Begriffe Cr

Cr

CR (engl.). 1. Abk. für > Critical Ratio, „kritischer Wert“, als Ausdruck der Signifikanz eines quantitativen Experiments in einem CR-Wert. Dabei bezeichnet CR das Verhältnis der tatsächlich beobachteten gegenüber der typischen Abweichung vom mathematischen Erwartungswert. Bestimmte Konventionen legen fest, wann der Wert des kritischen Verhältnisses als signifikant bezeichnet werden kann.

2. Abk. für Conditioned Response (engl., bedingter Reflex).

Crack (engl., knacken), > Droge aus Kokainsalz und Natriumhydrogencarbonat.

C. ist erheblich stärker als das gewöhnliche > Kokain. Die Droge wird wie > Haschisch geraucht, wirkt extrem schnell in 8 bis 10 Sekunden und führt zu intensiven Rauschzuständen. Der Zustand hält jedoch maximal nur eine halbe Stunde an. Danach folgen schwere Entzugserscheinungen. Die Mischung von C. mit > Heroin lindert den Übergang zur depressiven Phase, die sich in der Regel nach dem Genuss psychedelischer Drogen einstellt. C. ist die Droge mit dem höchsten psychischen Abhängigkeitspotenzial. 

Lit.: Kampe, Helmut: Kokain, Crack. Ulm: Süddt. Verl.-Ges., 1989; Stoppard, Miriam: Alles über Drogen. Berlin: Urania-Ravensburger, 2000; Kokain und Crack. Freiburg i. Br.: Lambertus, 2004.

Craddock, Frederick Foster

(ca. 1875 – 1930), englisches professionelles Materialisationsmedium, das mehrfach dabei ertappt wurde, selbst als Phantom zu agieren. Trotzdem war C. von den 1870er Jahren bis 1930 als Medium tätig, fiel bei seinen Auftritten angeblich in Trance und beeindruckte die Teilnehmer durch direkte Stimmen und vermeintliche Materialisationen. Wenngleich Betrug festgestellt und er ins Gefängnis gesteckt wurde, wird ein Teil seiner Darbietungen als echt bezeichnet. Manche halten allerdings alles für einen geschickten Betrug.

Lit.: Bradley, H. Dennis: The Wisdom of the Gods. London: T. Werner Lavrie Ltd., 1925; Exposures of Mr. Craddock. Journal of the Society for Psychical Research, vol 12, p. 266 –268, 274 –277.

Cramer, Wolfgang (*18. Oktober 1901 Hamburg; † 2. April 1974 Frankfurt a. M.), deutscher Philosoph, Mathematiker und Vater des Philosophen Konrad Cramer.

C. studierte nach dem Abitur an der Universität Breslau vier Semester Philosophie bei Richard Hönigswald und Siegfried Marck und ein Semester an der Universität Heidelberg bei Karl Jaspers. Anschließend machte er die Banklehre und arbeitete als Bankangestellter. Im Wintersemester 1924/25 begann er an der Universität Breslau das Studium der Mathematik und Physik, promovierte 1931 mit einem Thema aus der Zahlentheorie und arbeitete nach der Habilitation 1935 in Breslau als Dozent für Philosophie. Nach dem Krieg erhielt er schließlich eine Professur für Philosophie in Frankfurt a. M. Dabei versuchte er eine Philosophie des > Absoluten zu entwickeln und setzte sich kritisch mit Kants Widerlegung der > Gottesbeweise auseinander. In den letzten Monaten seines Lebens beschäftigte er sich, wie sein Sohn Konrad am 9. April 1974 bei der Grabrede bemerkte, mit folgendem Gedanken:

Der bloße Umstand, dass der Mensch dessen fähig ist, an seinen Tod zu denken, sich mit dem Gedanken an seinen Tod vertraut zu machen und ihn in dieser Vertrautheit am Ende zu erleiden, ist schon der Beweis dafür, dass der Tod zwar ein Ende, aber nicht das Ende ist.“

Den Leugnern der menschlichen Freiheit hielt er entgegen, „dass sie gerade das verneinen, was noch die Bedingung aller Verneinung ist“ (nach Scherer, 37).

W. (Auswahl): Die absolute Reflexion, Bd. 1 und 2; Frankfurt a. M.: V. Klostermann, 1966 / 67; Grundlegung einer Theorie des Geistes. Frankfurt a. M.: Klostermann, 1957; Das Absolute und das Kontingente: Untersuchungen zum Substanzbegriff. Frankfurt a. M., 1959; Gottesbeweise und ihre Kritik. Frankfurt a. M.: V. Klostermann, 1967.

Lit.: Scherer, Georg: Das Problem des Todes in der Philosophie. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1979.

Crandon, Mina Stinson, bekannt als „Margery“ (*1888 Ontario / Kanada als Mina Stinson; † 1941 in Boston), kanadisch-amerikanisches Medium.

C. war in zweiter Ehe mit dem Bostoner Chirurgen Dr. LeRoy Goddard Crandon verheiratet, der sie mit dem > Spiritismus bekannt machte. Anlässlich eines Besuches bei einem Hellseher erhielt sie eine Mitteilung vom angeblichen Geist ihres um fünf Jahre älteren Bruders, der bei einem Umfall gestorben war. C. war nun darauf bedacht, das Fortleben ihres Bruders unter Beweis zu stellen. Die erste Sitzung fand 1923 in ihrem Haus statt. Von den sechs Sitzungsteilnehmern wurde nur bei ihr die Gabe des > Tischrückens festgestellt. 1924 trat sie im Zusammenhang mit einem Preisausschreiben der Zeitschrift Scientific American, die 2.500 Dollar für ein Medium bot, das echte Phänomene hervorbringen könnte, an die Öffentlichkeit und wurde unter dem Namen „Margery“ eines der umstrittensten und erfolgreichsten Medien.

Während der Sitzungen ereigneten sich sonderbare Phänomene. Uhren blieben zur angegebenen Zeit stehen, das Medium fiel in Trance, > Direkte Musik und > Direkte Stimmen traten auf. Mit dem Auftauchen der Stimmen wurde die Trance-Phase verlassen. Unsichtbare Kräfte traten auf und zertrümmerten das Kabinett.

In dieser Phase setzten die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen ein, die von der Harvard-Gruppe, bestehend aus Prof. William > McDougall, Dr. Roback und Dr. Gardner > Murphy mit seinem Assistenten Harry Helso durchgeführt wurden und in Ermangelung fundierter Einsichten zu ersten Betrugsvorwürfen führten. 1923 besuchten Margery und Dr. Crandon Europa. In Paris stellte sich Margery Dr. > Geley, Professor > Richet und anderen für eingehende Untersuchungen zur Verfügung, wobei sie bei strenger Kontrolle ausgezeichnete Phänomene hervorbrachte. Noch erfolgreicher war die Sitzung vor der > Society for Psychical Research in London mit Harry > Price. Andere Sitzungen beim British College of Psychic Science und Psychic Photographs, die von William Hope und Mrs. Deane durchgeführt wurden, bestätigten die Medialität von Margery.

Nach der Rückkehr aus Europa begann C. Materialisationen zu erzeugen. Lichterscheinungen traten auf, später auch materialisierte Hände sowie > Direkte Schrift. Eine Untersuchungskommission der Zeitschrift Scienti-
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American führte zu keinem einstimmigen Ergebnis. Hereward > Carrington beurteilte die Medialität als echt, > Houdini als Betrug, Comstock wollte noch mehr sehen, W. F. > Prince hatte noch nicht genug gesehen und McDougall enthielt sich der Stimme. J. Malcolm Bird, der Sekretär der Kommission, war nach 12 Sitzungen von der Echtheit der Phänomene überzeugt. Prince und McDoug-
all verneinten nach weiteren Sitzungen eine definitive Aussage. Auch eine weitere Untersuchung durch ein anderes Harvard-Komitee kam zu keinem endgültigen Urteil.

Nach einem Angriff von Dr. J. B. Rhine, Dr. Walter Franklin Prince und anderer veröffentlichte Dr. Crandon 1925 das Pamphlet Margery, Harvard, Veritas.

1928 erzeugte das Medium auch einige chinesische Schriften, eine davon u.a. bei einer > Kreuzkorrespondenz. 1932 fiel C. mit einem angeblich von „Walther“ stammenden Fingerabdruck in Wachs auf, der jedoch ihrem Zahnarzt, Mr. Kerwin, zugeschrieben wurde.

In der 1933 erschienenen eingehenden Dokumentation von Brackett K. Thorogood, die den ganzen XXII. Band der „Proceedings“ der > American Society for Psychical Research umfasst, werden die Fingerabdrücke als echt hingestellt und hätten nichts mit dem von „Kerwin“ zu tun. 

Wie immer auch das Urteil über C. ausfallen mag (die Dokumentation ist umfangreich), die „Margery-Diskussion“ war jedenfalls von entscheidender Bedeutung für die öffentliche Meinung über den Spiritismus, zu dessen Anhängern viele Prominente zählten. Andererseits distanzierten sich auf diese Diskussion hin J. B. > Rhine und andere von der Untersuchung von Medien zugunsten der Laboruntersuchungen, die allerdings unter einem Mangel an konkreten außergewöhnlichen Fällen leiden.

Lit.: Bird, J. Malcolm: Margery, the medium. Boston: Small, Maynard and Co., 1925; Thorogood, Brackett K.: The Margery Mediumship: the „Walther“ Hands. 1933; The Margery Mediumship. Comments upon Mr. Thorogood‘s report on the fingerprint phenomena of the Margery mediumship … Reprint / Button, William Henry [New York, 1934]; Brandon, Ruth: The Life and Many Deaths of Harry Houdini. London: Pan Books, 2001.

Cranio-Sacral-Therapie, auch Kraniosakraltherapie oder kraniosakrale Ostheopathie (lat. cranio, Schädel; sacrum, Kreuzbein), sanfte Körpertherapie auf der Grundlage der > Chiropraktik. Sie geht davon aus, dass Hirn- und Rückenmarkflüssigkeit einen langsamen Rhythmus haben, dessen Art das physische und psychische Befinden widerspiegelt. Durch Manipulation der Schädelknochen soll das Strömen der Hirn- und Rückenmarkflüssigkeit vom Schädel bis zum Kreuzbein, daher der Name, beeinflusst werden. Diese Flüssigkeit, in der das Zentrale Nervensystem schwimmt, pulsiert ungefähr sechsmal in der Minute und wird von William Garner Sutherland „primärer Atem“ genannt. Sutherland, ein US-amerikanischer osteopathischer Arzt, entwickelte die Therapie aus der Osteopathie. Die heutige Form erhielt die Therapie von dem Osteopathen John E. Upledger.

Der Therapeut versucht zunächst den > Rhythmus kennenzulernen, der über das Bindegewebe am ganzen Körper vom Schädel bis zu den Füßen fühlbar ist, um dann durch sanften Druck Schädel und Wirbelsäule zu massieren. Dadurch sollen der angenommene „Energiefluss“ verbessert, die Selbstheilungskräfte aktiviert, Funktionseinschränkungen behoben und die seelischen Spannungen gelöst werden.

Die offizielle Wissenschaft hat bis jetzt keine besonderen Wirkungen festgestellt.

Lit.: Sutherland, William Garner: The Cranial Bowl. Mankato, Minn.: Free Press Company, 1939; Sills, Franklyn: Craniosacral Biodynamics, vol. 1 – 2, North Atlantic Books, 2001– 2004; Upledger, John E.: Lehrbuch der Kraniosakral-Therapie. Heidelberg: Haug, 1996; ders.: Auf den Inneren Arzt hören – Eine Einführung in die CranioSacrale Therapie. München: Südwest, 2010.

Cranshaw, Stella, auch Stella C.

(* 1.10.1900 North Woolwich, London; † 17.07.1986 Portsmouth, UK), englische Krankenschwester und Medium.

C. kam Anfang 1920 auf einer Zugfahrt mit dem Parapsychologen Harry > Price in Kontakt, dem sie von ihren außergewöhnlichen Erfahrungen erzählte. Sie erklärte sich bereit, ihre Fähigkeiten prüfen zu lassen. Price unterzog sie daraufhin zahlreichen Kontrollen. Dazu diente auch ein betrugssicherer Séancetisch aus zwei Teilen. Die Tischplatte eines unter dem ersten stehenden inneren Tisches war mit einer Klappe versehen, die nur von unten geöffnet werden konnte. Auf die Platte des inneren Tisches wurden Musikinstrumente, z.B. eine Harmonika oder eine Klingel, gelegt. Um die Tischbeine wurde Gaze gespannt. C. saß am Tisch mit Beobachtern, von denen ihr zwei während der ganzen Sitzung Hände und Füße hielten. Bald nachdem sie in Trance gefallen war, konnte man aus dem Inneren des Tisches Geräusche hören – das Spiel einer Harmonika oder das Klingeln einer Glocke, die Tischklappe wurde aufgestoßen. Als man ein Taschentuch darüberlegte, konnte man darunter Fingerbewegungen feststellen. Mittels dieser und anderer Vorrichtungen wurde C. insgesamt fünf Jahre lang untersucht. Den letzten Sitzungen von 1926 und 1928 wohnten auch Wissenschaftler wie Julian Huxley, Edward Andrade und R. J. Tillyard bei. Die Sitzungen strengten C. jedoch sehr an, sodass sie trotz ihrer erwiesenen Fähigkeiten wenig Interesse dafür aufbrachte, weshalb sie auch keine öffentlichen Séancen gab.

1928 heiratete sie Leslie Deacon und hörte mit den Sitzungen auf.

Lit.: Tabori, Paul. Companions of the Unseen. London: H. A. Humphrey, 1968; Turner, James, ed. Stella C.: An Account of Some Original Experiments in Psychical Research. London: Souvenir Press, 1973; Botschaften aus dem Jenseits. Einführung v. Werner Schiebeler. Gütersloh: Prisma Verlag, 1986.

Cratti oder Kratti, finnisches > Geistwesen, das angeblich Wohlstand und Reichtum vermehrt.

Lit.: Bellinger, Gerhard J.: Knaurs Lexikon der Mythologie. München: Droemersche Verlagsanst. Th. Knaur Nachf. GmbH & Co.KG, 2005.

Crawford, Francis Marion (* 2.08.1854 Bagni di Lucca, Toscana; † 9.04.1909 Sorrent, Kampanien, Italien), US-amerikanischer Schriftsteller.

C. studierte an der Cambridge University sowie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und reiste 1879 nach Indien, wo er Sanskrit lernte und den Allahabad Indian Herald herausgab.

Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten setzte er seine Sanskrit-Studien an der Harvard University ein Jahr lang fort und war zugleich Mitarbeiter bei verschiedenen Zeitschriften. Seine Bedeutung in der Literatur gründet aber auf seinen Romanen, von denen er jährlich eine Reihe veröffentlichte. Insgesamt schrieb er mehr als vierzig Bücher. Seine Anerkennung als einer der großen Schriftsteller unheimlicher Geschichten ließ jedoch auf sich warten, obwohl The Upper Berth als die am häufigsten nachgedruckte aller Geistergeschichten gilt. Auch The Screaming Skull und The Dead Smile sind sehr beliebt. Dies hängt auch damit zusammen, dass er 1883 nach Italien zurückkehrte und daher abseits der damaligen zeitgenössischen amerikanischen Literatur stand, zumal er sich nun auch historischen Werken widmete, wie Ave Roma Immortalis (1898), Rulers of the South (1900) und Gleanings from Venetian History (1905). In diesen verband er sein tiefes Wissen lokaler italienischer Geschichte mit der Begabung eines Romanciers zur Darstellung von Effekten.

Eine Reihe seiner Werke wurde auch verfilmt.

W. (Auswahl): With the Immortals. Leipzig: Tauchnitz, 1888; Im Herzen Roms. Berlin: Hillger, [1913]; Die Hexe von Prag. Berlin-Weissensee: E. Bartels, [1929].

Crawford, William Jackson (*1881 Neuseeland; † 30.07.1920 Belfast, Irland), Naturwissenschaftler, Ingenieur und Parapsychologe.

C. promovierte in Naturwissenschaften und wurde Professor für Mechanik an der Universität Belfast. 1916 überraschte er die parapsychologische Fachwelt mit der Veröffentlichung des Buches The Reality of Psychical Phenomena, in dem er über seine Experimente bei Sitzungen mit dem 16-jährigen irischen Medium Kathleen > Goligher (*27.06.1898) berichtet, mit dem er von 1914 bis 1920 Untersuchungen durchführte. Die Teilnehmer der Sitzungen waren durchweg Familienmitglieder des Mediums: Vater, Bruder, Schwester und Schwager (der sog. Goligher-Zirkel). Die Versuchsperson war während der Sitzungen bei vollem Bewusstsein, folgte den Vorgängen mit Interesse und vergaß dabei, dass sie selbst die Hauptursache der Phänomene darstellte.

C. arbeitete mit Tonaufnahmen, Fotoapparat und Waage. In den Sitzungen habe er nicht nur eine Vielzahl von physikalischen Phänomenen wahrgenommen, > Levitation und > Ektoplasma-Produktion mit eingeschlossen, sondern auch Foto- und Tonbandaufnahmen gemacht und genaue Messungen der Gewichtsveränderungen bei der Produktion von Phänomenen durchgeführt. Dabei stellte er fest, dass das Medium bei völliger Hebung des Tisches inmitten des Sitzungsraumes ohne körperliche Berührung regelmäßig um das Tischgewicht an Schwere zunahm. Daraus schloss er, dass zwischen dem Medium und dem Objekt gewisse Kraftlinien bestanden, die vorübergehend die Arbeit physischer Organe leisten konnten. Wenngleich unsichtbar, besitzen sie eine Widerstandfähigkeit, die messbar ist. Werden sie durchschnitten, hat das unmittelbar die Störung der mediumistischen Levitationsleistung zur Folge. Diese seltsamen Kräfte oder Strukturen, die er auch Balken oder starre Ruten nannte, nehmen im Endpunkt den höchsten Grad der Verdichtung an. Das Anpacken eines Gegenstandes erfolgt mittels eines Saugprozesses.

Um jede Störung dieses Energieflusses auszuschließen, lehnte er Kontrollexperimente durch die > Society for Psychical Research ab. Hereward > Carrington, der zwei Sitzungen beiwohnte, sprach sich nach der ersten Sitzung für die Echtheit aus, nach der zweiten Sitzung, vier Jahre später, sprach er von Betrug durch das Medium.

Wenngleich C. mit den Sitzungsteilnehmern voll davon überzeugt war, dass die Phänomene von Geistern Verstorbener, die er „Operatoren“ nannte, bewirkt wurden, war er gleichzeitig der Meinung, dass das Substrat der mediumistischen > Materialisationen die aus dem Medium emanierende und sich verdichtende Materie sei. Aufgrund des Mangels an Gegenkontrollen werden die Berichte von C. als unbewiesen hingestellt. Doch mag man seinen Theorien auch nicht in allem zustimmen, so decken sich seine Beobachtungen doch mit vielen anderen Berichten über Erfahrungen und Phänomene bei Sensitiven. Dafür spricht nicht zuletzt das Faktum, dass die von E. E. Fournier d’Albe nach dem Tod von Kathleen Goligher durchgeführten 20 Experimente keine Phänomene zeigten. Es fehlte das „magnetische“ Band, das die Phänomene zwischen dem Medium und C., verstärkt durch die anderen Teilnehmer, vermutlich bewirkte. So fand C. in letzter Zeit wieder mehr Beachtung.

C. nahm sich am 20. Juli 1920 das Leben, nachdem er vier Tage vorher geschrieben hatte: „Ich wurde geistig hinabgedrückt. Ich war vollkommen gesund bis vor einigen Wochen. Es war nicht die parapsychologische Arbeit. Ich war sehr glücklich damit. Ich kann mit Dank sagen, dass die Arbeit standhalten wird. Sie ist so grundsätzlich zum Ausschluss jedweder sachlichen Lücke gemacht.“

W.: The reality of psychic phenomena: raps, levitations, etc. London: Watkins, 1916; Experiments in psychical science. Levitation, “contact”, and the “direct voice”. London: Watkins, 1919; The psychic structures at the Goligher Circle. London: Watkins, 1921.

Lit.: Schrenck-Notzing, Albert Frh. v.: Physikalische Phänomene des Mediumismus: Studien zur Erforschung der telekinetischen Vorgänge. München: Ernst Reinhardt, 1920; Fournier d’Albe, E. E.: The Goligher Circle, May to August, 1921 (Psychical Research) Experiences. London, J. M. Watkins, 1922.

Creery-Schwestern, Versuchspersonen für das erste Telepathie-Experiment (1881).

Reverend A. M. Creery aus Derbyshire, England, machte bei seinen Mädchen von 8 bis 17 Jahren, Alice, Emily, Kathleen, Mary und Maud, die Feststellung, dass sie alle, mit Ausnahme der Jüngsten, und außer ihnen noch ein junges Dienstmädchen, das zwei Jahre lang bei der Familie angestellt war, häufig ohne Berührung und Zeichengebung eine Karte oder andere Objekte, die man in ihrer Abwesenheit ausgewählt hatte, richtig bezeichnen konnten. 

Als im September 1876 Sir William > Barrett in der Times einen Brief veröffentliche, in dem er um Mitteilung außergewöhnlicher Erfahrungen bat, folgte Creery diesem Aufruf und setzte sich mit Barrett in Verbindung.

W. F. Barrett, F. W. H. > Myers und Edmund > Gurney untersuchten die Mädchen 1881 – 1882. In ihrem Bericht von 1882 schreiben sie, dass > Telepathie ein echtes Phänomen sei. Weitere Untersuchungen in Cambridge unter Henry > Sidgwick, Gurney und anderen führten jedoch zu einem negativen Urteil. Wie so oft, verminderte sich die Trefferzahl, weil das Interesse sank und aus dem Spiel eine lästige Aufgabe und Pflicht wurde. So wurde dann im Bericht von 1888 mitgeteilt, man habe in den Sitzungen, in denen mehr als eine Schwester anwesend war, Betrug durch Zeichengebung festgestellt. Damit wurde das erste Telepathie-Experiment als Fehlschlag abgetan, womit allerdings nicht bewiesen ist, dass die ersten Experimente und alle übrigen ein echter Fehlschlag waren.

Lit.: Barrett, W. F. / Gurney, W. F. / Myers, F. W. H.: First Report on Thought-Reading. PSPR 1 (1882), 13; Gurney, E.: Note Relating to Some of the Published Experiments in Thought-Transference. PSPR 5 (1888), 269; Baerwald, Richard: Die intellektuellen Phänomene. Berlin: Ullstein, 1925.

Crehore, John Davenport (*14.05.1891 Pottstown / Pennsylvania, USA; † Februar 1989), Schriftsteller, Verleger und Bauer.

C. war Air Force-Pilot, Bankmanager und Bio-Bauer. Sein besonderes Interesse galt der > Telepathie, dem > Hellsehen, der > Geistheilung, > Präkognition und > Psychokinese. Sein theoretischer Ansatz fußt auf der sog. > Radionik, auf einer physikalischen Erklärung der Paraphänomene, der Erinnerung, des Denkens und des Willens. C. schrieb Bücher über Heilung, Telepathie und Radiästhesie.

W. (Auswahl): For Health – Everything Counts. Washington, 1943; Mental Telepathy: Radiaesthesia, Our Sixth Sense. Cleveland: J. E. Johnson Print, 1956.

Creme, Benjamin (* 5.12.1922 Glasgow), schottischer Esoteriker, Kunstmaler und Autor.

1959 teilte ihm ein „Meister“ mit, dass > Maitreya, der Meister aller Meister, in etwa 20 Jahren wiederkehren würde und dass er in diesem Ereignis eine Rolle zu spielen hätte, wenn er wolle. 1972 begann C. unter Anleitung seines Meisters mit der Vorbereitung auf die Aufgabe, in einer skeptischen Welt die Wiederkehr des Weltenlehrers anzukündigen.

C. ist Autor mehrerer Bücher und war Chefredakteur der Zeitschrift Share International.

Anfangs in der theosophischen Tradition Alice > Baileys stehend, gründete er ab 1977 eigene Gruppen und sagte, dass der neue Weltenlehrer im > Wassermann-Zeitalter be-
reits wiedergekommen sei. Dabei übernahm er aus der buddhistischen Tradition die Bezeichnung des kommenden Buddhas, Maitreya, für den „wiedergekommenen Christus“. Er fühlte sich beauftragt, dem Meister den Weg zu bereiten. Zur Weitergabe seiner Ansichten reiste C. ab den späten 1970er Jahren um die Welt und lehrte dabei auch die sog. > Transmissionsmeditation, eine Gruppenmeditation für das neue Zeitalter. Bei dieser Meditation sprechen die Teilnehmer gemeinsam das > Mantra der großen Invokation von A. Bailey und konzentrieren sich auf das Ajna-Zentrum zwischen den Augenbrauen. Auf C. gehen Organisationen wie
Share International, Partage International, Tara-Center und weltweit einige hundert Transmissionsgruppen zurück.

W. (Auswahl): Maitreya. München: Ed. Tetraeder, 1991; Botschaften von Maitreya – dem Christus. München: Ed. Tetraeder, 1997; Transmission: eine Meditation für das neue Zeitalter. München: Ed. Tetraeder, 2005.

Crépin, Fleury Joseph (*1875 Hénin-Liétard im Departement Pas-de-Calais, Frankreich; † 1948), Klempner, Verzinker, Musiker und automatischer Maler.

Neben seinem Beruf machte C. vor allem Musik bei Festen und Spielmannszügen und leitete ein Blasorchester, mit dem er einige Preise errang. 1901 heiratete er und hatte zwei Töchter, von denen die Älteste mit 25 Jahren geisteskrank wurde und sich völlig zurückzog, was die Familie sehr belastete.

Mi 50 Jahren entdeckte C. bei der Ausstattung von Brunnen seine Fähigkeit, mit dem > Pendel Wasserläufe ausfindig zu machen und bald darauf auch Krankheiten zu diagnostizieren. Als Pendel diente ihm seine Uhr. Um 1930 trat er in Kontakt mit dem spiritistischen Kreis von Douai und betätigte sich selber als Wunderheiler. Dabei bediente er sich eines selbst angefertigten > Talismans mit Namen und speziellen Zeichen, den der Patient auf der Brust zu tragen hatte.

Als C. 1938 eines Abends wie üblich seine Noten schrieb, bewegte sich die Hand plötzlich von selbst und machte zu seiner Überraschung kleine Zeichnungen, deren Eigenart ihn beeindruckte. 1939 begann er dann, ,,geführt von einer geheimnisvollen Stimme“, ein umfassendes Werk von 300 Gemälden vollautomatisch zu malen, die dem Weltkrieg ein Ende bereiten sollten. Im Mai 1945 vollendete er seine 300. Arbeit. Im November 1947 nahm er nach innerer Aufforderung eine Serie von 45 Gemälden für den Frieden in Angriff, die Tableaux Merveilleux, von denen er bis zu seinem Tod 1948 jedoch nur 43 fertigstellte.

Die Zeichnungen und dann Ölgemälde von C. zeichnen sich durch die wiederkehrenden Motive symbolischer Tempel und farbumkränzter Paläste aus, in denen sich menschliche Gestalten und Fabelwesen begegnen. Besonders eindrucksvoll sind die ausschmückenden Punkte, von denen er in einer Stunde bis zu 1500 setzen konnte.

Wie die Arbeiten von Augustin > Lesage und Victor > Simon zeigen sie höchste Präzision und Detailliebe, außerdem eine Vorliebe für Symmetrie und ornamentale Motive, die bisweilen an byzantinische oder orientalische Kunst erinnern. Das Werk von C. faszinierte seinerzeit große Künstler und Intellektuelle und beeindruckt nach wie vor durch die außerordentliche Farbenpracht und Symbolik, ganz abgesehen von der völlig spontanen Ausführung.

Dennoch ist die > Mediale Kunst heute nahezu unbekannt. Die Gründe dafür liegen nicht nur in der Seltenheit ihres Vorkommens, sondern auch in der Ablehnung ihres ideologischen Hintergrundes. Sofern man sich nämlich damit befasst, geschieht dies meistens in Zusammenhang mit der > Kunst der Geisteskranken.

Lit.: Breton, André: Le message automatique. Minotaure 3 – 4 (1933); Bender, Hans: Psychische Automatismen. Leipzig: J. A. Barth, 1936; Giovetti, Paola: Arte medianica. Rom: Edizioni Mediterranee, 1982.

Crescas, Hasdai ben Judah (*ca. 1340 Barcelona; † 1410 /1411), jüdischer Philosoph, Gesetzeslehrer und Kabbalist.

C. ist bekannt wegen seines rationalen Zugangs zur jüdischen Philosophie. Sein Verständnis der Naturgesetze und des freien Willens wird mit der diesbezüglichen Vorstellung bei Spinoza verglichen. Sein Hauptwerk Or Adonai oder Or Hashem ist eine klassische jüdische Zurückweisung des mittelalterlichen Aristotelismus und wird zu den Vorläufern der wissenschaftlichen Revolution im 16. Jahrhundert gezählt.

W. (Auswahl): Or Adonai: (Licht des Herrn. Religionsphilosophie, nach ed. Ferrara). Johannisburg: Gonschorowski), [18??].

Lit.: Wolfson, Harry Austryn: Crescas’ Critique of Aristotle. Cambridge: Harvard University Press, 1929.

Crescentia von Kaufbeuren > Höss, Maria Crescentia (Anna).

Crespi, Carlo (*29.05.1891 Legnano (Mailand), Italien; † 30.04.1982 Cuenca, Ecuador), Salesianerpater (SDB), Diener Gottes (8.02.1995), Missionar und Begründer des Museo Carlo Crespi in Ecuador.

C. war das dritte von 13 Kindern des Daniele Crespi und der Luisa Croci. Nach dem Besuch der Volksschule von Legnano ging er ab 1903 auf das Gymnasium der Salesianer in Valsalice, trat in die Gesellschaft der Salesianer ein und legte am 8. September 1907 die erste und 1910 die ewige Profess ab. Nach dem Studium von Philosophie und Theologie wurde C. 1917 zum Priester geweiht. Er studierte dann an der Universität von Padua Naturwissenschaften, entdeckte dabei einen Mikroorganismus, der bis dahin völlig unbekannt gewesen war und zog damit das Interesse der Wissenschaft auf sich. 1921 promovierte C. in Naturwissenschaft und machte daraufhin dass Diplom in Musik. 1923 folgte er dem Weg in die Mission nach Ecuador, den ihm die Jungfrau Maria angezeigt hatte. Er ließ sich in Cuenca nieder, wo er sein ganzes Leben im Dienst der Armen verbrachte. Dort eröffnete er die erste Kunst- und Berufsschule, die später als Polytechnische Salesianer-Universität anerkannt wurde. Zudem eröffnete er die Universität für Erziehungswissenschaft und wurde deren erster Rektor.

C. war bei den Indianern sehr beliebt, sodass sie ihm allerlei Gegenstände brachten, die er zunächst im Haus und in der Kirche unterbrachte, bis er die Erlaubnis zur Eröffnung des Museo Carlo Crespi erhielt, das 1960 bereits zu einem der größten Museen Ecuadors zählte. Als anerkannte archäologische Autorität war er davon überzeugt, dass zwischen der Alten Welt (Babylon) und der Neuen Welt (Prä-Inka-Zivilisation) eine direkte Verbindung bestand, was allerdings der allgemeinen Ansicht widerspricht.

Das Museum war voll von Metallen und Steinarbeiten, von merkwürdigen Darstel-
lungen von Dinosauriern, Fabelwesen, Göt-
tern, Pyramiden und geheimnisvollen Schriftzeichen. Alles, was ihm die Indianer aus den Höhlen und Stollen brachten, ging nach C. auf die vorchristliche Zeit zurück. Der Großteil der Symbole und prähistorischen Darstellungen sei älter als die Sintflut, behauptete er.

Am 20. Juli 1962 zerstörte ein Brandanschlag das Museum. Dabei ging eine Reihe von Exponaten verloren bzw. später bei Renovierungsarbeiten zu Bruch. C. rettete, was er retten konnte.

Als die Sammlung international bekannt wurde, kamen viele Interessenten, allerdings nicht unbedingt aus historischem Interesse. Viele Fundsachen, darunter wertvolle Stücke, wurden geraubt. Schließlich überzeugten die Mitbrüder den großen Sammler, den Schatz zu konservieren und zu klassifizieren. Dabei wurde eine Vielzahl der vorhandenen Gegenstände nach historischer Prüfung vom Museo Banco Central in Cuenca aufgekauft. Das Interesse der Bank galt vor allem Keramik- und Knochenfragmenten, christlichen Ikonen und historischen Ölgemälden. Ein weiterer Teil wurde nach C.s Tod aufgelöst bzw. verkauft. Ein kleiner Bestand der Stücke, vor allem die Metallplatten, blieb in den Depots des Ordens zurück – eine Fehleinschätzung, wie das Bankmuseum heute bemerkt.

Nachdem in der Sammlung auch Fälschungen entdeckt wurden, setzt sich die Wissenschaft mit dieser Sammlung nicht mehr auseinander.

Pater C. selbst war kein Museumsdirektor, sondern in erster Linie Seelsorger und ein Original. Sein Beichtstuhl war besonders in seinen letzten Jahren überlaufen. Man nannte ihn bereits „Santo Carlo Crespi“. Seine Seligsprechung ist eingeleitet.

Lit.: Manson, Valentine, J.: The Carlos Crespi Col-
lection, Cuenca, Ecuador: a synopsis of an unpub-
lished paper. London, vol. 15 (1968), Nr. 1 – 2, S. 2 – 5, 1968; Golden Barton, J.: The Lost Gold of Ancient Ecuador.
Ancient American 4 (1998) 25; Alvarez Rodas, Luis: Padre Carlos Crespi Croci: “el apóstol de los pobres”: cuencano ilustre del siglo XX / Universidad Politécnica Salesiana, 2001.

Creuzer, Georg Friedrich (* 10.03.1771 Marburg; † 16.02.1858 Heidelberg) deutscher Philologe.

C. war der Sohn eines Buchbinders, studierte in Marburg und Jena und ging dann als Privatlehrer nach Leipzig. 1802 wurde er Professor für klassische Philologie in Marburg und zwei Jahre später in Heidelberg, wo er fast 45 Jahre unterrichtete, mit Ausnahme einer kurzen Lehrtätigkeit an der Universität Leiden. C. war persönlich mit Goethe und Clemens > Brentano befreundet. 1804 heiratete er Karoline von Günderrode, die er dann abrupt wieder verließ, woraufhin sie sich 1806 das Leben nahm.

1808 begründete C. mit Carl Daub die Heidelbergischen Jahrbücher und 1810 –12 erschien sein monumentales Hauptwerk Symbolik und Mythologie der alten Völker, besonders der Griechen. Die Grundidee des Werkes, wenn auch nicht völlig neu, besteht in der Annahme einer monotheistischen Urreligion, von der alle anderen Religionen abstammen. Der Mythos entstand durch die Interpretation von Symbolen (Götterbilder, Orakelzeichen) durch weise Priester für ein spracharmes Volk. Zum Symbol gehört es, unmittelbar eine anschauliche, intuitive Überzeugung zu vermitteln, im Gegensatz zum schrittweisen Vorgehen des Denkens. Dabei ist das „mystische Symbol“ durch die Intention gekennzeichnet, die Vielfalt des Unendlichen, Göttlichen vollständig zum Ausdruck zu bringen, was allerdings nur Erstaunen bewirkt. Hingegen löst das „plastische Symbol“, verwirklicht in der griechischen Skulptur, den Konflikt zwischen dem Unendlichen und dem Endlichen, indem es im Göttersymbol die Schönheit der Form mit der Fülle des Wesens vereinigt.

Zum Stein des Anstoßes wurde vor allem seine Feststellung, dass die Mythologie von Homer und Hesiod über die Pelagianer aus östlichen Quellen stamme.

So wurde sein Symbolismus insbesondere von Gottfried Hermann und Johann Heinrich Voss heftig kritisiert, während sich etwa Hegel und Bachofen positiv anregen ließen. Ungeachtet dieser Kritik gehört C. durch sein Hauptwerk und andere einschlägige Arbeiten zu einem der bedeutendsten Symbol- und Mythenforscher der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts.

W. (Auswahl): Symbolik und Mythologie der alten Völker, besonders der Griechen. Leipzig / Darmstadt, 1810 –1812.

Lit.: Hermann, Gottfried: Briefe über Homer und Hesiodus, vorzüglich über die Theogonie. Heidelberg: Oswald, 1818; Voss, Johann Heinrich: Antisymbolik. Stuttgart: Metzler, 1824.

Crewe-Kreis. Eine Gruppe von Medien, die sich in Crewe, England, um William > Hope (1863 – 1933) versammelte, um in > Geisterfotografie ausgebildet zu werden. Hope behauptete 1905, die Seelen Verstorbener fotografieren zu können. Seine Bilder waren so überzeugend, dass bald darauf eine Gruppe von sechs Personen in Crewe einen spiritistischen Versammlungsraum bereitstellte, um Geisterfotos zu machen. Die Gruppe wurde als „Crewe-Zirkel“ unter der Leitung von William Hope bezeichnet. Anfänglich zerstörte der Kreis alle Negative der gemachten Fotos aus Angst, der Zauberei bezichtigt zu werden.

Als dann Erzbischof Thomas Colley, ein begeisterter Spiritist, dem Kreis beitrat, begann dieser die Arbeit öffentlich bekannt zu machen.

Lit.: Price, Harry: Cold Light on Spiritualistic „Pheomena“ – An Experiment with the Crewe Circle. London: Kegan Paul; Trench: Trubner, 1922; Conan Doyle, Sir Arthur: The Case for Spirit Photography. New York: George H. Doran Co., 1922.

Crimen exceptum (lat., Sonderverbrechen), außerordentliches Verbrechen. Dazu zählte man Majestätsbeleidigung, Hochverrat, > Hexerei, Falschmünzerei, Straßen- und Seeraub, > Teufelspakt, > Schadenzauber, > Ketzerei, Blasphemie, Sodomie usw. Mit dem C. besaßen nicht zuletzt fanatische Hexenverfolger ein wirkungsvolles Argument, trotz Fehlens der üblichen Indizien Inhaftierung und Folter durchzusetzen.

Benedict > Carpzov der Jüngere nennt in seiner Practica nova (auch als „protestantischer Hexenhammer“ bezeichnet) das Delikt der Hexerei ein crimen exceptum, bei dem bereits der Verdacht ausreicht, um die Folter anzuwenden. Als Argument führt er Stellen aus dem AT (Ex 22,18), aus der klassischen Literatur (Tacitus: Annalen lib. II; Platon: De legibus II), aus der Praxis des Zivilrechts und neuere Autoren, auch katholische, wie z.B. > Bodin, > Delrio, > Remy sowie die Autoren des > Hexenhammers an. Die Lehre vom C. blieb zwar bis ins 18. Jh. vorherrschend, unangefochten war sie jedoch nicht, insbesondere von Justus Oldekop, dem Gegenspieler Carpzovs.

Lit.: Carpzov, Benedict: Practicae Novae Imperialis Saxonicae Rerum Criminalium Pars. Wittebergae: Schurerus Wittebergae: Müllerus, 1635; Oldekop, Justus: Observationes criminales practicæ congestæ … Cum Appendice. … Accessit N. Brandi de legitima Maleficos et Sagas investigandi … ratione, et H. a Dassel Responsum Juris in causa pœnali Maleficarum Winsiensium. Francofurti ad Oderam, 1685.

Crimen magiae (lat., Schadenzauber), Klagspiegel.

Der Klagspiegel – crimen magiae – gilt als das älteste und umfassendste Kompendium des Römischen Rechts in deutscher Sprache. Er entstand um 1436 und enthält auf rund 270 Seiten Zivil- und Strafrecht. Die Ausführungen zum „crimen magiae“ können als wichtige Vorlage für spätere Rechtstexte, namentlich die Zaubereibestimmungen der > Constitutio Criminalis Carolina von 1532 (Stintzing, S. 405), gelten.

Der Tatbestand des „crimen magiae“ (> Schadenzaubers) weicht im Klagspiegel deutlich von der spätmittelalterlichen Tradition ab, die unter „Hexerei“ als „crimen mixti fori“ Zauberei, Ketzerei und Vergiftung zusammenfasste und hierfür den Feuertod anordnete (vgl. Sachsenspiegel Ldr. II, 13 § 7). Im Klagspiegel ist der Schadenzauber hingegen streng von Ketzerei und Vergiftung getrennt.

Lit.: Stintzing, Roderich von: Geschichte der populären Literatur des römisch-kanonischen Rechts in Deutschland. Leipzig, 1867; Deutsch, Andreas: Der Klagspiegel und sein Autor Conrad Heyden. Ein Rechtsbuch des 15. Jahrhunderts als Wegbereiter der Rezeption. Köln: Böhlau, 2004.

Crispinus und Crispinianus († 287), heilig (Fest: 25. Oktober), wahrscheinlich römische Märtyrer unter Diokletian, deren Reliquien nach Soissons in Frankreich übertragen wurden. Gregor von Tours erwähnt eine ihnen dort geweihte Basilika (hist. V.34; IX,9), wo sie auch Stadtpatrone waren.

Der Legende nach handelte es sich um zwei Brüder aus einer römischen Familie, die auf der Flucht vor der diokletianischen Verfolgung nach Soissons gelangt waren, wo sie als Schuster arbeiteten, den Armen unentgeltlich Schuhe anfertigten und den christlichen Glauben predigten, weshalb sie nach schwerer Folter 287 enthauptet wurden.

Im 9. Jh. kamen ihre Reliquien nach Osnabrück, wo sie ebenfalls zu Stadtpatronen wurden. Ihr Kult breitete sich auf ganz Europa aus. Sie wurden zu Schutzpatronen der Schuster, Sattler, Handschuhmacher, Gerber und Weber.

In der Nacht von St. Crispinus und Crispinianus (25. Oktober) rotten sich der Sage nach die Skalärageister zusammen und reiten auf feuerschnaubenden Rossen an den Rhein hinunter.

Lit.: ActaSS oct.11.495-540; Gröger, H.: Die hll. Crispin und Crispinianus, die Patrone der Schuhmacherzunft. Pro Arte 3 (1944), 21 – 24.

Cristo d’Angelo, berühmter und umstrittener spiritistischer Kontrollgeist, der sich das erste Mal 1922 bei einer Sitzung des Mediums George > Valiantine aus Williamsport, New York, meldete. Fünf Jahre später, am 25. März 1927, wurde die Stimme von C. im Haus von Lord Charles Hope in London auf Grammofon aufgenommen. Einen Monat später wurde die Stimme von dem italienischen Markgrafen Carlo Centurione Scotto im Haus von Dennis Bradley bei einer Séance von Valiantine gehört.

Auf Ersuchen des Markgrafen stellte sich C. von Mai 1927 an, dem Tag der ersten > Millesimo-Sitzung (ital. Schloss), dem Markgrafen als dessen Kontrollgeist zur Verfügung, zeigte sich aber auch des Öfteren bei den „Margery“-Séancen (mit dem Medium Mina Stinson > Crandon (1888 –1941) in Boston, wenn Valiantine daran teilnahm. Zudem spielte er eine Rolle bei Kreuzkorrespondenzen zwischen „Margery“ und Millesimo.

Nach eigenen Angaben war C. auf Erden ein sizilianischer Hirte, gebürtig aus Sant’Anselmo al Monte bei Palermo und sei mit Garibaldi in Calatafimi gewesen. Er sei mit 76 Jahren gestorben. Der Arzt Carlo Marchese aus Catania suchte nach den Lebensspuren von C. Er fand zwar eine Ortschaft des Namens in der Provinz Palermo, jedoch keine Angaben über die reale Existenz von C.

Lit.:. Modern Psychic Mysteries; Millesimo Castle, Italy. London, 1929; Whymant, Neville: Psychic Adventures in New York. London: Morley & Mitchell, 1931; Hack, Gwendolyn Kelley: Venetian voices: psychic phenomena and trans-Atlantic communications. London: Rider, 1937.

Critchlow, Keith (*1933), englischer Architekt, Künstler, Designer, Autor, Mitbegründer der Temenos Academy.

C. promovierte am Royal College of Art in London und wirkte dann am genannten College als Professor für Islamische Kunst, ebenso an The Prince’s School of Traditional Arts in London.

Sehr früh erkannte er die Allgemeingültigkeit der Geometrie im Bereich des Design, wo sich Kunst und Mathematik treffen, wie auch im Studium der Strukturen der Natur und insbesondere in alten sakralen Bauwerken. Die Erkenntnisse und Leistungen auf den Gebieten von Mathematik und Geometrie sowie den darauf basierenden Anwendungen in Astronomie, Vermessung und Architektur haben die alten Kulturen nach C. nicht mittels der formalen Werkzeuge der Mathematik, wie wir sie heute beherrschen, gewonnen, sondern auf anderen Wegen, wobei die Intuition eine besondere Rolle spielte, zumal nur der > Mythos die expressiven, poetischen, intellektuellen und inspirativen Ebenen des menschlichen Geistes in Form und Symbolen zu vereinen vermöge.

Sein Arbeitsbuch Order in Space (1969) wurde zum Standardwerk an Kunst-, Design- und Architekturschulen in aller Welt. In einem weiteren Werk, Time Stands Still, zieht er die Schlussfolgerung, dass das Wissen der neolithischen Weisen auf sorgfältiger, systematischer und genauer Beobachtung, einer hochgradigen > Sensitivität für die Geschehnisse der atmosphärischen und astronomischen Umgebung und auf der Erkenntnis der fundamentalen Einheit der Realität beruht habe.

Werke (Auswahl): Islamic Patterns: An Analytical and Cosmological Approach. London: Thames and Hudson, 1976; Time Stands Still: New Light on Megalithic Science. London: Gordon Fraser Gallery, 1979; Order in Space. London: Thames & Hudson, 2000.

Critical Ratio (engl., Abk. CR), kritischer Wert bei der messtechnischen Bestimmung des Verhältnisses zwischen der beobachteten und der erwarteten Abweichung, in der Statistik CR (auch T-Wert, kritisches Verhältnis) genannt. Es ist dies die Abweichung von der durch die Wahrscheinlichkeitsrechnung ermittelten durchschnittlichen Trefferzahl, dividiert durch die Standard-Abweichung. Je höher die CR-Zahl, umso geringer die Wahrscheinlichkeit, dass die Ergebnisse auf reinem Zufall beruhen.

In der Praxis gilt derjenige Wert als kritisch, der in der Tabelle der theoretischen Prüfverteilung die Signifikanzgrenze markiert. Überschreitet die Teststatistik den kritischen Wert, so kann die Forschungshypothese angenommen, andernfalls muss sie abgelehnt werden.

Diese Messtechnik wird auch zur Beurteilung der Daten von ASW-Experimenten verwendet.

Lit.: Rauchfleisch, Udo: Testpsychologie. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2005.

Crocco, Kroko, Krok, sagenhafter Held, der im Namen der polnischen Stadt Krakow (Krakau) verewigt sein soll. Seine Töchter (> Libussa) haben angeblich bei der Gründung von Böhmen Pate gestanden.

Lit.: Holzapfel, Otto: Lexikon der abendländischen Mythologie. Freiburg: Herder, 2002.

Crocus, Krokus, in der > Alchemie ein Sammelbegriff für einige Metallverbindungen von braunroter bis gelber Farbe.

Der Name leitet sich von der in Griechenland und Kleinasien wild wachsenden, anderswo auch kultivierten Blütenpflanze Crocus sativus ab. Ihre Blüten bilden 2,5 bis 3 cm lange, bräunlichgelbe Staubfäden mit stark aromatischem Geruch und bitter-gewürzhaftem Geschmack, die andere Substanzen (z.B. Reis) intensiv gelb färben. Diese Fäden bezeichnet man als Safran, der in der Alchemie synonym mit C. benutzt wurde. Die bekannteste unter den vielen Verbindungen war der C. martis (Eisenkrokus, Eisensafran), ein rotbraunes Eisenoxidhydrat, das beim Erwärmen in dehydratisierten > Hämatit (Blutstein) übergeht. Für die diversen C.-Arten gab es eine Vielzahl unterschiedlicher alchemistischer Zeichen.

Lit.: Biedermann, Hans: Handlexikon der magischen Künste. Graz: ADEVA, 1986; Alchemie: Lexikon einer hermetischen Wissenschaft. München: Beck, 1998.

Croiset, Gerard (*10.03.1909 Utrecht, Holland; † 20.07.1980 ebd.), Hellseher und Heiler. 

C. hatte bereits in seiner Jugend Tagträume und Visionen, deren Bedeutung er noch nicht fassen konnte. Erst 1934 wurde er von einem Hellseher auf seine paragnostischen Fähigkeiten auf­merksam gemacht. In diesen Jahren hatte er auch bedeutende Heil­erfolge mit Gelähmten. Entscheidend für seinen internationalen Ruf war jedoch die 1945 geschlossene Bekanntschaft mit Prof. Dr. W. H. C. > Tenhaeff. Durch seine Vermittlung kam es 1952 zur Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Hans > Bender. Bei > Platz­-Experimenten wurde die hellseherische Fähigkeit C.s unter Be­weis gestellt. Es ist das ganz große Verdienst C.s, dass er sich bis zu seinem Tode der wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung stell­te.

Sein internationaler Ruf wurde insbesondere durch seine Erfolge bei den zahlreichen Auslandsreisen verstärkt. 1974 sprach er auf dem 5. Internationalen IMAGO MUNDI-Kongress in Brixen, wo er auch auf seine Stellung als > Paragnost zu sprechen kam: „Ich muss mir als Paragnost bewusst sein, dass ich teilhabe an der physischen Welt, an diesem ,Etwas‘, das ich als Individuum wahr­nehmen kann und das die Kategorien Raum und Zeit besitzt. Deshalb ist es für mich kaum vorstellbar, dass dieses ,Etwas‘, die­se physische Welt, nicht und doch anwesend ist. Eine Sekunde reicht schon, um mich in das Außerzeiträumliche zu versetzen.“

Hier ist besonders auch die von ihm erstellte Dokumentation in Erinnerung zu rufen. Mögen die einzelnen Fälle auch medi­zinisch und psychologisch verschieden zu beurteilen sein, so kann man doch nicht an der Tatsache vorbeigehen, dass Menschen aus aller Welt und aus allen Schichten der Bevölkerung bei C. Hilfe und Trost suchten. War keine Hilfe möglich, so fan­den sie doch Trost und Mitempfinden.

Wie sehr nämlich menschliches Leid C. innerlich ergriff, konnte ich auf einem Kongress in Tokyo erleben. Man zeigte die Fernsehdokumentation der Bergung eines ertrunkenen Schulkindes, das an der von C. angegebenen Stelle gefunden wurde. Als das tote Kind in das Bild kam, wandte sich C. um, stützte sich auf meine Schulter und sagte: ‚Das ist für mich zu stark.‘ Ich spürte, wie sehr ihm das Heil am Herzen lag und wie sehr ihn Leid und Unheil bedrückten. Es scheint die Größe und die Last des Para­gnosten C. gewesen zu sein, dass er im Einheitsempfinden Freude und Leid des anderen als eigene(s) erlebte.

W.: Das Licht, in: Andreas Resch: Mystik, Innsbruck: Resch, 21984, S. 253 – 265.

Lit.: Brink, F.: Enige aspecten van de paragnosie in het Nederlandse Strafproces. Utrecht: Drukkerij Storm. (Dit proefschrift ligt ter inzage bij de Bibliotheek Strafrecht van de Rijksuniversiteit Utrecht), 1958; Tenhaeff, W. H. C: Aid to the Police. Tomorrow, Autumn, 1953; ders.: De Paragnostische Begaafdheid van de Heer C. H. Tijdschrift voor Parapsychologie 23 (1955) 2/3, 57– 87; ders.: Beschouwingen over het gebruik van paragnoste. Utrecht: Bijleveld, 1957; Zorab, G.: Review of Jack Harrison Pollacks Croiset the Clairvoyant. Journal of the Society for Psychical Research (1965) 43, 209 –212.

Croll(ius), Oswald (* um 1560 Wetter bei Marburg; † 1609 Prag (?)), Arzt und Alchemist.

C. studierte nach dem Besuch der Stiftschule in Wetter ab 1576 Medizin in Marburg, anschließend in Straßburg, Genf und Heidelberg. Sein Doktorat erhielt er 1582, Ort der Promotion und Inhalt der Dissertation sind nicht bekannt.

Nach einer Hofmeisterstelle bei einer französischen Adelsfamilie reiste er ab 1593 durch Polen, Schlesien, Ungarn und Böhmen und eröffnete 1597 eine Praxis in Prag, wo er, mit kurzer Unterbrechung, bis zu seinem Tode blieb.

Nach einer sensationellen Heilung des Fürsten Christian I. von Anhalt-Bernburg wurde er 1598 auf Vorschlag von Fürst Ursinus Rosenberg als dessen Leibarzt angestellt. Auch Kaiser Rudolf II. ließ sich von ihm behandeln.

In seinen alchemistischen Studien folgte C. den Werken des > Paracelsus. Von diesem übernahm er die Theorie des > Tartarus als ubiquitäre Krankheitsursache und die Vorstellung vom > Archäus als Wirkprinzip der Trennung des Reinen vom Unreinen.

1609 erschien sein großes Werk Basilica chymica, in dem er die oft unklaren paracelsischen Vorschriften durch genaue Arbeitsanweisungen ersetzte, die er durch kritische Methoden und eigene Experimente erprobt hatte. In diesem Werk geht es ausschließlich um alchemistisch-chemische Rezepte. Im gleichen Jahr erschien auch seine Abhandlung De signaturis internis rerum (Von den inneren Signaturen der Dinge). In dieser Signaturenlehre formulierte er unter Einfluss des neapolitanischen Arztes und Alchemisten Giambattista > Della Porta äußere Merkmale von Pflanzen oder Mineralien, die Ähnlichkeiten mit der Form menschlicher Organe oder Körperteile aufweisen. Sie bildet eine eigenständige Alternative zur galenischen > Humoralpathologie.

Als angesehener Arzt und Wissenschaftler vermochte C. der umstrittenen > Chemiatrie akademische Geltung zu verschaffen.

W.: Osualdi Crollii veterani Hassi Basilica chymica: continens philosophicam propria[m] laborum experientia[m] confirmatam descriptionem et usum remediorum chymicorum selectissimorum é lumine gratiae et naturae desumptorum: in fine libri additus est autoris ejusdem tractatus nouus de signaturis rerum internis / Croll, Oswald. [Frankfurt?: Godefrid Tampachius?, 1609; dt. Übersetzung: Basilica Chymica oder Alchymistisch Königlich Kleynod, Frankfurt 1623.

De signaturis internis rerum. Die lateinische editio princeps (1609) und die deutsche Erstübersetzung (1623), hrsg. v. Wilhelm Kühlmann u. Joachim Telle. Stuttgart: Steiner, 1996.

Cromaat, Begrüßungsformel der > Rosenkreuzer bei Ritualen. Das Wort leitet sich vom ägyptischen maat, Wahrheit, ab. In der ägyptischen Unterwelt wurden die Seelen der Verstorbenen in der Halle der > Maat unter den wachsamen Richteraugen der gleichnamigen Göttin gegen die Feder der Wahrheit aufgewogen.

Lit.: Drury, Nevill: Lexikon esoterischen Wissens. München: Droemer Knaur, 1988; Frietsch, Wolfram: Die Geheimnisse der Rosenkreuzer. Baden-Baden: Media Tec, 2010.

Cromlech (breton. / walis.: crom, gebogen; llech, große Steinplatte), Ausdruck zur Bezeichnung von > Steinkreisen und > Megalithbauten aus prähistorischer Zeit.

Die kreisförmig angeordneten großen, aufrechten Steinblöcke sind ein Symbol vorkeltischer Sonnenverehrung. Manchmal umschließt der Steinkreis einen oder mehrere > Dolmen.

In der > Esoterik glaubt man, dass diese Bauten nach denselben Gesetzen funktionieren wie die ägyptischen Pyramiden oder untereinander durch Linien verbunden sind (> Stonehenge).

Zuweilen wird mit C. eine komplexere Form megalithischer Architektur beschrieben, wie der Cromlech von Almendres in Portugal.

Lit.: Oteiza, Jorge: Quousque tandem…! Ensayo de interpretación estética del alma vasca: Su origen en el cromlech neolitico y su restablecimiento por el arte contemporáneo. San Sebastián: Auñamendi, 1963; Varela, Mário: Cromeleque dos Almendres Instituições portuguesas. UNL-Universidade Nova de Lisboa, 2002.

Cromlech Temple, eine um 1900 in England gegründete Vereinigung, deren Mitglieder an einer esoterischen Auslegung der christlichen Lehre interessiert waren, aber jede Form von Magie ablehnten. C. verlangte von allen Mitgliedern, die einen höheren Grad der Initiation erreichten als den ersten, sich zum christlichen Glauben zu bekennen. Wer an magischen Praktiken interessiert war, wurde an den > Hermetischen Orden der Goldenen Dämmerung verwiesen. Die Gemeinschaft blieb auf diesem Wege christlich orientiert, sodass ihr eine Reihe anglo-katholischer Geistlicher beitraten.

Lit.: King, Francis: Ritual Magic in England, 1887 to the Present Day. London: Neville Spearman, 1970; Howe, Ellic: The Magicians of the Golden Dawn. London: Routledge & Kegan Paul, 1972.

Crommyomancie, Krommyomantie

(griech. krommyon, Zwiebel; mantike, Weissagung), Zwiebelweissagung.

Diese Form der Weissagung ist sehr alt, hat die > Zwiebel doch den Ruf, schlechte Substanzen aufzunehmen, wenn man sie an die Decke von Krankenzimmern hängt. Wird sie nach wenigen Tagen schwarz, hat sie die Krankheitsstoffe aufgenommen, bleibt sie weiß, lehnt sie diese ab.

Wollte man im antiken Rom eine Nachricht über das Befinden einer Person erhalten, legte man in ihrem Zimmer drei Zwiebeln auf ein feuchtes Tuch, und zwar jene in die Mitte, welche die betreffende Person bezeichnete. Keimte diese Zwiebel zuerst, schloss man auf Wohlbefinden, trieb sie am zweiten Tag, besagte dies Krankheit, setzte sie als letzte an, bedeutete dies Todesgefahr oder gar den Tod.

Im deutschen Sprachraum war der Zwiebelkalender sehr verbreitet. In der Christ- oder Silvesternacht höhlte man zwölf Zwiebelhälften aus, beschrieb jedes dieser Zwiebelschälchen mit dem Namen eines Monats, versah es mit einer Prise Salz und stellte es vor das Fenster. Bereits am nächsten Morgen lieferte die in der Schalenwanne angesammelte Flüssigkeit Anzeichen für die Regenmenge im betreffenden Monat. Schwappte der Zwiebelsaft über den Rand, so hatte man in besagtem Monat eventuell sogar mit Hochwasser zu rechnen.

Für das Erkennen der richtigen Losnummer lege man eine Zwiebel bei Vollmond zuerst in Wasser, dann in die Erde und ziehe sie nach neun Tagen wieder heraus. Mit etwas Glück und Phantasie könne man in den Verschlingungen der Knolle Zahlen erblicken.

Nach einer im Mittelalter beliebten Heiratsweissagung soll man an Weihnachten in die vier Ecken der Stube je eine Zwiebel legen und jede Zwiebel durch Zettel oder Aufschrift einem Wunschkandidaten zuordnen. Zu Dreikönig sieht man nach, welche Zwiebel ausgetrieben hat und wer sich damit in den Vordergrund drängt. Als besonders schlechtes Omen gilt, wenn sich bei keiner Zwiebel etwas tut.

Und schließlich, träumt jemand, er werde mit Zwiebeln gekrönt. Dann stehe etwas wirklich Interessantes bevor.

Lit.: Johannes ab Indagine: Periaxiomata, de faciebus signorum. Argent, 1534; Schrödter, Willy: Pflanzen-Geheimnisse. Warpke-Billerbeck (Hann.): Baumgartner-Verlag, 1957.

Cromwell, Lady > Warboys, Hexen von.

Crookall, Robert (1890 –1981), Geologe, Parapsychologe, Mitglied der englischen und amerikanischen > Society for Psychical Research, Spezialist auf dem Gebiet der > Außerkörperlichen Erfahrung (AKE) und der > Astralprojektion, denen er sich in seinen letzten Lebensjahren intensiv widmete. Er verglich Fallstudien von gesunden Versuchspersonen mit solchen, die bei den Experimenten fast zu Tode gekommen wären. C. versuchte den Beweis zu erbringen, dass Menschen den physischen Körper verlassen und in ihn zurückkehren können. In zahlreichen Veröffentlichungen legte er diesbezüglich ein umfangreiches Fallmaterial zu Astralprojektion und Außerkörperlicher Erfahrung vor.

Darin stellt er fest, dass bei Letzteren ähnliche Informationen erlangt werden wie durch sensitive Medien.

W. (Auswahl): Case-book of astral projection. Secaucus, N. J.: University Books, 1972; During sleep; the possibility of “co-operation” between the living and the dead. Secaucus, N. J.: University Books, 1974; Out-of-the-Body-Experiencies. New York, NY: University Books, 1975; What Happens When You Die? Gerrards Cross [Eng.]: Smythe, 1978.

Crookes, Sir William (*17.06.1832 London; 4.04.1919 ebd.), Chemiker und Physiker, Entdecker des Thalliums, Parapsychologe.

C. war einer der bedeutendsten englischen Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts. Daher erregten seine Ausführungen zum > Spiritismus auch großes Aufsehen. Ab 1870 begann er sich mit mediumistischen Phänomenen zu befassen. Dabei ging er davon aus, dass der Nachweis, die ganze Sache sei Einbildung und beruhe nur auf bis dahin unentdeckten Kunstgriffen, durch eigens konstruierte Kontrollapparate überprüft werden könne. Das berühmte Medium Daniel Dunglas > Home stellte sich ihm bei seinen Versuchen von 1871 zur Verfügung. Home hatte hauptsächlich die Gabe, auf musikalischen Instrumenten, die er nicht direkt berührte, Töne hervorzubringen, sowie das Gewicht von Körpern zu verändern. C. berichtete darüber im Quarterly Journal of Science 1871–1874. 

1873 kam C. in Kontakt mit dem damals siebzehnjährigen Medium Florence > Cook, mit dem er bis 1874 eine Reihe von Sitzungen in seinem Haus veranstaltete. Er entwickelte eine Reihe von Geräten zur Kontrolle der Phänomene. Neben verschiedenen anderen Phänomen, wie > automatisches Schreiben und > Levitationen, bestand die große Leistung von Cook in der vollen Ausbildung der Transpersönlichkeit Katie > King. Diese zeigte sich normalerweise bei vollem Licht, war in ein weißes Gewand gekleidet, ging bei Sitzungen durch das Zimmer, unterhielt sich mit den Sitzungsteilnehmern und ließ sich anfassen. C. machte neben der Kontrolle auch zahlreiche fotografische Aufnahmen. Dabei erhielt er allein in der letzten Woche 45 Negative. King hatte schon gleich zu Beginn erklärt, dass sie nur drei Jahre die Kraft haben würde, bei ihrem Medium zu bleiben. Diese Frist war am 21. Mai 1974 abgelaufen und C. kehrte zu seiner Chemie zurück. Sein Versuch, die Kollegen aus der Wissenschaft zu überzeugen, war gescheitert, seine persönliche Überzeugung blieb jedoch unverändert. So sagte er in seiner Antrittsrede als Präsident der > Society for Psychical Research 1898 vor der britischen Gesellschaft in Bristol:

Ein anderes Interessengebiet habe ich noch nicht angesprochen – für mich das größte und tiefste von allem. Kein Ereignis in meiner wissenschaftlichen Laufbahn ist besser bekannt als die Rolle, die ich vor vielen Jahren in der psychischen Forschung spielte. Es sind dreißig Jahre vergangen, seitdem ich einen Bericht über Experimente veröffentlichte, um aufzuzeigen, dass es außerhalb unserer wissenschaftlichen Kenntnis eine Kraft gibt, die von einer Intelligenz ausgeübt wird, die sich von der Intelligenz unterscheidet, die den Sterblichen eigen ist. Ich habe nichts zu widerrufen. Ich stehe zu meinen schon veröffentlichten Aussagen. Ja, ich könnte noch viele hinzufügen.“

Es mag überraschen, dass es so gut wie keine zeitgenössischen Veröffentlichungen seiner Fotografien gibt. Dies hängt damit zusammen, dass C. schon zu Lebzeiten kein Interesse hatte, dass Fotografien seiner Experimente mit Cook veröffentlicht würden und schon gar nicht, auf denen er selbst zusammen mit ihr oder mit ihrer Transpersönlichkeit zu sehen war. Zudem vernichtete die Familie nach seinem Tod die Bild-Dokumente bis auf einige wenige, um seinem Ansehen nicht zu schaden.

An Angriffen fehlte es in der Tat nicht, doch C. blieb dabei und bemerkte in einem Interview, das 1917 in The International Psychic Gazette veröffentlicht wurde:

Es gab für mich nie einen Grund, meine Ansicht zur Person zu ändern. Ich bin vollkommen zufrieden mit dem, was ich in früheren Tagen gesagt habe. Es ist wirklich wahr, dass zwischen dieser Welt und der kommenden eine Verbindung hergestellt wurde.“

So war C. davon überzeugt, dass es sich beim Medium Cook und bei der Transpersönlichkeit King aufgrund der überprüften Merkmale um zwei verschiedene Wesen handelte. Nach 1916, dem Todesjahr seiner Frau, glaubte er mit dem Geist der Verstorbenen zu kommunizieren.

Lange nach seinem Tod kam das Gerücht auf, dass er mit Cook ein Verhältnis hatte und daher ihren Betrug deckte. Diese Anschuldigungen wurden vor allem 1962 von Trevor Hall in seinem Buch The Spiritualist erhoben, ohne Beweise zu liefern, wie K. M. Goldney in der Einleitung zu dem Buch Crookes and the Spirit World feststellt. 

Nach Charles > Richet beginnt mit den Arbeiten von C. die wissenschaftliche Periode der Parapsychologie.

C. war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften und erhielt neben verschiedenen Auszeichnungen 1910 den Order of Merit.

W. (Auswahl): Der Spiritualismus und die Wissenschaft: experimentelle Untersuchungen über die psychische Kraft. Leipzig: Mutze, 1874; Aufzeichnungen über Sitzungen mit Daniel Dunglas Home. Berlin, 1890; Strahlende Materie oder Der vierte Aggregatzustand. Leipzig: Barth, 1920; Researches in Spiritualism. [S.l.]: The Sourcebook Project, 1984; Der Spiritualismus und die Wissenschaft. Saarbrücken: VDM Verlag Dr. Müller, 2007.

Lit.: Crookes and the Spirit World. A Collection of Writings by or Concerning the Work of Sir William Crookes. New York: Taplinger Pub. Co., [1972].

Croon, Richard († 1961) > Elektroneuraldiagnostik.

Cross-Correspondences > Kreuzkorrespondenzen.

Cross-Telepathy (engl., Kreuz-Telepathie), im Kreis um Richard > Hodgson, Andrew > Land und Henry > Sidgwick gebildete Hypothese zur Klärung der > Abwesenheitstelepathie. Sie besagt, dass das Medium über das Unbewusste eines Anwesenden die Verbindung zur abwesenden Person herstellt, was die französische Bezeichnung Télépathie à trois treffend wiedergibt. Eine deutsche Bezeichnung hat sich nicht eingebürgert.

Lit.: Bonin, Werner: Lexikon der Parapsychologie. Bern: Scherz, 1976.

Crostarosa, Maria Celeste (*31.10.1696 Neapel; † 14.09.1755 Foggia, Italien), selig (Fest: 14. September, Redemptoristen und Redemptoristinnen: 11. Sept.), Ordensgründerin, Mystikerin.

C. war das zehnte von zwölf Kindern des Giuseppe Crostarosa und der Paola Battistini Caldari. 1716 trat sie mit ihrer Schwester Ursula in das Karmelitinnen-Kloster in Marigliano (Neapel) ein und legte 1719 die Gelübde ab. Am 16. Oktober 1723 verließ sie das Kloster mit den Schwestern und ging nach Portici, wo sie ca. drei Monate blieb. Im Januar 1724 trat sie in das Kloster der Heimsuchungsschwestern in Scala ein. Dort erhielt sie am 25. April 1725 nach der Kommunion die > Eingebung, ein neues Institut zu gründen und dessen Regel zu schreiben. Am 28. Dezember 1726 legte sie die Gelübde ab und im September 1730 begegnete sie dem Priester > Alfons von Liguori, der ihre Regel als „Werk Gottes“ beurteilte und sich für eine sofortige Gründung einsetzte. Am 13. Mai 1731, Pfingstsonntag, wurde der neue Orden des Heiligsten Erlösers gegründet. Am 6. August 1731 erfolgte die erste Einkleidung mit dunkelrotem Kleid und blauem Mantel. Am 3. Oktober 1731 hatte C. die Vision eines männlichen Zweiges des Instituts mit Alfons von Liguori an der Spitze, das dann am 9. November 1732 in Scala als Kongregation des Heiligsten Erlösers gegründet wurde.

An den Donnerstagen von September bis Dezember 1732 nahm sie im ausgesetzten Allerheiligsten die Werkzeuge des Leidens Christi wahr.

Beim Generalkapitel am 14. Mai 1733 wurde C. aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Der Grund lag vor allem darin, dass sie der autoritären Haltung des Bischofs Falcoia, des Protektors des Klosters von Scala, gegenüber die Würde und Freiheit des Gewissens betonte. Am darauffolgenden 25. Mai verließ sie Scala mit zwei Schwestern und fand Aufnahme im Benediktinerinnenstift von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit in Amalfi. Dort blieb sie zehn Tage. In der Kathedrale zum hl. Andreas hatte sie eine trostvolle > Vision. Der Bischof von Nocera rief sie nach Pareti di Nocera (Salerno), um das Kloster SS. Annunziata zu reformieren. Sie wurde dort Oberin und wirkte sehr segensreich innerhalb und außerhalb des Klosters, bis sie am 7. November 1735 auf Ersuchen des Grafen Ravaschieri in Roccapiemonte ein Kloster gründete. Am 4. März 1738 ging sie nach Foggia, wo sie am 26. März mit ihrer Schwester Ursula feierlich einzog und ein Kloster des Heiligsten Erlösers gründete. Bereits am 4. Oktober 1735 zog sie in ein neues Haus um und am 26. März 1742 fand die Einkleidung von acht jungen Frauen statt. Am 14. September 1755 starb C. im Ruf der Heiligkeit. C. wurde am 18. Juni 2016 in Foggia seliggesprochen.

W.: Zwiesprachen – Geistliche Dialoge, aus dem Ital. von Bernhard Häring. Moers: Brendow Verlag, 1994; Stufen des Gebetes – Gnadengaben des Gebetes. Moers: Brendow Verlag, 1996.

Lit.: Majorano. Sabatino: Ausgewählte Texte – Aus den Schriften von Maria Celeste Crostarosa. Eigenverlag, 1991; Weibel, Berta: Eine außergewöhnliche Nonne: Maria Celeste Crostarosa, Gründerin der Redemptoristinnen. Freiburg [Schweiz]: Kanisius-Verl., 1995; Oppitz, J. W.: Entfaltung der christlichen Persönlichkeit – Leben und spirituelle Botschaft von Maria Celeste Crostarosa, übersetzt von P. B. Jestl. Moers: Brendow Verlag, 1996; Weibel, Berta (Hrsg.): Es begann mit der Sehnsucht …: Spiritualität und Mystik von Maria Celeste Crostarosa. Freiburg [Schweiz]: Kanisius-Verl., 2001.

Crowe, Catherine Ann, geb. Stevens

(* 20.09.1790 Borough Green, Kent;

† 14.06.1872 Folkestone), englische Schriftstellerin.

C. ist u.a. die Autorin von The Night Side of Nature (1848), dt.: Die Nachtseite der Natur: Geister und Geisterseher (1849), einer geschichtlich bedeutsamen Studie über Geistererscheinungen, die ihre jahrelange Erforschung des Verborgenen (der Nachtseiten) der Natur zum Inhalt hat.

Wenngleich ihr Leben persönlich und in der Ehe – sie hatte einen Sohn – nicht von Glück gekrönt war und ihre exzessive Beschäftigung mit dem Makabren die Ursache einer kurzen Geisteskrankheit gewesen sein soll, zeigt sie in Die Nachtseite der Natur eine bemerkenswerte Sachlichkeit und Tiefe der Argumentation. „Wie bereits gesagt wurde, haben wir keinen anderen Führer, als > Beobachtung und > Erfahrung; denn obgleich die meisten Menschen mehr oder weniger das Gefühl ihrer > Unsterblichkeit in sich tragen, bleibt dieses Gefühl doch stumm über die Art des Fortbestandes. Die Frage nun, welche ich mit meinen Lesern verhandeln möchte, besteht darin, ob es Thatsachen zu beobachten gebe oder Erfahrungen vorliegen, aus denen man über diesen so wichtigen Gegenstand Folgerungen ziehen kann“ (S. 20).

W.: Crowe, C.: Die Nachtseite der Natur, oder: Geister und Geisterseher. In zwei Teilen. Erster Teil. Stuttgart: Verlag v. J. Scheible, 1849.

Crowley, Aleister, eigentlich Edward Alexander Crowley (*12.10.1875 Leamington;
† 1.12.1947 Hastings, England), Dichter, Sektengründer und einer der berühmtesten und berüchtigtsten Okkultisten des 20. Jahrhunderts.

C. war der Sohn eines Bierbrauers, der in seiner freien Zeit als Wanderprediger für die strenggläubigen Plymouth-Brethren, einer von den Lehren E. > Swedenborgs beeinflussten evangelikalen Erweckungsbewegung, unterwegs war. Seine Mutter versuchte nach dem frühen Tod des Vaters (1886) aus ihm einen religiösen Musterknaben zu machen. Nach seiner Autobiografie, The Confessions of Aleister Crowley, sei sie eine hirnlose Bigotte des unmenschlichen Typs gewesen, die ihn wegen seines flegelhaften Verhaltens als Tier (beast) beschimpfte. Daraus erwuchs seine lebenslange heftige Abneigung gegen das Christentum und gegen jede Art der Bevormundung.

Von 1896 bis 1897 begann er sich für > Mystik, > Magie und > Alchemie zu interessieren und studierte in Malvern, Tonbridge und von 1894 – 97 am Trinity College in Cambridge, das er ohne Abschluss verließ. In dieser Zeit scheint er seine fantasiereichen Einstellungen zu allen Tabus der Sexualität erworben und sexualmagische Riten entwickelt zu haben. 1898 verfasste C. Aceldama, sein erstes Buch mit Gedichten, und am 18. November wurde er in den Golden Dawn, den „Orden von der Goldenen Dämmerung“, aufgenommen, wo er im Dezember den Grad des Zelators erhielt. Sein magischer Name war Perdurabo („ich werde durchhalten“). Im Januar 1899 wurde C. Theoreticus, im Februar Practicus, im Mai Philosophus und am 16. Januar 1900 Adeptus Minor. Sein magisches Motto war nun Parzival.

Auf der Suche nach Erleuchtung und Abenteuern unternahm er Reisen nach New York, Mexiko, Frankreich, Italien, China und Indien, wo er Allan > Bennett (später Mönch in Sri Lanka als Bhikku Ananda Metteya), einem Lehrer von Format, begegnete. Mit anderen bestieg er den K2.

1903 mietete C. in Boleskine, Schottland, in der Nähe von Loch Ness, ein Haus und begann mit der Anrufung nach der Magie des > Abramelin, unterbrochen durch die Heirat mit Rose Kelly. Mit ihr reiste er 1904 nach Sri Lanka und erlebte auf dem Rückweg in Ägypten angeblich eine höhere Offenbarung des Thelema Gesetzes „Tu, was du willst“. Bei einer magischen Anrufung meldete sich durch seine damalige Frau Kelly „Horus“, den sie kurz darauf auf dem Ausstellungsstück „666“ des Ägyptischen Museums mit „Ra-Hoor-Khuit“ identifizierte. Nach einer Meditationsübung auf Anweisung seiner Frau schrieb C. vom 8. bis 10. April nach dem Diktat eines gewissen „Aiwass“ das Liber Al vel Legis. Dieses steht auch in Zusammenhang mit der Stele, die er im ägyptischen Museum sah und die er fortan als the Stele of Revealing bezeichnete. Bis 1907 übersetzte C. die Collected Works von Samuel L. MacGregor > Mathers.

1905 machte er eine Expedition zum Kanchenjunga und 1906 eine Reise nach China, rief Augoeides an und beendete die Abramelin-Arbeit. Seine erste Tochter Lilith starb.

1807 veröffentliche C. Konx om Pax und gründete den Orden > Astrum Argenteum mit ägyptischen Ritualen zur Ausbildung von Propheten. 1909 ließ er sich von Kelly scheiden und veröffentliche bis 1913 The Equinox. Er wurde Adeptus Exemptus und führte vom 23. November bis 19. Dezember Anrufungen nach dem Enochischen System in Nordafrika durch.

Von 1909 bis 1910 veröffentlichte C. die Holy Books. 1910 kam er zum ersten Mal mit Meskalin in Berührung und veranstaltete eine Reihe öffentlicher Auftritte, deren Teilnehmer das Halluzinogen einnahmen und angeblich in religiöse Ekstasen verfielen. C. nannte sich von nun an das „Große Tier“.

1912 wurde er Oberhaupt des englischen O.T.O. (> Ordo Templis Orientis), in den er vermutlich um 1906 von Theodor > Reuß initiiert wurde. 1913 veröffentlichte er The Book of Lies und 1914 setzte er sich wegen des Ersten Weltkrieges in die USA ab, wo er Tochtergesellschaften des O.T.O aufbaute, zumal er sich als Haupt des ganzen Ordens fühlte. Nach dem Krieg gründete C. mit einigen Frauen in Fontainebleau bei Paris die > Abtei Thelema, zog aber 1920 nach > Cefalu in Sizilien. Durch die Machtergreifung der Faschisten wurde er zur persona non grata erklärt und 1923 des Landes verwiesen. Er reiste nach Tunis und dann nach Deutschland, um dort einen Zweig seiner Bewegung zu gründen. 1924/25 ließ er sich in Waida /Thüringen von einigen Anhängern zum „Weltenheiland“ ausrufen. Die Ermächtigung dazu habe er von einer höheren Intelligenz der mentalen weißen Bruderschaft erhalten. Einige zogen jedoch die Unterschrift zurück.

1925 wurde C. internationales Oberhaupt des O.T.O. und 1927 gründete er die Thelema Verlagsgesellschaft. 1929 wurde er aus Frankreich ausgewiesen und heiratete in Deutschland Maria Teresa de Miramar. 1930 erschienen die ersten Bände der Confessiones, 1937 The Equinox of the Gods, 1938 Mathers’ Kabbalah Unveiled, 1939 Eight Lectures on Yoga und 1944 The Book of Thoth.

Die letzten Lebensjahre von C. zeigten deutlich die Früchte seines bisherigen Lebens. Er lebte von seinem okkulten Nimbus und seinen Veröffentlichungen, erlag aber zusehends den auf Drogengenuss zurückgehenden Zersetzungserscheinungen seiner Persönlichkeit. Er befand sich ständig in Geldnot und konnte die von ihm gerufenen Kleingeister seiner Schüler und Möchtegern-Kopisten nicht mehr bändigen. Er publizierte Schriften und Rituale, doch fand sich eine erhebliche Zahl seiner Arbeiten noch ungedruckt in seinem Nachlass.

Bei seiner Beerdigung sangen einige seiner Anhänger ihm zu Ehren und setzten ihn mit > Pan, dem gehörnten Gott der Griechen, gleich. Dieser Ruf klingt bis heute in schwarzmagischen und esoterischen Kreisen nach, vor allem sein Tarot-Karten-Set findet weiterhin Anklang. Bei aller Ausschweifung und phantasievollen Lebensgestaltung nach dem Gesetz „Tu, was du willst“ ist das Ausmaß seiner vielfältigen Tätigkeiten beachtlich.

W. (Auswahl): Die Botschaft des Meisters Therion. Leipzig: Thelema-Verlags-Ges., [1928]; Wissenschaft und Buddhismus. Leipzig: Thelema-Verlags-Ges., [1928]; Hymne an Pan. [Stein /AR]: [Psychosophische Gesellschaft in d. Schweiz], 1954; Ecclesiae gnosticae catholicae canon missae. Zürich: Genossenschaft Psychosophia, 1955; Die drei Schulen der Magie. Zürich / Schweiz: Genossenschaft Psychosophia, 1956; Acht Vorlesungen über Yoga. Zürich: Verl. Psychosoph. Gesellschaft, [1965]; Astrologick. Basel: Sphinx-Verlag, 1976; Aleister Crowley’s magische Rituale. Berlin: Schikowski, 1980; Das Buch des Gesetzes. Basel: Sphinx-Verlag, 1981; Das Buch Thoth. Waakirchen: Urania-Verl., 1981; Liber Al vel legis. Clenze: „Stein der Weisen“, 1985;. Tagebuch eines Drogenabhängigen. Berlin: A-Verbal-Verl.-GmbH, 1990; Die Bekenntnisse des Aleister Crowley; Bd. 1 und 2. Bergen-Dumme: Schulze (1992). 

Crowther, Patricia (*14.10.1927 Sheffield, England), Wicca-Priesterin.

Noch ein Kind, sagte ihr eine Handleserin hellseherische Fähigkeiten voraus. 1954 traf sie mit dem Magier und Bauchredner Arnold Crowther zusammen, der ihr Interesse für die Hexerei erkannte und sie Gerald > Gardner vorstellte. Nach entsprechender Schulung nahm sie Gardner am 6. Juni 1960 in die > Wicca-Religion auf. Noch im gleichen Jahr heiratete sie Crowther in einer Wicca-Zeremonie im Beisein von Gardner und am Tag darauf zivil. 1961 wurde sie Hohepriesterin und ihr Mann Hohepriester von Sheffield, wo sie den eigenen > Coven errichteten und in den Medien stark vertreten waren. Nach dem Tod ihres Mannes 1974 vernahm sie den inneren Ruf, sich Große Mutter der Kraft der Weisen zu nennen. Gemeinsam mit Eleanor Bone und Monique Wilson, den führenden Vertreterinnen der englischen Hexenbewegung, trat sie nach dem Tod Gardners dessen Erbe an.

W. (Auswahl): Witch Blood. The Diary of a Witch High Priestess! New York: House of Collectibles, [1974]; The Witches Speak. New York: S. Weiser, 1976; Witches Were for Hanging; High priestess: the life & times of Patricia Crowther. Blaine, Wash.: Phoenix, 1998.

Crux Ansata (lat., gehenkeltes Kreuz) > Ankh.

Crux commissa (lat., aneinandergefügtes Kreuz), ein Kreuz, bei dem der Querbalken auf dem Längsbalken aufliegt. Das C. wird nach dem griechischen Buchstaben T (tau) auch Tau-Kreuz, > Antoniterkreuz oder ägyptisches Kreuz genannt. Es ist ein altes heiliges Zeichen, das sich schon bei den Assyrern und amerikanischen Ureinwohnern findet. In der Bibel steht bei Ez 9,4: „Der Herr sagte zu ihm: Geh mitten durch die Stadt Jerusalem und schreib ein T auf die Stirn aller Männer, die über die in der Stadt begangenen Gräueltaten seufzen und stöhnen.“

Das C. ist als heiliges Zeichen ein Sinnbild für den Mittelpunkt der Welt, für die alles berührende Sonnenkraft wie für den aus der Himmelssphäre herabströmenden Regen.

Bei den römischen Soldaten bedeutete es Leben.

In dieser positiven Bedeutung fand das C. auch Eingang in das Christentum als Kennzeichen des Auserwähltseins, der Erlösung und der Treue. Zuerst wurde es von den koptischen Christen verwendet. Dann gab man den Mönchsstäben oben die T-Form. So wurde es zum Attribut des Wüstenvaters Antonius d. Großen und zum Zeichen des Mönchsordens der Antoniter. Der heilige Franziskus verwendete dieses Kreuz als Unterschrift, womit es zu einem franziskanischen Symbol wurde.

Die zuweilen vertretene Ansicht, das Kreuz Christi sei ein C. gewesen, wird allein schon durch die Tatsache widerlegt, dass über ihm eine Tafel angebracht war. (Lk 23,38).

Lit.: Schwarz-Winklhofer, Inge / Biedermann, Hans (Hrsg.): Das Buch der Zeichen und Symbole. Graz: Verlag für Sammler, 1990.

Crux decussata > Andreaskreuz.

Crux dissimulata (lat., „verhülltes Kreuz“), abgeleitet aus dem Sonnenrad durch Unterbrechung des Umkreises – eine Form, die im frühen Christentum manchmal als C. bezeichnet wird. Dahinter stand der Gedanke, dass kein Nichtchrist das „verhüllte Kreuz“ als ein christliches Symbol und als Gegenstand der Verehrung anerkennen würde.

Lit.: Schwarz-Winklhofer, Inge / Biedermann, Hans (Hrsg.): Das Buch der Zeichen und Symbole. Graz: Verlag für Sammler, 1990.

Crux Mensuralis (lat.), Kreuz nach dem Maß des Körperbildes auf dem Grabtuch Jesu. Das erste dieser Kreuze mit der Höhe des Längsbalkens in der Länge des Körperbildes auf dem Grabtuch und dem Querbalken in der Länge der Schulterbreite des Körperbildes wurde im 6. Jh. zur Zeit des byzantinischen Kaisers Justinian I. (527–565) in Silber und Gold nach den Körpermaßen von Reliquien aus Jerusalem angefertigt. Kurz darauf wurde in Edessa, dem heutigen Urfa in der Türkei, das Mandylion gefunden, das 944 nach Konstantinopel gebracht wurde und dort bei der Plünderung der Stadt 1204 verschwand. Vorher wurden jedoch eine Reihe von Kopien der Kreuze angefertigt. Um auch all den Pilgern die Maße Christi zeigen zu können, wurde sehr wahrscheinlich auch außerhalb der Basilika Hagia Sophia ein solches Kreuz auf Stein aufgestellt.

Ein CM aus Porphyr ist heute u.a. in der Kirche der orthodoxen Abtei von Grottaferrata südlich von Rom zu sehen, die 1004 von Basilianermönchen gegründet wurde. In diesem Zusammenhang ist auch auf das in Europa verbreitete Amulett > Längen Christi zu verweisen, dessen älteste urkundliche Erwähnung auf 1357 zurückgeht. Sein Ursprung wird auf die Kreuze nach dem Maß der Körpergröße Christi in Konstantinopel und auf die von Pilgern aus Jerusalem vom Hl. Grab mitgenommenen Maßstricke zurückgeführt. Diese Stricke wurden erstmals 1418 bei Nomper de Caumont erwähnt.

Lit.: Nomper de Caumont: Voyage d’oultremer en Jhérusalem par le seigneur de Caumont l’an 1418 / publ. … par le marquis de La Grange. Paris: Aubry, 1858; L’Abbazia Greca di Grottaferrata. Roma: De Luca Editori d’Arte, 2008.

Cryptomnesia > Kryptomnesie.