Begriffe Da
D, Gott der > Maya nach der Benennung durch die Altamerikanistik, dargestellt als sitzender Greis mit Hakennase und Kopfschmuck. In der spätklassischen Maya-Kunst wird sein Thronsaal in die Unterwelt verlegt, wohl wegen seiner besonderen Beziehung zu Nacht und Mond. Sein Thron wird zudem als „Himmelsband“ gedeutet. Neuere Deutungen setzen D > Itzamna gleich.
Lit.: Rätsch, Christian (Hrsg.): Chactun – die Götter der Maya. München: Diederichs, 1994.
D’Abadie, auch Abadie, Jeannette (oder Jeanette), geb. um 1593 in einem Dorf namens Sibôurre in der Gascogne, Frankreich, wird von Pierre de L’Ancre, der 1609 eine Untersuchung des Hexenwesens durchführte, als Hauptzeugin der Hexensabbate angeführt.
Das 16-jährige Mädchen erzählte von einer Frau namens Gratianne, die sie zu einem Hexensabbat führte, der vom Teufel persönlich geleitet wurde. Dieser hatte die Gestalt eines abscheulichen Mannes mit einem Janusgesicht. Bei ihrem ersten Sabbat musste sie Gott, der Jungfrau Maria, ihrer Taufe sowie ihrer Familie abschwören, auf Himmel und Erde verzichten, allen weltlichen Dingen entsagen und den Hintern des Teufels küssen. Bei jedem Besuch musste sie diese Entsagungen wiederholen und häufig auch Gesicht, Nabel und Penis des Teufels küssen. Zudem habe sie dieser entjungfert. Während der Geschlechtsverkehr mit anderen lustvoll verlief, sei er mit dem Teufel sehr schmerzhaft gewesen, da sein Penis einen Meter lang und schuppig und sein Samen eiskalt war.
Bei den Feierlichkeiten war auch eine Reihe kleinerer Dämonen anwesend und es wurden sogar > Schwarze Messen gefeiert. D. sagte sich schließlich los und entkam so dem Scheiterhaufen.
Diese Erzählung bringt einer Reihe von Berichten, die schon durch frühere Hexenjäger bekannt waren, sodass D. mehr als literarische Gestalt fungiert denn als echte Berichterstatterin.
Lit.: L’Ancre, Pierre de: La Chasse aux sorcières au Pays basque en 1609 [Texte imprimé]/Ospital, Jacques (1939-…; Schöne, Albrecht: Götterzeichen, Liebeszauber, Satanskult. München: Beck, 1993.
Da (Los) hat in der Mythologie von Benin (Afrika), bis 1975 Dahomey, die Bedeutung eines Lebensprinzips, dessen kosmologische Symbole Schlange und Regenbogen sind. Es steht jenseits der Launen des Zufalls und kümmert sich nur um Männer, die Macht und Einfluss haben, um Häuptlinge von Familien, Dörfern und Reichen. Es macht sich vor allem, wenn alles gut zu laufen scheint, durch unverhofftes Missgeschick bemerkbar. Daher betrachtet man es mit Argwohn. Es tut sich dem Mann in Träumen kund. Wenn er es missachtet, wird es gefährlich. Nimmt er es aber in sein Haus auf und verehrt es, wird sein Geschick gefestigt und er ist vor den Attacken des D. anderer sicher.
Lit.: Bonin, Werner F.: Die Götter Schwarzafrikas. Graz: Verlag für Sammler, 1979.
Da Costa, Alexandrina Maria (*30.03.1904 Balasar, Provinz Oporto, Erzdiözese Braga, Portugal; †13.10.1955 ebd.), Mystikerin, selig (25. April 2004, Fest: 13. Oktober).
Als 1918 drei Männer in ihren Arbeitsraum eindrangen, sprang D. zur Flucht vor ihrer Zudringlichkeit aus dem Fenster. Bei dem 4-Meter-Sturz zog sie sich eine Wirbelsäulenverletzung zu. Die daraus folgende Wirbelsäulenentzündung führte zu Lähmungserscheinungen, sodass sie vom 14. April 1925 an völlig gelähmt ans Bett gebunden war. Bis 1928 bat sie um Heilung, ergab sich dann aber ganz dem göttlichen Willen und lebte in völliger Einheit mit Jesus im Tabernakel. 1934 vernahm D. die Einladung Jesu: „Gib mir deine Hände, ich werde sie kreuzigen; gib mir deine Füße, ich werde sie annageln; gib mir dein Herz, ich werde es mit einer Lanze durchbohren, wie sie das meine durchbohrt haben.“ 1936 erhielt sie von Jesus den Auftrag, den Papst zur Weihe der Welt an das Unbefleckte Herz Mariä einzuladen. Die Weihe erfolgte am 31. Oktober 1942 durch Papst Pius XII.
Vom 3. Oktober 1938 bis zum 24. März 1942 erlebte sie jeden Freitag von 12 bis 15 Uhr das Leiden Christi, wobei sie vom Bett aufstand, um dem Kreuzweg zu folgen. Von 1941 an schrieb D. ihre Visionen auf und ab dem 27.03.1942 lebte sie ohne Nahrung. Die > Nahrungslosigkeit wurde 1943 in der Klinik von Foz de Douros bei Oporto einer strengen ärztlichen Kontrolle unterzogen. 1944 schloss sie sich der Vereinigung der Salesianischen Mitarbeiter an. In ihrem Zimmer empfing sie, stets ein Lächeln auf den Lippen, viele Menschen und hinterließ dabei einen großen Eindruck. An 7. Januar 1955 wurde ihr für dasselbe Jahr der Tod vorausgesagt. Sie starb am 13. Oktober, dem Tag der letzten Marienerscheinung in Fatima.
Am 25. April 2004 wurde D. von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
Lit.: Pinho, Marian SJ: A. M. da Costa. Ein Sühnopfer der Eucharistie. Aschaffenburg: Pattloch; Stein/Rh.: Christiana, 21977. Resch, Andreas: I Beati di Giovanni Paolo II. Vol V: 2001–2004. Città del Vaticano: Libreria Editrice Vaticana, 2006; ders.: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001–2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II.; 6).
Daath oder Da’ath (hebr. Erkenntnis), eine > Sephira (Sephiroth), die als Zwischenglied zwischen > Binah und > Chokmah gleichsam als eine Art Hilfs-Sephira mit den beiden das Vernunftreich bildet. Durch sie soll der > Abyss (Abgrund) zwischen theoretischer und praktischer Vernunft überwunden werden. Da D. jedoch nur für das begriffliche Erfassen und nicht auch für die höchste Erkenntnis steht, wird sie manchmal als „falsche“ elfte Sephira bezeichnet.
Lit.: Parfitt, Will: Die persönliche Qabalah: ein praktisches Lehrbuch zum Verständnis des (eigenen) Lebensbaumes. St. Gallen; Chur: M & T Verlag Edition Astroterra, 1990.
Dabbatu’L-Ard (arab. Das Reptil aus der Erde), ein Ungeheuer, das am Jüngsten Tag aus der Erde emporsteigen wird. „Wenn das Wort über sie fällt, bringen wir ihnen ein Tier aus der Erde hervor, das ihnen sagt, dass die Menschen von unseren Zeichen nie überzeugt waren“ (Sure 27, 82). Nach der Tradition ist es das dritte Zeichen der kommenden Auferstehung. Es wird vom Berg Sufah (Mishkat, xxxiii, c. iv) kommen.
Lit.: Hughes, Thomas Patrick: Lexikon des Islam. Wiesbaden: Fourier, 1995; Der Koran, übers. u. eingel. v. Hans Zirker. Darmstadt: Wiss. Buchges., 2003.
Dābbe-i-chahār-sar (arab.). Nach der islamischen Mythologie ein vierköpfiges Untier, das im Indischen Ozean lebt. Es hat Flügel und verursacht erschreckende Geräusche.
Lit. Mode, Heinz: Fabeltiere und Dämonen: die Welt der phantastischen Wesen. Leipzig: Koehler und Amelang, 2005.
Dabog (slaw. „gib Reichtum!“), Sonnen- und Feuergott, der das „himmlische Feuer“ spendet. Dabei kann bog Reichtum, aber auch Gott bedeuten. In der serbischen Mythologie erscheint D. als Herrscher über die Erde.
Im Igorlied wird das russische Volk als „Dabogs Enkel“ bezeichnet. Im Polnischen entspricht ihm Dazbog. D. hat später seinen Vater > Svarog verdrängt und wurde dann mit dem Christentum selbst in die Rolle des christlichen Satans abgedrängt.
Lit.: Jagić, Vatroslav: Duzdsbogr – Dazbog – Dabog. Berlin, 1881; Grabner-Haider, Anton: Das Buch der Mythen aller Zeiten und Völker. Wiesbaden: Marix, 2005.
Daboi, von den Widahs in Afrika als göttlich verehrte Schlange. Sie wird von Jungfrauen gepflegt, die als Priesterinnen, so wie die Göttin selbst, sehr angesehen sind.
Lit.: Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie aller Völker. Holzminden: Reprint-Verl. Leipzig, 1994.
Dabtara (griech. diphdera), in der äthiopischen Kirche eine kundiger Mann („homo literatus“) ohne Weihe, der sich neben Kirchengesang und Schreibarbeiten, welche Kenntnisse in kirchlichen Belangen voraussetzen, auch mit Volksmedizin und magischen Praktiken befasst. Ein D. gilt als Experte für Heilkräuter, fertigt Amulette an und fungiert auch als Zauberer.
Lit.: Vleat, B.: Chanteurs, poetes, professeurs: Les Dabtara ethiopiens. Cahiers coptes no. 5, 1954; Levine, Donald N.: Wax & Gold. Tradition and Innovation in Ethiopian Culture. Chicago IL u. a.: University of Chicago Press, 1965; Otto, Astrid: Das kulturspezifische Wissen und seine Anwendung im Medizinsystem der Däbtära in Gondar, Äthiopien. Münster: Lit, 2003.
Dabur. 1. (arab. Westwind), von den > Sufis verwendeter Ausdruck zur Bezeichnung der Fleischeslust und deren überwältigender Macht über den Menschen.
2. Name (ind. Devanagari, aus der Brahmi-Schrift) der größten indischen Ayurveda Medizin-Manufaktur mit über 260 Produkten zur Behandlung verschiedenster Körperbeschwerden und Krankheiten.
Lit.: Hughes, Thomas Patrick: Lexikon des Islam. Wiesbaden: Fourier, 1995.
Dach, als oberster Abschluss eines Gebäudes sowohl ein Symbol des Schutzes als auch des Angriffs.
Das D. schützt vor der Verfolgung der Geister, vor dem wilden Jäger, dem durch die Lüfte ziehenden wilden Drachen, den Hexen und dem Waldmann.
Auf der anderen Seite dient das D. bei fast allen Völkern als Einstieg dämonischer Mächte. Nach altnordischen Berichten wird es von den umhergehenden Toten bedroht. Doch auch gute Geister bevorzugen den Einstieg über das Dach, weshalb es in manchen Orten immer mit einer Dachluke versehen wird.
Das D. als solches ist schließlich ein Symbol der Geborgenheit und zugleich der schrankenlosen Offenheit: „Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern“ (Mt 10,27).
So halten sich beim D. Schutz und Gefahr die Waage, nicht nur aus paranormologischen Erwägungen, sondern auch aus baulicher und klimatischer Sicht.
Lit.: Grimm, Jakob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch, Bd. 2. München: dtv, 1999; Zeitschrift für Volkskunde 25, S. 228ff.
Dachfirst, als höchste Stelle des Daches allen Angriffen besonders ausgesetzt. Auf ihm sollen sich Irrlichter, die Weiße Frau und Schlangen aufhalten. Gegen Blitzeinschlag legt man ein ungefärbtes Antlassei, also ein Ei, das am Gründonnerstag gelegt wurde, so auf den First, dass die Spitze nach unten steht.
Lit.: Lippert, Peter: Von Christentum und Lebenskunst. München: Verl. „Ars sacra“, 1933.
Dachs (Meles meles), gehört zu einer Raubtiergruppe, die als Untergruppe der Familie der Marder (Mustelidae) geführt wird. Die Gruppe umfasst vier Arten in zwei Gattungen, von denen der Europäische D. der bekannteste und einzige in Europa ist.
Der relativ kurzbeinige und langschnäuzige D. mit schwarzweiß gestreiftem Kopf ist als Allesfresser Symbol der Gefräßigkeit und des Geizes. So reitet die > Avaritia auf einem D. Das dickbäuchige Tier gilt auch als ein Symbol der Selbstzufriedenheit. In Japan ist der D. Symbol der List im politischen Sinne.
Bereits im Altertum glaubte man an die zauberabwehrende Kraft des D. So legten die Römer D.-Pfoten um den Hals der Tiere. Besonders verbreitet war der Glaube, das D.fell bewahre das Pferd vor Zauber.
In Chinas wird das Fleisch des D. für eine Delikatesse gehalten, seine Haare werden als hochwertige Rasier- und Malpinsel verwendet, sein Bart gilt als Jagdtrophäe, in der Fabel auch als „Grimmbart“ bezeichnet. Vorlaute Personen werden in der Volkssprache „Frechdachse“ genannt.
Den größten Stellenwert nimmt jedoch sein Fett ein. D.fett gilt in der Volksmedizin nahezu als Universalmittel. Erstmals erwähnt wurde es von dem Gelehrten Serenus Sammonicus († ca. 212 n. Chr.). Das Fett nehme mit zunehmendem Mond zu, mit abnehmendem Mond ab und wirke u.a. bei folgenden Krankheiten und Gebrechen: Bruch, Lungenschwindsucht, Gicht, Wunden, Seitenstechen, trockene Haut, Gliederkrankheiten, Sehnenscheidenentzündung, Kropf und andere Geschwülste. Auch Leber, Gehirn, Blut und Haut des D. wird besondere Heilwirkung zugeschreiben.
Lit.: Höfler, Max: Die volksmedizinische Organotherapie und ihr Vehältnis zum Kultopfer. Stuttgart [u.a.]: Union Dt. Verl.ges, 1908; Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd. 2 / Hanns Bächtold- Stäubli [Hrsg.]. Berlin: de Gruyter, 1987.
Dachtraufe, kurz Traufe, Tropfkante als untere Begrenzung eines Daches (> Dachfirst: obere Begrenzung). An ihr fließt das auf das Dach auftropfende Wasser ab bzw. in niederschlagsreichen Gebieten über die an die D. meist angebrachte Dachrinne.
Als äußerste Grenze des Hauses hat die D. paranormologisch eine ähnliche Bedeutung wie das > Dach. Sie gilt als machtvoller Schutz gegen verfolgende Dämonen und gefahrbringende Dinge. Wer die D. überschreitet, hat keine Kraft mehr über Geister. Unter der D., wie überhaupt an Grenzen, Schwellen und Kreuzungen, wurden vor allem Kinder begraben. So begruben die Römer Kinder unter 40 Tagen unter der D. und im deutschen Märchen sammelt das Mädchen die Gebeine ihres getöteten Bruders unter der D. (Schrader).
Diese besondere Wirkung der D. wird auch zu Heilzwecken verwendet. So sollen die Gegenstände, mit denen man zur Heilung Warzen berührt, unter einer D. begraben werden. Gegen das Bettnässen des Kindes soll in Erbsen gekochtes Fleisch helfen, das unter der D. vergraben wird. Unter der D. sollen auch Gegenstände vergraben werden, auf die Unheil übertragen wurde, zumal das Unheil vergeht, sobald das Vergrabene verfault ist.
Lit.: Schrader, Otto: Reallexikon der indogermanischen Altertumskunde, Bd. 1. Berlin: de Gruyter, 1917; Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd. 2 / Hanns Bächtold- Stäubli [Hrsg.]. Berlin: de Gruyter, 1987.
Dacqué, Edgar (* 8.07.1878 Neustadt an der Weinstraße; † 14.09.1945 München), deutscher Paläontologe und Naturphilosoph, der zeitweise der > Theosophischen Gesellschaft angehörte und dem > Ordo Templi Orientis (OTO) nahestand.
In den parapsychologischen Fähigkeiten des Menschen sah er ein Erbstück aus den frühen Stufen der Stammesgeschichte. Erst im Laufe der Evolution soll die sinnliche Wahrnehmung die außersinnliche überlagert haben. Der „Seelentypus des Menschen“ reiche sogar in vormenschliche Epochen zurück. So erkläre etwa eine Urerinnerung an Raubdinosaurier die weitverbreiteten Drachensagen. Aus diesen Erwägungen trat D. für die Überlegenheit der magischen Weltanschauung gegenüber der mechanistisch-intellektuellen ein.
Als gläubiger evangelischer Christ versuchte D. Biowissenschaft und Glauben durch Aufzeigen von Denkmöglichkeiten zu verbinden, weshalb er 1925 als Paläontologie-Professor von der Universität München verbannt wurde. Dies jedoch tat der Vergeistigung seiner Denkansätze keinen Abbruch. Vielmehr betrachtete er nun im Anschluss an > Meister Eckhart alle Natur als darauf ausgerichtet, den Menschen in seiner Ureigenheit hervorzubringen.
W. (Auswahl): Natur und Seele. München: R. Oldenbourg, 1926; Spuren der Vorwelt. München: Rupprecht-Presse, 1930; Urwelt, Sage und Menschheit. München: Oldenbourg, 1931; Natur und Erlösung. München: Oldenbourg, 1933; Aus den Tiefen der Natur. Büdingen: Pfister & Schwab, 1944; Vermächtnis der Urzeit. München: Leibniz-Verl., 1948; Das verlorene Paradies. München: Oldenbourg, 1953.
Dadgah (pers.), kleiner Feuertempel der > Parsen (Guebern, Feueranbeter) als Ort der Gerechtigkeit. Im Tempel selbst befindet sich keine Feuerkapelle mit eigenem Altar für das Heiligtum. Das Feuer brennt einfach auf der Erde. Im Gegensatz zum großen Tempel (Derimher) braucht D. keinen besonderen Platz, er kann vielmehr an jedem Ort aufgestellt werden.
Lit.: Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie aller Völker. Holzminden: Reprint-Verl. Leipzig, 1994.
Dādimunda oder Dēvatā bandāra (singhal.), nach der singalesischen Mythologie einer der volkstümlichsten Götter der Singhalesen, der mit einem goldenen Bogen in der rechten Hand nach Sri Lanka gekommen sei. D. war ursprünglich ein Tempelwächtergott (vāhala), daraufhin „Schatzmeister“ des Gottes > Upulvan. Schließlich wurde er Schutzgott des > Buddhismus. Sein Reittier ist ein Elefant, zu seinem Gefolge hören zahlreiche > Yakshas.
Lit.: Bechert, H.: Dādimunda (Mythologie der singhalesischen Volksreligion, Wörterbuch der Mythologie 5), 1984.
(al-)Dadjdjāl (arab.), islamischer Pseudoprophet, der am Weltende auftauchen soll, um die Menschen in die Irre zu führen. Er wird die Erde erobern, außer Mekka und Medina, und 40 Tage oder Jahre herrschen. Seine Anhänger sind die Ungläubigen, Frauen und Juden. Darauf wird D. vom wiedergekehrten ‘Isā (arab. Jesus) getötet. Vorgestellt wird D. mit rotem, krausem Haar, korpulent und einäugig. Sein Reittier ist der Esel. Er erinnert an den > Antichrist.
Lit.: Bellinger, Gerhard J.: Lexikon der Mythologie. München: Droemersche Verlagsanst. Th. Knaur Nachf. GmbH & Co.KG, 2005.
Dadouchos (griech. „Fackelträger“; lat. Lucifera), Fackelträger und der zweitwichtigste Priester der > Eleusinischen Mysterien. Er wurde aus der Priesterfamilie Kerykes auf Lebenszeit ausgewählt. Auf dem Kopf trug er einen Myrtenkranz und sein Kleid war dunkelrot. Bei den Mysterien hielt er, wahrscheinlich während der Opferfeier, die Fackel. Die Bestellung galt als große Ehre und war mit beachtlichen Vollmachten verbunden.
D. spielte auch bei einigen Ritualen des > Hermetischen Ordens der Goldenen Dämmerung eine Rolle, insbesondere in den > Neophyten- und > Zelator-Graden.
Lit.: Drury, Nevill: Lexikon esoterischen Wissens. München: Droemer Knaur, 1988.
Dadschal (arab. falsch, verlogen). Der > Hadith bezeichnet die religiösen Schwindler, die im Lauf der Geschichte auftreten sollen, als verlogen. Laut > Mohammed seien es etwa dreißig. Der Letzte von ihnen, der vor dem Jüngsten Tag erscheinen werde, wird von Mohammed der „verlogene Christus“ (Masihu’d-Dadschal, der Antichrist, > Dadjdjal) genannt.
Lit.: Hughes, Thomas Patrick: Lexikon des Islam. Wiesbaden: Fourier, 1995.
Daedale (griech.), Tochter der > Metis, Amme oder Erzieherin der > Minerva. Nachdem > Jupiter Minerva aus dem Kopf geboren hatte, übergab er sie D., die wegen ihrer Klugheit und Kunstgeschicklichkeit allgemein verehrt wurde.
Lit.: Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie aller Völker. Holzminden: Reprint-Verl. Leipzig, 1994.
Daedalion (griech.), Sohn des Titanen Hesperos und Bruder des Ceyx. D. galt als sehr grob und kriegerisch. Seine Frau, eine Nymphe des Parnass, gebar ihm Chione. Diese war so schön, dass > Apollo und > Merkur sie schwängerten. Chione wurde dadurch sehr selbstbewusst und bezeichnete sich als schöner als Diana, die darüber so erbost war, dass sie Chione tötete, woraufhin sich D. in seiner bodenlosen Trauer von einem Felsen des Parnass stürzte. Im Sturz verwandelte ihn Apollo jedoch in einen Habicht. (Ovid XI, 291).
Lit.: Ovid: Metamorphosen. Berlin: Akademie Verlag Berlin, 2011.
Daemogorgon (griech. daimogorgon, Erdgeist), der Erdgeist, der alle materiellen Dinge geschaffen hat, Himmel, Erde, Meer und alles, was darin ist. Seinen Namen durfte man jedoch nicht nennen, wie Statius bemerkt (Stat.Theb.IV, 516). Man stellte sich ihn als einen mit Moos bedeckten Greis vor, der im Innern der Erde hauste und die Ewigkeit und das Chaos als Gefährten hatte. Zur Abwechslung formte er sich eine Kugel, erhob sich damit in die Lüfte, umgab die ganze Erde und bildete so den Himmel. Darauf zog er aus der Erde entflammten Kot, mit dem er den Himmel erleuchtete und so die Sonne schuf, die er der Erde vermählte und wovon der > Tartarus und die Nacht geboren wurden, wie Boccaccio unter Berufung auf Theodontius, dessen Werk verschollen ist, schreibt.
D. war der Vater aller Götter, ohne selbst einen Ursprung zu haben. Zu seinen vielen Kindern werden u.a. die > Zwietracht, der > Pan, die drei > Parzen und der Erebus gezählt.
Die Vorstellung, dass aus der Erde Himmel und Meer entstanden sind, findet sich auch bei > Gaea, die den > Uranos und den > Pontos gebar.
Lit.: Giovanni Boccaccio: Genealogie Deorum Gentilium Libri, Vol. X and XI of his Opere. Bari, 1951; Statius, Publius Papinius: Der Kampf um Theben. Würzburg: Königshausen und Neumann, 1998.