Das Antlitz Christi – Die Veronika

Andreas Resch

DAS ANTLITZ CHRISTI – DIE VERONIKA

Zum Besuch des Papstes in Manoppello, am 1. September 2006

Inhalt
   Der Schleier
Entsprechungen
Justin II.
 Antliz Christi

Am 1. September 2006 besuchte der Papst Benedikt XVI. privat für zwei Stunden das Heiligtum des Volto Santo (Das Heilige Antlitz) in Manoppello, einem Städtchen in der Nähe von Pescara in Italien. Der Besuch ist umso

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1. Antlitz Christi

bedeutsamer, als der Streit noch nicht ausgefochten ist, ob das Volto Santo, worüber hier berichtet wird, wirklich die beim Abbruch der alten Peterskirche aus Rom verschwundene Veronika, das
wahre Bild Christi, ist.
Bekanntlich ist das Bemühen, das wahre Antlitz Christi abzubilden, seit den ersten Christusdarstellungen in den Katakomben ungebrochen.Doch sind von den vielen Versuchen nach dem heutigen Kenntnisstand bezüglich des möglichen Aussehens Christi nur jene beachtenswert, die sich am Antlitz des Grabtuches von Turin und am Volto Santo von Manoppello orientieren.
Während das Antlitz auf dem Grabtuch (Abb. 1) bereits viele kennen, ist das Heilige Antlitz (Volto Santo), das seit 1646 in der Kapuzinerkirche von Manoppello betrachtet werden kann, noch weitgehend unbekannt (Abb. 2).

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Abb.2: Altar Volto Santo

Dies hat seine besonderen Gründe. Bis vor kurzem wusste an nämlich noch nicht, dass es sich bei diesem Antlitz um das aus Rom verschwundene Schweißtuch der Veronika handelt, wie man dort das „nicht von Menschenhand gemachte“ Christusbild nannte. Der Name „Veronika“ entstand aus dem griechischen Wort eikon (Bild) und dem lateinischen Adjektiv vera (wahr), also das Wahre Bild. Dieses Bild gelangte 574 (Taf. 1) von Kamulia in der heutigen Türkei nach Konstantinopel und von dort 705 nach Rom, wo es in der von Papst Johannes VII. (705–707) erbauten Kapelle verwahrt wurde.
Der Ursprung des Bildes liegt im Dunkeln, soll aber der Legende nach auf Christus zurückgehen.

Der Schleier

Es handelt sich dabei um einen feinen, durchsichtigen Schleier von 24 x 17,5 cm mit dem Abbild eines männlichen Antlitzes, das wie ein Dia von der Vorder- und Rückseite betrachtet werden kann. Der Schleier befindet sich zwischen zwei umrahmten Glasplatten, eingebaut in ein Reliquiar in der Form einer Monstranz auf dem Altar der Kapuzinerkirche (Abb. 3).

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Tafel 1: Der Weg der „Veronika“ von Jerusalem nach Manoppello mit Zeitangabe
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Abb.3: Reliquiar mit dem Volto Santo

Das Reliquiar ist frei zugänglich und das Bild von beiden Seiten sichtbar, vom Kirchenschiff und von der Rückseite des Altars aus (Abb. 4 und 5).
Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass sich zwischen den Fäden des Schleiers keinerlei Farbpigmente oder sonstige Ablagerungen befinden. Jede Art von Malerei, auch die des Aquarells, ist auszuschließen. Ebenso kann nicht von einem Abdruck die Rede sein, weil das Bild auf beiden Seiten gleichermaßen sichtbar ist.

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Abb.4: Schleier Vordserseite Abb. 5: Schleier Rückseite

Der Faden wurde auch nicht vor dem Weben des Schleiers gefärbt, weil er in seinem Verlauf eine unterschiedliche Färbung aufweist. Der Schleier ist durchscheinend, sodass das Bild bei starkem Licht völlig verschwindet (Abb. 6).
Die Entstehung des Bildes konnte bis jetzt nicht geklärt werden. Einwandfrei erwiesen ist hingegen durch die Arbeiten der Trappistin Sr. Blandina Paschalis Schlömer, des Jesuiten Prof. Dr. Heinrich Pfeiffer und einer Reihe anderer Forscher, nicht zuletzt auch aufgrund meiner eingehenden Kontrollen, dass sich das Antlitz auf dem Schleier zu 100% mit dem Antlitz auf dem Grabtuch deckt.

Entsprechungen

In meiner neusten Arbeit „Das Antlitz Christi“ kann ich die von Sr. Blandina aufgestellten Konvergenzpunkte der beiden Antlitze bestätigen und durch den Aufbau einer Skizze mit 20 Orientierungspunkten zu einer absoluten Vergleichssicherheit führen (Abb. 7).

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Abb.: 6: Schleier in starkem Licht Abb. 7: Antlitz Grabtuch – Schleier – Skizze – Legende

Die Abb. 8–12 stellen dies eindruckvoll unter Beweis.

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Abb.8: Antlitz Original auf Grabtuch und Skizze Abb.9: Antlitz Fotonegativ auf Grabtuch mit Skizze
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Ab.10: Antlitz auf Schleiervorderseite mit Skizze Abb.11: Antlitz auf Schleierrückseite mit Skizze
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Abb.12: Antlitz auf Grabtuch mit Schleier und Skizze

Anhand dieser Skizze erbringe ich in der genannten Arbeit zudem den unwiderlegbaren Beweis, dass bei den ältesten Christusdarstellungen in den Katakomben sowie bei zahlreichen Christusikonen die Gesichtszüge der „Veronika“ als Vorlage dienten, und zwar in einer Form, dass man von einem „heiligen Gesetz“ sprechen kann. Es würde zu weit führen, hier auf einzelne Christusbilder einzugehen. Daher soll die Skizze auf dem Antlitz Christi in der Domitilla-Katakombe aus der Zeit um 330–340 das Gesagte veranschaulichen (Abb. 13-14).

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Abb.13: Christus mit Aposteln in der Domitillakatakombe Abb.14: Antlitz Christi in der Domitillakatakombe
mit Skizze

Neben den Entsprechungen der Proportionen des Antlitzes auf dem Grabtuch und der Veronika mit den Christusdarstellungen in den Katakomben über rascht am meisten die Übereinstimmung dieser Proportionen mit den Christusmedaillons auf dem Längsarm der Rückseite des Reliquienkreuzes, das Justin II. um 570 Papst Johannes III. schenkte und das im Schatz von St. Peter zu sehen ist. (Abb.15)

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Abb.15: Rückseite des Reliquienkreuzes Justins II. Abb.16: Auschnitt Christusmedaillon mit Skizze

Die hier gezeigte Übereinstimmung der Skizze mit dem Christusmedaillon (Abb. 16) am oberen Längsarm der Rückseite des Reliquienkreuzes ist allein schon deswegen beachtenswert, weil die Schenkung noch vor der Überführung der Veronika aus Kamulia 574 erfolgte. Das besagt nicht nur, dass das Bild bereits bekannt war und man ihm große Verehrung entgegenbrachte, sondern dass auch im Osten das Kamulia-Bild in seinen genauen Proportionen als das verpflichtende Grundmodell für die Christus-Darstellungen galt. Besonders hervorzuheben ist das deutlich sichtbare Haarbüschel, ein Charakteristikum der Veronika. Zu beachten ist auch, dass die Vorderseite der Veronika deckungsgleich ist.
Wer diese Entsprechung in den Einzelheiten nicht als historische Quelle zum Antlitz auf dem Schleier von Manoppello zu werten weiß, geht an den offensichtlichen Gegebenheiten vorbei.
Da es sich bei der „Veronika“ um das Abbild des Antlitzes eines geschundenen, jedoch selbstbewussten lebenden Mannes, beim Antlitz auf dem Grabtuch hingegen um jenes eines Frieden ausstrahlenden toten Mannes handelt, muss das eine Bild zu Lebzeiten und das andere Bild nach dem Tod ein und derselben Person entstanden sein. Dies deckt sich auch mit der Aussage der italienischen Mystikerin Maria Valtorta (1897–1961) vom 22. Februar l944, also noch lange bevor auch nur irgendjemand an eine Kongruenz der beiden Antlitze dachte:
„Der Schleier der Veronika ist auch ein Stachel in eurer skeptischen Seele. Ihr Lauen und Wankelmütigen im Glauben, die ihr mit strengen Untersuchungen voranschreitet, ihr Rationalisten, vergleicht den Schleier des Schweißtuches mit dem Grabtuch. Das eine ist das Antlitz eines Lebenden, das andere das eines Toten. Länge, Breite, somatische Merkmale, Form, Eigenheiten sind jedoch gleich. Legt die Bilder übereinander. Ihr werdet sehen, dass sie übereinstimmen. Ich bin es. Ich, der Euch zeigen wollte, wie ich war und wie ich aus Liebe zu euch wurde. Würdet ihr nicht zu den Verlorenen, zu den Blinden gehören, müssten jene zwei Antlitze genügen, um euch zur Liebe, zur Reue, zu Gott zu führen.“
Bei der Beantwortung der grundsätzlichen Frage, um wessen Antlitz es sich auf Grabtuch und Schleier handelt, müssen wir über die geschichtlichen Hinweise hinaus vor allem auf die Aussagen des Körperbildes des Grabtuches zurückgreifen. Bekanntlich hat schon der Agnostiker Yves Delage am 21. April 1902 an der Academie des Sciences in Paris anhand der Wahrscheinlichkeitsrechnung festgestellt, dass die Eventualität, dass jemand anderer als Jesus Christus für das Abbild auf dem Grabtuch in Frage kommt, das enorme Verhältnis von 1:10.000.000.000 ergibt. Dieses Ergebnis wurde durch die neuesten Forschungen inzwischen noch nach oben korrigiert. Damit lässt sich in Ermangelung jeder anderen stichhaltigen Deutung die Aussage machen: Das Antlitz auf dem Grabtuch und auf dem Schleier von Manoppello, der Veronika, ist das

ANTLITZ CHRISTI

Diese Forschungergebnisse und eine Reihe weiterer Umstände nützte der Papst, um von seiner Sommerresidenz Castell Gandolfo aus die Kapuzinerkirche von Manoppello zu besuchen und sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen.
Ohne dabei der wissenschaftlichen Diskussion vorzugreifen, äußerte der Papst in Kenntnis der wesentlichen Untersuchungen den Wunsch, im Rahmen dieses Besuches auch die einzelnen Forscher zum Schleier von Manoppello persönlich zu begrüßen. Damit wollte er über diesen Anlass hinaus allen stillen und ehrlichen Forschern im religiösen Bereich seine Wertschätzung bekunden.
Zudem war ihm wohl bekannt, dass gerade die Arbeiten zum Schleier von Manoppello von heftigen Diskussionen begleitet werden.

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Abb.17: P. Resch bei der Übergabe seines Buches

Die hier kurz zusammengefassten Erkenntnisse konfrontieren Kritiker mit Daten, die einem mathematischen Beweis gleichkommen.
Die aufgezeigten Entsprechungen liegen nämlich jenseits jeder Zufallshypothese.
Im Einzelnen hat der Papst folgende Forscher am Schleier von Manoppello persönlich begrüßt und den Dank für ihre Arbeit ausgesprochen:
Sr. Blandina Paschalis Schlömer OCSO
P. Heinrich Pfeiffer SJ
P. Andreas Resch CSsR (Abb. 17)
sowie die beiden Journalisten Paul Badde und Saverio Gaeta.
Drei Wochen später hat der Papst das Heiligtum von Manoppello zur Basilika erhoben, „in honorem Sancti Vultus Domini Nostri Iesu Cristi“ (zur Ehre des Heiligen Antlitzes unseres Herrn Jesus Christus) heißt es im lateinischen Text. Die Basilika trägt nun als solche das päpstliche Wappen.
Unterzeichnet wurde das offizielle Dokument vom nigerianischen Kardinal Francis Arinze, dem Präfekten der päpstlichen „Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung“. In dem Drekret wird eigens darauf verwiesen, dass die Änderung des Titels mit dem Wunsch gewährt worden sei, „die Verbindung und Verehrung der Kathedra von Sankt Peter mit dieser wichtigen Kirche zu Intensivieren und um sie als ein Zentrum  besonderer liturgischer und pastoraler Tätigkeiten zu bestätigen.
Resch, Andreas: Das Antlitz Christi. Grabtuch – Veronika. Innsbruck: Resch Verlag, 22006 (Reihe R; 2). – ISBN 978-3-85382-077-3, VIII, 106 S., 128 Abb., davon 14 Farbtaf., EUR 14.90 [D], 15.30 [A] (Restbestände)
Resch, Andreas:
 Die wahren Weltwunder: IDas Grabtuch von Turin – Der Schleier von Manoppello – Die Tilma von Guadalupe – Das Schweißtuch von Oviedo. Innsbruck: Resch, 2013 (Reihe R; 8), XII, 178 S., zahlr. farb. Abb., ISBN 978-3-85382-093-3, Brosch., EUR 29.00 [D], 29.90 [A]