DANIEL COMBONI
(1831-1881)
BISCHOF UND GRÜNDER
DER COMBONI-MISSIONARE
VOM HERZEN JESU
UND DER
COMBONI-MISSIONARINNEN
Heilig: 5. Oktober 2003
Fest: 10. Oktober
DANIEL COMBONI wurde am 15. März 1831 in Limone sul Garda, Brescia, Italien, als Sohn des Gärtners Luigi Comboni und der Hausfrau Domenica Pace geboren. Bei der Taufe erhielt er den Namen Daniel. Als viertes von acht Kindern, die fast alle im zarten Alter starben, verlebte er seine Kindheit mit den Eltern und besuchte schon bald die Pfarrkirche, wo er auch ministrierte. Nach Beendigung der Volksschule wurde er in das Institut aufgenommen, das der Priester Don Nicola Mazza in Verona für arme Jugendliche gegründet hatte, die, ausgestattet mit Intellekt und Glauben, geeignet waren, ein christlicher Sauerteig in der Gesellschaft zu werden. Hier erhielt er eine solide spirituelle Ausbildung. Dann folgte er den Studien im Seminar und wurde mit elf Jahren in das Gymnasium aufgenommen. Von 1842 bis 1854 blieb Comboni als externer Schüler im Seminar. Im Kolleg von Don Mazza studierte er die wichtigsten europäischen Sprachen: Französisch, Deutsch und Englisch. Zur gleichen Zeit erhielt er von Don Mazza, einem der wichtigsten Exponenten der missionarischen Bewegung, eine klare Ausrichtung für die Missionen. So schwor er am Dreikönigstag, dem 6. Januar 1849, zu Füßen Don Mazzas, sein Leben, und sei es um den Preis des Martyriums, der Verkündigung in Afrika zu weihen. Nach Abschluss der Studien in Philosophie und Theologie wurde er am 31. Dezember 1854 in Trient vom Seligen Johann Nepomuk Tschiderer zum Priester geweiht. Als solcher ging er den Weg der Vervollkommnung weiter, zur Vertiefung des Studiums der Heiligen Schrift, der dogmatischen Theologie und der Moral sowie der sakralen Rhetorik. 1855 bot er sich als Pfleger für die Cholerakranken an und wurde daraufhin in das Dorf Buttapietra, sechs Kilometer von Verona, geschickt.
Dank der von Österreich, Deutschland und Norditalien ausgehenden missionarischen Bewegung konnte Gregor XVI. 1846 die Mission von Zentralafrika errichten. Im September 1857 nahm Comboni, dem „Plan“ von Don Mazza folgend, an der Missionsexpedition nach Zentralafrika teil, wo er im Februar 1858 an der Station Heilig-Kreuz (7. nördlicher Breitengrad) eintraf. 1859 musste er, vom Tropenfieber völlig entkräftet, nach Italien zurückkehren. In Verona wurde er mit der Ausbildung freigekaufter afrikanischer Jugendlicher beauftragt, die in die mazzianischen Institute integriert wurden. Im Herzen meditierte er jedoch über den Eid, den er in Afrika beim Tod eines jungen Missionsgefährten abgelegt hatte: „Entweder Afrika oder den Tod“. Die Jahre vergingen, bis er am 15. September 1864 am Grab des hl. Petrus in Rom die Eingebung zum „Plan zur Erneuerung Afrikas“ hatte. Der Grundgedanke dieses „Plans“ war es, das Zentrum der apostolischen Tätigkeit dort zu errichten, wo der Afrikaner lebte, bzw. „Afrika durch Afrika zu retten“. Überzeugt von seinem Vorhaben, in dem er verlangte, dass sich die gesamte Kirche an der religiösen Bildung und der menschlichen Entwicklung ganz Afrikas beteilige, widmete er sich einer unermüdlichen missionarischen Arbeit in Europa, indem er fast alle europäischen Länder bereiste und verschiedene Gruppen der missionarischen Bewegung zusammenführte. Der „Plan“ mit seinen kühnen Neuerungen war ausgeklügelt, fand aber keinen Anklang. Am Ende sah sich Comboni wegen verschiedener Gegnerschaften und des Todes von Don Mazza (1865) allein und war gezwungen, sich nahezu ausschließlich auf die eigenen Kräfte zu verlassen. 1867 gründete er in Verona das Institut der Missionare für Afrika, heute Comboni-Missionare vom Herzen Jesu genannt. Im gleichen Jahr errichtete er zudem die Missionsgesellschaft „Werk des Guten Hirten für die Erneuerung Afrikas“. Er musste jedoch harte Zeiten der Einsamkeit ertragen, bis ihm sein Bischof, Luigi di Canossa, zu Hilfe kam und ihm 1867 erlaubte, mit ca. 30 Personen, darunter Kamillianer und drei französische Schwestern, die sich als wertvolle Stützen für die Kranken erwiesen, wieder nach Afrika zu gehen. In Kairo entstand das Basislager für den Sprung nach Süden, wo er Ende des Jahres zwei Institute zur Ausbildung von Jugendlichen nach der Methode des „Plans“ errichtete. Es war hier, dass 1869 viele Persönlichkeiten, die zur Eröffnung des Suezkanals angereist waren, auf die erste Neuerung Combonis aufmerksam wurden: nicht nur schwarze Jugendliche, die studierten, sondern auch schwarze Lehrerinnen, die unterrichteten! Unglaublich! Doch, er hatte gesagt: „Afrika muss man durch Afrika retten“.
Nach seiner Rückkehr in die Heimat nahm er als Theologe des Bischofs von Verona am I. Vatikanischen Konzil teil, bei dem er 70 Bischöfe eine Petition für die Evangelisierung Zentralafrikas zur Unterzeichnung vorlegte. 1872 griff die Kongregation Propaganda Fide seinen „Plan“ auf und eröffnete die Mission von Zentralafrika neu, wobei sie Comboni zum stellvertretenden Vikar ernannte und die Mission seinem aufstrebenden Institut anvertraute. Comboni gründete damals in Verona das Institut der Frommen Mütter Afrikas, heute Comboni-Missionarinnen und die Zeitschrift Annali del Buon Pastore (Annalen des Guten Hirten, 1872-1882), die ab 1883 unter dem neuen Titel La Nigrizia erschien. Besonders bezeichnend für diese neue Aufgabe war der Geist der missionarisch-kirchlichen Öffnung Combonis, der die Mitarbeit der vom Seligen Ludwig von Casoria O.F.M. ausgebildeten Afrikaner, der Kamillianer und der Schwestern vom hl. Josef von der Erscheinung aufwerten wollte. Im Mai 1873 kam er nach Khartoum und am darauffolgenden 14. September weihte er das Vikariat dem Herzen Jesu mit der Formel, die ihm der Apostel des Heiligsten Herzens Jesu, der Jesuit Henri Ramière, vorgab. Zwei Jahre später vollzog er dieselbe Weihe in El Obeid im Sudan, dem Handelsplatz der Sklavenhalter, und errichtete drei Missionen, um damit den Spuren der in den jesuitischen „reducciones“ von Paraguay gemachten Erfahrungen zu folgen.
Am 2. Juli 1877 wurde Daniel Comboni zum Apostolischen Vikar von Zentralafrika ernannt und einen Monat später in Rom zum Bischof geweiht. Es war dies die Bestätigung seiner Ideen und Unternehmungen, die viele für zu kühn oder gar für verrückt hielten. In den Jahren 1877/78 musste er mit den Seinen eine noch nie dagewesene Trockenheit und Dürre durchmachen, welche die einheimische Bevölkerung auf die Hälfte reduzierte und zu einer Schwächung des Personals und der missionarischen Tätigkeit führte.
1880 kehrte Comboni, begleitet von seinen Missionaren und Missionsschwestern, zum achten und letzten Mal nach Afrika zurück – fest entschlossen, den Kampf gegen das Übel der Sklaverei fortzusetzen und die Missionstätigkeit durch afrikanisches Personal auf eine feste Basis zu stellen, das von ihm lernte, den Kopf hochzuhalten.
Im Herbst 1881 führten die erneut aufflammenden Epidemien Pocken und Typhus fulminans zu einem Kahlschlag unter den Priestern und Schwestern in Khartoum. Comboni stand den Sterbenden bei, hielt die Beerdigungen, tröstete die Trauernden und ertrug alles aus Liebe zu Christus, wie aus einem Brief vom 30. August 1881 hervorgeht: „Welches Kreuz und welche Qual für meinen Geist! Jesus aber hat das Kreuz getragen, wie auch alle seine Nachfolger. In der Nacht (ich schlafe fast nie, in dieser Nacht aber schlief ich dreieinhalb Stunden) bin ich froh darüber, in den vorangegangenen 24 Stunden viel gelitten und erduldet zu haben, froher als wenn ich in London, Paris, Wien oder Petersburg von einem festlichen Mahl heimgekehrt bin. Ja! Jesus ist noch viel gütiger zu den Seinen, wenn er sie in Drangsal vorfindet. Die Rosen sind für die Welt… Jedenfalls geschieht alles durch die anbetungswürdige Verfügung Gottes; lieben wir ihn daher von Herzen, und all unser Vertrauen gehöre ihm! Ihr aber, verliert nicht den Mut! Eines Tages werden wir die Herrlichkeit Gottes besingen, denn, obgleich wir unwürdig sind, hat er uns zu Instrumenten für die Erlösung der Afrikaner gemacht, der am meisten vernachlässigten Seelen im Universum. Das Geschwätz über meine Würde, meinen Charakter, das vielleicht in Verona bereits zu meiner Schmach und Verunglimpfung die Runde macht, bedeutet mir nichts… Was für mich wirklich zählt – und das war auch die einzige und echte Leidenschaft in meinem ganzen Leben und wird es bis zum Tode sein, und dafür schäme ich mich nicht im Geringsten, – ist einzig und allein, dass sich Afrika bekehrt und das Gott mir die notwendigen Hilfen gewähren und bewahren möge, die er mir gegeben hat und mir noch geben wird.“
Etwas mehr als einen Monat später, aufgezehrt von den Anstrengungen, den häufigen und jüngsten Todesfällen unter seinen Mitarbeitern, den Bitterkeiten, Anschuldigungen und Verleumdungen, und schließlich vom Tropenfieber befallen, starb Comboni am 10. Oktober 1881 im Alter von nur 50 Jahren in Karthoum. Das Haus war umlagert von einer trauernden Menschenmenge, die sich bewusst war, dass mit ihm nicht auch sein missionarisches Werk gestorben war. „Ich sterbe“, sagte er, „mein Werk aber, das ein Werk Gottes ist, wird nicht sterben“.
Bald darauf brach der anti-ägyptische Aufstand der Mahdi aus, bei dem die Missionen hinweggefegt wurden und Combonis Grab der Zerstörung anheimfiel. Nur einige Reste wurden später zu den Missionari Comboniani, Vicolo Pozzo, 1, Verona, Italien, gebracht.
Nach seinem Tod wurden seine Mitarbeiter von Italien aus ersucht, die Mission aufzugeben. Doch die Antwort aus Afrika war: „Wir sind Combonianer!“ Und sie verließen Afrika nicht; sie sind auch heute noch dort. Inzwischen hat der Sudan seine Kirche, seine Bischöfe und seinen Landespatron.
Am 5. Oktober 2003 wurde Daniel Comboni von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen, der ihn am 17. März 1996 seliggesprochen hatte.
RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Johannes Pauls II. 1982 – 2004. Innsbruck: Resch, 2012 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 5). XIV, 480 S., 109 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-094-0, Ln, EUR 48.60 [D], 49.90 [A]
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