Andreas Resch: Candida Maria von Jesus Cipitria y Barriola und Maria Antonia Bandrés y Elósegui


CANDIDA MARIA
VON JESUS
CIPITRIA Y BARRIOLA

(1845-1912)

GRÜNDERIN
DER KONGREGATION
DER TÖCHTER JESU

Selig: 12. Mai 1996
Heilig: 17. Oktober 2010
Fest: 9. August

MARIA ANTONIA BANDRÉS Y ELÓSEGUI
(1898-1919)

PROFESS-SCHWESTER
DER KONGREGATION DER TÖCHTER JESU

Selig: 12. Mai 1996
Fest: 27. April

CANDIDA MARIA VON JESUS CIPITRIA Y BARRIOLA (Johanna Josefa) wurde am 31. Mai 1845 auf dem Bauernhof von Berospe in Andoáin (Guipúzcoa), Spanien, als erstes Kind der Weberfamilie Juan Miguel Cipitria und Maria Jesus Barriola geboren und noch am gleichen Tag auf den Namen Johanna Josefa getauft. Im Schoß der Ihren zu einem tief christlichen Leben erzogen, erhielt sie am 5. August 1848 das Sakrament der Firmung. Da es an Arbeit mangelte, zog die Familie am 5. August 1852 nach Tolosa, wo Johanna Josefa zu Hause die typischen Aufgaben der ältesten Tochter einer Familie mit sieben Kindern zu verrichten hatte. Sie sorgte für die kleineren Geschwister und studierte mit ihnen die Gebete und Lieder ein, die sie selbst gelernt hatte. Eine Schule besuchte sie nicht. Mit zehn Jahren empfing sie 1855 die Erstkommunion. Die Begegnung mit Jesus bereitete ihr eine so unermessliche Freude, dass sie von da an häufig zur Kommunion ging, bis sie von ihrem Beichtvater die Erlaubnis zum täglichen Kommunionempfang erhielt. Schon damals gehörte sie ganz Jesus.

Als man ihr eine günstige Heirat in Aussicht stellte, tat sie ihren Entschluss kund, „allein für Gott“ da sein zu wollen. 1865 ging sie nach Burgos in Kastilien, wo sie in die Dienste der Familie Mantoya trat. Als ihr Beichtvater, P. Raimondo Sureda SJ, bemerkte, wie sehr man ihr dort aufgrund ihrer religiösen Praktiken das Leben erschwerte, vertraute er sie der mit sieben Kindern gesegneten Familie des Richters Dr. José Sabater Noverges und Hermitas Becera an. Diese, eine Frau mit außerordentlichen Tugenden, stand den spirituellen Übungen von Johanna Josefa sehr positiv gegenüber und gemeinsam mit dem Beichtvater begleitete sie das Mädchen bei seinem nahezu unablässigen Gebet. In diesem Umfeld trat die außergewöhnliche Spiritualität Johanna Josefas zunehmend deutlicher hervor: eucharistische und marianische Frömmigkeit, besondere Liebe zu den Armen, Verzicht und Buße, tiefe Verehrung des Leidens Christi. Gerade in ihrem selbstlosen Dienst bewies sie ihre Fähigkeit zur Hingabe und grenzenlosen Nächstenliebe.
Im Juni 1868 wurde die Familie Sabater nach Valladolid versetzt und Johanna Josefa ging mit ihr. Dort begegnete sie P. Miguel de Los Santos San José Herranz, einem im Gefolge der Spanischen Revolution von 1868 exklaustrierten Jesuiten, der im Hause seines Bruders wohnte.

Am 2. April 1862 erhielt sie vor dem Altar der Heiligen Familie in der Rosarillo-Kirche die Eingebung, unter der Bezeichnung „Töchter Jesu“ eine neue Kongregation zu gründen, die sich durch Erziehung und Unterricht der Kinder und Jugendlichen dem Seelenheil widmen sollte. P. Herranz erfuhr während der Messfeier die gleiche Eingebung, sodass er – als ihm Johanna Josefa ihr Erlebnis erzählte – kein Problem damit hatte, den Willen Gottes darin zu erkennen. Sofort begann er mit der spirituellen und kulturellen Unterweisung von Johanna Josefa, die praktisch Analphabetin war. Einige hielten P. Herranz aus diesem Grund für verrückt, andere wiederum spürten, dass im Leben der jungen Frau etwas vor sich ging. So auch der Bischof von Salamanca, Joaquín Lluch y Garriga, der das Werk „als nützlich für die Kirche und heilsam für die Gesellschaft“ betrachtete. Im Sommer 1871 informierte Johanna Josefa ihre Angehörigen, die im ersten Augenblick mit Unverständnis reagierten. Als dann aber der Vater gerade zu der Zeit von einer mysteriösen Krankheit befallen wurde, sagte er: „Meine Tochter, geh‘, wohin Gott dich ruft. Es ist Sein Wille.“ Nachdem Johanna Josefa schließlich in Salamanca ein Viertel des Hauses zum hl. Joseph gemietet hatte, gründete sie zusammen mit ihren jungen Gefährtinnen Petra Pernavieja, Cipriana Vihuela, Gertrudis Garcia, Emilie Torrecilla und Juana Gomez die Kongregation der Töchter Jesu (Abb.) und nahm selbst den Namen Candida Maria an. Zu den geistlichen Befürwortern des Projekts gehörten P. Miguel Herranz und Bischof Joaquín Lluch y Garriga, der die aufstrebende Kongregation am 3. April 1873 approbierte. Bereits vom Gründungstag an wurde Candida als Mutter, Gründerin, Oberin und Novizenmeisterin anerkannt.

Am 8. Dezember 1873 legten sie und ihre Mitschwestern die einfachen Gelübde ab, und am 6. Januar 1874 folgte die Eröffnung des ersten Kollegs in Salamanca sowie einer Sonntagsschule für Hausangestellte. Am 22. Januar 1892 approbierte der Bischof von Salamanca die Konstitutionen und am 18. Juli 1899 wurde die Kongregation zivilrechtlich anerkannt und bevollmächtigt, dem eigentlichen Zweck des Instituts, nämlich der Förderung der christlichen Erziehung durch Unterricht, nachzukommen. Am 6. August 1901 erhielt die neue Gemeinschaft von der Kongregation der Bischöfe und Regolaren das decretum laudis; am 27. Oktober 1902 folgte die Approbation der von der Gründerin in Rom persönlich vorgestellten und verteidigten Konstitutionen.

Die Zeit lieferte den Beweis dafür, dass hinter der einfachen Angestellten, die kaum lesen und schreiben konnte, eine Kraft der Vorsehung steckte, die sie dazu befähigte, ihre Hoffnung mit der Großzügigkeit einer Person zu verkünden, die sich in die Hände des Vaters begibt, an den sie glaubte und auf den sie hoffte: „Unser Vorhaben ist in Gottes Hände gelegt. Wir sind Töchter Jesu. Er wird uns gegen jedes Übel verteidigen. Das ist unsere Hoffnung und wir werden nicht enttäuscht werden.“ So konnte sie in ihrer Todesstunde sagen: „Ich scheide in tiefem Frieden, denn ich kann mich nicht erinnern, dass es in den 41 Jahren meines Ordenslebens auch nur einen einzigen Moment gab, den ich nicht für Gott gelebt habe.“ Sie starb am 9. August 1912 in Salamanca und wurde im Mutterhaus der Kongregation begraben.

MARIA ANTONIA BANDRÉS Y ELÓSEGUI wurde am 6. März 1898 als zweites Kind des Advokaten Raimund Bandrés und der Teresa Elósegui in Tolosa, Spanien, geboren, die insgesamt 15 Kinder hatten. Zwei Tage später wurde sie auf den Namen Maria Antonia Josefa getauft, daheim aber Antonia gerufen. Den ersten Unterricht erhielt das kränkliche und sehr sensible Kind zu Hause von den Schwestern ihres Beichtvaters und Seelenführers Ilarius Oscoz, den sie stets in Ehren hatte. Anschließend besuchte sie das Kolleg der Töchter Jesu und am 3. Mai 1909 empfing sie die Erstkommunion. Wenngleich Maria Antonia in einer begüterten Familie aufwuchs, verspürte sie immer stärker die Sorge für die Armen und Bedürftigen und ging in den Randbezirken von Tolosa gemeinsam mit Arbeiterinnen aus der Gewerkschaft einer sozialen und seelsorglichen Tätigkeit nach. Während der geistlichen Exerzitien von 1913 in Loyola erinnerte sie sich der Worte von Mutter Candida Maria von Jesus: „Du wirst eine Tochter Jesu“, und so beschloss sie, für immer „nur und ganz Jesus“ zu gehören. Am 8. Dezember 1915 begann sie in der Kongregation der Töchter Jesu in Salamanca das Noviziat, wobei sie ihre Hingabe in der Haltung einer demütigen Bitte lebte: „dass niemand auf dieser Welt mich von Dir trenne, denn ich habe mich mit der ganzen Hingabe und allem Mut, den ich besitze, in Deine Hände gegeben…; forme mich nach Deinen Wünschen, denn ich weiß, dass Du mich liebst.“

Am 31. Mai 1918 legte Maria Antonia ihre ersten Gelübde ab, aber gerade als sie die Hoffnung hegte, dass sich ihre missionarischen Träume erfüllten, wurde sie von einer unheilbaren Krankheit befallen. Dies kam allerdings nicht überraschend. Einige Monate zuvor hatte sie, getrieben von einem inneren Anreiz, Gott ihr Leben für die Bekehrung ihres Onkels und Taufpaten angeboten, dessen Lebenswandel mit christlichem Glauben und christlicher Moral wenig zu tun hatte. Während ihrer Krankheit wurde sie von Dr. Filiberto Villalobos behandelt, der von ihrer außerordentlichen Güte, ihrer Vornehmheit und Zufriedenheit im Angesicht des Todes sehr betroffen war. „Sie weiß, wohin sie geht, aber was wird mit uns nach dem Tod sein?“, meinte der Philosoph Miguel de Unamuno, ein Freund des Arztes. Maria Antonia ahnte nicht, dass ihre Unbekümmertheit in ihrer aussichtslosen Situation für diese Männer, die zum Teil Agnostiker waren, Anlass zu tiefgreifenden Überlegungen gab.

Maria Antonia hingegen formulierte ihr letztes Gebet mit den Worten: „Nimm meine Seele, bleibe bei mir.“ In den letzten Augenblicken empfing sie die Gnade eines tiefen Trostes: „Das ist Sterben? Wie schön es doch ist, im Ordensstand zu sterben! Ich spüre, dass die Gottesmutter an meiner Seite ist, dass Jesus mich liebt und ich Ihn liebe.“ Umgeben von den Mitschwestern, die ihr während ihrer schweren Krankheit zur Seite standen, beschloss diese junge Tochter Jesu am 27. April 1919 ihr Leben im Noviziat der Prämonstratenser von Salamanca. Mit einem Schlag erkannte ihr geliebter Onkel die barmherzige Geste seines Patenkindes und erfuhr in einer gnadenreichen Stunde die Verzeihung des Vaters.

Die Gräber von Candida Maria und Maria Antonia befinden sich in der Kapelle des Noviziats in der Avda. de los Reyes de España, 3, Salamanca, Spanien.

Am 12. Mai 1996 wurden Candida Maria von Jesus Cipitria y Barriola und Maria Antonia Bandrés y Elósegui von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1996 – 2000. Innsbruck: Resch, 2010 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 4). XIII, 376 S., 86 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-088-9, Ln, EUR 39.90 [D], 40.98 [A]

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