippinen und erreichte Ende Juni die Marianen in Ozeanien, wo er die nötigen Vorbereitun­gen für den Rest der Reise traf. Dieser Aufenthalt gab Diego Gelegenheit, eini­ge Bewohner des Archipels kennen zu lernen, wobei er feststellte, dass ihnen bis dahin noch niemand das Evangelium verkündet hatte.

Nach Beendigung des Aufenthalts setzte die „San Damian“ ihren Kurs fort und legte am 10. Juli 1662 im Hafen von Lampong auf den Philippinen an. Von da aus begab sich Diego zu Fuß nach Manila.

Fast zwei Jahre hindurch arbeitete er als Seelsorger in den Missionen von Taytay, dann — vom 20. Juli 1664 bis zum 7. August 1967 — im Kolleg von Manila. Dabei dachte er stets an die Mission auf den Marianen, wie aus einem Brief vom 22. Juli 1663 an den Jesuitengeneral hervorgeht. Gleichzeitig richtete er auch ein Schreiben an seinen Vater, in dem er diesen bat, er möge doch erwirken, dass der spanische König Philipp IV., zu dessen Hoheitsgebiet die Marianen gehörten, dort die Errichtung einer Mission genehmige, und er legte auch einen persönlichen Brief an den König bei. Kurze Zeit später — wenn man berücksichtigt, wie lange ein Brief damals benötigte, um nach Ma­drid zu kommen — , am 24. Juni 1665, unterzeichnete der König jenes Schrift­stück, das P. de San Vitores ermächtigte, auf den Marianen eine Mission ein­zurichten. Um ein solches Vorhaben in die Tat umzusetzen, musste Diego je­doch erst beim Vizekönig von Spanien in Mexiko vorsprechen. Und so nahm er am 7. August 1667 Kurs auf Acapulco, wo er Anfang Januar 1668 eintraf. Nachdem er die nötigen Mittel beisammen hatte, fuhr er am 23. März zurück zu den Marianen, wo er am 16. Juni 1668 ankam und die Insel Guam zum Zentrum seiner missionarischen Tätigkeit machte.

Nach Aufteilung der Arbeit unter sich und seinen Gefährten, die mit ihm ge­kommen waren, nahm er sofort Verbindung mit der lokalen Bevölkerung auf, nachdem er schon vorher ihre Sprache gelernt hatte. Der apostolische Eifer der Missionare und die Zahl der Bekehrungen riefen jedoch die Missgunst ei­nes Chinesen namens Stanglay Choco und der „Macanas“, einer Art Zauberer, auf den Plan, die Unruhen inszenierten, welche 1671 in den so genannten „Großen Krieg von Guam“ mündeten, der 40 Tage dauerte. Unter Hinweis auf bestimmte Traditionen, bei denen der Ahnenkult eine führende Rolle spielte, schrieben sie die über das Gebiet hereingebrochene Dürre der Tatsache zu, dass die Menschen sich der Religion der Patres zugewandt hatten. Sie verspra­chen Wohlstand, Regen und reiche Ernte, wenn die Bewohner wieder zu ih­ren alten Bräuchen zurückkehrten und dem von den Missionaren gepredigten christlichen Glauben abschwörten.

Die Situation wurde zunehmend prekärer. Immer größer wurde die Zahl der Neugetauften, die sich heimlich von den Missionaren abwandten, trotz des strömenden Regens, der gerade dann einsetzte, als de San Vitores, auf die Pro­be gestellt, eine Predigt hielt, in der er die falschen Argumente der Zauberer entkräftete. Dies bewirkte jedoch nichts anderes als eine weitere Verhärtung der Fronten.

Am Morgen des 2. April 1672 machte sich P. Diego de San Vitores, unge­achtet der Nachricht über die unlängst in der Zone verübten Massaker, auf den Weg in die Mission von Agaiia. Im Dorf angekommen, kam ihm zu Ohren, dass die Frau eines gewissen Matapang ein Mädchen zur Welt gebracht hatte. Dieser war ein Christ, der – nachdem ihm P. Diego viel geholfen und ihm so­gar das Leben gerettet hatte – wieder vom christlichen Glauben abgefallen war. Als P. Diego das Kind in Todesgefahr sah, bat er Matapang, es taufen zu dürfen. Der aber wurde wütend, wandte sich an einen anderen Eingeborenen und sagte: „Bringen wir ihn um!“ Dieser jedoch widersetzte sich. Matapang hieß ihn einen Feigling und meinte: „Dann lass’es! Ich werde ihn töten!“ Ein Eingeborener namens Hirao erklärte sich bereit, ihm dabei zu helfen. Wäh­rend sie P. Diegos Begleiter mit Lanzenstichen ermordeten, nahm dieser das Kreuz, das er am Hals trug, und sagte: „Gott allein ist der Herr dieser Welt!“ Sie aber ignorierten seine Worte und attackierten ihn. Matapang durchbohrte ihn mit einer Lanze und Hirao versetzte ihm mit dem Schwert einen Hieb auf den Kopf. P. Diego stürzte zu Boden und sterbend sagte er: „Matapang, Gott habe Mitleid mit dir!“ Dann verschied er im Herrn. Es war der 2. April 1672. P. Diego war 44 Jahre alt.

Sein Leichnam wurde in das Meer geworfen und nie mehr geborgen.

Am 6. Oktober 1985 wurde Diego Luis de San Vitores von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1979 – 1985. Innsbruck: Resch, 2000 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 1). XII, 248 S., 56 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-070-4, Ln, EUR 24.60 [D], 25.44 [A]

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