Begriffe Cy

Cy

Cyanische Felsen, nach der griechischen Mythologie eine Felsengruppe am Ausgang der Straße von Konstantinopel in das Schwarze Meer, auch Symplegaden („die Zusammenschlagenden“) genannt. Sie sollen beweglich gewesen sein, schlossen sich auf und zu und zermalmten alles, was zwischen sie kam. Dieses Schicksal drohte auch den > Argonauten. Diese hatten aber > Orpheus bei sich, der sich auf das Vorderteil des Schiffes stellte und auf seiner Lyra spielte. Da blieben die schwarzblauen (daher der Name) Felsen stehen und ließen das Schiff passieren.

Lit.: Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie aller Völker. Holzminden: Reprint-Verl. Leipzig, 1994.

Cybele > Kybele.

Cyberspace (engl. Kunstwort aus griech. kybernetes, Steuermann, und engl. space, Raum), kybernetischer Raum, auch Datenraum und virtueller Raum genannt. Die englische Bezeichnung hat sich weitgehend durchgesetzt, wenngleich auch virtueller Raum sehr gebräuchlich ist.

C. als Begriff wurde 1984 von dem US-amerikanischen Science Fiction-Autor William Gibson in seinem Roman Neuromancer geprägt. Gibson beschreibt darin einen Ablauf, in dem „Konsolen-Cowboys“ ihre Cyberspace-Helme aufsetzen und ihr Bewusstsein in dreidimensionale „virtuelle“ Umgebungen projizieren können.

Inzwischen hat das Internet dieser virtuellen Welt ein technisches Kleid gegeben.

Vorstellungen von einem C. gehen jedoch bis in die Antike zurück und finden sich in den verschiedensten Formen in den Mythologien der Völker. Dort ist die Rede von kosmischen Wesenheiten in Form von Geistern, Engeln, Dämonen und Ufos, die den Kosmos bevölkern und mit dem Menschen kommunizieren.

Im Gegensatz zum Mythos ist der C. in Form des Internets zwar virtuell, aber doch grundsätzlich real. Diese Realität des C. kann jedoch, insbesondere im Spielebereich, sogar magische Strukturen annehmen und im Erleben der C.-Wanderung in mythologische Inhalte umschlagen. Allerdings ist der C. des Internets immer nur so weit gegeben und wirksam, als der Mensch ihn speist und zugleich verzehrt.

Lit.: Ketov, S. V.: Superconformal hypermultiplets in superspace /… Deutsches Elektronen-Synchrotron Hamburg: DESY, 2000; Drury, Nevill: Magie: vom Schamanismus und Hexenkult bis zu den Technoheiden. Aarau; München: AT Verlag, 2003.

Cyceon, Kykeon (griech. kykeon, Mischtrank), aus verschiedenen Stoffen zusammengerührter Trank.

Nach den ältesten griechischen Schriftstellen bestand C. hauptsächlich aus Gerste, Milch, Honig, Öl oder Wein. Die Rezepte sind allerdings so zahlreich wie die Autoren, die darüber schrieben. Das von > Demeter verlangte Getränk aus Wasser, Gerste und Mohn dürfte eine rauschgiftähnliche Wirkung haben.

Wer C. trank, sollte angeblich die Kenntnis der Vergangenheit erlangen und die Fragen des > Hierophanten zufriedenstellend beantworten können.

Lit.: Delatte, Armand: Le Cycéon, breuvage rituel des mystères d’Éleusis. Paris: Belles Lettres, 1955; Charroux, Robert: Unbekannt – Geheimnisvoll – Phantastisch: auf den Spuren des Unerklärlichen. Düsseldorf / Wien: Econ Verlag, 1970.

Cymatik > Kymatik.

Cynewulf, Cynulf, Kynewulf

(ca. 750 – 825), altenglischer christlich-religiöser Dichter wohl geistlichen Standes, der im englischen Königreich Northumbria oder Mercia lebte. Obwohl von ihm sonst so gut wie nichts bekannt ist, können ihm durch die im Text eingearbeitete Runensignatur vier altenglische Dichtungen zugeschrieben werden. Juliana behandelt das Martyrium einer Heiligen. Elene erzählt die Kreuzauffindung und ist künstlerisch höher. Christ befasst sich mit Geburt, Himmelfahrt und Wiederkunft Christi und enthält eine „heidnisch-germanische Weltuntergangsvision“. Zwei Zeilen aus diesem Gedicht regten den englischen Schriftsteller J. R. R. Tolkien zu Beginn des 20. Jh. an, seine Mittelerde-Mythologie zu schreiben. In Fata apostolorum werden katalogartig die Schicksale der 12 Apostel dargestellt.

Der Inhalt der Werke zeugt von einem theologisch gebildeten Dichter. 

W.: The Dream of the Rood. Oxford: Clarendon Press, 1905; Elene. Mit Einleitung, Glossar, Anmerkungen und der lateinischen Quelle. Heidelberg: Winter: 1910; The Christ. Hamden: Shoe String Pr., 1964; Andreas; and, The Fates of the Apostles. Ann Arbor, Mich.: University Microfilms, 1982; Juliana. Exeter: University of Exeter Press, 1993.

Lit.: Ramhorst, Friedrich Wilhelm: Das altenglische Gedicht vom Heiligen Andreas und der Dichter Cynewulf. Untersuchungen. Leipzig, 1886.

Cynthia, Kynthia (griech., „die vom Berge Kynthos Stammende“), Göttin des Mondes. Beiname der > Diana bei den Römern, bei den Griechen als Kynthia Epitheton Beiname der > Artemis.

Lit.: Holzapfel, Otto: Lexikon der abendländischen Mythologie. Freiburg: Herder, 2002.

Cypher-Manuscript, in Geheimschrift abgefasstes 60-seitiges Manuskript, das William Wynn > Westcott 1887 entdeckt haben will. Zusammen mit seinem Freund Samuel L. MacGregor > Mathers entzifferte er darin fünf fragmentarische in Englisch abgefasste Rituale. Unter den Manuskriptseiten fand sich angeblich auch ein Papier mit Namen und Anschrift einer gewissen Anna Sprengel mit dem Ordensnamen Soror SDS (lat. Sapiens Dominabitur Astris, „Der Weise wird von den Sternen geleitet“). Sie soll eine hohe Eingeweihte in der deutschen Rosenkreuzergesellschaft > Goldene Dämmerung gewesen sein und in Ulm gelebt haben. Westcott trat angeblich mit „Fräulein Sprengel“ in briefliche Verbindung. Diese soll ihm den Auftrag erteilt haben, eine englische Niederlassung der Gesellschaft zu gründen, den > Golden Dawn. Eine Untersuchung des Textes ergab, dass die Entstehungszeit vermutlich um 1870 anzusiedeln war, weil das Buch Dogme et Rituel de la Haute Magie (1856) von Éliphas > Lévi verwendet wurde.

Alle Nachforschungen bezüglich Anna Sprengel blieben erfolglos, sodass man heute der Meinung ist, Westcott habe die ganze Geschichte bloß erfunden.

Lit.: Werner, Helmut: Lexikon der Esoterik. Wiesbaden: Fourier, 1991; Das neue Lexikon der Esoterik. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2005.

Cyprian, Kyprian von Antiochien (3. Jh.), heilig (Fest: 26. September im Westen, 4. Oktober im Osten), Bischof und Märtyrer.

Der Legende nach hatte C. > Magie gründlich studiert und sich dann in Antiochien in Syrien niedergelassen. Ein junger Mann, der in Justina, ein christliches Mädchen mit dem Gelübde der Jungfräulichkeit, verliebt war, beauftragte C., dieses durch einen > Liebeszauber für ihn zu gewinnen, was misslang. Als sich C. selbst in Justina verliebte, scheiterte der > Zauber auch mit Hilfe von > Dämonen. Er erkannte nun die Begrenztheit der Zauberei, wurde Christ, verbrannte seine Zauberbücher und tat Buße. Später wurde er Priester und angeblich Bischof von Antiochien. Justina übernahm die Leitung eines Asketerions. Beide erlitten unter Diokletian in Nikomedia, dem heutigen Ísmit in der Türkei, den Märtyrertod.

Die Legende von C. ist vor allem in drei Schriften überliefert: Conversio (Bekehrung, um 350), Confessio (Buße, vor 379) und Passio (Martyrium, Ende des 4. Jh.). Die Legende wurde von Gregor von Nazianz, Prudentius und der Kaiserin Eudokia-Athenais verbreitet. Eudokia, die Gattin von Theodosius II., hat um die Mitte des 5. Jh. die drei Schriften in einer metrischen Paraphrase, „Über den heiligen Cyprian“, bearbeitet, von der 801 Hexameter erhalten sind (MPG 85, 831– 864).

Die Legende des C. bildete eine wichtige Grundlage für die Entstehung der Faustsage und für Pedro Calderóns „El mágico prodigioso“.

C. wird gegen Dämonen und > Verhexung angerufen. In der Kunst wird er beim Verbrennen von > Zauberbüchern dargestellt.

Ein Bischof C. in Antiochien konnte allerdings nicht ausfindig gemacht werden. 

Lit.: AS Sept. VII, 180 – 243; MartRom S. 417; Grohmann, Adolf: Stud. z. Kyprian dem Magier, in: Veröff. der badischen Papyrussammlungen, Nr. 5 (1934), 32 – 325; Ryssel, V.: Der Urtext der Cyprianussage. Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 110 (1903), S. 273 –311; Rebrik, Viktor: Confessio Cypriani und Ägyptische Mysterien, in: Jan Assmann / Martin Bommas (Hrsg.): Ägyptische Mysterien? München: Wilhelm Fink, 2002, S. 143 –147; Skinner, Stephen / Rankine, David: The grimoire of Saint Cyprian: clavis inferni: sive magia alba et nigra approbata Metratona. Singapur: Golden Hoard Press, 2009.

Cyriacus von Rom, auch Quiriacus, Quiricius († um 309), heilig (Fest: 8. August), Märtyrer.

C. wird in der Depositio martyrum des Chronographen von 354 mit einer Gruppe von 5 Gefährten erwähnt.

Er gehört zu den Vierzehn Nothelfern und wird bei > Besessenheit, bei > Anfechtungen des Bösen, bei schweren Arbeiten und als Beistand in der Sterbestunde angerufen. In der Kunst wird er als Diakon mit einem gefesselten > Drachen oder dem > Teufel unter den Füßen dargestellt. Eine der ältesten Darstellungen des C. findet sich auf einem Fresko in S. Prassede zu Rom (9. Jh.). Berühmt ist zudem eine Skulptur von Tilmann Riemenschneider im Landesmuseum zu Hannover aus dem Jahre 1510.

Lit.: LThK3, Bd. II, Sp. 1367–1368; MartHieron 189f; Schauerte, R.: St. Cyriacus im westf. Raum. Rheinisch-Westf. Zeitschrift für Volkskunde 11 (1964), 64 –73; Lexikon der Heiligen und der Heiligenverehrung. Freiburg i. Br. u.a.: Herder, 2003.

Cysat, Renward (*11.10.1545 Luzern; † 25.04.1614 ebd.), Apotheker, Notar, Großrat und Stadtschreiber. Die Bilder auf der Kapellbrücke, dem Wahrzeichen von Luzern, entstanden aufgrund von Cysats Initiative und Programm.

C. war auch Spielleiter, u.a. der Luzerner Osterspiele von 1583 und 1597. Der Papst ernannte ihn 1576 zum Hofpfalzgrafen und 1593 zum Ritter.

Besonders wertvoll sind seine Beschreibungen von Volksleben, Volksglauben und Brauchtum mit Angaben über > Geister- und > Gespensterglauben, > Künden (Todesanzeichen), > Erdmänner, > Feuermänner und > Alp. Ebenso wertvoll sind die Informationen über dämonische Tiere wie > Drachen und > Schlangen, aber auch über dämonische Krankheiten und deren Heilung, über > Behexung und > Zauberei aller Art.

Viele dieser Beschreibungen finden sich auch im noch ungedruckten Nachlass.

W. (Auswahl): Collectanea chronica und denkwürdige Sachen pro chronica Lucernensi et Helvetiae. Luzern: Schilling; Cosmographische und warhafftige Beschreibung, der Newerfundenen Orientalischen, Japponischen Königreichen, Landschafften, Inseln und Stätten sammt andern bißher vnbekannte Indianische Länder. Freyburg im Uchtland: Gemperlin, 1592; Spiegel des uberflusses und missbruchs. Zürich: Chronos, 2001.

Lit.: Gut, Judith: Dictionarius vel vocabularius germanicus diversis linguis respondens: Edition und Untersuchungen. Münster / New York: Waxmann, 2006.

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Czernobog, auch Tschernebog (slaw. tscharni, schwarz; bog, Gott), schwarzer Gott, der vom Chronisten Helmold (12. Jh.) erwähnt wird.

Bei den nordischen > Wenden, > Slaven und > Sarmaten ist C. ein böser Gott und Oberster der finsteren Götter, aber auch Beiname mehrerer böser Gottheiten. C. ist das Grundprinzip des Bösen und Verderblichen und steht dem weißen Gott, dem > Belbog oder Bjelbog, gegenüber. Nan brachte ihm blutige Opfer dar. Dabei wurde das Blut von den Priestern in einem Becher aufgefangen, aus dem sie dann weissagten. Dargestellt wurde er als ein auf den Hinterfüßen sitzender Löwe mit aufgesperrtem Rachen.

Lit.: Helmoldi Presbyteri Chronica Slavorum [1066 – 1171]. 1868; Glückselig, Anton Thormond: Alkuna: nordische und nord-slawische Mythologie. München: Saur, 1991.

Czudo morskoe (slaw.), nach der slawischen Mythologie der Gott und Beherrscher des Meeres. Ihm dienten tausende Untergötter (Czudi), die Meeresgötter teils guter, teils böser Art waren und den Menschen nach ihrem Belieben nützten oder schadeten. Die Seefahrer opferten ihnen bei ihrer Ausfahrt aus den Häfen Früchte, auf die sie angeblich besonders gierig waren. 

Lit.: Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart, 1874, S. 153; Glückselig, Anton Thormond: Alkuna: nordische und nord-slawische Mythologie. München: Saur, 1991.