CHRISTOPHORUS, ANTONIUS und JOHANNES
PROTOMÄRTYRER VON MEXIKO
(† 1527/1529)
Heilig: 15. Oktober 2017
Fest: 23. September
Um die Gründe für das Martyrium der 12- bis 13-jährigen Knaben in den Jahren 1527–29 besser zu verstehen, muss man sich vergegenwärtigen, dass 1524 die Franziskaner-Missionare nach Mexiko kamen, besser gesagt nach Tenochtitlàn, und sich anschließend in vier Gruppen teilten, um sich in México, Texcoco, Huetzingo und Tlaxcala niederzulassen, wo man sich genau an das Martyrium der Jugendlichen erinnert. Die einheimische Bevölkerung war sehr ihren Traditionen verhaftet. Die Missionare nun gründeten die Evangelisierung auf den Umstand, dass die Erlösung ein absolutes Gut sei; und um dieses zu erreichen, sei es legitim, die heidnischen Götzen zu entfernen. Das führte zum energischen Widerstand der Indios, der sich gegen die drei Katechisten Christophorus, Antonius und Johannes entlud, über deren Leben vor dem Martyrium kaum etwas bekannt ist. Speziell im Hinblick auf Antonius und Johannes gibt es wenig Informationen.
Christophorus wurde um 1514/15 als erstes Kind von Acxotécatl und Tlapaxilotzin in Atlihuetzía bei Tlaxcala geboren. Zwischen Ende 1524 und Anfang 1525 durften seine Geschwister die öffentliche Schule der Franziskaner-Missionare in deren Konvent in Tlaxcala besuchen. Christophorus selbst hingegen musste zu Hause bleiben, weil ihn der Vater zu seinem Erben machen und daher nach seinem Gutdünken ausbilden wollte.
Erst später war es auch Christophorus erlaubt, in die Schule der Missionare zu gehen. Der Junge folgte dem Unterricht, vor allem den Religionsstunden, mit viel Enthusiasmus und großem Gewinn und wollte sich taufen lassen. Nachdem er im Zuge dessen den Namen Christophorus angenommen hatte, nahm er sich vor, auch seinen Vater zu bekehren, und zwar durch wiederholte Katechese, bei der er von ihm verlangte, dem Götzenkult und den damit verbundenen unmoralischen Praktiken abzuschwören und seine Laster, vor allem das Trinken, aufzugeben.
Anfangs schenkte ihm der Vater kaum Beachtung, schließlich aber reagierte er auf die Beharrlichkeit seines Sohnes mit Gewalt. Zur Ausführung seines Plans gab er vor, ein Familienfest zu organisieren, wobei eine seiner Konkubinen das Szepter führte. Er holte seine Kinder von der Schule ab und als sie zu Hause ankamen, hieß er sie in das Haus gehen – mit Ausnahme von Christophorus, den er an den Haaren zu Boden zerrte, ihm Fußtritte verabreichte und ihn mit einem Prügel schlug, bis Arme und Beine gebrochen waren. Er blutete am ganzen Körper. In dieser Situation rief Christophorus den Herrn an mit den Worten: „Mein Gott, hab’ Mitleid mit mir; wenn Du willst, dass ich sterbe, so sei es! Wenn Du aber willst, dass ich lebe, dann befreie mich von der Grausamkeit meines Vaters!“ Als dieser sah, dass sein Sohn noch nicht tot war, warf er ihn auf einen Scheiterhaufen. Während dieser Qualen fuhr Christophorus in seinen Gebeten fort. Am nächsten Tag sagte er zu seinem Vater: „Vater, du brauchst nicht zu meinen, dass ich wütend sei – ich bin sehr glücklich, und du sollst wissen, dass du mir mehr Ehre erwiesen hast, als in deiner Macht steht.“ Unmittelbar darauf starb er. Um das Verbrechen zu verschleiern, ließ der Vater auch die Mutter von Christophorus umbringen, wurde für seine Schandtaten aber zum Tode verurteilt. Bruder Andrés de Córdoba, der wusste, wo Christophorus begraben war, exhumierte seinen Leichnam und brachte ihn in den Konvent. Viel später setzte ihn dann Bruder Toribio di Benevento, dem der vollständigste Bericht über das Martyrium zu verdanken ist, in der Kirche Santa Maria in Tlaxcala bei.
Antonius wurde zwischen 1516 und 1517 in Tizatlán bei Tlaxcala geboren. Er war der Neffe von Xicohténcatl, einem angesehenen Bürger von Tizatlán und einem von vier Senatoren der Region, der ihn zum Erben seiner zeitlichen Güter bestimmt hatte.
Antonius besuchte die Schule der Franziskaner-Missionare in Tlaxcala. 1529 entschieden sich die Dominikanerpatres für die mexikanische Mission in Oaxaca. Auf seiner Durchreise durch Tlaxcala ersuchte Bruder Bernardino Minaya, der sich in Begleitung seines Mitbruders Bruder Martín de Valencia befand, ihm einige Knaben zu nennen, die freiwillig mitkommen würden. Bruder Martín stellte die Frage der Dominikanerpatres in aller Öffentlichkeit und sogleich meldeten sich Antonius und sein Diener Johannes sowie Diego (der vom Martyrium verschont blieb). Vor der Abreise sagte Bruder Martín zu ihnen: „Ihr wisst, meine Kinder, dass ihr nun unseren Bereich verlasst und zu Leuten geht, die Gott nicht kennen. Ich glaube, dass ihr viel zu tun haben werdet, und ich habe Angst, dass sie euch unterwegs umbringen. Seid also vorsichtig!“ Antonius antwortete: „Pater, Ihr habt uns gelehrt, was wahrer Glaube ist. Wir sind bereit, mit den Patres zu gehen und guten Willens die Arbeit für Gott auf uns zu nehmen. Haben sie nicht auch den hl. Petrus gemartert und den hl. Paulus enthauptet, und wurde dem hl. Bartholomäus nicht die Haut abgezogen?“
Ob Antonius getauft war, ist nicht sicher. Doch obwohl es in den Dokumenten keinerlei Hinweise darauf gibt, ist dies aus mehreren Gründen nicht auszuschließen: erstens, weil er den Namen eines Heiligen trug, noch dazu eines Franziskaners, was vermuten lässt, dass er vielleicht gerade von den Franziskanern in Tlaxcala getauft wurde; zweitens, weil er dem Oberen der ersten zwölf Franziskaner-Missionare, Bruder Martín de Valencia, als dieser ihn darauf aufmerksam machte, welche Gefahren ihn in Begleitung von P. Bernardino de Minaya erwarten würden, die oben erwähnte kluge Antwort gab – was darauf schließen lässt, dass sie die christliche Lehre bereits kannten, vielleicht von den Missionaren darin unterwiesen worden waren, worauf die Taufe folgte. Und drittens spricht für eine Taufe, dass – wäre Antonius nicht getauft gewesen – er auch nicht auf einer Stufe mit Christophorus als Märtyrer betrachtet worden wäre, nachdem man ihn 1529 im Alter von 12 oder 13 Jahren in Cuauhtinchán bei Puebla umgebracht hatte.
JOHANNES wurde vermutlich zwischen 1516 und 1517 in Tizatlán geboren. Er stammte aus bescheidenen Verhältnissen und war der Diener von Antonius, mit dem er die Schule der Franziskaner-Missionare in Tlaxcala besuchte. Auch von ihm ist nirgends erwähnt, dass er getauft war, doch gibt es darüber keinen Zweifel: denn außer dass er den Namen eines Heiligen trug, war er sich der Gefahren, denen er in Begleitung von P. Bernardino de Minaya ausgesetzt sein würde, wohl bewusst. Auch er sagte, dass er bereit sei zu sterben, so wie dies die Apostel getan hatten. Und eben dies geschah auf der Reise mit dem Missionar, wo er – ebenfalls 12 oder 13 Jahre alt – 1529 gemeinsam mit Anton in Cuauhtinchán den Tod fand.
Die Details des Martyriums von Antonius und Johannes lassen sich wie folgt zusammenfassen: Nach ihrer Ankunft in Tepeaca, Puebla, halfen die Knaben den Missionaren beim Einsammeln der Götzenbilder. Wenig später gingen sie nach Cuauhtinchán, Puebla, um die Arbeit dort fortzusetzen. Wenn sie zu einem Haus kamen, blieb Johannes an der Türe stehen, während Antonius eintrat, um die Götzenbilder zu holen. Bei einer dieser Aktionen näherten sich ihnen einige mit Stöcken bewaffnete Indianer und schlugen so auf Johannes ein, dass er auf der Stelle starb. Antonius eilte ihm zu Hilfe und angesichts der Grausamkeit der Übeltäter schleuderte er ihnen mutig die Worte entgegen: „Warum schlagt ihr meinen Gefährten, der unschuldig ist? Ich bin es, der die Götzen einsammelt, weil sie nicht göttlicher, sondern teuflischer Natur sind.“ Die Eingeborenen schlugen daraufhin auch auf Antonius so lange ein, bis er starb.
Die Leichen der beiden wurden in der Nähe von Tecalco über eine Böschung geworfen, die Schuldigen und ihre Auftraggeber von den Spaniern ausfindig gemacht. Die Dominikaner-Brüder begruben die Toten in einer Kapelle in Tepeaca.
Hinsichtlich des Martyriums der drei Jugendlichen und ihrer Vorgangsweise bei der Evangelisierung wurden Vorwürfe laut und man sprach sogar von einem unglückseligen Kapitel in der Geschichte der Missionierung durch die Kirche. Auf den jüngsten internationalen Kongressen, die von Dominikanern und Franziskanern dieser Problematik gewidmet wurden, konnten derlei Reaktionen sichtlich abgeschwächt werden.
Sicherlich ist die Zerstörung der Tempel und der heidnischen Götzenbilder eine radikale und für die heutige Mentalität manchmal zu drastische Wahl. Man muss jedoch betonen, dass den Missionaren die inhumanen Begleiterscheinungen dieser Kulte bekannt waren und sie daher bei ihrem Kampf gegen die Menschenopfer im Interesse der Indios agierten. Durch das Studium der Eingeborenensprachen verteidigten sie diese auch gegen die Übergriffe der encomenderos (die mit der Tötung Beauftragten). Die von ihnen geübte Härte, vor allem gegen die Götzenkulte, erklärt sich aus der Praxis der Menschenopfer, der internen Sklaverei und der Regelwidrigkeit solcher Riten. Sowohl Franziskaner als auch Dominikaner setzten sich für mehr Menschlichkeit unter den Indios ein; sie widmeten sich vor allem der Seelsorge und der Ausbildung, eröffneten Schulen, führten die Presse ein, verfassten die ersten religiösen Texte in der Lokalsprache und teilten das ärmliche Leben der Indios. Schließlich ist die uns überlieferte vereinfachte Beschreibung der Zerstörung der Götzen ein Symbol für den komplexen Akt der Evangelisierung und Förderung von mehr Menschlichkeit durch die Missionare.
Am 15. Oktober 2017 wurden Christophorus, Antonius und Johannes von Papst Franziskus heiliggesprochen, nachdem sie Papst Johannes Paul II. am 6. Mai 1990 in der Basilika Unserer Lieben Frau von Guadalupe in Mexiko-Stadt seliggesprochen hatte.