Andreas Resch: Claudius La Colombière

CLAUDIUS DE LA COLOMBIÈRE
(1641-1682)

PROFESSPRIESTER
DER
GESELLSCHAFT JESU

Heilig: 31. Mai 1992
Fest: 15. Februar

CLAUDIUS DE LA COLOMBIÈRE wurde am 2. Februar 1641 in St. Symphorien d’Ozon in Dauphinè, Frankreich, als drittes Kind des Notars Bertrand La Colombière und der Margareta Coindat geboren. Seine Kindheit verbrachte er im Schoß der Familie, wo er von den Eltern zu einem soliden christlichen Leben erzogen wurde. 1650 übersiedelte die Familie nach Vienne, wo sein Vater eine Stelle im Finanzwesen antrat. Hier erhielt Claudius seine erste Schulausbildung, die er dann in Lyon im „Collège de la Sainte-Trinité“ der Jesuiten durch das Studium der Philosophie und Rhetorik komplettierte. Während des Studiums war er Mitglied der Marianischen Kongregation und entwickelte eine große Verehrung zur Gottesmutter. Später sagte er: „Es war die Muttergottes, die mir das Herz Ihres Sohnes geöffnet hat.“

Es war gerade zu der Zeit, dass er die Berufung zum Ordensleben in der Gesellschaft Jesu verspürte. Die Gründe, die ihn zu einer solchen Entscheidung führten, sind nicht bekannt; in einer seiner Schriften räumt er sogar ein: „Ich hatte eine starke Aversion gegen das Leben, das ich einging.“ Das beweist, dass es sich um einen echten Ruf des Herrn handelte und dass Claudius innerlich ein konsequenter Mensch war.
Am 15. Oktober 1658 trat er als Siebzehnjähriger zusammen mit 32 Kandidaten in das Noviziat der Gesellschaft Jesu in Avignon ein. 1660 charakterisierte ihn sein Novizenmeister mit folgenden Worten: „Claude La Colombière zeichnet sich durch drei große Gaben aus: einen selten gesunden Menschenverstand, ungewöhnliche Klugheit und ein schon ziemlich entwickeltes Erfahrungspotential; im Studium hat er einen guten Anfang gemacht. Sein Temperament ist angenehm ruhig, seine physischen Kräfte sind zarter Natur.“ Seine löbliche Aussage beschloss der Novizenmeister mit „Ad omnia factus“, was besagte, dass er für sämtliche Aufgaben geeignet war.

Nach Beendigung des zweijährigen Noviziats legte La Colombière am 20. Oktober 1660 die ersten Gelübde ab, die damals bereits den ewigen Gelübden entsprachen. Er kehrte daraufhin in das Kolleg von Lyon zurück, um seine Studien in Philosophie zu beenden. Am Ende des Kurses wurde er zum Professor für Grammatik und Literatur ernannt. Gleichzeitig absolvierte er die vierjährigen Theologiestudien.

1666 wurde La Colombière auf Anordnung des Generals Oliva zum Theologiestudium an das Kolleg Clermont nach Paris geschickt, wo ihm eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe zukam. Seine besondere Vorliebe für die humanistischen Studien, verbunden mit den Gaben der Klugheit und Subtilität, veranlasste die Oberen, ihn als Privatlehrer für die beiden Söhne Colberts, des Finanzministers des „Sonnenkönigs“ Ludwig XIV., auszuwählen. In diesem Umfeld hatte Claudius die Möglichkeit, verschiedene literarische und wissenschaftliche Zirkel zu besuchen, und als alles auf eine große Karriere hinzuweisen schien, provozierte ein Zwischenfall die Wende. Es geschah, dass Colbert beim Stöbern in den Schriften des Privatlehrers auf einen der vielen Witze stieß, die auf ihn gemünzt und möglicherweise der Originalität wegen niedergeschrieben worden waren. Die unmittelbare Folge war, dass La Colombière aus Paris verjagt wurde. Am 6. April 1669 zum Priester geweiht, wurde er zum Professor für Rhetorik am Kolleg von Lyon ernannt. Nach einiger Zeit widmete er sich gänzlich dem Predigen und der Leitung der Marianischen Bruderschaft. Seine Predigten zeugten von einer Gediegenheit und Tiefe, die all seine Zuhörer mit Frieden und Gottvertrauen erfüllte.

1674/75 absolvierte La Colombière das dritte Probejahr im „Maison Saint-Joseph“ in Lyon. Es war das entscheidende Jahr seines Lebens. Während des üblichen Exerzitienmonats hatte er die Eingebung, für eine spezielle Aufgabe bestimmt zu sein. Er machte das besondere Gelübde, alle Regeln der Gesellschaft, auch die geringsten, als Programm zur Heiligkeit zu betrachten. Nach Beendigung des dritten Probejahres legte er am 2. Februar 1672 die ewige Profess ab und wurde von den Oberen mit einem klaren Ziel zum Rektor des Kollegs von Paray-Le-Monial ernannt.

Inzwischen lebte im Kloster der Heimsuchung in Paray-Le-Monial eine junge Schwester namens Margareta Maria Alacoque in einem Zustand großen spirituellen Unbehagens. Einerseits fühlte sie sich vom Herrn dazu auserwählt, die ganze Welt an seine große Liebe zur Menschheit zu erinnern und die Verehrung zum Heiligsten Herzen Jesu zu fördern. Andererseits sahen der Obere, die Mitschwestern und Kapläne in ihr eine Visionärin, wenn nicht gar eine Verrückte. Deshalb wurde ihr die Aufgabe zuteil, den Esel der Kommunität zu hüten, damit er nicht den Klostergarten zertrete. Es vergingen Jahre der Unsicherheit. Margareta vertrat die Meinung, dass der Herr seine Wünsche verwirklicht sehen wollte. Sie verwies auf das Klima der Ungläubigkeit in ihrer Umgebung und auf ihre Unzulänglichkeit für die geforderten Aufgaben. Vertrauensvoll ersuchte sie den Herrn, ihr den Weg zu weisen. Der Herr versprach ihr „einen treuen Diener und perfekten Freund“ zu senden. Also wartete Margareta, dass der Herr Sein Versprechen einlöse und ihr diesen „treuen und perfekten Diener“ schickte, der ihr helfen würde, die Mission zu verwirklichen, zu der sie sich von Ihm bestimmt sah: nämlich der Welt die unergründlichen Reichtümer seiner Liebe zu zeigen.

Als P. La Colombière an seinem neuen Bestimmungsort angelangt war, wurde er schon bald mit den Problemen der „visionären Schwester“ konfrontiert. Und tatsächlich, als er sich für eine ermunterndes Wort an die Visitantinnen zum ersten Mal im Kloster vorstellte, hörte Schwester Maria eine innere Stimme – „Er ist es, den ich dir schicke“ – , und in freudiger Gelassenheit legte sie La Colombière dar, was ihr der Herr in jenen zwei Jahren geoffenbart hatte. Dieser hörte sie an, prüfte aufmerksam ihren Bericht über die Offenbarungen und empfahl ihr, alles niederzuschreiben, was in ihrer Seele vorging, wobei er sie bei der Durchführung der ihr aufgetragenen Mission beriet und unterstützte. Gleichzeitig bat er den Herrn um Erleuchtung.

Die Botschaften an Margareta hatten um 1672 begonnen und was P. La Co-
lombière zu prüfen hatte, lässt sich wie folgt zusammenfassen:
– Gott Vater hat den Menschen so sehr geliebt, dass er seinen Sohn zu dessen
Rettung sandte.
– Christus zeigt seine Liebe zu uns, sein Herz, auf außergewöhnliche Weise und
verlangt, außer dem Bemühen um ein konsequentes Leben, eine besondere Ver-
ehrung.
­– Er verlangt, dass Er kundgetan werde, um Schätze der Barmherzigkeit zu ver-
teilen, und Er wünscht eine besondere Verehrung der Eucharistie mit häufigem
Empfang derselben.
– Er fordert unsere Anteilnahme, unsere Wiedergutmachung der Gott zugefügten
Schmähungen.

P. La Colombière studierte die Botschaften, die Margareta ihm in schriftlicher Form vorlegte, eingehend und überzeugte sich von der Authentizität der Visionen und Auditionen. Als er dann sicher war, dass Christus die Verehrung Seines Herzens wünschte, weihte er sich am 21. Juni 1675 selbst, gemeinsam mit Margareta, dem Heiligsten Herzen Jesu. Von da an versäumte er keine Gelegenheit, um die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu zu verbreiten.

Nach eineinhalb Jahren Aufenthalt in Paray-Le-Monial reiste P. La Colombière 1676 nach London, weil er als Prediger und Beichtvater der Herzogin Beatrice D’Este in York ausgewählt worden war, die mit ihrem katholischen Ehegemahl Jakob das Erbe des Königreiches England antreten sollte, welches laut Verfassung protestantisch war und bis heute ist. Es war dies unter verschiedenen Gesichtspunkten eine ziemlich heikle Mission. Doch bei allem höfischen Luxus führte P. La Colombière ein einfaches Leben, wobei er sich vor allem für die Verbreitung der Herz Jesu-Verehrung in einem gänzlich anderen Umfeld einsetzte, wie er schreibt: „Hier gibt es Leute, die sich dafür rühmen, an der realen Gegenwart Christi in der Eucharistie zu zweifeln; ich verspüre einen großen Trost, des öfteren am Tag ,Glaubenshandlungen‘ in der Realen Gegenwart zu wiederholen.“
In dieser Zeit begann er sein Spirituelles Tagebuch zu schreiben, das ein Zeugnis der Liebe zum Heiligsten Herzen Jesu und seiner Spiritualität ist. La Colombière widmete sich einer soliden Unterweisung im echten Glauben und hatte, wenngleich unter großen Gefahren, die Genugtuung, viele dorthin zurückkehren zu sehen, so sehr, dass er nach einem Jahr sagte: „Ich könnte ein Buch schreiben über die Barmherzigkeit, zu deren Zeugen mich Gott, seit ich hier bin, gemacht hat.“ Doch ein Jahr später, 1678, wurde er von einem angeblichen Konvertiten, den er unterstützt hatte, des päpstlichen Komplotts und sogar der Verschwörung gegen den Staat angeklagt, weshalb er am 17. November 1678 in die unterirdischen Gewölbe des Londoner Towers gesperrt wurde, ein hartes und feuchtes Gefängnis, das ein englischer Schriftsteller als „Vorhölle“ bezeichnet. Nach drei Wochen wurde er, von Schwindsucht gezeichnet, nach Frankreich zurückgeschickt, um diplomatische Komplikationen zu vermeiden. Ungefähr Mitte Januar 1679 traf La Colombière in Paris ein, wo er zehn Tage blieb und die Seinen über die Lage der Katholiken in England unterrichtete. Dann ging er als Spiritual der jungen Studenten wieder nach Lyon. Dort hatte er Gelegenheit, jene auszubilden, die später zu den großen Theologen der Herz Jesu-Verehrung zählen sollten, wie P. Croiset und P. Gallifet.

Die Krankheit aber schritt unaufhaltsam fort. Als er schon sehr geschwächt war, wurde er im August 1681 nach Paray-Le-Monial geschickt, wo er Margareta nicht mehr im Gewand der Eselshirtin antraf, sondern als Novizenmeisterin. Am 15. Februar 1682 überkam ihn abends ein starker Bluthusten, der seinem Leben ein Ende setzte. Als Schwester Margareta die Todesnachricht erfuhr, betete sie nicht für ihn, sondern sagte: „Er ist es, der für uns beten muss, weil er im Himmel ist; das Heiligste Herz Jesu hat ihn im Himmel zu einem mächtigen Instrument gemacht.“

La Colombière wurde in der Kapelle des Kollegs beerdigt, wo er sich dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht hatte, heute die Kapelle La Colombière in Paray-Le-Monial in Frankreich.

Am 16. Juni 1929 wurde Claudius La Colombière von Papst Pius XI. seliggesprochen und am 31. Mai 1992 von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Johannes Pauls II. 1982 – 2004. Innsbruck: Resch, 2012 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 5). XIV, 480 S., 109 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-094-0, Ln, EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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