Andreas Resch: Damian Joseph De Veuster

DAMIAN JOSEPH
DE VEUSTER
(1840-1889)

PROFESSPRIESTER
DER KONGREGATION DER HLST. HERZEN
JESU UND MARIÄ

Heilig: 11. Oktober 2009
Fest: 15. April

DAMIAN JOSEPH DE VEUSTER wurde am 3. Januar 1840 im Dörfchen Tremeloo in der Nähe von Löwen in Belgien als siebtes Kind von Franz De Veuster und Anna Katharina Wauters geboren und auf den Namen Joseph getauft. Seine Eltern waren wohlhabende Bauern und tiefgläubige Christen. Die den Kindern vermittelte katholische Erziehung trug reiche Frucht: zwei Töchter traten in das Kloster der Ursulinen von Tildonk ein, zwei Söhne bei den Patres der Heiligsten Herzen Jesu und Mariä.

Nach der Volksschule in Wechter arbeitete Joseph vier Jahre im landwirtschaftlichen Betrieb der Familie. Um Französisch zu lernen, besuchte er ab dem 15. Mai 1858 die Mittelschule von Brain-le-Comte. Dort spürte er die Berufung zum Priester, der er mit großer Überzeugung Folge leistete. Nachdem er ursprünglich Trappist werden wollte, entschloss er sich auf Anraten seines Bruders Pamphilius im Januar 1859, sein Studium zu unterbrechen und, wie sein Bruder, in das Kloster der Patres der Heiligsten Herzen Jesu und Mariä einzutreten, die auch die Picpus-Kongregation genannt wurden – nach dem Namen der Straße in Paris, in der sich das Mutterhaus der Kongregation befand.

Am 15. Mai 1859 begann er bei den Patres der Heiligsten Herzen Jesu und Mariä in Löwen das Noviziat, wo er jedoch aufgrund mangelnder Ausbildung lediglich als Chorbruder Aufnahme fand. Wenngleich sich Joseph, der das Priesteramt anstrebte, dazu nicht berufen fühlte, nahm er dankbar an und erhielt den Namen Damian. Die Tatsache, dass er sein Leben nun mit seinem Bruder Pamphilius teilte, der schon Jahre früher eingetreten war, spornte ihn an, die verlorene Zeit durch eifriges Studium wettzumachen. In den Ferien erhielt er von Pamphilius Französisch- und Lateinunterricht. Die Oberen konstatierten seinen guten Willen und seine Lernbereitschaft und beschlossen im August 1859, ihn in die Gruppe der Kandidaten für das Priesteramt aufzunehmen.

Das Noviziat machte Damian in Löwen und Yssy in der Nähe von Paris, wo er den Apostolischen Vikar von Tahiti kennenlernte, der dort gerade zu Besuch weilte. Er war von ihm tief beeindruckt und interessierte sich von da an sehr für das missionarische Apostolat. Am 7. Oktober 1860 legte er die Ordensprofess ab und studierte daraufhin ein weiteres Jahr in Paris. 1861 kehrte er nach Löwen zurück, wo er die Kurse in Philosophie belegte und an der katholischen Universität mit dem Theologiestudium begann. Nach Empfang der niederen Weihen in Malines am 19. September 1863 sah sich Damian erneut mit einer unvorhergesehenen Situation konfrontiert, die seinem Leben eine entscheidende Wende gab. Von Hawai wurden weitere Ordensleute angefordert und seinem Bruder Pamphilius gelang es, in die betreffende Gruppe zu kommen. Kurz vor seiner Abreise brach unter der Bevölkerung in der Umgebung von Löwen eine Epidemie aus. P. Pamphilius kümmerte sich um die Kranken und wurde dabei selbst angesteckt, sodass er nicht fahren konnte. Damian bat die Oberen, für seinen Bruder einspringen zu dürfen, obwohl er seine Studien noch nicht abgeschlossen hatte und noch nicht Priester war. Der Pater General erteilte die Erlaubnis, und – da nur mehr wenige Tage bis zur Abreise blieben – hatte Damian gerade noch Zeit, um sich von seiner Mutter zu verabschieden, die er ersuchte, sich beim Heiligtum von Montaigu mit ihm zu treffen. Nachdem er an den von Pater General persönlich geleiteten Exerzitien teilgenommen hatte, reiste Damian nach Bremen, wo er am 9. November 1863 einer Dampfer nach Honolulu bestieg. Nach viermonatiger Reise traf er dort am 19. März 1864 ein, wurde am 26. März zum Subdiakon, am 17. April zum Diakon und am 21. Mai 1864 schließlich zum Priester geweiht.

Am 5. Juni machte er sich von Honolulu aus auf zu dem ihm zugeteilten Distrikt Puna, wo die Lage sehr kritisch war. Es gab dort nicht mehr als 350 Katholiken. Doch nur wenige Monate später, am 19. März 1865, verließ P. Damian Puna in Richtung Kohala, um den Platz von P. Klemens einzunehmen, der mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. Der Bezirk Kohala bot neben seelsorglichen Mängeln auch noch geographische Schwierigkeiten. Es gab dort weder Wege noch Straßen, das Terrain war zerklüftet und häufig von abschüssigen Felswänden durchbrochen. Diese Situation gab P. Damian Gelegenheit, seine ganze Zähigkeit und Hingabe im Dienst der Evangelisierung der Eingeborenen unter Beweis zu stellen, denen er all seine Kraft widmete.

Am 14. Mai 1873, aus Anlass der Einweihung einer neuen Kirche in Wailuku auf der Insel Maui durch den apostolischen Vikar, fand sich auch P. Damian ein, um die Mitbrüder wiederzusehen, sich mit ihnen auszutauschen und bei den Feierlichkeiten mitzuwirken. Beim Gespräch mit dem apostolischen Vikar erfuhr er von den traurigen Zuständen auf der Insel Molokai und der katastrophalen Verwahrlosung der Leprakranken. Eine Woche später, reiste P. Damian, entschlossen wie immer, nach Molokai. Seine Entscheidung kommentierte er folgendermaßen: „Sicherlich hat die Erinnerung daran, dass sich bereits am Tag der Gelübde das Leichentuch über mich gebreitet Ahat, bewirkt, dass ich die Gefahr nicht fürchte, selbst von der furchtbaren Krankheit angesteckt zu werden, wenn ich in Molokai meine Pflicht erfülle.“

Am 10. Mai 1873 traf P. Damian in Begleitung des Bischofs in Molokai ein, der ihn den etwa 800 Leprakranken vorstellte. Mit seinen 33 Jahren strotzte er nur so vor Kraft und Gesundheit. Sein Gepäck bestand lediglich aus dem Brevier und einem Kruzifix und er machte sich unverzüglich an die Arbeit, um in der schwierigen Lebenssituation, in der die Leprakranken dahinvegetierten, geistige und materielle Abhilfe zu schaffen.

Innerhalb kurzer Zeit gestaltete er das Aussehen des Leprosoriums vollständig um, wobei er folgende Ziele verfolgte: Verbesserung der Mahlzeiten; Bau von Häusern; Freizeitgestaltung für die Kranken; Errichtung einer Wasserleitung; medizinische Behandlung, zumal es dort zunächst keinen Arzt gab; Behandlung der an Lepra erkrankten Kinder; Errichtung von Kirchen und Kapellen; spirituelle Werke und schließlich die Begleitung der Kranken bis zu ihrer letzten Ruhestätte. P. Damian hatte die Leitung, Regierung und Mission lieferten das Material.

Schließlich geriet er selbst unter die Geißel der furchtbaren Krankheit, die damals als unheilbar galt. 1885 wurde er offiziell zum Leprakranken erklärt. Doch ließ er sich nicht entmutigen und verdoppelte sein Engagement in den letzten vier Jahren seines Lebens. In dieser Zeit erfuhr P. Damian auch eine große spirituelle Entwicklung. Mit dem Gekreuzigten in einer Einheit spürte er eine überschwängliche Freude. Seine Großzügigkeit führte ihn zu einer grenzenlosen Opferbereitschaft, die sich später wegen einiger Oberer im Hinblick auf seine Absichten mehr als einmal zu einem beschwerlichen Kreuzweg wandelte. Da er die meiste Zeit während seines Aufenthalts auf Molokai allein war, ersuchte er wiederholt um Hilfe.

Bevor P. Damian starb, durfte er am 12. November 1888 noch die Ankunft dreier Franziskanerinnen aus Syrakus (Vereinigte Staaten) mit deren Kaplan P. Wendelin Möllers miterleben, die er schon seit langem erwartete, damit sie sich um die leprakranken Kinder kümmerten. Es kamen auch noch andere, um zu helfen: Josef Dutton, James Sinett und P. Conrardy, der ihm in den letzten Tagen zur Seite stand. Gerade als der Bau der Kirche von Kalawao sich dem Ende zuneigte, wurde P. Damian, 49-jährig, in das Haus seines Vaters gerufen. Es war Karsamstag, der 15. April 1889. Er wurde bei der Kirche der hl. Philomena begraben, unter jener Palme, unter der er nach seiner Ankunft in Molokai seine ersten Nächte verbracht hatte.

Weil P. Damian es auf sich genommen hatte, unter den Leprakranken zu leben, gelang es ihm, aus einer Stätte des Schmerzes eine geschwisterliche Gemeinschaft zu machen. Durch seinen Tod gelangte das Problem der Leprakranken an die Öffentlichkeit. So wurde noch im gleichen Jahr in London eine Gesellschaft zum Kampf gegen Lepra ins Leben gerufen. Weitere Initiativen folgten, darunter die Vereinigung der „Freunde von P. Damian“.

Am 27. Januar 1936 wurde der Leichnam von P. Damian in die Kirche des hl. Antonius der Patres der Heiligsten Herzen Jesu und Mariä nach Löwen überführt, wo er immer noch ruht. 1959 hielt seine Statue Einzug auf dem Kapitol in Washington, die dort die Hawaii-Inseln vertritt. P. Damian lebte die Botschaft Jesu in unverfälschter Weise: Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt (Joh 15, 13).

Am 11. Oktober 2009 wurde Damian Joseph De Veuster von Papst Benedikt XVI. heiligesprochen, nachdem ihn Papst Johannes Paul II. am 4. Juni 1995 in Brüssel, Belgien, seliggesprochen hatte.

RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Benedikts XVI. 2005 – 2012. Innsbruck: Resch, 2013, XII, 204 S., 48 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-096-4, Ln, EUR 25.90 [D], 26.60 [A]

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