Co
Coaching (engl. coach, Kutscher), Lebens- und Berufstraining durch Kommunikationstraining, Zeitmanagement, Führungskräfteschulung und alternative Beratung.
Als 1999 in Deutschland das Psychotherapeutengesetz in Kraft trat, wurden viele The-
rapeuten, die der vorgeschriebenen Qualifikation nicht entsprachen, arbeitslos und suchten daher neue Betätigungsfelder, die sie in Industrie- und Managementtraining, Organisationsberatung, Personalauswahl und Führungskursen, Familienberatung und Kommunikationstraining fanden. Entsprechend reichhaltig ist auch das Angebot: Familienberatung, Partnertraining, Konfliktmanagement, Positives Denken, Lebensberatung, Gesprächsführung, Selbsterfahrung, Kommunikationstraining, Zeitmanagement, Führungskräfteschulung, alternative Beratung
und Heilung. In diese Formen von Beratung und Schulung fließt neben dem therapeutischen Fachwissen die gesamte Menschenführung und Menschenkenntnis der > Esoterik, des > Schamanismus und der alternativen Heilungsformen ein.
Die Qualifikation der Berater reicht von persönlicher Selbsteinschätzung bis zu pädagogischer, psychologischer, medizinischer und soziologischer Fachausbildung.
Inzwischen ist C. zu einem breitgefächerten Markt geworden, mit vielseitiger Literatur und Informationsorganen.
Lit.: Resch, Andreas: Gesundheit, Schuldmedizin und andere Heilmethoden. Innsbruck, Resch, 1988; Andler, Nicolai: Tools for Coaching, Leadership and Change Management. Erlangen: PUBLICIS Kommunikations-Agentur, 2011; Organisation und Marketing von Coaching. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2011.
Coagula et solve > Solve et coagula.
Coatlicue („die mit dem Schlangenrock“), indianische Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin, Frühlings- und Feuergöttin der > Azteken, Schutzgöttin der Ärzte, Hebammen und > Bader, aber auch todbringendes Monster. Sie ist die Mutter von > Uitzilopochtli, dem Kriegs- und Sonnengott, der gewappnet ihrem Schoß entsprang. Auch > Quetzalcoatl gilt als ihr Sohn.
Dargestellt wird sie mit einem aus Giftschlangen geflochtenen Rock und einer Halskette aus menschlichen Herzen, Händen und Schädeln. Ihre Hände und Füße sind mit Klauen versehen, ihre Brüste sind aufgrund des Stillens schlaff.
Die meisten künstlerischen Darstellungen der C. betonen jedoch ihren todbringenden Charakter als Gottheit der verschlingenden Erde, die alles Leben verzehrt und die untergehenden Himmelskörper verschlingt; die in der Nacht schreit, wie eine mexikanische Chronik berichtet, nach Menschenherzen verlangt und sich erst beruhigt, wenn sie diese bekommt, worauf ihr Halsschmuck verweist.
Sie ist eine gierige Mutter, die in der Gebärmutter wie im Grab existent ist und nicht eher wieder Frucht trägt, als bis sie mit Menschenblut getränkt wird.
Lit.: Nicholson, Irene: Mexikanische Mythologie. Wiesbaden: Vollmer, [1968]; Biedermann, Hans: Dämonen, Geister, dunkle Götter. Lexikon der furchterregenden mythischen Gestalten. Graz: Leopold Stocker, 1989.
Cobali (griech. kobalos, „Schalk“), nach der griechischen Mythologie kleine neckende Geister, die im Gefolge des Weingottes den Leuten alle nur denkbaren Possen spielten; verwandt mit > Kobold.
Lit.: Ranke-Graves, Robert von: Griechische Mythologie. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2005.
Cobham, Eleanor, englische Aristokratin, die 1441 als Hexe verklagt wurde.
C. war die Ehefrau des mächtigen Humphrey, des Herzogs von Gloucester. Die Wurzeln ihrer Anklage liegen in einer Verschwörung der politischen Feinde des Herzogs, deren Anführer Kardinal Henry Beaufort war. Der Herzog, der als Protektor die Regentschaft für seinen minderjährigen Neffen Heinrich VI. innehatte, wollte Beaufort das Bistum nehmen. Die Feinde des Herzogs versuchten ihn zu stürzen und bezichtigten die Herzogin, die sich als ehemalige Geliebte des Herzogs während dessen erster Ehe ihre eigenen Feinde geschaffen hatte, der Hexerei. Die Hauptanklage lautete, dass C. durch > Zauberei und Hexerei den König vernichten wolle, um ihren Gemahl auf den Thron zu bringen. Zudem habe sie versucht, durch Magie ihre eigene Zukunft vorauszusehen.
Als Komplizen waren mitangeklagt: Thomas Southwell von Westminster, Pater John Hun, der geachtete Oxfordgelehrte Roger Bolingbroke und die als Hexe von Eye bekannte Margery > Jourdemain (Jourdain). Sie hätten C. in den schwarzen Künsten beraten. Als Beweismaterial wurde ein Wachsbild beigebracht, das angeblich als Ebenbild des Königs angefertigt wurde.
Im Prozess erlebten die Angeklagten eine gnadenlose Verfolgung durch die Richter, die alle Feinde des Hauses Gloucester waren.
Bolingbroke wurde unter Folter gezwungen, die Anschuldigungen gegen die Herzogin zu unterstützen. Nach der Verhaftung musste er in Zauberkleidung und mit Zauberutensilien in London am St. Paul’s Cross stehen, während seine Verbrechen vorgelesen wurden. Er gab zu, der Herzogin beim Vorhersagen der Zukunft behilflich gewesen zu sein, was als Bedrohung des Königs gewertet wurde. Bolingbroke wurde gehängt, geschleift, gevierteilt, sein Kopf auf der London Bridge zur Schau gestellt und seine Gliedmaßen wurden zur Warnung an die Städte Oxford, Cambridge, Hereford und York gesandt.
Thomas Southwell wurde der Teilnahme an > Schwarzen Messen bezichtigt. Er starb jedoch noch vor seiner Verurteilung in den Kerkern des Tower. John Hun wurde begnadigt. Margery Jourdain, die bereits 1430 der Hexerei für schuldig befunden worden war, identifizierte man als Herstellerin des Wachsbildes. Sie wurde wegen Hexerei und Hochverrats in Smithfield verbrannt.
Die Herzogin blieb wegen ihrer gesellschaftlichen Verbindungen von der Folter verschont, musste aber die Anklagepunkte bestätigen, obwohl sie beteuerte, dass das Wachsbild dazu gedient habe, ihre Chancen auf die Geburt eines Kindes zu verbessern, nicht aber den Tod des Königs herbeizuführen. Sie entging dem Tod, musste jedoch öffentlich Buße tun, und zwar barfuß und barhäuptig mit einer schwarzen Kerze in den Händen in den Straßen von London bis zu einer bestimmten Kirche gehen. Nach drei Bußgängen kam sie lebenslänglich ins Gefängnis, zunächst in Chester, dann in Peel Castle auf der Insel Man.
Lit.: Pickering, David: Lexikon der Magie und Hexerei. s.l.: Bechtermünz Verlag, 1999.
Coca und Cocain. Der Name Coca, der heute durch das Erfrischungsgetränk Coca-Cola weltbekannt ist, das allerdings kein Cocain enthält, verweist auf eine Pflanze der Familie Erythroxylaceae. C. wird in zwei Sorten gepflanzt: die Erythroxylon Coca Lam (Huanaco-Sorte) und die Abart Erythroxylon novogranatense (Trujillo-Sorte). Die Pflanze wächst als teeartiger Busch an den warmen, feuchten Ostabhängen der Anden unter 2000 m Höhe. Ihre Geschichte geht Jahrtausende zurück. Bereits seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. zeugen archäologische Hinweise von der Kontinuität des C.-Genusses in den Andenkulturen.
In der Inka-Zeit besaß C. auch kultische Bedeutung im Zusammenhang mit dem „Großen Opfer“, bei dem makellose Kinder durch Cocapulver erstickt und der Sonne geopfert wurden.
In Peru und Bolivien, den Heimatländern von C., sind Millionen Menschen seinem Genuss verfallen; sie kauen die mit alkalischem Pulver vermengten Kugeln und saugen den Saft – daher auch die „geschwollenen“ Wangen der Arbeiter.
Die an der Sonne getrockneten Blätter enthalten an chemischen Bestandteilen Tannin, Alkaloide der Ekgonin-Gruppe, Volatilalkaloide, Öle, Tropacocain, Riboflavin sowie Vitamin B und C. Die lokalanästhetischen Eigenschaften dieses Extrakts wurden erst 1884 von dem Medizinstudenten Karl Koller in Wien entdeckt.
Auf den Organismus wirkt C. stimulierend: Müdigkeit wird beseitigt, Hunger unterdrückt und mit der Umwelt ein gewisser Ausgleich geschaffen. Vom bloßen – wenn auch schädlichen – Gebrauch des Cocains (Saugen des Saftes – Cocaismus) zu unterscheiden ist der toxische Missbrauch, die Cocainomanie. Die tiefsten Wurzeln des C-Genusses der Indios dürften in den ökonomischen, sozialen und klimatischen Lebens- und Arbeitsbedingungen zu suchen sein. Die Versuche, den Konsum von C. einzuschränken, hatten bis jetzt wenig Erfolg. So wurde bereits 1630 an allen Kirchentüren des Peruanischen Königreiches ein Edikt gegen Astrologen, Sterndeuter und Hexer angeschlagen, in dem den Hexern vorgeworfen wird, dass sie Gebrauch machen von magischen Getränken, Kräutern und Wurzeln, genannt achuma, chamico und cola, mit denen sie ihre Sinne betäubten. Die Illusionen und Phantasmen, die sich dann einstellten, gaben sie als Offenbarungen aus.
Lit.: Velimirovic, Helga und Dr. Botts: Coca, die göttliche Pflanze. Medizinische Mitteilungen 27 (Sept. 1968) 3, 33 – 39 (Schering AG); Allen, Catherine J.: The hold life has: coca and cultural identity in an Andean community. Washington, D.C. / London: Smithsonian Institution Press, 2002.
Cochemares, > Alpgeister, die ähnlich den Mahren > Alpdrücken verursachen und den Menschen zum Sklaven der Lust machen.
Lit.: Hadfield, J. A.: Dreams and Nightmares. Reprint 1961. Harmondsworth, Middlesex: Penguin Books, 1961.
Cochinada, peruanischer Hexentrank aus dem Aas von Geiern und Wasserschlangen, um auf den Feind Unheil und Krankheit herabzubeschwören.
Lit.: Drury, Nevill: Lexikon esoterischen Wissens. München: Droemer Knaur, 1988.
Cocijo auch Cociyo (zapotekisch, Blitz) ist in der vorkolumbianischen > Zapoteken-Kultur im Süden Mexikos ein Wettergott. Seine Eigenschaften gleichen denen der mittelamerikanischen Gottheiten, verbunden mit Regen, Donner und Blitz. Aufgrund seiner Verbindung mit Regen war C. der bedeutendste Gott. Er wurde der große Blitzgott und der Schöpfer der Welt genannt. Nach der zapotekischen Mythologie erschuf C. > Sonne, > Mond, > Sterne, > Jahreszeiten, Land, Berge, Flüsse, Pflanzen und Tiere, Tag und Nacht sowie alles andere durch seinen Atem.
Lit.: Adams, Richard E. W.: Prehistoric Mesoamerica (Revised edición). Norman: University of Oklahoma Press, 1996; Read, Kay Almere / González, Jason: Handbook of Mesoamerican Mythology. Oxford: ABC-CLIO, 2000.
Cockie, Isobel > Aberdeen, Hexen von.
Cock-Lane-Geist. 1742 traten in einem Haus in Cock Lane, Smithfield, London, Spuk- und Poltergeistphänomene auf, wie unerklärliches Klopfen, Bewegen von Gegenständen und Geräusche. Die Klopflaute wurden alphabetisch gedeutet. Die Quelle der Geräusche antwortete auf die Fragen mit Ja durch einen Schlag und mit Nein durch zwei Schläge. Die dadurch gewonnene Botschaft besagte, dass der Geist die junge Frances Lynes sei, die von ihrem Liebhaber William Kent in der Spukwohnung vergiftet wurde, als sie an Pocken erkrankt war. Der Fall erregte großes Aufsehen und wurde von Dr. Samuel Johnson unter Assistenz von Rev. Mr. Douglas, dem späteren Bischof von Salisbury, sowie von Oliver Goldsmith und Horace Wolpe untersucht. Sie beobachteten, dass die Phänomene mit der 12-jährigen Elisabeth Parsons, der Tochter des Pächters des Hauses, zusammenhingen. Elisabeth beschrieb den Geist als eine in ein Leichentuch gehüllte Gestalt ohne Hände.
Den ersten Bericht veröffentlichte Goldsmith unter einem Pseudonym mit dem Titel The Mystery Revealed, der noch 1742 erschien.
Obwohl Elisabeth später Betrug nachgewiesen werden konnte, erklärt dies nicht alle aufgetretenen Phänomene. Einige Fachleute sahen darin den seltenen Fall eines Geistes, der sich auf der Suche nach Rache an die Öffentlichkeit gewagt hatte.
Mr. Parson kam vor Gericht. C. wurde auch durch ein Bild von William Hogarth berühmt, der sich damit über die Leichtgläubigkeit der Leute lustig machte.
Lit.: Goldsmith, Oliver: The Mystery Revealed. Containing a Series of Transactions and Authentic Testimonials, Respecting the Supposed Cock-Lane Ghost. London: W. Bristow, 1742.
Cocktailparty-Phänomen. Selektives akustisches Wahrnehmen im Stimmengewirr einer Gesellschaftsfeier. Das Phänomen besteht darin, dass jemand bei allem Stimmenwirrwarr einer ganz bestimmten Erzählung genau zu folgen vermag. Dies hängt damit zusammen, dass die Aufmerksamkeit bei starker persönlicher Relevanz automatisch fokussiert. Wird etwa auf einer lauten Party der eigene Name genannt, zieht dies automatisch die Aufmerksamkeit auf sich.
Dabei spielen zudem veränderte > Bewusstseinszustände eine besondere Rolle. So scheint das selektive Hören vor allem zur Zeit der alten > Magnetiseure besonders häufig gewesen zu sein. Zahlreich sind auch die Berichte, nach denen > Somnambule bei regen Unterhaltungen lediglich die an sie gerichteten Sätze hörten, selbst wenn diese nur geflüstert wurden.
Lit.: Cherry, Colin: Kommunikationsforschung, eine neue Wissenschaft. [Frankfurt / M.]: S. Fischer, 1967.
Cocles, Bartolomeo della Rocca
(*19.03.1469; † 9.09.1504), Gelehrter in Bologna, Italien, der sich vor allem mit > Physiognomik und > Chiromantie, speziell mit der > Metoskopie, der Deutung der Stirnformen, befasste, um die Zukunft zu ergründen, was ihn über die Grenzen seiner Heimat hinaus bekannt machte. Seine physiognomische Abhandlung Physiognomiae et chiromantiae compendium enthält unter anderem eine Liste namhafter Persönlichkeiten und nennt die großen Gefahren, die sie erwarteten. Diese Voraussagen machten ihn zwar sehr bekannt, kosteten ihn aber auch das Leben. Als er nämlich dem Bologneser Erme Bentivoglio prophezeite, dass er im Kampf sterben werde, wurde er von diesem ermordet.
W. (Auswahl): Chyromantiae ac Physiognomiae Anastasis. Bononia, 1504; Phisonomei Complexion u. Art eins ieden Menschen, auß Gestalt u. Form d. Angesichts, Glider, u. allen Geberden, zu erlernen; wie auff soliche in d. Heydenschafft von d. Leutkäuffern u. verkäuffern, gehalten würdt; von d. innerl. Qualiteten u. Natur d. Menschen. [Straßburg]: [Egenolff], [1530]; Physiognomiae et chiromantiae compendium |[Physiognomiae et Chiromantiae Compendium]. Argentinae: Albrecht, 1533.
Cocotto, westindische Götter, die angeblich mit Menschen sexuell verkehren.
Lit.: Werner, Helmut: Lexikon der Esoterik. Wiesbaden: Fourier, 1991.
Cocwra, Samuel > Hexenriecher.
Cocytus > Kokytos.
Codex, Klassenname für indianische Bilderhandschriften (azt. tlacuilolli) aus Mesoamerika in Form von langen, leporelloartig gefalteten Streifen aus > Amate oder Leder. Die Bilder und Hieroglyphen sind meist in schwarzen Umrisszeichnungen ausgeführt und mit anderen Farben bemalt. Durch rote Leitlinien wird ein C. häufig in Abschnitte oder Kapitel unterteilt. Die Texte beziehen sich inhaltlich auf > Wahrsagerei, Feste, > Rituale, Tributverzeichnisse und genealogisch-historische Aufzeichnungen von Herrscherdynastien. Bilderhandschriften mit geographischen Informationen werden auch Lienzos oder Mapas genannt.
Es existieren nur wenige vorspanische Exemplare, aus der Kolonialzeit (16. und 17. Jh.) gibt es hingegen zahlreiche Kopien, oft mit spanischen Erläuterungen.
Lit.: Robertson, Donald: Mexican manuscript painting of the early colonial period: the Metropolitan Schools. New Haven: Yale University Press, 1959; Riese, Berthold (Hrsg): Indianische Handschriften und Berliner Forscher. Berlin: FU, Univ.-Bibliothek, 1988.
Codex Askewianus (lat.), koptische Handschrift, benannt nach dem ersten namentlich bekannten Eigentümer, Dr. A. Askew, einem Arzt in London. Sein Inhalt ist hauptsächlich das unter dem Namen > Pistis Sophia (Glaube und Weisheit) bekannte gnostische Werk. Die Sprache ist der in Oberägypten gesprochene saidische (sahidische) Dialekt des Koptischen.
Die Handschrift umfasste ursprünglich 178 Blätter auf Pergament, mit einer Höhe von 21 cm und einer Breite von 16,5 cm. Der Text wurde von zwei Schreibern geschrieben und stammt aus dem 3. Jh. n. Chr. Er ist in vier Abschnitte oder Bücher gegliedert und bildet einen der wichtigsten koptisch-gnostischen Texte. Den Inhalt bilden Lehrgespräche, die Jesus noch nach seiner Auferstehung mit den Jüngern gehalten haben soll. Der C. befindet sich heute im Britischen Museum in London.
Lit.: Schmidt, Carl (Hrsg.): Die Pistis Sophia. Berlin: Akademie-Verlag, 1962; Das Evangelium der Pistis Sophia. Bad Teinach-Zavelstein: Hermanes T., 1987; Rijckenborgh, Jan van: Die gnostischen Mysterien der Pistis Sophia. Haarlem, Niederlande: Rozekruis-Pers, 1992; Pistis Sophia. Birnbach: DRP-Rosenkreuz-Verl., 2005.
Codex Brucianus (lat.), koptische Handschrift. Sie ist nach dem berühmten schottischen Reisenden James Bruce (1730 –1794) benannt, der sie neben vielen anderen koptischen, arabischen und äthiopischen Handschriften in Ägypten erwarb, und umfasst die beiden Bücher des Jeȗ.
Es handelte sich dabei ursprünglich um eine Papyrusschrift von 78 Blättern in desolatem Zustand, der sich infolge des feuchten englischen Klimas im Laufe der Jahre noch weiter verschlechterte, sodass sieben Blätter ganz verschwanden und 49 bis auf die Hälfte und darüber hinaus zerstört wurden. Zudem bildet der C. keine einheitliche Handschrift, sondern besteht aus zwei ganz verschiedenen Codices, die nur aufgrund eines gemeinsamen Fundes und späteren Kaufes zu einem Ganzen vereint sind.
Wie der > Codex Askewianus sind auch die Schriften des C. in dem in Oberägypten gesprochenen saidischen Dialekt des Koptischen verfasst.
Was den Inhalt betrifft, so heißt es am Beginn der ersten Abhandlung: „Dies ist das Buch von den Erkenntnissen des unsichtbaren Gottes vermittels der verborgenen Mysterien“; und in der zweiten: „damit ich euch die großen Mysterien des Lichtschatzes gebe, die niemand außer dem unsichtbaren Gott kennt“. Dabei ist der gesamte Mysterienapparat mit dem des vierten Buches der > Pistis Sophia im Codex Askewianus identisch.
Das vorliegende Doppelwerk des Jeȗ entstammt dem enkratischen Kreis der > Barbelo-Gnostiker und verdankt seinen Ursprung ebenfalls Ägypten, wo es vermutlich zu Beginn des 3. Jh. entstand. Heute befindet sich der C. in der Bodleian Library in Oxford.
Lit.: Schmidt, Carl (Hrsg.): Die Pistis Sophia. Die beiden Bücher des Jeȗ: unbekanntes Altgnostisches Werk. Berlin: Akademie-Verlag, 1962; ders.: Gnostische Schriften in koptischer Sprache aus dem Codex Brucianus. Berlin: Freie Universität, 1982.
Codex Casselanus (lat.), berühmte alchemistische Handschrift. Sie ist eine 1565 entstandene Kopie der „Goldmacherkunst der Kleopatra“ aus dem 3. Jh. Der besondere kulturgeschichtliche Wert liegt vor allem in den zahlreichen Glossen aus der Hand des englischen Okkultisten John A. > Dee, der das Manuskript wahrscheinlich dem Landgrafen Moritz von Hessen schenkte. G. Goldschmidt vermutet, dass Goethe die Kassler Handschrift kannte und sie in seinem „Hexen-Einmaleins“ im > Faust verwertete. Der C. befindet sich in der Landesbibliothek von Kassel, Deutschland.
Lit.: Siebert, Gustav: Das Hexeneinmaleins, der Schlüssel zu Goethes Faust. Münster i. W.: Aschendorff, 1914; Goldschmidt, G.: Die Quellen der mittelalterlichen Alchemie. Ciba-Zeitschrift, Nr. 57, Basel, Mai 1938; ders.: Die Quellen der mittelalterlichen Alchemie. Ciba-Zeitschrift, Nr. 65, Basel, Januar 1939.
Codex Copiale (vorläufig so benannt, da eine wissenschaftliche Bearbeitung noch nicht zur Verfügung steht), ein aus 105 Seiten bestehendes Manuskript mit ca. 7500 Zeichen, das sich aus 90 verschiedenen Charakteren, mit scheinbar römischen und griechischen Buchstaben, Diakritika und einigen abstrakten Symbolen zusammensetzt und auf die Zeit um 1760–1780 datiert wird.
Das Manuskript wurde auf hochwertigem Papier mit zwei verschiedenen Wasserzeichen geschrieben und ist in grüngoldenem Brokatpapier gebunden. Die Entzifferung des Textes gelang im Jahre 2011 dem amerikanischen Computerlinguisten Kevin Knight von der University of Southern California in Zusammenarbeit mit Beáta Megyesi und Christiane Schaefer von der Universität Uppsala.
Der Text wurde von einer Geheimgesellschaft namens „Okkultisten-Orden“ verfasst und enthält die Beschreibung geheimer > Initiationsriten einer deutschen freimaurerähnlichen Gesellschaft, die sich „Oculisten“ nennt. Ein ähnliches Manuskript befindet sich im niedersächsischen Landesarchiv im Staatsarchiv in Wolfenbüttel in Verwahrung.
Lit: Knight, Kevin / Megyesi, Beáta / Schaefer, Christiane: The Copiale Cipher. Proceedings of the 4th Workshop on building and using comparable corpora. 49th Annual Meeting of the Association for Comparable Linguistics, Portland, Oregon, 24 June 2011, S. 2 – 9.
Codex Iuris Bavarici Criminalis (Neufassung). Beim C. handelt es sich um die von Wiguläus Xaver Aloys von Kreittmayr 1751 verfasste Kodifikation des bayerischen Strafrechts, in der noch von Zaubereidelikten, Folter und barbarischen Strafarten die Rede ist. So wird beispielsweise in § 7 und 8 des ersten Teils darauf verwiesen, dass das Bündnis oder die fleischliche Vermischung mit dem Teufel mit Verbrennung bei lebendigem Leibe bestraft werde.
Der Hexerei-Tatbestand wird hingegen als eingebildeter falscher Wahn bezeichnet. An der Möglichkeit des > Schadenzaubers hält das Landgericht jedoch fest, da es Leute gäbe, die durch Magie dem Vieh mit oder ohne Gift Schaden zufügten.
Codex Rohonczi, Manuskript von 448 Seiten mit 87 Illustrationen. Es ist benannt nach der ehemals westungarischen Stadt Rohonc (heute: Rechnitz in Österreich) und wurde von dem Grafen Gusztáv Batthyány im Rahmen der Schenkung seiner Privatbibliothek 1838 der Ungarischen Akademie der Wissenschaften vermacht. Die eigentliche Herkunft der Handschrift, ebenso der Schrift und der Sprache, in der sie verfasst ist, konnte bislang nicht ermittelt werden. Das Manuskript weist etwa zehnmal so viele Schriftzeichen auf wie die bekannten Alphabete.
Die verwendete Papiersorte lässt auf eine Entstehung des Manuskripts in der Republik Venedig im frühen 16. Jahrhundert schließen. Die Schreibrichtung – offenbar von rechts nach links – ist weiterhin Gegenstand von Diskussionen.
Auf 87 Seiten finden sich, wie erwähnt, neben dem Text schwarz-weiße Miniaturzeichnungen, die in der Vielfalt ihrer Symbolik auf eine synkretistische Sekte oder ein multikonfessionelles Umfeld hinweisen.
Lit.: https://de.wikipedia.org/wiki/Codex_Rohonczi
COEX-System (von engl. System of Condensed Experience, „System verdichteter Erfahrung“), spezifische Konstellation von Erinnerungen, die aus verdichteten Erfahrungen (und damit verbundenen Phantasien) verschiedener Lebensabschnitte besteht. Der Begriff wurde von Stanislav > Grof geprägt, um Erfahrungen zu beschreiben, die nicht isoliert auftauchen, sondern in einem verdichteten Erlebensprozess aus individueller Lebensgeschichte erfahren werden.
Ursprünglich bezog Grof den Begriff auf seine Arbeit zu perinatalen Erfahrungen, bei denen biografische Elemente im Laufe des Lebens einer Person – unter Einschluss von Erfahrungen, die sich über das individuelle Bewusstsein hinaus erstrecken und nicht an den dreidimensionalen Raum und die Zeit gebunden sind – dynamische Konstellationen bilden, welche die allgemeine Dynamik des individuellen Unbewussten regeln. Später erhob Grof das C. zu einem allgemeinen psychischen Prinzip.
Solche C. können mittels Techniken der > Bewusstseinserweiterung (> Ekstase, psychotrope Drogen) erfahren werden. Dabei unterscheidet Grof, je nach emotionaler Besetzung, zwischen negativen oder positiven C. bzw. psychischen Steuerungsprozessen.
Lit.: Grof, Stanislav: Topographie des Unbewussten. Stuttgart: Klett-Cotta, 1978; ders.: Die Bewusstseins-Revolution. [München]: Riemann, 1999.
Cofradía (span.), „Bruderschaft“, die in Lateinamerika von der katholischen Kirche eingeführt wurde, um durch Verehrung von Christus, des Altarsakraments, des Leidens Christi, der seligen Jungfrau Maria oder eines Heiligen den christlichen Glauben zu stärken. Es gibt daher die verschiedensten Bruderschaften. Im jährlichen Wechsel übernehmen jeweils neue Gruppen offiziell die Pflicht, durch Ausrichtung eines Festes mit Prozession eine bestimmte Verehrung zu pflegen. Solche > Bruderschaften finden sich in Europa von den Römern bis in die Gegenwart.
Lit.: Menéndez Pidal de Navascués Faustino: El libro de la cofradía de Santiago: caballería medieval burgalesa. Editor Universidad de Cádiz, 1996; Cruz Cabrera, José Policarpo / Cruz Martínez, Damián: Historia documental de las cofradías y hermandades de penitencia en la ciudad de Baeza (Jaén). Editor Asociación Cultural de Baeza, 1997; Escher-Apsner, Monika (Hrsg.): Mittelalterliche Bruderschaften in europäischen Städten. Frankfurt a. M.: Lang, 2009.
Co-Freimaurerei (engl. Co-Masonry, „Gemischte > Freimaurerei“). Der aus dem Englischen übernommene Begriff bezeichnet die moderne Form der FM, in der Männer und Frauen in völliger Gleichberechtigung in der gleichen Loge zusammenarbeiten. Die Bezeichnung Co-FM ist dem Vorbild der Co-Edukation von Jungen und Mädchen in einer Klasse nachempfunden. Hauptvertreter der Gemischten FM ist „Le Droit Humain“, der Internationale Orden der Freimaurerei für Männer und Frauen, der praktisch in allen Ländern Logen besitzt.
Lit.: Von Bokor, Charles: Die Geschichte der Freimaurer. Wien: Almathea Verlag, 1980.
Coggeshall, Hexe von, Fall von Hexerei in Coggeshall (Essex), England, der 1699 mit dem Tod der Witwe Coman endete.
Coman war eine hochbetagte Frau, die schon lange im Ruf einer > Hexe stand. J. Boy, der Vikar von Coggeshall, drängte die Frau, die Anwendung von > Zauberpraktiken einzugestehen. So gab sie unter anderem zu, mit dem > Teufel einen Pakt unterzeichnet und sich einverstanden erklärt zu haben, fünf Jahre keine Kirche zu betreten, > Hausgeister zu besitzen und Nadeln in Wachskerzen gesteckt zu haben. Einen weiteren Beweis ihrer Hexerei sah man darin, dass sie beim Beten des Vaterunsers stotterte und es ablehnte, beim Gottesdienst bei einer > Teufelsaustreibung durch den Vikar dem Teufel und seinen Helfern zu entsagen.
Der Mob schleifte sie daraufhin durch das Dorf und unterzog sie dem > Schwemmen. Boy hielt sich abseits, und als die Frau einige Monate später an einer Erkältung starb, die sie sich vermutlich im kalten Teich zugezogen hatte, sorgte er dafür, dass ihr Körper ohne Zeremonien verbrannt wurde.
Lit.: Pickering, David: Lexikon der Magie und Hexerei. s.l.: Bechtermünz Verlag, 1999.
Cohana Forseh, Zerstörer und Gott des Todes bei den Tataren und Kalmücken.
Sein Hauptschmuck besteht aus Totenköpfen, die, an einem Band gereiht, um seinen Hals hängen. Einen davon hält er auch in einer seiner acht Hände. Seine drei Augen sehen die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
C. lebt umgeben vom ewigen Feuer, mit dem er jeden tötet, der sich ihm nähert. Er ist zudem im Besitz einer Menge von Waffen und Marterwerkzeugen und gilt als der gefürchtetste Götze der tatarischen Götterlehre. In einem gewissen Sinne gleicht er dem Gott > Schiwa der Inder.
Lit.: Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Erftstadt: area verlag gmbh, 2004.
Cohausen, Johannes Heinrich (*1665 Hildesheim; † 13. Juli 1750 Vreden, Deutschland), Leibarzt des Bischofs von Münster und medizin-satirischer Schriftsteller.
Nach dem Studium der Medizin und der Promotion 1669 in Frankfurt an der Oder kam er nach Münster, wo er Leibarzt von Bischof Franz Arnold und seines Nachfolgers Clemens August wurde.
In seiner schriftstellerischen Tätigkeit greift er eher populär-kuriose Themen auf. In seinem Buch Der wiederlebende Hermippus oder von seltener Art, sein Leben durch das Anhauchen junger Mädchen bis auf 115 Jahre zu verlängern (lat. Hermippus Redivivus, 1742; dt. Übers. 1753, Nachdruck in „Der Schatzgräber, Teil 2, Stuttgart 1847) befasst sich C. mit lebensverlängernden Elixieren. Darin kritisiert er besonders die bei jüdischen Ärzten beliebte Therapie des > Sunamitismus. Bei dieser früher populären Therapieform gegen männliche Altersschwäche und nachlassende Potenz legte sich ein alternder, schwacher Mann zwischen zwei jungfräuliche, aber bereits geschlechtsreife Mädchen ins Bett, ohne Geschlechtsverkehr mit ihnen zu haben. Deren Wärme und körperliche „Ausdünstungen“ sollten die „Lebensgeister“ wieder wecken.
C. war ein Anhänger der von > Paracelsus begründeten Schule der > Iatrochemie und war von dem flämischen Arzt Johan Baptista van Helmont beeinflusst. Sein Werk Lumen Novum Phosphorus accensum befasst sich mit der > Phosphoreszenz. Seine Schriften waren ein großer Erfolg und wurden 1743 ins Englische übersetzt. Am Ende seiner Laufbahn zog sich C. in die private Praxis in Vreden zurück.
W. (Auswahl): Lumen novum phosphorus accensum, sive Exercitatio physico-chymica de causis lucis in phosphoris tam naturalibus quam artificialibus… a Joanne Henr. Cohausen,… / apud J. Oosterwyk. mstelodam: apud J. Oosterwyk, 1717; Der wieder lebende Hermippus, oder curioese physicalisch-medicinische Abhandlung von der seltenen Art sein Leben durch das Anhauchen Junger-Mägdchen bis auf 115 Jahr zu verlängern (lat. Hermippus redivivus sive exercitatio physico-medica curiosa de methodo rara ad 115 annos prorogandae senectutis per anhelitum puellarum. Leipzig: Zentralantiquariat d. DDR: 1975.
Cohn, Norman Rufus Colin (*12.01.1915 London; † 31. Juli 2007 Cambridge, England), britischer Sprachwissenschaftler, Historiker und Schriftsteller, zuletzt Professor an der University of Sussex.
Geboren in einer jüdisch-katholischen Familie, studierte C. 1933 –1939 am Christ Church College in Oxford und diente von 1939 an sechs Jahre in der British Army. Nach dem Krieg lehrte er an verschiedenen Universitäten in England, Schottland, Irland, USA und Kanada.
In seinem bekanntesten Werk, das auf Deutsch unter dem Titel Das neue irdische Paradies. Revolutionärer Millenarismus und mystischer Anarchismus im mittelalterlichen Europa erschien, analysiert er mittelalterliche Massenbewegungen, die von messianischen Gestalten und Propheten ausgelöst wurden. Er beschreibt den mittel- und westeuropäischen > Millenarismus und verweist auf die Verankerung der endzeitlichen Glaubensvorstellungen in der christlichen und jüdischen Tradition. Das Werk wurde zu den hundert einflussreichsten Sachbüchern nach dem Krieg gezählt.
In Europe’s Inner Demons beschäftigt sich C. mit der mittelalterlichen Dämonisierung von Häretikern, > Hexen, > Tempelrittern und > Magiern.
Was die Neuzeit betrifft, so setzt er sich in seinem Buch Warrant for Genocide mit dem nach dem Ersten Weltkrieg in Berlin erschienenen, antisemitischen Pamphlet Protokolle der Weisen von Zion auseinander, das enormes Aufsehen erregte und rasche Verbreitung fand. Das Werk wurde zwar als Fälschung enttarnt, verfehlte jedoch nicht seine Wirkung auf die politische Entwicklung in Deutschland.
In Anerkennung seiner Arbeit wurde er zum Fellow of the British Academy ernannt.
W. (Auswahl): Warrant for Genocide: The Myth of the Jewish World Conspiracy and the „Protocols of the Elders of Zion“. New York, 1966; The pursuit of the Millennium: revolutionary millenarians and mystical anarchists of the Middle Ages. London: Maurice Temple Smith Ltd., 1970; Europe’s Inner Demons. Originally published: London: Chatto, Heinemann for Sussex University Press, 1975; Das neue irdische Paradies. Revolutionärer Millenarismus und mystischer Anarchismus im mittelalterlichen Europa. Hamburg: Rowohlt, 1986.
Lit.: Die Protokolle der Weisen von Zion. Der Mythos von der jüdischen Weltverschwörung. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1969.
Cohoba, auch Yopo, Vilca und Huilca genannt, ist eine halluzinogene Droge, die aus den Bohnen der Anadenanthera colubrina und der A. peregrina gewonnen wird. Die Indianer der vorkolonialen Zeit der Karibik und Südamerikas verwendeten C., um visionäre Zustände hervorzurufen, insbesondere bei religiösen Riten. Die > Schamanen versuchen damit Kontakt mit ihrer Geisterwelt aufzunehmen.
Die Droge soll den Mut steigern und die Schmerzen lindern. Die LSD-ähnliche Wirkung ist auf den Bestandteil Bufotenin zurückzuführen. C. wird gekaut oder geschnupft, weil der Weg über den Magen-Darm-Trakt die Wirkung zerstört.
Als Nebenwirkungen können Pupillenerweiterung, hoher Blutdruck im Kopf und zeitweises Erbrechen auftreten.
Lit.: Aquino, Luis Hernández: Diccionario de voces indígenas de Puerto Rico. Editorial Cultural, 1977; Torres, Constantino M.: The Role of Cohoba in Taino Shamanism. Eleusis No. 1 (1998).
Coincidentia oppositorum (lat., „Zusammenfall der Gegensätze“), Grundbegriff der philosophischen und theologischen Metaphysik wie der > hermetischen Lehre.
Der Gedanke der C. findet sich bereits in der neuplatonischen Einheitsmetaphysik und bei > Dionysios Areopagita. Geprägt wurde der Begriff jedoch von > Nikolaus von Kues für die Auflösung des Widersprechenden im Unendlichen, in Gott. Bei ihm fallen im Unendlichen die in der Welt entfalteten Gegensätze zusammen. Gott und Welt verhalten sich wie Einfalten und Ausfalten, denn Gott ist die Einheit aller Gegensätze (De Coniecturis II 1 2). Zudem sucht der Cusaner vor allem in seinem Werk De docta ignorantia seine dialektische Auffassung der C. auf die Kosmologie anzuwenden.
Die pantheistische Auslegung der C. als Erklärung der Gegensätze aus dem göttlichen All und als Zurückführung der Gegensätze in die göttliche Alleinheit findet sich bei Giordano Bruno und stellt den Beginn einer pantheistischen Tradition (> Pantheismus) dar. Diese wirkte sich über Jacob > Böhme und > Paracelsus bis auf die Identitätsphilosophie von Fr. W. J. Schelling aus.
Die C. ist insbesondere das wichtigste Ziel der hermetischen Lehre. Es geht dabei um die Aufhebung der durch den Schöpfungsakt eingetretenen Unterscheidungen, wie jener zwischen Geist und Materie, Gott und Mensch, Licht und Dunkel, um wieder in die Einheit im göttlichen Wesen zurückzukehren. Insbesondere sollen die Gegensätze im > Stein der Weisen der > Alchemie überhöht werden, um auch übermenschliche Probleme lösen zu können.
Bei G. W. F. Hegel wird das Element der C. positiv gewendet und aufgehoben, da die Gegensätze nicht erst im Unendlichen, sondern stufenweise bereits im Weltgeschehen in einem dialektischen Prozess ihre Auflösung finden.
Lit.: Coincidentia oppositorum: Gesammelte Studien zur Philosophiegeschichte / Erwin Metzke. Hrsg. von Karlfried Gründer. Witten: Luther-Verl., 1961; Winkler, Norbert: Die Entwicklung der Grundidee von der Coincidentia oppositorum in der Philosophie des Nikolaus von Kues. Berlin: Akad. d. Wiss. d. DDR, Diss. A, 1988; Stallmach, Josef: Ineinsfall der Gegensätze und Weisheit des Nichtwissens. Grundzüge der Philosophie des Nikolaus von Kues. Münster: Aschendorff, 1989.
Colburn, Nettie (Mrs. William Porter Maynard) (1841–1892), mediale Sprecherin, die bei Abraham Lincoln in hohem Ansehen stand.
Als Teenager ging C. im Winter 1862 nach Washington, um ihren Bruder im Militärspital zu besuchen. Bei dieser Gelegenheit besuchte sie eine Séance, an der auch Abraham Lincoln teilnahm. Während der Sitzung fiel sie in eine spontane Trance und sprach fast eine Stunde lang zum Präsidenten über die Notwendigkeit der Emanzipation. Als sie aus der Trance erwachte, erschrak sie über ihr Verhalten zutiefst. Lincoln legte seine Hand auf ihr Haupt und sagte: „Meine Teure, sie besitzen eine ganz besondere Gabe, und ich habe keinen Zweifel daran, dass sie von Gott kommt. Ich danke Ihnen für ihr Kommen heute Abend. Es ist bedeutsamer, als die Anwesenden vielleicht verstehen können.“
Das Gleiche geschah zwei Tage später, als C. mit Lincoln und seiner Frau an einer anderen Séance teilnahm. Wieder fiel das Mädchen in eine spontane Trance und belehrte den Präsidenten über die Notwendigkeit, die Sklaven zu befreien. Sie drängte ihn auch dazu, die Lager zu besuchen, um die Moral der Armee zu heben.
Oberst Simon F. Case, ein Vertreter von Eisenbahn-Interessen, war ebenfalls anwesend und sagte später: „Präsident Lincoln war von seinem zu befolgenden Kurs vollkommen überzeugt; dass der Befehl von dem alles überschauenden Geist durch Vermittlung der Engel-Welt kam, war nicht zu übersehen…, damit war die Vorhersage des Mediums verifiziert.“
C. gab später noch viele Séancen für Lincoln, mit Botschaften über das Wohlergehen der Nation, vor allem in Bezug auf den Bürgerkrieg. Von ihr stammt auch das 1891 veröffentlichte Buch Was Abraham Lincoln a Spiritualist?
W.: Was Abraham Lincoln a Spiritualist? Or: Curious Revelations from the Life of a Trance Medium [new ed.], s.l.: SDU Publ., 2006; dt.: Der Präsident rief mich. Mein Weg zu Abraham Lincoln ins Weiße Haus. Aus d. Engl. übers. von Christian Dehm. Garmisch-Partenkirchen: G.E. Schröder, 1962.
Lit.: Doyle, Sir Arthur Conan: Die Geschichte des Spiritismus. New York: Doran, 1926.
Colby, Luther (1813 –1894), amerikanischer Spiritist, der ursprünglich Materialist war, dann die Zeitschrift Banner of Light in Boston herausgab und ab 1857 redigierte. Er hatte auch mediumistische Fähigkeiten.
Lit.: Encyclopedia of Occultism & Parapsychology, Leslie Shepard [Hrsg.]. Detroit, Michigan: Gale Research Company, 1984.
Colchicum autumnale (lat.), Herbstzeitlose, so genannt, weil sie im Herbst bis in den Oktober hinein blüht. Hingegen leitet sich der Gattungsname Colchicum von der Landschaft am Schwarzen Meer ab, der Kolchis im heutigen Georgien, wo auch die Heimat der zauberkundigen > Medea gelegen sein soll. Ein Zusammenhang zwischen den Sagen um eine Giftmischerin in der Region und eine dort beheimatete Zeitlosenart namens Colchicum variegatum ist nicht ausgeschlossen.
Als Pflanzenart gehört C., wie gesagt, zur Familie der Zeitlosengewächse (Colchicaceae). Sie stammt ursprünglich aus Westasien und Teilen des östlichen Mittelmeerraumes, ist heute in Süd-, Mittel-, und Westeuropa verbreitet und wächst vorwiegend auf feuchten Böden. C. ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die eine Höhe von 8 bis 30 cm erreicht und seit der Antike bekannt ist. Pedanius > Dioskurides (1. Jh.) beschreibt die Herbstzeitlose in seiner > Materia Medica, dem wichtigsten und wohl einflussreichsten antiken Werk der europäischen Arzneimittellehre. Damals wurde C. zu Heilzwecken wie auch für Giftmorde verwendet. Im Mittelalter benutzte man die Pflanze zur Gichtbehandlung. Die unterirdischen Pflanzenteile nähte man in Säckchen und trug sie gegen Kropf und Pest um den Hals.
Sämtliche Teile von C. enthalten das giftige Alkaloid Colchicin, das in der Blüte am stärksten vertreten ist. Heute wird das Gift in Medizin und Pflanzenzucht verwendet, in der > Homöopathie zur Behandlung von Magenschmerzen, Übelkeit und Durchfall.
In der Volksmedizin ist C. als billiges und einfaches Mittel gegen Hühneraugen geschätzt.
Lit.: Herbstzeitlose. Neustadt an der Weinstraße: Umschau, 2009; Gerlach, Thomas: Herbstzeitlose. Radebeul: Notschriften-Verl., 2010.
Colchischer, auch Kolchischer Drache. In der griechischen Mythologie ist der C. der Sohn des > Typhon und der drachengeschwänzten Jungfrau > Echidna. Da er nie schlief, schenkte ihn > Ares dem König > Äetes in Colchis, damit er das ihm gewidmete goldene Vlies bewache. > Medea tötete den > Drachen durch Gift und ebnete so dem > Jason, den sie liebte, den Weg zur Eroberung des Widderfelles.
Lit.: Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Erftstadt: area verlag gmbh, 2004.
Cold Reading (engl., „kalte Dusche“), ein Bündel von Techniken, um durch Beachtung kleinster Hinweise in Bezug auf das Äußere, das Verhalten oder die Ausdrucksweise von Personen Informationen über diese zu erhalten. Die Bezeichnung wurde ursprünglich von Zauberkünstlern für verschiedene Techniken verwendet, um in interviewartigen Situationen ohne wirkliches Wissen über den Gesprächspartner bei diesem den Eindruck eines vorhandenen Wissens zu wecken. Zu diesen Techniken zählt beispielsweise das Stellen von Leitfragen, um durch Antworten oder allein durch Veränderungen des Gesichtsausdrucks der Angesprochenen bestimmte Hinweise zu erhalten.
In neuerer Zeit wird der Begriff auch für entsprechende Praktiken von Wahrsagern und Lebensberatern, bei Vernehmungen oder bei Verkaufsgesprächen verwendet.
> Medien geben häufig so allgemeine Auskünfte, dass sich die betreffende Person angesprochen fühlt. Skeptiker argumentieren daher, dass sämtliche Aussagen von Medien auf diese Weise zustande kämen.
Der verwandte Begriff Hot Readings beschreibt hingegen die Technik, sich bereits vor dem Gespräch Informationen über einen Gesprächspartner zu beschaffen, um dadurch den Eindruck zu erwecken, auf paranormalem Wege Wissen erlangen zu können.
Lit.: Rowland, Ian: The Full Facts Book of Cold Reading. London: Rowland, 2002; Stangaro, Angelo: Etwas aus nichts. Anleitung zum modernen Cold Reading. Lalling: Zauberhandlung Manipulix, 2008.
Cold Spots (engl., „Kalte Stellen“), Stellen, an denen in sog. Spukhäusern Kälte empfunden wird. Die Ursachen können vielfältiger Natur sein.
Lit.: Meckelburg, Ernst: Wir alle sind unsterblich: der Irrtum mit dem Tod. München: Langen Müller, 1997.
Cole, Ann > Connecticut, Hexen von.
Coletta von Corbie, Nicolette Boillet
(*13.01.1381 Corbie, Frankr.; † 6.03.1447 Gent), hl. (24.05.1807, Fest: 6. März), Ordensreformerin der nach ihr benannten Klarissen.
C. war schon als Kind mit langen Ekstasen und anderen Charismen begabt. Mit neun Jahren empfing sie eine Offenbarung über den wahren Geist des Franziskanerordens. Nach dem Tod der Eltern erprobte sie nacheinander die Lebensformen der > Beginen, Benediktinerinnen, Klarissinnen und Franziskanertertiarinnen, um sich schließlich 1402 als Reklusin zurückzuziehen. Da sie von Franziskus und Christus visionär den Auftrag erhielt, den zweiten Orden der Minoriten zu reformieren, trat sie 1406 bei den Klarissen ein und wurde noch im gleichen Jahr vom avignonesischen Papst Benedikt XIII. (Pedro de Luna) zur Generaläbtissin ernannt.
In Zusammenarbeit mit dem sel. Heinrich von Baume OFM begann sie 1408 von Besançon aus viele Klöster der verschiedenen Zweige des Klarissenordens zur ursprünglichen strengen Regel des hl. > Franz von Assisi zurückzuführen und gründete über 20 neue Klöster, deren Mitglieder sich Arme Klarissen oder Colettinen nannten. Viele Klarissen der sog. Urbanistinnen führte sie zur ursprünglichen Regeltreue zurück. 1434 wurden ihre Statuten vom Generalminister der Franziskaner und vom päpstlichen Legaten bestätigt.
Ihr Leben war begleitet von einer Reihe paranormaler Phänomene: oft wochenlange > Ekstasen, > Levitationen, > Arme-Seelen-Offenbarungen, > Totenerweckungen, die nicht nur den Erfolg ihrer Reformen sicherten, sondern sie auch weithin bekannt machten.
Lit.: ActaSS mar.1, 531-626; Sellier, Louis: Lebensgeschichte der heiligen Coletta, Reformatorin des Franziskaner-Ordens. Innsbruck, 1857.
Colinda-Sänger (lat. calare, ankündigen), Sängergruppen, die in Rumänien am Neujahrsmorgen durch den Ort ziehen. Dabei schleppen ein Ochse oder mit Pferdemasken verkleidete Männer einen großen hölzernen Pflug, um den Beginn der Feldarbeit im neuen Jahr anzuzeigen.
Lit.: Becker-Huberti, Manfred: Lexikon der Bräuche und Feste. Freiburg: Herder, 2000.
Colinon, Maurice
(*16.02.1922; † 31.03.2009), französischer Journalist und Autor. C. studierte an der Universität von Paris und machte das Lizenziat in Literatur (1943) und in Recht (1945). Anschließend arbeitete er als Journalist, gab Unterricht und war als Rundfunk- und Fernsehsprecher tätig.
Ab 1947 befasste sich C. mit den soziologischen Aspekten des > Okkultismus in Frankreich und arbeitete selbst als > Hellseher und unorthodoxer > Heiler, um vor allem jene kennenzulernen, die eine solche Hilfe aufsuchten. 1954 nahm er in St. Paul de Vence an der Parapsychologischen Studientagung über unorthodoxes Heilen teil und berichtete darüber in seinem Artikel La Science e le Paranormal (1955). Ferner befasste er sich mit den religiösen Bewegungen, die im Rahmen der Wiederbelebung des Okkulten im 19. und 20. Jahrhundert entstanden.
W. (Auswahl): Faux prophètes et sectes d’aujourd’hui. Paris: Plon, 1953; Les Guérisseurs (1957); Le Phénomène des sectes au 20ème siècle. Paris, 1959; Guide de la France religieuse et mystique. Paris: Tchou, 1969.
Coll, Franziskus (*18.05.1812 Gombreny, Spanien, † 2.04.1875 Vich), hl. (11.10.2009, Fest: 2. April), Dominikaner und Gründer der Kongregation der Dominikanerinnen von der Verkündigung.
Als armer Student kam C. jeden Tag in die Stadt und bat in den dortigen Klöstern jeweils um einen Teller Suppe, den er als Almosen erhielt.
Eines Tages, auf dem Weg durch die Stadt, widerfuhr C. – im Blick auf seine Berufung – ein seltsames Erlebnis. Es begegnete ihm ein mysteriöser Unbekannter, der ihm auftrug: „Coll, geh’ zu den Dominikanern!“ Er wandte sich daraufhin an die in der Stadt ansässigen Dominikaner, die von ihm – nachdem sie ihn geprüft hatten – das für das Noviziat nötige Geld verlangten. Da er nicht eine Peseta besaß, musste er wohl oder übel glauben, Opfer einer Täuschung geworden zu sein. Dem war aber nicht so. Bei seiner Prüfung waren nämlich ein Dominikanerpater des Klosters von Gerona und ein weiterer Herr anwesend, die Mitleid mit ihm hatten. Sie rieten C., nach Gerona zu gehen, wo man für das Noviziat kein Geld nehmen würde. So machte er sich zu Fuß und mit leeren Taschen auf den Weg nach Gerona, wo er im Kloster von der Verkündigung aufgenommen wurde.
Nach der Priesterweihe am 19. Dezember 1836 wurde C. Missionar und gründete am 15. August 1856 die Kongregation der Dominikanerinnen von der Verkündigung. In seiner seelsorglichen Tätigkeit fand er so großen Anklang, dass er 1854 den Titel „Apostolischer Prediger“ erhielt. Seine ganze Tätigkeit machte den Eindruck einer besonderen Berufung.
Lit.: Resch, Andreas: Die Seligen Johannes Pauls II. 1979 –1985. Innsbruck: Resch, 2000, S. 5 – 8.
Collationes Cassiani, Dämonologie. Das 429 n. Chr. abgeschlossene Werk eines Johannes Cassianus gilt als eine der Hauptquellen des abendländischen Dämonenglaubens. Darin erörtert der ägyptische Abt Serenus die damaligen Ansichten über die Macht der > Dämonen. Diese seien überaus zahlreich, unsichtbar und so grässliche Gestalten, dass der Mensch bei ihrem bloßen Anblick sterben müsse. Sie hätten die Macht, in den Körper der Menschen einzudringen und sie zu besetzen (> Besessenheit). Dies geschehe besonders dann, wenn sie das Denken und Sinnen der Opfer bereits vergiftet hätten. Es liege jedoch nicht in ihrer Macht, in die Seele einzudringen. Serenus nennt verschiedene Namen und Arten von Dämonen, die antiken Einfluss zeigen. Einige begnügen sich mit Neckereien, andere führen zu Unzucht und Blasphemie. Man solle die Besessenen jedoch nicht vom Tisch des Herrn abweisen, sondern ihnen gegenüber Barmherzigkeit zeigen und sie stützen.
Lit.: Schröckh, Johann Mattias: Christliche Kirchengeschichte. Leipzig: Schwickert, 1786 –1803, Bd. 9, S. 421; Franz, Adolf: Die kirchlichen Benediktionen im Mittelalter. Freiburg i. Br.: Herder, 1909; Biedermann, Hans: Handlexikon der magischen Künste. Graz: ADEVA, 1986.
College of Divine Metaphysics (engl., Kolleg für Göttliche Metaphysik), Metaphysikschulungskolleg.
Das C. wurde 1918 in Indiana / USA von Dr. Joseph Perry Green, einem der Pioniere der metaphysischen Bewegung in Amerika, gegründet. Dabei versteht man unter Metaphysik das systematische Studium oder die Wissenschaft der Grundprinzipien des Seins und der Kenntnis, die begründete Lehre über das Wesen der Natur und die Grundbeziehungen alles Wirklichen.
Die Zielsetzung ist die Schulung eingeschriebener Mitglieder in metaphysischen und religiösen Disziplinen durch Fernunterricht zwecks Erlangung psychischer Fähigkeiten und einer Bewusstseinserweiterung. Die Kurse umfassen Themen wie Grundprinzipien, Schweigen, > Gebet, > Intuition, das > Bewusstsein der Einheit mit dem Göttlichen, kreativer Geist, die Kraft des Menschen, das Naturgesetz usw. Der höchste erreichbare Studiengrad ist das Doktorat.
Lit.: Miers, Horst E.: Lexikon des Geheimwissens. München: Goldmann, 1976.
College of Psychic Studies (engl., Akademie für Psychische Studien), Studienzentrum zur Erforschung des Bewusstseins jenseits der Materie. Die 1884 als London Spiritualist Alliance von Reverend William Stainton > Moses und Alfred Russel > Wallace gegründete Organisation wurde 1955 in College of Psychic Science und 1970 in College of Psychic Studies umbenannt. Das C. tritt für eine offene parapsychologische Forschung ein, bindet ihre Mitglieder aber nicht an bestimmte Meinungen und Überzeugungen. Es hat Mitglieder in aller Welt und verfügt über eine Bibliothek von 11.000 Bänden über alles, was mit > Außersinnlicher Wahrnehmung zu tun hat.
Den derzeitigen Lehrkörper bilden Sensitive, Heiler und Berater. Themen des Unterrichts sind > Meditation, > Energiearbeit, Trance, > Heilen, Kunst und > Wahrsagen, psychische Entfaltung usw. Das C. gibt die Quartalschrift Light heraus.
Lit.: Berger, Arthur S.: The Encyclopedia of Parapsychology and Psychical Research. New York: Paragon House, 1991; Light (Magazin), The College of Psychic Studies, 16 Queensberry Place, London SW7 2EB, UK.
Colley, Thomas († 24.08.1751), britischer Kaminfeger, der beschuldigt wurde, die als Hexe beschuldigte Ruth Osborne bei Tring, Hertfordshire, England, ermordet zu haben.
C. war einer der Anführer eines Mobs, der im April 1751 bei Tring ein älteres Ehepaar, John und Ruth Osborne, vom lokalen Arbeitshaus der Hexerei bezichtigte. Der Mob setzte das Paar in einem nahegelegenen Teich in Wilstone der > Wasserprobe aus. Ruth wurde geschlagen und wiederholt durch das Wasser gezogen, bis C. sie ertränkte, indem er ihr Gesicht mit einem Stock nach unten drehte. Ihr Ehemann John überlebte und bezeugte dies beim Prozess. C. wurde daraufhin wegen Mordes verurteilt und bei Gubblecote Cross gehängt.
Lit.: The Criminal recorder: or, Biographical sketches of notorious public characters, including murderers, traitors, pirates, mutineers, incendiaries … and other noted persons who have suffered the sentence of the law for criminal offenses; embracing a variety of curious and singular cases … R. Dowson, 1815, S. 257–260.
Collin de Plancy, Jacques Albin Simon (1794 –1881), französischer Schriftsteller, verfasste mehrere Werke über > Okkultismus, > Wahrsagerei und > Satanismus. Am bekanntesten ist sein Dictionnaire infernal, dessen letzte Auflage 1863 von M. L. Breton mit 72 Abbildungen von > Dämonen illustriert wurde.
W. (Auswahl): Légendes des personnages, les uns illustrés, les autres peu célèbres, qui ont eu des relations avec le diable. Berlin: Humboldt-Universität,1854; Satanalien oder Legenden vom Teufel und seinen Dämonen im angeblichen Verkehr mit mehr oder minder berühmten oder bekannten Personen verschiedener Zeiten und Länder. Weimar: B. F. Voigt, 1856; Dictionnaire infernal. Paris: Foulon, 1863.
Collins, Doris (*10.02.1918 Essex; † September 2003), britische Hellseherin und Heilerin.
C. wuchs in Essex auf. Mit 12 Jahren vernahm sie eine Stimme, die sagte, dass ihre Schwester Lily im unteren Stock, wo sie Klavier spielte, den Raum verlassen solle. Sie teilte dies der Schwester mit. Nachdem diese den Raum verlassen hatte, fiel ein Teil der Zimmerdecke auf den Klavierstuhl.
Ein Medium bestätigte die Sensitivität von C. So fiel sie beim Besuch einer spiritistischen Kirche in > Trance. Nach ihrer ersten Heirat und der Geburt eines Sohnes entfaltete sie ihre heilende und hellseherische Fähigkeit. 1958 wurde sie Präsidentin der Nationalen Spiritistischen Kirche von Woodford, später Vizepräsidentin der Union of Spiritual Mediums (heute Institute of Spiritualist Mediums). Ihr Ruf als begabte Sensitive verbreitete sich, sodass sogar ein Regierungsmitglied aus Trinidad und Togo sie aufsuchte. Es folgten Einladungen in die USA, auf die Philippinen, nach Australien, Neuseeland, in die Schweiz und nach Finnland. In London demonstrierte sie ihre Sensitivität in der Royal Albert Hall. Zusammen mit der berühmten Doris > Stokes galt sie als eine der besten Sensitiven Großbritanniens.
W. (Auswahl): A Woman of Spirit. St. Albans: Granada, Oct. 1983; The Power within. London: Grafton, 1986; Positive Forces. London: Grafton, 1990.
Lit.: Collins, Doris. A Woman of Spirit. London: Panther Books, 1983.
Collins, Mabel, Pseudonym von Mrs. Kenningale Cook (* 9.09.1851 Saint Peter Port,
Guernsey; † 31.03.1927 Gloucester, England), britische Autorin, Theosophin, Frauen-
rechtlerin und Tierschützerin.
C. besuchte keine Schule, sondern wurde zu Hause von ihrem Vater unterrichtet, der besonderen Wert auf Poesie, Philosophie und Literatur legte, dafür andere Fächer aber vernachlässigte. Mit 12 Jahren begann sie Erzählungen und Gedichte zu schreiben.
1871 heiratete sie Kenningale Robert Cook (daher ihr Name), von dem sie sich später trennte. Sie heiratete ein zweites Mal, doch starb ihr Mann bald darauf. C. blieb kinderlos. In ihrer Kindheit prägte ihr Vater den Kosenamen Mabel, weshalb sie später ihre Bücher unter dem Pseudonym Mabel Collins veröffentlichte. 1870 kam sie zum ersten Mal mit dem > Spiritismus in Kontakt, besuchte > Séancen und wurde schließlich selbst ein > Medium.
1875 veröffentlichte C. ihren ersten Roman, The Blacksmith and Scholar. Bekannt wurde sie allerdings 1877 durch den Bestseller An Innocent Sinner. Insgesamt verfasste C. 46 Bücher und mehrere Zeitschriftenartikel mit meist okkulten Themen.
1881 trat sie der London Lodge und somit der > Theosophischen Gesellschaft bei. 1884 traf sie zum ersten Mal Helena P. > Blavatsky, der sie nach der Übersiedlung nach London bis Oktober 1887 ihre Wohnung zur Verfügung stellte. Am 19. Mai desselben Jahres war sie Mitbegründerin der Blavatsky Lodge und unterstützte die Herausgabe der > Geheimlehre. Mit der Gründung der Zeitschrift Lucifer wurde sie stellvertretende Herausgeberin und veröffentlichte darin mehrere Artikel. 1889 verlor sie diese Stelle wieder. Im Zusammenhang mit einem Prozess, den C. gegen Blavatsky anstrengte, wurde sie auch aus der Theosophischen Gesellschaft ausgeschlossen. 1890 zog sie dann die Klage vor Gericht wieder zurück.
1890 gründete sie zusammen mit zwei Partnern die Pompadour Cosmetique Company, die sie in den Ruin führte. 1899 wurde sie Sekretärin der British Union for the Abolition of Vivisection (BUAV) und zog 1909 für die BUAV als Parliamentary Secretary in das britische Parlament ein. Gleichzeitig trat sie für den > Vegetarismus und gegen Impfungen ein.
1913 traf C. Rudolf > Steiner, der ein großer Befürworter ihres Werkes Licht auf dem Pfad (Light on the Path) war, eines der einflussreichsten spirituellen Bücher aller Zeiten, das auch 130 Jahre nach seinem Erscheinen noch in allen großen Weltsprachen lieferbar ist.
Ab 1914/15 näherte sich C. wieder der > Theosophischen Gesellschaft > Adyar an, wie der Schriftverkehr mit Annie > Besant bezeugt.
W. (Auswahl): Flita. Die Blüte und die Frucht. Die wahre Geschichte einer schwarzen Magierin. Calw: Ullrich Verlag, 1980; Der Schüler. Ein okkulter Bericht über Forschungen zur Lebensverlängerung. München: Hirthammer Verlag, 1983; Geschichte des Jahres. Basel: Perseus Verlag, 2001; Licht auf dem Pfad. Grafing: Aquamarin Verlag, 2001; Die Lotoskönigin. Ein okkulter „Roman“ aus dem alten Ägypten. Das Idyll vom weißen Lotos. Neubearb. Ausg. Grafing: Aquamarin Verlag, 2008.
Collins, William Wilkie (*8.01.1824 London; † 23.09.1889 ebd.), britischer Schriftsteller und Verfasser der ersten Mystery Thriller.
C. gehört zu jenen Schriftstellern, deren Geschichten aus dem Reich des Paranormalen sich als zeitlos und überdauernd erwiesen haben, darunter auch die hier angeführten.
W. (Auswahl): Ein schauerlich fremdes Bett und andere Gruselgeschichten. Zürich: Diogenes, 1979; Das geheimnisvolle Hotel. Freiburg i. Br.: Herder, 1980; Der Ermordete kommt wieder: e. mysteriöser Kriminalfall aus Nordamerika. Freiburg i. Br.: Herder, 1981; Der Monddiamant. München: Dt. Taschenbuch-Verl., 2003; Verhängnisvolle Erbschaften. Münster: Verl.-Haus Monsenstein und Vannerdat, 2004; Die Frau in Weiß. Frankfurt / M.: Fischer-Taschenbuch-Verl., 2009.
Col(o)man, heilig (Fest: 17. Juli), irischer Palästinapilger. Auf seiner Pilgerreise nach Jerusalem wurde der angebliche irische Königssohn C. wegen seines fremdländischen Aussehens bei Stockerau in Niederösterreich als Spion ergriffen, gemartert und schließlich am 17.07.1012 gehenkt. Seine Gebeine wurden am 13. Oktober 1014 durch den Markgrafen der bayerischen Ostmark, Heinrich I., nach Melk überführt und durch den Eichstätter Bischof Megingaud in der dortigen Peterskirche beigesetzt. Heute befinden sich seine Gebeine im linken vorderen Seitenaltar der Stiftskirche Melk. C. wurde bald als Märtyrer verehrt und 1244 auf Betreiben Friedrichs II., des letzten Babenberger-Herzogs, zum Landesheiligen erhoben. Dargestellt wird er als Pilger mit einem Strick.
Außer Melk besitzt C. mannigfache andere Kultstätten und gilt als Helfer in verschiedenen Anliegen: bei Gefahren auf Reisen, gegen Kopfweh oder gegen die Pest. Ferner ruft man ihn um Regen und auch um eine gute Heirat an. Vor allem aber ist C. als Viehpatron geschätzt.
Sein Gedenktag wurde früher auch oft als Beginn der Rübenernte genannt. Sehr verbreitet waren zudem > Colomanibüchlein und -segen.
Lit.: Deppisch, Gottfried: Geschichte und Wunder-Wercke des Heiligen Colomani, Königlichen Pilgers und Martyrers. Wien: Kirchberger, 1743.
Colman, Arthur (ca. 1880), Materialisationsmedium. C. wird von der englischen Schriftstellerin Florence Marryat (1833 –1899) als das beste > Materialisationsmedium beschrieben, dem sie in England je begegnete. Einmal sollen sich bei einer Séance fünf Vollmaterialisationen gleichzeitig gezeigt haben. Sein Kontrollgeist war „Aimee“.
C. war in den 1880er Jahren in spiritistischen Kreisen wohlbekannt. Er zog sich jedoch bald aus der Öffentlichkeit zurück, weil seine Gesundheit darunter litt.
Lit.: Marryat, Florence: There is no death. London, 1891 (New ed.).
Colo, Jakov (*6.03.1971 Bijakovici, Medjugorje, Bosnien-Herzegowina), > Seher von Medjugorie.
Nach dem Tod beider Eltern, Jaca (1983) und Ante (1986) Colo wurde J. von der Familie seines Onkels mütterlicherseits aufgenommen, besuchte die örtliche Technikerschule mit gutem Erfolg und schnitt bei der Abschlussprüfung hervorragend ab. Zu Ostern 1993, am 11. April, heiratete er in Medjugorje die Italienerin Annalisa Barozzi. Das Ehepaar hat zwei Kinder und lebt in Medjugorje. Jakov ist der Cousin der Seherin Marija.
Am 25. Juni 1981 ging er mit Ivanka Ivankovic, Mirjana Dragicevic und Vicka Ivankovic zum Erscheinungsberg, wo er zum ersten Mal die Gospa sah, die ihn noch 17 Jahre lang begleitete. Am 12. September 1998 hörten die täglichen Erscheinungen bei Jakov auf. Seither hat er nur noch einmal im Jahr, jeweils am 25. Dezember, eine Erscheinung. Als die Erscheinungen begannen, war Jakov 10 Jahre alt.
Lit.: Resch, Andreas: Die Seher von Medjugorje im Griff der Wissenschaft. Innsbruck: Resch, 2005.
Colomanibüchlein und -segen, ein dem hl. > Coloman zugeschriebener Schutzbrief, der unter dieser Bezeichnung weite Verbreitung fand und von Gott diktiert worden sein soll. Der Zettel gilt als >Amulett gegen allen Schaden und Gefahr. Coloman erscheint im > Reisesegen. Er wird gegen Feuer, Diebe, Gewitter, Kugeln, Hexen, Epilepsie und zum Schutz der Tiere angerufen. Es handelt sich bei ihm um den hl. Coloman, den Schutzheiligen Österreichs, der 1012 gehenkt wurde, wie auch die apokryphen Zusätze eines Codex Caesar vermerken (Acta. Sanct. Boll. Ost. 6., 344 Nr. 8.).
Lit.: Deppisch, Gottfried: Geschichte und Wunder-Wercke des Heiligen Colomani, königlichen Pilgers und Martyrers. Wien: Kirchberger, 1743.
Colombe (ital., von colombina, Täubchen), weiblicher Diakon und weibliche Maskenfigur.
Als weiblicher Diakon tritt sie, in ein weißes Gewand nach Art eines Geistes gehüllt, in den AMORC-Tempeldiensten auf, um u.a. die drei Lichter der > Shekinah zu entzünden.
Als weibliche Maskenfigur stellt sie in der italienischen Stegreifkomödie die Zofe der italienischen Narrenfigur Pantalone dar. Sie ist die Geliebte des Arlecchino in der Kleidung einer geputzten Kammerzofe, willkürlich in Geschmack und Farbe. W. Shakespeare bedient sich dieser Figur im Kaufmann von Venedig. > Sexualmagie.
Lit.: Shakespeare, William: Der Kaufmann von Venedig. Berlin: Aufbau-Taschenbuch-Verl., 2005.
Colombini, Giovanni (*1304 Siena; † 1367 bei Siena), Einsiedler, Wanderprediger und Mystiker.
Als reicher Kaufmann heiratete C. und gründete eine Familie. Gegen 1353 las er das Leben der hl. Maria von Ägypten und fasste unter der Leitung des seligen Petrus Petroni (†1361) den Entschluss, als Einsiedler in einer solchen Einfachheit und Armut zu leben, dass man ihn sogar als verrückt bezeichnete und ihm zusetzte. C. widmete sich daraufhin dem Predigen und Werken der Nächstenliebe, wobei er sich besonders der Kranken und Armen annahm.
Er durchwanderte die Ortschaften der Toskana und verkündete bis zu seinem Tod die Liebe Gottes, denn die wahre Freude liegt nach ihm in der Einheit mit Christus, die er vor allem in seinen laudi beschreibt. Seine mystischen Aussagen hatten großen Einfluss auf Katharina von Siena und die Verehrung des Namens Jesu.
W.: Vita del beato Pietro Petroni, in Acta Santorum, Maii 7, Anvers 1688, 182–231; Lettere, hrsg. von D. Fantozzi. Lanciano: Carabba, 1925; Laudi, hrsg. von O. Pradi. Bollettino Senese die storia patria 2 (1895), 1–50, 202–230.
Colomdita, Zauberwort mit neun Buchstaben, von denen je einer auf eine Mandel geschrieben wird, die man dann in Papier gewickelt bei sich trägt. Ähnliche Zauberformen sind die Beschreibung von 12 Ölbaum- oder 12 Efeublättern mit entsprechenden Zauberworten.
Lit.: Parthey, Gustav: Zwei griechische Zauberpapyri des Berliner Museums. Berlin: Königl. Akad. der Wiss., 1866.
Colonna, Margareta (*1255 Palestrina; † 30.12.1280 Castel San Pietro Romano bei Rom), selig (Kultbestätigung: 17.09.1847, Fest: 30. Dezember), Mystikerin.
C. stammte aus der Linie der Colonna von Palestrina. Sie war die Schwester des Senators Giovanni und des Kardinals Giacomo, unter dessen geistigem Einfluss sie stand. Bereits in früher Jugend verwaist, lehnte sie die Ehe ab und äußerte den Wunsch, der Welt zu entsagen. Der Eintritt in das Klarissenkloster in S. Damiano, Asissi, scheiterte offenbar an ihrem angegriffenen Gesundheitszustand. Nach einem Versuch, als Oblatin des Marienheiligtums von Mentorella in der Nähe Roms zu leben, und einer kurzen Periode im Dienst einer römischen Büßerin scharte sie eine kleine Gemeinschaft frommer Frauen um sich, die ihrem Beispiel folgten. Sie ließ sich mit ihnen in der Nähe der Familienburg in Palestrina nieder und führte ein Leben in Buße, Armut und Gehorsam, das stärker auf tätige Nächstenliebe (Hilfe für Bedürftige und Kranke) als auf Kontemplation und Zurückgezogenheit ausgerichtet war. C. hatte zahlreiche Marien- und > Christusvisionen, die alle entscheidenden Phasen ihres Lebens prägten. Ihre letzten Jahre waren von Krankheit gezeichnet.
C.s Leben ist uns vor allem durch die vermutlich von ihrem Bruder Giovanni verfasste Biografie bekannt. Ihre Mystik ist eine typische > Brautmystik.
Die von ihr gegründete Gemeinschaft ließ sich bald nach ihrem Tod im römischen Kloster S. Silvestro in Capite nieder. Von Papst Honorius IV. erhielten die frommen Frauen die Erlaubnis, die Regel der Sorores Minores der Seligen Isabella von Frankreich anzunehmen. So wurde S. Silvestro in Capite das zweite Frauenkloster des Franziskanerordens in Rom und zu einem wahren „Hauskloster“ der Colonna.
Lit.: B. Margherita Colonna <† 1280> : Le due vite scritte dal fratello Giovanni Colonna senatore di Roma e da Stefania monaca di S. Silvestro in Capite: (Vita prima B. Margaritae Columnae auctore Ioanne Columna eiusdem fratre germano, Senatore Urbis. – Vita secunda et miracula B. Margaritae Columnae a Stephania moniali S. Silvestri in Capite scripta.) / Colonna, Johannes / Oliger, Livario [Hrsg.]. Rom: Facultas theologica Pont. Athenaei Seminarii Romani, 1935.
Colorines Erythrina, Samen (Colorines) der Korallenbäume (Erythrina), einer Gattung verholzender Pflanzen in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae). Sie enthalten meist Cytisin oder andere erythrina- und curareähnliche Alkaloide, wovon vermutlich die lähmende Wirkung kommt. So wurden die C. von den > Azteken für magische Behandlungen benutzt.
Lit.: Schuldes, Bert Marco: Psychoaktive Pflanzen. Löhrbach: Piepers’s Medienexperimente, [1994].
Colortherapie > Farbtherapie.
Columba von Rieti, Guadagnoli Angelella (*2.02.1467; † 20.05.1501), selig (Kultbestätigung: 25.02.1625, Fest: 20. Mai), Dominikanerterziarin und Ekstatikerin.
C. stammte aus einer kleinbürgerlichen Familie und war schon als Kind sehr religiös und hilfsbereit. Als tüchtige Handarbeiterin hätte sie viel verdienen können, doch sie nahm nur, was die Leute geben konnten oder gaben. Eine Ehe lehnte sie ab; mit 19 Jahren wurde sie Dominikanerterziarin. 1488 ging C. nach Perugia, wo die Gemeinde aufgrund der außergewöhnlichen Ereignisse um ihre Person nach zwei Jahren ein Kloster für sie gründete. Ihre Ekstasen dauerten manchmal mehrere Tage. Dabei hatte sie einmal den Eindruck, nach Jerusalem gefahren zu sein. Man könnte hier an die mystische Version der „geistigen Wallfahrt“ denken, doch war ihr Zimmer leer und sie selbst nicht auffindbar. Ihre Visionen waren hauptsächlich mit der Kindheit Christi verbunden.
1490 legte C. ihre Profess ab. Die Schwesterngemeinschaft, der sie vorstand, zählte etwa 50 Mitglieder.
In ihren letzten Lebensjahren wurde sie wegen ihrer prophetischen Aussagen bekannt. Papst Alexander VI. und der König von Frankreich fragten sie um Rat. Neben > Präkognition und > Hellsehen, > Asitie und > Levitation, die von ihr berichtet werden, soll sie auch aus ihrer verschlossenen Kammer verschwunden sein (> Teleportation), und als sie einige Männer vergewaltigen wollten, wurde sie unter deren Händen wie Stein und sie vermochten sie nicht von der Stelle zu bewegen.
Sie starb, wie vorausgesagt, nach ihrem 33. Geburtstag, am Abend von Christi Himmelfahrt.
Lit.: AA.SS., Mai 5 (1665), 319 –398; Görres, Joseph von: Hinter der Welt ist Magie. München: Diederichs, 1990.
Columban von Hy (*521/522 Irland; † 9.06.597 Iona), heilig (Fest: 9. Juni), Abt und Klostergründer.
C. stammte aus der königlichen Familie Uí Néill, wurde nach guter Ausbildung Mönch und gründete mehrere Klöster. Die vielen Klosterzellen, die er errichtete, hießen bei den Iren „Killes“, weshalb C. auch Columkille genannt wurde. Als Abt von Iona war er einer der bedeutendsten Ordensmänner Irlands im 6. Jh. und beeinflusste nachhaltig das frühe irische und englische Mönchtum.
Der Legende nach stimmte er einst zum Schutz eines Eichwaldes vor Feuer den Gesang Noli pater indulgere (Vater säume nicht) an, der seitdem gegen Feuersbrunst und Blitzgefahr zur Anwendung kommt, während der Heilige selbst in Feuersnot angerufen wird. Man wendet sich an ihn auch um einen günstigen Fahrwind.
Lit.: Löwe, Heinz: Die Iren und Europa im früheren Mittelalter. Stuttgart: Klett-Cotta, 1982; Herbert, Máire: Iona, Kells, and Derry, the history and hagiography of the monastic familia of Columba. Dublin [u.a.]: Four Courts Press, 1996.
Columbansegen. > Columban (Columquillus) von Hy wird als Wetterpatron nach einer Formel des 15. Jh. angerufen, die vorschreibt, auf vier Zettel gegen Unwetter folgende Verse zu setzen: + Sancte Columquille remove mala procelle. + Ut item orasti, de mundo quando migrasti. + Quod tibi de celis permisit vox Michahelis, und diese Zettel nach den vier Himmelsrichtungen zu vergraben. Der Heilige soll selbst einen Hymnus gegen Unwetter, Feuer und Blitz gedichtet haben.
Mit einem ähnlichen (verkürzten) > Wettersegen des 15. Jahrhunderts wird der hl. Cyrill von Alexandrien angerufen.
Lit.: Analecta Graeciensia: Festschrift zur 42. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner in Wien, 1893; Franz, Adolf: Die kirchlichen Benediktionen im Mittelalter. Freiburg i. Br.: Herder: 1909.
Colville, W. J.
(William Juvenal, 1859 –1917), britisches Sprechmedium und Autor.
Die mediale Tätigkeit von C. begann am 24. Mai 1874, als er in Brighton eine Eingebung von Mrs. Cora L. V. Richmond erhielt. Er wurde sich der Anwesenheit eines Geistes bewusst, fiel zu Hause in > Trance und lieferte seine erste poetische Improvisation, die er dann wie folgt beschrieb:
„Ich fühlte mich plötzlich in die Luft gehoben. Mir war, als hätte ich einen riesigen Kopf und einen sehr kleinen Körper. Meine Lippen schienen sich unter dem Druck einer Einwirkung, auf die ich keinerlei Einfluss hatte, mechanisch zu bewegen. Ich hörte jemanden ein Gedicht kommentieren, dann setzte ich mich nieder, beendete mein Abendessen und fragte mich, ob ich nicht geschlafen hatte. Das war meine erste Erfahrung als > Sprechmedium, wenngleich ich seit frühester Kindheit spirituelle Erfahrungen hatte und mich dauerhaft von Wesen umgeben sah, fühlte und hörte, die nicht gegenständlicher Natur waren.“
Ab 1877 arbeitete C. regelmäßig als Medium. Wenn er seine Botschaften verlautete, die von einer bemerkenswerten Gelehrsamkeit waren, oder verschiedenste Fragen beantwortete, war er oft bewusstlos. Dann wiederum empfand er alles, was er sagte, als ob es von fremden Lippen käme. Er reiste viel und lebte unter der Anleitung seiner unsichtbaren Helfer. Nach langer Tätigkeit in Boston ließ er sich für immer in den USA nieder.
C. schrieb zahlreiche Bücher, darunter:
W. (Auswahl): Coming the Kingdom of God; or, the Future Triumph of the Spirit upon Earth. Being spiritual teachings given through the mediumship (1884); Inspirational Lectures and Impromptu Poems … With personal sketch of the speaker (1884); Fate mastered, destiny fulfilled (1900); The human aura and the significance of color: three lectures (1905); Ancient Mysteries & Modern Revelations (1911); Light and colours: nature’s fine forces considered as promoters of health in all conditions (1914); Mental healing and bodily welfare (1914); Spiritual therapeutics; or, divine science applied to moral, mental and physical harmony. Twelve lessons (1914); The religion of to-morrow: a study in the evolution of religious thought (1917).
Coly, Eileen (1916 –2013), Tochter der berühmten Eileen > Garrett.
C. wurde in England geboren und war als Assistentin ihrer Mutter viel auf Reisen. Im Zweiten Weltkrieg wurden die beiden getrennt, da C. in England blieb, die Mutter aber in die USA auswanderte. Nach dem Krieg emigrierte auch C. 1947 in die USA und arbeitete bei Creative Age Press und dem Tomorrow Magazine, die beide von ihrer Mutter gegründet wurden. 1951 rief Garrett zusammen mit Frances Payne > Bolton die > Parapsychology Foundation zur Förderung der wissenschaftlichen Erforschung psychischer Fähigkeiten des Menschen, wie > Hellsehen, > Telepathie, > Präkognition und > Psychokinese, ins Leben. In den ersten Jahren der Foundation kümmerte sich C. um ihre Familie und arbeitete nur zeitweise im Vorstand, ab 1966 dann jedoch ganztägig. 1969 trat auch ihr Mann, Robert Coly, der Foundation bei und diente bis zu seiner Pensionierung in den 1990er Jahren als Verwalter und Schatzmeister.
C. wurde 1970 Präsidentin der Foundation und leitete dieses Amt 32 Jahre hindurch in großer Programmtreue zu ihrer Mutter. In ihrer nunmehrigen Funktion hatte sie praktisch Kontakte mit allen Forschern im Bereich des Paranormalen, wodurch sie sich ein großes Wissen auf dem Gebiet der Parapsychologie aneignete. Sie förderte die Forschung, indem sie sich ganz für die Administration aufopferte, wofür sie 2001 von der Parapsychological Association den Outstanding Career Award erhielt.
Lit.: Pilkington, R.: Eileen Coly: Interview, January 20, 1986, in: ders. (ed.): Men and Women of Parapsychology: Personal Reflections. Jefferson, NC: McFarland, 1987, 46 –58.
Comenius, Johann Amos, eigentlich Jan Amos Komenský (latinisiert C., *28.03.1592 Nivnice / Südmähren; † 15.11.1670 Naarden /Amsterdam), tschechischer Pädagoge und Denker in der Tradition der Pansophie, Herausgeber der berühmten Sammlung von Visionen (1657) aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, Lux in tenebris („Licht im Schatten“), welche die Visionen von Christoph > Kotter und Christina > Poniatovia enthält.
Nach dem Studium an den reformierten Universitäten von Herborn und Heidelberg kehrte C. 1616 als Priester der Böhmischen Brüder in seine Heimat zurück. Es folgten eine langjährige Tätigkeit als Gymnasialdirektor in Leszno (Polen) und ein Aufenthalt in London (1641/1642), wo er auf Einladung des deutschen Kaufmanns Samuel Hartlib 1641 seine Pansophie herausgab, zumal sich auch das englische Parlament mit seinen pädagogischen Vorschlägen befasste. Auf dem Weg nach Schweden begegnete er René > Descartes, dessen mechanistischen Ansatz er energisch bekämpfte. 1648 kehrte C. nach Polen zurück. Im gleichen Jahr wurde er zum ersten Bischof der Brüdergemeinde ernannt. 1649 heiratete er nach dem Tode seiner zweiten Frau Johanna Gajusova. Von 1652–1654 weilte C. in Ungarn und arbeitete dann in Leszno bis zur Zerstörung 1654, bei der er seine Bücher und Schriften verlor. Er flüchtete daraufhin nach Amsterdam und blieb dort bis zu seinem Tod.
Die gesamte pädagogische Tätigkeit und Lehre von C. sind vor den Hintergrund seiner ausgeprägten Humanitätslehre zu sehen. Er gilt daher auch als Vorläufer der > Freimaurerei, nicht zuletzt wegen der von ihm benutzten Symbole. Zusammen mit Hartlib hegte er den Gedanken, eine Gemeinschaft von Menschen zu bilden, alle Kollegien, Genossenschaften und Bruderschaften zu sammeln und ein allgemeines Kollegium unter den Gebildeten der ganzen Welt zu schaffen.
Zu seinen Werken gehören Janua linguarum reserata (1632), Pansophiae prodromus (1639), Via Lucis (1642), Orbis sensualium pictus (1658) und Panegersia (1662), um nur einige der insgesamt 142 Schriften zu nennen, die z.T. erst postum erschienen sind, wie das 1642–1670 entstandene Werk De rerum humanarum emendatione consultatio catholica (Universeller Ratschlag für die Besserung der menschlichen Dinge), das den Schlussstein des komplizierten und vielfach verästelten Lebenswerkes bildet und die enzyklopädische Erkenntnis mit der Didaktik zu verknüpfen sucht. In Pansophiae prodromus (lat., Verkündigung der Pansophie) führte er den Begriff „Pansophie“ in die philosophische Terminologie ein, den er allerdings bereits 1633 verwendete. Pansophie solle als Gegenpol zur Philosophie die Erkenntnis des Wahren mit dem Guten verbinden. Ziel der Pansophie ist die Vereinigung des gesamten menschlichen Wissens mit der a priori gegebenen göttlichen Weisheit.
Von dieser ganzheitlichen Sicht ist auch seine Didaktik getragen, deren Grundgedanken zu Persönlichkeit, Lernen, Lehrstoff, Übung und Bildung heute noch Gültigkeit haben.
Lit.: Johannis Amos Comenii Opera omnia. Editio quam paravit Jos. Hendrich. 9 Bde. Prag, 1910 –1938.
Comensoli, Geltrude Katharina
(*18.01.1847 Biennio, Italien; † 18.02.1903 Bergamo), heilig (26.04.2009, Fest: 18. Februar), Gründerin der Schwestern vom Heiligsten Sakrament (Sakramentinerinnen).
C. wurde am 18. Januar 1847 als fünftes von zehn Kindern des Eisenschmieds Karl Comensoli und der Anna Maria Milesi in Biennio, Val Camonica / Brescia, Italien, geboren. Schon als Kind drängte es sie immer wieder zu Gebet und Meditation. Auf die Frage, was sie gerade tue, gab sie stets zur Antwort: „Ich denke nach!“ Aus ihrer Autobiografie geht hervor, dass sie mit fünf Jahren „den brennenden Wunsch“ verspürte, den Herrn zu lieben. Dabei war sie in solcher Liebe zu Jesus im Allerheiligsten Altarsakrament entbrannt, dass sie nicht umhin konnte, den Leib des Herrn zu empfangen. Und so fasste sie 1854 den Entschluss, „dies heimlich zu tun, in der Gewissheit, dass Jesus ihr das nicht übel nehmen werde“. So schreibt sie: „Das Gebet und das Allerheiligste Altarsakrament sind für mich das Paradies auf Erden.“ Ihr Trost war Gott. „Ja, ich gebe unverhohlen zu, dass schon als junges Mädchen für mich der einzige Trost darin bestand, mich ganz Gott hinzugeben und Ihm die Sorge um meine Gesundheit zu überlassen.“ Diese Vereinigung mit Gott war für Katharina geradezu ein Geheimnis. „Auch tagsüber, wenn ich mit Arbeiten im Haus beschäftigt war, spürte ich seine anbetungswürdige Gegenwart, und manchmal verbannte ich jegliche Aktivität aus meinen Gedanken und fühlte, wie ich in Ihm aufging, aber auf eine Weise, die weder etwas Gegenständliches noch etwas Irreales an sich hatte. Ich habe dafür nie die richtigen Worte gefunden, es war immer ein Rätsel für mich. Mein Verstand verdunkelte sich und ich war von einem unvorstellbaren Licht gefangen.“
Inzwischen wurde der Drang, eine Schwesterngemeinschaft zu gründen immer stärker: „Schon als Kind vernahm ich in meinem Innern klare und eindringliche Stimmen, die mich aufforderten, ein religiöses Institut zur Anbetung Jesu im Altarsakrament zu gründen.“ Am 15.12.1882 schließlich gründete Katharina die Kongregation der Sakramentinerinnen von Bergamo.
Lit.: Resch, Andreas: Die Heiligen Benedikts XVI. 2005 – 2012. Innsbruck: Resch, 2013, S. 85 – 88.
Committee for Skeptical Inquiry (CSI), 1976 von Paul Kurtz, auch „Vater des weltlichen Humanismus“ genannt, in Buffalo, USA, als Committee for Scientific Investigation of Claims of the Paranormal (CSICOP) gegründet. Die Namensänderung in CSI erfolgte am 30. November 2006, um durch die kürzere Bezeichnung medienfreundlicher und durch die Tilgung des Wortes „paranormal“ für den erweiterten Zweck der Organisation, nämlich kritisches Denken, Wissenschaft und Rationalität im Allgemeinen, offener zu werden.
In ihrem Anfangsstadium wurde das C. von der American Humanist Association unterstützt, ist inzwischen aber autonom und in 24 US-Bundesstaaten vertreten. Ähnliche Vereinigungen gibt es auch in anderen Ländern, z.B. in Deutschland unter der Bezeichnung GWUP / „Skeptiker“.
Die Bewegung begreift sich als gesellschaftliche Avantgarde zur Verteidigung von Vernunft und Rationalität im Sinne der Aufklärung. Dazu gehört die öffentliche Bekämpfung aller gesellschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Bestrebungen bis hin zu naturwissenschaftlichen Theorien, die als Bedrohung ihrer materialistischen Weltanschauung empfunden werden.
So bezeichnet sie vor allem folgende Gebiete als pseudowissenschaftlich: fliegende Yogis, therapeutische Berührung, > Astrologie, > Feuerlaufen, > Voodoo, magisches Denken, Uri > Geller, > alternative Medizin, > Channeling, psychische Detektive, > Nahtoderfahrungen, > UFOS, > Bermudadreieck, > Homöopathie, > Geistheilung, > Reinkarnation und neuerdings auch > Intelligent Design, da dieses eine rein materialistische Evolutionstheorie verneint.
Die Bewegung hat daher mit der philosophischen Strömung des Skeptizismus nichts zu tun.
Unter den Mitgliedern finden sich namhafte Wissenschaftler, Erzieher, Autoren und sonstige bekannte Persönlichkeiten. Ihr Programm wurde von der National Science Foundation positiv beurteilt, obwohl das rein materialistische Weltbild die Dialogoffenheit mindert und nicht selten in einen absoluten Macht- und Wahrheitsanspruch mündet, der Sachlichkeit, Toleranz und Weitblick vermissen lässt. Rein materialistisch ist die Welt nicht erklärbar.
Das Publikationsorgan des C. ist der > Skeptical Inquirer.
Lit.: Randi, James: An Encyclopedia of Claims, Frauds, and Hoaxes of the Occult and Supernatural. Prometheus Books, 1995; Kurtz, Paul (Hg.): Skeptical Odysseys: Personal Accounts by the World’s Leading Paranormal Inquirers. University of Illinois Press: Prometheus Books, 2001.
Communication des pensées (franz., „Kommunikation der Gedanken“), Gedankenübertragung. Seit dem frühen 19. Jahrhundert vor allem von Magnetiseuren verwendete Bezeichnung für > Telepathie.
Lit.: Bonin, Werner: Lexikon der Parapsychologie und ihrer Grenzgebiete. Bern: Scherz, 1988.
Communigraph (lat. communis, gemeinsam; griech. graphein, schreiben), Gerät zur mechanischen Kommunikation mit Geistern von Toten. Das Gerät wurde von dem durch A. J. Ashdown, B. K. Kirby und George Jobson gegründeten gemeinnützigen Verein Ashkir-Jobson Trianion gebaut und besteht aus einem kleinen Tisch, in dessen Oberfläche Buchstaben eingelassen sind, die elektrisch zum Aufleuchten gebracht werden können. Unter dem Tisch befindet sich ein frei schwingendes > Pendel, das beim Ausschlag Metallplättchen berühren und so das Aufleuchten der entsprechenden Buchstaben auf der Oberfläche hervorrufen kann. Nach den Erfindern ist für die Funktion des Geräts kein Medium notwendig, denn wenn die Teilnehmer um den Tisch sitzen und die Geister anrufen, beginne das Pendel wie von selbst zu schwingen. Beim Berühren der Metallplättchen schließt sich der Stromkreis, die Buchstaben auf dem Tisch leuchten auf und ergeben in ihrer Abfolge die Geisterbotschaft.
Ein ähnlicher „Wahrsagetisch“ wurde bereits von dem römischen Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus (Rerum Gestarum, XXVIII. 1. 25-30) beschrieben.
Lit.: Ashdown, A. J.: “The Communigraph and Other Early Psychic Aids for Communications.” The Psychic Researcher, supplements 2 and 3 (1975). Gaillard, Lady Zoe: A New Conception of Love. London, 1934.
Communion (frz., „Vereinigung“). Von dem französischen Paragnosten Alexis > Didier verwendete Bezeichnung für die Übertragung des Wesens des > Paragnosten auf das Wesen des Konsulenten.
Lit.: Méheust, Bertrand: Un voyant prodigieux, Alexis Didier. Paris: Le Seuil, 2003.
Communitas Saturni, thelemitische Gemeinschaft ausgewählter Mitglieder, die sich entschlossen haben, den Weg Saturns zu gehen. Als okkulte Freimaurer-Loge arbeitet die C. am geistigen Tempelbau der Menschheit, d.h., die Mitglieder suchen sich und andere geistig und magisch zu veredeln, um dadurch einen allgemeinen Menschheitsbund herbeizuführen, wobei sie sich auf Gregor A. > Gregorius berufen. Dieser war Generalsekretär der „Großen Pansophischen Loge“ von Meister > Recnartus in Berlin, bevor er 1928 die > Fraternitas Saturni gründete. Der Grundstein dazu wurde auf dem Konzilium von Weida in Thüringen gelegt, das 1925 von Meister Recnartus einberufen worden war, um die Führung der von ihm geleiteten Gruppen festzulegen. Als nach der Konferenz in Weida die Kontrolle des deutschen > O.T.O. (Ordo Templi Orientis) trotz großen Widerstandes Aleister > Crowley zufiel, kam es zur Spaltung und im Jahre 1926 zur rituellen Schließung der Berliner Pansophia. Diejenigen, die Crowley als Therion („wildes Tier)“ anerkannten, traten dem O.T.O. bei, die restlichen gründeten 1928 unter der Schirmherrschaft von Gregorius eine neue saturnische Loge – die Fraternitas Saturni.
Nach Gregorius’ Tod 1964 entstanden im Umfeld der Fraternitas Saturni eine Reihe neuer Gruppierungen, darunter auch die C. Sie wurde 1993 durch den Großmeister Immanuel (Johannes Maikowski) in Kaiserslautern gegründet, der das Großlogen-Patent an die Loge übertrug.
Die C. arbeitet in der Tradition und mit den Originalritualen von Gregorius sowie nach dem freimaurerischen Grade-System des > Alten und Angenommen Schottischen Ritus. Der Name Communitas steht im Gegensatz zur Fraternitas (Bruderschaft), weil sowohl männliche als auch weibliche Mitglieder aufgenommen werden.
Inhaltlich fußt die C. auf dem Prinzip „Tue was Du willst“, jedoch nicht ohne Rücksicht auf den anderen, sondern im Sinne von „Tue Deinen eigenen göttlichen Willen“, denn jeder trage den Funken des Göttlichen in sich.
Lit.: Marc-Roberts-Team: Lexikon des Satanismus und des Hexenwesens. Graz: Verlag f. Sammler, 2004.
Comollo, Luigi (*7.04.1817 Cinzano; † 2.04.1839 Chieri / Italien), Totenerscheinung.
C. starb im Alter von 22 Jahren und erschien in derselben Nacht dem Priester Vercellino von Borgate. Dieser erwachte und erblickte seinen Studienfreund Comollo, der ihm sagte: „Ich bin soeben verschieden.“
Vom 3. auf den 4. April, in der Nacht nach dem Begräbnis, erschien er auch dem 24-jährigen Johannes > Bosco. Dieser hatte mit C. vereinbart, dass wer von den beiden zuerst sterbe, dem andern Kunde vom Jenseits geben solle. C. meldete sich, wie Don Bosco in einem Bericht von 1884 schreibt. Nach einem großen Getöse, das die Seminaristen im Schlafsaal aufweckte, „trat tiefe Stille ein, das Licht leuchtete lebhafter auf, und man vernahm deutlich die Stimme Comollos, nur etwas schwächer, als zu seinen Lebzeiten, die dreimal hintereinander die Worte sprach: „Bosco, Bosco! Ich bin gerettet!“ Auch einige der Studenten hatten diese Worte gehört und noch lange Zeit nachher war im Seminar von fast nichts anderem mehr die Rede. Bosco war so erschrocken und mitgenommen, dass er am liebsten sterben wollte. „Es war das erste Mal, soweit ich mich erinnern kann, dass ich mich fürchtete. Ich verfiel in eine Krankheit, die mich an den Rand des Grabes brachte und meine Gesundheit derart schwächte, dass sie erst nach vielen Jahren ihre frühere Stärke wieder erreichte“ (nach Mühlbauer, S. 86 – 87).
Lit.: Mühlbauer, Josef: Jenseits des Sterbens: die Forschung und die Ewigkeit. Bonn: Verlag News Service, 1978; Vago, Maria: Piccole storie di grandi santi. Edizioni Messaggero, 2007.
Compagnonnage (frz.), Gesellenschaft, Bruderschaft. Bis heute bestehende Handwerksbruderschaften mit eigenen, der > Freimaurerei ähnlichen Gebräuchen und Erkennungsformeln. Sie nennen sich Brüder und pflegen Legenden, die sowohl an König Salomo wie an den letzten Großmeister der Templer, > Jakob de Molay, anknüpfen. Die Theorie, dass die Bräuche und Symbole der Freimaurer der C. entlehnt seien, ist deshalb schwer zu halten, weil historische Urkunden als Beweis für ein höheres Alter der Zunftbruderschaftsgebräuche fehlen, datieren doch fast alle Quellen über die C. aus der Zeit nach 1717, dem Gründungsjahr der Londoner Großloge, die als Mutterloge der gesamten Welt bezeichnet wird. Allerdings wurden die Bräuche und Symbole der Freimaurerei auch nicht ohne Vorbilder aus dem Boden gestampft.
Lit.: Lecotté, Roger: Archives historiques du Compagnonnage, Paris, 1956; Coornaert, Emile: Les Compagnonnages. Paris, 1966; Winkelmüller, Otto: Les Compagnonnages, eine Wurzel der Freimaurerei. Frankfurt, 1967.
Compaß der Weisen, das von Christian Erdmann von Jäger (Ketmia Vere) veröffentlichte Buch mit dem Titel Der Compaß der Weisen, von einem Mitverwandten der innern Verfassung der ächten und rechten Freymaeurerey beschrieben; herausgegeben, mit Anmerkungen, einer Zueignungsschrift und Vorrede, in welcher die Geschichte dieses erlauchten Ordens von Anfang seiner Stiftung an deutlich und treulich vorgetragen, und die Irrthümer einiger ausgearteter französischer Freymaeurer-Logen entdeckt werden, von Ketmia Vere. Berlin und Leipzig bey Christian Ulrich Ringmacher. 1779 gilt als eines der wichtigsten Bücher für die Kenntnis der > Rosenkreuzer des 18. Jh. und galt sogar lange Zeit als die Bibel des Ordens. Von Interesse ist der C. vor allem durch seine Vorrede (S. 19 –112), die eine besondere Version der Entstehungsgeschichte der wahren > Freimaurerei enthält.
Die Autorschaft ist umstritten. Wahrscheinlich stammt der Teil mit der Entstehungsgeschichte von Bernhard Joseph Schleiß von Löwenfeld, während Jäger nur den Schlussteil hinzufügte. Inhaltlich ist der C. ein dreiteiliger alchemistisch-kabbalistischer Traktat mit einer 94 Seiten langen Vorrede über die „Geschichte dieses erlauchten Ordens“.
Lit.: Der Compass der Weisen, von einen [!] Mitverwandten der innern Verfassg der echten und rechten Freymäurerey beschrieben / hrsg. von Ketmia Vere [Neudr. d. Ausg.]. Berlin / Leipzig, 1779; Berlin / Basdorf, 1920.
Compendium Maleficarum, Hexenbuch. Das Buch wurde von Francesco Maria Guazzo (um 1570 – ca. 1640), einem Priester aus Mailand, verfasst. Guazzo zitiert darin Experten auf dem Gebiet der > Hexen, darunter auch Nichlas > Remy (1530 –1616), beschreibt die elf Formeln und Zeremonien vor der Weihe an den Teufel, die Voraussetzung für die Teilnahme am > Sabbat ist, gibt detaillierte Beschreibungen der sexuellen Beziehungen zwischen Männern und > incubi sowie zwischen Frauen und > succubi, und stellt in Anlehnung an > Michael Psellos (1017/1018 –1096) eine Klassifikation der Dämonen auf.
Das Werk, das erstmals 1608 erschien, gilt als außergewöhnliches Dokument des Denkens aller Schichten der Bevölkerung zum Thema Hexen und okkulte Mächte, zu den verschiedenen Schutzmaßnahmen sowie zu den angeblichen Praktiken und Wirkungen der Hexen im 17. Jh.
Lit.: Compendium Maleficarum: Ex quo nefandissima in genus humanum opera venefica, ac ad illa vitanda remedia conspiciuntur /Guazzo, Francesco Maria. In hac autem secunda aeditione ab eodem authore pulcherrimis doctrinis ditatum, exemplis auctum, & remediis locupletatum, His additus est Exorcismus potentissimus ad solvendum omne opus diabolicum; nec non modus curandi febricitantes, ad Dei gloriam, & hominum solatium. Mediolani: Collegium Ambrosiani, 1626.
Compenetratio (lat., Durchdringung) von Gegenständen, Behältern und Räumen bei > Apport-Phänomenen und > Erscheinungen. Dies ist der Fall, wenn der Aufbewahrungsort des apportierten Gegenstandes allseits fest abgeschlossen ist, sodass ein Durchdringen der Materie angenommen werden kann. Auch bei Erscheinungen, die etwa durch Wände kommen und verschwinden, spricht man von C.
Im Übrigen wird C. zur Bezeichnung der vielfältigsten Formen der Durchdringung verwendet.
Lit.: Gatterer, Alois: Der wissenschaftliche Okkultismus und sein Verhältnis zur Philosophie. Innsbruck: Felizian Rauch, 1927.
Compitalia (lat. compitum, Kreuzweg, Scheideweg), das Larenfest an den Knotenpunkten von drei oder mehr Wegen. Dort standen Altäre, Kapellen oder andere Male (capita genannt), an denen die Bauern und ihre Diener zu den > Laren beteten, Opfer darbrachten und sich die Angrenzenden zur gemeinsamen Beratung trafen. Den Höhepunkt dieser Zusammenkünfte bildeten die C. In der Spätrepublik wurden sie noch vom Prätor in einer alten Formel acht Tage vorher im Dezember als Jahresabschlussfeier angekündigt und fanden somit wenige Tage nach den > Saturnalien statt. Zunächst nahmen an dieser Schlussfeier nur die Gutsverwalter teil. Als dann die Feiern von den Hausbewohnern und den auf dem Hof Arbeitenden begangen wurden, wandelten sich diese ländlichen C. zu einem gemeinschaftlichen Dank für das vergangene Jahr und das Gebet für das folgende Jahr sowie zur Abwehr schädigender Mächte und zur Reinigung. Die Feiern wurden immer ausgelassener, sodass sie von den Besitzern nicht mehr besucht wurden (Ci. Att.7,7,3) und allmählich zu einem Fest für Gesinde und Sklaven herabsanken.
Die stadtrömischen C. soll König Servius Tullius, der Sohn einer Sklavin, beim Fest der Familie (lar familiaris) eingeführt haben (Plin. nat. 36, 2004). An den betreffenden Scheidewegen befanden sich Larenschreine (lares compitales) mit einer Kultnische.
In der Nacht vor der Feier wurde für jeden freien Angehörigen der familia eine Wollpuppe und für jeden Sklaven ein Wollknäuel in die Kultnische der C. gehängt. Die Sklaven konnten daran teilnehmen. Neben Opfern fanden auch Spiele statt. Während des Bürgerkrieges wurden die C. ausgesetzt, von Kaiser Augustus aber wieder eingeführt.
Zugleich mit den C. wurden zur Versöhnung des bösen weiblichen Dämons, der > Mania, Honigkuchen, Mohn und Zwiebelköpfe dargebracht.
Lit.: Der Neue Pauly: Stuttgart: Metzler, 1997, Sp. 114 –116.
Compositio humana (lat. compositio, Zusammensetzung), die Zusammensetzung des Menschen. Nach > Paracelsus ist der Mensch aus den vier Elementen Erde, Wasser, Feuer und Luft zusammengesetzt. Aus ihnen besteht auch die übrige Welt. Jedem Element liegen wiederum drei Substanzen zugrunde, nämlich Mercurius, Sulphur und Sal. Diese werden innerhalb des elementischen Leibes zu Fleisch und Blut und als Fähigkeiten des siderischen Leibes zu „Gemüt, Weisheit und Kunst“. Das Fundament ist dabei durch die geheimnisvolle > Zahl 7 (4+3) ausgedrückt.
Die C. ist zudem noch als Zusammensetzung aus dem „limus terrae“ und dem „limus coelorum“ zu verstehen.
Vor allem aber besteht der Mensch aus einem vergänglichen und einem ewigen Anteil, zumal er dem Reich der Natur und dem Reich Gottes angehört.
Lit.: Schipperges, Heinrich: Paracelsus-heute: seine Bedeutung für unsere Zeit. Frankfurt / M.: Knecht, 1994; Jacobi, Jolande: Paracelsus. Arzt und Gottsucher an der Zeitenwende. Olten: Walter, 1991; Paracelsus: Vom gesunden und seligen Leben. Ausgewählte Texte. Hrsg. Rolf Löther. Leipzig: Reclam, 1991.
Compton, Elizabeth J. (später Mrs. Marker, *1829), amerikanische Wäscherin aus Havana, New York, und Mutter von fünf Kindern. 1875 wurde sie als hochbegabtes Medium entdeckt. So soll sie bei den Sitzungen, in denen man sie im Kabinett fesselte, im Trancezustand die sehr komplizierten Fesseln abgestreift und sich in ein junges Mädchen verwandelt haben, das sich „Katie Brink“ nannte und im Sitzungsraum auftauchte. Aussehen und Gewicht von „Katie“ unterschieden sich vom Medium. Katie setzte sich im Sitzungsraum auf die Knie von Henry S. > Olcott, der sie entdeckt hatte, und erlaubte ihm ins Kabinett zu gehen, während sie im Sitzungsraum blieb. Die einzige Bedingung war, dass er den Stuhl nicht berührte, auf dem das Medium saß. Olcott ging in das Kabinett hinein, fand den Stuhl, doch das Medium und die Fesseln waren verschwunden. Da man bei den vielfach kontrollierten Sitzungen keine Täuschungen feststellte, gelangte man schließlich zu der Überzeugung, dass Katie die materialisierte Form des Mediums sei.
Auch Dr. J. B. > Newbrough berichtet von solchen Erfahrungen.
Lit.: Olcott, Henry S.: People from the Other World. Hartford, Conn.: American Publishing Comp., 1875.
Computerastrologie, Verwendung des
Computers bei der Erstellung des > Horoskops zur Berechnung der Planetenstände, des > Aszendenten, der > Aspekte, der > Häuserspitzen usw. sowie beim Ausdruck mit Einsatz der verschiedenen Formen, Zeichen und Farben. Die Deutung selbst erfordert den Einsatz astrologischen Wissens, kann aber als Kommentar der Graphik beigefügt werden. Schließlich setzt man auch in der Psychologie zur Erstellung von Persönlichkeitsprofilen den Computer ein.
Wo jedoch auch die persönliche Deutung dem Computer überlassen wird, ist die Bezeichnung „stumpfsinnige Maschinenarbeit“ berechtigt. Die > Astrologie ist zwar ein mathematisches Handwerk, doch beruhen Schlüsse und Deutung auf menschlichen Fähigkeiten und Kenntnissen, die nicht mechanisch reproduziert werden können.
Lit.: Becker, Udo: Was sagen die Sterne? Einführung in die Astrologie. Freiburg i. Br.: Herder, 1983; Milde, Judith J.: Die Sterne bestimmen dein Schicksal. Kempten: Kösel, 1986.
Computerspuk, Manipulationen des Computers wie von Geisterhand. Die dabei beobachteten Phänomene sind vielfältig: Auftauchen von Botschaften mit persönlichen Anreden bis Drohungen und Verwünschungen, wechselnde Zeichenbesetzungen der Tasten, Auftauchen von Programmen am Bildschirm, automatisches Ein- und Ausschalten des Computers, Ertönen von Musik, plötzliches Auftauchen von Geräuschen, gesprochenen und geschriebenen Texten, Bildern und Graphiken von unerklärlicher Form und Herkunft.
Eine Prüfung solcher Phänomene am Computer ist äußerst schwierig, weil schon die offensichtlichen und geheimen Einflüsse völlig undurchschaubar sind. Die vorliegenden Fälle reichen jedenfalls bislang noch nicht aus, um speziell von einem C. zu sprechen.
Lit.: Koizar, Karl Hans: Die Erforschung des Jenseits. Wien: A. Kirsch Verlag, 1989.
Comte de Gabalis > Abbé de Villars.
Comte de Villiers de l’Isle-Adam, Philippe Auguste (* 7.11.1838 Saint-Brieuc; † 18.08.1889 Paris), französischer Dichter und Symbolist.
Das Ausgangsvorbild von C. war Charles > Baudelaire, der ihn zur Lektüre der Werke von Edgar Allan > Poe ermunterte. Die beiden hatten dann zusammen mit Richard Wagner, den er 1869 in Tribschen besuchte, den größten Einfluss auf seinen Stil. Seine erste Veröffentlichung war jedoch der Gedichtband Premieres Poésies (1859) mit geringer Resonanz.
Größeren Erfolg erzielte C. mit seinen phantasievollen, mystisch gestimmten und von Horror durchsetzten Erzählungen, darunter die kurze Geschichtensammlung Conte cruels (1883) und die Novelle L’Eve future (1886), mit der er den Begriff „Android“ in das allgemeine Gespräch brachte. Als sein Hauptwerk bezeichnet man das Drama Axël, an dem er von 1869 an arbeitete, bis zu seinem Tod aber nicht vollendete, weshalb es postum erschien (1890). Das Werk war stark beeinflusst von Viktor Hugo, Goethes Faust und von der Musik Wagners. Für C. war die Vorstellung, die Imagination, wesentlich schöner als die Wirklichkeit, da sie auf einer Ebene liege, mit der nichts Konkretes verglichen werden kann.
Nach einem bewegten Leben, oft in tiefer Not, und der intensiven Beschäftigung mit > Okkultismus, > Theosophie und > Freimaurerei heiratete er schließlich kurz vor seinem Tod als gläubiger Katholik Marie Dantine, mit der er zusammenlebte, um den gemeinsamen Sohn Viktor, geboren 1881, zu legitimieren.
W. (Auswahl): Tribulat Bonhomet. Paris: Tresse et Stock (s. d.); Axël. Paris: Quantin, 1890; Die Eva der Zukunft. München: Rogner & Bernhard, 1972; Grausame Geschichten. Frankfurt a. M.: Insel Verl., 1978; Oeuvres complètes. Paris: Gallimard, 1986.
Comte, Isidore Marie Auguste François Xavier (* 19.01.1798 Montpellier; † 5.09.1857 Paris), französischer Mathematiker, Philosoph, Religionskritiker und Mitbegründer der Soziologie, deren Benennung auf ihn zurückgeht.
C. erhob den Positivismus zum System (Cours de philosophie positive, 6 Bde., 1830). Nach diesem System ist Religion ein überholtes Stadium der geistigen Evolution, denn der Mensch durchlaufe in seiner Entwicklung drei Stadien. In der theologischen Phase, der Kindheit, schreibt er die Erscheinungen der Natur Wesen oder Kräften zu, die dem Menschen selbst vergleichbar sind. In der zweiten Phase beruft er sich auf abstrakte Wesenheiten wie die Natur, ist dabei zwar noch religiös bestimmt, aber durch eine verfeinerte Theologie. In der dritten Phase beschränkt sich der Mensch schließlich auf die Beobachtung der Erscheinungen und ihrer Beziehungen. Damit betritt er das positive Stadium. 1847 münden diese religionsgeschichtlichen Gedanken in die Verkündigung einer Religion der Menschheit (Religion de l’Humanité), deren Anhänger C. nahezu wie einen Heiligen verehren. Das höchste Wesen dieser Religion ist die Menschheit (le grand’etre), Grundlage die Ordnung, Prinzip die Liebe und Ziel der Fortschritt. Dieser ist getragen von der unwandelbaren Gesetzlichkeit der Wirklichkeit, die von der Wissenschaft durchgängig und vollständig erfasst werden könne. Damit übernimmt die Wissenschaft die Rolle der Religion, die zudem noch mit der Fähigkeit ausgestattet sei, durch genaue Tatsachenfeststellung sichere Voraussagen zu machen. Das Unerklärbare sei nur das noch Nicht-Erklärte.
W.: Oeuvres complètes, 12 Bde. Paris, 1968 –1971.
Con (indian. Quechua, „ich gebe, Geber“), Kon: indianischer Regengott und Gott des Südwindes bei den > Inka. C. ist der Sohn des > Inti und der Bruder des > Pachacamac, von dem er nach Norden, von wo er gekommen war, zurückgetrieben wurde. C. nahm dabei den Regen mit und ließ > Peru trocken zurück.
Lit.: Bellinger, Gerhard J.: Knaurs Lexikon der Mythologie. München: Droemersche Verlagsanst. Th. Knaur Nachf. GmbH & Co.KG, 2005.
Conan Doyle, Sir Arthur (* 22.05.1859 Edinburgh; † 7.07.1930 Crowborough, Sussex), britischer Arzt und Schriftsteller.
C. besuchte das Gymnasium in den Jesuitenkollegien in Stonyhurst (Schottland) und in der Stella Matutina in Feldkirch / Österreich. Anschließend ließ ihn der Vater in Edinburgh Medizin studieren.
Ab 1880 unternahm C. als Schiffsarzt einige Reisen in die Antarktis und nach Afrika. Von 1882 bis 1890 führte er eine Arztpraxis in Southsea bei Portsmouth, betätigte sich nebenbei literarisch und veröffentliche 1887 die erste Geschichte des Detektivs Sherlock Holmes und seines Freundes Dr. Watson: A Study in Scarlet, (dt. Eine Studie in Scharlachrot), die ihn gleich zum Star machte. C. bediente sich dabei der deduktiven und kriminalanalytischen Methode. Es folgten Das Zeichen der Vier, Die Abenteuer des Sherlock Holmes (1891), Das letzte Problem (1893) und 1902 sein wohl bekanntestes Werk, Der Hund von Baskerville. Im gleichen Jahr wurde er zum Ritter geschlagen.
Seine zeitgeschichtlichen Arbeiten The War in South Africa und British Campaign in France and Flanders werden hingegen als unkritisch bezeichnet.
Nach dem Tod seines Sohnes Kingsley im Ersten Weltkrieg widmete sich C. verstärkt Zukunftsromanen in der Tradition von Jules Verne, vor allem aber dem > Spiritismus und > Mystizismus, und er unternahm dazu sogar Vortragsreisen. So machte er auch die Feen von > Cottingley bekannt – gefälschte Fotografien, von deren Echtheit er aber überzeugt war.
In diesem Zusammenhang zerbrach auch seine Freundschaft mit dem Zauberkünstler Harry > Houdini, der sämtliche Phänomene der Medien als Zaubertricks hinstellte und nie eine Séance besuchte, während C. an vielen Sitzungen teilnahm und fast jedes Medium für echt hielt. Das Jenseits wurde zu seinem Lebensinhalt. So schreibt er im Brief an Miss Stead unter anderem in Bezug auf die Jenseitswelt:
„Nun habe ich mich speziell mit diesem Thema sehr intensiv befasst, so dass ich zu Recht annehmen kann, dass kein Mensch so viele – ob gedruckte oder maschingeschriebene – Beiträge dazu gelesen hat wie ich“ (Stead, S. 10).
W.: Doyle, Arthur Conan: Best of Sherlock Holmes. Rheda-Wiedenbrück: RM Buch und Medien Vertrieb, 2010.
Lit.: Stead, Estelle: Die blaue Insel. Garmisch-Partenkirchen: G. E. Schroeder, 1961; Stashower, Daniel: Teller of Tales: The Life of Arthur Conan. New York: Henry Holt and Company, 1999.
Conant, Mrs. J. H. (1831–1875), amerikanisches Medium, wurde um 1852 vom Kontrollgeist eines anderen Mediums entdeckt, bei dem C. krankheitshalber in Behandlung war. Der Kontrollgeist dieses Mediums, der vermutlich dem verstorbenen Arzt John Dix Fisher gehörte, wurde nun der ihrige. Unter seiner Führung wurde C. ein Heilmedium, das Diagnosen stellte und manchmal Behandlungen durchführte, ein physikalisches Medium, in dessen Umfeld sich Gegenstände bewegten, ein Schreibmedium, das oft lange Botschaften von angeblich Verstorbenen erhielt, häufig in einer Sprache, die sie selbst nicht kannte.
Dank der Großzügigkeit des Herausgebers von The Banner of Light, Luther Colby, hielt C. in Boston während der letzten 17 Jahre ihres Lebens jede Woche drei Séancen. Ihre Durchgaben von Verstorbenen wurden wöchentlich veröffentlicht. In Trance verließ C., eigenen Angaben zufolge, den Körper. Ihr Double soll sich manchmal durch andere Medien manifestiert haben und einmal einem Freund erschienen sein. Sie schrieb automatisch und sprach in Trance in mehreren ihr unbekannten Sprachen, vor allem indischen Dialekten.
Lit.: Putman, Allen: Flashes of Light from the Spirit-Land. Boston, 1872; Day, John W.: Biography of Mrs. J. H. Conant, the world’s medium of the nineteenth century: being a history of her mediumship …; together with extracts from the diary of her physician; selections from letters received verifying spirit communications …; opening remarks / Putnam, Allen. Boston, Mass.: White, 1873.
Conceptographie (lat. conceptus, Begriff; graphein, schreiben) > Gedankenfotografie. Der Begriff wurde 1968 von Andreas > Resch zur Bezeichnung von Fotos eingeführt, die nicht die Folge eines durch eine Sammellinse reflektierten Lichtes sind, sondern ohne bekannte Ursache auf einem Film oder sonst einem Bildträger erscheinen. In den meisten dieser Fälle geht es darum, dass eine Person, gewöhnlich in einem veränderten Bewusstseinszustand oder einer starken Konzentration, einen unbelichteten Film zu beeinflussen sucht, indem sie ihre Aufmerksamkeit real oder in der Vorstellung auf den Bildträger und auf das zu projizierende Bild richtet. Die dabei entstehenden Abbildungen können klar oder verschwommen sein, aber auch nur Striche und Punkte darstellen.
Die erste Nachricht hierüber scheint von William H. > Mumler zu stammen, einem Bostoner Graveur, der 1861 von einer solchen C. berichtete. Am bedeutendsten sind jedoch jene in Schrift, Funk und Fernsehen weltbekannt gewordenen C. von Ted > Serios, die unter der strengen Kontrolle des Psychoanalytikers Jule > Eisenbud entstanden.
Lit.: Mumler, William H.: The Personal Experiences of William H. Mumler in Spirit-Photography. Boston (Mass.): Colby and Rich, 1875; Eisenbud, Jule: The World of Ted Serios. New York: William Morrow & Company, Inc., 1967; Resch, Andreas: Psi – Psyche – Materie. Grenzgebiete der Wissenschaft 17 (1968) 4, 258 –260; ders.: Welt, Mensch und Wissenschaft morgen. Innsbruck: Resch, 21984 (Imago Mundi; 3).
Conceptophonie (lat. conceptus, Begriff, Einfall; griech. phone, Stimme, Laut), Gedankenlaut, paranormales Hören oder Aufzeichnen von Gedanken und Vorstellungen. Von Andreas > Resch 1972 geprägter Begriff zur Bezeichnung des durch Gedanken und Vorstellungen bewirkten paranormalen Zustandekommens von Stimmen und Lauten, die von Personen akustisch oder innerlich wahrgenommen oder auf Tonträgern aufgezeichnet werden.
Die ersten Aufzeichnungen solcher Stimmen machte Raymond > Bayless 1959. Wenige Monate später, am 12. Juni 1959, nahm der schwedische Filmproduzent und Maler Friedrich > Jürgenson in seinem Garten Vogelstimmen auf Tonband auf. Als er das Band anhörte, befanden sich merkwürdige Stimmen darunter. Nach eingehenden Versuchen veröffentlichte schließlich 1968 Konstantin > Raudive seine Erfahrungen, woraufhin sich weltweit Interessengruppen bildeten.
In diesem Zusammenhang ist auch von > Transzendalstimmen oder > Transaudio, > Instrumentelle Transkommunikation und > Psychophonie die Rede.
Lit.: Bayless, Raymond. The Journal of the American Society for Psychical Research 53 (1959), 34 –38; Jürgenson, Friedrich: Sprechfunk mit Verstorbenen. Freiburg im Br.: Hermann Bauer, 1967; Raudive,
Konstantin: Unhörbares wird hörbar. Remagen: Der Leuchter / Otto Reichl Verlag, 1968; Resch, Andreas: Welt, Mensch und Wissenschaft morgen. Innsbruck: Resch, 21984, S. 140, 152–156; ders.: Zur Geschichte der Paranormologie. Innsbuck: Resch, 2010 (Reihe R; 6).
Conchita > Garabandal.
Conchobor, Conchobar (ir., „Hundeliebhaber“), sagenhafter irischer König von Ulster, in modernem Irisch Conchobhar, Conchubhar, Concubar genannt. C. lebte angeblich im 1. Jh. n. Chr., ist mit Gestalten wie Karl d. Gr. und König > Artus in den entsprechenden Sagenkreisen zu vergleichen und gilt als Quelle der irischen Namen Conor, Connor, Connors, Conner, O’Connor.
Die Gegner von C. waren die Herrscher von Connacht. In der Liebesgeschichte des „Ur-Tristan“ von Noísiu und Deirdre (The Encyclopedia of Celtic Mythology and Folklore) erscheint er als Bösewicht.
Sein Schädel soll von einer Kalkkugel getroffen worden sein, die dort sieben Jahre lang stecken blieb, ohne dass C. deswegen starb. Als er aber vom Tod Christi erfuhr, regte er sich so sehr auf, dass die Kugel herausfiel und mit ihr sein Gehirn. So starb er angeblich als „frommer Christ“, und zwar nach den Annalen von Tigernach 48 n. Chr.
Lit.: Monaghan, Patricia: The Encyclopedia of Celtic Mythology and Folklore. New York: Facts on File, 2004.
Concordia (lat., „Eintracht“; dt.: Konkordia), römische Göttin und Personifizierung der Eintracht unter den Bürgern. Nach Beendigung des Ständekampfes im Jahre 367 v. Chr. wurde C. zum Zeichen des Dankes für die Versöhnung zwischen Patriziern und Plebejern vom römischen Feldherrn und Politiker Camillus am Westende des Forums ein Tempel errichtet, der ihre bedeutendste Kultstätte blieb, obwohl weitere Tempel folgten, einer davon 216 v. Chr. auf dem Kapitol.
Als der Tempel der C. unter Constantinus und Maxentius niederbrannte, wurde er wieder aufgebaut. Heute noch zeigt man Ruinen desselben.
C. war auch ein beliebtes Motiv für römische Münzen, auf denen sie als Matrone, bald stehend, bald sitzend, ein Füllhorn im linken Arm, im rechten einen Ölzweig oder eine Opferschale haltend dargestellt wurde. Zudem kommen als ihr Symbol verschlungene Hände vor.
Lit.: Preller, Ludwig: Römische Mythologie. Essen: Phaidon-Verl., [1997].
Concursus Dei bzw. concursus divinus (lat., „Mitwirken Gottes“), theologische Lehre, dass Gott die Welt erschaffen habe, sie in ihrer Existenz erhalte und in ihrer Entwicklung lenke. Diese Annahme impliziert auch das Mitwirken Gottes beim menschlichen Wollen, was die Frage der Freiheit des menschlichen Willens aufwirft. Zudem ist zu klären, warum Gott trotz seines Mitwirkens nicht zur Ursache der Sünde wird.
Mit diesen Fragen beschäftigten sich vor allem L. de Molina (1535 –1600) und D. Báñez (1528 –1604). Während Molina das göttliche Wirken unter die Bedingungen der menschlichen (Eventual-)Entscheidungen stellt und somit als eigene Ursache des Wollens ausschaltet, ist nach Báñez der menschliche Wille durch Gottes Gnadenwirken vorherbestimmt, jedoch unter Beibehaltung der Möglichkeit, sich frei zu entscheiden.
Trotz vieler Diskussionen bleibt die grundsätzliche Frage nach dem Mitwirken Gottes und der Willensfreiheit weiterhin ungelöst.
Lit.: Rasolo, Louis: Le dilemme du concours divin. Primat de l’essence ou primat de l’existence? Romae: Univ. Gregoriana, 1956.
Condensed experience (COEX), kondensierte Erfahrung. Nach Stanislav > Grof ist ein COEX-System eine spezifische Konstellation von Erinnerungen, die aus verdichteten Erfahrungen verschiedener Lebensabschnitte mit ähnlichen Grundthemen und starken Emotionen von gleicher Qualität besetzt ist. Es gibt dabei sowohl positive (lustvolle) als auch negative (unlustvolle) COEX-Systeme.
Jede Persönlichkeit enthält eine größere Anzahl verschiedener COEX-Systeme, deren Eigenart und Umfang, Gesamtzahl und Intensität von Person zu Person beträchtlich variieren. Den Mittelpunkt des COEX-Systems bilden sogenannte „Kernerfahrungen“, um die herum im Laufe des Lebens ähnliche traumatische Ereignisse gespeichert und aufsummiert werden.
Lit.: Grof, Stanislav: Topographie des Unbewussten. Stuttgart: Klett-Cotta, 1983, S. 67 ff.
Conditor (lat., Gründer, Urheber), römischer Feldgott, der über das Aufbewahren der Früchte waltete. C. wurde völlig bekleidet dargestellt, mit allerlei Früchten in einem Zipfel des Gewandes und mit einer Sichel oder einem Gartenmesser in der Hand.
Lit.: Preller, Ludwig: Römische Mythologie. Essen: Phaidon-Verl., [1997].
Condon, Edward Uhler (* 2.03.1902 Alamogordo, New Mexico; † 26.03.1974 Boulder, Colorado, USA), Professor für Physik an der Universität von Colorado und Leiter des Projekts zur wissenschaftlichen Untersuchung Unidentifizierter Flugobjekte (> UFOs), das im Auftrag der US-Luftwaffe 1968/169 durchgeführt wurde. Nach ihm ist u.a. das Franck-Condon-Prinzip benannt.
Die U.S.-Luftwaffe begann bereits 1947 insgeheim mit der Sichtung zahlreicher UFO-Berichte, besonders von 1966. C. hatte dabei die Aufgabe, abzuklären, ob sich die Untersuchung des UFO-Phänomens wissenschaftlich lohne oder bedeutungslos sei. Die von ihm geleitete Kommission bewertete 87 der 25.000 Fälle, welche die US-Luftwaffe gesammelt hatte. Wenngleich über 20 Fälle als nicht erklärbar bezeichnet wurden, kam der 1969 von der US-Regierung herausgegebene, 1.485 Seiten umfassende Final Report of the Scientific Study of Unidentified Flying Objects zur allgemeinen Schlussfolgerung, dass es in der wissenschaftlichen Untersuchung der UFO-Phänomene der letzten 21 Jahre nichts gebe, was das wissenschaftliche Denken bereichere.
Lit: Condon, Edward U. / Gillmor, Daniel S.: Final report of the scientific study of unidentified flying objects conducted by the University of Colorado under contract to the United States Air Force. New York [u.a.]: Bantam Books, 1968; Condon, Edward U.: Wissenschaftliche Untersuchung über unidentifizierte fliegende Objekte. Lüdenscheid: Gemeinschaft zur Erforschung Unbekannter Phänomene, 1982.
Condren, Charles de (*15.12.1588 Vaubuin / Soisson; † 17.01.1641), Oratorianer, Mys-
tiker.
C. erhielt von Kindheit an außerordentliche Gaben: eine lebendige Erfahrung der Größe Gottes und der Bedeutung des Leidens Christi sowie die Überzeugung, dass Gott ihn zum Priestertum berufen werde. Nach erfolgreichen Studien an der Sorbonne wurde er nach einer langen Vorbereitung 1614 zum Priester geweiht und trat 1617 in Paris in das Oratorium ein. 1629 wurde er zum Generaloberen des Oratoriums gewählt, das er mit besonderer Sorgfalt leitete.
Neben seiner seelsorglichen Arbeit in den Pfarreien und für die Missionen widmete sich C. vor allem der spirituellen Führung zahlreicher Personen. So soll er zwischen 1630 und 1641 alle frommen Seelen in Paris seelsorglich begleitet haben.
Obwohl er nichts veröffentlichte, erweist er sich in seinen Konferenzvorlagen und seinen Briefen als Mystiker und großer Pädagoge. Die Verbreitung seiner geistlichen Lehre erfolgte durch seine Schüler, vor allem durch J. > Eudes und J. J. > Olier.
Mangels Texten aus seiner Feder kennen wir seine spirituelle Lehre nur aus Werken, die nach seinem Tod veröffentlicht wurden: auf der einen Seite L’idée du sacerdoce et du sacrifice de Jésus-Christ (davon scheint nur der zweite Teil von ihm zu sein), auf der anderen Seite Considerations sur les mysteres de Jésus-Christ. Zu nennen sind ferner die Briefe und eine beträchtliche Anzahl nicht veröffentlichter Texte.
W.: Lettres du Père Charles de Condren, hrsg. von P. Audray und A. Jouffrey. Paris, 1943.
Lit.: Amelote, D.: La vie du P. Charles de Condren. 2 Bde. Paris, 1943.
Confarreatio (lat. confarreare, von farreum libum, Speltkuchen, dt. auch konfarreierte Ehe), Eheschließung unter religiösen Zeremonien im antiken Rom. Diese Form war die älteste und angesehenste Eheschließung, benannt nach dem Opfer eines Speltkuchens an > Jupiter vor dem Pontifex maximus, dem Flamen Dialis (Staatspriester des obersten Gottes Jupiter) und zehn Zeugen. Eine Scheidung (diffarreatio) war nach einer so feierlichen Eheschließung ein schwieriger Prozess und kam kaum vor (Gaius inst.1, 112).
Lit.: Manthe, Ulrich: Gaius Institutiones. Darmstadt: WBG, 2010.
Confessio Fraternitatis (lat., „Bekenntnis der Brüder“), Kurztitel einer der drei Rosenkreuzer-Urschriften, mit vollem Titel Confessio Fraternitatis R. C. Ad Eruditos Europae, der 1615 in deutscher Sprache als „Confession oder Bekandnuß der Societat und Brüderschaft R. C. an die Gelehrten Europae“ erschien. Die C. betont, dass der christliche Glaube das Fundament der Bruderschaft sei und weist darauf hin, dass die Gemeinschaft jedem würdigen Menschen offenstehe, ungeachtet des gesellschaftlichen Standes.
Christian > Rosenkreuz sei 1378 geboren und 106 Jahre alt geworden. Die Rede ist auch von göttlichen Vorzeichen, dem nahen Weltuntergang und der künftigen Reform. > Rosenkreuzer.
Lit.: Rijckenborgh, Jan van: Die Geheimnisse der Bruderschaft des Rosenkreuzes: esoterische Analyse des geistigen Testaments des Ordens vom Rosenkreuz. Haarlem: Rozekruis-Pers, 1994.
Coniunctio (lat., Verbindung, auch Konjunktion), Verbindung verschiedener Elemente, Konstellationen und Zustände.
In der > Alchemie bezeichnet C. die Vereinigung von verschiedenen Elementen in den stofflichen Prozessen, die zur Entstehung von etwas Neuem führen. So soll während des > Opus magnum die C., d.h. die Vereinigung, der gegensätzlichen Prinzipien erfolgen.
In der > Astrologie ist C. die Vereinigung zweier oder mehrerer Planeten in einem > Haus.
Nach C. G. > Jung sind die in der C. sich verbindenden Faktoren als Gegensätze gedacht, die sich entweder feindlich gegenüberstehen oder sich liebend gegenseitig anziehen. > Coniunctio aurea, > coniunctio magna, > coniunctio oppositorum.
Lit.: Jung, C. G.: Mysterium Coniunctionis. Zürich / Stuttgart: Rascher, 1968 (C. G. Jung Gesammelte Werke; 14/1); Alchemie: Lexikon einer hermetischen Wissenschaft. München: Beck, 1998.
Coniunctio aurea (lat. coniunctio, Verbindung; aurea, golden; goldene Verbindung), in der > Astrologie die selten auftretende Konjunktion (das enge Zusammenstehen) von > Jupiter und > Saturn, auch „Königsaspekt“ genannt. Eine solche C.a. fand im Jahr 7/6 v. Chr. (dem vermutlich echten Geburtsjahr Christi) dreimal im Tierkreiszeichen der Fische statt; der Frühlingspunkt lag ebenfalls in diesem Zeichen. Jesus wurde als erste Verkörperung des Weltzeitalters der Fische gedeutet. Die Neubekehrten wurden als pisciculi (Fischlein) angesprochen, im Anschluss an den ΙΧΘΥΣ (so bei Tertullian, 150 –230 n. Chr.), und der Fisch selbst wurde zusammen mit Brot als Symbol der Eucharistie angesehen.
Die > Weisen aus dem Morgenland waren vermutlich babylonische Astrologen /Astronomen, die in der C.a. die Geburt des Königs der Juden und eine Zeitenwende sahen. Die C.a. wurde als glückbringend (> Stern von Bethlehem), aber auch als unheilversprechend gedeutet. So haben im MA und zu Beginn der Neuzeit Prognosen über eine unmittelbar bevorstehende C.a. das Abendland wiederholt beunruhigt, etwa 1484, 1504, 1563 und 1603. Als dann durch Astronomen, etwa durch Stöffler und Pflaum (1507), die Ephemeriden bis 1530 veröffentlicht wurden, ergab sich für 1524 eine C.a. im Zeichen der Fische. Zahlreiche Prognosen wurden gedruckt, etwa die Practica Teütsch, die eine Reihe von Katastrophen (Pest, Bauernkriege, Weltuntergang) voraussagten.
Eine andere C.a., die viel beachtet wurde, war jene von > Mars und > Venus, die nach „La Géomancie et Néomancie des Ansiens“ (1688) „Unzucht höchsten Grades“ verursachen sollte.
Lit.: Stöffler, Johannes / Pflaum, Jakob: Almanach nova plurimis annis venturis inservientia. Venetiis: Liechtenstein, 1507; Virdung, Johann: Practica teuetsch uber die neuewe Coniunction … der Planeten im MCCCCCXXIIII. Oppenheim, o. J. [1524]; La Géomancie et Néomancie des Anciens. Paris, 1688.
Coniunctio magna (lat. coniunctio, Verbindung; magna, groß), die große Konjunktion von Saturn und Jupiter in der Nähe der Spitzen des feurigen Dreiecks, der Verbindung der drei Feuerzeichen im Trigon von Widder, Löwe und Schütze.
Steht zudem noch der Planet > Mars in Konjunktion zu den beiden Planeten, so spricht man von einer Coniunctio maxima.
Als 1604 auch noch eine Nova aufleuchtete, nahm > Kepler die Erscheinung von C. m. als Vorbild für den > Stern von Bethlehem.
Lit.: Becker, Udo: Lexikon der Astrologie. [München]: Goldmann, [1981].
Coniunctio oppositorum (lat. coniunctio, Verbindung, Konjunktion; opposita, Gegensätze), Verbindung von Gegensätzen.
In der > Alchemie sollte die Vereinigung der gegensätzlichen Prinzipien im > opus magnum erfolgen. Dabei geht es vor allem um die Verwandlung unedler Materialien in > Gold (bzw. > Silber), während im > Androgyn sich die Gegensätze von Mann und Frau aufheben.
Nach C. G. > Jung vereinigen sich in der C. o. die Gegensätze, die sich entweder feindlich gegenüberstehen oder sich liebend gegenseitig anziehen, wie etwa männlich und weiblich.
Nach der Aussagenlogik kommt zwei gegensätzlichen Argumenten der Wahrheitsgehalt „wahr“ nur dann zu, wenn beide Teilsätze wahr sind.
Lit.: Jung, C. G.: Mysterium Coniunctionis: Zürich / Stuttgart: Rascher, 1968 (C. G. Jung Gesammelte Werke; 14/1); Alchemie: Lexikon einer hermetischen Wissenschaft. München: Beck, 1998.
Conklin, J. B. (c. 1862) war ein amerikanisches „Prüfmedium“, das Antworten verstorbener Verwandter auf Fragen der Sitzungsteilnehmer gab. Sein besonderer Ruf gründete auf der Kundschaft von Präsident Abraham Lincoln. Nach der Wahl Lincolns erklärte C. in The Cleveland Plaindealer, dass der designierte Präsident ein Spiritist sei. Lincoln widerrief diese Behauptung nicht. Vielmehr ist überliefert, dass C. an vier aufeinanderfolgenden Sonntagen vor Erlass der Emanzipations-Proklamation am 22. September 1862 zu Gast im Haus des Präsidenten war. Die von C. vorgebrachten Geisterbotschaften sollen den Präsidenten darin bestärkt haben, diesen historischen Schritt zu tun.
Lit.: Cooper, Robert: Spiritual Experiences. London: Heywood & Co., 1867; Britten, Emma Hardinge: Nineteenth Century Miracles. New York: William Britten, 1884. Shelton, Harriet M.: Abraham Lincoln Returns. New York: Evans Publishing, 1957.
Conley Case, klassischer Fall, der häufig zur Stützung der Fortlebenshypothese angeführt wird.
1891 verstarb in Iowa der Bauer Michael Conley in einiger Entfernung von seinem Haus. Bevor man den Leichnam nach Hause brachte, befreite man ihn im Leichenschauhaus noch von seinen schmutzigen Kleidern. Bei seiner Ankunft wurde eine seiner Töchter ohnmächtig. Als sie wieder zu sich kam, fragte sie, wo das Gewand des Vaters geblieben sei. Er sei ihr soeben erschienen und habe mitgeteilt, dass er nach dem Verlassen des Hauses eine große Rolle Geldscheine mit einem Stück ihres roten Kleides in sein graues Oberhemd eingenäht habe und dass das Geld noch dort sei.
Man suchte nach den Kleidern und fand sie noch im Leichenschauhaus. Beim Durchsuchen des grauen Hemdes entdeckte man die Geldscheine, eingenäht mit einem Stück roten Stoffes.
Lit.: Myers, F. W. H.: On the Indications of Continued Terrene Knowledge. PSPR 8 (1892), 200.
Conn, Conn Cétchathach, irischer König, der von 123 –157 regiert haben soll und von dessen Geburt bereits Wunderdinge berichtet wurden, so z.B. dass er die zerstrittenen irischen Reiche einmal alle in seiner Hand vereinigen werde. Als er eines Tages auf der Mauer seiner Burg Tara auf einen bestimmten Stein trat, gab dieser mehrere Laute von sich. Die gelehrten Dichter, die Fílid, erklärten ihm, dass dies der „Krönungsstein“ > Lia Fáil sei, der Schreie in der Zahl ausstoße, wie C.s Nachkommen auf seiner Burg regieren würden.
Lit.: Holzapfel, Otto: Lexikon der abendländischen Mythologie. Freiburg: Herder, 2002.
Connecticut, Hexen von. Zwischen 1647 und 1662 wurden im nordöstlichen Amerika neun bis elf Menschen wegen Hexerei hingerichtet.
1642 wurden in Connecticut Gesetze gegen das > Hexenwesen erlassen. Am 26. Mai 1647 wurde dann die erste verurteilte Hexe, Alice (oder Alse) Young, am Galgen hingerichtet. Mary Johnson aus Wethersfield wurde nach dem Geständnis, dass sie mit dem Teufel Geschlechtsverkehr gehabt und ein Kind ermordet habe, gehängt. Mary Parsons, die in einem der zahlreichen Prozesse, welche von der Stadt Springfield (Massachusetts) ausgingen, zugab, verschiedene Arten von Hexerei betrieben zu haben, wurde 1651 von einem Gericht in Boston wegen des Mordes an ihrem Kind zum Tod verurteilt, später aber begnadigt. Weitere Opfer der Verfolgung waren Goodwife Bassett, die 1651 in Stratford der Hexerei für schuldig befunden wurde, und zwei Frauen, die um 1653 in New Haven als Hexen gehängt wurden.
1662 wurde die Stadt Hartford (Connecticut) zum Schauplatz mehrerer Hexenprozesse, die durch die scheinbare dämonische > Besessenheit eines Mädchens mit Namen Ann Cole ausgelöst wurden. Die von Cole beschuldigte Rebecca Greensmith z.B. gab unter Druck zu, vertrauten Umgang mit dem Teufel zu haben, der ihr das erste Mal als Hirsch erschienen sei und später mit ihr geschlechtlichen Verkehr gehabt habe. Weiters behauptete sie, dass in der Nähe ihres Hauses regelmäßig ein Hexenzirkel stattfinden würde, dessen Mitglieder in Gestalt von Krähen und anderen Tieren erschienen. Rebecca Greensmith wurde daraufhin zusammen mit ihrem Ehemann Nathaniel getötet. In der Folge suchte man nach den Mitgliedern des Greensmithschen Hexenzirkels und verhaftete Andrew Sandford sowie dessen Frau und Tochter, William Ayres und dessen Ehefrau, zwei verheiratete Frauen mit Namen Grant und Palmer, Elizabeth Seager, ein älteres Fräulein namens Judith Varlet und James Walkley. Einige von ihnen wurden gehängt.
1669 wurde Katherine Harrison aus Wetherfield als Hexe zum Tod verurteilt. Da das Urteil aber nicht vollstreckt wurde, landete sie in der Verbannung. 1671 zog Elizabeth Knap aus Groton (Long Island) durch Anfälle die Aufmerksamkeit auf sich. Als diese nachließen, gab sie schließlich zu, vom Teufel verleitet worden zu sein, und wurde gehängt. > Salem, Hexen von.
Lit.: Blue laws of Connecticut … [microform]: with an account of the persecution of witches and Quakers in New England and some extracts from the public laws of Virginia, 1899; D’Agostino, Thomas: A guide to haunted New England: tales from Mount Washington to the Newport Cliffs. Connecticut: Putnam & Woodstock, 1995; Pickering, David: Lexikon der Magie und Hexerei. s.l.: Bechtermünz, 1999.
Conrad Martius, Hedwig (*27.02.1888 Berlin; † 15.02.1966 Starnberg bei München), Phänomenologin.
Als Tochter des Arztes Friedrich Martius und dessen Gattin Martha begann sie als eine der ersten Frauen in Deutschland nach dem Abitur ein Universitätsstudium. Sie studierte zuerst Literatur und Geschichte in Rostock und Freiburg, dann Philosophie, Psychologie und Kunstgeschichte in München und Göttingen. Nach der Promotion 1912 bei Pfänder wurde C. in den Schülerkreis Edmund > Husserls aufgenommen und heiratete dessen Mitglied Theodor Conrad. Ihr folgten später Edith Stein und in Freiburg Gerda Walther.
Die nach dem Ersten Weltkrieg entstandenen Arbeiten wurden von den Nationalsozialisten verboten. 1949 erhielt C. an der Universität München einen Lehrauftrag für Naturphilosophie und 1955 eine Honorarprofessur.
Mit ihrem Hauptwerk Der Selbstaufbau der Natur (1944) trat sie das Erbe von Hans > Driesch in der Naturphilosophie an. Sie betont, dass dem Lebendigen etwas eignet, das weder physisch noch psychisch sei, aber auch nicht transzendent. Es handle sich dabei um die eigenen inneren Bedingungen der Natur. Hinsichtlich der Kausalität vertritt C. die Ansicht, dass die exakt-naturwissenschaftliche Betrachtung der Natur mit ihrer Methodik die wahren vollkausalen Begründungszusammenhänge gar nicht erreiche, weil sie sich immer nur auf die funktionellen Bedingungskausalitäten beziehe. Die organische wie die anorganische Natur erhebt sich selbst aus den ihr zugrunde liegenden Potentialitäten (z.B. entelechialer Art) zu ihrer vollen substantiellen Gestaltungswirklichkeit.
In ihren Arbeiten zu Raum und Zeit folgert C., dass die Zeit nur dadurch endlich werden kann, wenn sie als zyklisch mit sich selbst zusammengeschlossen gesehen wird, da eine „geradlinige“ Zeit ins Unendliche verläuft. Als zyklische Zeit verwandelt sie sich zwar in eine endliche, aber unbegrenzte Zeit, im Unterschied zum Raum.
Von ihrem Zeit- und Entelechie-Verständnis wurde Burkhard > Heim bei seinen Begriffen von > Entelechie und > Äon inspiriert.
W. (Auswahl): Der Selbstaufbau der Natur, Entelechien und Energien. Hamburg: Goverts, 1944; Die Zeit. München: Kösel, 1954; Der Raum. München: Kösel, 1958; Die Geistseele des Menschen. München: Kösel, 1960.
Conring, Hermann (* 9.11.1606 Norten /Ostfriesland; †12.12.1681 Helmstedt), Poly-
histor und Reichspublizist, Leibarzt der Königin Christina von Schweden, dänischer Staatsrat und Leiter des bremen-verdischen Archivs in Stade.
C. lehrte an der Universität Helmstedt Naturphilosophie, Medizin und Politik und war dort auch mehrmals Rektor und Dekan. In der Medizin wurde seine Lehre vom Kreislauf des Blutes zukunftsweisend. Zudem gilt C. als Nestor der deutschen Rechtswissenschaft und war einer der bekanntesten Gelehrten seiner Zeit.
In seinem Werk De Hermetica Aegyptiorum befasst er sich auch mit der > Alchemie, da sich seine Gegner auf die Alchemie stützten. C. leugnet insbesondere das hohe Alter der Alchemie und wendet sich gegen übertriebene Behauptungen der damaligen > Alchemisten. Er selbst war kein Alchemist, befasste sich aber mit der Heilmethode aus der Paracelsischen Schule.
W.: De Hermetica Aegyptiorum Vetere Et Paracelsicorum Nova Medicina Liber Unus: Quo simul in Hermetis Trismegisti omnia, ac universam cum Aegyptiorum tum Chemicorum doctrinam animadvertitur. Helmstedt: Mulleru, 1648; De hermetica medicina: quorum primus agit de medicina, pariterque de omni sapientia veterum Aegyptiorum, altero non tatum Paracelsi, sed etiam chemicorum, Paracelsi laudatorum aliorumque, potissimum quidem medicina omnis, simul vero & reliqua universa doctrina examinatur / Conring, Hermann. Editio 2. infinitis locis emendatior & auctior [Mikrofilm-Ausg.]. Helmestadii: typis & sumptibus Henningi Mulleri Academiae Juliae typographi, 1669.
Conselheiro, Antonio, eigentl. Name: Anto-
nio Vicente Mendes Maciel (*13.03.1830 Vila do Campo Maior; † 22.09.1897 Canudos, Brasilien), charismatischer Wanderprediger.
Die Kindheit von C. war getrübt durch den frühen Tod der Mutter, die Wiederverheiratung des Vaters und dessen Alkoholismus. Unterricht erhielt er von seinem Großvater, der Lehrer in Quixeramobim war und ihn in Latein, Französisch, Portugiesisch, Mathematik, Geographie und Geschichte unterwies. Nach dem Tod des Vaters 1855 übernahm C. die Sorge für die Familie. 1857 heiratete er, der Ehe entsprangen zwei Kinder. 1861 wurde er von seiner Frau jedoch hintergangen, woraufhin er in eine tiefe Depression fiel. Er arbeitete dann als Lehrer auf dem Lande und versenkte sich immer mehr in die christliche Mystik. Mit einer Künstlerin hatte er ein drittes Kind. Seine Rastlosigkeit führte ihn schließlich durch das ganze Land und machte ihn zum Pilger, Berater, Prediger und religiösen Führer.
1874 erweckten seine Predigten die Aufmerksamkeit der katholischen Kirche. 1876 wurde er von der Polizei verhaftet, misshandelt und als Krimineller nach Quixeramobim geschickt, wo man ihn jedoch freiließ. Er kehrte unverzüglich nach Bahia zurück und nahm seine Wandertätigkeit wieder auf. Im großen Katastrophenjahr 1877 half er mit seinen Anhängern die Not zu lindern, was seinen Ruf noch weiter steigerte. 1882 verbot der Erzbischof von Bahia den Priestern, ihm Zugang zu seinen Gefolgsleuten zu gewähren, und bezeichnete ihn als Apostat und Verrückten.
Am 13. Mai 1888 wurde in Brasilien die Sklaverei abgeschafft, gegen die C. energisch angekämpft hatte. Als am 15. November 1889 wegen der daraus entstandenen Unruhen das Militär die Macht übernahm, zog sich C. zurück und gründete 1893 in der Nähe der Stadt Monte Santo in einem Gebiet namens Canudos das Dorf Bello Monte. Er stellte 12 „Apostel“ auf und errichtete ein strenges Gesellschaftssystem mit Arbeitsteilung, Eigentum, Abschaffung der zivilen Ehe und der offiziellen Währung sowie dem Verbot von Alkohol und Prostitution. 80% seiner Anhänger waren frühere Sklaven. 1895 zählte seine Gemeinde bereits 30.000 Mitglieder mit 5000 Wohnstätten. Zudem wurden zwei Kirchen und eine Schule errichtet.
Dies löste in der Umgebung erhebliche Unruhen aus und führte zu einem öffentlichen Einschreiten. C. bangte um sein Leben, betete, fastete und starb wahrscheinlich an Ruhr. Sein Kopf wurde zur forensischen Untersuchung abgetrennt, dann im Museum der Escola Bahiana de Medicina ausgestellt und bei einem Feuer 1905 schließlich ein Raub der Flammen. C.s Tod war auch der Beginn der Auflösung von Canudos.
Lit.: Graham, Robert Bontine Cunninghame: A Brazilian mystic, being the life and miracles of Antonio Conselheiro. London: William Heinemann, 1920.
Consentes (Dei), Consentes Dii (lat. consentire, gleichen Sinnes sein; dei, Gottes), nach der römischen Mythologie 12 etruskische Götter, die den Götterrat bildeten, sechs männliche und sechs weibliche: Jupiter, Juno, Minerva, Summanus, Vulcanus, Saturnus, Mars; die weiteren Namen wie Vertumnus, Janus, Neptunus und Nortia sind unsicher und der letzte Name ist unbekannt.
Irrigerweise hat man sie später mit den zwölf großen griechisch-römischen Gottheiten, nämlich Juno, Vesta, Minerva, Ceres, Diana, Venus, Mars, Mercurius, Jovi, Neptunus, Vulcanus und Apollo verwechselt und zu den olympischen Göttern gemacht, deren Statuen das Forum Romanum schmückten.
Lit.: Otto Weinreich: Zwölfgötter, in: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, Bd. 6. Leipzig, 1937, Sp. 764 – 848.
Consolamentum (lat., Tröstung), die Geisttaufe bei den > Katharern nach Röm 1,12 und Kol 2,2 war der entscheidende Schritt, um Mitglied der katharischen Kirche zu werden. Die Taufe erfolgte durch Handauflegung. Ohne die Handauflegung, die zu einem vollkommenen Nachlass aller Sünden und zur Teilnahme an der Glückseligkeit führte, musste der Mensch als Nichtauserwählter den Kreis des Menschenlebens durch Seelenwanderung abermals durchlaufen. Kleinkinder waren bei ihrem frühen Tod für immer verloren, weil sie keiner Seelenwanderung unterlagen. Diese Maßnahme wurde zu Beginn des 14. Jh. gelockert und kranken Kindern das C. gewährt.
Nach der Geisttaufe musste das neue Mitglied der Bewegung sein restliches Leben als Katharer führen, um das Heil zu erlangen. Wer einmal das C. erhalten hatte, konnte es weitergeben und damit weitere Personen in die katharische Kirche aufnehmen und so ihre Seelen retten.
Während der Handauflegung erschien dem Täufling der > Paraklet. Die mit dem C. Getrösteten wurden perfecti (Vollkommene oder Vollendete) und vestiti (Bekleidete bzw. Eingekleidete) genannt. Dabei verpflichtete sich der Vollkommene, keinen Geschlechtsverkehr mehr auszuüben und keine tierischen Speisen (Fleisch, Eier, Käse usw.) zu sich zu nehmen.
Lit.: Rottenwöhrer, Gerhard: Der Katharismus. 4 Bde. Bad Honnef: Bock & Herchen, 1982f.
Constant, Alphonse-Louis > Lévi, Éliphas.
Constantistenorden (lat. constantia, Beständigkeit), am 23. Februar 1777 in Halle gegründet, erfreute er sich eines großen Ansehens in der Studentenschaft. Sein Wahlspruch V.F.C.C. (Vivant fratres Constantia conjuncti) war in den vier Ecken des silbernen Ordenskreuzes ausgewiesen. Dieses wurde an einem blauen, weiß geränderten Band getragen und zeigte in der Mitte ein Herz, während aus den Winkeln ein Strahlenbündel hervortrat. Am unteren Ende war ein Totenkopf mit zwei gekreuzten Gebeinen befestigt. Die heilige Zahl des C. war 8. Seit 1800 findet sich auch die Chiffre „21–23“. Zweck, Einrichtungen und Gebräuche stimmen in den Grundzügen meist mit denen der > Harmonisten überein. In Wien hatten seine Mitglieder den Namen „Brüder der Beständigkeit“.
Beim C. tritt zum ersten Mal das Zeichen x für den Senior auf.
Lit.: Schuster, Georg: Die geheimen Gesellschaften, Verbindungen und Orden. Erster Bd. Wiesbaden: Fourier, o.J.
Consummatum est (lat., es ist vollbracht), dem Johannesevangelium 19,30 entnommen: „Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Er neigte sein Haupt und gab den Geist auf.“
Dieser Ausspruch wurde in einigen Hochgraden der > Freimauerei des Schottischen Ritus zur entscheidenden Aussage auf dem Höhepunkt der Zeremonie des 18. Grades, der > Perfektion, welche das eigentliche Mysterium der Freimaurerei darstellt.
Lit.: Lennhoff, Eugen: Internationales Freimaurerlexikon. München: Herbig, 2000.
Consus (lat. condere, bergen), römischer Agrargott der glücklich „geborgenen“ Ernte. C. war der Schutzgott des nach altitalischem Brauch in Korngruben aufbewahrten Getreides. Er besaß daher in der Nähe des Circus Maximus einen unterirdischen Altar und seit dem 3. Jh. v. Chr. einen Tempel auf dem > Aventin. Die zu seinen Ehren gefeierten Feste, die Consualia, bei denen der unterirdische Altar aufgedeckt wurde, fanden am 21. August und am 15. Dezember statt. Da bei diesen Festen auch Pferderennen abgehalten wurden, sah man in C. irrtümlicherweise auch Poseidon-Neptun.
Die Ableitung des Namens von consilium (Rat) bzw. die Bezeichnung von C. als Gott des guten Rates ist nicht überzeugend.
Lit.: Preller, Ludwig: Römische Mythologie. Essen: Phaidon-Verl., [1997]; Bellinger, Gerhard J.: Knaurs Lexikon der Mythologie. München: Droemersche Verlagsanst. Th. Knaur Nachf. GmbH & Co.KG, 2005.
Contact International UFO Research (CIUFOR), internationale Organisation zur Erforschung der > UFO-Phänomene.
C. wurde 1967 von Brinsley Le Poer Trench, dem 8th Earl of Clancarty, in England gegründet, der schon mehrere Bücher über UFOS verfasst hatte. Als Angehöriger des britischen Hochadels organisierte er am 18. Januar 1979 die erste UFO-Debatte im British House of Lords, dem Oberhaus des Britischen Parlaments. C. befasste sich weiterhin mit dem Sammeln von Berichten über UFO-Phänomene weltweit und gab das Awareness Magazine sowie das „UFO Register“ heraus.
Lit.: Awarenes Magazine; UFO Register.
Conte du Graal, unvollendeter mystisch-religiöser Perceval-Versroman des französischen Dichters > Chrétien de Troyes (vor 1150 bis um 1190). Der Roman wurde zwischen 1179 und 1191 für den Grafenhof von Flandern verfasst. Chrétien beruft sich dabei auf ein zuvor existierendes Buch in der Bibliothek des Grafen von Flandern. Offen bleibt, ob der Gral schon vor ihm mit der Figur des Perceval und der Artussage verbunden war oder er selbst diese Verbindung herstellte. Jedenfalls waren zu seiner Zeit die sogenannten „Matière de Bretagne“, die den britannischen Sagenkreis bildeten, als > Artuslegenden bekannt. Diese waren durchwoben von Begegnungen mit dem Übernatürlichen und mit magischen und mystischen Kräften.
Gleich nach Chretién schrieb ein weiterer französischer Schriftsteller, Robert de Boron, noch vor 1191 eine Geschichte des Hl. > Gral. Dabei wird nach de Boron das erste Mal in der Literatur jener Kelch beschrieben, den Jesus beim Abendmahl verwendete.
Sonderbar ist, dass beide Autoren ihre Geschichte nach Britannien verlegen. Dies hängt nach Daniel Scavone damit zusammen, dass der Benediktinermönch > Beda der Ehrwürdige im 8. Jh. die Historia ecclesiastica gentis Anglorum verfasste. Darin ist bei Papst Eleutherius im späten zweiten Jahrhundert vermerkt: Dieser Papst erhielt von Lucio Britannico rege (von Beda als britischer König Lucius gedeutet) einen Brief mit der Bitte um Hilfe bei der Bekehrung seines Landes zum Glauben. In Wahrheit war es Lucius VIII. von Edessa (Birtha, lat. Britium), der den Glauben in seine Stadt brachte.
Was nun den Gral betrifft so hängt die Legende eng mit der Geschichte des > Grabtuches, der österlichen Auferstehungsfeier desselben in Edessa und mit der Form der Eucharistiefeier, dem > Melismos, nach der Überführung nach > Konstantinopel zusammen. Das Geheimnis des Grals liegt daher in der Konsekration der Hostie als Symbol des vom Kind in den erwachsenen und gekreuzigten Christus wandelnden Jesus.
Lit.: Scavone, Daniel: “Britsch King Lucius, the Grail, and Joseph von Arimathea: The Question of Byzantine Origins”, paper delivered at the Medieval Association of the Midwest, University of Indianapolis (2004); Chretien de Troyes: Perseval ou Le conte du Graal. Paris: Gallimard, 2010; Resch, Andreas: Der heilige Gral. Grenzgebiete der Wissenschaft 61 (2012) 2, 177 –181.
Contemplatio (lat., „Betrachtung“), in der > Mystik die Schau des Absoluten, des Göttlichen, verbunden mit dem Erlebnis der Einheit. In dieser Bedeutung bildete die C. bis in das 16. Jh. das eigentliche Ziel der Mystik. Daraufhin wurde C. immer mehr durch die Bezeichnung > Kontemplation in der Bedeutung von Betrachtung in ihrer vielfältigsten Form abgelöst, behielt aber nach wie vor die ursprüngliche Bedeutung und wird nun speziell dafür verwendet.
Lit.: Schmidt, Margot (Hg.): Grundfragen christlicher Mystik. Stuttgart-Bad Cannstatt: frommann-holzboog, 1987.
Contenson, Vincent (*1641 Auvillar, Frankreich; † 26.12.1674 Creil-sur-Oise), Dominikaner und Prediger.
Mit 15 Jahren besuchte C. das Jesuitenkolleg in Montauban, 1656 trat er in Toulouse in den Dominikanerorden ein und legte am
2. Februar 1657 die Profess ab.
Nach dem Philosophieunterricht in Albi und dem Theologieunterricht in Toulouse widmete er sich der Predigtmission. 1668 veröffentliche er den ersten Band seiner Theologia mentis et cordis. Am 6. Juli 1670 kam er in das reformierte Kloster nach Paris, um seine theologische Arbeit fortzusetzen. Nebenbei widmete er sich der Predigtmission. Die Anforderungen waren jedoch zu groß, sodass er bereits mit 33 Jahren starb.
Seine Theologia mentis et cordis sollte ein Kommentar der Summa des hl. Thomas sein, doch fügte er jedem Abschnitt – und das ist das Neue – persönliche Überlegungen asketischer und mystischer Natur bei, indem er bemerkte, dass er keinen Theologen kenne, der von den scholastischen Dornen die Rosen der Frömmigkeit gewonnen hätte. Die Theologie muss nach ihm eine Quelle der Heiligkeit und sämtlicher Tugenden sein.
W.: Contenson, Vincent: Theologia mentis et cordis, seu speculationes universae doctrinae sacrae. Paris: Vivès, 1668.
Lit.: Touron, Antoine: Histoire Des Hommes Illustres De L’Ordre De Saint Dominique: C’est-à-Dire, Des Papes, Des Cardinaux, Des Prélats éminens en Sience & en Sainteté, des célébres Docteurs & des autres grands Personages, qui ont le plus illustré cet Ordre, depuis la mort du saint Fondateur, jusqu’au Pontificat de Benoît XIII. Paris: Babuty, 1747; Vincent Contenson. Catholic Encyclopedia. New York: Robert Appleton Company, 1913.
Control (engl.), Kontrollgeist, im > Spiritismus und > Mediumismus eine aus dem Jenseits wirkende geistige Wesenheit, meist der Geist eines Verstorbenen, der beim Medium in Trance das Bewusstsein besetzt und die Aussagen formuliert. Im > Animismus ist C. eine innerpsychische Instanz in Form einer abgespaltenen (dissoziierten) Persönlichkeit oder einer selbständig agierenden Seite des Unbewussten, welche die Handlung der Person bestimmt. > Geistführer, > Trancepersönlichkeit, > Spaltpersönlichkeit.
Lit.: Raupert, John Godfrey: Die Geister des Spiritismus. Leipzig: Bohmeier, 2006; Du Prel, Carl: Der Spiritismus. Leipzig: Bohmeier, 2006; Kardec, Allan: Das Buch der Medien oder Wegweiser für Medien und Anrufende. Northeim: Lichttropfen-Verl. für Altes Wissen, 2009.
Convenenza (lat., „Übereinkunft“), Vertrag von Katharern, welche die Verpflichtung des > Consolamentum nicht übernahmen, mit dem Vorsteher ihrer Gemeinde, sich auf dem Totenbett das Consolamentum erteilen zu lassen, um die Tilgung aller Sünden und die Seligkeit erreichen zu können. Sollte die Erteilung des Consolamentum aus irgendwelchen Gründen nicht mehr möglich sein, so hatte das betreffende Gemeindemitglied mit der C. wenigstens Aussicht, durch Seelenwanderung in anderer Hülle in das Leben zurückzukehren, um im neuen Leben durch das Consolamentum doch noch in den Zustand der Seligkeit zu gelangen. Wer weder Consolamentum noch C. auf sich nahm, gehörte zu den Geschöpfen des bösen Gottes und war für immer verloren.
Lit.: Rottenwöhrer, Gerhard: Der Katharismus, 4 Bde. Bad Honnef: Bock & Herchen, 1982f.
Convention mentale (franz., geistige Übereinkunft), in der > Radiästhesie die geistige Übereinkunft beim Testen oder Muten hinsichtlich des Untersuchungsgegenstandes, der Ausrichtung der eigenen Rezeptivität und der Bedeutung der sich einstellenden Ausschlagformen von > Pendel oder > Rute. So wird beim Pendel z.B. ein Rechtskreis meistens als gut, ein Linkskreis als schlecht eingestuft. Solche Einstufungen erfolgen jedoch sehr individuell, sodass fixe Vorgaben im Einzelnen sogar störend sein können. Die geistige Übereinkunft als solche ist jedoch Voraussetzung jedweder radiästhetischen > Mutung.
Lit.: Candi: Briefe an Tschü: Anregungen zu radiästhetischen Studien in 35 Briefen. Ulm – Donau: Arkana, 1959; Engeli, Jacques: Die mentale Radiästhesie. St. Gallen: Verlag RGS, 1974.
Conversio (lat., „Umkehr“), innere Lebensentscheidung, die Denken, Fühlen und Verhalten eines Menschen erfasst. Eine solche C. kann in einem Religionswechsel (> Paulus), einem Konfessionswechsel (> Angelus Silesius), einem Berufswechsel, einer Berufsentscheidung oder einfach in einem grundlegenden Wechsel im Lebensverhalten bestehen. C. ist daher immer mit einer vollen personalen Entscheidung verbunden, die ihrerseits auf einer grundlegenden inneren Motivation beruht, ausgelöst durch eine intuitive oder rationale Erkenntnis, durch das Gefühl einer inneren > Berufung, aber auch durch > Ekstasen, > Visionen, > Erscheinungen und > Inspirationen. Dabei wird die C. als notwendig erlebt. Die pathologischen Entscheidungen in diesem Zusammenhang liegen außerhalb derer einer echten C., da diese die volle persönliche Gestaltung des neu eingeschlagenen Weges mit sich bringt.
Lit.: Aurelius Augustinus: Confessiones / Bekenntnisse. Düsseldorf: Patmos; Artemis & Winkler, 2004; Hermle, Siegfried (Hrsg.): Konvertiten und Konversionen. Annweiler: Plöger, [2010].
Convulsionäre (lat. convulsus, erschüttert), mit tonisch-klonischen Krampfanfällen Behaftete.
Eine Konvulsion ist ein sich in Serien wiederholendes klonisches oder tonisches Krampfgeschehen der Körpermuskulatur, daher spricht man heute anstatt von Konvulsion von tonisch-klonischem Krampfanfall. Bei diesen Anfällen kommt es zu kurzen Kontraktionen mit kurzen Entspannungsintervallen oder zu länger anhaltenden Krampfanfällen mit nachfolgender Muskelerschlaffung, meist verbunden mit einem Bewusstseinsverlust. Solche Zustände können physiologisch oder psychisch ausgelöst werden, wie bei verschiedenen Tanz-, Musik-, Massen- oder religiösen Veranstaltungen mit starken Körperbewegungen. Zuweilen kommt es zu epidemischen Formen wie bei den C. des Jansenismus, einer volksreligiösen Bewegung des 17. und 18. Jh., die dadurch in die Geschichte eingingen.
1731 veranstaltete die Bewegung eine religiöse Zusammenkunft am Grabe eines Volksheiligen, des Abbé François von Paris, bei der ein Kranker sich auf den Grabstein setzte und in Konvulsionen verfiel, was sich epidemisch auswirkte. Es folgte inspiriertes Reden, das oft die Bildung und die normale Beredsamkeit der sog. C. überstieg; Kranke wurden geheilt, Weissagungen sollen sich erfüllt haben und andere paranormale Phänomene aufgetreten sein. In dieser Begeisterung hielten die C. dann auch öffentliche Vorträge.
Lit.: Kreyher, Johannes: Die mystischen Erscheinungen des Seelenlebens und die biblischen Wunder. Stuttgart: Steinkopf, 1880; Lecanu, A.: Geschichte des Satans. Erftstadt: area, 2005.
Cook, Florence Eliza, Mrs. E. E. Corner (*1854 Christ Church, Surrey, England; † 22.04.1904 London), eines der berühmtesten Medien des 19. Jahrhunderts.
C. soll schon in früher Kindheit Stimmen gehört und Gesichte gehabt haben. Mit 15 lernte sie das > Tischrücken als Gesellschaftsspiel kennen, bei dem es zu einer > Levitation von ihr gekommen sein soll. Es folgte das > automatische Schreiben und bei gemeinsamen Sitzungen mit dem englischen Medium Frank Herne sollen neuerlich Levitationen aufgetreten sein. Auch ihre beiden Schwestern, Katie Cook und Kate Selina Cook, waren medial begabt.
C. fiel nun öfters in Trance und nahm dabei eine zweite Persönlichkeit an, die sich selbst Katie King nannte, Tochter von John King, wie sich der britische Seeräuber und spätere Vizegouverneur von Jamaika, Sir Henry Morgan (1635 –1688), auch bezeichnete. Katie versprach, drei Jahre bei ihr zu bleiben und ihr viele außergewöhnliche Dinge zu zeigen.
Im April 1872 kam es zu einer ersten > Materialisation. Am 9. Dezember 1873 stürzte sich ein Skeptiker unter den Sitzungsteilnehmern auf „Katie King“, als diese als Phantom auftauchte. Später bestätigte er, dass sich die Gestalt völlig materiell anfühlte. Als Sir William > Crookes davon erfuhr, erbot er sich, exakte Untersuchungen vorzunehmen. Es fanden mehrere kontrollierte Sitzungen in verschiedenen Häusern statt. Am 12. März 1874 zeigte sich „Katie King“ bei einer Sitzung im Haus von Crookes in einem langen weißen Gewand und bat diesen, in das Kabinett zu gehen und Florence zu helfen, da sie fast vom Sofa gefallen sei. Crookes ging ins Kabinett und hob Florence auf. Nach Crookes waren nicht mehr als drei Sekunden zwischen dem Augenblick, da er die vor ihm stehende weiß gekleidete „Katie King“ sah und Miss C. auf dem Sofa im Kabinett aufhob, verflossen, wo sie zusammengesunken war.
Als Crookes 1874 darüber berichtete, dass er die Materialisation von „Katie King“ nicht nur gesehen, sondern auch fotografiert, ja mit ihr sogar gesprochen und sie einmal umarmt habe, war dies eine Sensation. Crookes war auch der Überzeugung, dass C. und Katie zwei ganz verschiedene Persönlichkeiten waren, wenigstens was ihre Körper anbelangte.
1874 heiratete C. Edward Elgie Corner. In diesem Jahr erlosch die Verbindung mit „Katie“ und C. unterbrach für einige Zeit ihre öffentliche Tätigkeit als Medium.
Inzwischen nahm eine andere > Kontrolle ihren Platz ein, die sich selbst „Marie“ nannte. Bei einer Sitzung 1899 auf Einladung der Sphinx Gesellschaft in Berlin materialisierte sich „Marie“ und zeigte außergewöhnliche Phänomene.
Die Leistungen von C. sind allerdings nicht unumstritten. Der englische Vermessungstechniker und parapsychologische Autor Trevor Hall hält sie für eine Betrügerin und Crookes, der „Katie“ 44-mal fotografiert hatte, für benommen, weil er von der Schönheit der C. zu beeindruckt war und eine Liaison mit ihr gehabt hätte. Auch D. D. > Home hielt sie nach Camille > Flammarion für eine Betrügerin.
Crookes blieb bei seiner Wertschätzung und als er von ihrem Tod benachrichtigt wurde, drücke er in einem Brief vom 24. April 1904 seine besondere Anteilnahme aus und erklärte noch einmal, dass der Glaube an ein > Fortleben durch ihre Medialität viel gewonnen habe.
Für die Echtheit sprechen auch die Sitzungsbedingungen, die in vielen Fällen derart waren, dass es ausgeschlossen schien, dass das Medium selbst etwa in Transfiguration als „Katie King“ auftrat. So wurde z.B. durch das sich in Trance befindende Medium in der Dunkelkammer ein Strom geschickt und außerhalb des Kabinetts der Ausschlag am Galvanometer verfolgt. Während sich „Katie King“ zeigte, muss C. völlig bewegungslos gewesen sein. Auch A. N. > Aksakow, der sie bei zwei Séancen sah, und andere Forscher verbürgen sich für die Echtheit der Phänomene.
Lit.: Crookes, William: Research in the Phenomenon of Spiritualism. London, 1874; Marryatt, Florence: There is no Death. London, 1891; Hall, Trevor H.: The Spiritualist. The Story of Florence Cook and William Crookes. London, 1962.
Coombe-Tennant, Winifred, geb. Winifred Margaret Pearce-Serocold, Pseudonym „Mrs. Willett“ (*1.11.1874 Rodborough Lodge; † 31.08.1956 Kensington, England).
C. wuchs in Frankreich und Italien auf, heiratete 1895 Charles Coombe-Tennant, arbeitete als Frauenrechtlerin und Politikerin, war Mutter von vier Kindern.
Ihre medialen Fähigkeiten hatten sich nach dem Tod ihrer Tochter entwickelt. C.-T. war wesentlich an den > Kreuz-Korrespondenzen beteiligt. Unter dem Namen „Mrs. Willett“ arbeitete sie mehrere Jahre als Schreibmedium. Eine Reihe ihrer automatischen Schriften aus den Jahren 1912–1918 wurden als > Palm Sunday Case („Palmsonntagsfall“) bekannt. Sie schrieb in der Regel nicht in Trance, sondern bei vollem Bewusstsein und verstand dabei ihre Texte oft selber nicht. Zu ihren Kunden gehörte u.a. auch Sir Oliver > Lodge.
Ihre Schriften werden in der National Library von Wales aufbewahrt.
Lit.: Balfour, G. W.: A Study of the Psychological Aspects of Mrs. Willett’s Mediumship, in: Proc. SPR Bd. 43 (1935), Nr. 140; Tennant, Winifred Margaret Coombe: Swan on a Black Sea. A study in automatic writing: the Cummins-Willett scripts (Communications from the spirit of Mrs. Tennant). London: Routledge & Kegan Paul, 1965; Lord, Peter: Winifred Coombe Tennant: a Life through Art (National Library of Wales, 2008).
Cooper, Blanche (um 1922), englisches > Medium, bekannt durch > Buchtests, psychometrische Sitzungen und > Direkte Stimme.
C. saß bei ihren medialen Durchgaben immer im Dunkeln und wurde selten kontrolliert, denn die Experimentatoren interessierte bei ihr nicht so sehr, wie die Stimmen zustande kamen, sondern was sie sagte. 1921/1922 führte der Mathematiker und Parapsychologe Samuel George > Soal (1889 –1975) eine Serie von Experimenten mit ihr durch. Während der Sitzungen schienen verstorbene Bekannte Soals durch das Medium mit ihm zu sprechen. Bei der Sitzung am 4. Januar 1922 erklärte das Medium, es habe sich bei ihr der „Geist“ von Gordon Davis, einem ehemaligen Schulkameraden Soals, gemeldet, den dieser für tot hielt. C. erzählte Einzelheiten aus der Jugend von Davis, die Soal kannte, aber auch Daten, die sich auf die aktuellen Lebensumstände von Davis bezogen und 1925 verifiziert werden konnten. In der Sitzung agierte „Davis“ als Verstorbener.
Soal, selbst Automatist, machte bei diesen Sitzungen die Feststellung, dass C. auf Fragen, deren Antworten er kannte, kaum reagierte, auf solche aber, die ihm selbst nicht klar waren, gleich eine richtige Aussage machte. Der Fall löste große Diskussionen aus.
C. hatte zwei Kontrollgeister, „Nada“ und „Afid“.
Lit.: Soal, S. G.: A Report on Some Communications Received through Mrs. Blanche Cooper, in: Proc. SPR Bd. 35 (1925), Nr. 96.
Cooper, James Fenimore (*15.09.1789 Burlington, New Jersey; †14.09.1851 Cooperstown, New York), amerikanischer Schriftsteller der Romantik.
C. ist u.a. der Verfasser der Lederstrumpf-Erzählungen. Für die Paranormologie ist zu bemerken, dass er in Rochester (New York) Mitglied des Komitees zur Untersuchung der Phänomene der Geschwister > Fox ( Hydesville) war und später selbst mediale Fähigkeiten entwickelte.
Lit.: Gossman, James: Fenimore James Cooper. Stanford: Stanford U.P., 1967.
Coover, John Edgar (*16.03.1872 Remington, Indiana; †19.02.1938 Stanford University, Kalifornien), amerikanischer Psychologe und Pionier der parapsychologischen Forschung.
C. promovierte an der Stanford Universität in Psychologie und blieb dort, bis er 1937 als Professor emeritiert wurde. Er war einer der Ersten, der in der ASW-Forschung mit Karten experimentierte. Bereits 1912 begann er mit 40 Spielkarten statistische Untersuchungen der > Außersinnlichen Wahrnehmung vorzunehmen, die er dann auf 10.000 Experimente mit 97 Agenten und 105 Perzipienten ausdehnte. Die positive Abweichung von 44 von der Zufallserwartung, also 294 statt des Erwartungswertes von 250 Treffern, hielt er selbst nicht für aussagekräftig, wenngleich sie als signifikant zu bezeichnen ist. Der Druck der feindlichen Haltung der Psychologie von damals solchen Untersuchungen gegenüber dürfte hier Wirkung gezeigt haben. Trotzdem hatten seine Untersuchungen großen Einfluss auf die parapsychologische Arbeit in den kommenden Jahren, dies auch deshalb, weil seine Skepsis die Ansicht widerlegte, dass man nur daran glauben müsse, um positive Ergebnisse zu erzielen.
1914 veröffentlichte er seine Untersuchungen unter dem Titel Thought transference in den Proceedings of the Society for Psychical Research.
Lit.: Coover, John Edgar: Experiments in psychical research at Leland Stanford Junior University. Stanford University, Calif., 1917.
Copertino, Joseph (Maria Desa) von (*17.06.1603 Copertino bei Nardó, südl. v. Brindisi; † 18.09.1663 Osimo bei Ancona, Italien), Kapuziner (OFMCap), heilig (16.07.1767, Fest: 18. Sept.), ekstatisch-charismatischer Mystiker, > Levitation.
Als Kind von fünfjähriger Krankheit geheilt, wollte C. Franziskaner werden, wurde jedoch abgewiesen. Der 17-Jährige versuchte es anschließend bei den Kapuzinern, die ihn aber nach einem halben Jahr Noviziat entließen. Er wurde dann allerdings 1621 im Kapuzinerkloster La Grotella eingekleidet. Wegen seiner „geringen geistigen Begabung“ kam er nur mit Hindernissen 1628 zur Priesterweihe. Durch seine Weissagungen, Ekstasen, Krankenheilungen und Levitationen – am 4.10.1630 wurde er schwebend in der Konventkirche gesehen – erregte er großes Aufsehen, sodass sich die Inquisition mit ihm beschäftigte. Am 21.10.1638 musste er sich vor dem kirchlichen Tribunal in Neapel rechtfertigen. Seine Richter wurden einen Monat später Zeugen einer > Ekstase und Levitation. Um ihn der Neugier der Öffentlichkeit zu entziehen, wurde P. Joseph in abgelegene Klöster versetzt, so 1639 nach Assisi. Dort wurde 1649/50 Herzog Johann Friedrich v. Braunschweig-Lüneburg Zeuge einer Levitation. Dieses Erlebnis war für den Herzog der erste Impuls für seine Konversion (1651) zum katholischen Glauben. 1653 wurde C. in abgelegene Klöster in der Umgebung von Ancona, zunächst nach Pietrarossa, versetzt, wo er wie ein Gefangener in seiner Zelle leben musste; sodann kam er nach Fossombrone und 1656 nach Osimo, wo er 1663 starb. In der dortigen Marienkapelle ist sein Leichnam beigesetzt, entsprechend seiner eigenen, sieben Jahre vorher gemachten Voraussage. 1930 wurden seine Reliquien erhoben. C. ist Patron der Studenten und seit 1963 Patron der Weltraumfahrer. Er ist eine der außergewöhnlichsten Gestalten christlicher Mystik und auch seitens der paranormalen Phänomenologie von großem Interesse.
Lit.: Nuti, Robert: Vita Servi Dei Ioseph a Copertino. Palermo 1678; Rossi, Arcangelo: Compendio della vita, virtù e miracoli di S. Giuseppe da C., Rom 1767; Giaccaglia, A.: Il santo dei voli, 1956; Thurston, H.: Die körperlichen Begleiterscheinungen der Mystik, 1956, S. 32 –36; Parisciani, G.: S. Giuseppe da C., alla luce dei nuovi documenti, Osimo 1964; De Concini, Emilio: Il Frate volante, vita miracolosa di San Giuseppe da Copertino. Torino: Ediz. San Paolo, 1998.
Copia (lat., „Fülle“), Göttin des Reichtums und des Überflusses. Als Personifikation der Fülle wird sie mit einem reichlich gefüllten Horn, dem Füllhorn (Plaut. Pseud. 671, > Amalthea), dargestellt.
Nach Albricus (Liber Ymaginum Deorum, c. 22) und Ovid (met. 9, 85-88) erhielt C. das von > Najaden mit Früchten und Blumen gefüllte Horn, das Herkules dem Archelaos abgebrochen hatte. Später wurde C. der > Abundantia gleichgestellt und von > Fortuna, der Schicksals- und Glücksgöttin, verdrängt.
Lit.: Wyss, Wilhelm von: Die Sprichwörter bei den römischen Komikern. Zürich: F. Schultess, 1889; Wissowa, Georg: Religion und Kultus der Römer. München: Beck, 1902; Die Geste des Sammelns. Stuttgart: T. Schloz, 2000.
Coping (engl. to cope with, fertig werden mit), persönliche Bewältigung von Erkrankung und Erkrankungssituation auf physischer, psychischer und sozialer Ebene. Dies beinhaltet die Wahrnehmung von Erkrankung, das Bereitstellen von Diagnosen, die Durchführung von Therapien und die Auseinandersetzung mit ihnen, begleitet von einer Stärkung grundlegender, gesundheitserhaltender Persönlichkeitsmerkmale, wie Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen und Hoffnung.
Lit.: Pschyrembel Wörterbuch Naturheilkunde. Berlin: de Gruyter, 1996.
Corbán, auch Korbán (hebr., „Opfergabe), eine verbindliche oder freiwillige Opfergabe am Tempelaltar (Lev. 1-6). Auf diese Opfergaben bezieht sich Jesus bei Mk 7,11-12. „Ihr aber lehrt: Es ist erlaubt, dass einer zu seinem Vater oder seiner Mutter sagt: Was ich dir schulde, ist Korbán, das heißt: eine Opfergabe. Damit hindert ihr ihn daran, noch etwas für Vater und Mutter zu tun.“ Damit sagt Jesus, dass C. kein Ersatz für die Sorge um die Eltern ist.
Lit.: Das Oxford-Lexikon der Weltreligionen. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1999.
Corbatam, Zauberwort in der Formel C. Corbatom corbatum Corvebatum Extrabat † † †, gegen den Biss toller Hunde. Ähnlich auch exceco corbonet (Cardano) und ähnliche Formeln gegen Zahnschmerzen. Was die einzelnen Worte bedeuten, ist nicht entschlüsselt.
Lit.: Cardano, Geronimo: Offenbarung der Natur und natürlicher Dinge… Basel: Sebastianus Henricpetri, 1591; Drechsler, Paul: Sitte, Brauch und Volksglaube in Schlesien. Bd. 2. Leipzig: Teubner, 1903, S. 291.
Corbenic, auch Carbonek, Corbin, mächtige Burg der > Artus-Sage. In ihr soll der Heilige > Gral aufbewahrt worden sein. Sie wurde von zwei Löwen bewacht. > Lancelot versuchte, aus eigener Kraft in das Schloss einzudringen, um den Gral zu sehen. Er wurde jedoch von einem heißen Feuerwind niedergestreckt und verblieb vierzehn Tage ohne Essen und Trinken in dieser Haltung.
Der Lehensherr der Burg zur Zeit von König Artus war Pelles, auch C. genannt. Das Wort C. soll von coir benoit, der „geheiligte Leib“, herrühren; gemeint sei der Leib Christi.
Die Burg wird in mehreren Gralssagen erwähnt und oft einfach als Gralsburg bezeichnet.
Lit.: Faral, E.: La légende arthurienne. Études et documents, 3 Bde. (Bibl. Éc. Htes. Etudes, fasc. 255 –57), 1929; Spence, Lewis: An Encyclopaedia of Occultism. New York: Cosimo, 2006.
Cordeses, Antonio, eig. Cordessas, A. (*30.07.1518; †16.05.1601), Jesuit und Autor spiritueller Werke.
C. trat 1545 in den Jesuitenorden ein und studierte an der Universität Gandia, wo er mit Franz Borja und Andrés Oviedo in Verbindung stand. Nach kurzer Lehrtätigkeit in Philosophie und Theologie bekleidete er im Orden leitende Ämter. Dabei verbreitete er von 1560 an bei seinen Untergebenen die Lehre vom affektiven Gebet, was jedoch am 2.04.1574 beim Generaloberen als eine für einen Jesuiten bedenkliche Art zu beten angezeigt wurde. C. legte daraufhin dem Jesuitengeneral seinen Tratato de oración mental (Traktat über das innerliche Gebet) vor. Dieser traf am 25.11.1574 die Entscheidung, dass diese Gebetsform mit der der Gesellschaft Jesu eigenen Weise des Betens unvereinbar sei. C. beugte sich und lehrte in der Folge seine Methode nicht mehr. So blieben seine wichtigsten spirituellen Schriften zunächst unveröffentlicht: Itinerario de la perfección (1607 in Florenz, ital.), der Tratado de las tres vidas del hombre, activa, contemplativa y mixta und der Tratado de la vida purgativa.
C. unterscheidet das intellektive und das affektive innerliche Gebet. Letzteres beschreibt er als eine Erhebung des Willens zu Gott, ohne dass dem vorher eine Erwägung vorangegangen wäre. Da diese Form des Betens eine Frucht der Hoffnung und der Liebe sei, stehe es über dem intellektivem Gebet.
Als seine spirituellen Schriften später veröffentlicht wurden, fanden sie jedoch nicht mehr den gebührenden Anklang, wohl auch wegen der etwas spröden Sprache. Trotzdem gehört C. zu den großen Autoren über Spiritualität. Hinsichtlich der Spiritualität der Jesuiten informiert Joseph Guibert.
Lit.: Obras espirituales del P. Antonio Cordeses: guía teórico-práctica de la perfección cristiana. Parte primera, Tratados de las tres vidas: activa, contemplativa y mixta; De la oración mental y de la vida purgativa / compuestos por el P. Antonio Cordeses; preparado, anotado y editados por el P. Aurelio Yanguas. Madrid, 1953; Guibert, Joseph de: La spiritualité de la compagnie de Jésus. Esquisse historique. Ouvrage posthume. Roma: Inst. Historicum S.I., 1953.
Cordovero, Moses (*1522; † 27.05.1570), kabbalistischer Gelehrter aus Cordoba, der in Safed in Palästina lebte.
C. war Schüler von Joseph Karo und Lehrer von Isaak > Luria. Er versuchte auf der traditionellen mittelalterlichen Philosophie und den Lehren des > Zohar ein spekulatives kabbalistisches System zu errichten: Gott ist die Erste Ursache und nicht beschreibbar. Aus ihm emaniert jedwede Realität, aber nicht jede Realität ist Gott. Daher kann die Kluft zwischen Gott und der Realität nur durch die > Sefirot, die von Gott ausgehenden Emanationen, überbrückt werden. Somit liegt die Vollkommenheit der Geschöpfe in der Vereinigung mit Gott, der Ersten Ursache.
Seine zwei großen systematischen Werke sind Pardes Rimmonim (Lustgarten der Granatäpfel) und Elimah Rabbati. C. verfasste zudem einen Kommentar zum Zohar mit dem Titel Or Yaqar (Kostbares Licht) sowie das populäre Werk Tomer Devorah (Palme der Deborah), das aufzeigt, wie die > Kabbala in der Praxis ein Weg zu Gott ist. Diesen Weg zu Gott erlebte er in genuinen mystischen Erfahrungen.
Lit.: Scholem, Gershom: Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen. Frankfurt / M.: Suhrkamp, 1967.
Cordus, Valerius (*18.02.1515 Kassel;
† 25.09.1544 Rom), deutscher Botaniker, Arzt, Pharmakologe und Naturforscher.
C. studierte an den Universitäten Marburg, Leipzig und Wittenberg (u.a. bei Philipp Melanchthon) Medizin und Botanik und lehrte anschließend dort als Professor. Auf Anregung seines Onkels, des Apothekers Johannes Ralla, verfasste er unter dem Titel Dispensatorium pharmacorum omnium, quae in usu potissimum sunt (Nürnberg, 1535) das erste in Deutschland von der Stadt Nürnberg offiziell eingeführte > Arzneibuch. In Annotationes in Pedacei Dioscorides de Materia Medica liber quinque. Liber de artificiosis extractionibus. Liber II de destillatione oleorum (Nürnberg, 1540) beschreibt er die > Destillation von > Kräutern und Säuren, während sein Werk Stirpium descriptionis liber quintus unvollendet postum herausgegeben wurde (Straßburg, 1561). C. starb 29-jährig infolge eines Unfalls bei einer Studienreise in Rom.
Lit.: Husemann, Theodor: Cordus, Valerius. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), Bd. 4. Leipzig: Duncker & Humblot, 1876; Jahn, Ilse: Geschichte der Biologie. Heidelberg / Berlin: Spektrum Akademischer Verlag, 2000.
Core Energetic (engl., Energiekern), eine von dem amerikanischen Psychiater John C. Pierrakos (* 8.02.1921; † 1.02.2001) entwickelte alternative Therapie auf der Grundlage der > Bionergetik von Wilhelm > Reich. Nach Pierrakos drängt ein innerer Kern (engl. core) mit seiner kreativen Lebensenergie nach außen, um das wahre Selbst zu verwirklichen. Dabei kann Energiefluss vor allem durch Ängste blockiert werden. Die Blockierung lässt sich jedoch nach der C. E. durch Körperarbeit und durch die reinigende Wirkung, den kathartischen Effekt, abbauen, wenn man mit der Angst konfrontiert wird und sie bewusst erleben muss. Das kreative Potential des Menschen, das sich in seiner höchsten Form als Liebe offenbart, kann nämlich nur im Zustand der Entspannung zur Entfaltung kommen, ist doch die Liebesfähigkeit das Zentrum der core-energetischen Arbeit.
Lit.: Pierrakos, John C.: Core-Energetik. Essen: Synthesis-Verlag, 1987.
Core-Schamanismus, auch Kernschama-
nismus genannt. Von Michael Harner geprägte Bezeichnung der schamanischen Elemente und Techniken, die sich bei allen Kulturen finden und heute von den meisten schamanischen Zirkeln verwendet werden.
Lit.: Harner, Michael: Der Weg des Schamanen. München: Ansata, 2011.
Coretas, Entdecker von > Delphi. Nach der griechischen Mythologie soll C., ein Hirte, die begeisternde Kraft der Dünste von Delphi entdeckt haben, als er feststellte, dass seine Schafherde sich eigenartig verhielt, wenn sie in die Nähe kam und die Dünste aufnahm, die aus einer Höhle am Parnassus stiegen, ja, er selbst prophetische Aussagen machte, die sich bewahrheiteten.
Bald wurde die Höhle als von > Apollo bewohnt bekannt und über ihr der berühmte delphische Tempel erbaut, an den sich dann die Stadt Delphi anschloss.
Lit.: Giebel, Marion: Das Orakel von Delphi. Stuttgart: Reclam, 2001.
Corliss, William Roger (*28.08.1926 Stamford, Connecticut; † 8.07.2011 Glen Arm, Maryland / USA), amerikanischer Physiker, der durch das Sammeln anomalistischer Phänomene bekannt wurde.
C. studierte Physik und erhielt 1953 den Master of Science. 1963 wurde er freier Schriftsteller und ab 1974 veröffentlichte er
in seinem „Sourcebook-Projekt“ eine Reihe von Werken aus den Grenzbereichen der Wissenschaft. Jedes Werk ist einem bestimmten Fachgebiet (Archäologie, Astronomie usw.) gewidmet. So befasste er sich z.B. in seinem Buch Unknown Earth: A Handbook of Geological Enigmas (1980) mit Dinosaurierspuren, Naturpyramiden u.Ä. Bei der Materialsammlung bediente er sich ausschließlich wissenschaftlicher Zeitschriften amerikanischer und britischer Provenienz.
C. war zudem der Erste, der die außergewöhnlichen Phänomene systematisch katalogisierte.
Darüber hinaus schrieb er auch Bücher über Erziehung, Bücher für die Atomenergiekommission, die NASA und die National Science Foundation. Seine zahlreichen Veröffentlichungen, die hier nicht einzeln genannt werden können, sind eine Fundgrube für die Grenzgebiete der Wissenschaft, oder wie C. sagt, Science Frontiers.
Lit.: Broad, William J.: “The science corps wants a few more good heretics”. The New York Times, October 16, 1983; Clark, Jerome: Unerklärlich! Geisterlichter, Riesenkraken und andere Phänomene. Niedernhausen /Ts.: FalkenTaschenBuch, 1998.
Cormac, Cormac Mac Airt, Cormaic, erster historisch fassbarer König Nordirlands im 3. Jh. Er regierte auf Tara.
Der Sage nach gaukelte ihm der Gott des Meeres, Manannán Mac Lir, verschiedene außergewöhnliche Dinge vor, z.B. einen silbernen Zweig mit goldenen Äpfeln, der beim Schütteln eine Musik hervorbrachte, bei der alle zufrieden einschliefen. Zum Preis dafür musste C. dem Meeresgott aber seine Tochter Ailbe, seinen Sohn und seine Frau Eithne geben. Beim Versuch, dies zu verhindern, geriet er in ein überirdisches Paradies, wo er fürstlich bewirtet wurde. Auf die Erde zurückgekehrt, fand er sich mit seiner Familie nahe der Burg Tara wieder, in der Hand einen silbernen Becher, mit dem er Wahrheit von Lüge unterscheiden konnte.
Lit.: Holzapfel, Otto: Lexikon der abendländischen Mythologie. Freiburg: Herder, 2002.
Cornelius, Papst (März 251– Juni 253), Märtyrer, heilig (Fest: 16. September, zusammen mit dem hl. Cyprian von Karthago). C. wurde in der Lucinagruft der Calixtuskatakombe beigesetzt und bis zur Aufklärung besonders im Rheinland als einer der vier Schirmherren (neben Antonius, Quirinus, Hubertus), die im Kölner Raum „die Marschälle Gottes“ genannt wurden, verehrt. Wie die übrigen drei ist auch C. Helfer und Arzt für Mensch und Vieh. Er wird gegen Krämpfe, Fallsucht und speziell bei Krankheiten unter dem Hornvieh angerufen. Auch in der Bretagne gilt er als Beschützer des Hornviehs. Um seine Fürbitte zu erlangen, werden auch Wallfahrten durchgeführt, so u.a. nach Cornelimünster bei Aachen, dessen Kirche dem heiligen C. geweiht ist und die einen Teil des Hauptes sowie den rechten Arm des Heiligen besitzen soll.
Erwähnt wird C. nicht zuletzt in einem alten Wurmsegen: „Ich segne dich Wurm klein Mit Sankt C. Bein“ (Nied). Als beliebter Taufname wurde C. zur Grundlage zahlreicher Familiennamen.
Lit.: Weidenbach, Anton Joseph: Calendarium historico-christianum medii et novi aevi. Regensburg: Manz, 1855; Nied, Edmund: Heiligenverehrung und Namensgebung. Freiburg: Herder, 1924; Brox, Norbert: Das Papsttum in den ersten drei Jahrhunderten, in: M. Greschat (Hg.): Gestalten der Kirchengeschichte, Bd. 11, Das Papsttum I. Stuttgart u.a., 1985.
Cornell, Anthony Donald
(*1923; † 10.04.2010 Cambridge), britischer Regierungsrat und Präsident der Cambridge University Society for Psychical Research 1958 und 1968.
C. studierte an der Universität Cambridge Ökonomie. 1962 wurde er Mitglied der Society for Psychical Research in London und befasste sich vor allem mit > Spukphänomenen, > Poltergeistern, > Erscheinungen, > Psychokinese und > Mediumismus. Experimentell ging er der Frage nach, wie viele Menschen angeben, Erscheinungen gehabt zu haben (1959). Viele Beiträge erschienen im Journal der SPR. Mit Alan > Gauld verfasste C. eine wertvolle Analyse und Bewertung des Poltergeistphänomens (1979).
W. (Auswahl): An Experiment in Apparitional Observation and Findings. JSPR 40 (1959), 120; zus. mit Gauld, A.: Poltergeists. London: Routledge & Kegan Paul, 1979.
Cornfoot, Janet > Pittenweem, Hexen von.
Cornus Romuli (lat., Kornelkirschenbaum des Romulus), nach der römischen Mythologie stand in der zehnten Region Roms der berühmte Kornelkirschenbaum, der aus einer Lanze gewachsen sein soll, die Romulus nach einem Eber warf. Dabei drang sie auf dem palatinischen Berg so fest in die Erde, dass niemand imstande war, sie herauszuziehen. Als aus ihr ein Kornelkirschenbaum wuchs, umgab man ihn mit einer Mauer. Der Baum wurde bis in die Zeit Caligulas verehrt, als bei der Errichtung einer Treppe neben ihm seine Wurzeln verletzt wurden, sodass er verdorrte.
Lit.: Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Erftstadt: area verlag gmbh, 2004.
Corona (lat., Krone; griech. stephana, Siegeskrone), Märtyrerin (* um 160 in Ägypten oder Syrien; † 177), heilig (Fest: 14. Mai). C. erlitt an einem 14. Mai mit 16 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann Victor den Märtyrertod in Damaskus oder in Alexandrien. Anlass war die unter Antoninus vorgenommene Verhaftung und Folterung des christlichen Soldaten Victor von Siena. C. kam hinzu und bekannte laut, dass ihr über ihrem eigenen Haupt und dem ihres Mannes wegen dessen Standhaftigkeit unter der Folter je eine corona, Siegeskrone, erschienen sei. Victor wurde enthauptet und C. durch Anbinden an zwei niedergebeugten Palmen beim Hochschnellen derselben auseinandergerissen.
997 veranlasste Otto III. die Übertragung ihrer Reliquien von Otricoli nach Aachen. Karl IV. brachte andere Reliquien der C. von Feltre in den Veitsdom nach Prag. In Bayern und Österreich wird C. noch heute vom Volk verehrt.
Geschätzt ist vor allem das Coronagebet. Dabei wird C. als Erzschatzmeisterin über die verborgenen Schätze, als Fürsprecherin der armen Leute und Gebieterin der bösen Geister zur Erlangung von Reichtum durch eine Serie von Gebeten angerufen, ist doch ihr Name mit den Kronen verknüpft, die sie für Victor und für sich aus dem Himmel kommen sah.
Lit.: Acta Sanct. Boll. Mai 3, 265 ffl.; Sauser, Ekkart: Victor und Stephanisa / Corona, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL), Bd. 12, Herzberg, 1997, Sp. 1349 –1350; ders.: Korona aus der Thebais, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL), Bd. 23, Nordhausen, 2004, Sp. 845 – 846; Löhr, Alfred: Die Heilige Corona und ihre mittelalterlichen Darstellungen in Bremen, in: Bremisches Jahrbuch, Bd. 66, Bremen 1988, S. 47–58.
Corona borealis (lat., Nördliche Krone), ein Sternbild nördlich des Himmelsäquators, nach der griechischen Mythologie der Kranz der > Ariadne, den > Dionysos an den Himmel versetzte. C. gehört zu den 48 Sternbildern der antiken Astronomie, die bereits von Ptolemäus erwähnt wurden. Ihr Gegenstück am Himmel ist die Südliche Krone (Corona Australis).
Lit.: Unsere Sternbilder. Stuttgart: Kosmos, 2008.
Coronis (griech., Anhang), das letzte Werk Emanuel > Swedenborgs. Das Manuskript wurde in London geschrieben, später im Haus des Arztes Dr. Messiter aufgefunden, der Swedenborg während seiner letzten Krankheit behandelte, und schließlich von Augustus Nordensköld 1780 in London veröffentlicht. Die erste deutsche Übersetzung erschien im Jahre 1795.
C. ist in drei Teile gegliedert: 1. Über die vier Kirchen; 2. Einladung zur Neuen Kirche; 3. Über die Wunder.
Lit.: Swedenborg, Emanuel: Coronis oder Anhang zur wahren christlichen Religion. Zürich: Swedenborg-Verlag, o. J.
Corpora Supercoelestia (lat., „überhimmlische Körper“), im > Spiritismus „überhimmlische Körper“, die nur bei übersinnlicher Wahrnehmung auf der > Astralebene sichtbar werden.
Lit.: Drury, Nevill: Lexikon esoterischen Wissens. München: Droemer Knaur, 1988.
Corpus alchimisticum, Bezeichnung einer Sammlung alchemistischer Schriften, die von einem byzantinischen Hofbeamten namens Theodorus im 8. Jahrhundert zusammengetragen wurden. Das C. enthält Sammlungen antiker Texte über alchemistische Themen, darunter jene von > Kleopatra.
Im 15. und 16. Jh. wurden mehrere Abschriften der Sammlung erstellt, später auch mehrfach ins Lateinische übersetzt und kommentiert.
Lit.: Goldschmidt, G.: Alchimie. Ciba-Zeitschrift Nr. 65, Basel, Januar 1939.
Corpus hermeticum (lat. corpus, Werk; hermeticum, abgeschlossen, verborgen), Sammlung von 17 anonymen Prosaschriften synkretistisch-esoterischen Inhalts, die wahrscheinlich in Ägypten entstanden ist. Über die Autoren der einzelnen Texte besitzen wir keinerlei Nachrichten. Sie benutzten die literarische Fiktion, dass > Hermes, der mit dem ägyptischen Gott > Thot, dem Gott der Weisheit und Schreibkunst, identifiziert wurde, in Vorzeiten seine Söhne unterwiesen habe und diese Gespräche auf Stelen in den ägyptischen Heiligtümern aufschreiben ließ.
Die Schriften wurden in der Zeit vom 1. bis zum 3. Jh. verfasst, zwischen 500 und 1100 zusammengestellt und häufig nach dem Titel des ersten Traktats „Poimandres“ („Der Menschenhirt“) benannt.
Die 17 Traktate des CH haben folgenden Inhalt: CH I, Poimandres, enthält einen > Mythos über die Weltentstehung. CH II identifiziert den Raum, in dem sich der Kosmos bewegt, mit Gott. CH III enthält einen Lobbericht des Hermes über die göttliche Schöpfung. CH IV beschreibt ein hermetisches Ritual, bei dem ein mit Geist gefüllter Mischkrug eine Rolle spielt. CH V enthält einen erkenntnistheoretischen Teil und ein Lob der Schöpfung in > Mikro- und Makrokosmos. CH VI beschreibt Gott als gut, die Schöpfung aber als schlecht. CH VII handelt von der Verderbtheit der Materie und des menschlichen Körpers. CH VIII betont, dass Nichts von Allem verloren geht, was ist. CH IX thematisiert die Prämissen, die durch das Denken und die Wahrnehmung vorgegeben sind. CH X und XI geben eine Darstellung des hermetischen Weltbildes. CH XII befasst sich mit dem > Schicksal. CH XIII behandelt die > Wiedergeburt. Angeschlossen ist ein Dankgebet an den ganzen Kosmos. CH XIV erörtert die verschiedenen schöpfungstheologischen Positionen. CH XV beschreibt > Hermes Trismegistos. CH XVI enthält eine an der Gestalt des „Götterkönigs > Amun“ aufgehängte > Sonnentheologie, verbunden mit einer mythischen Kosmologie, in der Dämonen eine wichtige Rolle spielen. CH XVII beschreibt die hermetische All-Einheits-
Theologie mit heidnischen und polytheistischen Kultpraktiken.
Im Mittelalter war das CH außer durch Lactantius (Div. inst. I, 6, 1-5; De ira Dei XI) vor allem durch die Kirchenväter Augustinus (De civ. Dei VIII, 23-26) und Clemens von Alexandria (Stromata VI, 4, 35-38) in Auszügen bekannt. Der vollständige Text wurde allerdings erst zugänglich, als 1460 ein Mönch im Dienst des Cosimo von Medici in Mazedonien das griechische Manuskript entdeckte und nach Florenz brachte (Biblioteca Medicea Laurenziana, Codex Laurentianus LXXI 33 (A)). 1463 beauftragte Cosimo Marsilius Ficinus, dem er 1450 die Gründung einer platonischen Akademie anvertraut hatte, noch vor den Werken Platons das CH zu übersetzen. 1471 wurde die lateinische Fassung erstmals als Pimander (eigentlich der Titel des ersten Traktats) gedruckt und erfuhr bis 1641 nicht weniger als 25 Auflagen, neben Übersetzungen in anderen Sprachen.
Das eigentliche Ziel und der wesentliche Inhalt dieser hermetischen Schriften liegen in der Erkenntnis Gottes als Schöpfer von Welt und Mensch. Wer Gott erkennt, ist fromm und erlangt das Heil. Unwissenheit bedeutet hingegen Schlechtigkeit und Verderben für den Menschen. Die Hermetiker selbst verstanden sich als Elite (CH IX 4, XIII, 13), die bei der Masse auf Unverständnis stößt.
Lit.: Colpe, Carsten / Holzhausen, Jens: Das Corpus Hermeticum Deutsch: Übersetzung, Darstellung und Kommentierung in drei Teilen. Stuttgart-Bad Cannstatt: Frommann-Holzboog, o. J.; Der neue Pauly 3 (1999), Sp. 203 –206; Ebeling, Florian: Das Geheimnis des Hermes Trismegistos. München: Beck, 2009.
Corpus ibi agere non potet, ubi non est (lat.), „der Körper kann dort, wo er nicht ist, nicht wirken“. Diese scholastische Maxime könnte duch eine echte > Bilokation aufgehoben werden, also durch die materielle Anwesenheit desselben Körpers an zwei verschiedenen Orten, was tatsächlich noch nie bewiesen werden konnte. Anders verhält es sich mit der Wirkung eines > Doppelgängers und dem Erleben der Anwesenheit einer Person an zwei verschiedenen Orten.
Lit.: Albanese, Paolo: Un medico parapsicologo scrive…: eccezionali esperienze sulla chiaroveggenza, la telediagnostica, i fenomeni parabiologici, la bilocazione, le guarigioni eterodosse ed i miracoli. Ancona: Filelfo, 1982.
Corpus subtile (lat., feinstofflicher Körper, Feinstofflichkeit), eine Form von Materie, die feiner und beweglicher ist als die grobstoffliche Materie. Das C. steht somit zwischen Materie und Immateriellem. Derartige Vorstellungen finden sich in einigen philosophischen Ansätzen zur Klärung der Interaktion von Materie und Geist, in Religionen, Gnosis, Hermetik, Esoterik und in verschiedenen Kulturbereichen. Im deutschen Sprachraum spricht man von > Feinstofflichkeit.
Lit.: Gruber, Elmar R.: Kult & Magie: eine Reise durch die Welt des geheimen Wissens. Wien, 1990; Naegeli, Hans: Umsessenheit und Infestation. Frankfurt a. M.: R. G. Fischer, 1994.
Corralès, Ophelia (um 1908), Materialisationsmedium aus San José, Costa Rica.
Als C. 18 Jahre alt war, materialisierte sich bei ihr bei vollem Bewusstsein eine Wesenheit mit dem Namen Miguel Ruiz. Das Phantom konnte berührt und sein Herz getestet werden, es konnte sich vergrößern und verkleinern, und wenn ein Zündholz angezündet wurde, verschwand es. Ruiz wurde zum leitenden Medium und kam oft in Begleitung anderer Phantome, von denen „Mary Brown“ das bemerkenswerteste war.
Den Vorsitz der Séancen hatte Dr. Alberto Brenes inne, Professor an der Juristischen Akademie und ein anfänglicher Skeptiker. Roberto Brenes Mesên, Untersekretär des Unterrichtsministeriums, und Ramiro Aguilar, Direktor der Hochschule von San José, besuchten die Séancen. Manchmal wurden bis zu fünf Phantome gleichzeitig wahrgenommen, von denen jedes in seiner Muttersprache redete. Ferner ist von automatischer Schrift, Transportation und Persönlichkeitsspaltungen die Rede. Überzeugende Untersuchungen sind nicht bekannt, zumal C. 1914 mit den Sitzungen aufhörte.
Berichte über C. finden sich im Organ der Mexikanischen Spiritistischen Federation, El Siglo Espirita (28. März 1908), und in den Annals of Psychic Science (1910).
Correspondentia (lat., Entsprechung), magische Entsprechung, im Sinne einer latenten Analogie oder Wechselwirkung von kausal nicht definierbaren Ereignissen. So interpretiert C. G. Jung den Fall, dass Emanuel > Swedenborg den Brand von Stockholm über Hunderte von Kilometern außersinnlich wahrgenommen habe, folgendermaßen:
„In diesem Fall müsste man, um die Kausalität nicht fahren zu lassen, annehmen, dass das Unbewusste Swedenborgs den Brand Stockholms inszeniert, oder umgekehrt, dass das objektive Ereignis (in allerdings unvorstellbarer Weise) die entsprechenden Bilder in Swedenborgs Gehirn angeregt hätte. In beiden Fällen aber stoßen wir, wie oben auseinandergesetzt, an die unbeantwortbare Frage der Übermittlung.“
Jung stellt daher dem Naturgesetz der Kausalität das Prinzip der > Synchronizität komplementär gegenüber und fügt so der Natur neben Zeit, Raum und Kausalität als vierten Faktor das „ursachelose Angeordnetsein“ hinzu.
Nach Burkhard Heim liegt die Lösung dieser unbeantwortbaren C. im Eingreifen des G4 über I2 und S2 in die Raum-Zeit.
Lit.: Jung, C. G.: Synchronizität als ein Prinzip akausaler Zusammenhänge, in C. G. Jung / W. Pauli: Naturerklärung und Psyche. Zürich: Rascher, 1952; Heim, Burkhard: Mensch und Welt. Innsbruck: Resch, 22012.
Corrigans, auch Kérions, in der keltisch-bretonischen Überlieferung > Zwerge oder > Gnomen von übermenschlicher Stärke, die als Erbauer oder Bewohner der prähistorischen > Megalithbauten genannt werden. Auch Grabhügel und Steintische auf den Britischen Inseln werden in der Volkssage mit einem zwergenhaften „unterirdischen Volk“ belebt.
Lit.: Drury, Nevill: Lexikon esoterischen Wissens. München: Droemer Knaur, 1988.
Corroboree (auch Coorroboree) ist der Name einer zeremoniellen Feier der > Aborigines. Der Begriff wurde von den europäischen Ansiedlern in Abwandlung der in der Aboriginessprache vorkommenden Bezeichnung caribberie für dieses Ritual in C. umbenannt. Der Begriff bezeichnete ursprünglich nur eine bestimmte Zeremonie der Aborigines in > Australien. Teile der Zeremonie gehen bis in die Schöpfungsgeschichte der > Traumzeit zurück. Es geht dabei um Veranstaltungen mit Tanz, Musik, Gesang und Körperbemalung.
Inzwischen wird C. in ganz Australien für nahezu alle öffentlichen und nicht-öffentlichen Gesangs- und Tanzzeremonien von Aborigines verwendet, ohne inhaltlich zu differenzieren.
So werden als C. sowohl Initiationszeremonien als auch Tanzveranstaltungen für Touristen bezeichnet.
Lit.: Wörterbuch der Völkerkunde. Berlin: Dietrich Reimer, 1999.
Cortés, Juan Francisco María de la Salud Donoso (* 6.05.1809 Don Benito, Spanien; † 3.05.1853 Paris), spanischer Diplomat, Politiker und Staatsphilosoph.
C., Sohn eines Rechtsanwalts und Nachfahre des Eroberers Hernando Cortés, studierte Recht, Geschichte, Philosophie und Literatur in Salamanca, Cáceres und Sevilla und erhielt bereits mit 19 Jahren den Lehrstuhl für Literatur und Ästhetik in Cáceres. Eine früh eingegangene Ehe endete schon bald mit dem frühen Tod der Gattin.
1832 ging C. nach Madrid und widmete sich fortan der Politik. Ursprünglich dem Liberalismus zugewandt, vollzog er in Frankreich seine Hinwendung zum Katholizismus, die er 1848 endgültig besiegelte. Anfang 1849 hielt C. im spanischen Parlament eine fulminante Rede aus katholischer Sicht, die ihn weithin bekannt machte. Eine zweite aufsehenerregende Rede über Europa folgte im Januar 1850. Kaiser und Könige, Dichter und Denker standen ganz im Bann seiner Ausführungen, nicht zuletzt der greise Fürst Metternich. 1851 zog C., nach einem Jahr als Botschafter in Berlin, als Gesandter Spaniens nach Paris. Dort erschien dann sein Hauptwerk Essay über den Katholizismus, den Liberalismus und den Sozialismus.
Mit Seherblick sagte er die großen kommenden Katastrophen voraus, die für Europa heute verständlicher sind als damals: „Die europäische Gesellschaft liegt im Sterben. Schon sind die äußeren Glieder von der Kälte des Todes erfasst, und es wird nicht mehr lange dauern, bis auch das Herz der Erstarrung anheimgefallen ist. Und wissen Sie, weshalb Europa im Sterben liegt? Weil es sich über die große und unvergängliche Lebensregel hinwegsetzen will, die besagt, dass der Mensch nicht bloß vom Brote lebt, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt.“
W.: Die Hauptirrtümer der Gegenwart nach Ursprung und Ursachen. Denkschrift an Seine Eminenz Kard. Fornari, 19. Juni 1852; Wien: Haselböck, 1932; Essay über den Katholizismus, den Liberalismus und den Sozialismus und andere Schriften aus den Jahren 1851 bis 1853. Wien: Karolinger, 2007.
Corvey (früher auch Corbeiya nova, 823), eine ehemalige Benediktinerabtei im Kreis Höxter im heutigen Nordrhein-Westfalen, um die sich u.a. folgende Legende rankt: Die Mönche von C. hatten von Gott die Gnade erhalten, dass wenn einer von ihnen sterben sollte, er drei Tage zuvor eine Vorwarnung erhielt: eine Lilie, die im Chor an einem Kranz hing, kam auf wunderbare Weise herab und erschien im Stuhl desjenigen Mönchs, dessen Tage gezählt waren. Eines Tages nun erschien die Lilie im Stuhl eines jungen Mönchs, der die Warnung jedoch missachtete und die Lilie heimlich in den Stuhl eines alten Mitbruders legte. Dieser erkrankte zunächst vor Schreck, erholte sich aber, während der junge Mönch am dritten Tag starb.
Lit.: Der Schwarze Führer: Deutschland; 253 geheimnisvolle Stätten in 194 Orten. Freiburg i. Br.: Eulen Verlag, 2000.
Cory, Martha > Hexen von Salem.
Coscinomantie (lat. coscinus, coscina, Getreidemaß; griech. mantike, Wahrsagung; engl. coscinomancy, ital. coscinomanzia), Wahrsagen mit einem Sieb. Diese Form des Wahrsagens war nach dem dritten Idyll von Theokrit (um 270 v. Chr.) bereits bei den alten > Griechen und > Römern gebräuchlich. Auch die Hebräer übten diese Wahrsageform aus, wie Maimonides berichtet. Die Art und Weise war jedoch nicht einheitlich.
Bei den Hebräern wurde nach Maimonides ein gewöhnliches Getreidesieb an einem Faden aufgehängt. Dann wurden die Namen verdächtiger Personen der Reihe nach hergesagt. Jene Person, bei deren Namensnennung das Sieb in Bewegung kam, wurde für schuldig befunden.
Oft wurde das Sieb auf einer Zange balanciert, wodurch es noch leichter in Drehung geriet. Statt der Zange wurde häufig auch eine Schere verwendet, die aufgespreizt mit den Spitzen so tief in den Rand des Siebs gestochen wurde, dass man es tragen konnte. Zwei Personen verschiedenen Geschlechts gaben jeweils den Mittelfinger der linken Hand unter den Griffring der Schere und hielten das Sieb hoch. Der so gehaltene Griff glitt bei der geringsten Bewegung vom Finger und das Sieb fiel zu Boden, was für die genannte Person als Schuldspruch gewertet wurde.
Den alten Deutschen war das Siebdrehen ebenso wohlbekannt und im Mittelalter eine so gebräuchliche Wahrsageart, dass es sogar bei Gericht als Beweis zugelassen wurde, was dann „Besiebnen“ hieß.
Lit.: Maimonides, Moses: Treatise on logic: the original Arabic and three Hebrew translations. New York: American Acad. for Jewish Research, 1938; Theocritus: Gedichte. Düsseldorf: Artemis und Winkler, 1999; Gessmann, Gustav W.: Handbuch der Wahrsagekünste. Leipzig: Bohmeier, 2006.
Cosimo, Fratel Fragomeni (*27.01.1950 Santa Domenica di Placanica / Kalabrien, Italien), einfacher Schafhirte mit nur sechsjähriger Schulbildung, Eremit und charismatischer Franziskanerterziar seit 1978 (Ablegung der Gelübde am 17.01.1987).
Eine Marienerscheinung am 11.05.1967 am Scoglio (Felsen) veranlasste ihn, sein Leben von da an in den Dienst Christi, Mariens und der leidenden Mitmenschen zu stellen. Sein Leben wird angeblich von Wunderheilungen und anderen Charismen begleitet (> Kardiognosie, > Xenoglossie, > Prophetie, himmlische Düfte).
Am 28. Oktober 2002 brach nach einer vorangegangenen Vision (Marienerscheinung) von Fratel C. am Scoglio eine Quelle auf, nachdem er die Jungfrau um ein Zeichen dafür gebeten hatte, dass die Vision von ihr kam.
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass in den letzten 30 Jahren ca. 8000 Krankenheilungen dokumentiert wurden. Inzwischen ist Santa Domenica di Placanica zu einem Wallfahrtsort geworden.
Lit.: Prochilo, Francesco: Fratel Cosimo e l’ineffabile potenza di Dio. Tavagnacco: Edizioni Segno, 2004.
Cosit astusa potista fuerat (verderbtes Latein), Zauberformel gegen das Abgeworfenwerden von Pferden, auch in der Form casitas tusa palis tafulrat (Drechsler 2,274).
Lit.: Drechsler, Paul: Sitte, Brauch und Volksglaube in Schlesien. Leipzig: Teubner, 1903.
Cosmas und Damian > Kosmas und Damian.
Cosmic reservoir (engl.), Ausdruck des amerikanischen Psychologen und Philosophen William James (1842–1910) zur Bezeichnung eines kosmischen Gedächtnisses, in dem jeder Gedanke und jede Äußerung gespeichert sind. Das Medium hätte die Fähigkeit, aus diesem Speicher Informationen zu beziehen.
Lit.: James, William: Die Vielfalt religiöser Erfahrung. Eine Studie über die menschliche Natur. Frankfurt a. M.: Insel Taschenbuch, 1997.
Cosmo-Therapie, Weckung und Harmonisierung aller Schwingungsebenen des Menschen über die Sinne, um das Zusammenwirken von Geist, Seele und Leib, verbunden mit der Selbstverantwortung des Menschen, zur Grundlage von Gesundheit und Wohlergehen zu machen.
Als begleitende Behandlungsmittel dienen dabei integral aufeinander abgestimmte Farben, Klänge, Edelsteine und Essenzen, um die Ganzheit sinnlich erfahrbar zu machen. Der Erfolg derartiger Behandlungsmethoden hängt wesentlich von der Überzeugung des Klienten und der Übertragungsfähigkeit des Therapeuten ab. Eine Überbetonung der Sinne kann dabei die spirituelle Dimension leicht überdecken, falls das Machen zum Seins-Ersatz wird.
Lit.: Gümbel, Dietrich: Heilen durch die Sinne: die Cosmo-Therapie. Heidelberg: Haug, 1998.
Cosyn, Edward > Prestall, John.
Cothmann, Ernst (*1557 in Lemgo; † 1624 in Rostock), Jurist, Professor in Rostock, Kanzler des Herzogs von Mecklenburg-Güstrow.
1595 erhielt C. eine Professur an der Juristischen Fakultät der Universität Rostock, in deren Rahmen er auch an der Beurteilung von Hexenprozessen beteiligt war. Aus den erhaltenen Rostocker Spruchakten geht hervor, dass C. dabei häufig für die Belange der Angeklagten eintrat und die lokalen Gerichte rügte, was auch seine gedruckten Konsilien bezeugen. Gegen die Haltung Jean > Bodins vertrat er ganz entschieden die Ansicht, dass auch bei Hexenprozessen die reguläre Strafordnung, nach der jeder Angeklagte ein Recht auf Akteneinsicht und Verteidigung habe, gelte. Zudem verwarf er Äußerungen, die sich auf den Teufel oder das angebliche Erkennen auf dem Hexensabbat bezogen, hielt aber an der Realität des Hexereidelikts fest.
W.: Responsorum iuris, seu consiliorum ac consultationum Ernesti Cothmanni vol. 1–5. Francoforti: P. Kopf, 1610 –19.
Lit.: Lorenz, Sönke: Aktenversendung und Hexenprozess. Dargestellt am Beispiel der Juristenfakultäten Rostock und Greifswald (1570/82–1630), 3 Bde., Frankfurt a. M. / Bern: Lang, 1982; ders.: Ernst Cothmann (1557–1624) aus Lemgo in Westfalen. Ein Iurisconsultus Rostochiensis in Sachen Hexenprozess, in: Das Andere Wahrnehmen. Beiträge zur europäischen Geschichte. August Nitschke zum 65. Geburtstag gewidmet, hg. v. Martin Kintzinger, Wolfgang Stürner u. Johannes Zahlten. Köln u.a.: Böhlau, 1991, S. 437– 449.
Cothmann, Hermann (*1.05.1629 Lemgo, Deutschland; † 1683 ebd.), „Hexenbürgermeister“, eine Charakterisierung, die ihre eigene Geschichte hat.
Dietrich C., der Vater von Hermann C., entstammte einer angesehenen Familie der Stadt, war aber politisch und wirtschaftlich weitgehend erfolglos, während seine Mutter Catharina Goehausen einer Gelehrten- und Beamtenfamilie in Brakel bei Paderborn angehörte und 1654 den > Lemgoer Hexenprozessen zum Opfer fiel.
C. studierte in Rostock und Jena Jura, stand aber unter dem schlechten Ruf seiner hingerichteten Mutter. 1661 trat er in Lemgo seine juristische Praxis an. Am 12. Februar 1663 heiratete er die Tochter des Osnabrücker Vogts, Christina Elisabeth de Baer zu Dissen. Am 28. November desselben Jahres leistete er den Bürgereid. 1666 wurde er vom Stadtrat zum Directore des Peinlichen Processus contra die Unholden und Hexen ernannt. C. setzte die Tradition seines Vorgängers Heinrich Kerkmann, eines für seine unbarmherzige Strenge berüchtigten Juristen und Spezialisten für Hexenverfolgungen, so intensiv fort, dass er bereits im ersten Amtsjahr 37 Todesurteile fällte.
1667 wurde er Bürgermeister und übte diese Funktion, mit Ausnahme der Jahre 1669 und 1674 bis zu seinem Tode aus. Dabei fielen in den Jahren 1665 – 69, 1675/76 und 1681 rund hundert Menschen, überwiegend unter seiner Verantwortung, den Hexenverfolgungen zum Opfer. Unter den Hingerichteten waren überdurchschnittlich viele Männer und Angehörige der Lemgoer Oberschicht, darunter der Ratsapotheker David Wellmann und der Pfarrer Andreas Koch.
C. gehörte der lutherischen Kirche an. Begünstigt durch die Unterstützung des lippischen Landesherrn und die rechtliche Lage, die dem Rat u.a. auch die fortgesetzte Ausübung der Blutgerichtsbarkeit ermöglichte, erlangte C. eine bedeutende Machtstellung, die er voll zu nutzen wusste. Den letzten > Hexenprozess führte er 1681 gegen Maria Rampendahl, die der Stadt verwiesen wurde. Daraufhin strengte ihr Mann 1682 einen Prozess gegen die Obrigkeiten in Lemgo und Detmold an, der schließlich für den schweren Vorwürfen ausgesetzten Rat gerade noch glimpflich ausging. C. starb wenige Tage nach der Urteilsverkündung. Gleichwohl blieb das Image einer Hochburg der Hexenverfolgung an Lemgo haften.
Lit.: Weland, Johann: Hn. Hermann Cothmann /
Hochgräfl. Lipp. ansehnlichen Land=Raths und wol-
verdienten älteren Bürgermeistern und Scholarchen hieselbst … [Leichenpredigt]. Lemgo, 1683; Bürgerbuch der Stadt Lemgo von 1506 bis 1886, bearb. v. Hans Hoppe. Detmold: Naturwiss. u. Histor. Verein für d. Land Lippe / Lipp. Heimatbund, 1981; Staatsarchiv Detmold, Bestände L 28, L 82, L 86 u.a.; Stadtarchiv Lemgo, A 321, A 6843, A 10.054; Meier, Karl: Lemgo: eine Hochburg der Hexeninquisition. Mitteilungen aus der lippischen Geschichte und Landeskunde 16 (1938), 5 – 62; Rügge, Nicolas: Hermann Cothmann: der „Hexenbürgermeister“ von Lemgo. Hrsg. vom Landesverband Lippe in Kooperation mit der Alten Hansestadt Lemgo. Lemgo: Landesverb. Lippe, 2007.
Cotlar, Mischa (*1.08.1913 Sarny, Ukraine; † 17.01.2007 Buenos Aires), Mathematiker und Parapsychologe.
Aufgrund der jüdischen Abstammung übersiedelte die Familie 1928 nach Montevideo, Uruguay, wo C. von seinem Vater in Mathematik und Musik unterrichtet wurde, nachdem er nur ein Jahr Volksschule besuchen konnte. Seinen ersten Lebensunterhalt verdiente er sich mit Klavierspielen in einer Bar.
Seine mathematische Weiterbildung verdankte C. den uruguayischen Mathematikern Rafael Laguardia und José Luis Massera sowie dem Institut für Mathematik und Statistik der Fakultät für Ingenieurwesen in Uruguay. 1935 übersiedelte er nach Argentinien, wo er drei Jahre später die russische Mathematikstudentin Yanny Frenkel heiratete. 1953 erlangte er schließlich an der Universität Chicago das Doktorat. Nach Argentinien zurückgekehrt, wurde C. Direktor des Instituts für Mathematik der Universidad Nacional de Cuyo und von 1957–1966 war er Professor für Mathematik an der Universität von Buenos Aires. 1967 folgte er einem Ruf an die Rutgers Universität, USA. 1972 kehrte er nach Argentinien zurück, musste jedoch aus politischen Gründen nach Venezuela auswandern, wo er 1984 den nationalen Wissenschaftspreis erhielt und dann angesichts der neuen politischen Lage wieder nach Argentinien ging.
Neben seiner Arbeit als Mathematiker interessierte sich C. auch für parapsychologische Themen. So war er 1972 Gründungsmitglied des Instituts für Parapsychologie in Buenos Aires. In seinen Untersuchungen befasste er sich mit > Psychokinese, > Telepathie und > Mediumismus. Zudem schrieb er Artikel über > Yoga und hinduistische Philosophie.
Lit.: Encyclopedia of Occultism & Parapsychology. Second Edition. Detroit, Michigan: Gale Research Company; Book Tower, 1984.
Cotoi, Maria Ionela (*18.04.1930 Baita /Kreis Mures, Rumänien), stigmatisierte Ordensfrau und Visionärin in Bukarest, Gründerin der Kongregation des Unbefleckten Herzens Mariens (Ordensname: Sr. Maria Ionela).
C. wurde in der Zeit vom 10. Mai bis 28. Juli 1949 in die Apostolische Nuntiatur von Bukarest eingewiesen und zur Prüfung der Echtheit der Stigmen und Visionen einer ununterbrochenen Beobachtung unterzogen. Zu Beginn der Untersuchungen wurde sie von Ärzten gewogen. Sie hatte 50 Kilogramm. Der Nuntius, Erzbischof O’Hara, vertraute sie der in der Nuntiatur angestellten Schwester Maria Clara an und verpflichtete diese unter Eid, immer alles mitzuteilen, was sie bei C. beobachtete. Zu diesen Beobachtungen gehörten Ekstasen mit Wunden an Kopf, Füßen und Seite. So berichtet Sr. Clara: Ich sah „wie auf ihrer Stirn Blutstropfen und auf ihrem Gesicht blutige Tränen erschienen. Ihr Körper war unbeweglich wie aus Marmor. Ich stach sie mit einer Nadel in den Fuß, doch sie reagierte auf keine Weise“ (Höcht, 578). Die genannten Erscheinungen dauerten von Donnerstag bis Freitag, 15.00 Uhr. Am Samstag waren alle Wunden geschlossen. Auch ein Kreuz in der für sie eingerichteten Kapelle blutete an fünf Freitagen, wie sie dies in einer Ekstase vernahm. Ebenso ist von blutenden Hostien die Rede.
Beim Verlassen der Nuntiatur wog C. 52 kg. Sie kam in das Kloster der hl. Agnes und wurde nach der Schließung der Nuntiatur 1950 verhaftet, viele Jahre in verschiedenen Gefängnissen festgehalten und erst 1964 aus dem Gefängnis entlassen. > Ekstasen, > Inedia, > Blutwunder.
Lit.: Theologie der Leiden: [Jesus an Sr. M. Ionela Cotoi]. Kisslegg: Fe-Medienverl., 2001; Höcht, Johannes Maria: Träger der Wundmale Christi. Stein am Rhein: Christiana-Verlag, 2004.
Cottin, Angelique (*1833), das „elektrische“ Mädchen aus dem Provinzstädtchen Bouvigny in Frankreich.
Am Abend des 15. Januar 1846 traten bei der 13-jährigen gesunden und kräftigen, geistig aber unentwickelten A.C. plötzlich paranormale Phänomene auf, die mit kurzen Unterbrechungen bis zum 10. April anhielten und von Anfang an von einem wissenschaftlich interessierten Arzt namens Dr. Tanchou und dem in der Nähe wohnenden Schlossbesitzer genau beobachtet und aufgezeichnet wurden.
An besagtem Tag um 8 Uhr abends wob C. zusammen mit drei anderen Mädchen an einer Webvorrichtung aus Eichenholz Seidenhandschuhe, als der Rahmen, an dem sie arbeiteten, plötzlich herumzuspringen begann. Die Mädchen konnten ihn nicht halten und riefen die Nachbarn zu Hilfe, die ihnen aber nicht glaubten und sie zur Fortsetzung der Arbeit aufforderten. Sie kehrten zurück und der Rahmen blieb ruhig, bis sich C. näherte. Sofort begann er wieder herumzutanzen. Die Mädchen hatten Angst, doch fühlte sich C. vom Rahmen seltsam angezogen.
Die Eltern hielten ihre Tochter für besessen und brachten sie zum Pfarrer, damit er ihr den Exorzismus spende. Dieser wollte jedoch das Phänomen mit eigenen Augen sehen. Als er feststellte, dass es sich um ein physikalisches Phänomen handelte, riet er den Eltern, das Mädchen zum Arzt zu bringen.
Inzwischen häuften sich die sonderbaren Ereignisse. Alles, was das Mädchen direkt oder indirekt berührte, z.B. mit dem Kleidersaum, seiner Schürze, der Kante eines Blattes Papier, einem seidenen Faden u. dgl., wurde fast unbemerkt kurz angezogen und sogleich mit größter Heftigkeit wieder fortgeschleudert. Es waren nicht nur kleine Gegenstände wie Scheren oder Kohlenschaufeln, sondern auch Sofas, Truhen, schwere Betten, Kisten usw. – Gegenstände bis zu 150 kg. Kam C. gleichzeitig vorne und hinten mit zwei Möbelstücken in Berührung, wurden diese entsprechend nach entgegengesetzten Richtungen abgestoßen. C. selbst hatte Angst und vermied Berührungen, wenn sie diese Zustände hatte, denn sie traten nur zu gewissen Tageszeiten auf, morgens zwischen 8 und 9 und abends zwischen 19 und 21 Uhr. Und am stärksten waren sie, wenn C. in direktem Kontakt mit dem Boden stand. Dabei stieg ihr Puls auf 120 Schläge pro Minute. Zudem wurde des Öfteren ein kalter Windhauch verspürt.
In Paris, wohin sie der Arzt mit ihren Eltern brachte, wurde C. dem Wissenschaftler François Arago vorgestellt, der sie in sein Labor aufnahm und die Akademie der Wissenschaften informierte. Es wurde eine sechsköpfige Kommission aufgestellt, darunter Arago, Bequerel, Isidore, Geoffroy, St. Hilaire und Babinet. Alle bestätigten, dass die Phänomene echt waren, aber auf Muskelkraft beruhten. Arago verfasste im Journal des débats (Februar 1846) einen Bericht, in dem er u.a. bemerkt, dass die abstoßenden Kräfte vor allem von der linken Seite ausgingen, während ihr Körper erschüttert wurde wie bei einem elektrischen Schlag. Auf die Frage, wie bis zu 150 kg schwere Gegenstände durch die Muskelkraft eines Mädchens weggeschleudert werden können, wurde nicht eingegangen.
In Paris unternahmen die Eltern den Versuch, C. gegen Bezahlung als Attraktion vorzustellen, gegen den Willen der Wissenschaftler. Doch am 10. April 1846 hörten die Phänomene plötzlich auf, ohne sich je zu wiederholen.
Lit.: Tanchou: Enquête sur l’authenticité des phenomènes electriques d’Angelique Cottin. Paris: Germ. Baillère, 1846; Rochas, Albert de: Die Ausscheidung des Empfindungsvermögens. Leipzig: M. Altmann, 1925.
Cottingley-Elfen (engl. Cottingley Fairies), angebliche Feen-Erscheinung in Cottingley, England. 1917 erzählten Elsie Wright und ihre Cousine Frances, zwei Mädchen aus Bradford in der Grafschaft Yorkshire, sie hätten in Cottingley Glen, einem engen Waldtal, Elfen gesehen und diese Wesen sogar fotografiert. Zum Beweis legten sie fünf ziemlich amateurhafte „Elfenfotos“ vor, die damals großes Aufsehen erregten.
Der Schriftsteller Sir Arthur > Conan Doyle griff die Aussagen 1920 auf und beschreibt sie in seinem Buch The Coming of the Fairies (1922).
Bei den Fotos handelte es sich jedoch um Fälschungen, wie Elsie selbst andeutete. Das Thema fand allerdings breite Resonanz und die > Elfen sind weiterhin im Gespräch.
Lit.: Doyle, Arthur Conan: The Coming of the Fairies. London: Hodder and Stoughton, 1922; Gardner, Edward L.: Elfen: Fotografien von Naturgeistern und wie sie entstanden. Graz: Adyar-Verlag [u.a.], 1974.
Cottolengo, Giuseppe Benedetto (*3. Mai 1786 Bra (Piemont), Italien; † 30. April 1842 Chieri (Provinz Turin), heilig (19.03.1934, Fest: 30. April), Priester, Gründer der „Piccola Casa della Divina Provvidenza“ und „Apostel der Nächstenliebe“.
C. war das Älteste von zwölf Kindern des Giuseppe Antonio Bernardino Cottolengo und der Angela Caterina Benedetta Chiarotti. Sein Theologiestudium musste er wegen der Französischen Revolution größtenteils geheim absolvieren. Im Juni 1911 wurde C. zum Priester geweiht und daraufhin zum Kaplan in Corneliano d’Alba ernannt, wo er als Einziger die Messe um drei Uhr früh feierte, damit die Bauern daran teilnehmen konnten. 1816 promovierte er in Turin zum Dr. theol. und 1818 wurde er zum Kanonikus an der Corpus Christi-Kollegiatskirche in Turin ernannt.
Am 27. April 1832 gründete C. die „Piccola Casa della Divina Provvidenza“, das „Kleine Haus der göttlichen Vorsehung“, als Heim für Armen- und Krankenpflege und zur Erziehung verlassener Kinder, heute „Cottolengo“ genannt. Inzwischen ist das Haus der göttlichen Vorsehung zu einer „Stadt der Nächstenliebe“ geworden: Kranke, Sieche, Blinde, Taubstumme, Waisen, Krüppel, Geisteskranke finden dort Aufnahme unter dem Grundsatz: „Wir sollen nicht beten in bestimmten Anliegen noch für die Notwendigkeiten des Kleinen Hauses, sondern nur um das Wohlgefallen Gottes, darum, dass immer und überall der Wille Gottes geschehe. Unser Herr hat uns gelehrt, erst das Reich Gottes zu suchen und uns alles andere als Zugabe geben zu lassen. – Was für die Armen gegeben wird, muss auch sofort für sie ausgegeben werden. Wenn wir etwas verwahren, schickt uns die Vorsehung nichts, weil sie weiß, dass wir noch etwas haben. Wir haben nur auszuteilen, was sie uns heute schickt, und nicht an den morgigen Tag zu denken. – Wenn uns etwas fehlt, dann kann es nur an unserem Mangel an Vertrauen liegen. Ein gewöhnliches Vertrauen auf seine Vorsehung beantwortet Gott nur in gewöhnlicher Weise; dagegen trägt er Fürsorge in außergewöhnlicher Weise für den, der in außergewöhnlicher Weise auf ihn vertraut.“
In diesem außergewöhnlichen Vertrauen auf die göttliche Vorsehung baute C. ohne persönliches Kapital einen ganzen Stadtteil für die Ärmsten auf, was neben den zahlreichen außergewöhnlichen Ereignissen beim Aufbau insgesamt als „Wunder“ bezeichnet werden kann.
Lit.: Carlen, Albert: Il Cottolengo oder Das Wunder von Turin. Zug: A. Carlen-Wyß, 1958; Lejonne, Benjamin: Das Wunder von Turin. Luzern: Räber, 1960.
Cotzic-Zapote (botan. Lucuma salicifolia H.B.K.), > Zauberpflanze, deren Genuss Rauschzustände hervorruft und die in Lateinamerika und besonders in Mexiko beheimatet ist. Wegen dieser rauschähnlichen Wirkung wird die Frucht heute meist zapote borracho, trunkene Zapote, genannt. Die zu Asche gebrannten Samen wurden von den > Azteken als Schlafmittel eingenommen. Noch heute wird in der mexikanischen Volksmedizin ein Tee aus den Blättern als Schlafmittel verwendet.
Lit.: Rätsch, Christian: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Stuttgart / Aarau, CH: Wiss. Verl.-Ges.; AT Verlag, 1998.
Coué, Emile (*26.02.1857 Troyes, Frankreich; † 2.07.1926 Nancy), französischer Apotheker, Hypnotiseur und Begründer der Autosuggestionstherapie.
C. erwarb am Lyzeum von Troyes zwei Bakkalaureate, jenes der Wissenschaften und das der Literatur. Da er sich aus finanziellen Gründen kein höheres Studium leisten konnte, studierte er Pharmazie in Paris, um Apotheker zu werden. 1882 übernahm C. in Troyes eine Apotheke und begann drei Jahre später mit dem Studium der Psychologie, wobei er sich mit Interesse den Arbeiten von Dr. Liébeault zuwandte und sich nach dessen Vorbild (Alte Schule von Nancy) der > Hypnose bediente, bis er zur Erkenntnis kam, dass jede wirksame Suggestion sich in > Autosuggestion verwandelt haben muss. C. wandelte daher die Hypnose zu einer Autosuggestionstherapie um und prägte dabei den Lehrsatz: „Nicht der Wille ist der Antrieb unseres Handelns, sondern die Vorstellungskraft.“ Jeder Mensch könne sich selber hypnotisieren und Heilung von Krankheiten erfolge durch > Selbstsuggestion.
Ab 1912 beeindruckte in Vorträgen insbesondere folgender Satz: „Mir geht es von Tag zu Tag in jeder Beziehung besser und besser.“ Seine Heilerfolge ließen die Welt aufhorchen. So kam es, dass C. nicht nur in Frankreich, sondern auch in England, in der Schweiz, in Belgien, Italien, Portugal und in den USA Vorträge hielt. Dabei wies er jeden Verdacht von besonderen Kräften zurück, da er nichts anderes wollte, als die Fähigkeit zur Selbstbeeinflussung lehren. Er stellte auch niemals eine Diagnose oder Prognose, sondern wiederholte nur stereotyp: „Wenn es in der Möglichkeit Ihrer Natur liegt, werden Sie gesund“ und: „Man grüble nie über Krankheiten, an denen man möglicherweise leiden könnte; hat man sie nicht wirklich, so ruft man sie eventuell künstlich hervor.“ Dies stand ganz im Gegensatz zu Freud und Jung, die an der Krankheit arbeiteten.
Kinder empfiehlt C. so zu heilen, dass man sich in etwa ein Meter Entfernung an das Bett des schlafenden Kindes stellt und 20-mal „leise murmelnd“ alles Wünschenswerte langsam hersagt.
Damit ist C. auch ein Vorläufer des > Positiven Denkens und des > autogenen Trainings. Der volksgesundheitliche Dienst, den die Coué-Institute leisten, darf nicht verschwiegen werden.
Wie bei allen suggestiven Verfahren muss auch bei der Methode von C., dem > Couéismus, die Anwendung bei organischen Erkrankungen mit Bedacht und unter ärztlicher Kontrolle erfolgen.
W. (Auswahl): Was ich sage. Basel: Schwabe, 1980; Die Selbstbemeisterung durch bewusste Autosuggestion. Basel: Schwabe, 1980; Pierre lebt. München: Dt. Taschenbuch-Verl., 1991; Autosuggestion. Zürich: Oesch, 1997; Mentaltraining und Autosuggestion. Zürich: Oesch, 1998.
Lit.: Baudouin, Charles: Der Couéismus. Darmstadt: Otto Reichl Velag, 1926.
Couéismus, die von Emile > Coué (1857–1926) entwickelte Autosuggestionstherapie.
Nach Coué kann fast jede Krankheit durch bewusste Autosuggestion im Sinne der Selbstmeisterung verschwinden. Dabei soll der Kranke jeden Morgen und Abend 20-mal eintönig wiederholen: „Mit jedem Tag geht es mir in jeder Hinsicht besser und besser.“ Zudem stellte er den Grundsatz auf: „Man grüble nie über Krankheiten, an denen man möglicherweise leiden könnte; hat man sie nicht wirklich, so ruft man sie evtl. künstlich hervor.“
Lit.: Baudouin, Charles: Der Couéismus. Darmstadt: Otto Reichl Velag, 1926; Lambert, Fritz: Autosuggestive Krankheitsbekämpfung. Basel: Benno Schwabe & Co., 1959; Coué, Emile: Die Selbstbemeisterung durch bewusste Autosuggestion. Basel / Stuttgart: Schwabe, 1980.
Coup (frankokanad., „Schlag“), bei den Indianern des zentralen Nordamerika eine Heldentat im Krieg, die Prestige brachte. Der Held durfte sich der Tat öffentlich rühmen und dies z.B. durch bestimmte Zeichen wie Federn im Kopfschmuck, Bemalungen, Krähenbälge oder Wolfsschwänze signalisieren. Dabei wurde der C., der „Schlag“ auf den Gegner mit der Reitpeitsche, der Waffe oder der Hand höher bewertet als die Tötung desselben oder die Erbeutung seines „Skalps“.
Als Kriegstat galt ebenso der Raub von Pferden, was entscheidend zu deren Verbreitung beigetragen hat.
Lit.: Mooney, J.: Coup, in: Handbook of American Indians 1, Bureau for American Ethnology Bull. 30 (Washington 1907/10); Hartmann, Horst: Die Plains- und Prärieindianer Nordamerikas. Berlin: Museum für Völkerkunde, 1979.
Court de Gébelin, Antoine (*1719 (?) Genf; † 12.05.1784 Paris), war Theologe, Pastor der Hugenotten, Mitglied der Freimaurerloge Les Amis Réunis und gilt als Vater des esoterischen > Tarots.
C. studierte Theologie, ließ sich 1754 zum Pastor der Hugenotten weihen und beschäftigte sich nebenbei mit antiken Kulturen und Sprachen, wobei er von einer Ursprache überzeugt war, auf die jede Sprache zurückzuführen sei. 1762/63 ging er nach Paris und befasste sich dort vor allem mit dem Studium von Geschichte, Sprachen, Mythen und Religionen. 1771 wurde er in die Freimaurerloge Les Amis Réunis aufgenommen und 1773 gründete er den Göttlichen Orden der Philaleten, der sich um die Wiederentdeckung alter Weisheiten und das Studium der > Kabbala bemühte.
Zwischen 1773 und 1782 veröffentlichte C. neun des auf 30 Bände angelegten Monumentalwerks Le monde primitif, analysé et comparé avec le monde moderne, das von der Französischen Akademie der Wissenschaften zweimal ausgezeichnet wurde. 1780 wurde er zum Gründer und Präsidenten der Societé Apollonienne, aus der später das Musée de Paris hervorging. 1781 erhielt er die Ernennung zum königlichen Zensor.
Im Frühjahr 1783 erkrankte C. und wurde von dem Arzt Franz Anton > Mesmer behandelt und zum Teil geheilt, starb aber ein Jahr später. Mesmer verließ daraufhin Frankreich und starb 29 Jahre später, nahezu vergessen und unbekannt, in Deutschland.
In seinem Hauptwerk versucht C. aufzuzeigen, dass die Kenntnis der > Mythologie und Sprachwissenschaft der Schlüssel für das Verständnis der Antike sei. Im 8. Band vertritt er die Ansicht, dass das Tarot aus > Ägypten stamme. Die alten Ägypter seien so klug gewesen, dass sie ihr Wissen in Form dieses Kartenspiels dargestellt und so über Jahrhunderte gesichert hätten.
C. kam mit dem Tarot erstmals in einem Pariser Salon in Kontakt, war von den 22 Karten der > großen Arkana sogleich fasziniert und begann sogar selbst Karten zu zeichnen, die dann im Buch Der Tarot der Zigeuner von > Papus abgebildet wurden. Den französischen Namen Tarot interpretierte er als „königlichen Weg“. Zudem war er der Meinung, dass die 22 Trumpfkarten dem hebräischen Alphabet entsprächen.
Wenngleich seine Theorie vom ägyptischen Ursprung des Tarots heute widerlegt ist, so begründeten seine Studien jedenfalls das esoterische Interesse am Tarot, die kabbalistische Tarot-Interpretation und die Erforschung der Symbolsprache des Tarots, weshalb er auch „Vater des esoterischen Tarots“ genannt wird.
W. (Auswahl): Monde primitif, analysé et comparé avec le monde moderne. Paris: Lyon, 1773 –1782.
Lit.: Le Tarot [Texte imprimé]. Paris: Berg cop. 1983; Körbel, Thomas: Hermeneutik der Esoterik: eine Phänomenologie des Kartenspiels Tarot als Beitrag zum Verständnis von Parareligiosität. Münster: LIT, 2001.
Cousins, Norman (* 24.06.1915 Union City, New Jersey; † 30.11.1990 Los Angeles), Wissenschaftsjournalist, Autor und Friedensaktivist, Lachpionier.
C. erkrankte im August 1964 an einer Spondylarthritis mit schlechter Prognose. Binnen kurzem wurden die Schmerzen so stark, dass er nicht mehr schlafen konnte. Die Überlebenschance wurde mit 1: 500 angegeben. Als Medizinjournalist wusste er jedoch, dass sich Stress und depressive Stimmung auf das innersekretorische System des Menschen negativ auswirken. Also kam ihm die Idee, dass sich eine fröhliche Stimmung positiv niederschlagen müsste. Er verließ das Krankenhaus und nahm ein Hotelzimmer. Dabei stellte er fest, dass Lachen den Schmerz linderte und den Schlaf förderte. Durch Lachen kam es zu einer signifikanten Abnahme der sogenannten Sedimentationsrate. Nach etlichen Monaten „Lachtherapie“ war er so weit genesen, dass er seinen Beruf wieder aufnehmen konnte.
Einige, die ihn ernst nahmen, untersuchten die heilende Wirkung des Lachens. Sie fanden heraus, dass Lachen die Bildung von Antikörpern in den oberen Atemwegen anregt und die Aktivität der Lymphozyten und natürlichen „Killerzellen“ steigert, die Viren und Tumoren bekämpfen.
C. wechselte den Beruf und nahm einen Lehrauftrag an der Medizinischen Fakultät der Universität von Kalifornien an, wo er den jungen Ärzten beibringen sollte, wie wichtig Glaube, Vertrauen, Selbstbestimmung und positive Energien für die Heilung sind.
Seine Heilung löste eine wahre Forschungswelle aus und die heutigen Gelotologen (Lachforscher) wissen, dass Lachen bestimmte körpereigene Hormone, die sog. Katecholamine Adrenalin und Noradrenalin in den Blutkreislauf ausschüttet und dadurch eine wirksame Entzündungshemmung hervorruft.
Lit.: Cousins, Norman: Der Arzt in uns selbst. Anatomie einer Krankheit aus der Sicht der Betroffenen. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt, 1981; Birkenbihl, Vera F.: Humor in unserem Leben [Tonträger]: gehirn-gerechte Einführung in die Gelotologie (Wissenschaft vom Gelächter). Offenbach: GABAL, 2003.
Couteaut, Alice, 58. Wunderheilung von > Lourdes.
C. wurde am 1.12.1917 in Gourdon, Frankreich, geboren und am 15. Mai 1952 im 35. Lebensjahr in Lourdes von Multipler Sklerose geheilt.
In der zweiten Jahreshälfte von 1949 zeigte C. mit 32 Jahren eine Reihe neurologischer Störungen. Die Ärzte diagnostizierten eine Multiple Sklerose, die sich zusehends verschlechterte. Anfang 1952 kamen noch Störungen der Schließmuskeln im Unterleib und eine besorgniserregende Abmagerung hinzu. In dieser Hoffnungslosigkeit fasste sie trotz ihres prekären Zustandes plötzlich den Entschluss, im Mai 1952 mit dem Pilgerzug nach Lourdes zu fahren, wo sie am 12. des Monats eintraf. An den ersten Tagen konnte sie den Feiern der Pilgerfahrt nur mit großer Mühe folgen. Am 15. Mai 1952 wurde sie morgens zu den Bädern geführt. Während des Bades verspürte sie eine starke Veränderung. Doch erst nach der Sakramentsprozession am Nachmittag konnte sie wieder normal sprechen und ohne Hilfe gehen.
Am folgenden Tag geleitete man Alice zum Ärztebüro, wo eine eingehende neurologische Untersuchung durchgeführt wurde. Sie war völlig gesund, und die Ärzte staunten über diese unerwartete Besserung. Um ein endgültiges Urteil abgeben zu können, wurde Alice für die kommenden Jahre zu weiteren Untersuchungen eingeladen. Die letzte Kontrolle erfolgte am 19. August 1955 und diente als Grundlage für den Bericht an die Versammlung des Internationalen Medizinischen Komitees im März 1956, in dem konstatiert wurde, dass Alice C. seit dem 16. Mai 1952 gesund war. Diese Feststellung wurde von einer beachtlichen Mehrheit unterschrieben und an den Bischof von Poitiers weitergeleitet.
Am 16. Juli 1956 wurde die Heilung von C. nach positiver Beurteilung seitens der kanonischen Kommission durch Weihbischof Henri Vion von Poitiers als Wunder anerkannt.
Lit.: Resch, Andreas: Die Wunder von Lourdes. Innsbruck: Resch, 22015 (Reihe R; 5).
Couvade (franz. couver, „bebrüten“), Männerkindbett. Ein in Südindien, Ostasien, im Mittelmeerraum (insbesondere in Albanien, Spanien, Provence, Korsika) und Teilen Afrikas, Nord- und Südamerikas aus animistisch-totemistischen Vorstellungen erwachsener, früher üblicher, sonderbarer Brauch, bei dem der Mann gewissermaßen die Rolle seiner Frau im Wochenbett übernimmt. Geht die Frau kurz nach der Geburt wieder ihrer Arbeit nach, nimmt der Mann den Säugling zu sich, bleibt für Tage oder Wochen untätig, verzichtet auf das Rauchen und rührt keine Waffen an. Frauen umsorgen ihn, als sei er die von der Niederkunft Genesene. Es gibt aber auch eine Verbindung zu den Wehen. So legt sich in einem indischen Beispiel der Ehemann nieder, wenn die Wehen bei seiner Frau einsetzen. Dazu trägt er an der Stirn das Frauenzeichen, ist mit Frauenkleidern bedeckt und bekommt austreibende Mittel.
All dies geschieht, um etwaige böse Geister, die der Mutter und dem Kind auflauern sollen, zu täuschen und so dem Kind einen störungsfreien Eintritt in das Leben zu sichern.
Lit.: Kunike, Hugo: Die Couvade oder das sogenannte Männerkindbett. Halle a. S.: H. John, 1912; Schmidt, Wilhelm: Gebräuche des Ehemannes bei Schwangerschaft und Geburt. Wien: Herold, 1955.
Covayi, Zauberfrauen der Zigeuner, die bei heftigen Quetschungen den verletzten Körperteil in ein frisch abgezogenes Tierfell hüllen. Bei Eiterbeulen wird eine aufgeschlitzte schwarze Henne aufgebunden.
Lit.: Schrödter, Willy: Tier-Geheimnisse. Warpke-Billerbeck / Han.: Baumgartner-Verlag, 1960.
Coven (engl.), Hexenzirkel, Vereinigung von > Hexen oder > Hexern.
Das Wort tauchte erstmals 1662 bei der Vernehmung der schottischen Hexe Isobel > Gowdie auf, die behauptete, dass ein C. aus 13 Hexen bestünde und jede ihren eigenen Unterteufel habe. Dieser Ansicht ist auch die bekannte Hexenexpertin Margaret Alice > Murray. Sie spricht von 12 Mitgliedern und einem Leiter, der sich als gehörnter Gott ausgibt. Mittlerweile bilden die C. verschieden große Gruppen.
Die Struktur des C. für die > Wicca geht hingegen auf den Wicca-Begründer Gerald
Brosseau > Gardner zurück.
Lit.: Murray, Margaret Alice: The Witch-Cult in Western Europe. Oxford: Clarendon Press, 1921; Gardner, Gerald Brosseau: Ursprung und Wirklichkeit der Hexen. Hamburg: Heiden-Verl., 2004.
Coventry, Bischof von > Langton, Walter.
Covert response, auch covert behavior (engl., verborgene Reaktion, verborgenes Verhalten), ein von dem US-amerikanischen Psychologen John B. Watson (1878 –1958) 1913 geprägter Begriff zur Bezeichnung von Reaktionen, die sich nur mit Hilfe entsprechender Apparate nachweisen lassen – etwa bei Denkprozessen, bei denen kaum wahrnehmbare Muskelbewegungen ausgemacht werden können. > Muskellesen, > Autogenes Training.
Lit.: Watson, John Broadus: Psychology as the Behaviorist Views it. Psychological Review 20 (1913), 158 –177; ders.: A Study of the Responses of Rodents to Monochromatic Light. Journal of Animal Behavior 3 (1913) 1, 1–14.
Cox, Edward William (1809 –1879) war britischer Jurist, Verleger, Parapsychologe und wurde als „der größte Unternehmer der Zunft ,Journalismus‘ “ bezeichnet.
Er beschäftigte sich neben seiner juristischen und schriftstellerischen Tätigkeit eingehend mit parapsychologischen Fragen, und zwar noch vor Gründung der > Society for Psychical Research. 1875 gründete er die Psychological Society of Great Britain zum Studium paranormaler Phänomene und arbeitete eng mit William > Crookes bei der Untersuchung des Mediums D.D. > Home zusammen, trennte sich aber von Crookes, als dieser sich mit dem Medium Florence > Cook befasste. C. lehnte die spiritistische Interpretation ab und schlug vor, eine hypothetische „psychische Kraft“ (psychic force) als Ursache der parapsychischen Phänomene anzunehmen. Er war auch Mitglied des Untersuchungskomitees der London Dialectical Society, die ihren Report on Spiritualism 1871 veröffentlichte. Nach seinem Tod löste sich seine Gesellschaft auf.
W. (Auswahl): Spiritualism answered by Science. London: Longman & Co., 1871; What am I? A popular introduction to the study of psychology. London: Longman & Co., 1873.
Cox, Esther (1860 –1912), Hauptperson des Poltergeists von 1878/79 in > Amherst, Neuschottland.
Die 18-jährige Esther C. erwachte eines Nachts im Jahre 1878 mit schrecklichen Schmerzen. Auf ihr Schreien hin stürzten die anderen Familienmitglieder in den Raum. Ihr ganzer Körper, Gesicht, Rumpf, Hände und Füße schwollen so stark an, dass man Angst hatte, sie würde platzen. Plötzlich erfolgte ein lauter Knall und der Körper des Mädchens hatte wieder die normalen Ausmaße.
Im Laufe der nächsten Wochen und Monaten kam es zu weiteren Vorkommnissen, wobei meist C. die Hauptrolle spielte. Sonderbare Schriften erschienen an der Wand ihres Schlafzimmers: „Esther Cox, ich werde dich töten.“ Wiederholt wurde sie von einem unsichtbaren Angreifer mit Stecknadeln traktiert, mit Kartoffeln beworfen, mit einer Essgabel gestochen und geohrfeigt. Als brennende Streichhölzer von der Decke fielen, wurde ihre Bettwäsche in Brand gesetzt. Bald brachen im ganzen Haus Brände aus, die von den Familienmitgliedern gelöscht werden konnten, bevor das Haus vollständig abbrannte. Verschiedene Haushaltsgeräte wirbelten durch die Luft, man hörte Phantomstimmen und mächtige Hammerschläge, sodass der Putz von der Decke fiel. Einmal begann kaltes Trinkwasser in einem Eimer auf dem Tisch plötzlich zu brodeln. Ein anderes Mal bewegte sich ein schwerer Stuhl selbständig über den Gang und die Stiege.
Die Phänomene hörten auf, als C. eingesperrt wurde, weil man sie beschuldigte, die Scheune des Nachbarn angezündet zu haben. Viele waren jedoch der Ansicht, dass die boshafte Wesenheit schuld daran war.
Lit.: Hubbell, Walter: The Great Amherst Mystery: New York, Chicago [etc.]: Brentano’s, 1888; Lang, Andrew: The book of dreams and ghosts. London: Green, 1897; Carrington, Hereward: Personal Experiences in Spiritualism: (including the official account and record of the American Palladino Séances). London: Laurie Ltd., [1913].
Cox, Mrs. Julian (ca. 1593 – 1663), Bettlerin, die 1663 als Hexe in Taunton / Somerset, England, hingerichtet wurde. Ihr Fall ist auch deshalb bemerkenswert, weil vor Gericht Themen wie > Hexenflug und Verwandlung in einer für Laien der damaligen Zeit verständlichen Sprache beleuchtet wurden.
C. war angeklagt, aus Rache eine Magd behext zu haben, weil ihr diese kein Geld gegeben hatte. Sie sei ihr daraufhin in Geistergestalt erschienen und habe das Mädchen gezwungen, große Nadeln zu schlucken. Nach einer anderen Aussage hatte die Frau einen Hausgeist in Gestalt einer Kröte und konnte sich in einen Hasen verwandeln. Einem Zeugen zufolge hatten seine Hunde einmal einen Hasen unter einem Strauch in die Enge getrieben. Als er ihn zu befreien versuchte, habe sich das Tier in eine Frau verwandelt, die er mit Sicherheit als C. identifizierte. Als er sie tief erschrocken fragte, wie sie dahin gekommen war, konnte sie, völlig außer Atem, keine Antwort geben.
Ferner beschuldigte man C., durch Zauberei die Kuh eines Nachbarn wahnsinnig gemacht zu haben und auf einem Besen geflogen zu sein.
C. erzählte, wie sie zwei Hexen und einen unbekannten „schwarzen Mann“ gesehen habe, die in einer Höhe von etwa hundertvierzig Metern auf Besen reitend auf sie zugekommen seien. Als sie das Gericht zur Prüfung ihrer Schuld das Vaterunser aufsagen machte, ließ sie bei „und führe uns nicht in Versuchung“ das Wörtchen „nicht“aus. Sie wurde daraufhin für schuldig befunden und hingerichtet.
Lit.: Pickering, David: Lexikon der Magie und Hexerei. s.l.: Bechtermünz Verlag, 1999.
Cox, William Edward (1915 –1994), amerik. Parapsychologe, Mitarbeiter v. J. B. > Rhine; C. war Maschinenbauingenieur mit Erfahrungen in der US-Armee, der Luftwaffe und der Radioproduktion und arbeitete zeitweise als Zauberkünstler.
Angeregt durch die Arbeiten von Rhine wandte er sich 1932 der Parapsychologie zu und wurde Mitarbeiter des Parapsychologischen Laboratoriums an der Duke University. Ab 1957 arbeitete er selbständig und befasste sich vor allem mit Psychokinese-Experimenten, für die er eine Reihe von Instrumenten entwickelte. Zu diesen Untersuchungen gehörten auch mehrere Tests mit Uri > Geller. Darunter befand sich das extra dafür ausgedachte Uhrenexperiment, der einzige Geller-Test, der der > Parapsychological Association mitgeteilt wurde, und zwar auf ihrer Jahrestagung an der St. John’s Universität, Jamaica, N.Y., am 22. August 1974, worüber im Journal of Parapsychology (Dezember 1974) berichtet wurde.
C. war Mitglied der Parapsychological Association, der > Society for Psychical Research, der > American Society for Psychical Research und der Society of American Magicians. Er veröffentlichte über 50 Beiträge zu parapsychologischen Themen und trug wegen seiner Arbeiten zur > Psychokinese den Spitznamen „Mr. PK“.
W. (Auswahl): The Influence of Applied Psi upon the Sex of Offspring. JSPR 39 (1957), 65; A Comparison of Two Machines Using Water Bubbles as PK Target. JP 43 (1979), 44; An Invited Rebuttal to George Hansen’s ‘Critique’ of Mr. Cox’s Mini-Lab Experiments. Archaeus 3 (1985), 25.
Lit.: Berger, Arthur S.: The Encyclopedia of Parapsychology and Psychical Research. New York: Paragon House, 1991.
Coyolxauhqui („die mit Glocken bemalt ist“), indianische Mondgöttin bei den > Azteken, von der Folgendes berichtet wird:
Als die fromme und keusche Urmutter Coatlicue („die mit dem Schlangenrock“) am Coatepec (dem Schlangenberg) Kehricht zusammenfegte, fand sie ein Knäuel aus kostbaren Federn, das sie im Bund ihres Rockes verwahrte. Sie wurde jedoch ohne ihr Wissen von dem Federbündel geschwängert, sodass > Huitzilopochtli in ihr heranwuchs, was ihre Tochter C. als Schande ansah. Sie stiftete daraufhin ihre 400 Brüder, die Centzon Huitznauna, zum Mord an Coatlicue an. Diese gebar aber noch rechtzeitig den bereits voll bewaffneten Huitzilopochtli, der seine Halbschwester C. enthauptete und auch die meisten ihrer 400 Brüder erschlug. Den Kopf der C. schleuderte er in den Himmel, wo er seitdem als Mond die Erde umkreist, sodass die Erdgöttin Coatlicue ihre Tochter immer sehen kann.
Am 21. Februar 1978 wurde in Mexiko-Stadt bei Bauarbeiten ein Stein mit einem Durchmesser von 320 cm gefunden, der sich als Träger eines Reliefs erwies, das die zerstückelte C. zeigt. Sie ist an den Glocken auf ihren Wangen erkennbar und trägt wie ihre Mutter einen Totenschädel am Gürtel.
Lit.: Taube, Karl: Aztekische und Maya-Mythen, Stuttgart: Reclam, 2002.
Coyote (lat. canis latrans, bellender Hund), in Nord- und Mittelamerika lebender Präriewolf, der dort zur Zeit des Pleistozäns auftauchte und zu einer vielschichtigen mythologischen Figur wurde.
Nach der Hopi-Sage stahl er die Schafe und wurde daher in das Land der Navajos vertrieben, wo ihn ein Farmer in einer Schwitzhütte verbrannte.
Nach den Miwok an der Küste Kaliforniens hat C. die Welt erschaffen, indem er seine Decke über dem Ur-Ozean ausschüttelte, wodurch dieser austrocknete.
Für die Maidu ist C. als der Erdenmacher die abstrakte Macht der Schöpfung.
In einer Chinook-Sage bringt C. den Tod in die Welt. Zusammen mit dem Adler reiste er in die Totenwelt, wo beide ihre Ehefrauen zu finden hofften. C. sammelte alle Toten in einer Kiste, öffnete sie jedoch bereits auf dem Weg zurück, um seine Frau zu sehen, da verschwanden alle Toten in einer Wolke. Hätte er den Deckel erst zu Hause geöffnet, gäbe es heute keinen Tod mehr auf der Welt.
Die Wappo in Kalifornien schreiben C. die Schaffung der Sprache zu, weil er dem alten Mann Mond eine Tasche mit Worten stahl.
Bei den Yurok ist C. schließlich für die Schaffung des Geldes verantwortlich.
Lit.: Reihe Documenta Ethnographica; 5: Coyote geht um: indianische Schelmengeschichten um den Steppenwolf. Berlin: Zerling, 1993; Jones, David M.: Die Mythologie der Neuen Welt. Reichelsheim: Edition XXV, 2002.