Andreas Resch: Cyriac Elias Chavara

CYRIAC (KURIAKOSE)
ELIAS CHAVARA

(1805-1871)

PRIESTER UND MITBEGRÜNDER
DER KONGREGATION DER KARMELITEN
VON DER

UNBEFLECKTEN EMPFÄNGNIS MARIENS

Selig: 8. Februar 1986
Heilig: 23. November 2014
Fest: 3. Januar

CYRIAC ELIAS CHAVARA wurde am 10. Februar 1805 in der Pfarre Chennankary, der heutigen Diözese Changanacherry, Indien, geboren und auf den Namen Cyriac (syro­malabarisch: Kuriakose) getauft. Er wuchs im Kreise der Familie in der Obhut seiner tief gläubigen Eltern heran. Als Cyriac wenige Monate alt war, brachte ihn die Mutter zum Marienaltar, um den Jungen der Gottesmutter zu weihen. Später erinnerte sie ihn des öfteren daran, dass er nun nicht mehr ihr Sohn sei, sondern der Sohn Mariens, und sie ermahnte ihn zu entsprechendem Verhalten und führte ihn in die Gebete und Mysterien des Glaubens ein. Diese Unterweisung hatte großen Einfluss auf seine Charakterbildung und so wurde er schon von Kind auf von allen wegen seiner außergewöhnlichen Frömmigkeit und seiner besonderen Qualitäten bewundert.

Gegen Ende der Volksschulzeit traf Cyriac in seinem Heimatdorf zufällig auf P. Thomas Palakal, den das Wesen und die Religiosität des Jungen sehr beeindruckten. Als er 13 Jahre alt war, nahm er ihn mit in das Seminar von Pallipuram, wo er Theologie, Latein und östliche Sprachen studierte. Während seines Aufenthalts dort starben Cyriacs Eltern und sein älterer Bruder. Daraufhin versuchten die Verwandten, ihn mit allen Mitteln vom Priesterberuf abzubringen, jedoch ohne Erfolg. Cyriac führte sein Theologiestudium zu Ende und wurde im November 1829 zum Priester geweiht.
Nach der Priesterweihe und der Primizfeier in seiner Heimatpfarre wurde der junge Geistliche erneut in das Seminar berufen, um dem „malpan“ (syrische Bezeichnung für den Lehrer oder Leiter eines Seminars) Thomas Palakal als Assistent zur Seite zu stehen. Gleichzeitig trat er in mehreren Kirchen als Prediger auf – dies zu einer Zeit, in der Predigten eine Seltenheit waren – und erfüllte mit großem Eifer auch andere pastorale Aufgaben.

Zusehends reifte in Cyriac der Wunsch nach Verinnerlichung und so erwog er, gemeinsam mit dem „malpan“ Thomas Palakal und P. Thomas Porukara, einem frommen und eifrigen Priester aus der Pfarre Kallurkad, in Mannanam ein Kloster zu bauen, um dort ein vorwiegend kontemplatives Leben zu führen und so das eigentliche Ziel des Priesterdaseins zu verwirklichen, das er wie folgt verstand: Der Priester ist von seiner Berufung her verpflichtet, Seelen zu heilen und sich für deren Rettung einzusetzen; gleichzeitig hat er aber auch die Pflicht, nach persönlicher Heiligung und Erlösung zu streben.

Nach Einholen der nötigen Erlaubnis zur Errichtung des Klosters wurde ein Hügel namens Mannanam in der Pfarre Kadamalur ausgewählt, wo der Ortsbischof am 11. Mai 1831 unter großen Feierlichkeiten den Grundstein legte. Der „malpan“ Thomas Palakal und P. Thomas Porukara betätigten sich in der Seelsorge und versuchten, die finanziellen Mittel aufzubringen, während Cyriac in Mannanam blieb, um den Fortgang der Bauarbeiten zu überwachen.

Während der Bauzeit wurde Cyriac vom Bischof die Pfarre Pallipuram anvertraut, wo er zwei Jahre lang als eifriger Priester seinen Dienst versah. Als er eines Tages einen seiner Pfarrangehörigen aufsuchen wollte, der an Pocken erkrankt war, versuchten etliche, ihn aus Angst vor Ansteckung davon abzuhalten. Cyriac aber sagte: „Es ist meine Pflicht, und Gott ist mit mir.“

Im April 1833 wurde P. Cyriac seines Amtes als Pfarrer enthoben und konnte sich so in Mannanam niederlassen und sich verstärkt dem Bau des Klosters zuwenden. In dieser Zeit verlor er seine besten Freunde. Am 13. Januar 1841 starb „malpan“ Thomas Palakal, der Wegbereiter des Konvents, Cyriacs Lehrer und Vorgesetzter. Dasselbe Schicksal ereilte am 23. Januar 1846 in Mannanam P. Thomas Porukara, der sich für das neue Kloster besonders eingesetzt hatte und von dessen außergewöhnlicher Frömmigkeit alle tief beeindruckt waren. Somit verblieb von den drei Pionieren des Projekts nur mehr Cyriac.

In der Zwischenzeit übertrug man ihm im Seminar die Ausbildung der Priester des syro­malabarischen Ritus; 1844 erhielt er den Titel eines „malpan“ und wurde zum „Prüfer“ der Priester des syro­malabarischen Ritus des apostolischen Vikariats ernannt. 1846 wählte man P. Cyriac zum Rektor des Seminars von Mannanam – ein Amt, das er bis zu seiner Übersiedlung nach Koonammavu 1864 innehatte.

Cyriac führte ein so beispielhaftes Leben, dass sich ihm zunehmend Priester und Kleriker anschlossen, die denselben Weg gehen wollten. Er erkannte jedoch, dass das religiöse Leben, so ehrfurchtsvoll und gottergeben dieses auch sein mochte, der Approbation des Bischofs bedarf.

Nachdem ihm diese schließlich zuteil geworden war, entstand 1855 die neue Ordensgemeinschaft der Karmeliten von der Unbefleckten Empfängnis Mariens, die von Cyriac die Ordensregel und die Konstitutionen erhielt. Gemäß deren Normen legte er zusammen mit zehn weiteren Patres am 8. Dezember 1855 im Konvent von Mannanam die Profess ab und nahm den Namen „Kuriakose Elias von der Hl. Familie“ an, wobei ihm der Erzbischof den Titel „Prior“ von Mannanam verlieh. In der Folge entstanden noch weitere Klöster und die Zahl der Berufungen nahm stetig zu. Alle beteiligten sich eifrig an der seelsorglichen Arbeit in den verschiedenen Pfarreien. 1857 kam es zu einer Gründung in Koonammavu, 1858 in Elthuruth und in Vazhakulam, 1864 in Pulincunnu, 1868 in Ampazhakad und 1870 in Mutholy.

1861, als P. Cyriac noch Rektor des Seminars von Mannanam war, ernannte ihn der apostolische Vikar zum Generalvikar der syro­malabarischen Kirche mit großzügigen Vollmachten. Als solcher musste er sich mit dem chaldäischen Schismatiker Thomas Rochos von Bagdad auseinandersetzen, der im selben Jahr entgegen den Anordnungen von Papst Pius IX. als Bischof Thomas nach Malabar kam und damit die Einheit der Kirche gefährdete. Dank seiner Umsicht bewahrte P. Cyriac zahlreiche Christen vor dem Schisma und gewann viele der bereits abgefallenen Pfarreien zurück. Papst Pius IX. übersandte ihm nach Überwindung der Krise ein Schreiben, in dem er seine hohe Wertschätzung und tiefe Genugtuung zum Ausdruck brachte.
1864 verließ P. Cyriac Mannanam und ließ sich in Koonammavu nieder, wo er die verschiedenen Aufgaben und Vorhaben besser dirigieren konnte. Unter anderem war es ihm ein großes Anliegen, auch einen weiblichen Ordenszweig zu errichten, um den jungen Frauen von Malabar die Möglichkeit zu einem echten christlichen Leben zu bieten. So gründete er 1866 in Zusammenarbeit mit P. Leopold Beccaro OCD, einem gebürtigen Italiener, in Malabar eine Schwesterngemeinschaft mit der Bezeichnung „Dritter Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen“, die ihr erstes Haus in Koonammavu hatten, sich dann in zwei Gruppen teilten und sich letztendlich im Institut Mother of Carmel (Abb.) zusammenschlossen.

Trotz der vielseitigen Aufgaben fand P. Cyriac noch genügend Zeit, um für die malabarischen Gläubigen einige erbauliche Bücher zu schreiben. Dies ging ihm ob seiner poetischen Ader und großen Spontaneität leicht von der Hand. So schrieb er Werke in Lyrik und Prosa, die weite Verbreitung fanden. Er war aber auch technisch begabt und konstruierte z. B. eine Vorrichtung aus Holz, um seine Schriften zu drucken. Die wichtigsten davon sind: Vermächtnis eines ergebenen Paters, Totenwache, Meditation und Gespräche. Darüber hinaus schrieb er eigenhändig den gesamten Text des Stundengebets, in der Absicht, dieses zu veröffentlichen. Um seine ganze Hingabe, Liebe und Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen sowie zur persönlichen Erbauung verfasste er vor seiner letzten Erkrankung eine kurze poetische Komposition mit dem Titel „Atmanuthapam“ (Seufzer einer reuigen Seele).

Als P. Cyriac im Oktober 1870 erkrankte, trug er sein Leiden und das Schicksal völliger Erblindung drei Monate hindurch mit Gelassenheit und Geduld. Nachdem er mit großer Hingabe die Krankensalbung empfangen hatte, starb er am 3. Januar 1871 im Kloster von Koonammavu, umgeben von seinen Mitbrüdern und bei vollem Bewusstsein bis zum letzten Atemzug. Tags darauf wurde er in der Klosterkirche beigesetzt.

1889 wurden seine sterblichen Überreste in die St. Josephskirche in Mannanam übertragen.

Am 8. Februar 1986 wurde P. Cyriac Elias Chavara von Papst Johannes Paul II. in Kottayam, Indien, seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1986 – 1990. Innsbruck: Resch, 2005 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 2). XIII, 298 S., 69 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-076-X, Ln, EUR 25.70 [D], 26.52 [A]

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