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Ci

Cicero, Marcus Tullius (*3.01.106 Arpinum; † 7.12.43 bei Formia), römischer Politiker, Anwalt, Schriftsteller und Philosoph, der berühmteste Redner Roms und ab 63 v.  Chr. Konsul.

Sein Leben und seine Werke weisen eine Reihe von paranormologischen Themen auf. 53 v.  Chr. wurde er zum > Auguren ernannt. In diesem Amt weissagte er aus dem Flug, aus den Stimmen und dem Fressen der Vögel, aus der Beobachtung anderer Tiere und aus Himmelserscheinungen. C. war ein Freund des gallischen Druiden Divitiacus, mit dem er sich über die Kunst des Wahrsagens und Vorhersagens unterhielt.

Neben vielen anderen Schriften verfasste er 44 v.  Chr. drei Bücher über das Wesen der Götter (De natura deorum) und zwei Bücher über die > Weissagung (De divinatione). In Letzteren bezieht er sich auf Werke von > Chrysipp, Diogenes von Babylon, Antipater und > Poseidonios, die sich mit > Mantik, Orakelfindung und > Traumdeutung befassten. In der Deutung folgte er der kritischen Haltung des > Aristoteles und kritisierte sogar das berühmte > Orakel von > Delphi, das er in seiner Jugend dahingehend befragte, wie er denn zu höchstem Ruhm gelangen könne. Zudem warnte er davor, den Träumen zu viel Beachtung zu schenken, verneinte aber auch nicht die Möglichkeit der Weissagung: „Ich denke, dass es wirklich eine Weissagung gibt, das heißt, das, was die Griechen mantike nannten. Wenn wir die Existenz von Göttern annehmen, deren Geist die Welt regiert und deren Güte über das Menschengeschlecht wacht, so sehe ich keinen Grund, die Möglichkeit der Weissagung zu bestreiten“ (De legibus II §§ 32f).

Zur Philosophie habe ihn der > Tod seiner einzigen Tochter Tullia geführt, die 45. v.  Chr. starb. Von seiner „Consolatio“ sind nur mehr Bruchstücke vorhanden, doch im ersten Buch seiner Tusculanae Disputationes beschäftigt er sich mit der Todesfurcht und der > Unsterblichkeit, wobei er sich auf die Lehre Platons im Phaidon und auf Pythagoras bezieht. Der größte Beweis dafür, „dass die Natur selbst stillschweigend für die Unsterblichkeit plädiert, ist, dass alle Menschen sich die allergrößten Sorgen darüber machen, was nach dem Tode geschehen wird“ (Gespräche). Zudem sei der Ursprung der Seele auf Erden nirgends zu finden: „Also was nun auch das sein mag, was empfindet, was weise ist, was lebt, was tätig ist; es muss himmlisch und göttlich und aus diesem Grunde ewig sein“ (Tuskulanen).

W. (Auswahl): Tuskulanen. Berlin-Schöneberg: Norddeutsche Verlagsanstalt, 51890, c. 27, Anfang; Gespräche in Tusculum. München: Heinemann, 1951, 1. Buch, S. 37; Über die Wahrsagung. München: Artemis, 1991; De natura deorum. Stuttgart: Reclam, 1995.

Cideville, Spuk von. Vom 16.11.1850 an kam es im Pfarrhaus von C., einem kleinen Städtchen in der Normandie, Frankreich, zu einer Reihe von spukhaften Ereignissen wie Klopfen, rhythmisches Trommeln bekannter Melodien, Hämmern, Steinewerfen, Bewegungen von Tischen und Stühlen, Messerwerfen, brausender Wind, Wegreißen von Kissen und Bettdecken. Der Spuk nahm solche Ausmaße an, dass zwei Jungen von 12 und 14 Jahren völlig verschreckt waren. Der Zwölfjährige fühlte sich von einem Geist verfolgt und identifizierte den Schäfer Felix Thorel als Gespenst, der sich für einen Zauberer ausgab. Pfarrer Tinel geriet daraufhin mit dem Schäfer in einen heftigen Streit mit Handgreiflichkeiten, was zur Anzeige durch Thorel führte. Nach dem Verhör von 34 Zeugen – darunter der Bürgermeister, der Gutsherr, mehrere Geistliche und der Marquis de Mirville, ein geachteter Okkultist aus Paris – wurde am 4. Februar 1851 das Urteil zugunsten des Pfarrers gefällt, da man zu folgendem Schluss kam: „Was immer die Wurzel sein mag für die ungewöhnlichen Erscheinungen, die im Pfarrhaus von Cideville auftraten – aus der Gesamtheit der erbrachten Zeugenaussagen wird deutlich, dass die Ursache der Tatsachen unbekannt bleibt.“ Das Verfahren von Thorel wurde eingestellt, weil er doch behauptete, ein Hexer zu sein, und daher den Pfarrer kaum beschuldigen konnte, ihn dessen bezichtigt zu haben.

Auf alle Fälle verdanken sich dem Verfahren die Gerichtsprotokolle der Zeugenvernehmungen. Wie bei anderen derartigen Ereignissen dürften auch hier die beiden Jugendlichen am Geschehen beteiligt gewesen sein, da dies zu dem Muster passt, dass Pubertierende bei Spukfällen häufig Bezugspersonen sind.

Lit.: Halifax, Ch. L. W.: Ghost Book. N. York, 1944; De Mirville, J.-E. de: Des Esprits. Paris, 1831; Thurston, H.: Poltergeister. Luzern, 1955, S. 117–123.

Cihuacoatl (indian., „Schlangenfrau“), die in der Stadt Colhuacan oder Culhuacan im vorkolumbianischen Mexiko verehrte Erd- und Muttergöttin der > Azteken. C. war die Schutzgöttin der Geburt und der im Kindbett Verstorbenen und wurde daher öfters mit einem Kind in den Armen dargestellt. Sie half > Quetzalcoatl bei der Erschaffung der ersten Menschen im fünften Weltzeitalter, indem sie die „Edelsteinknochen“ zermahlte, die Quetzalcoatl mit List aus der Unterwelt geholt hatte, nachdem die früheren vier Welten durch Katastrophen zerstört worden waren. Zudem beschaffte sie dem Menschen das Werkzeug (Hacke und Tragriemen). Ihr Sohn ist > Mixcoatl, der Gott der Jagd.

Lit.: Roberts, Timothy Roland: Mythologie der Inkas, Mayas und Azteken. Essen-Kettwig: Athenaion Verl., 1997.

Cilider (griech. cilydros, „Erdwasser“), Schlange, die, wie schon der Name sagt, im Wasser und an Land lebt. Wo sie sich auf der Erde bewegt, fängt der Boden an zu rauchen. Sie bewegt sich immer aufrecht, denn wenn sie beim raschen Fortbewegen irgendwo anstieße, würde sie sich angeblich auseinanderspalten.

Lit.: Schöpf, Hans: Fabeltiere. Graz: ADEVA, 1988.

Cimeries, nach der > Pseudomonarchia dae-
monum ein > Dämon, unter dessen Kommando die Geister Afrikas stehen. Er erscheint als Soldat auf einem schwarzen Pferd und hat die Fähigkeit, verborgene Schätze aufzudecken.

Lit.: Wierus, Joannes: Ioannis Wieri De Praestigiis Daemonum, et in cantationibus ac veneficiis: Libri sex; Acc. Liber apologeticus, et pseudomonarchia daemonum; Cum rerum ac verborum copioso indice. Postrema editione quinta aucti & recogniti. Basileae: Oporinus, 1577.

Cinnamastaka > Chinnamasta.

Cintamani (sanskr., „Wunschstein“), ein sagenumwobener indischer Edelstein, der aufgrund seiner Zauberkraft dem jeweiligen Besitzer angeblich alle Wünsche erfüllt. Er wird vor allem in der Märchenliteratur erwähnt.

Lit.: Roberts, Marc: Das neue Lexikon der Esoterik. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2005.

Cinteotl > Centeotl.

Cinvat-Brücke (awest. Chinvat-peretu, „Brücke der Scheidung“), im > Zoroastrismus Ort der Prüfung im Jenseitsgericht. Die C. spannt sich vom Berg Hara-Berezaiti, der in der Mitte der Welt liegt, zum Berg Elburz am Rande des Himmels. Hier erwarten die Totenrichter > Mithra, > Rashnu und > Sraosha die Verstorbenen, um deren Seelen zu wägen. Auch die zu den Scharen > Ahrimans gehörenden finsteren > Daevas, Aeshma und Stovidatu, versuchen sich der Menschenseelen zu bemächtigen.

Nach dem Tod verharrt die Seele drei Tage am Leichnam, genau die Zeit, die der > Ätherleib zur Auflösung braucht. Dann erst kommt sie zur C. Dort darf sie entweder unter Leitung der Daena, einer schönen Frauengestalt, auf breiter Straße in das himmlische Reich des > Ahura Mazda aufsteigen oder sie wird bei negativem Befund von der rasiermesserscharfen Brücke in die Hölle gestürzt. Das Bild wurde im Islam übernommen.

Lit.: Stausberg, Michael: Zarathustra und seine Religion. München: Beck, 2005.

Cipactli (indian.), im altmexikanischen Schöpfungsepos ein Ungeheuer der > Azteken in Form eines krokodilartigen Fisches, der im Urwasser lebte. Aus ihm formten die vier Götter, > Quetzalcoatl, > Huitzilopochtli sowie der rote und schwarze > Tezcatlipoca die Erde.

Lit.: Roberts, Timothy Roland: Mythologie der Inkas, Mayas und Azteken. Essen-Kettwig: Athenaion Verl., 1997.

Cipaktonal (indian.), in der Mythologie der > Azteken der sterbliche Urmann und Stammvater der Menschheit. C. wurde zusammen mit seiner Gattin Oxomuco von > Quetzalcoatl und > Tezcatlipoca geschaffen, um Nachkommen zu zeugen und Kultur zu stiften.

Lit.: Roberts, Timothy Roland: Mythologie der Inkas, Mayas und Azteken. Essen-Kettwig: Athenaion Verl., 1997.

Cipriani, Lidio (1902 – 1962), italienischer Anthropologe. C. war Direktor des Nationalen Instituts und Museums für Anthropologie an der Universität Florenz, gewann 1933 den internationalen Broca-Preis von Paris für Anthropologie und führte bis 1946 zahlreiche wissenschaftliche Expeditionen in Afrika, Asien und Europa durch. 1949 und 1955 wurde er von der indischen Regierung mit wissenschaftlichen Untersuchungen von Südasien bis an die tibetische Grenze beauftragt. Dabei befasste er sich immer auch mit parapsychologischen Fragen, insbesondere bei Tieren, und war zudem der bedeutendste italienische Vertreter der Psychobiologie. Neben zahlreichen Artikeln in Fachzeitschriften veröffentlichte er eine Reihe von Werken mit paranormologischen Aspekten.

W. (Auswahl): Considerazioni sopra il passato e l’avvenire delle popolazioni africane. Firenze, 1932; In Africa, dal Capo al Cairo. Firenze, 1932; Missione di studio al lago Tana. Roma, 1940; Vita ignorata degli uomini e degli animali. Milano, 1952.

Circa instans (lat.), alphabetisch geordnetes Kräuterbuch mit Bildern. Das Buch ist im ersten Teil der Petroneller Handschrift enthalten und stellt das erste „europäische Arzneibuch“ dar. Es enthält eine Abschrift vom Hauptwerk der salernitanischen Drogenkunde, dem „Circa instans“, in seiner Langfassung. Die Originalversion dieses Werkes wurde um 1150 von einem nicht mit Sicherheit identifizierten Verfasser namens Mat-
thaeus Platearius, dem Mitglied einer berühmten salernitanischen Ärztefamilie, verfasst.

In Salerno entstand im Gefolge der Übersetzungstätigkeit des Constantinus Africanus (†1087) eine neue Literatur mit großer Systematik. Zu den zentralen Werken in der Pflanzenheilkunde gehört das ‚Circa instans‘ (so genannt nach den Anfangsworten der Einleitung). In der Urfassung enthält das C. etwa 270 Monografien, die bereits ein standardisiertes Vorgehen erkennen lassen.

Jede Monografie besitzt zwei Teile. Der erste Teil behandelt Pflanze und Droge an sich, nach Namen mit Nennung der Primärqualitäten und Beschreibung der Qualitätsmerkmale, wobei bei teuren Drogen auch auf das Problem der Fälschungen eingegangen wird. Die Angaben zur Haltbarkeit und zum Wirkungsspektrum erfolgen in Begriffen wie: erwärmend oder kühlend; trocknend oder befeuchtend; diuretisch; adstringierend usw.

Der zweite Teil befasst sich mit den konkreten Anwendungen, die bisweilen auch Hinweise auf den Einsatz der Droge in Kombination mit anderen enthalten. Ferner wird häufig auf Ersatzmittel hingewiesen.

Lit.: Petroneller Handschrift: Die im 19. Jahrhundert im Schlossarchiv der Grafen Traun im niederösterreichischen Petronell entdeckte Handschrift der lateinischen Chronik (Chronicon) des Prämonstratensers Burchard von Ursberg (1170 –1232) war dann lange Zeit verschollen, tauchte 1985 auf einer Auktion bei Sotheby’s auf und wurde schließlich 2003 in Schweizer Privatbesitz verkauft.

Liber de simplici medicina secundum Platearium dichts Circa instans. Anhang zu Johannes Serapion: Liber aggregatus in medicinis simplicibus, Venedig, 1497; Palmer, Nigel F. / Speckenbach, Klaus: Träume und Kräuter: Studien zur Petroneller ,Circa instans‘-Handschrift und zu den deutschen Traumbüchern des Mittelalters. Köln: Böhlau, 1990.

Circadiane Rhythmik, auch circadianer Rhythmus (lat. circa, „um“, „um herum“, „ungefähr“; dies, „der Tag“; griech. rhytmos, Rhythmus; dt. „zirkadianer Rhythmus“), bezeichnet in der > Chronobiologie die inneren (endogenen) Rhythmen mit einer Periodenlänge von 24 Stunden. Der Begriff wurde 1959 von Franz Halberg eingeführt.

Die Periodenlänge kann zwischen verschiedenen Arten variieren, beträgt aber meist 22 bis 25 Stunden. Der Prozess kann sich jedoch einem genauen 24-Stundenzyklus anpassen, indem er sich mit Hilfe von äußeren Reizen, den sogenannten > Zeitgebern, korrigieren kann, was man als > Synchronisation bezeichnet. Überraschenderweise spielt dabei die Körpertemperatur keine Rolle.

Der entscheidende Faktor ist jedoch das Licht. So bestehen in der C. signifikante Unterschiede zwischen Blinden, die kein Licht sehen, und solchen, die Lichtschein noch sicher wahrnehmen. Die Basiswerte von ACTH sowie des Cortisols, d.h. des Antriebshormons der Nebennierenrinde, und von HGH (Wachstumshormon) sowie Testos-
teron (Sexualhormon) liegen bei Totalblinden wesentlich niedriger als bei solchen mit Lichtwahrnehmung und Erkennen von Handbewegungen sowie gegenüber den Sehenden (Kontrollen). Blinde mit Lichtwahrnehmung haben gegenüber den Kontrollen zwar einen erheblich abgeschwächten, aber noch deutlich erkennbaren vormittäglichen Abfall. Naturgemäß beeinflussen die C. auch soziale Faktoren wie Aufstehen, Essens- und Arbeitszeit – wenn auch in geringerem Maße als der Lichteinfall. Die von
Fritz Hollwich erhobenen deutlichen Unterschiede im Stoffwechsel- und Hormonhaushalt der beiden Gruppen zeigen jedoch, dass die Wahrnehmung oder das Fehlen des Lichteinfalls in das Auge der entscheidende Faktor ist (Hollwich).

Die Periodenlänge, oft mit dem griechischen Buchstaben Tau (τ) angegeben, der inneren Uhr, hängt von der genetischen Ausstattung ab. Es ist daher möglich, Organismen zu züchten, die eine interne Uhr mit längerer oder kürzerer Periodenlänge haben. Diese kann auch durch Drogen oder Hormone manipuliert werden. Auch das Alter des Organismus beeinflusst das τ. Beim Menschen nimmt es ab, bei Mäusen zu.

Zudem ist das Schlaf- und Wachverhalten neben dem > ultradianen 4-Stunden-Rhythmus auch vom C. gesteuert. Diese Steuerung setzt beim Kind in den ersten drei bis vier Monaten ein und entwickelt sich nacheinander gleichsam zu einem inneren Uhrwerk.

Die C. steuert im Organismus jedoch nicht nur ein Tag- und Nachtprogramm, etwa zur Blattbewegung oder Blütenöffnung bei Pflanzen und bei Tier und Mensch zur Regelung der Herzfrequenz, des Schlaf-Wach-Rhythmus, des Blutdrucks und der Körpertemperatur, sondern modifiziert dadurch auch die Gefühls- und Denkwelt des Menschen.

Wenngleich sich die > Chronobiologie seit Jahren mit diesen rhythmischen Einflüssen auch im Bereich von Gesundheit und Krankheit befasst, hat sie bei der offiziellen Wissenschaft noch wenig Anklang gefunden. Dies hängt auch damit zusammen, dass der Rhythmus von der strengen Linearität abweicht. > Biorhythmik, > Biologische Uhr.

Lit.: Birzele, Karl: Sonnenaktivität und Biorhythmus des Menschen: neuer in typologischen Experimenten erzielter Parallelitätsnachweis. Wien: Franz Deuticke, 1966; Hollwich, Fritz: Der Einfluss des Augenlichtes auf Stoffwechsel und Hormone, in: Andreas Resch: Kosmopathie. Innsbruck, Resch, 21986, S. 394 –396; Meier-Koll, Alfred: Chronobiologie: Zeitstrukturen des Lebens. München: Beck, 1995; Hildebrandt, Gunther: Chronobiologie und Chronomedizin. Stuttgart: Hippokrates, 1998; Wittmann, Sylvia Isabel: Licht- und elektronenmikroskopische Untersuchungen zur Chronobiologie von Isospora lacazei des Haussperlings (Passer domesticus). München, Techn. Univ., Diss., 2004.

Circe (griech. kirke, Falke), auch Kirke oder Zirze, Name einer Zauberin der griechischen Mythologie, die in der Odyssee > Homers (8. Jh. v. Chr.) erwähnt wird. Sie ist die Tochter des Sonnengottes > Helios und der Okeanide Perse sowie die Schwester des Königs Aietes von Kolchis. > Medea ist ihre Nichte. Ihr Vater führt sie auf seinem Sonnenwagen aus Kolchis auf die Insel Aiaia in der Nähe von Italien, die sie bald in einen entzückenden Aufenthaltsort verwandelt. Sie wohnt in einem von Gold und Juwelen schimmernden Palast. Alle Besucher der Insel verwandelt sie in Tiere, so auch die Mannschaft des Odysseus, die in ihren Palast kommt, in Schweine, mit Ausnahme des Eurylochos, der die Gefahr ahnt, fernbleibt und unverzüglich Odysseus benachrichtigt. Dieser geht, von > Hermes mit dem heiligen Kraut Moly ausgestattet, das ihn immun macht, allein zur gefährlichen Zauberin. C. staunt, als ihr Zaubertrank keine Wirkung zeigt und schwört, ihm und seinen Freunden kein Leid anzutun. Odysseus bleibt ein Jahr bei ihr und lernt ihre magischen Fertigkeiten kennen. Vor seiner Weiterreise sendet sie ihn zur Befragung der Toten in das Reich des > Hades und berichtet ihm, wie es ihm gelingen würde, dem Gesang der > Sirenen unversehrt zu entkommen.

Nach einer anderen Version wird C. durch Odysseus Mutter dreier Söhne, des > Telegonos, des Agrios und des Latinus. Letzterer sei allerdings nach anderen der Sohn der > Kalypso gewesen.

Als Telegonos erwachsen ist, schickt ihn C. aus, Odysseus zu suchen, der bereits in Ithaka ist. In der Annahme, dass es sich um Kerkyra (Korfu) handelt, plündert Telegonos die Insel. Odysseus und Telemachus verteidigen ihre Stadt, wobei Telegonos unglücklicherweise seinen Vater tötet. Er bringt den Leichnam zusammen mit Penelope, Odys-
seus’ Witwe, und Telemachus nach Aiaia. Dort macht sie C. unsterblich und heiratet Telemachos, während Telegonos Penelope zur Frau nimmt, durch die er Vater des > Italos wird.

C. wurde auch in Literatur, Kunst und Musik vielfach als Thema aufgegriffen.

Lit.: Anfossi, Pasquale: Circe. Hannover-Laatzen: Wehrhahn, 2007; Homers Odyssee. Freiburg, Br.: Rombach, 2010.

Circle of Lilith, esoterische Gruppe, die den > Wiccacult und den > Satanismus mit dem weiblichen Dämon > Lilith, einer alten Gottheit der Sumerer, verbindet, um eine Lehre der dunklen Urmutter (> Erdmutter) zu kreieren. Im Mittelpunkt der Lehre steht der Egoismus als Gegenpol zur Nächstenliebe im Christentum, das es zu bekämpfen gilt. So sind die Mitglieder auch mehr Antichristen als Satanisten. 

Lit.: Marc-Roberts-Team: Lexikon des Satanismus und des Hexenwesens. Graz: Verlag für Sammler, 2004.

Circumsessio > Umsessenheit.

Cirette, Abbé, Geheilter von Lourdes. Abbe C. wurde am 15. März 1847 in Poses (Eure) geboren und lebte zum Zeitpunkt der Heilung, am 31. August 1893, in Beaumontel (Frankreich). Er war Pfarrer einer Gemeinde in der Diözese Evreux. Nach einer schweren Grippe im Januar 1892 wurde er unvermit­telt von einer Nervenerkrankung und geistiger Verwirrung befallen. Er war nicht einmal mehr in der Lage, normal zu gehen. Seine Selbständigkeit und sein Gedächtnis waren dahin und er konnte auch nicht mehr sprechen. Die rätselhafte Krankheit, eine Rückenmarksklerose mit Pyramidenbahnschädigung, wirkte sich auch auf den Körper aus, der von einer fortschreitenden Lähmung befallen wurde. Mit 46 Jahren sah er somit seine letzte Rettung in einer Wallfahrt nach Lourdes.

Nach seiner Ankunft dort, am 29. August 1893, wartete er zwei Tage, bevor er zu den Bädern ging. Im Augenblick des Eintauchens am 31. August 1893 verspürte er zunächst nichts Besonderes. Doch später, nach dem Mittagessen, hatte er den drängenden Wunsch, zur Grotte zu gehen. Auf dem Weg dorthin merkte er schon bald, dass er seine Krücken nicht mehr brauchte. Er war vollkommen geheilt.

Die Heilung wurde im Ärztebüro von > Lourdes begutachtet und als voll­ständig, plötzlich und völlig unerwartet beurteilt. Nach seiner Rückkehr in die Gemeinde konnte Abbé C. zur Überraschung aller seine Tätigkeit als Pfarrer von Beaumontel wieder aufnehmen.

Am 11. Februar 1907 wurde die Heilung durch Bischof Philippe Meunier von Evreux als Wunder anerkannt. Sie ist als 20. Wunderheilung von Lourdes eingetragen.

Lit.: Resch, Andreas: Die Wunder von Lourdes. Innsbruck: Resch (Reihe R; 5), 22015.

Cirolli, Delizia, Geheilte von Lourdes. Delizia C. wurde am 17. November 1964 geboren und lebte zur Zeit der Heilung um Weihnachten 1976 in Paternò in Sizilien (Italien). Anfang März 1976 wurde die elfjährige Delizia, die bis dahin nie ernsthaft krank gewesen war, von einer schmerzhaften Schwellung am rechten Kniegelenk befal­len. Die Schmerzen dauerten an, wurden von den Eltern jedoch nicht weiter beachtet, bis die Lehrerin sie darauf ansprach. Die Kleine wurde daraufhin dem Hausarzt vorgestellt, der ihr ein schmerzstillendes Mittel verschrieb, das aber ohne Wirkung blieb. Eine Röntgenaufnahme am 7. April legte eine Biopsie nahe. Diese wurde am 30. April 1976 in der Orthopädischen Universitätsklinik von Catania durchgeführt. Am Tag darauf erfolgte eine Generaluntersuchung. Biopsie wie Röntgenbilder erbrachten die befürchtete Diag­nose: sekundärer bösartiger Knochentumor mit Metastasen oder genauer: ein Neuroblastom im oberen Bereich des rechten Schienbeins. Man informierte die Eltern über den Ernst der Lage und wies sie auf die Notwendigkeit einer Amputation des rechten Beines hin, weil der Tumor sonst zum Tode führen könne. Sie verweigerten jedoch ihre Zustimmung, weshalb eine Strahlenbe­handlung verordnet wurde.

In dieser hoffnungslosen Situation entschloss man sich zu einer Wallfahrt nach Lourdes, wo Delizia am 7. August 1976 mit ihrer Mutter eintraf und von wo sie in verschlechtertem Zustand nach Hause zurückkehrte. Sie lag nun die meiste Zeit zu Hause im Bett. Anfang Dezember 1976 wog sie nur noch 22 Kilo. Sie betete und die Mutter gab ihr Lourdeswasser zu trinken. Mitte Dezember verschlimmerte sich ihr Zustand und man rechnete bereits mit ihrem Tod. Wie es in Sizilien Brauch war, hatte die Mutter schon das Totenkleid für Delizia angefertigt.

Eines Morgens, kurz vor Weihnachten, bemerkte Delizia ganz plötzlich, dass sie weniger litt und der Schmerz im Kniebereich nicht mehr so stark war. Sie fragte die Mutter, ob sie aufstehen könne, was ihr diese gleichsam als letzten Wunsch gewährte. Zu ihrem Erstaunen konnte Delizia allein aufstehen und gehen. Am nächsten Tag nahm sie wieder ihr normales Leben auf. Sie konnte sehr rasch wieder ohne Hilfe essen und nahm an Gewicht und Kraft zu. Nach den Weihnachtsferien ging sie wieder zur Schule.

Im Mai 1977 machte ihr Arzt eine weitere Röntgenaufnahme, die von der Krankheit nur mehr eine Knochennarbe zeigte.

Ende Juli 1977 unternahm Delizia eine Dankwallfahrt nach > Lourdes, wo sie sich dem Ärztebüro präsentierte. Bis Ende 1977 wurden dem Ärztebüro sämtliche Dokumente übermit­telt, und im Juli 1978 und 1979 stellte sich Delizia in Lourdes erneut der Kontrolle. Bei ihrem vierten Besuch, am 28. Juli 1980, wurde sie nach ein­gehender Prüfung der Dokumentation unter Heranziehung von Spezialisten von 21 Medizinern aus verschiedenen Ländern, denen der Fall in mehreren Sprachen dargelegt wurde, eingehend untersucht. Am 26. September 1982 wurde die Heilung als unerklärlich beurteilt und am 28. Juni 1989 von Bischof Luigi Bonmarito von Catania als Wunder anerkannt. Sie ist als die 65. Wunderheilung von Lourdes eingetragen.

Lit.: Resch, Andreas: Die Wunder von Lourdes. Innsbruck: Resch (Reihe R; 5), 22015.

Ciruelo, Pedro Sanchez (ca. *1470 Daroca, Saragossa; † 1548 Salamanca), span. Theologe.

C. studierte an der Universität Salamanca und promovierte 1492 in Paris in Theologie. Während seines zehnjährigen Aufenthaltes in Paris unterrichtete er an der Sorbonne und veröffentlichte 1495 den Tractatus arithmeticae practice. 1502 kehrte er nach Spanien zurück, unterrichtete am „Colegio de San Antonio de Portaceli“ in Sigüenza und ging dann wahrscheinlich an die Universität von Saragossa. 1509 wurde er an die Universität von Alcalà berufen, wo er 20 Jahre hindurch thomistische Theologie und vermutlich auch Mathematik unterrichtete. 1516 erschien sein Cursus quattuor mathematicarum artium liberalium, der sich mit den vier freien Künsten – Arithmetik, Geometrie, Perspektive und Musik – befasst.

1527 war er Mitglied der Kommission zur Beurteilung der Orthodoxie der Werke des Erasmus von Rotterdam in Valladolid, wo er sich dagegen aussprach. Zwischen 1533 und 1537 lehrte er in Segovia und befasste sich vor allem mit biblischen Studien.

Auf dem Gebiet der Paranormologie schrieb er in erster Linie gegen die > Kabbala – wobei er den Ideen des Giovanni > Pico della Mirandola folgte – , die > Astrologie und den > Aberglauben im Allgemeinen. Sein diesbezüglich bekanntestes Buch, Reprobación de las supersticiones y hechicerías (1530), erlebte zahlreiche Auflagen und erschien 2008 in deutscher Übersetzung.

W. (Auswahl): Opus de Magica Superstitione. Alcalà, 1521; Reprobación de las supersticiones y hechicerías. Alcalà, 1530; Verwerfung des Aberglaubens und der Zauberei: ein Inventar des Volksglaubens in der spanischen Renaissance. Fribourg: Acad. Press, 2008.

Cisneros, García Jiménez de

(1455 –27.11.1510), spanischer Benediktiner. C. war ein Vetter des Reformers Francisco Cardinal Jiménez de Cisneros. Er studierte in Salamanca und trat 1475 in das Benediktiner-Reformkloster von Valladolid ein. 1493 wurde er zur Einführung der Reform nach Montserrat gesandt. Auf Wunsch seiner Mitbrüder verfasste er das Buch Exercitatorio de la vida espiritual (Schule des geistlichen Lebens), das als die erste methodische Abhandlung über Andachts- und Gebetspraktiken in der Geschichte der katholischen Kirche gilt. Es ist darin die Rede von 3 Stufen des Aufstiegs: Reinigung, Erleuchtung und Vereinung (unio). Dabei verwendet C. auch Zitate von Gerson, Thomas von Kempen und anderen.

Die besondere Bedeutung des Buches liegt nicht zuletzt darin, dass es ein Vorläufer des Exerzitien-Buches des Ignatius von Loyola ist. Auch die Struktur gilt als Modell für die jesuitischen Exerzitien.

W.: Exercitatorio de la vida espiritual. Montserrat, 1500; Schule des geistlichen Lebens auf den Wegen der Beschauung. Freiburg: Herder, 1923.

Ciste (lat. cista, Kasten), Behälter für Kultgegenstände in den > Mysterien und heilige Symbole („cista mystica“), die von den > Cistophoren getragen wurden. Sie hatten oft die Form eines geflochtenen Korbes, konnten aber auch aus Ton sein. Stein-C. mit auf den Totenkult bezüglichen Reliefdarstellungen dienten bei den Etruskern als Behälter für die Asche der Verstorbenen.

Ebenfalls C. werden die kleinen, zylindrischen Bronzekästchen genannt, die in Etrurien zur Aufbewahrung von Toilettenartikeln hergestellt wurden und deren Seitenflächen für gewöhnlich mit eingravierten Figuren geschmückt sind, während sich auf dem Deckel kleine Bronzefiguren befinden.

Darstellungen von C. finden sich auf Kunstdenkmälern, Münzen und Tonreliefs. Die größte Sammlung von C. enthält die Barberinische Bibliothek in Rom.

Lit.: Ducati, Pericle: A proposito di una cista a cordoni trovata in Sicilia. Bologna, 1922.

Cistophoren (griech. cista, Kasten, Kiste; phero, tragen), 1. Träger der heiligen Behälter oder Kisten (> Cisten), die vor allem während der > Bacchanalien und > Cerealia eine wichtige Rolle spielten. Bei den > Dionysien enthielten die Cisten die von Schlangen bewachten Geheimnisse des Gottes, bei den > Eleusinien die verhängnisvollen Granatäpfel, von denen > Proserpina gekostet hatte.

2.  Im hellenistisch-römischen Kleinasien waren C. oder auch „Zistophoren“ seit Beginn der Herrschaft der Römer (133 v. Chr.) gängige Münzen, vor allem in Ephesus, Pergamon, Laodikeia, Tralles usw. Sie wurden noch bis ins 3. Jh. n. Chr. geprägt.

Lit.: Pinder, Moritz: Über die Cistophoren und Über die Kaiserlichen Silbermedaillons der römischen Provinz. Berlin, 1856; Kleiner, Fred S. / Noe, Sydney P.: The Early Cistophoric Coinage. New York, NY: The American Numismatic Society, 1977.

Cit (sanskr., „Sitz“), im hinduistischen Denken das reine > Bewusstsein. Als solches ist es die wesentliche und nicht rückführbare Qualität des ewigen Selbst oder des > Brahman im Unterschied zu geistigen Zuständen oder Ideen. Diese werden vielmehr von ihm erleuchtet und mit Leben erfüllt, da es als ewiger und unveränderlicher Bestandteil des Brahman die Grundlage für alle Bewusstseinszustände bildet. Es ist jedoch nicht das Brahman selbst. Dieses besteht aus den drei Bestandteilen > sat (Sein), cit (Bewusstsein) und > ananda (Seligkeit), steht allerdings im > Vedanta häufig für alle drei Bestandteile.

Lit.: Bowker, John (Hrsg.): Das Oxford-Lexikon der Weltreligionen. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1999.

Cithäronischer Löwe > Kithäronischer Löwe.

Citipati („Herr der Leichenstätte“), 1. Buddhistische Friedhofsdämonen, vor allem in Tibet. Sie sind die Begleiter des Totengottes > Yama und werden als zwei tanzende Skelette dargestellt. Nach tibetischer Mythologie waren die beiden C. im früheren Leben asketische Mönche, die in tiefer Meditation nicht bemerkten, dass ein Dieb ihre Köpfe abschnitt und die Körper in den Schlamm warf. Sie verwandelten sich daraufhin in grimmige Geister mit dem Schwur ewiger Rache. Auf dem Friedhof sollen sie einen Skelett-Tanz aufführen, bei dem sie das lange tibetische Horn blasen. In den meisten Klöstern wird dieser Tanz, Symbol für den Zyklus von Leben und Tod, einmal im Sommer und einmal im Winter von maskierten Mönchen auf dem Klosterfriedhof aufgeführt.

2. Eine Gattung theropoder Dinosaurier aus der Gruppe der Oviraptorosauria aus der Oberkreide der Mongolei. Es handelte sich dabei um einen großen Oviraptoriden mit auffälligem Schädelkamm.

Lit.: Lurker, Manfred: Lexikon der Götter und Dämonen. Stuttgart: Kröner, 1989; Weishampel, David B. / Dodson, Peter / Osmólska, Halszka (Hrsg.): The Dinosauria. Berkeley: University of California Press, 22004.

Citraga, ein hieroglyphisches Zeichen, das die Inder mit rotem Sandelholz, Asche von Kuhmist oder heiliger Erde auf Brust und Stirn malen, um damit die religiöse oder philosophische Sekte anzudeuten, zu der sie sich bekennen. Am Stoff der Farbe erkennt man den Gott, der verehrt wird.

Das Malen selbst ist eine Zeremonie, die täglich meist nach den gewöhnlichen Waschungen unter Hersagen von Gebetsformeln vorgenommen wird.

Lit.: Ions, Veronica: Indische Mythologie: Wiesbaden: Vollmer, 1967.

Citrinitas (lat., „Gelbung“; griech. xanthosis), die 3. Stufe des großen Werkes (> Opus magnum) beim alchemistischen Prozess zur Herstellung des Goldes. Der Begriff wurde im 15. und 16. Jh. von Alchemisten geprägt, um die Stufe der „Gelbheit“ als Stufe des Goldes zu bezeichnen.

Die erste Stufe ist die Schwärzung (> Nigredo), die Stufe der Urmaterie. Die zweite Stufe ist die Weißung (> Albedo), die Stufe des Silbers. Angedeutet findet sich noch eine vierte Stufe, die Violett- oder Purpurfarbe (im Mittelalter wurde daraus > Rubedo), welche die Goldkoralle bezeichnet und einen gedanklichen Vorläufer des > Lapis Philosophorum darstellt, denn man konnte damit unedle Metalle direkt in Gold oder Silber verwandeln.

C. G. Jung baute diese Vorstellungen in seine Psychologie der Individuation ein. Nigredo ist der > Schatten, Albedo > anima bzw. > animus und C. der Archetyp des Weisen Mannes bzw. der Großen Mutter. Rubedo steht für den Archetypus des Selbst, das die Ganzheit erreicht hat.

Lit.: Jung, C. G.: Gesammelte Werke, Bd. 9. Zürich: Walther, 1996; Alchemie: Lexikon einer hermetischen Wissenschaft. München: Beck, 1998.

Citta (sanskr. und Pali, „das, was gesehen wurde“, „was zum Bewusstsein gehört“). Im > Hinduismus der reflektierende und bewusste Geist, im > Buddhismus einer der drei Teile des gesamten Daseins neben den Geistesfaktoren (> Cetasikas) und der Körperlichkeit (rupa).

Lit.: Das Lexikon des Buddhismus: Freiburg i. Br.: Herder, 1998.

Ciupipiltin (indian.), weibliche > Vampire Alt-Mexikos. Bei den > Azteken bezeichnete man Frauen, die im Wochenbett starben, mit diesem Namen, da man glaubte, sie würden nach dem Tod mit weißer Hautfarbe auftreten, um das Blut der Kinder aufzusaugen.

Lit.: Encyclopedia of Occultism & Parapsychology. Detroit, Michigan: Gale Research Company; Book Tower, 1984.

Civitavecchia, Stadt in der Provinz Rom, Region Latium, die durch die Bluttränen (> Blutwunder) einer Marienstatue bekannt wurde.

Zwischen 2. Februar und 15. März 1995 zeigte die im Garten der Familie Fabio Gregori aufgestellte Marienstatue vierzehnmal Bluttränen. Es handelt sich um eine 42  cm große Gipsstatue, welche die Königin des Friedens darstellt. Sie wurde von dem Kroaten Sqepan Vlaho hergestellt und am 16. September 1994 vom Pfarrer der Kirche Sant’Agostino, Pablo Martìn, in einem Geschäft in Medjugorje gekauft. Er gab sie der Familie Fabio Gregori, die sie in eine dafür errichtete Nische im Garten stellte. Am 2. Februar 1995 bemerkte die fünfjährige Tochter Jessica eine blutige Flüssigkeit, die aus den Augen der Statue auf die Wangen herunterzufließen schien. Sie sagte es dem Vater, der umgehend den Pfarrer informierte. Dieser nahm das Phänomen sogleich selbst in Augenschein. Am 3. Februar und in den folgenden Tagen wiederholte sich der Tränenfluss und am 5. Februar berichteten bereits die Medien darüber. Der Bischof, Msgr. Girolamo Grillo, setzte eine Kommission ein und es wurden die ersten Laboruntersuchungen durchgeführt. Schließlich nahm die Diözese die Statue wegen des großen Andranges in ihre Obhut.

Die 14 Bluttränenflüsse wurden von etwa 50 Personen verschiedenen Alters und Berufes, darunter auch vom Bischof selbst, wahrgenommen. Die befragten Zeugen, die sich freiwillig den Verhören stellten, schworen auf die Echtheit des Phänomens.

Am 28. Februar wurden dem Bischof von den Professoren Angelo Fiori und Giancarlo Umani Ronchi die Untersuchungsergebnisse des entnommenen Blutes mit folgender Schlussformulierung überreicht: „Die angeblichen Blutspuren, die dem Gesicht und dem Hals der Statue der Madonna entnommen und unserer Untersuchung unterstellt wurden, erwiesen sich als menschliches Blut eines Mannes. Die mikroskopische und röntgenologische Untersuchung der Statue zeigten außer den Blutspuren keine Anomalien.“

Von kirchlicher Seite wurde noch kein offizielles Urteil gefällt, doch ist die Statue seit dem 17. Juni 1995 in einer Nische in der Pfarrkirche Sant’Agostino in Civitavecchia ausgestellt und für die Verehrung zugänglich.

Lit.: Grillo, Girolamo: Ha pianto tra le mie mani, a cura di Enrico Malatesta. Edizioni Piemme, 1997; Turi, Anna Maria: Miracoli e segreti della Madonnina di Civitavecchia. Ediz. Segno, 2009.