Begriffe Br

Br

Braak, Dorfschaft in der Gemeinde Bosau bei Eutin / Deutschland und Fundort von Pfahlgöttern und einem Schalenstein. Vor etwa 2.500 Jahren wurden hier für Kulthandlungen zwei > Pfahlgötter aufgestellt, die später im Torf des Aukamper Moores gefunden wurden. Es handelt sich dabei um je eine männliche und weibliche Holzfigur, roh zurechtgeschnitzt, mit Beinen aus natürlichen Astgabelungen. Die beiden Figuren von ca. 2,30 und 2,80 m Höhe, vermutlich Fruchtbarkeitsgötter, befinden sich heute im archäologischen Landesmuseum im Schleswiger Schloss Gottorf. 

Ferner wurde in einer Mauer ein Stein entdeckt, der vor dem Harmsschen Gehöft als Torpfosten diente, bevor ihn Rektor Gustav Peters aus Eutin als > Schalenstein identifizierte. Die Oberfläche des Steines ist mit hunderten kleiner Vertiefungen (Schalen) versehen. Die Deutung dieser Schalensteine aus der Jungsteinsteinzeit ist noch offen; vermutlich dienten sie als Opfersteine. Seit 1987 steht der Stein vor dem Kreismuseum in Neustadt in Holstein.

Lit.: Dietrich, Mirja: Die Holzfiguren und der „Brandplatz“ aus dem Aukamper Moor bei Braak, Gemeinde Bosau, Kreis Ostholstein Kiel, Univ., M.A., 1999.

Bracesco, Giovanni (1481 / 82 – 1555?),

Arzt und Alchemist aus Orzinuovi, Brescia, Italien. B. befasste sich mit Hermetischer Philosophie, schrieb einen Kommentar zum Werk von > Geber, in dem viele Geheimnisse der Natur erklärt würden. > Paracelsus würdigte B., den er als Siebzigjährigen noch kennengelernt habe, als einen Mann, der alte Schätze wieder ans Tageslicht brachte und so den Ruf der > Alchemie stärkte (Paracelus, S. 49). Zwei seiner bedeutendsten Werke sind: De Alchemia dialogi duo und Il Legno della vita. Letzteres ist eine sehr kuriose Abhandlung über die Anwendung des > Steines der Weisen in der Medizin.

W.: Il Legno della vita … nel quale si dechiara qual fusse la medicina per laquale gli primi Padri vivevano novecento anni. Stampato per Valerio dorico & Luigi fratelli, ad instantia di N. de Aristotile, detto il Zoppino. Roma, 1542; De alchemia dialogi II : Quorum prior, genuinam librorum Gebri sententiam, de industria ab authore celatam & figurato sermone involutam retegit & certis argumentis probat. Alter Raimundi Lullii Maioricani Mysteria in lucem producit. Quibus praemittuntur, propositiones centum viginti novem, idem argumentum compendiosa brevitate complectentes. Norimbergae: Apud Johan. Petreium, 1548; La espositione di Geber philosopho.Vinetia: appresso Gabriel Giolito di Ferrarii, 1544.

Lit.: Paracelsus und seine internationale Rezeption in der frühen Neuzeit: Beiträge zur Geschichte des Paracelsismus; [proceedings of a symposium held in June 1995 in Bonn, Germany, and Heidelberg, Germany] / hrsg. von Heinz Schott und Ilana Zinguer. Leiden [u. a.]: Brill, 1998.

Brachmann, Esther, Geheilte von Lourdes. B. wurde 1881 in Paris (Frankreich) geboren und am 21. August 1896 im Alter von 15 Jahren in Lourdes von tuberkulöser Bauchfellentzündung geheilt.

Die medizinische Bestätigung der plötzlichen, vollständigen und dauerhaften Heilung erfolgte 1897. Am 6. Juni 1908 wurde die Heilung von Esther B. durch Erzbischof Léon Amette von Paris schließlich als Wunder anerkannt. Sie ist als 22. Wunderheilung von Lourdes eingetragen.

Lit.: Resch, Andreas: Die Wunder von Lourdes. Innsbruck: Resch, 2009.

Brackett, Loraina (19. Jh.), Sensitive aus Dudley, Massachusetts, USA. 1837 entdeckte B. nach der hypnotischen Behandlung einer Blindheit, die durch einen zufälligen Schlag auf den Kopf aufgetreten war, ihre paranormalen Fähigkeiten. Sie hatte die Gabe des > Wandernden Hellsehens, also die Fähigkeit, ferne Orte und Gegenstände zu beschreiben, die sie nie vorher gesehen hatte. Auch konnte sie zusammengefaltete Briefe in versiegelten Umschlägen lesen, Inhalte geschlossener Behälter erraten, Dinge in einem anderen Raum beschreiben, die dort zum Testen hingegeben wurden, und auf die unausgesprochenen Gedanken umstehender Personen antworten. 1843 verlor sie ihre paranormalen Fähigkeiten. In den sechs Jahren wurde sie von verschiedenen Forschern zahlreichen Tests unterzogen, ohne dass ein Grund zum Zweifeln gefunden wurde.

Lit.: Stone, William L.: Letter to Doctor A. Brigham, on Animal Magnetism. New York: George Dearborn & Co., 1837; The Animal Magnetizer (1841 anonym veröffentlichtes Büchlein); Anderson, Rodger I.: Psychics, Sensitives and Somnambules. A Biographical Dictionary with Bibliographies. London: McFarland & Comp., Inc., 2006.

Bradlaugh, Charles (*26.09.1833 London; † 30.01.1891 ebd.), britischer Politiker, Autor, Journalist. B. stammte aus einfachen Verhältnissen. Mit 12 Jahren wurde er Laufbursche und mit 13 Schreiber auf einem Schiffsladeplatz. In der Freizeit versuchte er, sich durch die Lektüre vornehmlich philosophischer Bücher zu bilden und wurde so mit den Schriften von Voltaire und Thomas Paines vertraut. 1850 bis 1853 diente er bei der britischen Kavallerie. Anschließend schlug er sich mit verschiedenen Tätigkeiten durch, trat in seinem Kampf für Freiheit an die Öffentlichkeit und wurde bald zu einem der bekanntesten Atheisten und Freidenker Londons. Als prominentes Mitglied der London Dialectical Society wurde B. 1869 mit der Prüfung von Phänomenen des Spiritismus betraut. Gemeinsam mit Dr. James Edmunds untersuchte er die Séancen mit Daniel D. > Home, bei denen nicht alle Phänomene zufriedenstellend waren. Sie unterzeichneten daher einen Kurzbericht, der die angeblichen Beweise wohlwollend und zugleich kritisch beleuchtete, was zu einem erhöhten Interesse am Spiritismus führte.

Von 1874 bis 1885 arbeitete B. mit der ihm gleichgesinnten radikalen Freidenkerin Annie > Besant zusammen, die dann zu einem führenden Mitglied der > Theosophischen Gesellschaft wurde.

W.: Report on Spiritualism of the Committee of the London Dialectical Society. London, 1871; Human Immortality Proved by Facts: Report of a Two Nights’ Debate on Modern Spiritualism … December 16th and 17th, 1872. London: J. Burns, 1872.

Bradley, H(erbert) Dennis

(1877 – 20.11.1934), britischer Schriftsteller, Industrieller und Spiritist. Nachdem er 1923 in Amerika an einigen Sitzungen mit dem Medium George > Valiantine teilgenommen hatte, begann er sich mit spiritistischen Themen zu befassen und schrieb sich selbst paranormale Fähigkeiten wie die Gabe der > direkten Stimme zu. Über seine ersten Sitzungen und den ersten Besuch von Valiantine in England berichtete er in Towards the Stars (1924), über dessen zweiten Besuch in The Wisdom of the Gods (1925).

Die Einladung der > Society for Psysical Research (SPR), seine Fähigkeiten untersuchen zu lassen, lehnte er ab und trat schließlich aus der Gesellschaft aus.

W.: Towards the Stars. London: T. Werner Laurie Ltd., 1924; The Wisdom of the Gods. London: T. W. Laurie Ltd., 1925; … And after. London: T. W. Laurie Ltd., 1931.

Bradna, Jiři (*28.07.1917 Choltitz bei Pardubitz, Tschechien), Arzt und Neurologe, Pionier des > Myotransfer.

B. arbeitete nach seiner Promotion an der medizinischen Fakultät der Karls-Universität in Prag als Assistent an der Neurologischen Klinik in Hradec Králové, wo er sich mit der > Elektromyografie und den Labortechniken vertraut machte. Zudem war er an der > Salpêtrière in Paris tätig. Hierauf wurde er Primar und Direktor des Rehabilitationszentrums für Poliomyelitis und neurologische Erkrankungen in Bad Velke Losiny und anschließend Facharzt in Johannisbad und Marianenbad. In diese Zeit fallen seine Publikationen auf dem Gebiet der Muskelpharmakotherapie, über Poliomyelitis und Muskelerkrankungen. Kritische Studien der > Parapsychologie, der > Bionik und > Psychotronik führten ihn zur Anwendung des Myotransfer zur Thera­pie von Muskellähmungen und zur Objektivierung interpersonaler Be­ziehungen. Weitere Arbeiten befassen sich mit dem Gebiet des > Magnetismus und dem > biophysikalischen Effekt.

W.: Detection oft Interaction Between Animal and Plants by Biomonitoring. Second Intern. Congress on Psychotronics, Monte Carlo, 1975; Der heilende Myotransfer. In: Andreas Resch: Paranormale Heilung. Innsbruck: Resch, 21984, S. 367 – 384.

Bragadino, Marco (*1545 / 50 Zypern, am 26.04.1591 in München enthauptet), Goldmacher.

Als Zypern 1570 von den Türken erobert wurde, verließ B., der sich ursprünglich Mamugnà nannte, seine Heimat und ging nach Venedig. Dort erlernte er die Taschenspielertricks der > Goldmacherei. Obwohl ungebildet, beeindruckte er durch sein Auftreten und sein angenehmes Äußeres. Den Namen „Marco Bragadino“ – nach einem berühmten venezianischen Seeheld – nahm er wahrscheinlich nach Verlassen von Venedig an. Zudem legte er sich den Grafentitel zu. In Florenz (etwa 1574 –1579) und dann in Rom baute er auf die Leichtgläubigkeit der Leute. Seinen Gläubigern entzog er sich durch Eintritt in ein Kloster, aus dem er nach Erhalt der ersten Weihen floh. B. zog daraufhin durch England, Flandern und Frankreich und kehrte 1586 oder 1588 nach Italien zurück. Er empfahl sich als Goldmacher und prellte dabei die Leute bis in die höchsten Kreise. Über Venedig und Padua gelangte er möglicherweise auch nach Prag zu Kaiser Rudolf II. Jedenfalls stammt das einzige Portrait von B. vom Hofmaler Rudolfs II., Hans von Aachen. Sicher nachweisbar ist sein Aufenthalt in Bayern, wo er in Herzog Wilhelm V. einen neuen Gönner fand. Die ihm gewährten Vorschüsse verwendete er jedoch nicht für die Suche nach der „Seele des Goldes“, wie er sagte, sondern für sein luxuriöses Leben. Schließlich wurde er auf Betreiben der Landstände am 24. März 1591 verhaftet und trotz Geständnis enthauptet. Der getäuschte Herzog widmete sich dennoch weiterhin der > Alchemie und ließ sich den Glauben an die Möglichkeit der künstlichen Goldherstellung nicht nehmen.

Lit.: Stridinger, Ivo: Der Goldmacher Marco Bragadino. Studie zur Kulturgeschichte des 16. Jhs. München: Ackermann, 1928; Rommel, Theodore von: Laura Canova, die Geliebte des Goldmachers Bragadino. Heidenau bei Dresden: Freya, 1930; Elchinger, Richard: Des Goldmachers Marco Bragadino „Intelligenza-Abilità“ und die Manifestationen seines Lebensgefühls. München, Univ., Diss., 1948; Ott, Ludwig: Das abenteuerliche Schicksal des Goldmachers Marco Bragadino. Ms. München: Bayer. Rundfunk, 1990.

Bragi (auch Braga, altisländ. bragr, „der Vornehmste“).

1.  Nordgermanischer Gott der Dichtkunst, Sohn des > Odin, der vor allem als Patron der Skalden galt. Er gehörte zwar selbst nicht zu den großen Göttern; diese ließen sich von ihm aber gerne mit Liebes- und Heldenliedern unterhalten. Seine Frau war > Iduna, die Göttin der Jugend und Schönheit. Später lebten die beiden zusammen in der Unterwelt, als das Welken der > Weltesche Unheil ankündigte.

2. Bragi Boddason, auch Bragi der Alte, der in der ersten Hälfte des 9. Jhs. im Südwesten Norwegens lebte. Er ist der älteste Skalde, von dem Verse überliefert sind. Die Reste seiner „Ragnarsdrapa“ beschreiben in einem eigenen Strophentyp die Sagenszenen auf einem Schild, den der Dichter vom Fürsten Ragnar geschenkt bekam. Später wurde B. als Odins Sohn zum Gott der Dichtkunst erhoben. Friedrich Gottlieb Klopstock schrieb die Ode „Bragi“ (1771).

Lit.: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Oden (1771). Leipzig: Wolff, 2005; Klingenberg, H.: Bragi. Reallexikon der germanischen Altertumskunde 3 (31978).

Brahan, Seher von, schottischer > Prophet. Brahan ist ein Landgut in der Nähe von Dingwall, einer in den Highlands im Nordosten Schottlands gelegenen Kleinstadt mit heute etwa 500 Einwohnern, das mit dem berühmten Seher in Verbindung gebracht wird. Um seine Person ranken sich zahlreiche Geschichten, wahre und erfundene. Man nimmt an, dass es sich dabei um einen gewissen Coinneach Odhar (gälisch für „Brown Kenneth“) handelte, der gegen Ende des 17. Jhs. auf B. arbeitete und durch zahlreiche Prophezeiungen bekannt wurde. Dazu gehören: die Vorhersage der Eisenbahn: „Lange Reihen von Kutschen ohne Pferde werden zwischen Inverness und Dingwall und Skye fahren“; die Aussage über den Aufstieg von Strathpeffer zum Kurort, über dessen Quelle er meinte: „So wenig einladend und erfreulich sie jetzt ist… wird doch der Tag kommen, dass man sie unter Schloss und Riegel hält“; die Voraussage einer Katastrophe, welche die Welt ereilt, wenn der Ness in Inverness von fünf Brücken überspannt werde. Einige Tage vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde die fünfte Brücke über den Fluss eingeweiht.

Sein Ruf als Prophet, den der Seher von B. schon zu Lebzeiten genoss, wurde nach seinem Tod zur Legende. Der erste literarische Hinweis auf ihn stammt von Hugh Miller (1835).

Lit.: Miller, Hugh: Scenes and Legends of the North of Scotland. Aberdeen: Black, 1835; MacKenzie, Donald: Brahan Seer, The. In: Lewis Spence: An Encyclopaedia of Occultism. New York: Cosimo, 2006, S. 78.

Brahm, nach der indischen Mythologie das höchste Wesen, der Anfangslose, die Urseele des Weltalls. Die bestehende Welt ist nur Abglanz seines erhabenen Bildes. Dennoch bildet B. mit ihr keine Einheit, denn als er sie als seinen Schatten setzte, war sie vollkommen getrennt von ihm. Um sich ihr zu nähern, schuf er ein Wesen voll Schönheit und Liebe, welches > Maja heißt und die Göttin der Liebe, die Mutter dessen ist, was ist. Mit diesem Wesen verband sich B., woraus drei seiner erhabensten Kräfte hervorgingen: > Brahma, der Schöpfer alles Lebenden, > Wischnu, der Erhalter, und > Schiwa, der Vernichter. Sie bilden die Trimurti, die Dreieinigkeit, weder voneinander noch von Gott unterschieden, dessen Kräfte sie sind. So kam Gott den Menschen näher, die nun eine seiner Offenbarungen anbeten, wodurch sich die drei Sekten des Brahma, Schiwa und Wischnu entwickelten, von denen Erstere bald durch die beiden anderen verdrängt wurde.

Lit.: Debroy, Bibek: Brahma, Padma, Vishnu, Shiva, Bhagavata, Narada. Delhi: B. R. Publishing Corporation, 2002.

Brahmā (sanskr.), im Hinduismus eine nachvedische Gottheit, die von > Brahman oder seiner Alternative Brahma zu unterscheiden ist. B. ist der Schöpfergott und der Erste in der Hindu-Trias (trimurti) von B. (Schöpfer der Welt), > Wischnu (Erhalter der Welt) und > Schiwa (Zerstörer der Welt). Zunächst genoss er die gleiche Verehrung wie Wischnu und Schiwa. Im heutigen Indien tritt der > Brahmanismus jedoch hinter den > Vaishnavismus und den > Shivaismus und > Shaktismus zurück.

B. entsprang > Narayana, dem Urei, und wird als von roter Farbe mit vier Gesichtern und vier Armen (die vier Veden repräsentierend) dargestellt. Seine Hände halten einen Becher, einen Bogen, ein Zepter und die Vedas. Sein Reittier ist der Ganter (hamsa). Weitere Attribute sind eine Gebetskette (akshamālā), die den ewigen Zyklus der Zeit versinnbildlicht. Eine Zeit lang soll B. einen fünften, zum Zenit blickenden Kopf gehabt haben, der ihm von Schiwa wegen dessen Überheblichkeit abgeschlagen wurde; nach einer anderen Version habe ihn seine Tochter > Sarasvati (schließlich seine Hauptfrau) wegen seines inzestuösen Verlangens nach ihr durch einen Fluch zerstört. B. hatte vier Frauen und zahlreiche Söhne. Sie erhielten den Beinamen „geistgeboren“, weil sie Personifizierungen seines Denkens als universaler Schöpfergeist sind, ist B. doch die Personifikation von Brahman, dem obersten Weltprinzip.

Im > Buddhismus gibt es drei große „Brahmas“ (Mahabrahma), die über der Sinnenwelt in verschiedenen Stufen der Brahma-Welt herrschen. Sie sind meditierende Gottheiten, die aber von der Erlösung der Buddha-Welt noch weit entfernt sind und daher dem Prozess des Werdens und Vergehens unterliegen. Sie alle werden als Verehrer und Zuhörer des ihnen an Wissen überlegenen > Buddha vorgestellt, der in einer früheren Existenz selbst einmal der „Große B.“ gewesen sei. Wenn der karmische Verdienst erschöpft ist, wird der B. in anderen Daseinsformen wiedergeboren.

Lit.: Glasenapp, Helmuth von: Brahma und Buddha. Die Religionen Indiens in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Berlin: Deutsche Buchgemeinschaft, 1926; Feniger, Siegmund: The Four Sublime States: Brahma-Vihara / Thera Nyanaponika. Kandy: Buddhist Publication Society, 1960; Bailey, Greg: The Mythology of Brahma. Delhi; New York: Oxford University Press, 1983.

Brahma Kumaris (Töchter Brahmas), esoterisch-gnostische Meditationsbewegung. Lekh Raj (1876 –1969), ein ehemaliger Juwelier aus Hyderabad in Pakistan, sammelte ab 1937 überwiegend Anhängerinnen um sich. Er hatte Visionen einer kosmischen Katastrophe und lehrte eine Form des > Raja Yoga als einzigen rettenden Weg. 1952 errichtete diese Organisation mit der Brahma Kumaris World Spiritual University (BKWSU) in Mount Abu, Rajasthan, Indien, ihre Weltzentrale, von der aus Raja-Yoga-Zentren in aller Welt gegründet wurden. Lekh Raj gilt als „Brahma Baba“, als Schöpfer einer neuen Welt, als erster Mensch der neuen Zeit, durch den > Shiva, die „Höchste Seele“, das totale Wissen, die totale Wahrheit mitteilt.

Diese Belehrung durch „Brahma Baba“, erfolgt jeweils in der Übergangszeit vom „Eisernen Zeitalter“ (Kali Yuga) zum „Goldenen Zeitalter“ (Sat Yuga) im ewig dauernden „Welttheater“, in dem Shiva und jede Seele bestimmte Rollen haben. Ein Zyklus dauert 5.000 Jahre. Brahma Baba setzt seit seinem Tod als Geistwesen die Unterweisung durch „ältere Schwestern“ (Dadis) fort, die in Mount Abu als Medien wirken. Diese Botschaften werden als „murlis“ aufgeschrieben und in den Zentren der Brahma Kumaris gelesen und gelehrt.

Die „Raja Yoga“ genannte Meditation konzentriert sich auf das > Dritte Auge in der Mitte der Stirn, wo die Seele als Lichtpunkt vorgestellt wird. Ziel ist es, die Seele vom Körper zu lösen, um zu Shiva aufzusteigen und auch nach der Rückkehr in die Körperhülle im Zustand der Losgelöstheit zu verharren, um so Karma aufzulösen und rein zu bleiben. Ein solch reines Leben dokumentiert sich in weißer Kleidung, vegetarischer Ernährung, im Verzicht auf Sexualität (auch in der Ehe), im gemeinsamen Leben und Dienen, was nicht selten auch zu inneren und äußeren Konflikten führt.

Lit.: Nagel, Stephan: Brahmas geheime Schöpfung. Die indische Reformbewegung der „Brahma Kumaris“ (Theion. Jahrbuch für Religionskultur; 11). Frankfurt / M.: Lang Verlag, 1999.

Brahmadaitya (sanskr.), Haupt der gutartigen Geister Indiens. B. soll der Geist eines Brahmanen sein, der unverheiratet starb. Er legt angeblich großen Wert auf seine Ernährung, und lebt auf einem Baum, von dem er nachts heruntersteigt und in seinem weißen Gewand umherwandelt. Man ist gewarnt, ihn dabei nicht anzublicken. Den Menschen gegenüber ist er wohlgesinnt, solange sie ihn nicht beleidigen oder sein Gebiet nicht unbefugt betreten. Tun sie es doch, kann er äußerst gewalttätig werden. So heißt es in Indien: „Besteige den Baum eines B. und er wird dir dein Genick brechen!“

Lit.: Haining, Peter: Das große Gespensterlexikon: Geister, Medien und Autoren / Lizenzausg. f. Gondrom Vlg. GmbH, Bindlach, 1996. Düsseldorf: Econ Verlag GmbH, 1983.

Brahmajala-Sutra (sanskr., „Sutra des Netzes des Brahman“). Leitfaden des Mahayana-Buddhismus, der die grundlegenden Lehren über die Sittlichkeit (Shila) enthält und für den chinesischen und japanischen Buddhismus von besonderer Bedeutung ist.

Das B. enthält die zehn Regeln des > Mahayana, die für die Anhänger verbindlich sind, nämlich das Vermeiden von: 1. Töten, 2. Stehlen, 3. Unkeuschheit, 4. Lügen, 5. Genuss berauschender Mittel, 6. übler Nachrede, 7. Prahlerei, 8. Neid, 9. Groll und Übelwollen, 10. Verleumdung der Drei Kostbarkeiten (> Triratna). Ein Verstoß gegen diese Regeln bewirkt den Ausschluss aus dem > Sangha.

Zudem beinhaltet das B. noch 48 weniger wichtige Gebote. Die insgesamt 58 Regeln bilden den Inhalt des Bodhisattva-Gelübdes, das jeder mahayanistische Mönch nach der eigentlichen Ordination ablegt. In besonderen Fällen gestattet das B. auch die Selbstordination.

Lit.: Lexikon der östlichen Weisheitslehren: Buddhismus, Hinduismus, Taoismus, Zen / Ingrid Fischer-Schreiber; Franz-Karl Ehrhard. Bern: Scherz, 1986; Virtbauer, Gerald: Psychologie im Erkenntnishorizont des Mahayana-Buddhismus. Interdependenz und Intersubjektivität im Beziehungserleben. Frankfurt / M.: Peter Lang, 2007.

Brahmajñana, auch Brahmavidya (sans-
kr.), die transzendente Erkenntnis Brahmans. So steht im 4. Gesang der Bhagavadgita: „Wer wahrhaft kennt mein göttlich Tun und dies mein göttliches Entstehen. Erlöst von der Geburten Pein, wird er im Tode zu mir gehen“ (4, 6). Da nach dem Hinduismus die Verwirklichung Brahmans das höchste Ziel des menschlichen Lebens ist, bildet B. die höchstmögliche Erkenntnis überhaupt.

Lit.: Bhagavadgita. Stuttgart: Reclam, 1965.

Brahma-loka (sanskr., „Brahma-Welt“), be-
zeichnet im weitesten Sinne die feinkörperliche und unkörperliche Welt, im engeren Sinne aber lediglich die der feinkörperlichen Welt angehörenden drei Brahmahimmel: den des Brahmagefolges, der Brahmapriester und der Großen Brahmas; eine Existenzebene, in die der spirituell Gereifte nach dem Tod gelangt, um in göttlicher Gemeinschaft zu leben.

Lit.: Lexikon der östlichen Weisheitslehren: Buddhismus, Hinduismus, Taoismus, Zen / Ingrid Fischer-Schreiber; Franz-Karl Ehrhard. Bern: Scherz, 1986.

Brahman oder Brahma (sanskr., „Wachsen“), der eine höchste und alles durchdringende Geist des impersonalen Absoluten ohne Attribute, das der Ursprung und Träger des sichtbaren Universums ist. Das neutrale Nomen Brahman (Brahma) ist von der maskulinen Form > Brahmā, dem Schöpfergott in der Hindu-Trias zu unterscheiden. B. wurde ursprünglich in den > Vedas und besonders im > Atharvaveda zur Bezeichnung für die geheimnisvolle Kraft hinter einer magischen Formel und Kulthandlung verwendet. In den > Upanishaden erhält B. dann die Bedeutung von „Quelle der Macht“ und damit die des impersonalen, höchsten ewigen Prinzips hinter dem Ursprung des Universums und den Göttern. Diese Bedeutung bildete sich in der systematischen Philosophie des > Vedanta heraus, welche lehrt, dass B. das Impersonale, die Weltseele oder das Absolute, die Essenz und wesensgleich mit dem > Selbst, der Einzelseele, dem > Atman ist. Es ist charakterisiert durch > Sein (sat), > Bewusstsein (cit) und > Wonne (ananda), frei von Leid und Vergänglichkeit. Atman und B. sind eins. Die Erkenntnis des B. ist das höchste Ziel des menschlichen Lebens, weil es Befreiung (> Moksa) von dem sich widerholenden Kreislauf von Leiden und Wiedergeburt bringt.

Die Hinwendung auf ein Verständnis dieses impersonalen Absoluten stellte die theistischen Hindus, für welche die Erfahrung einer persönlichen Beziehung zum ungeschaffenen Schöpfer alles Geschaffenen besonders wichtig ist, vor die Frage nach der Stellung von Brahmā, Vishnu und Shiva zu B. Eine Lösung bestand darin, dass man die Drei (trimurti) als augenscheinliche Aspekte des B. ansah. In der heiligen Silbe > AUM (Om), dem Symbol des neutralen B., stehen A, U, M nacheinander für B., Vishnu und Shiva. Aus dem ewigen Neutrum B. geht für jeweils eine Weltperiode (> Para) ein zeitlich begrenzter männlicher Schöpfergott, Brahmā, hervor.

Einen eigenen Kultus für B. hat es hingegen kaum gegeben. Die einzigen B.-Tempel befinden sich in Puşkara (bei Ajmer) und Idār.

Dargestellt wird B. mit vier gekrönten Häuptern und vier Händen, die eine Vedaschrift, ein Gefäß mit Gangeswasser, einen Stab und einen Opferlöffel halten.

Lit.: Die altindische Philosophie nach den Grundworten der Upanishads: Der Gedanke vom All-Selbst in d. Rede-Wettkampf u. d. 3. Lehrgesprächen d. Yajnavalkya u. die Brahman-Atman-Lehren in ihren Haupt-Zeugnissen aus 12 Upanishads d. Veda / in d. Übers. von Paul Deussen. Jena: Diederichs, 1914; Narayanananda <Svami>: Brahman und das Universum. Freiburg i. Br.: N. U. Yoga Centre, 1979; Upanischaden: ausgewählte Stücke; UNESCO-Sammlung repräsentativer Werke, Asiatische Reihe / Aus d. Sanskrit übertr. u. erl. v. Paul Thieme. Stuttgart: Philipp Reclam jun., 2002.

Brahma-Nadi (sanskr.), Energiekanal im Körper. Nach dem > Tantra beginnt die > Kundalini durch diesen Kanal aufzusteigen.

Lit.: Swami Satyananda Saraswati: Kundalini Tantra; aus d. Engl. übers. von Swami Prakashananda Saraswati. Köln: Satyananda Yoga-Zentrum, 2008.

Brahmanas (sanskr., „was zu Brahman gehört“), Handbücher für die indische Priesterklasse. Es handelt sich dabei um Texte, die zwischen 1000 und 650 v. Chr. entstanden und im > Veda jeweils einem der vier > Samhitas folgen. Sie beschreiben die Durchführung der heiligen Zeremonien, heben deren Bedeutung hervor und geben an, welche himmlischen Belohnungen dafür zu erwarten sind. Dabei geht es nicht mehr um die Opfer als Mittel, um die Gunst der Götter zu erwerben, sondern um die Bedeutung und Ausführung der religiösen Opferhandlungen als Selbstzweck. Nur die letzten Teile der B., die für das Leben der Einsiedler bestimmten Bücher, sind philosophischer. Ihre bedeutendsten Stücke wurden später unter dem Namen > Upanishaden auch gesondert überliefert.

Lit.: Oldenberg, Hermann: Die Weltanschauung der Brahmana-Texte: vorwissenschaftliche Wissenschaft. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1919; Upanischaden: ausgewählte Stücke; UNESCO-Sammlung repräsentativer Werke, Asiatische Reihe / Aus d. Sanskrit übertr. u. erl. v. Paul Thieme. Stuttgart: Philipp Reclam jun., 2002.

Brahmanda (sanskr., „Brahma-Ei“), hinduistisches Weltbild in der Gestalt eines Eis. Dieses ist in 42 Schichten (> Loka) aufgeteilt, von denen 7 der Mittel- und Oberwelt angehören und die obere Hälfte des Eis bilden, während 35 der Unterwelt zugerechnet werden und die untere Hälfte kennzeichnen.

Lit.: Bellinger, Gerhard J.: Knaurs Lexikon der Mythologie. Lizenzausg. f. area verlag gmbh, erftstadt. München: Droemersche Verlagsanst. Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, 2005.

Brahmanentum, Stellung der Brahmanen als Priester, welche die oberste der vier Kasten (> Varna) bilden. In altvedischer Zeit waren sie lediglich Priester, die die Hymnen der „Rishis“ sangen. Um ihre Stellung auszubauen, nährten sie im Volk die Vorstellung, dass nur durch die alten Hymnen und die mit ihnen verknüpfen Opferhandlungen der rechte Verkehr mit den Göttern möglich sei, von deren Gunst alles irdische Glück, Nachkommenschaft, Reichtum, Sieg über die Feinde usw. abhänge.

Dem > Gesetzbuch des Manu zufolge sind die Brahmanen von der Brahman-Gottheit zu Herren über alles eingesetzt, was in der Welt ist. Sie sind als göttliche Wesen zu achten.

Lit. Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Ausgew. u. mit Nachw. versehen von Kurt Erich Meurer. Heidelberg: Meister, 1946; Das Gesetzbuch des Manu / Johann Ch. Hüttner. Bearb. von Renate Preus. Bielefeld: Kleine, 1980.

Brahmani (sanskr.), Göttin und weibliches Prinzip des Schöpfergottes > Brahmā und dessen Gattin. B. ist aber auch Beiname der > Sarasvati. Sie ist einer der 7 Saptamātaras und wird vierköpfig und vierarmig dargestellt, mit der Geste der Schutzverheißung und Wunschgewährung. Ihre Attribute sind Gebetskette und Dreizack.

Lit.: Bellinger, Gerhard J.: Knaurs Lexikon der Mythologie. München: Droemersche Verlagsanst. Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, 2005.

Brahmanirwana (sanskr.), Aufgehen und Verlöschen des > Atman in > Brahman.

Lit.: Bellinger, Gerhard J.: Knaurs Lexikon der Mythologie. München: Droemersche Verlagsanst. Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, 2005.

Brahmanische Öffnung (engl. Brahman slot), Knochenlücke des Schädeldaches beim Säugling (lat. fontanella), die sich normalerweise bis zum 2. Lebensjahr knöchern schließt. Nach dem > Tibetanischen Totenbuch ist sie das Ausgangstor des > Astralen beim Tod.

Lit.: Das Tibetanische Totenbuch / neu übers. und kommentiert von Monika Hauf. München: Piper, 2003.

Brahmanismus, Bezeichnung jener religiösen Strömung im Hinduismus, die von der Priesterkaste der > Brahmanen seit der Einwanderung der Arier im 2. Jahrtausend v. Chr. auf dem indischen Subkontinent getragen wird und für die ihre rituellen und sozialen Ordnungen sowie der > Veda bis heute maßgeblich sind. Im engeren Sinn umfasst die Bewegung die Spätphase des Vedismus (etwa 1000 bis 400 v. Chr.), die in den > Brahmanas, > Vedangas, > Aranyakas und den > Upanishaden bezeugt ist. In dieser Bewegung entwickelte die Priesterkaste ein Ritualwesen, das auf den okkulten Entsprechungen von Opfer, kosmischen Phänomenen und dem Körper des Menschen aufbaut und den Anspruch erhebt, dass sowohl das Geschehen im Universum als auch das Wohlergehen des Einzelnen auf Erden vom rechten Vollzug der Riten abhänge. Die Brahmanen fassten zudem die Regeln über das rechte Verhalten je nach Stand (> Kaste), Geschlecht und Lebensstufe (Ashrama) zusammen, deren Erfüllung diesseitiges Wohlergehen und jenseitige Freude verspricht.

In Gegensatz zu diesem Ideal der Wertfrömmigkeit traten die Lehren von Asketen, die zum Teil aufgrund der neu aufkommenden Vorstellungen von den Folgen der Taten (> Karma) sowie dem wiederholten Sterben und Geborenwerden (> Samsara) Wege der Befreiung von Triebgebundenheit mit Hilfe von Erkenntnis und Meditation sowie asketischer und ekstatischer Praktiken vermittelten, um einen Zustand des Gleichmuts, der Wonne und des Unsterblichkeitsbewusstseins zu erreichen. Dieses kam u. a. als Innewerden der Identität des wahren Selbst (> Atman) mit dem Absoluten (> Brahman) zum Ausdruck.

So verschmilzt im B. Vedisches mit anderen Strömungen der indischen Geistesgeschichte. Für die indische Philosophie ist dabei wichtig, dass zum B. trotz erheblicher Unterschiede die sechs indischen philosophischen Systeme gehören. Als Ausgangspunkte können die Philosophien der Epen gezählt werden, deren bekanntester Text die > Bhagavadgita ist. Die Texte enthalten unter anderem die Lehre vom Entstehen und Vergehen des Kosmos, von den vier Weltzeitaltern (> Yugani) sowie dualistische und monistische Ansätze in der Kosmologie wie in der Seelenlehre. Für die Seelenlehre ist vor allem wichtig, dass sich die Vorstellung von selbständigen Einzelseelen verfestigt. Zudem wird die Erlösungslehre systematisiert, indem für die Bindung der Seele an den Geburtenkreislauf die Verbindung der Sinnesorgane mit den Sinnesobjekten, insbesondere des Denkorgans, verantwortlich gemacht wird, an das sich die Werke (Karma) anheften. Dabei gewinnen die monotheistischen Gedanken an Boden und in den Texten der > Puranas ist die zur Erlösung führende Hingabe (> Bhakti) an die beiden Höchgötter > Vishnu (> Krishna) und > Shiva das philosophische Hauptthema.

Lit.: Deussen, Paul: Das System des Vedanta: nach den Brahma-Sutras des Badarayana und dem Commentare des Çankara über dieselben als ein Compendium der Dogmatik des Brahmanismus vom Standpunkte des Çankara aus. Leipzig: Brockhaus, 1883; Geldner, Karl: Die Religionen der Inder: Vedismus und Brahmanismus. Tübingen: Mohr, 1911; Radhakrishnan, Sarvepalli: Die Systeme des Brahmanismus. Darmstadt [u. a.]: Holle-Verl, 1956; Glasenapp, Helmuth von: Die fünf Weltreligionen: Brahmanismus, Buddhismus, chinesischer Universismus, Christentum, Islam. Ungekürzte Taschenbuchausg., 7. Aufl., 2. Aufl. dieser Ausg. München: Heyne, 1998.

Brahmarandhra (sanskr.), Knochennaht des Schädeldaches (lat. fontanella), die durch bestimmte Übungen des Yoga durchgängig gemacht wird, sodass > Brahman in den Körper gelangt, das Bewusstsein im Yoga in höhere Bereiche aufsteigen und das Selbst des guten Menschen beim Tod entweichen kann. Das Selbst der bösen Menschen muss hingegen durch die Arme entweichen. > Kundalini, > Brahmanische Öffnung.

Lit.: Das tibetanische Totenbuch / neu übers. und kommentiert von Monika Hauf. München: Piper, 2003.

Brahma-Samadhi (sanskr.), Erleuchtungszustand des Brahman-Bewusstseins. Man nimmt an, dass sich dieser Zustand durch das richtige und ausdauernde Wiederholen eines > Mantras erreichen lässt, wobei kein kausaler Zusammenhang besteht zwischen Zeitdauer und Anzahl der Wiederholungen und der Erleuchtung, da diese ein Zustand jenseits der Kausalität ist.

Lit.: Lexikon der östlichen Weisheitslehren. Buddhismus, Hinduismus, Taoismus, Zen / Ingrid Fischer-Schreiber; Ehrhard, Franz-Karl; Friedrichs, Kurt; Diener, Michael S. (Hrsg.). Bern: Scherz, 1986.

Brahmasrama (sanskr. Brahman, „das höchste Prinzip“, und Asrama, „der heilige Raum“), ein Einweihungsraum, in dem der Einzuweihende oder Neophyt versucht, die Einheit mit > Brahman oder dem inneren Gott zu finden. B. bezeichnet auch einen Tempel, in dem die heiligen Mysterien der Weisheit gelehrt werden. Der Name wird ebenso zur Bezeichnung einer esoterischen Schule und in der Freimaurerei für die „dunkle Kammer“ bei Einweihungen verwendet.

Lit.: Miers, Horst E.: Lexikon des Geheimwissens. München: Goldmann, 1976.

Brahma-Sutra, auch Vedanta-Sutra genannt, zählt im > Hinduismus zu den Schriften der orthodoxen brahmanischen Tradition. B. wurde als Leitfaden in strenger Versform (> Sutra) zum Erfassen der maßgeblichen Schriftstellen aus den > Upanishaden, der > Bhagavadgita sowie anderer heiliger Schriften geschaffen, um die zerstreuten Einzeläußerungen der Texte zu einem System zusammenzuschließen. Als Verfasser gilt > Badarayana, der darin in 555 Aphorismen eine Systematisierung der Vedanta-Philosophie versucht und sich gegen die nicht-theistischen Strömungen, wie den > Buddhismus, stellt.

Die Entstehungszeit ist unklar. Da jedoch
auch Lehren der spätbuddhistischen Systeme kritisiert werden, kann das Werk in der heutigen Form nicht vor den ersten Jahrhunderten n. Chr. entstanden sein. Vielleicht gab es eine ältere Literatur, die nicht erhalten blieb.

Lit.: Badarayana: Brahmasutram / Maharsibadarayanapranitam. Varanasi: Caukhamba Vidyabhavana, 1995; Badarayana: Brahmasutra. Übers. aus dem Sanskrit und Kommentar von Raphael. Bielefeld: Kamphausen, 2008.

Brahma-Vihara (sanskr. u. Pali, „Verweilzustände des Brahma“), Meditationsstufen und -haltungen im > Hinduismus, die vom > Buddhismus als zentrale Meditationsübung aufgenommen wurden. Der Übende erweckt dabei in sich vier positive Geisteszustände und strahlt sie nach allen Himmelsrichtungen aus. Es sind dies: Freundlichkeit zu allen Wesen (Maitri); Mitleid mit allen Leidenden (Karuna); Freude über die, die gerettet sind (Mudita); Gleichmut gegenüber Freund und Feind (Upekkha). Die Entfaltung dieser Geisteszustände erlaubt es dem Übenden, Böswilligkeit, Schadenfreude, Unzufriedenheit und Begierde zu überwinden.

Im > Mahayana gehören dazu noch die vollkommenen Tugenden (Paramita), die es dem > Bodhisattva ermöglichen, die Erlösung für andere zu erwirken. Ferner soll das Praktizieren der B. eine Wiedergeburt im Brahmahimmel (> Deva) bewirken, der zwar noch weit vom > Nirwana entfernt ist, aber dennoch einen Fortschritt darstellt, weil man sonst als Mensch oder als etwas Schlechteres widergeboren werden kann.

Lit.: Feniger, Siegmund: The Four Sublime States. Kandy: Buddhist Publication Society, 1960.

Braid, James (*1795 Rylawhouse, Schottland; † 25.03.1860 Manchester), schottischer Chirurg, der 1841 den Begriff > Hypnose prägte. B. studierte an der Universität Edinburgh und arbeitete zunächst als Arzt in den Minen von Lead-Hill in Lanarkshire, Schottland. Als er 1841 in Manchester eine chirurgische Praxis eröffnete, begann er sich für den > Mesmerismus zu interessieren. Vorher hatte bereits John Elliotson, Professor für Medizin an der Universität London, am College-Hospital den > Magnetismus anzuwenden begonnen. Auf Druck der Ärzteschaft schritten jedoch die Behörden gegen ihn ein. Er musste auf seine Lehrtätigkeit verzichten und verlor auch die Stelle im Hospital. In dieser kritischen Haltung nahm B. am 13. November 1841 an einer Vorführung des Frankoschweizer Magnetiseurs Charles Lafontaine (1803 – 1892) in Manchester teil und fühlte sich in seiner Kritik bestätigt. Bei der nächsten Vorstellung, sechs Tage später, beeindruckte ihn die Unfähigkeit des Patienten, die Augen zu öffnen, und B. überzeugte sich von der Echtheit der Phänomene. Er begann sogleich mit eigenen Experimenten, entwickelte noch im gleichen Jahr eine Theorie und gab dem Phänomen den Namen Hypnotismus, später verkürzt zu Hypnose in Anlehnung an den griechischen Gott des Schlafes > Hypnos, während der Physiologe Joseph-Pierre Durand de Gros, der sich ebenfalls intensiv mit dem Phänomen beschäftigte, von Braidismus sprach.

B. war vor allem an den therapeutischen Möglichkeiten der Hypnose interessiert und berichtete über Erfolge bei Paralyse, Rheumatismus und Aphasie (Neurypnology, Part I).

Nach seinem plötzlichen Tod fanden seine Forschungen in Großbritannien kaum noch Beachtung, dafür wurden seine Ideen in Frankreich aufgegriffen.

W.: Satanic Agency and Mesmerism Reviewed. Manchester: Simms & Dinham, 1842; Neurypnology: or, the rationale of nervous sleep, considered in relation with animal magnetism; illustrated by numerous cases of its successful application in the relief and cure of disease. London: Churchill, 1843; Observations on Trance: or, Human hybernation. Edinburgh: M.R.C.S., 1850; Magic, Witchcraft, Animal Magnetism, Hypnotism and Electro-biology: being a digest of the latest views of the author on these subjects. 3. ed., greatly enlarged, embracing observations on J. C. Colquhoun’s history of magic. London: Churchill, 1852; Der Hypnotismus: ausgewählte Schriften. Dt. von W. Preyer. Berlin: Perthes, 1882.

Brakteaten (griech. brachein, knittern), Heilszeichen, die als Anhänger getragen wurden. Es handelt sich dabei um Münzen, die auf einen dünnen Schrötling (Münzrohling) einseitig aufgeprägt oder einseitig auf Goldstücke mit Herrscherfigur (Pferd, Bukephalos, Reiterkopf, Kaiserbild) gestanzt wurden.

Die frühesten B. wurden im 6. Jh. v. Chr. in Italien auf zwei dünne Silberrohlinge von achäischen Städten und in Sizilien geprägt. Die nächsten B. waren dann goldene einseitige Abdrucke mit hohler Rückseite, meist von wirklichen Münzen (4.– 2. Jh. v. Chr.), die zum Teil in Gräbern gefunden und dem Toten wohl anstelle von Münzen ins Grab gegeben wurden. Allgemein handelt es sich um Nachbildungen antiker Münzen.

Aus dem 5. und 6. Jh. sind die im Norden gefundenen B. Davon stammen 300 aus Dänemark, etwa 190 aus Schweden, ca. 160 aus Norwegen, knapp 30 aus England und ca. 20 vom europäischen Festland südlich von Dänemark. Seit dem 19. Jh. unterscheidet man vier Haupttypen: A-B.: Männerkopf im Profil; B-B.: ein bis drei menschliche Figuren, teils in Tierbegleitung; C-B.: Männerkopf im Profil über einem Vierbeiner: D-B.: einzelne Tiere oder Tierornamentik. Etwa die Hälfte aller B. gehört zur Gruppe C, ein Viertel zu D-B. Etwa ein Drittel all dieser nordischen B. tragen auch Runeninschriften, die aber nur zum Teil lesbar sind. Die eigentliche Bedeutung der nordischen B. besteht darin, dass sie in der bildlichen Darstellung die Imitation des römischen Kaisers rasch zu Gunsten der Darstellung nordischer Vorstellungen aufgaben und damit eine Fülle religiösen Bildmaterials für eine im wesentlichen schriftlose Zeit bieten.

Viel später wurden B. auch mit frei erfundenen Darstellungen von Rechtsbräuchen und Heiligenlegenden versehen.

Lit.: Wörterbuch der Münzkunde / In Verbindung mit … hrsg. von Friedrich Frhr v. Schrötter. Berlin: de Gruyter, 1970; Germanische Religionsgeschichte: Quellen und Quellenprobleme / hrsg. von Heinrich Beck. Berlin [u. a.]: de Gruyter, 1992; Die mittelalterlichen Brakteaten im Kestner-Museum Hannover / Frank Berger. Hannover: Kestner-Museum, 1993; Münzen der Mainzer Erzbischöfe aus der Zeit der Staufer. Katalog der Brakteaten im Münzkabinett des Stadtarchivs Mainz / Wolfgang Dobras (Bearb.). Mainz, 2005.

Bran, keltischer Heldengott (der Waliser), Beschützer der Kultsänger und Barden. B. war der Sohn des Gottes Llyr, der Bruder des Manawyddan und der Brânwen. Er führte die Krieger der Kymerer an und besaß einen magischen Kessel, in den die Toten geworfen wurden. Am nächsten Tag konnte er diese wieder zum Leben erwecken, jedoch ohne ihnen auch die Sprache wiederzugeben.

B. spielte Harfe und Flöte. Die Flötenspieler trug er auf dem Rücken durch das Meer von England bis nach Irland. Von einem giftigen Pfeil getroffen, befahl er seinen Dienern im Angesicht des Todes, ihm den Kopf abzuschlagen. Nachdem diese den Befehl befolgt hatten, sprach der Kopf immer noch zu ihnen. 87 Jahre trugen sie ihn daraufhin mit sich herum, ohne das Verstreichen der Zeit zu bemerken. Schließlich begruben sie ihn auf dem Weißen Berg, dem heutigen Standort des Towers von London, mit dem Gesicht nach Süden. Der Berg war dem keltischen Gott Lug geweiht. B. versprach, dass so lange keine Feinde nach England kommen würden, als sein Kopf in der heiligen Erde des Gottes Lug begraben sei.

Allein König > Artus hielt sich nicht daran und ließ den Kopf des B. ausgraben, um dessen Kraft in sich aufzunehmen. Somit war der Bann gebrochen und es kamen die Angeln und Sachsen nach Britannien.

Lit.: Matthews, Caitlin: Das große Handbuch der keltischen Weisheit. München: Wilhelm Heyne, 22001.

Branchidai, Apollonorakel von > Didyma, dem heutigen Didim. Didyma galt als das berühmteste kleinasiatische > Orakel und beanspruchte hinter > Delphi den zweiten Rang. Die Kultlegende berichtet, dass Leto am Ort der Orakelstädte ihren Sohn > Apollon von Zeus empfangen habe. Später erschien Apollon dem einheimischen Hirten > Branchos und verlieh ihm die Sehergabe. Auf ihn führte sich das karische Priestergeschlecht der Branchiden zurück, die bis in die Zeit der Perserkriege dem Heiligtum den Namen gaben und ihm vorstanden. Von ihnen leitet sich auch der frühere Orakelname B. ab.

Das Orakel hatte wahrscheinlich schon im 7. Jh. v. Chr. einen internationalen Ruf. Davon zeugen der Bericht Herodots von Weihegeschenken des ägyptischen Pharaos Necho und des Lyderkönigs Kroisos sowie die tatsächlichen Funde zahlreicher Weihegeschenke.

Die Orakelpraxis von B. liegt weitgehend im Dunkeln, scheint aber ebenso wie das Heiligtum selbst mit der Eroberung durch die Perser eine einschneidende Zäsur erfahren zu haben. Während die Orakel vor der Zerstörung durch Männer aus dem Geschlecht der Branchiden gegeben wurden, verkündete nach dem Wiederaufbau eine Frau die Sprüche. So berichtet Iamblichos in seiner im 4. Jh. n. Chr. verfassten Schrift über die Mysterien der Ägypter, dass in Didyma (3,11) vor einer mantischen Sitzung, die nur nachts stattfand, die Prophetin drei Tage lang fasten und sich kultisch reinigen musste. Beim Orakelspruch selbst saß sie auf einer Achse, netzte ihr Füße mit dem Wasser der heiligen Quelle, atmete ihren Dunst ein und geriet dadurch in mantische Ekstase. Wie oft im Jahr das Orakel zugänglich war, ist nicht bekannt.

Im Verlauf des 4. Jhs. kam dann der religiöse Betrieb des Orakels zum Erliegen.

Lit.: Tuchelt, Klaus: Branchidai – Didyma: Geschichte, Ausgrabung und Wiederentdeckung eines antiken Heiligtums 1765 bis 1990. Mainz am Rhein: von Zabern, 1991; Rosenberger, Veit: Griechische Orakel: eine Kulturgeschichte. Darmstadt: Wiss. Buchges., 2001; Iamblichos: Peri ton Agyption mysterion. Thessalonike: Zetros, 2005.

Branchos, nach der griechischen Mythologie der erste Wahrsager, der zu > Didyma bei Milet in Ionien > Orakel gab, weshalb die Priester des später dort errichteten Tempels Branchiden genannt wurden. B. war ein Liebling des > Apollo, der ihm wegen seiner Schönheit die Gabe der > Weissagung schenkte. > Branchidai.

Lit.: Rosenberger, Veit: Griechische Orakel. Darmstadt: Wiss. Buchges., 2001.

Brandan(us), auch Brendan (* ca. 483 Ciarraighe Luachra, Irland; † 577 oder 583 Enachduin, heute Amaghdown, Irland), hl. (Fest: 16. Mai), Abt, Klostergründer und Reisender. 512 zum Priester geweiht, gründete er dann Mönchszellen in Amaghdown, Ardfert und in Schanakeel oder Baalynevinoorach. Die von ihm verfasste Mönchsregel war in Irland lange Zeit hochgeschätzt. Bekannt wurde er aber vor allem als angeblicher Weltreisender. So wird unter seinem Namen in schlichtem Bibellatein eine Seefahrt nach Nordwesten bis zum „Verheißenen Land“ (Terra Repromissionis) beschrieben. Die Geschichte dieser Seefahrt, der Navigatio Sancti Brendani, wurde wohl in der ersten Hälfte des 10. Jhs. oder auch früher von einem irischen Mönch aufgezeichnet und erfuhr eine unglaubliche Verbreitung: So soll sich B. mit mehreren Mönchen auf der Suche nach dem verheißenen Land der Heiligen eingeschifft haben. Fern im Westen gelangten sie nach vielen Abenteuern zum Land der Toten, fanden nicht weniger als neun Fegefeuer, hatten Erlebnisse mit Teufeln und stießen unter anderem auf die Hölle des Judas.

Neben diesen phantastisch ausgeschmückten und erfundenen Geschichten sind vermutlich auch wahre Begebenheiten enthalten. Die Insel, die B. fand, wird als Insel Madeira oder als „Insel im Atlantik“ identifiziert. Spätere Interpreten schrieben B. sogar die Entdeckung Amerikas zu. Andere bezweifelten den Erfolg seiner Reise, die vielleicht nur nach Schottland führte. Nach Irland zurückgekehrt, stiftete er als Abt von Clonfert Schulen und Klöster, die später berühmt wurden.

Sicher ist jedenfalls, dass gerade diese unglaubwürdigen Wundergeschichten B. im gesamten Abendland nicht nur bekannt, sondern auch zum Patron der Seefahrer und zum Helden der erwähnten Geschichten machten, die in vielen mittelalterlichen Handschriften und später in Buchform weite Verbreitung fanden.

Lit.: Das lateinische Original der „Navigatio Sancti Brendani“ befindet sich in der Bibliotheca Augustana der Fachhochschule Augsburg und in englischer Übersetzung in der Celtic Christianity e-Library der Universität von Wales in Lampeter; Biedermann, Hans: St. Brandanus: der irische Odysseus – 62 Tafeln aus dem Krumauer Bildercodex, Codex der österreichischen Nationalbibliothek. Graz: ADEVA, 1980.

Brandbestattung, Kremation (lat. cremare, verbrennen; engl. cremation; ital. cremazione). Die B. der Toten, von der erstmals in der Jungsteinzeit (6. Jh. – 1800 v. Chr.) Gebrauch gemacht wurde, begann sich in der älteren Bronzezeit (ca. 1300 v. Chr.) in ganz Europa durchzusetzen und kann als typisch für die heidnischen Germanen angesehen werden, wenngleich es dort immer auch die Körperbestattung gab. Das älteste schriftliche Zeugnis für die B. bei den Germanen findet sich bei Tacitus (um 55 –116), der berichtet (Germ. 27, 1), wie dem Toten Waffen und Pferd mitgegeben werden und er in einem Grabhügel beigesetzt wird.

Bei den Kelten wurde die Körperbestattung im 1. Jh. v. Chr. allmählich von der B. abgelöst, die schon vorher in der Hallstattzeit üblich gewesen war. Ein ähnlicher Wandel vollzog sich auch bei den Römern, bei denen es bereits seit längerer Zeit beide Begräbnisarten nebeneinander gegeben hatte. Ab dem 2. Jh. n. Chr. gingen vornehme Römer jedoch wieder zur Körperbestattung über, während sich die Kaiser bis in das 3. Jh. verbrennen ließen. Als schließlich Karl der Große 785 die B. in seinem Reich untersagte, waren in Europa ab dem 9. Jh. keine Brandbestattungen mehr möglich, hielten sich aber im nordosteuropäischen Raum vereinzelt noch bis um 1300.

1876 wurde in Mailand das erste europäische Krematorium in Betrieb genommen. Da jedoch viele Befürworter der B., darunter die > Freimaurer, eine antiklerikale Haltung einnahmen, sprach sich das Heilige Offizium am 19. Mai 1886 gegen die Feuerbestattung aus und verweigerte z. B. am 27. April 1892 jenen, welche die Verbrennung wünschten, die Beerdigung. Am 24. Oktober 1964 wurde in der Katholischen Kirche die B. schließlich freigegeben. Sie findet heute zwar aus hygienischen, wirtschaftlichen und räumlichen Gründen immer mehr Zustimmung, kann jedoch den Beigeschmack der bewussten Zerstörung nicht beseitigen und die natürliche Rückkehr zur Mutter Erde nicht ersetzen. Paranormologisch gesehen ist das Grab als Ruhestätte des Verstorbenen zugleich auch ein Stück Heimat der Lebenden, ein Hort der Trauerverarbeitung und der Verbundenheit mit der geliebten Person wie auch ein Tor zum Jenseits. 

Lit.: Heldwein, Johannes: Die Geschichte der Feuerbestattung und deutsche Krematorien. Frankfurt / M.:
Franzmathes, 1931; Schlenther, Ursula: Brandbestattung und Seelenglauben: Verbreitung und Ursachen der Leichenverbrennung bei außereuropäischen Völkern. Berlin: Dt. Verl. der Wissenschaften, 1960; Werner, Achim: Rekonstruktionsversuch einer römischen Brandbestattung. Köln: Rheinland-Verlag, 1989.

Brandler-Pracht, Karl (*11.02.1864 Wien; † 10.09.1939 Berlin), Astrologe und esoterischer Schriftsteller. Von den Eltern für den Beruf eines Lehrers oder Kaufmanns vorgesehen, nahm er heimlich Schauspielunterricht und erzielte gleich schon erste Erfolge. Auf einer Tournee durch die USA heiratete er 1895 in New York Eleonore Balawelder, die später als Astrologin Elli Brandler-Pracht bekannt wurde. Nach Deutschland zurückgekehrt, gab er nach 12 Jahren den Schauspielerberuf auf, da ihm in Basel ein Medium seine Lebensaufgabe in der Erneuerung der Astrologie vorausgesagt hatte. 1905 veröffentlichte B. sein erstes astrologisches Lehrwerk und rief dann in einigen Städten astrologische Vereine ins Leben, darunter 1908 die „Erste astrologische Gesellschaft Wien“. Neben zahlreichen Vorträgen gründete er die Zeitschriften Zentralblatt für Okkultismus (1906), Prana (1909), Astrologische Rundschau (1910), Hohe Warte (1910), Psyche (1914) und Astrologische Blätter (1914). 1910 initiierte er die Buchreihe „Astrologische Bibliothek“. Nach dem Ersten Weltkrieg gab er sein sechsbändiges Basislehrwerk Astrologische Kollektion zum Selbststudium heraus.

B. trug wesentlich zur gesellschaftlichen Akzeptanz der Astrologie im deutschen Sprachraum bei, die bis heute andauert.

W.: Mathematisch-instruktives Lehrbuch der Astrologie: (Sterndeutung zur Geburtszeit). Leipzig: Altmann, 1905; Häuser-Tabellen von 40° bis 56° geographische Breite. Leipzig: Theosoph. Verl.-Haus, 1910; Die Lehre von den astrologischen Direktionen. Leipzig: Astrolog. Verl.-Haus, 1911; Lehrbuch zur Entwicklung der okkulten Kräfte. Leipzig: Altmann, 1912; Die Stunden-Astrologie: die Lehre von den astrologischen Elektionen. Leipzig: Astrolog. Verl.-Haus, 1912; Der Heilmagnetismus vom okkulten Standpunkt. Berlin-Pankow: Linser, 21920; Wie erhält man körperliche und geistige Kraft, Gesundheit, Schönheit, Jugendfrische bis in das hohe Alter. Berlin-Pankow: Linser, 31920; Erfolgreiches, glückliches Leben durch Beachtung der Tattwischen u. Astralen Einflüsse. Berlin-Pankow: Linser, 31920; Astrologische Kollektion zum Selbststudium. Berlin-Pankow: Linser, 1921; Die astrologische Prognose. Berlin-Pankow: Linser, 61930.

Brandmarken, Markieren der Tiere durch Einbrennen von Eigentümer-Zeichen. Diese Eigentumsmarkierung hat sich über Jahrtausende in ganz ähnlicher Form weitervererbt. Seit etwa 2000 v. Chr. (Beispiele aus Ägypten) ist in der Rinderhaltung das B. von Tieren im Sinne von Eigentümer-Zeichen üblich und findet heute noch Anwendung (cattle brands). Wurde die Markierung den Tieren früher mit einem stempelartigen Brandeisen in die Haut geprägt, so setzt sich inzwischen zunehmend die Markierung in Form von Tätowierungen oder von Stempelungen mit wasserunlöslicher Farbe durch.

Bei den Brandzeichen selbst handelt es sich um linear vereinfachte Bilder, meist Darstellungen von Gegenständen des Alltagslebens.

Lit.: Schönfeld, Walter: Körperbemalen, Brandmarken, Tätowieren: nach griechischen, römischen Schriftstellern, Dichtern, neuzeitlichen Veröffentlichungen und eigenen Erfahrungen vorzüglich in Europa. Heidelberg: Hüthig, 1960.

Brandon, Hexe von, englische Hexe unbekannten Namens. Am 14. Oktober 1066 besiegte Herzog Wilhelm (ca. 1027 – 1087) mit einer normannischen Streitmacht in der berühmten Schlacht von Hastings die englischen Truppen. Er zog daraufhin nach London, ließ sich am Weihnachtstag in der Westminster Abbey zum König von England krönen und ging als Wilhelm I. der Eroberer in die Geschichte ein. Dem Werk des normannischen Adeligen Ivo Taillebois, De gestis Herwardi Saxonis, zufolge wurde Wilhelm dazu gebracht, besagte Hexe in ihrem Haus in Brandon aufzusuchen und um Rat zu bitten. Gemeinsam planten sie einen Zauber gegen den angelsächsischen Feind. Unglücklicherweise befand sich der angelsächsische Aufrührer Hereward the Wake, als einfacher Töpfer verkleidet, im gleichen Raum und hörte und sah alles, was vor sich ging. Als die Normannen den nächsten Angriff vorbereiteten, wurde die Hexe auf einen hohen hölzernen Turm gesetzt, von wo aus sie Verwünschungen und Bannflüche gegen die angelsächsischen Rebellen ausstieß. Hereward wies daraufhin seine Männer an, das Ried rund um die Normannen anzuzünden. Bald floh die Armee blindlings vor den Flammen und dem Rauch und viele kamen bei der Panik ums Leben. Wilhelm gehörte jedoch zu jenen, die sich retten konnten. Die Hexe von Brandon stürzte in der allgemeinen Verwirrung von ihrem Turm und brach sich das Genick.

Lit.: De Gestis Herwardi Saxonis = The exploits of Hereward the Saxon // from an original manuscript, contained in a book compiled by Robert of Swaffham, in the possession of the Dean and Chapter of Peterborough; transcribed by S. H. Miller and translated by W. D. Sweeting. Peterborough: G. C. Caster, 1895. 

Brandopfer, Verbrennen von Tieren, Menschen oder Gegenständen zur Versöhnung und Huldigung einer Gottheit oder Abwendung von Unheil. Von B., auch Ganzopfer genannt (weil für gewöhnlich ganze Tiere verbrannt wurden), ist vor allem im Alten Testament die Rede: „Dann baute Noach dem Herrn einen Altar, nahm von allen reinen Tieren und von allen reinen Vögeln und brachte auf dem Altar Brandopfer dar“ (Gen 8, 20). Aus dem Alten Reich in Ägypten ist eine Kulthandlung bezeugt, die das „Feuerbecken hinsetzen“ genannt wird. In alten Festlisten hat sie sogar einem Fest den Namen gegeben. Gegenstand der Kulthandlung ist ein Speiseopfer, bei dem Fleisch gebraten vorgelegt und beim Opfermahl verzehrt wird. Bei den Griechen beschreibt Homer in den ersten Zeilen des dritten Buches der Odyssee, wie der junge Telemach, Sohn des Odysseus, König Nestor trifft, um in Pylos schwarze Stiere zu opfern. Solche B. wurden in vielen Religionen vollzogen.

Auch B. von Menschen waren weit verbreitet, sodass sogar der Prophet > Jeremias dies anprangert: „Auch haben sie die Kulthöhe des Tofet im Tal Ben-Hinnom gebaut, um ihre Söhne und Töchter im Feuer zu verbrennen, was ich nie befohlen habe und was mir niemals in den Sinn gekommen ist“ (Jer 7, 31). Julius Caesar berichtet, dass die Gallier Körbe mit lebendigen Menschen füllten, um sie darin zu verbrennen. Die > Druiden hatten die Opferung zu überwachen.

Da die Opfer ursprünglich feuerlos waren, gehört das Verbrennen nicht grundsätzlich zum Opfer, verleiht ihm aber eine besondere Eigentümlichkeit. So kommt dem Feuer beim B. eine besondere symbolische Bedeutung zu. Das Stoffliche der Opfergabe wird durch das > Feuer vernichtet und verfeinert, sodass es sich mit dem Himmlischen vermischt. Ferner hat das Feuer eine abwehrende Kraft, indem es das Unheilvolle abwendet. Daher verbrannte man Unheilsbilder der Dämonen, um den Dämon selbst auszutilgen; Puppen, Strohmänner oder Katzen in einem verschlossenen Korb, um Hagel abzuwenden (Kehrein, 142 ff.).

Lit.: Darby, John Nelson: Die Vorbilder des dritten Buches Mosis, betr. das Brandopfer … u. das Sündopfer. Aus dem Französischen. Barmen, 1854; Kehrein, Joseph: Volkssprache und Volkssitte in Nassau: ein Beitrag zu deren Kenntniß. Bonn: Habicht, 1872; Bonnet, Hans: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. 3. unveränd. Aufl. Berlin: Walter de Gruyter, 2000; Caesar, Gaius Iulius: Der gallische Krieg: lat.-dt. = De bello Gallico. Hrsg. und übers. von Otto Schönberger. Studienausg. Düsseldorf u. a.: Artemis & Winkler, 62006.

Brandsegen, Segen zur Heilung von Brandwunden und zur Stillung einer Feuersbrunst. Die meisten Segensformen beziehen sich auf Brandwunden und den „Brand“ (Gangrän) als Krankheit, seltener zur Stillung einer Feuersbrunst. Bei Feuer, aber auch bei brennenden Seelenqualen gilt vor allem der „Laurentiussegen“.

Lit.: Franz, Adolf: Die kirchlichen Benediktionen im Mittelalter. Freiburg i. Br.: Herder, 1909.

Branham-Bewegung, Erweckungs- und Pfingstbewegung. Den Ausgangspunkt bildeten die Predigten von William Marrion Branham (* 6.04.1909 Berksville, Kentucky; † 24.12.1965) in den 40er und 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Er nannte sich selbst „Prophet“ und wird von seinen Anhängern als solcher gesehen. Bereits als Kind hatte er außergewöhnliche Erlebnisse. Er wurde Baptist und Erweckungsprediger, dann Pfingstler. Bei seinen Massenveranstaltungen geschahen außergewöhnliche Heilungen. Die Anhänger sahen in ihm einen zweiten Elija und den Vorläufer des wiederkehrenden Christus. Ab 1962 trat er als Verkünder der Endzeit auf. 1977 sollte, wie er bereits 1933 verkündet hatte, das Ende aller weltlichen Systeme und der Beginn des „Tausendjährigen Reiches“ sein. Die Bewegung fand vor allem in Nord- und Südamerika, aber auch in anderen Teilen der Erde, eine Reihe von Anhängern.

Lit.: Branham, William: Darlegung der sieben Gemeinde-Zeitalter. Krefeld, 1968.

Branwen, keltische Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit der Waliser. Sie ist die Schwester von > Bran.

Lit.: Matthews, Caitlin: Das große Handbuch der keltischen Weisheit. München: Wilhelm Heyne, 22001.

Brasil, eine vermeintliche Insel westlich von Irland. Eine Insel B. erschien zuerst nachweislich auf Angelo Dolortos Karte von 1325 als Landscheibe westlich von Irlands Südspitze. Seitdem wurde sie in verschiedenen Schreibweisen (Brasil, Bersil, Brasin, O’Brasil, O’Brassil, Hy-Breasail u. a.) aufgezeichnet. Die Iren dachten sich diese Insel ursprünglich von Menschen bewohnt. Man sprach von ihr wie von einer Art Fata Morgana, die alle sieben Jahre westlich von Irland aufsteige und wieder verschwinde, bis es einem Menschen gelänge, einen Feuerbrand auf das Land zu werfen und die Insel damit festzubannen.

Der Name wird mit dem des Farbholzes (Brasilholz) in Verbindung gebracht. Historisch nachweisbar ist jedenfalls, dass bereits im Jahre 1479 Expeditionen ausfuhren, das legendäre B. westlich von Irland zu suchen, jedoch ohne Erfolg. Noch im 17. Jh. war das Kartenbild des Atlantiks westlich von Europa mit Fabel-Inseln bevölkert; neben der Insel des hl. > Brandanus schien dabei auch die Insel B. (Cornille) auf.

Lit.: Premier livre de l’apos; histoire de la Navigation aux Indes Orientales, par les Hollandois. …: Le tout par plusieurs figures illustré. … Par G. M. A. W. L. [i. e. W. Lodewijcksz]. Imprimé a Amsterdam: Par Cornille [sic] Nicolas …, 1598; Biedermann, Hans: Die versunkenen Länder: die Atlantis-Frage und andere Rätsel der Menschheitsgeschichte; Traditionen – Mythen – Fakten. Graz: Verlag für Sammler, 1975.

Brasilianische Heiler > Brasilien.

Brasilien. Die Geschichte und der Phänomenbereich der Paranormologie von B. sind sehr vielschichtig, sodass hier nur die Grundthemen angesprochen werden. 

B. war von Anfang an ein Schmelztiegel okkulter, magischer und schamanistischer Praktiken und Lehren, angefangen von den zahlreichen Indianerstämmen, von denen immer wieder neue entdeckt werden, bis zur Vielfalt spiritistischer, animistischer, schamanistischer und magischer Phänomene in afrobrasilianischen Kulten wie > Macumba, > Umbanda, > Quimbanda, > Candomblé, und > Voodoo. Diese Kulte sind nicht zuletzt auch eine Frucht der Missionstätigkeit der Portugiesen. Sie christianisierten die indianische Bevölkerung wie auch die importierten Negersklaven nur oberflächlich. Die Missionare erleichterten sich die kirchliche Unterweisung, indem sie die alten afrikanischen Göttergestalten durch entsprechende Gestalten christlicher Heiliger ersetzten. So blieb inmitten der katholischen Kulte die alte afrikanische Religion unter christlichem Namen erhalten. Diese pflegte den > Ahnenkult. Die Geister der Ahnen wurden bei allen wichtigen Gelegenheiten des Lebens durch Medien befragt.

Diese spiritistische Ausrichtung erfuhr dann im 19. Jh. durch die Verbreitung der Werke von Allan > Kardec einen so großen Auftrieb, dass B. als die „größte spiritistische Nation der Welt“ bezeichnet wurde. Zum 100. Todestag Kardecs wurde 1969 sogar eine eigene Briefmarke mit seinem Porträt herausgegeben. 1939 wurde im Staat Sao Paulo die Spiritistische Föderation gegründet, um allen beizustehen, die in dieser Hinsicht Hilfe benötigten.

Das Erstarken des Spiritismus bewog 1953 die nationale katholische Bischofskonferenz, den Spiritismus zur gefährlichen Irrlehre zu erklären, womit eine starke Kampagne gegen den Kardecismus und Umbanda einsetzte. Die Hauptautoren waren Frei Boaventura Kloppenburg (1957; 1960; 1961a; 1961b; 1967; 1972) und Álvaro Negromonte (1954). Auf spiritistischer Seite kämpften Carlos Imbassahy (1935; 1943; 1949; 1950; 1955; 1961; 1962; 1965; 1967; Imbassahy & Granja 1950) sowie Deolindo Amorim (1949; 1955; 1957; 1978; 1980) gegen die katholischen Angriffe. In den 1960er Jahren wurde der spanische Jesuit Oscar González > Quevedo nach Brasilien geschickt, um das Land vom Aberglauben des Spiritismus zu befreien. 1970 gründete er das Centro Latino Americano de Papapsicologia (CLAP), das sich mit dem Gesamtbereich des Paranormalen im Kontext der katholischen Lehre befasst.

Sein größter Gegenspieler war der Ingenieur und spiritistische Intellektuelle Hernani Guimãraes > Andrade, der 1963 das Instituto Brasileiro de Psicobiofísica (IBPP) ins Leben rief.

In diesem spiritistischen Kontext ist auch der besondere Stellenwert der verschiedensten Formen paranormaler Heilung zu sehen, wobei die sog. „Psychische Chirurgie“ geradezu eine Herausforderung darstellt. Heiler führen ohne besondere Ausbildung, meist noch dazu in einem tranceähnlichen Zustand, ohne Sterilisation und ohne Narkose mittels Skalpell echte Eingriffe durch, bei denen kein Blut fließt und die Wunden normal verheilen. Zu den bekanntesten Psychochirurgen gehören Edivaldo Oliveira > Silva, José > Arigó, Dr. Edson > Queiroz sowie José > Umberto, um nur einige zu nennen. Trotz heftigen Widerstands der Ärzteschaft mittels Gesetzen zum Verbot illegaler medizinischer Betätigung erfahren die Heiler weiterhin großen Zuspruch und werden übrigens von allen Schichten der Bevölkerung aufgesucht.

1973 wurde von Valter da Rosa Borges das Instituto Pernabucano de Pesquisas Psicobiofísicas (I.P.P.P) gegründet, das sich mit parapsychologischer Forschung, Beratung, Information und Kongressen befasst.

So finden wir in Brasilien sowohl kirchliche als auch parapsychologische und spiritistische Institutionen, die sich mit Themen des Paranormalen auseinandersetzen, wobei die Toleranz in letzter Zeit zugenommen hat.

Lit.: González Quevedo, Oscar – A face oculta da mente. Sao Paulo; 1968; Langguth, A. J.: Macumba: White and Black Magic in Brazil. New York [u. a.]: Harper & Row, 1975; González-Quevedo, Oscar: Curandeirismo um mal ou um bem? Sao Paulo: Edicoes Loyola, 1976; Tourinho, Nazareno: Dr. med. Edson Queiroz: der Wunderchirurg aus Brasilien. Melsbach / Neuwied: Die Silberschnur, 1986; Hess, David J.: Spirits and Scientists: Ideology, Spiritism, and Brazilian Culture. University Park (PA): Pennsylvania State University Press, 1991.

Brath, Stanley de (* Okt. 1854; † 20.12.1937 Kew / London), britischer Autor, Übersetzer und Parapsychologe. Nach 17 Jahren als Bauingenieur im Dienst der indischen Regierung wirkte er anschließend 20 Jahre lang als Direktor einer privaten Grundschule in East Grinstead in England. 1890 kam B. durch Cecil > Husk mit dem > Spiritismus in Verbindung und begann sich daraufhin intensiv mit paranormalen Phänomen zu befassen. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er mit Dr. Gustave > Geley am > Institut Métapsychique International zusammen und übernahm 1924 die Herausgeberschaft von Psychic Science, der Quartalschrift des British College of Psychic Science.

B. übersetzte auch mehrere klassische Werke nicht nur von G. Geley, sondern auch von Charles > Richet, Eugène > Osty, Albert Frhr. von > Schrenck-Notzing und Ernesto > Bozzano.

W.: Psychic Philosophy (1909, unter dem Pseudonym „C. Desertis“); The Mysteries of Life (1915), The Science of Peace (1916); Psychical Research, Science and Religion (1925); Religion of the Spirit (1927); The Drama of Europe (1930).

Brauchbüchlein. Meist geschriebene und von Generation zu Generation überlieferte Bücher, die Heil- und Zaubermittel, > Segen und > Beschwörungsformeln usw. enthalten. „Brauchen“ wird hier im Sinne von > segnen, > besprechen verwendet und kann auf die Urbedeutung des Wortes zurückgehen, wie sie sich etwa in Sätzen: „das man kein Zauberei, abersegen noch beschwerung, der creaturen soll prauchen“ (Grimm 2, 317) findet.

Lit.: Fehrle, Eugen: Feste und Volksbräuche im Jahreslauf europäischer Völker. Kassel: Hinnenthal, 1955; Grimm, Jakob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. Bd. 2. München: dtv, 1999.

Brauchen > Besprechen.

Braud, William G. (* 1942), amerikanischer Psychologie und Parapsychologe, promovierte 1967 an der Universität von Iowa in Experimentalpsychologie. Sein Interesse für Parapsychologie wurde in den Jahren 1972 bis 1974 geweckt, als er an der Universität Houston als außerordentlicher Professor für Psychologie Edgar D. > Mitchell als Berater diente. Sein Hauptinteresse gilt den psychokinetischen Effekten lebender Systeme, dem geistigen Heilen sowie Laboruntersuchungen von Psi-Fähigkeiten. Seit 1975 in der Mind Science Foundation in San Antonio, Texas, tätig.

B. schrieb zahlreiche Artikel in verschiedenen Zeitschriften zu Themen der Parapsychologie und der Wahrnehmung.

W. (in Auswahl): Dealing with displacement. Journal of the American Society for Psychical Research 81 (1987), 209 – 231; Remote mental influence of electrodermal activity. Journal of Indian Psychology 10 (1992) 1, 1– 10; Can our intentions interact directly with the physical world? European Journal of Parapsychology 10 (1994), 78 – 90; Empirical explorations of prayer, distant healing, and remote mental influence. Journal of Religion and Psychical Research 17 (1994) 2, 62–73; On varieties of dissociation: An essay review of Broken Images, Broken Selves: Dissociative Narratives in Clinical Practice. Journal of the American Society for Psychical Research 93 (1999), 116 –140; Parapsicologia y espiritualidad. Indicios e implicaciones. Revista Argentina de Psicologia Paranormal 10 (1999) 3, 129 –148.

Braude, Stephen (* 1945), amerikanischer Philosoph, promovierte 1972 an der Universität von Massachusetts; anerkannte wie C. D. Broad, C. J. Ducasse und H. H. Price die Bedeutung der psychologischen Forschung und der Parapsychologie für die Philosophie. Bei der Abfassung seiner Dissertation zu einem Thema der Logik nahm er aus Spaß an einer > Séance teil, bei der sein eigener Tisch sich hob und in Beantwortung der Fragen aufschlug. Aus Angst um seine Karriere legte er die Sache zunächst beiseite. Nach seiner Etablierung als Philosoph schrieb er eine Reihe von Artikeln in parapsychologischen Zeitschriften und Büchern zu Themen der Philosophie und > Parapsychologie. Seit 1961 ist B. auch als Musiker und Komponist tätig.

W.: ESP and Psychokinesis: A Philosophical Examination. Philadelphia: Temple University Press, 1979; The Limits of Influence: Psychokinesis and the Philosophy of Science. New York: Routledge & K. Paul, 1986; First Person Plural: Multiple Personality and the Philosophy of Mind. London; New York: Routledge, 1991; Immortal Remains: The Evidence for Life After Death. Lanham, MD: Rowman & Littlefield, 2003; The Gold Leaf Lady and Other Parapsychological Investigations. Chicago: University of Chicago Press, 2007.

Brault, Marie-Louise, geb. am 15.03.1856 als Tochter des Metzgers Joseph Richard und der Malvina-Susanne Thomas in Montreal, Kanada; † 14.03.1910 ebd.

B. war als junges Mädchen kränklich, hatte wiederholt Lungenblutungen und musste deshalb mit 15 Jahren ihre schulische Ausbildung abrechen. Sie wurde daraufhin von den Karmelitinnen aufgenommen, musste jedoch auch diese aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Schließlich heiratete sie 1877 den Notar Calixte Brault, mit dem sie elf Kinder hatte.

Ihr Leben verlief völlig normal, bis sie 1885 eine angebliche „Erleuchtung“ hatte und ein Leben der Sühne und Gottverbundenheit begann. 1897 kam es zu merkwürdigen Vorkommnissen. Nach den Berichten ihres Mannes hörte man Schritte auf dem Balkon, Fahrzeuggeräusche rund um das Haus, Schreie, Stühle fielen um und Gegenstände bewegten sich von selbst. Im Herbst 1898 wurde der Ortspfarrer François-Xavier Laberge, seit 1886 der Spiritual von M.-L., zu den Vorfällen gerufen. Er sah ein Kreuz, das durch zwei Räume wanderte und zu seinen Füßen niederfiel. Er informierte den Erzbischof von Montreal, Paul Bruchési, der ihn zu einem Exorzismus ermächtigte. Die daraufhin eingetretene Ruhe war jedoch nur von kurzer Dauer. Der Schwiegersohn der Braults, Dr. Albéric Lesage, führte von 23. November 1899 bis 7. Dezember 1902 ein Notizbuch, in das er nahezu täglich Eintragungen machte über Küchenutensilien, Bücher und Kerzenhalter, die sich durch das Haus bewegten; Stühle, Messer, Flaschen und andere Gegenstände, die M.-L. Brault verletzten, während die übrigen Familienmitglieder unbehelligt blieben. 1899 stellte Lesage an Mme. Braults Stirn auch fünf Wunden fest. Prof. Dr. Louis-Daniel Mignault von der Medizinischen Fakultät der Universität Laval in Montreal untersuchte die Wunden, aus denen Blut floss. Laut seinen Angaben befanden sich ähnliche Wunden an Händen, Füßen und an der Seite. Doch es waren nicht nur die Stigmen. B. aß auch fast nichts, ohne an Gewicht zu verlieren; sie schlief nachts nie mehr als eine Stunde, fiel häufig in Ekstase von einigen Minuten bis zu mehreren Stunden und hatte hellseherische Erlebnisse.

In einem Schreiben des Erzbischofs Bruchési vom 2. März 1902 erhielt Laberge die Anweisung, vorsichtig zu sein. Am 18. März warnte er auch Mme. Brault dahingehend, dass es sich bei all diesen angeblichen übernatürlichen Phänomenen, mit denen ihr Leben ausgefüllt sei, um pure Einbildung handle, wenn nicht um Schlimmeres. Diese Aussagen wurden von Psychiatern unterstützt, die alles als Hysterie beurteilten. Ihr Biograf Louis Bouhier, der sie die letzten acht Jahre ihres Lebens betreute, bezeichnet B. als realitätsbezogene, ehrliche Frau.

Lit.: Bouhier, Louis Joseph Marie Emmanuel: Une mystique canadienne. Montreal: Beauchemin, 1941.

Braun, Farbezeichnung eines stark abgedunkelten Gelb, Orange oder Rot. B. ist die Farbe der Erde und hat als solche tellurischen und mütterlichen Charakter. Als Farbe des Herbstes wird sie auch mit Trauer verbunden. So war B. im Altertum und Mittelalter die Farbe der Trauer, Verschwiegenheit und Demut. Im Volkslied und in der Lyrik erlangte B. aber auch eine erotische Bedeutung: das braune und schwarzbraune Mädchen wird zur Geliebten.

In der Farbpsychologie wird B. als Farbe der Erde mit Heim und Herd, Substanz und Stabilität, mit Treue, Sicherheit, Gemütlichkeit, Schuld, Bitterkeit, Konservatismus, Ruhe, Kälte, Traurigkeit und Alter assoziiert.

Politisch wurde B. zum faschistisch-nationalistischen Symbol.

Lit.: Kranz, Gisbert: Farbiger Abglanz: eine Symbolik. Nürnberg: Glock u. Lutz, 1957; Heller, Eva: Wie Farben wirken: Farbpsychologie, Farbsymbolik, kreative Farbgestaltung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch-Verl., 2002.

Braune Dame > Brown Lady.

Braune Felsentaube. Taubenkult der Eingeborenen Australiens in der Nähe von Gilbert Springs westlich von Hermannsburg. Die in einer Zeremonie besungenen B. F.n repräsentieren die Urmütter der Urzeit. Die Schauspieler müssen sich dazu wie Frauen verkleiden und Körper und Gesicht mit rotem Ocker einreiben. Auf ihrem Kopf tragen sie Schnüre mit herabhängenden Bandikut-Schwanzspitzen, auf denen eine Holz-Tjurunga befestigt ist. Sie nehmen daraufhin in einer Vertiefung des Erdbildes Platz, sehen sich schmollend in die Augen und gurren und schreien fortwährend „ku-ku-ku“. Durch Gurren und Schmollen imitieren die Tänzer das Liebesspiel der Tauben.

Lit.: Strehlow, Wighard: Wüstentanz: Australien spirituell erleben durch Mythen, Sagen, Märchen und Gesänge. Allensbach am Bodensee: Strehlow Verlag, 21997.

Braunelle (lat. Prunella vulgaris L.), auch Prunelle, Selbstheil oder Gottheil genannt, gehört zur Familie der Lippenblütler (Laminaceae), wächst auf feuchten Wiesen bis in eine Höhe von 2000 m, wird bis zu 20 cm hoch und blüht von Juni bis Oktober blau-violett bis rötlich.

Die Inhaltsstoffe der B. sind Alkaloid, > ätherische Öle, Bitterstoff, Cumarine, Cyanidin, Flavonoide, Gerbstoff, Gerbsäure, Hyperosid, Kaempferol, Beta-Sitosterol, Stigmasterol.

In ihrer Heilwirkung bildete die B. früher ein wichtiges Mittel gegen Diphtherie, die auch „Halsbräune“ genannt wurde, was der B. wahrscheinlich ihren Namen eingebracht hat. Heute wird die B. als wundheilend, entzündungshemmend, desinfizierend, krampflösend, harntreibend und beruhigend bezeichnet. Dazu bereitet man aus ihr einen Tee, den man trinken oder auch äußerlich in Form von Waschungen anwenden kann.

Mit dem Namen Selbstheil (engl. self heal) wird der B. die Eigenschaft des Ausgleichs, der Reinigung von emotionalen Schlacken und Barrieren, der Wiederherstellung der Harmonie und des Selbstvertrauens zugeschrieben – kurz: die Aktivierung körpereigener Heilungskräfte.

Lit.: Zacharias, Irmgard: Die Sprache der Blumen. Rosenheim: Rosenheimer, 1982; Zerling, Clemens: Lexikon der Pflanzensymbolik / M. e. Vorw. v. Wolfgang Bauer. Baden; München: AT Verlag, 2007.

Brautgemach (griech. nymphon, koinon; engl. nuptial chamber), > Heilige Hochzeit zwischen dem Gottkönig und einer die Göttin repräsentierenden Priesterin in einem eigens für diesen Zweck errichteten Gemach in sumerischen Tempeln. Nach gnostischer Vorstellung wird diese Hochzeit als Vereinigung zwischen Gott und einer einzelnen Seele geschildert. Nach ihrer Bekehrung (griech. metanoia) und Rettung vereinigt sich die Seele mit dem Erlöser-Bräutigam im Himmel.

Das B. ist insbesondere im Valentinianischen Philippusevangelium Gegenstand umfangreicher Spekulationen. Es wird zum Symbol der göttlichen Einheit, denn Braut und Bräutigam werden nicht als verschiedene Personen, sondern vielmehr als verschiedene Aspekte ein und derselben Wesenheit verstanden. Dabei wird die Vereinigung im spirituellen Sinn der weltlichen Hochzeit, die auch „Hochzeit der Befleckung“ genannt wird, gegenübergestellt. Die Valentianischen Gnostiker betonen damit, dass sie einen geschlechtlichen Vollzug der Hochzeit ablehnen.

Lit.: Gaffron, Hans Georg: Studien zum koptischen Philippusevangelium unter besonderer Berücksichtigung der Sakramente. Bonn, Univ., Evang.-Theol. Fak., Diss., 1968, 1969; Das Philippus-Evangelium: (Nag-Hammadi-Codex II,3) / neu hrsg., übers. und erklärt von Hans-Martin Schenke. Berlin: Akad.-Verl., 1997.

Brautmystik (engl. nuptial mysticism; it. mistica nuziale), Erfahrung der inneren Begegnung mit Gott als Liebesgemeinschaft. Ausgangspunkt dieser Vorstellung bildet die im AT gebrauchte Metapher einer bräutlichen Beziehung von Jahwe zu seinem Volk: „Wie der junge Mann sich mit der Jungfrau vermählt, so vermählt sich mit dir dein Erbauer. Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich dein Gott über dich“ (Jes 62, 5). Dieser Liebesbezug findet in den Liebesliedern des Hld (Hohelied) die sprachliche Vorgabe, deren sich jede christliche B. bedient.

Im NT wird von Johannes dem Täufer Christus als der wahre Bräutigam bezeichnet:

Ihr selbst könnt mir bezeugen, dass ich gesagt habe: Ich bin nicht der Messias, sondern nur ein Gesandter, der ihm vorausgeht. Wer die Braut hat, ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dabeisteht und ihn hört, freut sich über die Stimme des Bräutigams. Diese Freude ist nun für mich Wirklichkeit geworden“ (Joh 3, 28-29). – „Am Ende der Tage wird der Bräutigam dann zum Hochzeitsmahl kommen, an dem alle teilnehmen können, die im Saal versammelt sind. Für die anderen bleibt die Tür verschlossen“ (Mt 25, 1-13). Für Paulus ist die Gemeinde der Gläubigen die Braut Christi. „Denn ich liebe euch mit der Eifersucht Gottes; ich habe euch einem einzigen Mann verlobt, um euch als reine Jungfrau zu Christus zu führen (2 Kor 11, 2; Eph 5, 27).

Diese und ähnliche Aussagen des AT und NT bilden die Grundlage der B. Nachdem bereits > Origenes und > Gregor von Nyssa die Braut des Hld auf die individuelle Seele gedeutet hatten, greift > Bernhard von Clairvaux im 12. Jh. das Thema mit bleibender Prägekraft für die Erlebnismystik auf. Die > Unio mystica wird als geistliche Hochzeit beschrieben. Insbesondere für Mystikerinnen des 13. Jhs. ist Mystik Liebesmystik (Stölting), die nicht selten als B. körperlich in Form eines symbolhaften Ringes am Finger zum Ausdruck kommt. Meist geht dem ersten Auftreten eines solchen „Brautringes“ eine > Ekstase mit dem Erlebnis einer Art mystischen Vermählung mit Jesus Christus voraus. Das bekannteste Beispiel ist die heilige > Katharina von Siena (Thursten, S. 165).

Lit.: Thurston, Herbert: Die körperlichen Begleiterscheinungen der Mystik. Luzern: Räber & Cie., 1956; Stölting, Ulrike: Christliche Frauenmystik im Mittelalter: historisch-theologische Analyse. Mainz: Grünewald, 2005.

Brautnacht-Orakel. Beim B. bat die Braut den Bräutigam, sie drei Nächte nicht zu berühren, bis sie wisse, wie glücklich die Ehe bezüglich Zeugung von Kindern und überhaupt die Beschaffung der Nachkommenschaft sein werde. Zu dieser Klärung bediente sie sich zumeist des > Traumorakels. Als Beispiel diente Tyra, die ein die Zukunft enthüllendes Traumgesicht erwartete, welches der Bräutigam hatte (Saxo Grammaticus Lib. IX ). Fiel das Orakel günstig aus, ließ die Braut sogleich die Ehe vollziehen; wenn ungünstig, gar nicht oder zumindest erst nach drei Nächten, weil in jedem Anfang weissagende Bedeutung lag.

Lit.: Saxo <Grammaticus>: Gesta Danorum. Wiesbaden: Marix-Verl., 2004; Orakel: alte Orakel- und Wahrsagetechniken. Leipzig: Bohmeier, 2009.

Brautschaft, geistliche / mystische > Brautmystik.

Bray, Charles (*31.01.1811 Coventry, England; † 5.10.1884), britischer Philosoph, Freidenker und Sozialreformer. B. lernte von seinem Vater das Bortenhandwerk und übernahm 1835 das Geschäft. Als junger Mann interessierte er sich für soziale Belange und errichtete eine freie Kinderschule in einer der ärmsten Umgebungen von Coventry. Zu dieser Zeit begann er auch zu schreiben. 1841 veröffentliche B. The Philosophy of Necessity und verfasste zudem mehrere Arbeiten mit Bezug auf den > Spiritismus und Themen des > Okkultismus. In On Force, its Mental and Moral Correlates; and on that which is Supposed to Underlie All Phenomena; with Speculations on Spiritualism, and other Abnormal Conditions of Mind (1866) stellt er die These auf, dass die Kraft, welche die spiritistischen Phänomene hervorrufe, eine Emanation aller Gehirne sei, die das Medium verstärke, und so allen die Kommunikation mit ihm und den anderen des Kreises ermögliche. Auch in The Science of Man (1868) befasst er sich mit den okkulten Kräften des Menschen.

W. (in Auswahl): The Philosophy of Necessity, or, The Law of Consequences [electronic resource]: as applicable to mental, moral, and social science. London: Longman, Orme, Brown, Green, and Longmans, 1841; On Force, its Mental and Moral Correlates; and on that which is Supposed to Underlie All Phenomena: with Speculations on Spiritualism, and other Abnormal Conditions of Mind. London: Longmans & Co, 1866; The Science of Man: A Bird’s Eye View of the Wide and Fertile Field of Anthropology. London: Longmans & Co, 1868.

Breadheid, Janet > Auldearn, Hexen von.

Brebeuf, Jean de (*25.03.1593 Condé-sur-Vire, Frankreich; † 16.03.1649 St-Ignace, Kanada), hl. (29.06.1930, Fest: 19. Oktober), Jesuit, Missionar und Märtyrer. B. kam 1625 mit den ersten Jesuiten nach Kanada, lernte bei den Algonkinstämmen nahe Québec die Sprache und gründete am Huronsee eine Missionsstation. 1628 wurde er von den Engländern gefangen genommen und nach Europa zurückgebracht. 1633 kehrte er wieder nach Kanada zurück und wirkte unter den Huronen. Er übersetzte den Katechismus ins Huronische, schrieb ein Wörterbuch, eine Grammatik und errichtete mehrere Missionsstationen. Während eines Überfalls erschien ihm > Maria, das Herz von drei Pfeilen durchbohrt, und ermunterte ihn zur Hingabe an Gottes Willen. B. erklärte seine Bereitschaft und erlebte in der Folge noch mehrere Erscheinungen, die ihn auf sein Martyrium vorbereiteten. Am 16. März 1649 wurde er von Irokesen überfallen und qualvoll zu Tode gemartert.

Am 29. Juni 1930 wurde B. von Papst Pius XI. heiliggesprochen.

Lit.: Hurons et Iroquois, le P. Jean de Brébeuf, sa vie, ses travaux, son martyre, par le R. P. Martin. Paris: G. Téqui, 31898; Actes des martyrs français au Canada. [Avertissement à ceux qui viendraient chez les Hurons, par le P. Jean de Brébeuf. Instruction pour ceux qui seront envoyés en mission, par le P. Paul Lejeune. Lettre des missionnaires des Hurons, rédigée en 1637 par le P. de Brébeuf. Ecrit du P. Lalemant trouvé sur lui après sa mort. Voeu du Père Jean de Brébeuf. De l’heureuse mort des PP. Jean de Brébeuf et G. Lalemant, relation du P. Paul Ragueneau, 1649]. Paris: A l’Orante, 1940.

Brechomantie (griech. brecheïn, regnen), > Weissagung aus dem > Regen. Bezeichnung der aus dem Regen gefolgerten Wetter- und sonstigen Vorhersagen. Der 2. Teil des auguralwissenschaftlichen Werkes des Königs Sargon war anscheinend den Vorbedeutungen der Regengüsse gewidmet (Lenormant, S. 455).

Lit.: Fabricius, Johann Albert: Jo. Alberti Fabricii Bibliographia antiquaria sive Introductio in notitiam scriptorum qui antiquitates Hebraicas Graecas Romanas et Christianas scriptis illustrarunt. Hamburgi: Bohn, 31760; Lenormant, François: Die Magie und Wahrsagekunst der Chaldäer. Autoris., vom Verf. verb. und verm. dt. Ausg. Jena: Costenoble, 1878.

Brechverfahren, künstliches Hervorrufen von Erbrechen als Heilmethode. Diese Methode wird heute wegen ihrer allzu drastischen Wirkung kaum noch angewandt. Sie war aber vom Altertum bis in das 19. Jh. in Nachahmung einer natürlichen „Ausleitung“ ein wichtiges Hilfsmittel der ärztlichen Kunst der Umstimmung. Christoph W. Hufeland (1762 – 1836) zählte die Brechmittel zusammen mit dem > Aderlass und dem > Opium zu den drei Kardinalmitteln der Heilkunst, ohne die er nicht Arzt sein wollte. Zu den Mitteln gehörte u. a., wie schon der Name besagt, die Brechwurzel (Ipecacuanha).

Lit.: Ritter, Ulrich: Naturheilweisen: Einführung in die Praxis und Fortbildung. Regensburg: Johannes Sonntag, 1982.

Brei (engl. mash; it. purea), Hauptnahrungsmittel des Altertums und des Mittelalters. Nach > Plinius war B. (aus Hafer) auch die Hauptnahrung der Germanen (Nat. hist. XVIII, 83). Als Hauptkraftnahrung diente B. nicht zuletzt als Opferspeise für Götter, > Hausgeister, > Kobolde und > Vegetationsgeister. In der > Volksmedizin wurde B. als Heilmittel verwendet. So empfiehlt > Hildegard von Bingen in ihrer Naturkunde einen Speltbrei gegen allgemeine Schwäche und zur Blutauffrischung (Naturkunde, S. 18).

Als Hauptnahrungsmittel verband man B. auch mit verschiedenen Formen der Weissagung. Das B.orakel befasst sich vor allem mit dem persönlichen Leben. So gehen am Andreasabend die Mädchen mit einem Löffel Hirsebrei vor die Tür, und wer von den ledigen Burschen zuerst vorbeikommt, wird der Zukünftige. Einen besonderen Stellenwert hat in diesem Zusammenhang der erste B. des Kindes.

Lit.: Fischer, Hermann: Grundzüge der deutschen Altertumskunde. 3., verb. Aufl. Leipzig: Quelle & Meyer, 1931; Bächtold-Stäubli, Hanns (Hg): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens (HdA). Bd. 1. Berlin: Walter de Gruyter, 1987; Hildegard von Bingen: Naturkunde: das Buch von dem inneren Wesen der verschiedenen Naturen in der Schöpfung / Nach den Quellen übers. u. erläutert v. Peter Riethe. Salzburg: Otto Müller, 41989.

Breidablik (dt. Breitglanz, Weitglanz), herrliche Halle in > Asgard, wo > Balder mit seiner Gemahlin > Nanna lebte. Die Germanen stellten sich den Wohnsitz des tugendreichsten und lichtvollsten aller Götter als Stätte besonderer Reinheit vor, wo ein Altar stand, an dem die > Asen Allvater verehrten, während Balder als Priester waltete.

Lit.: Holzapfel, Otto: Lexikon der abendländischen Mythologie. Freiburg i. Br.: Herder, 2002.

Breitbart, Sigmund Sische (*22.02.1893 Stryków, Polen; † 12.10.1925 Berlin), Ringer und Artist, genannt „Der Eisenkönig“. Seine Nationalität ist ungeklärt. Der strenggläubige Jude zeigte schon als Kind eine besondere Körperkraft und wandte sich den athletischen Künsten zu. Von einer reichen Gönnerin aus der Armee des russischen Zaren losgekauft, ging er nach einem Zwischenaufenthalt in Berlin in die USA, wo er als Ringer ausgebildet wurde und für seine späteren Auftritte Anregungen sammelte. Nach Berlin zurückgekehrt, wurde er 1920 vom renommierten Zirkus Busch engagiert. Bei seinen Vorführungen zerbrach er Hufeisen, schmiedete selber ein solches aus kaltem Eisen nur mit Hilfe seiner Fäuste, ließ sich große Steine auf den Kopf fallen, zerbiss Eisenketten und trieb sich Nägel in seinen Körper. Sein größter Gegner war Erik Jan > Hanussen, der ihn durch Annoncen und mit antijüdischen Bemerkungen zu verunglimpfen suchte. 1923 prozessierte B. erfolgreich gegen Hanussen, da man ihm keinen Betrug nachweisen konnte. Für die osteuropäischen Juden wurde er zum Volkshelden. B. starb zweiunddreißigjährig an einer Blutvergiftung, wurde auf dem Adass-Jisroel-Friedhof in Berlin-Weißensee begraben und ging als „Eisenkönig“ in die Geschichte Berlins ein.

Lit.: Cziffra, Géza von: Hanussen: Hellseher des Teufels; die Wahrheit über den Reichstagsbrand. München; Berlin: F. A. Herbig, 1978; Gauding, Daniela: Siegmund Sische Breitbart: Eisenkönig – stärkster Mann der Welt; Breitbart versus Hanussen. Stiftung Neue Synagoge Berlin, Centrum Judaicum. Teetz; Berlin: Hentrich und Hentrich, 2006.

Breithut, dämonische Gestalt mit breitem Hut, auch Langhut genannt. B. kann als gespenstischer Baum oder Baumklotz (Kühnau 1, 511), aber auch in der Gestalt eines > Zwerges oder gespenstischen Jägers erscheinen. Die Frage, ob es sich hier um ein Fortbestehen > Wodans im deutschen Volksglauben handelt, der in nordischen Zeugnissen des öfteren dämonisch mit breitkrempigem Hut erscheint und deshalb Sîđhōttr, der Breithutige heißt, muss offen bleiben.

Lit.: Meyer, Elard Hugo: Indogermanische Mythen. Berlin: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, 1883; Kühnau, Richard: Schlesische Sagen. Bd. 1–3. Leipzig: Teubner, 1913; Grimm, Jacob: Deutsche Mythologie. Vollständige Ausgabe. Neu gesetzte, korr. und überarb. Ausg., rev. nach der Ausg. Wiesbaden, 2003, der die 4. Aufl., Berlin, 1875 –78 zugrunde liegt. Wiesbaden: Marix, 2007.

Bremen, Spuk von > Scholz, Heiner.

Bremer Stadtmusikanten, Skulptur von vier aufeinaderstehenden Tieren an der Westseite des Bremer Rathauses. Das Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“ der Brüder > Grimm erzählt von vier ausgedienten Tieren – > Esel, > Hund, > Katze und > Hahn – , die ihren Besitzern aufgrund ihres Alters nicht mehr nützlich sind und sich auf den Weg nach Bremen machen, um dort Stadtmusikanten zu werden. Da sie die Stadt nicht an einem Tag erreichen, müssen sie im Wald übernachten, wo sie ein Räuberhaus entdecken. Mit einer List verjagen sie die Räuber, wobei sie so aufeinanderstehen, wie sie alle Welt aus Märchenbüchern kennt.

Lit.: Grimm, Jacob: Märchen 2 der Brüder Grimm: Allerleirauh, Die Bremer Stadtmusikanten, Schneewittchen, Die vier kunstreichen Brüder, Vom Fischer und seiner Frau. Hamburg: HörGut! Verlag, 2007.

Brennen, Riten mit Feuer zur seelischen Reinigung (> Katharis), zur > Askese und zur > Strafe.

Lit.: Bertholet, Alfred: Wörterbuch der Religionen. Stuttgart: Kröner, 1985.

Brennender Busch, der brennende Dornbusch, in dem sich die Offenbarung Gottes an Mose ereignete: „1 Mose weidete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb. 2 Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug. Er schaute hin: Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht. 3 Mose sagte: Ich will dorthin gehen und mir die außergewöhnliche Erscheinung ansehen. Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht? 4 Als der Herr sah, dass Mose näher kam, um sich das anzusehen, rief Gott ihm aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich (Ex 3, 1-4).

Der Text spricht von einer „Feuerlohe“ mitten aus dem Dornbusch, die als Escheinungsform des mal’ak JHWH, des „Engel des Herrn“ gilt, was im weiteren Sinne auch als „Aussendung / Emanation Gottes“ übersetzt werden kann (Schedl, 703). Da sich Gott durch außerordentliche Phänomene kundtut, ist die Feuerlohe als Erscheinungsform Gottes zu verstehen, zumal im weiteren Text nicht der Engel, sondern JHWH sprechend eingeführt wird. Das Außergewöhnliche ist neben dem Feuer selbst vor allem der aus diesem sprechende personale Gott.

Im St. Katharinen-Kloster auf dem Berg Sinai wird von den Mönchen ein Busch am traditionellen Ort als Ableger des ursprünglichen brennenden Dornbusches bezeichnet.

Lit.: Schedl, Claus: Der Brennende Dornbusch. Der Kosmos als Erscheinungsbild Gottes. In: Andreas Resch: Kosmopathie. Der Mensch in den Wirkungsfeldern der Natur. Innsbruck: Resch, 21984, S. 677 –711; Dickinson, Peter: Der brennende Dornbusch: Geschichten aus dem Alten Testament. Mödling [u. a.]: Verl. St. Gabriel, 21995.

Brennnessel (lat. urtica dioica (große B.), urtica urens (kleine B.), Pflanze aus der Familie der Brenn-Nesselgewächse (Urticaceae).

Die große B. ist wegen ihrer mit Brennhaaren besetzten Blätter allgemein bekannt. Sie wächst an Zäunen und Hecken, aber auch an feuchten Waldstellen. Die unscheinbaren Blüten stehen büschelig an herabhängenden Spindeln. Die kleine B., auch Hitter- oder Eiternessel genannt, hat eiförmige, nicht zugespitzte Blätter und wächst fast immer in der Nähe menschlicher Siedlungen. Hingegen haben die Brennhaare entbehrenden Taubnesseln als Lippenblütler mit der B. botanisch nichts zu tun.

Aufgrund ihrer besonderen Eigenart und chemischen Zusammensetzung ist die B. sowohl volksmedizinisch als auch paranormologisch von Bedeutung.

1.  Volksmedizin: Brenn-Nesselkraut und Brenn-Nesselblätter enthalten Mineralsalze, viel Chlorophyll, Carotinoide, organische Säuren, Vitamine sowie Amine in den Brennhaaren und werden als Aufguss oder in anderer galenischer Zubereitung mit reichlich Flüssigkeitszufuhr bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege sowie zur Vorbeugung und Therapie von Nierengrieß verwendet. Zur äußeren Behandlung wird bei rheumatischen Erkrankungen Brenn-Nesselspiritus verwendet. Traditionell wird die B. auch bei Leber- und Gallenbeschwerden, zur Anregung des Stoffwechsels in sog. Frühjahrskuren, bei Rheuma, Gicht und Hautkrankheiten, als Haarwuchs- und Schuppenmittel eingesetzt. In der Homöopathie findet die frischblühende Pflanze Verwendung (Pschyrembel).

2.  Paranormologie: Seit alters her gilt die stachelige und dornige Pflanze als antidämonisch (Mannhardt, 102). Aus der Zauberliteratur stammt die Angabe, dass B.n mit Tausendblatt (Schafgarbe?) in der Hand gehalten gegen alle Anfechtung schütze (Mizaldus, 91). Antidämonische Wirkung haben B.n insbesondere im > Stallzauber. In der > Walpurgisnacht werden B.n auf den Düngerhaufen gesteckt und mit einem Stock geschlagen. Die > Hexen spürten diesen Schlag und hätten dann keine Macht mehr über das Vieh. Die B. wird vielfach auch im > Milchzauber verwendet. Ließ sich das Butterfass nicht ausrühren, geißelte man es mit B.n. In die für die Käsezubereitung bestimmte Milch wird am Weihnachtsabend eine B.wurzel gelegt und am Dreikönigstag das Ganze in den Mist gegossen, um der Behexung der Milchwirtschaft vorzubeugen.

In der Agrarwirtschaft wird beim Setzen des Kohls eine B.staude in die Erde gesteckt und mit einem Stein angedrückt, was den Kohl vor Raupenfraß bewahre. B. wird aber auch zum Schutz vor > Blitz und > Donner eingesetzt. Wird beim Bierbrauen ein Strauß B.n auf den Rand des Bottichs gelegt, so schadet der Donner dem Bier nicht (Grimm 3, 445).

Bereits in der Antike galt die B. als aphrodisisches bzw. Fruchtbarkeitsmittel. So reizt der Genuss des Samens der B. angeblich zum Beischlaf (Lammert, 158)

Schließlich ist die B. auch eine Orakelpflanze. Wird z. B. der Harn eines Kranken auf grüne B.n gegossen und bleiben diese frisch, so wird der Kranke genesen; verdorren sie, wird er sterben (Weckerus, 124). Wachsen die B.n im Sommer und Herbst recht hoch, ist ein strenger Winter angesagt.

Lit.: Mizaldus, Antonius: Centvriae IX. Memorabilivm Vtilivm, Ac Ivcvndorvm: in Aphorismos Arcanorum omnis generis locupletes perpulere digestae; Accessit His Appendix Nonnullorum Secretorum. Francofurti: Hoffmann, 1613; Wecker, Johann Jacob: Jo. Jac. Weckeri De secretis libri XVII. Ex variis auctoribus collecti, methodice digesti, atque tertia hac editione non solum ab innumeris mendis, obscuritateque purgati, sed etiam Theodori Zwingeri Additionibus e pharmacia et chymia utilissimis aucti. Basileae: König, 31701; Mannhardt, Wilhelm: Germanische Mythen. Berlin: F. Schnuder, 1858; Lammert, Gottfried: Volksmedizin und medizinischer Aberglaube in Bayern und den angrenzenden Bezirken: begründet auf die Geschichte der Medizin und Cultur. Neudr. d. Ausg. Würzburg 1869. Regensburg: Sonntag, 1981; Grimm, Jacob: Deutsche Mythologie: vollständige Ausgabe. [Textrev.: Manfred Stange]. Neu gesetzte, korr. und überarb. Ausg., rev. nach der Ausg. Wiesbaden, 2003, der die 4. Aufl., Berlin, 1875 –78 zugrunde liegt. Wiesbaden: Marix, 2007.

Brentano, Clemens (* 9.09.1778 Ehrenbreitstein bei Koblenz; † 28.07.1842 Aschaffenburg), bedeutendster deutscher Dichter der Hochromantik, Sammler deutscher Volkslieder, Biograf der Katherina > Emmerick.

Als Sohn eines Frankfurter Großkaufmanns kam B. früh zu seiner Tante nach Koblenz, wo er von 1787 bis 1790 seine Schulzeit am dortigen Jesuitengymnasium und von 1791 bis 1793 am Philantropin in Mannheim verbrachte. Anschließend studierte er an verschiedenen Universitäten in Bonn, Halle, Jena und Göttingen Bergwissenschaft, Medizin und Philosophie, schloss aber seine Studien nicht ab. Mit dem Tod der Mutter (1793) und des Vaters (1797) fiel ihm ein beträchtliches Erbe zu, das ihm zur Unabhängigkeit verhalf. Im frühromantischen Zentrum Jena begegnete er Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling, den Brüdern August Wilhelm und Friedrich Schlegel, Ludwig Tieck und Ernst August Friedrich Klingemann. Diese Begegnungen beeinflussten seine weitere Entwicklung. B. begann als freischaffender Dichter tätig zu werden. 1800 erschien seine frühromantische Satire Gustav Wasa und 1801 begann seine tiefe Freundschaft mit Achim von Arnim. 1803 heiratete er Sophie Mereau. 1804 zog er nach Heidelberg und war Mitarbeiter an Arnims Zeitung für Einsiedler und Des Knaben Wunderhorn. Als 1806 seine Frau starb, heiratete er wenig später Auguste Bußmann, von der er sich wieder trennte und schließlich scheiden ließ. Diese Ereignisse waren Grund genug, mit Achim von Arnim Heidelberg zu verlassen. Er zog nach Bayern und wechselte dann ständig seine Aufenthaltsorte: Berlin (1809 –1811), Böhmen (1811–1813), Wien (1813 – 1814) und wiederum Berlin (1814 – 1818).

Vor seiner Rückkehr nach Berlin bewegte sich B. in Wien in Gesellschaft katholischer Persönlichkeiten, wie des Historikers Adam Müller und des Redemptoristen Clemens Maria Hofbauer. In Berlin verliebte er sich 1816 in die Pfarrerstochter Luise Hensel, die aber abwinkte, weshalb er in eine tiefe Krise geriet. Am 17. Februar 1817 legte er eine Generalbeichte ab, sagte sich von seinem bisherigen Schaffen los und fasste ein besonderes Interesse an der Historizität des NT, dessen Beweiskraft er gegen die rationalistische und liberale Bibelkritik der Zeit zu stärken suchte.

Am 24. September 1817 kam B. nach Dülmen, mietete sich dort ein und besuchte bis Weihnachten zweimal täglich die kranke Anna Katharina Emmerick. Er machte Aufzeichnungen darüber, auch in der Intention, bei Hensel die Konversion zum Katholizismus zu fördern. Nach deren Konversion blieb die Beziehung zu Hensel eine reine Seelengeschwisterschaft, die einige literarische Auswirkung haben sollte. Ab 1818 hielt sich B. wieder in Dülmen auf, um als „Pilger“ und „Schreiber“ die Visionen der Emmerick bis zu ihrem Tod 1824 aufzuzeichnen, die er dann zur Trilogie Das bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi (1833) – Das Leben der heiligen Jungfrau Maria (1852) – Das Leben unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi, 3 Bde. (1858 –1860) – verarbeitete; die beiden letzten Teile wurden posthum veröffentlicht. Diese Aufzeichnungen werden oft als ein reines Produkt B.s hingestellt. Emmerick habe nämlich ihre > Ekstasen, > Visionen und > Stigmen nach den Wünschen von B. produziert. Diese Auffassung wird jedoch dem Sachverhalt nicht gerecht, was allein schon durch die Aufzeichnungen von Dr. Wesener widerlegt ist (Resch). Zudem sieht auch die Forschung heute in den Schriften von B. über Emmerick mehr als nur einen Roman. Unbestritten ist hingegen der Reichtum seiner Lyrik- und Märchensprache. Sie faszinierte nicht nur die französischen Symbolisten, sondern auch Autoren wie Theodor Fontane, Friedrich > Nietzsche, Thomas Mann, Hugo von Hoffmannsthal und A. H. Enzenberger.

1833 zog B. nach München und bewegte sich dort im Kreis seines Freundes Joseph > Görres.

W.: Brentano, Clemens: Gesammelte Werke, 4 Bde. Hrsg. von Heinz Amelung; Karl Vitor. Frankfurt a. M.: Frankfurter Verlags-Anstalt, 1923; Das arme Leben unseres Herrn Jesu Christi: nach d. Gesichten d. gottseligen Anna Katharina Emmerich, Augustinerin d. Klosters Agnetenberg zu Dülmen [Ausw. aus d. Tagebüchern d. Clemens Brentano] / [hrsg. u. mit e. Nachw. vers. von Theo Rody]. Aschaffenburg: Pattloch, 1980; Leben der Heiligen Jungfrau Maria / Anna Katharina Emmerich. Nach den Visionen der Augustinerin von Dülmen aufgeschrieben von Clemens Brentano. Stein am Rhein: Christiana-Verl., 1992; Resch, Andreas: Anna Katharina Emmerick. In: Grenzgebiete der Wissenschaft 53 (2004) 4, 291 – 314; Das bittere Leiden unseres Herrn Jesus Christus: nach den Betrachtungen der Augustinerin von Dülmen / Anna Katharina Emmerich. Aufgeschrieben und mit einem Lebensabriss der Begnadeten vers. von Clemens Brentano. Nachw. von Arnold Guillet. Stein am Rhein: Christiana-Verl., 2006.

Brephomantie (griech. brephos, Kind), Wahrsagung aus den Eingeweiden von Kindern. > Anthropomantie, > Paedomantie.

Lit.: Fabricius, Johann Albert: Jo. Alberti Fabricii bibliographia antiquaria, sive introductio in notitiam scriptorum, qui antiquitates hebraicas, graecas, romanas et christianas scriptis illustraverunt. Hamburg; Lipsiae: Liebezeit, 1713.

Bress, König der Iren, später Gott der Fruchtbarkeit und Lehrer des Ackerbaus.

B. war Sohn der Göttin > Eriu und des Elatha, des Königs der > Fomore, wurde dann aber von den Tuatha De Danaan adoptiert und Gatte der > Brigit. Als er nach Nuada selbst König von Irland wurde, entpuppte er sich als habgierig und geizig und unterdrückte die Untertanen. Die Ernten gerieten zunehmend schlechter und die Kühe gaben immer weniger Milch. Nach sieben Jahren wurde B. von den Kriegern abgesetzt und auf das Meer verbannt. Dort schwor er Rache, hetzte die Fomore gegen die Tuatha auf, und so kam es nach sieben Jahren zur Schlacht von Mag Tured, wo er besiegt wurde. B. bat den Gott > Lug um Gnade und versprach, in Zukunft gut zu leben und für Fruchtbarkeit und Milchreichtum zu sorgen. Er unterrichtete die Bewohner von Irland im Ackerbau, und seither leben die Menschen auf der Insel in Wohlstand.

Lit.: Vries, Jan de: Keltische Religion. Mit einem Beitr. von Kurt Derungs. Bern: Ed. Amalia, 2006.

Bressanello, Narciso (* 1915 Venedig; †), war Bootsführer in Venedig, automatischer Maler. 1976 begann B. plötzlich sonderbare Bilder seiner venezianischen Welt zu zeichnen, und zwar bis zu 12 Stunden am Tag und völlig automatisch, ohne Korrekturen, wobei er nicht einmal wusste, was entstehen würde. Er fühlte sich von einem „Kontrollgeist“ geführt (Giovetti, 173 –142).

Lit.: Giovetti, Paola: Arte medianica / M. e. Einf. v. Franco Miele. Rom: Edizioni Mediterranee, 1982.

Bressolles, Henriette, Geheilte von Lourdes. B. wurde 1896 in Nizza, Frankreich, geboren und am 3. Juli 1924 im Alter von 28 Jahren von Pottscher Krankheit und Paraplegie geheilt.

Das medizinische Gutachten der plötzlichen, vollständigen und dauerhaften, medizinisch nicht erklärbaren Heilung wurde am 12. Oktober 1924 veröffentlicht. Am 4. Juni 1957 wurde die Heilung von Henriette B. durch Erzbischof Paul Rémond von Nizza offiziell als Wunder anerkannt und ist als 41. Wunderheilung von Lourdes eingetragen.

Lit.: Resch, Andreas: Die Wunder von Lourdes. Innsbruck: Resch, 2009.

Breton, N. Le, Hermetiker und Alchemist. Le Breton, der um die Wende vom 17. zum 18. Jh. in Paris als Arzt auf dem Gebiet der > Chemiatrie tätig war, verfasste das bedeutsame Buch Les Clefs de la Philosophie Spagyrique, in dem er u. a. das Phänomen des > Magnetismus darstellt und darin häufig Entdeckungen der späteren physikalischen Forschung vorwegnimmt.

W.: Les Clefs de la philosophie spagyrique, qui donnent la connaissance des principes et des véritables opérations de cet art dans les mixtes des trois genres. Paris: C. Jombert, 1722.

Brettspiel (engl. board game; it. gioco da scacchiera, span. juego de tablero), Gesellschaftsspiel mit einem Brett, auf dem die Spieler mit Gegenständen agieren. Das Brett muss nicht notwendigerweise aus Holz sein.

Das B. war schon in frühester Zeit in Ägypten beliebt. Von da kommt es, dass auch dem Toten ein B. mitgegeben wurde oder der Betreffende spielend dargestellt wird. Um einen glücklichen Ausgang des Spiels sicherzustellen, gab man dem Verstorbenen Papyri mit den nötigen Spielanweisungen ins Grab. Seit dem Neuen Reich gehörte das B. zudem noch zu den magischen Hilfsmitteln, die der Sicherung des Jenseitslebens dienten.

Das B. spielt auch im Mythos eine Rolle. So soll nach der Erzählung von Plutarch (Isis 12) die auf ehelichen Abwegen ertappte Himmelsgöttin > Nut von ihrem Gatten, dem Sonnengott > Re, verflucht worden sein, sodass sie nur an einem Tag gebären konnte, der nicht im Kalender stand. In dieser Not wandte sie sich an den klugen > Thot, der zur > Mondgöttin ging und ihr im B. jene Zeitspanne abrang, aus der er die fünf Schalttage gestaltete, während welcher Nut gebären konnte.

Lit.: Pieper, Max: Das Brettspiel der alten Ägypter und seine Bedeutung für den ägyptischen Totenkult. Berlin: Weidmann’sche Buchh., 1909; Plutarchus: Über Isis und Osiris. Text, Übers. und Komm. von Theodor Hopfner. Prag: Oriental. Inst, 1940; Steffens, Siegmar: Go: das älteste Brettspiel der Welt spielend lernen; Grundkurs, Taktik, Strategie 2. überarb. Aufl. Hamburg: Rittel, 2004.

Brewster, Sir David (*11.12.1781 Jedburgh, Schottland; † 10.02.1868 Allerly bei Melrose), schottischer Wissenschaftler, Erfinder und Schriftsteller. B. studierte zunächst in Edinburgh Naturwissenschaften. Seine ersten Untersuchungen betrafen die Polarisation von Licht (Brewsterwinkel) und die doppelte Strahlenbrechung. 1808 übernahm er die Redaktion der Edinburgh Encyclopedia. 1816 erfand er das Kaleidoskop und gründete 1819 mit Robert Jameson das Edinburgh Philosophical Journal. Er verfasste auch zahlreiche Artikel für die 7. und 8. Ausgabe der Encyclopedia Britannica.

Als B. 1855 einen kleinen Abstecher zur Untersuchung des > Spiritismus wagte, löste dies in der Öffentlichkeit große Entrüstung aus. Als Medium fungierte D. D. > Home. Die Sitzung fand im Cox’s Hotel in London statt. B. wurde von Lord Brougham eingeführt und war sehr beeindruckt. Home informierte darüber in einem Brief einen Freund in den USA und teilte mit, dass die Teilnehmer das Phänomen nicht natürlich erklären konnten. Der Brief wurde veröffentlicht und fand so auch den Weg in die Londoner Presse. B., der inzwischen an einer anderen Sitzung teilgenommen hatte, schloss auf die herbe Kritik hin Betrug in dieser Sache nicht mehr aus, denn als Materialist sei für ihn Geist das Letzte was er annehmen könne.

1859 wurde B. Prinzipal der Universität Edinburgh.

W. in Auswahl: Treatise on the Caleidoscope. Edinburgh: A. Constable & Co., 1819; Treatise on Optics. London: John Taylor, 1831; Letters on Natural Magic: Addressed to Sir Walter Scott Bart. London: John Murray, 1832.

Lit.: Shepard, Leslie (Hg.): Encyclopedia of Occultism & Parapsychology. 1. Bd. Detroit, Michigan: Gale Research Company; Book Tower, 21984.

Brezel, auch Bretzel, Brezl oder Breze (lat. bracellum; it. bracciatello), Gebäck, früher vor allem als Neujahrsbrezel, Kirmesbrezel oder Osterbrezel bekannt, ist heute das häufigste Gebildebrot.

Die Geschichte der B. reicht ins Dunkel der Vergangenheit zurück, gehört sprachlich jedoch zu bracellum (Ärmchen), ahd. brezitella und it. bracciatello. Wie andere Gebildebrote ist auch die Salz- und Laugenb. von zahlreichen Sagen und Mythen umwoben. In der Antike wurde sie zu kultischen Zwecken als Opfergebäck und Grabbeigabe hergestellt und dann vom Christentum adaptiert. Dem heidnischen Sonnenreif wurde das > Andreaskreuz hinzugefügt. Vorbild war das römische Ringbrot. Im Mittelalter wurden die B. zum typischen Frühjahrs- und Fastengebäck.

B. spielen aber auch als Glücksbringer eine Rolle. Wird die überreichte „Liebesbrezel“ angenommen, gilt dies als Zusage an den Verehrer. Und nicht zuletzt steht die B. auch mit der Schule in Verbindung. So ist die Kinderlieder-Sammlung von Achim von Arnim (1778 – 1831) und Clemens > Brentano (1778 – 1842), Des Knaben Wunderhorn (1806 /1808), mit dem Wort „Kinderlieder“ überschrieben, das aus Brezeln gebildet ist – dies in Anspielung auf den alten Schulbrauch, den Kindern das ABC mit Hilfe von B. beizubringen.

Lit.: Johannis Christiani Kochii conjecturae de spiris pistoriis vulgo von Bretzeln, variis observationibus ex antiquitate sacra et profana, et historia literaria petitis illustratae / / Koch, Johann Christian. Dresdae: Zimmermann, 1733; Arnim, Ludwig Achim von: Der Kinder Wunderhorn. Anhang zu „Des Knaben Wunderhorn“; alte deutsche Kindergedichte. München: Betz, 1971; Grimm, Jacob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. Bd. 3, Nachdruck. München: dtv, 1999; Becker-Huberti, Manfred: Lexikon der Bräuche und Feste: 3000 Stichwörter mit Infos, Tipps und Hintergründen. Freiburg i. Br.: Herder, 2000; Krauß, Irene: Gelungen geschlungen. Das große Buch der Brezel. Tübingen: Silberburg-Verlag, 2004.

Brhaspati (Brihaspati, auch Brahmanaspati, „Herr des Gebetes“), vedischer Gott, der die Gebete der Menschen an die Götter weiterleitet. B. singt selbst die Opferlieder und spricht die zauberkräftigen, Göttergnade erweckenden Gebets- und Zauberformeln, den Spruch, an dem Götter ihr Gefallen finden, oder er teilt das Gebet dem menschlichen Priester mit, der ihn darum bittet. B. ist der Schöpfer des Wortes, durch das Erkenntnis vermittelt wird. Im Mythos erscheint er als Beschützer der Kühe, die er durch seine heiligen Lieder gewann, und als Regent des Planeten Jupiter; als solcher wird er goldgelb dargestellt, mit Stab, Gebetskranz und Wassergefäß.

Lit.: Strauss, Otto: Brhaspati im Veda. Leipzig: F. A. Brockhaus, 1905; Schmidt, Hans-Peter: Brhaspati und Indra: Unterscheidungen zur vedischen Mythologie und Kulturgeschichte. Wiesbaden: Otto Harrassowitz, 1968; Oldenberg, Hermann: Die Religion des Veda. Darmstadt: Wiss. Buchges., 51970.

Bria > Beriah.

Briareos (griech.), einer der drei griechischen > Hekatoncheiren, der schrecklichen Riesen mit 50 Köpfen und 100 Armen. Er ist der Sohn der > Gaia und des > Uranos, Bruder von Kottos und Gyges. B. wurde von seinem Vater in den > Tartaros geworfen, von Zeus aber befreit, dem er fortan bei seinem Kampf gegen die Titanen zu Hilfe eilte. Er stand Zeus schon bei, als unter der Führung Heras mehrere Götter gegen ihn revoltierten. Bei > Homer hat der Hundertarmige auch den Namen Aigaion (Ilias, 1. Buch). Ovid nennt so einen riesigen Meeresgott (Metamorphosen II, 10), von daher das Wort Ägäis.

Lit.: Homer: Ilias. Aus dem Griech. von Johann Heinrich Voß. Köln: Anaconda, 2005; Ovid, Publius: Metamorphosen. Aus dem Lat. von Johann Heinrich Voß. Köln: Anaconda, 2005.

Bricaud, Jean (*11.02.1881 Neuville-sur-Ain; † 21.11.1934 Lyon), Okkultist und Oberhaupt der Eglise Gnostique Universelle.

B. entstammte einer einfachen Familie und wurde zur Ausbildung in das Kleine Seminar von Meximieux (Ain) geschickt. Als er dort Bücher über den Okkultismus in die Hand bekam, beendete er mit 16 Jahren die Laufbahn zum Priestertum und ließ sich in Lyon nieder. Er nahm Unterricht in Kabbala und Magie, trat 1901 der Gnostischen Kirche bei und wurde deren Bischof in der Diözese Lyon-Grenoble. In dieser Zeit lernte er Gérard Encausse alias > Papus kennen und wurde am 10. Februar 1903 in den > Martinistenorden aufgenommen.

1905 heiratete er Marie-Anne Neysson. 1907 trennte er sich von der Gnostischen Kirche und gründete die Eglise Catholique Gnostique, ein Jahr später Eglise Gnostique Universelle genannt, zu deren Patriarchen er gewählt wurde; er nannte sich fortan Johannes II. 1908 veröffentlichte B. den Catechisme gnostique à l’usage de fidèles. 1911 ließ er sich scheiden und heiratete dann 1929 Eugénie-Antoinette Allemand, die ihn in all seinen Tätigkeiten unterstützte.

1914 wurde zwischen B. und Papus ein Allianzvertrag geschlossen, nach dem der Martinistenorden nur Johannes II. als regulären Patriarchen der Gnostischen Kirche anerkannte. Als Papus 1916 starb, arbeitete B. gemeinsam mit dem Nachfolger Charles Détre an der Entwicklung des Ordens und folgte ihm nach dessen Ableben 1918 als Großmeister nach. Bei seinem Tod 1934 führte B. folgende Titel: Souverain Patriarche de l’Eglise Gnostique Universelle; Recteur de la Rose-Croix; Grand Maître de l’Ordre Martiniste; Grand Hiérophante pour la France du Rite ancien e primitif de Memphis-Misraim et President de la Societé Occultiste Internationale.

Das große Interesse für Okkultismus, Initiation und Religion spiegelt sich auch in seinen Büchern wieder.

W.: J. K. Huysmans et le satanisme d’après des documents inédits. Paris: Bibliothèque Chacornac, 1913; Huysmans, occultiste et magicien, avec une notice sur les osties magiques pour combattre les envoûtements (1913); La guerre et les prophéties célèbres, étude historique et antique (1916); Le mysticisme à la cour de Russie (de Mme de Krudener à Raspoutine) (1921); La messe noire ancienne et moderne (1924); L’Abbé Boullan, sa vie, sa doctrine et ses pratiques magiques (1927); Les illuminés d’Avignon, étude sur Dom Pernety et son groupe (1927).

Bridey Murphy > Bernstein, Morey.

Brief an Rheginos oder Abhandlung über die Auferstehung. Koptischer Text aus > Nag Hammadi (NHCI, 4), dessen Autor und Originaltitel jedoch unbekannt sind. Der christlich-gnostische Text mit deutlich valentinianischen Zügen entstand wahrscheinlich in der 2. Hälfte des 2. Jhs. Der Autor, der sein Wissen direkt von Christus erhalten haben will, antwortet auf Fragen seines Adressaten Rheginos, um auf diese Weise sein Wissen über die > Auferstehung Christi weiterzugeben. Nach seinem gnostischen Verständnis kann sich der > Pneumatiker, also jener, der die Fesseln des Kosmos bereits abgestreift hat, noch während seines Aufenthalts auf der Erde seiner Auferstehung sicher sein. Beim biologischen Tod trennen sich das physische und das intelligible Wesen. Letzteres erhält als Quasikörper ein Lichtgewand. 

Der Text umfasst acht Seiten und ist das erste gnostische Dokument, das ausschließlich der individuellen Eschatologie gewidmet ist.

Lit.: Peel, Malcolm Lee: Gnosis und Auferstehung. Der Brief an Rheginus von Nag Hammadi. Übers. aus d. Engl.: Wolf-Peter Funk. Mit einem Anh.: Der koptische Text d. Briefes an Rheginus. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 1974.

Briefe an die Toten (engl. Letters to the dead; it. Lettere ai morti), Brief von Lebenden an die Toten im alten Ägypten. Solche Briefe, von denen es noch einige Exemplare gibt, waren auf > Papyrus geschrieben und noch häufiger auf Opfergabenschalen. Diese stellte man in Sichtweite, damit sie der > Tote bei seinem Besuch im Grab lesen könne. Die ältesten dieser Briefe datieren aus dem Ende des Alten Reiches, treten im Mittleren Reich jedoch häufiger auf. Unter ihnen befinden sich Briefe Lebender an verstorbene Verwandte, mit der Bitte, in einer Familienangelegenheit einzugreifen, bei der Heilung eines Kranken zu helfen oder über die Güter der Erben zu wachen. Es gibt aber auch Briefe, welche Vorwürfe gegen eine Ehefrau enthalten, die den Gatten bis über das Grab hinaus verfolgt haben soll.

Der Brauch beruhte auf dem Glauben, dass die Toten auf die Erde zurückkehren und sich in Angelegenheiten der Lebenden einmischen können.

Lit.: Forman, Werner: Die Macht der Hieroglyphen: das Leben nach dem Leben im Alten Ägypten / Quirke, Stephen; Nora von Mühlendahl [Übers.]. Stuttgart: Kohlhammer, 1996; Rachet, Guy: Lexikon des alten Ägypten / Übers. u. überarb. v. Alice Heyne. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1999.

Briefträger (engl. postman, mailman; it. postino). Der B. wird am Neujahrsmorgen gleich dem Bettler, > Glöckner oder > Totengräber als unguter > Angang betrachtet. In einer schlesischen Sage hindert der Teufel in Gestalt eines B.s einen Bauer an der Gewinnung eines Schatzes.

Lit.: Kühnau, Richard: Sagen aus Schlesien mit Einschluss Österreichisch-Schlesiens. Leipzig: H. Eichblatt, 1925; Sartori, Paul: Sitte und Brauch. Leipzig: Zentralantiquariat der Dt. Demokrat. Republik, 1985.

Brier, Robert (*1943), amerikanischer Philosoph, Ägyptologe und Parapsychologe. Die Lektüre des Buches von Joseph B. > Rhine, Reach of the Mind, weckte sein Interesse für Parapsychologie. 1969 wurde er Mitarbeiter am Institut für Parapsychologie, wo er Untersuchungen zur > Außersinnlichen Wahrnehmung und > Psychokinese durchführte. Er erforschte auch den Bereich des Spielens (Würfeln, Roulette, Bakkarat), um zu sehen, ob bzw. inwieweit hier > Psi zum Tragen kommen könne. An der Universität von North Carolina erlangte B. das Doktorat in Philosophie und unterrichtete das Fach dann an der Long Island University. Auf dem Gebiet der Parapsychologie befasste er sich speziell mit dem Sensitiven Ingo > Swann. B. ist Mitglied der > Parapsychological Association und der > American Society for Psychical Research.

1994 behauptete B. gemeinsam mit Ronald Wade, dem Direktor der staatlichen Anatomiebehörde von Maryland, in 2000 Jahren die Ersten gewesen zu sein, die eine menschliche Leiche nach den Techniken der alten Ägypter mumifiziert hätten. Dies trug B. den Spitznamen „Mr. Mummy“ ein. B. arbeitete auch an zahlreichen Fernsehproduktionen mit und unternahm mehrere Forschungsreisen nach Ägypten.

W. (Auswahl): Precognition and Philosophy. New York: Humanities Press, 1974; Zauber und Magie im Alten Ägypten. Alles über das geheimnisvolle Wissen u. d. geheimnisvollen Praktiken. Augsburg: Weltbild, 1990; Das Geheimnis der Toten: Zauber und Magie im Alten Ägypten. Berlin: Ullstein, 1996; The Encyclopedia of Mummies. Gloucestershire: Sutton, 2004; The Daily Life of the Ancient Egyptians (zus. M. Hoyt Hobbs). Westport, Conn.: Greenwood Press, 2008.

Briggegickel, goldener Hahn auf der Brüstung der Alten Brücke von Sachsenhausen nach Frankfurt. Die Brücke geht wahrscheinlich auf einen hölzernen Steg von 1036 zurück und ist eines der Wahrzeichen der Stadt, ebenso wie der goldene Hahn. Er erinnert u. a. an die Sage, welche die meisterliche Konstruktion der Brücke dem Teufel zuschreibt. Dieser verlangte vom jungen Baumeister als Lohn für seine Hilfe die Seele des ersten Lebewesens, das die Brücke überqueren würde. Der Baumeister trieb daher bei der Erstbegehung einen Hahn über die Brücke, und der Teufel, der auf die Seele des Baumeisters spekuliert hatte, musste sich mit dem Hahn zufriedengeben. In seinem Zorn packte er das Tier, zerriss es und warf die Stücke mit solcher Gewalt auf die Brücke, dass zwei Löcher entstanden. Zum Dank für die Rettung seiner Seele ließ der Baumeister an dieser Stelle einen goldenen Hahn aufstellen.

Lit.: Der Schwarze Führer: Deutschland; 253 geheimnisvolle Stätten in 194 Orten / M. e. Einf. v. Lutz Röhrich. Freiburg i. Br.: Eulen Verlag, 2000.

Briggs, Katharine Mary (*8.11.1898
Hampstead / London; † 1980), promovierte in Volkskunde und verfasste auf diesem Gebiet mehrere Bücher, darunter
The Anatomy of Puck, das Dictionary of British Folk-Tales (1971) in vier Bänden und An Encyclopedia of Fairies (1976).

Brigit (irisch: brig, Macht, Autorität), Muttergöttin der Iren und Schutzgöttin der Kunstschmiede, Dichter und Ärzte.

B. gehörte zu den > Tuatha Dê Danann und war die Tochter des Gottes > Dagda und die Gattin des > Bress. Den Handwerkern brachte sie die Techniken der Werkzeugherstellung bei, den Frauen zeigte sie die Kunst des Webens und Spinnens, den Kriegern stand sie bei und ging ihnen im Kampf voran. B. wurde von einer Hirschkuh begleitet, gab den Reitpferden Kraft und trug auf dem Kopf einen Himmelsstern. Sie galt als Herrin der magischen Sprüche und als Dichterin. Die Menschen nannten sie in ihren Gebeten die „Strahlende“ und hielten sie für die Urmutter des Lebens, die alles geboren hat.

Ihr zu Ehren wurde am 1. Februar das Fest imbolic gefeiert.

Ihre Gestalt mischte sich später in die der heiligen Brigit von Kildare, der Patronin Irlands, die am 1. Februar um 524 im Alter von ca. 70 Jahren starb. Ihr Leben ist mit zahlreichen Mirakeln verbunden und in den Legenden von ihr spielen besonders Haustiere eine große Rolle (Wrede, 84).

Lit.: Gougaud, Louis: Les Saints irlandais hors d’Irlande, étudiés dans le culte et dans la dévotion traditionnelle. Louvain; Oxford, 1936; Wrede, Adam: Eifeler Volkskunde. 4. Aufl., unveränd. Nachdr. d. Ausg. 1960 /  Bonn, Röhrscheid. Würzburg: Weidlich, 1989; Vries, Jan de: Keltische Religion. Mit einem Beitr. von Kurt Derungs. Bern: Ed. Amalia, 2006.

Brigitta von Schweden > Birgitta von Schweden.

Brille, Sehhilfe und ambivalentes Symbol des geschärften aber auch durch Vorurteile verfälschten Wahrnehmens. Die Redensarten vom „Sehen durch eine rosarote oder schwarze B.“ bringen dies zum Ausdruck. Benannt ist die B. nach dem Halbedelstein > Beryll, der ab dem frühen 13. Jh. zu Vergrößerungsgläsern verarbeitet wurde. Die älteste Darstellung einer B. findet sich auf den Fresken des italienischen Malers Tomaso da Modena im Kapitelsaal von San Niccolo in Treviso, die um 1352 entstanden.

In E.T.A. Hoffmans Erzählung „Der Sand-
mann“ findet sich die literarische Beschreibung von „Brillen“ in der Bedeutung von „betrügen“ und dementsprechend die Beurteilung des Brillenverkäufers als Betrüger.

Neben dem verschärften Sehen dient die B. auch zum verschärften Verbergen der Augen, um in seinen Emotionen und Blickrichtungen unerkannt zu bleiben, gegebenenfalls aber zuschlagen zu können.

Lit.: Hoffmann, Ernst T. A.: Der Sandmann. Stuttgart: Klett, 2008; Wetzel, Christoph: Das große Lexikon der Symbole. Darmstadt: Primus, 2008.

Brillenbuchstaben (arab. Kalfatirjat), Geheimschrift. Solche Schriften finden sich besonders in arabischen > Zauberbüchern und stellen wohl > Zauberformeln dar. Die „Buchstaben“ sind Zeichen aus Strichen, Kreuzen, Sternen oder Dreiecken mit kleinen Kreisen an den Endpunkten. Da die Zeichen Augenpaaren ähnlich sind, wurden sie B. genannt. Die Kreise werden zum Teil als Schutz vor dem > Bösen Blick gedeutet. Es könnten auch Kombinationen von > Losbildern sein, die man durch Werfen von Losgegenständen gewonnen hat.

Geschichtlich ist der Ursprung allerdings nicht geklärt. Jedenfalls finden sich schon in der Antike solche Zeichen mit ägyptischen Hieroglyphen vermischt auf Zaubergegenständen, Verfluchungstafeln und Gemmen. Auch an eine Ableitung von der babylonischen Keilschrift wird gedacht, da magische Alphabete in der Regel aus untergegangenen Schriftsystemen gebildet wurden.

Lit.: Roberts, Marc: Das neue Lexikon der Esoterik. München: Goldmann, 1995; Biewald, Roland: Klei-
nes Lexikon des Okkultismus. Leipzig: Militzke, 2005.

Brimir ist in der altnordischen Mythologie ein Riese. Aus seinem Blut und den Knochen von > Blain wurden die > Zwerge geschaffen.

In der altnordischen Mythologie bezeichnet B. auch ein Schwert.

Lit.: Die Edda. Kreuzlingen; München: Eugen Diderichs Verlag, 2006.

Bringung > Apport.

Brinvilliers, Marie-Madeleine d’Aubray, Marquise v. (* 2.07.1630 Paris; † 17.07.1676 ebd.), Giftmörderin.

B. entstammte einer angesehen Adelsfamilie und zeigte schon früh Interesse an „Hexenkunst“ und sexueller Ausschweifung. Mit 21 Jahren heiratete sie den Marquis Antoine Gobelin de Brinvilliers. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor. Über ihren Mann lernte sie den Glücksritter Godin de Sainte-Croix kennen, mit dem sie eine Affäre begann, die bis zu dessen Tod andauerte. Sainte-Croix interessierte sich besonders für Alchemie und Chemie. B.s Vater war gegen diese Affäre und veranlasste, dass er am 19. März 1663 für ein Jahr in die Bastille von Paris gesperrt wurde. Dort lernte er den gebürtigen Italiener Exili kennen, der ihm von einem Gift erzählte, das nach dem damaligen Wissensstand nicht nachweisbar war und später als Eau admirabile bekannt wurde. Sainte-Croix brachte B. die Herstellung des Giftes bei bzw. stellte es ihr zur Verfügung.

Dieses Gift verabreichte B. in dosierter Form über einen längeren Zeitraum hinweg ihrem Vater, der am 10. September 1666 daran starb. Der für seinen aufwendigen Lebensstil bekannte Sainte-Croix zwang B. daraufhin, zwei Schuldscheine in Höhe von je 25.000 und 30.000 Livres auszustellen. Das Geld suchte sie sich bei ihren beiden Brüdern zu beschaffen und ließ über einen bestochenen Kammerdiener deren Speisen vergiften. Ihr älterer Bruder starb am 17. Juni 1670, der andere drei Monate später. Um an das gesamte Vermögen zu kommen, musste auch noch die Schwester beseitigt werden. Thérèse d’Aubray ahnte die Gefahr und prüfte die Speisen jeweils vor dem Essen, starb aber dennoch vor Ende des Prozesses gegen B.

Aufgedeckt wurde der Fall, als nach dem Tod von Sainte-Croix am 30. Juli 1672 in einer Schatulle u. a. unterschiedliche Gifte gefunden wurden, die sich in Tierversuchen als tödlich erwiesen. B. flüchtete zunächst nach England. Da ihr dort die Auslieferung drohte, floh sie nach Lüttich in ein Kloster. Durch eine List wurde sie schließlich aus dem Kloster gelockt und festgenommen. Als Adelige genoss sie das Privileg, durch eine Kammer des Höchstgerichtes verurteilt zu werden. Das Urteil lautete auf Wasserfolter und Tod am Schafott. Nach der Hinrichtung am 17. Juli 1676 wurde der Leichnam verbrannt und die Asche in alle Winde verstreut.

Lit.: Naso, Eckart von: Die Chronik der Giftmischerin. Potsdam: Gustav Kiepenheuer Verlag, 1926; Luciani, Brigitte: Die Marquise de Brinvilliers und das Erbschaftspulver – oder wie schaffe ich mir meine Familie vom Hals? Berlin: Aviva, 1997; Jacta, Maximilian (alias Erich Schwinge): Berühmte Strafprozesse. Sonderausgabe. München: Orbis-Verlag, 2001; Gayot de Pitaval, François: Unerhörte Kriminalfälle. Eine Sammlung berühmter und merkwürdiger Kriminalfälle. Nach der 1792–1794 von Friedrich Schiller herausgegebenen Auswahl und Übersetzung, neu bearb. und zus.gest. Paderborn: Voltmedia, 2005.

Brion, Friederike (* 19.04.1752 Niederrödern; † 3.04.1813 Meisenheim bei Lahr), elsässische Pfarrerstocher, die eine kurze Liebschaft mit Goethe hatte.

Friederike war das dritte von fünf Kindern des Ehepaares B. 1760 nahm der Vater eine Stelle als Dorfpfarrer in Sesenheim an, wo das hübsche, aber etwas kränkliche Mädchen aufwuchs. Unter den jungen Leuten, die das gastfreundliche Haus aufsuchten, befand sich auch der damals in Straßburg studierende Rechtsstudent Johann Wolfgang von > Goethe aus Frankfurt. Dieser lernte B. am 10./13. Oktober 1770 kennen und verliebte sich so sehr, dass Sesenheim für die nächste Zeit zum „Mittelpunkt der Erde“ wurde. Goethe begann wieder zu dichten. Im Frühjahr 1771 entstanden die „Sesenheimer Lieder“, die der Beginn des „Sturm und Drang“ waren und den Ruf Goethes als Lyriker begründeten. Doch die Liaison dauerte nicht lange. Der lebenslang von Bindungsängsten geplagte Goethe löste das Verhältnis um den 7. August 1771 wieder. Beim Abschied von Friederike hatte er ein > Doppelgänger-Erlebnis, das sog. > Drusenheimer Gesicht. Friederike litt schwer unter der Trennung und blieb bis an ihr Lebensende unverheiratet. Als Goethe rund acht Jahre später, am 25. / 26. September 1779, Friederike ein letztes Mal sah, bestätigte sich seine Vision.

Friederike zog 1805 in das badische Meisenheim, wo auf ihrem Grabstein die Inschrift nach einem Vers von Ludwig Eckardt steht: „Ein Strahl der Dichtersonne fiel auf sie, so reich, dass er Unsterblichkeit ihr lieh!“

Die Veröffentlichung der Liebesgeschichte in Goethes Dichtung und Wahrheit 1812 /14 hat sie nicht mehr erlebt. Auch Franz Lehárs Operette Friederike basiert auf dieser Liebesbeziehung.

Lit.: Wenzel, Thomas: Metzler-Goethe-Lexikon. Benedikt Jeßing (Hrsg.). Stuttgart [u. a.]: Metzler, 1999; Matthes, Christa: Friederike Brion von Sesenheim. Goethes Jugendliebe. Versuch einer Darstellung. Dresden: Matthes, Christa, 2007.

Briqueville, Roger de > Blaubart (Gilles de Rais).

Brisin, Zauberin aus der Artusepik, die bei der Ankündigung von Galahad und der Verlockung Lancelots eine wichtige Rolle spielt.

Lit.: Spence, Lewis: An Encyclopaedia of Occultism. New York: Cosimo, 2006.

Brisingamen (altnord., Halsschmuck), in der germanischen Mythologie das berühmte Halsband und Attribut der Göttin > Freyja (Frigg). Es soll aus durchbohrten Gelenken geschlungen gewesen sein und wurde von den vier Zwergen (> Dvergr) Alfrigg, Dvalinn, Grerr und Berlingr geschmiedet. Um es zu erwerben, musste die Göttin mit jedem von ihnen eine Nacht verbringen. Als > Odin vom Betrug seiner Gemahlin erfuhr, beauftragte er > Loki, das Halsband zu stehlen, was diesem zunächst gelang. > Heimdall entriss es Loki jedoch im Kampf, der sich in verschiedene Tiere verwandelte, und brachte es der Bestohlenen zurück.

B. wird im altnordischen Thrymlied der > Edda und im altenglischen Beowulf besungen.

Lit.: Grimm, Jakob: Deutsche Mythologie. Überarb. Reprint d. Orig.ausg. v. 1943 nach d. Exemplar d. Verlagsarchives. Coburg: K. W. Schütz-Verlag, o. J.; Garner, Alan: The Weirdstone of Brisingamen: A Tale of Alderley (Jacket design by George Adamson). (Repr.). London: Collins, 1968; Garner, Alan: Der Zauberstein von Brisingamen. Aus dem Engl. von Werner Schmitz. Stuttgart: Verl. Freies Geistesleben & Urachhaus, 2003; Die Edda: Götterdichtung, Spruchweisheit und Heldengesänge der Germanen / Übertr. v. Felix Genzmer; eingel. v. Kurt Schier. Kreuzlingen; München: Hugendubel, 2006.

British College of Psychic Science, 1920 in London von James Hewat > McKenzie und seiner Frau nach Art des > Institut Métapsychique in Paris gegründete parapsychologische Forschungsstätte. Nach dem Tod von McKenzie 1929 übernahm dessen Frau die Leitung; auf sie folgte 1930 in ehrenamtlicher Stellung Mrs. Champion de Crespigny. Das B. gab von 1922 bis 1939 Quarterly Transactions heraus, welches dann bis zur 24. Ausgabe unter dem Titel Psychic Science und schließlich noch kurz als Experimental Metaphysics erschien. 1939 verschmolz das Institut mit dem International Instiute for Psychical Research. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand es vor der Schließung. Die ausgezeichnete Bibliothek blieb verschollen. 1955 wurde das nunmehrige College of Psychic Studies von der London Spiritualist Alliance neu geordnet.

Lit.: Shepard, Leslie (Hrsg.): Encyclopedia of Occultism & Parapsychology. 1. Bd. Detroit, Michigan: Gale Research Company; Book Tower, 21984.

British National Association of Spiritualists (BNAS), Nationale Britische Gesellschaft für Spiritismus. Die BNAS wurde 1873 vor allem auf Betreiben von Dawson Rogers gegründet, um das Interesse für den Spiritismus in Großbritannien zu fördern. Die Gesellschaft versammelte unter ihren Mitgliedern die bedeutendsten Spiritisten der Zeit, wie Benjamin Coleman, Mrs. Macdougall Gregory, Sir Charles Isham, Mr. Jacken, Dawson Rogers, Morell Theobald, Dr. Wyld, Dr. Stanhope Speer und viele andere. 1882 änderte sie ihren Namen in The Central Association of Spiritualists. 1882 führten die Tagungen, die in den Räumen der Gesellschaft veranstaltet wurden, zur Gründung der > Society for Psychical Research (SPR). Viele Mitglieder der SPR kamen aus der BNAS, wie Stainton Moses, George Wyld, Dawson Rogers und Morell Theobald.

Die BNAS veröffentlichte anfangs in der Zeitschrift Spiritualist, die von W. H. Harrison herausgegeben wurde. 1879 wurden die Berichte in die Spiritual Notes verlagert, die wie der Spiritualist ihr Erscheinen 1881 einstellte. In späteren Jahren gründete Dawson Rogers die Zeitschrift Light, welche fortan zum Organ der BNAS wurde, die sich von Beginn an von jedem religiösen und philosophischen Dogmatismus fernhielt, sodass sich bei ihr Spiritisten der verschiedensten Richtungen einfanden. 1884 reorganisierte sich die B. als London Spiritualist Alliance, deren Arbeit vom College of Psychic Studies, London, fortgesetzt wird, das auch die Zeitschrift Light herausgibt.

Lit.: Doyle, Arthur Conan: The History of Spiritualism. New York: Charles H. Doran, 1926. Reprint, New York: Arno Press, 1975.

Britómartis (vorgriech., „süße Jungfrau“), Gottheit des alten Kreta, oft auch mit > Diktynna und > Aphaia in Zusammenhang gebracht. Bei den Griechen war sie die Tochter des > Zeus und der > Kerame, die als > Nymphe im Dienst der > Artemis stand, oft aber auch mit ihr gleichgesetzt wurde. Als Minos ihr nachstellte, floh sie und stürzte sich ins Meer. Fischer zogen sie mit ihren Netzen ans Land (daher der Beiname Diktynna, von diktyon, Netz; andere verbinden den Namen mit dem kretischen Berg Dikte bzw. dem kretischen Vorgebirge Diktynnaion). Die Symbolik des Versinkens und Emporgezogenwerdens erinnert an Wiedergeburtsmythen.

Lit.: Wells, Minnie E.: The Eve of St. Agnes and The Legend of Britomartis. Baltimore: Johns Hopkins Press, 1942; Hunger, Herbert: Lexikon der griechischen und römischen Mythologie: mit Hinweisen auf das Fortwirken antiker Stoffe und Motive in der bildenden Kunst, Literatur und Musik des Abendlandes bis zur Gegenwart. 8., erw. Aufl. Wien: Verlag Brüder Hollinek, 1988.

Brittain, Annie (ca. 1880 –1969), britisches Trancemedium. B. war fast ein halbes Jahrhundert als Medium bei Sitzungen tätig und beeindruckte mit ihrer Ehrlichkeit und der Qualität ihrer Phänomene Forscher wie Sir Arthur Conan > Doyle und Samuel George > Soal. Besondere Aufmerksamkeit erregten ihre präzisen Informationen über verstorbene Angehörige von Sitzungsteilnehmern, die ihr völlig unbekannt waren. Sie nannte die Namen der Verstorbenen und beschrieb deren Todesart. Verschiedene Beiträge im Journal der Society for Psychical Research (JSPR) berichten über Sitzungsereignisse (1921), > Kreuzkorrespondenzen (1923) und mediumistische Aussagen gegenüber den Sitzungsteilnehmern (1931).

Lit.: The Verdict. A Study of the Probable Origin of Certain Physic [sic] Phenomena … London: Kegan Paul & Co., 1920; Dallas, Helen A.: Comrades on the Homeward Way. London: W. Collins, 1929.

Britten, Emma Hardinge (* 1823 London; † 2.10.1899 Manchester, England), Medium, Spiritistin und Autorin.

B. zeigte von Kindheit an ein großes Talent für Musik und Sprache. Mit elf Jahren verdiente sie sich bereits mit Musik den Lebensunterhalt. 1856 ging sie mit einer Theatergruppe nach Amerika. Durch das Medium Ada Hoyt (Mrs. Coan) fand sie zum > Spiritismus, entfaltete ihre psychischen Fähigkeiten und gab öffentliche Sitzungen für die Society for the Diffusion of Spiritual Knowledge in New York. Ihre Tätigkeit als Medium umfasste u. a. > Automatisches Schreiben, geistige > Heilung und > Psychometrie. Sie setzte sich zudem für die Verbreitung des Spiritismus ein und durchwanderte zu diesem Zweck die USA, Kanada, England, Australien und Neuseeland. B. gründete die Zeitschrift Two Worlds und gab diese fünf Jahre lang in Manchester heraus. 1875 war sie Mitbegründerin der > Theosophischen Gesellschaft in New York, trennte sich dann jedoch sehr bald von H. P. > Blavatsky. Sie schrieb eine Reihe von Büchern sowie zahlreiche Artikel und war Herausgeberin der amerikanischen Zeitschrift The Western Star (1872) und der britischen Veröffentlichung The Unseen Universe (1892 – 1893).

1900 wurde in Deansgate, Manchester, nach ihren Richtlinien ein Ausbildungsinstitut für Medien, das Britten Memorial Institute, gegründet.

W. (Auswahl): Modern American Spiritualism: A Twenty Years’ Record of the Communion Between Earth and the World of Spirits. New York, 1870; Nineteenth Century Miracles, or, Spirits and Their Work in Every Country of the Earth. Manchester: W. Britten, 1884; The Faiths, Facts, and Frauds of Religious History. A Treatise in Ten Sections. Manchester: J. Heywood, 1889; Ghost Land, or, Researches into the Mysteries of Occultism, illustrated in a series of autobiographical sketches. Chicago: Progressive Thinker Pub. House, 1897.

Brizomantie (griech.; engl. brizomancy; it. brizomanzia), Traumwahrsagung, benannt nach der griechischen Göttin Brizo, die besonders auf > Delos verehrt wurde. Als Göttin des Schlafes deutete sie auch die Träume. > Oniromantie, > Onirocritie.

Lit.: Rieger, Carola: Wahrsagekunst. Köln: Bellavista, 2003; Gessmann, Gustav W.: Handbuch der Wahrsagekünste. Leipzig: Bohmeier, 2006.

Bro, Harmon Hartzell (* 14.12.1919 Nanking, China; † 13.09.1997 Hyannis, Massachusetts, USA), Professor für Philosophie und Religion.

B. studierte u. a. an der Harvard University Divinity School. 1943 wurde er zum Pfarrer der Christian Church (Disciples of Christ) geweiht. Seine Freundschaft mit Edgar > Cayce brachte ihn in Verbindung mit der > Association for Research and Enlightenment (ARE). 1955 promovierte er zum Dr. phil. an der Universität Chicago mit der Arbeit „The Charisma of the Seer“, die sich mit Leben und Werk von Edgar Cayce befasst. 1959 wurde er Direktor des Institute for Research in Psychology and Religion, Northland College, Ashland. B. war Mitglied der American Anthropological Association und beschäftigte sich eingehend mit parapsychologischen Aspekten des religiösen Lebens, vor allem mit > Meditation, > Geistheilung, > mystischen Erfahrungen und Bekehrung. Neben vielen Vorträgen und Abhandlungen über Psychologie und pastoralpsychologische Beratung verfasste er auch mehrere Bücher.

W. (Auswahl): Edgar Cayce on Dreams. New York: Castle Books, 1968; Dreams in a Life of Prayer: The Approach of Edgar Cayce. New York: Paperback Library, 1970; Edgar Cayce on Religion and Psychic Experience. New York: Paperback Library, 1970; High Play; Turning on without Drugs. New York: Coward-McCann, 1970. Begin a New Life: The Approach of Edgar Cayce. New York: Harper & Row, 1971; A Seer Out of Season: The Life of Edgar Cayce. New York: New American Library, 1989 (dt.: Traumdeutungen in Trance des größten Propheten der Gegenwart, Edgar Cayce. Genf: Ariston, 31980); Edgar Cayce: Seher – Heiler – Mystiker an der Schwelle des neuen Zeitalters Aus dem Amerikan. von Ditte König und Giovanni Bandini. Genf [u. a.]: Ariston, 1992; Die Krise des Selbst / hrsg. und interpretiert von Harmon Hartzell Bro und June Avis Bro. [Aus dem Amerikan. übertr. von Mascha Rabben]. München: Heyne, 31993.

Broad, Charlie Dunbar (* 30.12.1887 Harlesden, Middlesex; † 11.03.1971 Cambridge), britischer Philosoph.

B. studierte zunächst am Trinity College in Cambridge Naturwissenschaften und reichte 1911 auf Anraten von J. E. McTaggart und Bertrand Russel eine Dissertation über die Philosophie der Mechanik ein, auf deren Basis er 1914 seine erste wichtige Arbeit, Perception, Physics and Reality, veröffentlichte. 1923 folgten Scientific Thought und 1925 The Mind and Its Place in Nature. Von 1933 bis zu seiner Emeritierung 1953 war B. Professor für Moralphilosophie an der Universität Cambridge.

Die Klarheit und Vielfältigkeit seines Denkens im Bereich von Philosophie, Erkenntnistheorie, Induktionslogik, Naturphilosophie, Ethik und nicht zuletzt Parapsychologie brachten ihm hohes Ansehen ein. Wegen seines besonderen Interesses an Erlebnisinhalten (Qualia) beteiligte er sich maßgeblich an der Entwicklung der Emergenztheorie und stellte sich in den Dienst der > Parapsychologie. 1920 wurde er Mitglied der > Society for Psychical Research, deren Präsident er 1935/36 und von 1958 – 1960 war. B. definierte die paranormalen Phänomene als nicht normale und nicht übernatürliche Phänomene. Einer seiner größten Beiträge auf diesem Gebiet ist sein Buch Religion, Philosophy and Psychical Research. Ferner interessierte er sich für frühere Mitglieder der Gesellschaft für Psychische Forschung wie Henry > Sidgwick, Edmund > Gurney und F. W. H. > Myers. Über die Medialität von Gladys Osborne > Leonard schrieb er im Journal of The American Society for Psychical Research. In seiner Arbeit Lectures on Psychical Research befasste er sich neben der Medialität auch mit anderen Aspekten der Parapsychologie, so z. B. mit dem, was er als „Psi-Component“ bezeichnet – eine Art „Ätherfeld“, das den Menschen auszeichne und den Tod überdauern könnte. Er selbst hoffte allerdings, diesen nicht zu überdauern.

W. (Auswahl): Determinism, Indeterminism and Libertarianism. Cambridge: Cambr. Univ. Press, 1934; The Mind and Its Place in Nature. 3. impr. New York: Harcourt, Brace [überkl.]: London: Kegan Paul, Trench, Trubner 1937; Religion, Philosophy and Psychical Research. Selected essays by C. D. Broad. [Mit Fig.] (1. publ.). London: Routledge & Kegan Paul, 1953; Human Personality and the Possibility of its Survival. Univ. of California Press, 1955; Induction, Probability, and Causation. Dordrecht [u. a.]: Reidel, 1968.

Lit.: The Philosophy of Charlie Dunbar Broad. Ed. By Paul Arthur Schipp. New York, 1959.

Brocéliande (bret. Brekilien), Name eines Zauberwaldes westlich von Rennes in der Hochbretagne, Frankreich, auch als „Wald von Paimpont“ bezeichnet. Er ist der größte Wald und das Herz der Bretagne, umwoben von Erzählungen aus dem arthurischen Sagenkreis. In ihm wurde der Zauberer > Merlin von der schönen > Sirene > Nimue oder Viviane, die er umwarb, in eine Weißdornhecke gebannt, nachdem er ihr die Quellen seiner Zauberkraft begannt gegeben hatte.

Lit.: Brocéliande et ses légendes [Texte imprimé] /
Moisan, André (1924 –…). Rennes: Éditions Ouest-France / DL, 2005.

Brocken > Blocksberg.

Brockengespenst (engl. Brocken phantom), Riesenschatten, den ein Beobachter auf dem Brocken auf eine Nebel- oder Wolkenwand projiziert. Das B. war Generationen hindurch eines der bekanntesten Gespenster Deutschlands. Es gab kaum jemanden, der freiwillig auf diesen Berg stieg, aus Angst, der überdimensionalen Gestalt gegenüberstehen zu müssen, galt doch der Brocken (> Blocksberg) bis in das 19. Jh. als Versammlungsort der > Hexen und Gespenster.

Das Rätsel löste 1818 der Wissenschaftler Gustav Jordan. Er wies nach, dass es sich um eine optische Täuschung handeln müsse, weil der Schatten des Beobachters von der aufgehenden bzw. untergehenden Sonne um 150 bis 180 Meter vergrößert wurde. Da es auf dem Brocken durchschnittlich 300 Nebeltage gibt, wurde dieses Phänomen dort am häufigsten beobachtet.

Lit.: Grimm, Jakob: Deutsche Mythologie. Überarb. Reprint d. Orig.ausg. v. 1943 nach d. Exemplar d. Verlagsarchives. Coburg: K. W. Schütz-Verlag, o. J.; Price, Harry: Confessions of a Ghost Hunter. London: Putnam, 1936; Haining, Peter: Das große Gespensterlexikon: Geister, Medien und Autoren. Lizenzausg. f. Gondrom Vlg. GmbH, Bindlach 1996.

Brodie-Innes, John William (*10.03.1848 Downe in Kent, Schottland; † 8.12.1923 Edinburgh), schott. Rechtsanwalt, Schriftsteller.

B. war ein führendes Mitglied des Amen-Ra Tempels des Hermetischen Golden-Dawn-Ordens in Edinburgh sowie der bibliophilen Gesellschaft Sette of Odde Volumes in London und deren Präsident 1911. Er verfasste nicht nur esoterische Bücher und Artikel, sondern auch Novellen und Theaterstücke über Zauberei und Magie. B. soll Dion > Fortune (Violet Mary Firth) die Geheimnisse der Entfaltung und Handhabung okkulter Kräfte gelehrt haben und diente als Modell für den „Seelen-Doktor“ in Fortune’s Buch The Secrets of Dr. Tavener. Als es 1900 zur Spaltung des Ordens kam, hielt B. McGregor > Mathers weiterhin die Treue, weshalb ihn dieser zu seinem Vertreter und Nachfolger bestimmte. Beim Tod von Mathers 1918 schrieb er im Occult Review (Jg. 29, 1919, Nr. 5) einen sehr gefühlsbetonten Nachruf.

W. (Auswahl): Scottish Witchcraft Trials. Read before the Sette at a meeting held at Limmer’s Hotel, on Friday, 7th November, 1890. London: Imprinted at the Chiswick Press, 1891; The True Church of Christ Exoteric and Esoteric. London: Theosophical Pub. Society, 1892; The Devil’s Mistress. London: William Rider and Son, [1915?]; The Astrology of the Golden Dawn. Edmonds, Wash.: Holmes Publishing Group, 1996.

Brokk, nordischer Zwerg (engl. u. fr. gnome; it. gnomo), Bruder des > Sindri und der Beste aller Schmiede. Dies erweckte den Neid des Gottes > Loki, weshalb dieser die Wette einging, dass er noch besser sein werde als der hässliche Zwerg. Als Loki beim Wettschmieden einsehen musste, dass er die Wette verlieren würde, machte er sich mit seinen magischen Schuhen aus dem Staub. B. verklagte ihn aber vor dem Göttergericht. Dieses entschied, dass der Zwerg Loki den Mund mit einer Schnur zunähen dürfe, was ihm große Schmerzen bereitete. Nur mit Mühe konnte er die Naht wieder auftrennen. Von da an schätzte er die Arbeit von B. hoch ein.

Lit.: Gottschalk, Herbert: Lexikon der Mythologie. München: Heyne, 1996; Grabner-Haider, Anton: Das Buch der Mythen aller Zeiten und Völker. Akt. Neuausg. Wiesbaden: Marix, 2005.

Brombeere (lat. rubus fructuosus; engl. blackberry; fr. feuilles de ronce noire; it. mora), auch Braunbeere, Mohrenbeere oder Schwarze Haubeere genannt, gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae), findet sich überall und blüht von Mai bis August. Der Name leitet sich vom altdeutschen Wort für Dornbeere (bramo-beri, bramberi) ab.

Ursprünglich in den Wäldern Eurasiens und Nordamerikas beheimatet, war die B. im Altertum als eine der ältesten Heilpflanzen überhaupt bekannt. In Mitteleuropa wurde sie etwa seit dem 16. Jh. in Klostergärten kultiviert. Allgemein bekannt wurde sie jedoch im 19. Jh. und systematische Sortenzüchtungen gibt es erst seit etwa Mitte des 20. Jhs. Die Beeren dienen als Nahrung und die Blätter zur Zubereitung von Tee.

In der Volksheilkunde wird dem Tee aus Brombeerblättern eine blutreinigende, blutdrucksenkende, harn- und schweißtreibende Wirkung, den Früchten eine Heilwirkung bei fiebrigen Erkrankungen und Verdauungsproblemen nachgesagt.

Paranormologisch ist die B. mit zahlreichen Eigenschaften behaftet. Im keltischen > Baumkalender steht sie als Monatspflanze (2.– 29.09.) für die Schlaf- und Traumwelten sowie für das Erkennen von Zusammenhängen. In einigen irisch-gälischen Regionen wird noch heute Brombeerwein oder Brombeerkuchen zum Fest > Lugnasadh zubereitet. Kosmologisch werden die Beeren > Saturn, die Wurzeln > Uranus und die Blüten und Blätter > Pluto zugeordnet; ihr Element ist die > Luft. Geweiht ist die B. > Hekate, > Eros, > Tanathos und > Brigit.

Mit ihrer magischen Kraft wirkt die B heilend, beglückend, verbindend, trennend und schützend. Heilwirkung hat sie angeblich als > Talisman getragen; als > Amulett sollen Blätter oder verholzte Ranken der B. persönliches Pech in Glück verwandeln. Die > Dornen finden im Trennungs- und Bindungszauber Verwendung, der Strauch dient dem Erkennen und Vertreiben von > Hexen und die Zweige über der Stalltür sollen das Vieh vor > Verhexung schützen (Rolland, 187).

Lit.: Rolland, Eugène: Flore populaire ou histoire naturelle des plantes dans leurs rapports avec la linguistique et le folklore. Tome 5. Paris: Rolland, 1896; Magister Botanicus: Magisches Kreutherkompendium; ein erweytertes wahrhaft ergötzliches Werk ueber die magischen Verrichthungen mit Kreuthern und den zauberischen Kräfften der Pflanzen sowie dehren medicinalischer Beteuthungen. 2., überarb. u. erg. Aufl. Speyer: Die Sanduhr – Fachverlag für altes Wissen, 1995; Beschreibende Sortenliste Himbeere, Brombeere / hrsg. vom Bundessortenamt. Hannover: Deutscher Landwirtschaftsverl., 2006.

Bromley, Thomas (* 1.02.1629 in der Grafschaft Worcester; † 13.04.1691), englischer Mystiker, studierte in Oxford Theologie, musste aber 1660 die Universität verlassen, da er die staatskirchliche Liturgie nicht anerkannte und jede kirchliche Gemeinschaft verneinte. Er lernte in der Folge die Schriften von Jakob > Böhme kennen und wurde zum Mystiker und Apokalyptiker. Am 8. Januar 1684 hatte B. eine Jenseitsvision. Zudem rühmte er sich der Gabe der Weissagung und besonderer Offenbarungen, schloss sich John > Pordage an und gründete mit ihm auf Betreiben der Visionärin Jane > Leade die > Philadelphische Gesellschaft, eine spiritualistisch-christliche Gruppe in der Nachfolge Böhmes. Ihre Aufgabe sollte die Errichtung des Reiches Gottes durch ein heiligmäßiges Leben und die Verbreitung allgemeiner Bruderliebe auf Erden sein. Zu dieser Gruppe gehörte auch der wegen seiner orientalischen Studien „Rabbi“ genannte Francis > Lee. Die Visionen dieses Mystikerkreises übten auf die Nachwelt bis tief in das 19. Jh. hinein großen Einfluss aus, insbesondere auf Pfarrer > Oberlin und seine berühmte > Jenseitskarte. B. beschrieb nämlich nach den Beobachtungen seiner angeblichen Seelenreise auch die Bleibstätten der Seele nach dem Tod. In seinem Hauptwerk Der Weg zum Sabbath der Ruhe lehrt er die Notwendigkeit des ehelosen Lebens für die Vollkommenen durch die Vermählung mit der himmlischen > Sophia, der ewigen Weisheit.

W. (Auswahl): Der Weg Zum Sabbath der Ruhe / Durch der Seelen Fortgang Im Werck der Wiedergeburt. [Büdingen]: [Regelin], 1723; Das Gesetz der Beschneidung: Oder wie ein Mensch, der bißhero nur ein Christ nach dem Fleische gewesen, wenn er ein vollkom[m]ner Mann oder Priester in Christo werden will, alle Dinge abschneiden, verläugnen, übergeben und verlassen … müsse. Zum andernmahl gedruckt. 1732; Über die göttlichen Offenbahrungen, welche man außerordentliche zu nennen pflegt. 2. Ausg. Strasburg, 1784.

Lit.: Realencyklopaedie für protestantische Theologie und Kirche. Leipzig: Hinrichs, 31896 –1913, 3, 417f.; Rosenberg, Alfons: Die Seelenreise: Wiedergeburt, Seelenwanderung oder Aufstieg durch die Sphären / Vorw. v. Gebhard Frei. Olten; Freiburg i. Br.: Otto Walter, 1952.

Bronnen Spukschloss. Unweit der Erzabtei Beuron erhebt sich über dem eng eingeschnittenen Donautal das Schloss B., dessen Anfänge auf das Jahr 1200 zurückgehen, als dort die Grafen von Zollern hausten. In der wechselhaften Geschichte des Schlosses sollen sich nach Berichten zahlreicher Zeugen Vorgänge ereignet haben, die als Spukphänomene zu bezeichnen sind. Es ist die Rede von Stimmen längst Verstorbener, von Klopflauten und Schritten, von nebelartigen Gestalten und vom Abdruck einer Kinderhand im Boden.

Lit.: Grabinski, Bruno: Spukschloß Bronnen. Das Rätsel einer in Stein abgedruckten Hand. In: Verborgene Welt 6 (1957) 3, 5 –11.

Bronté („Donner“), hymnischer Text aus > Nag Hammadi (NHC). Er besteht aus einer hymnischen Selbstdarstellung eines Wesens in der „Ich-bin“-Rede, das alle Gegensätze in sich vereint: „Ich wurde ausgesandt von der Kraft. Und ich bin zu denen gekommen, die an mich denken. Und ich wurde bei denen gefunden, die nach mir suchen.“ (NHC VI, 2)

Über den Titel „Bronte“ (Donner) ist lange gerätselt worden. Es wird davon ausgegangen, dass „Donner“ im Sinne der Himmelsstimme der > Sophia zu verstehen ist. Die Einführung einer Himmelsstimme, die eine Offenbarung ausspricht, ist in der > Gnosis öfters zu finden.

Lit.: Schenke, Hans-Martin (Hg.): Nag Hammadi. Deutsch. Berlin: Humboldt-Universität, 2003.

Brontes (griech., Donner). Einer der drei von > Uranos und > Gaia stammenden > Kyklopen, die > Zeus Blitz und Donner lieferten (Hes. Theog. 140). B. schwängerte > Metis, die von Zeus verschlungen wurde, worauf dem Haupt von Zeus > Athene entsprang.

Lit.: Forrer, Emil: Apollon, Vulcanus und die Kyklopen in den Boghazköi-Texten. Paris: Revue Hittite et Asiatique, 1931; Hesiod: Theogonie: griech.-dt. Düsseldorf [u. a.]: Artemis & Winkler, 42007.

Brontomantie (griech. bronté, Donner; engl. brontomancy; it. brontomanzia), Wahrsagen nach Donner und Blitz. > Brechomantie.

Lit.: Gessmann, Gustav W.: Handbuch der Wahrsagekünste. Leipzig: Bohmeier, 2006.

Brontoskopien (griech. prontao, donnern; skopeo, beobachten), in der Antike Kalender in der Art unserer Bauernkalender zur > Wettervorhersage. Solche Kalender hatten u. a. Nigidius Figulus, Germanicus und Columella verfasst. Auch > Plinius widmete in seiner Naturgeschichte einige Kapitel der astrologischen Wettervorhersage, worin er sich auf Angaben von Julius Cäsar beruft.

Diese Form der Vorhersage beruhte auf Beobachtungen von Sonne und Mond im > Tierkreis und auf allgemeinen meteorologischen Begleitumständen.

Lit.: Knappich, Wilhelm: Geschichte der Astrologie. Frankfurt a. M.: Klostermann, 1998; Plinius, Gaius: Die Naturgeschichte des Gaius Plinius Secundus. Einl. von Manuel Vogel. Wiesbaden: Marix, 2007.

Bronze (engl. bronze; fr. bronze; it. bronzo), Legierung aus > Kupfer und > Zinn. B. war in den antiken Kulturen des Mittelmeerraumes seit etwa 3300 v. Chr. und in Europa seit ca. 2000 v. Chr. bekannt und gab einer historischen Epoche, der Bronzezeit (ca. 1800 bis ca. 700 v. Chr.), den Namen.

Die Tatsache, dass sich Kupfer durch eine „Erde“ (ein Mineral) golden färben ließ, war für die Alchemisten ein Hinweis darauf, dass eine stufenweise Änderung der einem Metall innewohnenden Eigenschaften („Qualitäten“) möglich sei. Damit wurde die Vorstellung einer Umwandlung unedlerer Metalle in > Gold entscheidend gefördert.

Lit.: Maresch, Klaus: Bronze und Silber: papyrologische Beiträge zur Geschichte der Währung im ptolemäischen und römischen Ägypten bis zum 2. Jahrhundert n. Chr. Opladen: Westdt. Verl, 1996; Alchemie: Lexikon einer hermetischen Wissenschaft / hrsg. von Claus Priesner und Karin Figala. München: Beck, 1998.

Bronzeleber von Piacenza (engl.: Liver of Piacenza; it. Fegato di Piacenza) ist die Nachbildung einer Schafsleber und war als solche offenbar ein Lehrmodell für etruskische haruspices (Leberbeschauer). Die 1877 aufgefundene Handarbeit wird im Museum der Stadt Piacenza aufbewahrt und geht auf das 6. / 5. Jh. v. Chr. zurück.

Ihre einzigartige Bedeutung liegt darin, dass sie die etruskische Himmelseinteilung in 16 Göttersitze zu rekonstruieren hilft. Der äußere Rand sowie die übrige Oberfläche sind in einzelne Felder unterteilt und mit Namen von Gottheiten versehen, wobei die Anordnung der Namen nach einem klaren Schema erfolgte: Im nordöstlichen Viertel liegen die Wohnsitze der höchsten Himmelsgottheiten, in den beiden südlichen Vierteln die Sitze der Gottheiten der Natur und der Erde, im nordwestlichen Viertel, das als unheilvoll galt, die Gottheiten der Unterwelt.

Die Zukunftsdeutung beruhte auf der Einteilung des Himmels in genau definierte Regionen, in denen die verschiedenen Götter ihren Sitz hatten und von wo aus sie den Menschen ihre Zeichen sandten. Abweichungen vom Normalzustand auf der Leber bedeuteten, dass sich nun der in der entsprechenden Himmelsregion wohnende Gott offenbarte.

Die > Leberschau war schon im alten Mesopotamien das wichtigste Wahrsageverfahren und bereits in der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. wurde durch eingehende Untersuchungen von Schafslebern der Wille der Götter erfragt.

Für die Etrusker galt die Leber als Sitz des Lebens und so war die Leberschau der zentrale und spezifische Teil ihrer Wahrsagekunst.

Lit.: Stoltenberg, Hans Lorenz: Die wichtigsten etruskischen Inschriften. Text, Übers. u. Erläuterung. Leverkusen: Gottschalksche Verlagsbuchhandlung, 1956; Loretz, Oswald: Leberschau, Sündenbock, Asasel in Ugarit und Israel. Altenberge; Soest: CIS-Verl., 1985.

Brookes-Smith, Colin Hector William

(* 4.02.1899 Newton Abbot / GB; † 3.03.1982 Bloxham), britischer Ingenieur und Parapsychologe. B. studierte am University College in London Technik und arbeitete nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg in der Rundfunktechnik. Nach seiner Pensionierung trat er 1960 der > Society for Psychical Research bei und widmete den Rest seines Lebens der > Parapsychologie. 1966 besuchte er die Gruppe von Kenneth J. > Batcheldor und befasste sich daraufhin vor allem mit dem Studium des > Tischchenrückens und der > Levitation. Er dachte dabei in technischen Begriffen und war der Ansicht, dass die Tischbewegungen durch das > Medium oder eine unsichtbare materielle Kraft (gleich einem > Ektoplasma) bewirkt würden. B. führte auch zahlreiche > ASW-Tests durch und betonte, dass seine Ergebnisse für eine begrenzte Verbreitungsgeschwindigkeit sprechen und auf Distanz hin abfallen würden.

W. (Auswahl): Data-Tape Recorded Experimental PK Phenomena. In: JSPR 47 (1973), 69.

Lit.: Bacheldor, Kenneth J.: Obituary C. H. W. Brookes-Smith. In: JSPR 51 (1982), 403.

Brosse, Lydia, Geheilte von Lourdes. B. wurde am 14. Oktober 1889 geboren und lebte zum Zeitpunkt der Heilung, am 11. Oktober 1930, in Saint-Raphael (Frankreich). Sie litt an multiplen tuberkulösen Fisteln mit breiten Aushöhlungen im Gesäß. Im März 1956 bestätigte das Medizinische Komitee, dass die plötzliche, vollständige und dauerhafte Heilung von B. medizinisch nicht erklärbar ist. Am 5. August 1958 wurde die Heilung schließlich durch Bischof Jean Guyot von Coutances als Wunder anerkannt. Sie ist als 42. Wunderheilung von Lourdes eingetragen.

Lit.: Resch, Andreas: Die Wunder von Lourdes. Innsbruck: Resch, 2009.

Brot (lat. panis; engl. bread; it. pane), gebackener Teig, der aus einem gemahlenen Getreide, Wasser, Hefe und oft weiteren Zutaten hergestellt wird. Das feste, dunkle Äußere des Brotes heißt Kruste oder Rinde, das Innere Krume. Die Brotformen und Brotsorten sind vielfältig.

Das Getreide, seit Urzeiten ein Hauptnahrungsmittel des Menschen, umfasst sechs Arten, die auch heute noch einen wesentlichen Bestandteil der menschlichen Ernährung bilden: Hirse, Hafer, Gerste, Reis, Weizen und ab dem späteren Altertum auch Roggen. Mit der Entdeckung Amerikas gesellte sich noch der indianische Mais dazu.

Die älteste Zubereitung von Getreide ist der Brei. Später wurde dieser auf heißen Steinen oder in der Asche als Fladenbrot gebacken. Vor ca. 2000 Jahren begannen dann die Ägypter Brot zu backen, nachdem durch Zufall der Sauerteig entstanden war. Ein liegengelassener Teig für die Fladenbrotherstellung ging in Gärung über und wurde dennoch gebacken. Das Gebackene war aber nicht verdorben, sondern von Innen her durch viele kleine Gasbläschen aufgelockert und daher kaufähiger. Die anderen Völker nannten die Ägypter daraufhin, wie Hektaios von Milet um 500 berichtet, die „Brotesser“. Sie waren nämlich die Ersten, die Hefe kultivierten und damit die erste Bäckerhefe verwendeten. Im Kontakt mit Ägypten lernte Israel das B. kennen und über Israel gelangte die Kunst des Brotbackens schließlich nach Europa.

Als Hauptnahrungsmittel ist B. auch ein Symbol für spirituelle Nahrung, denn nicht vom Brot allein lebt der Mensch, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt. (Dt 8, 3; Mt 4, 3). So wurde bei den Ägyptern das auf den Altar gelegte B. von den Priestern gesegnet, und der Tote erwartete von den Göttern das B. des Lebens: „Ich sehe die Götter mir entgegenschreiten, sieben Brote tragend, die mir bestimmt sind, die mir das Leben verleihen (Totenbuch, Kap. 1089).

Nach einem altmesopotamischen Mythos besitzt der Himmelsgott > An(u) das B. und das Wasser des Lebens. Im Judentum sind die ungesäuerten B. (massa, massot) Symbol des Passahfestes (Ex 23,  15) und die zwölf Schaubrote (Lev 24, 5; Ex., 25, 30; Sam 21, 7) Sinnbild für das B. des Lebens. Im NT wird Christus zum Brot des Lebens (Joh 6, 48), zur Nahrung des ewigen Lebens und zum Fleisch für das Leben der Welt (Joh 6, 51).

Als Grundnahrungsmittel und somit als heilige Speise wird B. vor dem Anschneiden noch heute in manchen Gegenden mit einem Kreuz bezeichnet.

Bei den Germanen ist das älteste Wort „Laib“, während sich das Wort B. zuerst in der Zusammensetzung „Bîebrot“ findet (Paul, 146). Im Ringsmal der Edda nimmt die alte Edda einen Laib aus der Asche. Später kam das erhabene Brot auf (panis fermentatus), mit Hilfe eines Gärungsmittels gebacken. Die meiste Kraft hat nach deutschem Volksglauben das Schwarzbrot, denn die Seele des Hauses sitzt im grauen oder schwarzen Haus- oder Heimb. (Meyer, 209). Durch das Kreuzzeichen und die kirchliche Weihe wird das Brot zum Kraftträger für Leib und Seele (Franz 1, 262 – 278).

Lit.: Maurizio, Adam: Die Getreide-Nahrung im Wandel der Zeiten. Zürich: Orell Füssli, 1916; Meyer, Elard Hugo: Deutsche Volkskunde. Berlin; Leipzig: Vereinigung wissenschaftl. Verleger, 1921; Ägyptisches Totenbuch / übers. u. kommentiert von Gregoire Kolpaktchy. Bern: Barth, 1998; Franz, Adolf: Die kirchlichen Benediktionen im Mittelalter. Bd. 1 u. 2. Bonn: Verl. Nova und Vetera, 2006; Deutsches Wörterbuch [Elektronische Ressource]: Bedeutungsgeschichte und Aufbau unseres Wortschatzes. Tübingen: Niemeyer, 2006; Die Edda: Götterdichtung, Spruchweisheit und Heldengesänge der Germanen / Übertr. v. Felix Genzmer; eingel. v. Kurt Schier. Kreuzlingen; München: Hugendubel, 2006.

Broteas (griech.), 1. Sohn des > Tantalos und der > Dione, Bruder von Niobe und Pelops. Er meißelte das älteste Bild der namenlosen griechischen „Göttermutter“ in einen Felsen. Als er sich weigerte, dasselbe für > Artemis zu tun, ließ sie ihn in Wahnsinn verfallen. B. verbrannte sich selbst, da er sich für unsterblich hielt.

2. Name eines der Kinder des Amphion und der Niobe.

3. Berühmter Cästuskämpfer und Bruder des unbesiegbaren und geschickten Boxers Amnon.

Lit.: Holzapfel, Otto: Lexikon der abendländischen Mythologie. Sonderausg. Freiburg; Basel; Wien: Herder, 2002; Ranke-Graves, Robert von: Griechische Mythologie: Quellen und Deutung. Neuausg. in einem Bd. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2005.

Brotvermehrung (engl. multiplication of the loaves; it. moltiplicazione di pane), außergewöhnliche Vermehrung des Brotes. Nach dem Bericht aller vier Evangelien speiste Jesus mit fünf Broten und zwei Fischen 500 Mann (Mt 14, 13-21; Mk 6, 32-44; Lk 9, 10-17; Joh 6, 1-15), wobei 12 Körbe mit Resten übrig blieben. Zudem berichten Mk 8,  1-10 und Mt 15, 32-29 von einer zweiten B. von 7 Broten und einigen Fischen für 4.000 Menschen, bei der sieben Körbe mit Resten übrig blieben.

In der exegetischen Deutung der Stellen bringt man die B. in Zusammenhang mit den Speisungsgeschichten des AT von Mose (Ex 16 und Num 11: Bericht von Manna und den Wachteln) und von Elischa (1 Kön 17, 8-16; 2 Kön 4, 42-44). Durch diesen Vergleich mit den alttestamentlichen Stellen sollte die Überlegenheit Jesu aufgezeigt werden. Eine Befragung nach sachhistorischen Informationsgehalten dieser Erzähltradition von so hohem Symbolwert sei hingegen unangebracht. „Die Erzählungen greifen alle auf die Bedürfnisse, Sehnsüchte und Hoffnungen von Menschen nach Heilsfülle und Befreiung von Notlagen zurück, deren Stillung man bei Jesus findet“ (LThK 2, 707). Dies mag zutreffen, das Ereignis der B. bleibt dabei unangesprochen. Die große Menge haben sicherlich nicht die Botschaften so beeindruckt, dass alle vier Evangelisten davon berichten, vielmehr war das Ereignis der B. derart außergewöhnlich, dass es nicht unerwähnt bleiben konnte und als historische Begebenheit zu werten ist.

Paranormologisch gesehen ist die B. daher in zweifacher Hinsicht von Bedeutung: zum einen als ein Wunder quoad modum, d. h. ein Modalwunder und nicht ein Seinswunder, da Brote nicht geschaffen, sonder nur in ihrer Art, nämlich in der Zahl, vermehrt wurden. Es handelt sich also um eine Multiplikation von Vorhandenem. Die Vermehrung erfolgte allerdings nicht von Menschenhand oder technisch, sondern spontan ohne jedwedes Zutun der Menschen, weshalb die Menge aus dem Staunen nicht herauskam.

Darin liegt die zweite und eigentliche theologische Bedeutung der B., nämlich die Konfrontation der Menschen mit der Vollmacht Jesu, die äußeren Ereignisse zu bestimmen. Die B. selbst kann man als Materialisationsmultiplikation bezeichnen, die das menschliche Gestaltungsvermögen jedoch völlig übersteigt. Dabei erfolgte sie nicht als rein spontanes, zielloses Ereignis, sondern als eine auf die Zahl der Anwesenden dosierte Begebenheit.

Als Zeichen der Sättigung und als Symbol der Fülle bleiben 12 bzw. 7 Körbe übrig, ist doch die Zahl 12 eine heilige Zahl, in der die 7 und alle anderen heiligen > Zahlen enthalten sind (Endres, 209 – 221).

Die Deutung der B. als rein innerbiblische Symbolik unter Verzicht auf das historische Ereignis geht an der Realität vorbei. Ohne außergewöhnliche Ereignisse ist das Interesse für Jesus in einem solchen Ausmaß nicht zu verstehen.

Schließlich wird von B. auch im Leben von Heiligen berichtet (Lambertini, IV, I. Kap. 23; Thurston, 457 – 468), wie etwa bei Don Bosco (Lemoyne 6, 777; 18, 579).

Lit.: Benedictus, Papa, XIV: De servorum Dei beatificatione et beatorum canonizatione: liber 1-4; indices. Editio novissima. Venetiis: Zatta, 1788; Lemoyne, Giovanni Battista: Memorie biografiche di Giovanni Bosco. 20 Bde. San Benigno Canavese bzw. Torino, 1898 –1948; Thurston, Herbert: Die körperlichen Begleiterscheinungen der Mystik / M. e. Vorw. v. Gebhard Frei. Luzern: Räber & Cie., 1956; Herders Theologischer Kommentar zum Neuen Testament, Bd. 1– 4. Freiburg: Herder, 2000.

Broughton, Richard S. (1946 –), amerikanischer Parapsychologe, der sich besonders mit der Rolle von anomalen Informationen bei intuitiven Entscheidungen und den zugrunde liegenden hirnphysiologischen Prozessen befasst. Zusammen mit John > Beloff entwickelte er als Erster eine Art Computerspiel zum Testen von > Psychokinese und untersuchte die Beziehung zwischen der Gehirnhemisphärenspezialisierung und > ASW.

B. studierte an der Seton Hall Universität in New Jersey und promovierte 1978 nach zwei Jahren Unterricht in Ägypten an der Universität von Edinburgh in Psychologie. Ab 1981 arbeitete er am Institut für Parapsychologie in Durham, North Carolina, und war ab 1995 dessen Direktor, bis er 2000 die Präsidentschaft der Intuition-Laboratories, Inc. in North Carolina übernahm.

B. war lange Zeit Vorstandsmitglied der
Parapsychological Association und 1987 bzw. 1996 deren Präsident.

Neben zahlreichen Beiträgen schrieb er das allgemein verständliche Buch Parapsychology: The Controversial Science, das in mehrere Sprachen übersetzt wurde.

W.: Parapsychology: The Controversial Science. New York: Ballantine, 1991; Possible brain laterality effects on ESP performance. In: Journal of the Society for Psychical Research 48 (1976), 384 –399; Psi and the two halves of the brain. In: Journal of the Society for Psychical Research 47 (1975), 133 –147; Broughton, R. S. and Perlstrom, J. R.: PK in a competitive computer game: A replication. In: Journal of Parapsychology 56 (1992), 292 – 305.

Brown Lady. Geisterfotografie der „braunen Dame “. Diese Fotografie gehört zu den meist diskutierten Aufnahmen einer angeblichen Erscheinung, die seit zwei Jahrhunderten im englischen Raynham Hall in Norfolk spuken soll. Sie wird dem Geist von Lady Dorothy Townshend, Ehefrau von Charles Townshend und Schwester des ersten englischen Premierministers Robert Walpole, zugeschrieben. Raynham Hall war über 300 Jahre die Heimstätte der Familie Townshend.

Es wird vermutet, dass Dorothy von ihrem Mann wegen angeblicher Untreue in einem abgelegenen Winkel des Hauses bis zu ihrem Tod eingeschlossen wurde. Nach der offiziellen Version starb sie im Alter von 40 Jahren an Pocken und wurde laut Unterlagen 1726 beerdigt. Nach ihrem Tod soll sie auf einer Eichentreppe und an anderen Stellen in Raynham Hall zu spuken begonnen haben. Anfang des 19. Jhs. hatte König Georg IV. den Geist einer Frau in Braun hinter seinem Bett bemerkt. 1835 wurde sie von Colonel Loftus gesehen. Sie sah aus, als ob ihre Augen ausgerissen wären. Einige Jahre später nahm sie Kapitän Frederick Marryat wahr, wie sie die Treppe in der Halle hinunterglitt. Marryat gab Schüsse auf sie ab, aber die Kugeln gingen durch sie hindurch.

1936 gelang es den Fotografen Kapitän Provand und Indre Shira erstmals, ein Foto von ihr zu machen. Das Bild zeigt die durchsichtige Gestalt einer verschleierten Frau, welche die breiten Eichenholztreppen des Hauses herabsteigt. Beigezogene Experten konnten keinen Betrug feststellen. > Spuk, > Geisterfotografie.

Lit.: Puhle, Annekatrin: Das Lexikon der Geister: über 1000 Stichwörter aus Mythologie, Volksweisheit, Religion und Wissenschaft. München: Atmosphären Verlag, 2004.

Brown, Rosemary (* 27.07.1916 Stockwell bei London, England; † 16.11.2001), englisches > Musikmedium.

B. stammte aus einfachen Verhältnissen und war bis zum Tod ihres Mannes Hausfrau. Nach dem Tod von Ehemann und Mutter kam bei ihr 1961 eine Medialität zum Ausbruch, die sie schon als Kind verspürt hatte. Der Verlust der beiden geliebten Menschen stürzte sie in eine tiefe seelische Krise. In dieser Situation erschien ihr, nachdem sie sich in Gedanken versunken an das Klavier gesetzte hatte, der Komponist Franz Liszt († 1886). Eine merkwürdige Macht trieb sie und plötzlich begann sie zu spielen. Die Hände bewegten sich wie von selbst über die Tasten. Die Musik erklang, ohne dass sie etwas dazu getan hätte, und es war eine Musik, die sie noch nie zuvor gehört hatte (Brown). Im Laufe der Zeit kamen noch weitere verstorbene Komponisten dazu, die ihr angeblich neue Werke übermittelten. Vor allem in den 1970er Jahren erregte sie großes Aufsehen mit der Aussage, dass ihr Liszt, Brahms, Bach, Rachmaninow, Schubert, Grieg, Debussy, Chopin, Schumann und Beethoven Kompositionen diktiert hätten. Innerhalb von sechs Jahren waren es über 400. Auch Formeln von Albert Einstein sowie Texte von Bernard Shaw wurden ihr durchgegeben. Aber auch andere verstorbene Berühmtheiten traten mit ihr in Verbindung, diktierten neue Formeln und Texte, ließen Bilder malen usw.

Ihre musikalische Ausbildung war nur gering, sodass die musikalischen Darbietungen, z. T. auch vor Fernsehkameras, von den einen als zu technisch und banal, von den anderen als authentisch bezeichnet wurden. Man zweifelte an ihrer Normalität., die ihr jedoch von Prof. W. H. C. > Tenhaeff bescheinigt wurde; auch schloss er eine mediale Herkunft ihrer Wahrnehmungen nicht aus. Musikwissenschaftler stellten zudem verblüfft fest, dass B. im Wachzustand nicht einmal einfache Stücke spielen konnte, die ihr in > Trance eingegebenen Kompositionen jedoch die Handschrift des jeweiligen Künstlers trugen. Die Firma Philips machte Aufnahmen von B.s Musik, doch waren die neuen Stücke nach allgemeiner Auffassung nicht mehr so überragend, wie man hätte erwarten können. Englische Komponisten wie Richard Rodney Bennett und Humphrey Searle vertraten hingegen die Ansicht, die Musik könne jedenfalls nicht von B. selbst stammen. Demgegenüber schreibt die Parapsychologie, die eine spiritistische Deutung grundsätzlich ablehnt, die Leistung dem Selbst des Mediums zu. Von wo das Selbst die Musik haben soll, wird allerdings nicht gesagt. Das spontane Spielen wird als > Automatismus bezeichnet.

W. (Auswahl): Musik aus dem Jenseits. Wien: Paul Zsolnay, 1971; The Rosemary Brown Piano Album. 7 pieces inspired by Beethoven, Schubert, Chopin, Schumann, Brahms & Liszt. Borough Green: Paxton, 1974; Kompositionen aus dem Jenseits: d. Medium Rosemary Brown berichtet. München: Goldmann, 1982.

Brown, Thomas > Pittenweem, Hexen von.

Brown, William (* 5.12.1881 Morpeth, England; † 17.05.1952 Ascot, Engl.), bedeutender britischer Psychologie und Psychiater.

B. studierte an der Collyer’s School in Horsham und am King’s College Hospital in London (D. Sc. 1910; M.R.C.P. 1921; F.R.C.B. 1930). Er arbeitete als beratender Psychologie am Bethlem Royal Hospital, war Lektor für Psychologie an der Universität London (1914 –1921), Wilde Lecturer für Geistesphilosophie an der Universität Oxford (1921–1946) und von 1936 –1945 dort Direktor des Instituts für Experimentelle Psychologie. Von 1951–1952 war er Präsident der British Psychological Society.

B. interessierte sich für viele Bereiche der Parapsychologie, wurde aber vor allem durch die 1932 durchgeführten Untersuchungen des österreichischen Mediums Rudi > Schneider bekannt, von dem er sehr beeindruckt war (The Times, 7. und 14. Mai 1932) und den er für wissenschaftliche Untersuchungen empfahl. Als Mitglied der > Society for Psychical Research, London, diente er der Gesellschaft von 1923 –1940 als Berater. In einem Festvortrag vor der Gesellschaft gab er einen Überblick über die gesammelten Daten und Untersuchungen und erklärte, dass diese ausreichten, um das > Fortleben wissenschaftlich sehr wahrscheinlich zu machen.

W. (Auswahl): Suggestion and Mental Analysis. London: University of London Press, 1922; Mind and Personality. An Essay in Psychology and Philosophy. London U.P., 1926; Mind, Medicine and Metaphysics. The Philosophy of a Physician. London: Oxford University Press, H. Milford, 1936; Psychological Methods of Healing; An Introduction to Psychotherapy. London: University of London Press Ltd., 1938.

Browne, Sir Thomas (* 19.10.1605 London; † 19.10.1682 Norwich), bedeutender englischer Arzt und erfolgreicher Schriftsteller.

B. promovierte nach einer längeren Reise durch Frankreich, Italien und Holland an der Universität Leyden in Medizin. Nach England zurückgekehrt, wurde er 1637 in die Universität von Oxford inkorporiert und am 26. Juni 1665 als Ehrenmitglied in das Royal College of Physicians aufgenommen.

Seine schriftstellerische Tätigkeit wurde durch den unerwarteten Erfolg seines Buches Religio Medici geweckt, das zunächst unter Freunden als Manuskript zirkulierte und 1642 ohne seine Zustimmung veröffentlicht wurde, da das Werk eine Reihe religiöser Spekulationen enthielt. Der purgierte und autorisierte Text erschien dann 1643. Die Purgierung konnte die Kontroverse jedoch nicht beenden, brachte B. den Vorwurf des Atheismus ein und 1645 eine Entgegnung durch Alexander Ross mit seinem Buch Medicus Medicatus. Religio Medici wurde auf den päpstlichen Index gestellt und für die Katholiken noch im gleichen Jahr verboten. Dennoch fand es einen solchen Anklang, dass es nicht nur in mehrere Sprachen übersetzt wurde, sondern sich in einer lateinischen Version auch in den gebildeten Kreisen Europas verbreitete. In Religio Medici bestätigt B. seinen Glauben an die Existenz von > Hexen. 1664 führte seine Zeugenaussage beim Bury St. Edmunds Hexenprozess, an dem er 1662 teilgenommen hatte, zur Verurteilung zweier Frauen.

Einen noch größeren Erfolg hatte sein 1646 veröffentlichtes Buch Pseudoxia Epidemica, or Vulgar Errors, in dem er die sog. „Volksirrtümer“ bekämpft: > Wunderglaube, falsche Ansichten über Pflanzen, Metalle, Tiere, Menschen und Bilder, kosmologische und historische Fehldeutungen sowie Absurditäten hinsichtlich des Unerklärlichen in der Welt. Bei dieser Kritik setzte er nicht selten an die Stelle des einen Irrtums einen anderen, obwohl das Buch im Großen und Ganzen ziemlich sachlich ist, wenn man das Datum seiner Entstehung bedenkt. 1658 veröffentlichte B. Hydriotaphia, Urn Burial, worin er sich mit den Beerdigungsbräuchen der Welt befasst.

Weitere Werke erschienen postum: A Letter to a Friend (1656, veröffentlicht 1690), Christian Morals (1670, veröffentlicht 1716) und Musaeum Clausum (veröffentlicht 1684).

Lit.: A Bibliography of Sir Thomas Browne Kt. M.D., by Geoffrey Keynes, Kt. 2nd ed. revised and augmented. Oxford: Clarendon Press, 1968.

Brownianismus, Sthenie und Asthenie als globales Heilsystem. Der schottische Arzt John Brown (1735 –1788) veröffentlichte­ 1780 sein Werk Elementa Medicinae, in dem er ein bestechend einfaches Heilkonzept vorstellte, das sehr bald als B. alle Bereiche der Medizin durchdringen sollte. Seine Grundsätze entwarf Brown ohne Rücksichtnahme auf physiologische oder biochemische Einzelhei­ten. Nach ihm wohnt dem menschlichen Organismus eine Lebenskraft inne, nämlich die Erreg­barkeit, die den ganzen Körper umfasse. Alle Krankheiten seien Folgen eines Missverhältnisses von Reizstärke und Erregbarkeit des Organismus und lassen sich daher in zwei Gruppen einteilen: in die sog. „sthenischen“ Krankheiten, die durch zu starke Erre­gung entstehen (z. B. Phrenitis oder Hirnentzündung, Rheumatismus) und die „asthenischen“ Krankheiten, die durch zu schwache Erregung (z. B. Rachitis, Skor­but) entstehen. Die Therapie richtete sich nach dem traditionellen Grundsatz des gegenläufigen Eingrei­fens (contraria contrariis) der biologischen Gegensteuerung und Korrektur: Reizentzug bei Sthenikern, Reizzufuhr bei Asthenikern. Vor allem bei der Behandlung von Neurasthenie spielte der B. eine große Rolle.

Lit.: Brown, John: Joannis Brunonis Elementa Medicinae. Edinburgum: Elliot, 1780; Schwanitz, Hans Joachim: Die Entwicklung des Brownianismus und der Homöopathie von 1795 bis 1844: zwei wissenschaftstheoretische Fallstudien aus der praktischen Medizin. Wien: Univ., Diss., 1977; Michler, Markwart: Medizin zwischen Aufklärung und Romantik: Melchior Adam Weikard (1742–1803) u. sein Weg in den Brownianismus; e. medizinhistor. Biogr. / Dt. Akad. der Naturforscher Leopoldina, Halle (Saale). Leipzig: Barth, 1995.

Brownie (brounie oder urisk), kleiner Hausgeist in Schottland und Nordengland. Er ist das schottische Gegenstück zum deutschen > Heinzelmännchen, dem skandinavischen tomte und dem slawischen domovoi. Die B.s betätigen sich im Haushalt, wollen aber nicht gesehen werden und arbeiten daher nur in der Nacht, allgemein gegen eine kleine Belohnung oder Speise. Sie verlassen das Haus, wenn die Gabe als Bezahlung bezeichnet wird oder wenn der Eigentümer misstrauisch ist. Ihr Heim ist ein unbenütztes Zimmer des Hauses. In Cornwall hat der B. die Aufgabe, die Bienen zu bewachen.

Lit.: Bardsley, Charles Wareing: Brownie. London, 1878; Bruycker, H. de: Die Heinzelmännchen. Leipzig: Artur Seemann, 1894; Blenke, Peter: Götter, Helden, Heinzelmännchen: ein Streifzug durch die Geschichte der Sauberkeit und Hygiene von der Antike bis zur Gegenwart. Limburg a. d. Lahn: Jung, 2005.

Browning, Elizabeth Barrett (* 6.03.1806 Durham, England; † 29.06.1861 Florenz), englische Dichterin.

B. begann schon in jungen Jahren Gedichte zu schreiben. Als ihr geliebter Bruder ertrank, mied sie fortan jeglichen Kontakt zu Menschen, widmete sich nur noch der Literatur und publizierte vielbeachtete Werke. 1845 lernte sie Robert > Browning kennen, den sie später heiratete. Das Paar zog nach Florenz, wo ihr bekanntestes Werk, Sonnets from the Portuguese, entstand. 1855 besuchten sie London und nahmen in Ealing an einer Sitzung mit Daniel D. > Home teil, in der sie > Klopflaute, > Tischrücken, > Materialisationen von Händen und das Sich-Erheben eines Klematiskranzes vom Tisch erlebten, der auf den Arm der erstaunten Dichterin fiel. B. war von der Echtheit der Phänomene angetan, während ihr Mann alles als Betrug ansah und ihr verbot, in seiner Gegenwart von Home zu sprechen.

Lit.: Mr. Browning on D. D. Home. In: JSPR 11 (1903), 12; Clarke, Isabel Constance: Elizabeth Barrett Browning. London: Hutchinson & Col. Ltd., 1929; Avery, Simon: Elisabeth Barrett Bowning. London: Longman, 2003.

Browning, Robert (*7.05.1812 London; † 12.12.1889 Venedig), englischer Dichter und Dramatiker.

1945 lernte er Elizabeth Moulton-Barrett kennen, die er später heiratete. Das Paar zog nach Florenz. Bei einem Aufenthalt in London im Jahre 1855 besuchten sie eine Sitzung mit Daniel Dunglas > Home (1833 –1886), in der B. Zeuge von > Klopflauten, > Tischrücken, > Materialisationen von Händen und dem Sich-Erheben eines Klematiskranzes vom Tisch wurde, der dann auf den Arm seiner Frau fiel. Er bezeichnete alles als Betrug und schrieb in diesem Zusammenhang das satirische Gedicht Mr. Sludge, the Medium, das den Eindruck erweckt, als ob B. Home des Schwindels überführt hätte, was jedoch nicht stimmt. Dennoch hat dieses Gedicht Home sehr geschadet. Er antwortete darauf in seinem Buch Incidents in My Life (1863).

Seiner Frau Elizabeth, die von der Echtheit der Phänomene überzeugt war, verbot B., in seiner Gegenwart über Home zu sprechen. > Browning, Elizabeth Barrett.

Lit.: Home, D. D. (Daniel Dunglas): Incidents in My Life. London: Longman, Green, 1863.

Broxa, im jüdischen Volksglauben ein Vogel, der während der Nacht die Milch der Ziegen trinkt. Im Mittelalter wurde B. zu einer Hexe oder einem Dämon, der seine Gestalt verändern und hellsehen konnte. Er flog nachts und trank Menschenblut wie ein > Vampir.

Lit.: Randi, James: Lexikon der übersinnlichen Phänomene: die Wahrheit über die paranormale Welt. München: Wilhelm Heyne, 2001.

Bruce, H(enry) Addington (Bayley), geb. 27.06.1874 in Toronto / Kanada, gest. am 23.02.1959 in Hartford, Connecticut / USA, wirkte als Journalist, Autor und Dozent.

B. studierte an der Universität von Toronto und Harvard, hielt Vorlesungen über Psychologie, Pädagogik und Soziologie und machte sich als Journalist und Autor einen Namen. Er war u. a. Mitglied der > American Society for Psychical Research sowie der Boston Society for Psychical Research. B. interessierte sich für alle Bereiche der Parapsychologie, vor allem für Telepathie, Fortleben, Geister und Poltergeister. Zu diesen Themen schrieb er zahlreiche Artikel, vor allem im Magazin Tomorrow, und einige Bücher, in denen auch die Geschichte der Parapsychologie und persönliche Erfahrungen zum Ausdruck kamen.

W. (Auswahl): Historic Ghosts and Ghost Hunters. New York: Moffat, Yard & Company, 1908; Riddle of Personality. New York: Moffat, Yard & Company, 1915; Self-Development; a Handbook for the Ambitious. New York; London: Funk & Wagnalls Company, 1921.

Bruchsal-Spuk, Poltergeistphänomene im Haus des Bürgermeisters in Neudorf. Am 9. Oktober 1952 begannen im Haus des 61-jährigen Bürgermeisters Alois Notheis in Neudorf bei Bruchsal, Baden, Deutschland, Spukphänomene, über die Notheis, der sich besten Rufes erfreute, sorgfältige Aufzeichnungen machte. Die Phänomene traten jeweils von 18.00 Uhr bis vier oder fünf Uhr morgens mit längeren und kürzeren Zwischenpausen auf. Dabei trugen sich nach dem Bericht von Bruno > Grabinski in der Zeit zwischen 9. und 30. Oktober folgende Ereignisse zu: Gegenstände wurden verstellt, fielen zu Boden, wurden umgeworfen oder flogen durch das Zimmer, Glühbirnen wurden locker geschraubt. Der Spuk schien an einen 13-jährigen Burschen gebunden zu sein, der im Haus wohnte, wenngleich keine Veränderungen seines Verhaltens festgestellt werden konnten.

Lit.: Grabisnki, Bruno: Der Spuk bei Bruchsal. In: Neue Wissenschaft 3 (1952 / 53) 4, 120 –125.

Bruchverknüpfen > Nestelknüpfen, Knotenzauber.

Bruck, Carl (*28.02.1879 Glatz, heute Kłodzko; † 12.07.1944 Hamburg), deutscher Arzt und Dermatologe.

B. entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie, wuchs in Dresden auf und studierte in München Medizin, wo er 1902 promovierte. Er wechselte daraufhin an das Institut für Infektionskrankheiten nach Berlin, dessen Leiter Robert Koch war. Nach der Habilitation wurde er Professor, folgte einem Ruf an die dermatologische Klinik des Krankenhauses in Altona und beteiligte sich an der Erforschung von Syphilis und Tuberkulose. 1935 verlor er aufgrund der nationalsozialistischen Rassengesetze seine Stelle; 1944 nahm er sich das Leben.

Neben den medizinischen Forschungen befasste sich B. auch mit Fragen außergewöhnlicher Erfahrungen, insbesondere mit der telepathischen Übertragung von Zeichnungen.

W. (Auswahl): Experimentelle Telepathie: neue Versuche zur telepathischen Übertragung von Zeichnungen. Geleitw. von Eleanor Mildred Sidgwick; Arthur Kronfeld. Stuttgart: Püttmann, 1925.

Brücke (lat. pons; engl. bridge; it. ponte), Verbindung zweier getrennter Bereiche und Symbol der Verbindung und Vermittlung. Weit verbreitet ist die Vorstellung von einer B., die ins > Jenseits führt. Als solche gilt z. B. auch die Milchstraße, auf der die Seelen die irdische Welt verlassen. Nach alter finnischer Überlieferung führt über den Todesfluss eine B., die nur aus einem dünnen Fanden besteht. Im Islam ist diese B. so scharf wie ein Schwert und in der christlichen Literatur des Mittelalters wird von der pons periculosus, der gefährlichen B., gesprochen, die den Höllenfluss überquert und zum Himmel führt. Nordgermanische Brücken zum Jenseits waren > Bifröst und > Gjallarbru.

Die B. hat zudem grundsätzlich etwas Bedrohliches an sich. So waren bei den Römern lokale Dämonen zu besänftigen, Opferaltäre sollten Schutz gewähren und die verbreiteten Brückenopfer bildeten einen wichtigen Bestandteil der > Bauopfer. Die Vestalinnen hatten z. B. jährlich 24 bis 30 Binsenpuppen von der alten Holz-B. in den Tiber zu werfen. Beim Bau einer B. wurde dem genius loci, dem > Schutzgeist des Ortes, ein Opfer dargebracht, das dem Pontifex oblag – eine Bezeichnung, die später im übertragenen Sinn vom Papst als „Brückenbauer“ zwischen Diesseits und Jenseits übernommen wurde.

Die psychologische Deutung der B. ist vielfältig. In der Psychoanalyse ist sie ein Sexualsymbol für Einladung und Angst. In der analytischen Psychologie wird sie als Verbindung von Bewusstsein und Unbewusstem beim Selbstwerdungs- und Individuationsprozess bezeichnet.

Lit.: Jeremias, Joachim: Zur Überlieferungsgeschichte des Agraphon: „Die Welt ist eine Brücke“. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1953; Kybernetik: Bruecke zwischen den Wissenschaften; 29 Beitraege namhafter Wissenschaftler u. Ingenieure / Helmar Frank [Hrsg.]. 4., grundl. überarb. u. erhebl. erw. Aufl. Frankfurt a. M.: Umschau-Verl, 1964; Dinzelbacher, Peter: Die Jenseitsbrücke im christlichen Mittelalter. Diss., Wien, 1973.

Brückenvision der Ida von Nivelles (* um 1199 Nijvel, Belgien; † 12.12.1231 Rameige), Zisterziensernonne, Mystikerin, sel. (Fest: 12. Dezember). Ida weigerte sich, zu heiraten, und floh nach dem Tod des Vaters aus dem elterlichen Haus zu den > Beginen. 1215 trat sie in das Zisterzienserinnenkloster Kerkom bei Tirlemont ein, das 1216 nach Rameige, Belgien, verlegt wurde, wo sie Freundschaft mit zwei anderen Mystikerinnen schloss, > Ida von Leeuw und > Beatrijs von Nazareth.

In ihrer Vita, die bald nach ihrem Tod von einem Mönch niedergeschrieben wurde, ist von mehreren Erscheinungen und Visionen die Rede, die ihr zuteil wurden. Darunter wird in Kapitel IX von einer B. berichtet. Ida flehte in der Sorge um eine ihr bekannte Frau Gott um Hilfe an. In dieser Angst brach sie Blut, was bei ihrer sensiblen Art öfters geschah, sank in Ekstase, ihre Seele entfernte sich vom Körper und sie sah einen breiten Fluss, aus dem die Schreie der > Armen Seelen zu hören waren; „und über dem Fluss sah sie eine Brücke, deren vorderer Teil einem schmalen, scharf geschliffenen Schwert glich. Und siehe, an demselben Ort vor der Brücke erschien ihr jene Frau, für welche sie Gott, dem Herrn, viele Bitten und Tränen demütigst dargebracht hatte. Sie erhob ihre Augen und sah jenseits des Flusses einen erquickenden Ort, anmutig eben und von wunderbarer Lieblichkeit, gleichsam das Paradies des Herrn, und am selben Ort sah sie den Erlöser stehen … Der Erlöser rief sie mit angenehmer Stimme herbei und sprach: „Überschreite meine Freundin, den Fluss, und komm zu mir“ (nach Dinzelbacher, S. 179).

Lit.: Henriquez, Chrysostomus: Quinque Prudentes Virgines sive B. Beatricis de Nazareth, B. Aleydis de Scharenebecka, B. Idae de Nivellis … Ord. Cisterc. praeclara gesta … eruta / Hortensis Ord. Cisterc. Historiographus Generalis. Antverpiae, 1630; Dinzelbacher, Peter: Ida von Nijvels Brueckenvision. Sonderdruck aus: Ons geestelijk erf 52 (1978) 2, 179 – 194; ders.: Mittelalterliche Frauenmystik. Paderborn [u. a.]: Schöningh, 1993, S. 123 – 135.

Brückner, Johannes, lat. Pontanus († 1572). B., genannt Pontanus, war Professor der Medizin in Königsberg und suchte zugleich nach dem > Stein der Weisen. Darüber verfasste er eine Epistola.

W.: Pontanus, Ioannes: Epistola de lapide philosophorum. Frankfurt, 1614, auch im Theatrum chemicum, T. III. N. 83, abgedruckt.

Bruder Andreas > Bessette, Andrè.

Bruder Rausch. Klostermärchen, das in satirischer Form erzählt, wie der Teufel als „Bruder Rausch“ Koch in einem Kloster wird, die Mönche verspottet und ihre Unzucht fördert, bis er den Bann auf sich zieht. Die Schrift erschien 1488 in niederdeutscher und 1508 in hochdeutscher Sprache. Auch in Skandinavien und England war die Sage bekannt. Wilhelm Hertz schuf 1882 aus dem Stoff eine Verserzählung. Der Harvarder Literaturwissenschaftler George Lyman Kittredge vermutete im 19. Jh. eine Verbindung zur Gestalt des > Hödeken. 

Lit.: Hertz, Wilhelm: Bruder Rausch: ein Klostermärchen. Stuttgart: Gebr. Kröner, 1882; Bruder Rausch: Faksimile des Straßburger Druckes von 1515; den Teilnehmern an der vierzehnten Generalversammlung der Gesellschaft der Bibliophilen (Wien, 29. September 1912). Wien: Fromme, 1912.

Brüder, zwei > Zwei-Brüder-Motiv.

Brüder der Reinheit (arab. Iwan as-Safa; engl. Brothers of Purity), auch Lautere Brüder, arabische Geheimgesellschaft. Sie wurde um 950 in Bosra, Syrien, gegründet. Die Gesellschaft entwickelte ein einflussreiches universales System, in dem griechische, persische, hebräische, chinesische und indische Traditionen unter einer pseudo-pythagoreischen Zahlenmystik zusammenflossen. Die B. vertraten die Ansicht, dass alle Welten und natürlichen Phänomene auf der Zahl Neun strukturiert seien. Ihr enzyklopädisches Werk mit 52 Episteln, Rasa‘il ichwan as-safa‘ wa chillan al-wafa, behandelt ein breites Spektrum verschiedenster Themen, von der Musik bis hin zur Magie, die sich keiner religiösen oder philosophischen Richtung zuordnen lassen. Die Enzyklopädie gehört zu den wichtigsten Werken in der Geschichte der Chemie, die aus der frühen arabischen Periode, welche sich um 1000 auf Spanien ausdehnte, auf uns gekommen sind (Lippmann). > Raimundus Lullus dürfte das Werk im 13. Jh. für seine „Ars Generalis“ verwendet haben, die auf der Nummer Neun fußt.

Lit.: Steinschneider, Moritz: Jewish Literature: From the Eighth to the Eighteenth Century; with an introd. on Talmud and Midrash. New York: Hermon Press, 1970; Lippmann, Edmund O. von: Entstehung und Ausbreitung der Alchemie: mit e. Anh. „Zur älteren Geschichte der Metalle“. Hildesheim; New York: Olms, 1978; As-Safa (Safa), I(k)hwan: Mensch und Tier vor dem König der Dschinnen. Aus den Schriften der Lauteren Brüder von Basra. hrsg. u. übers. v. Alma Giese. Hamburg: Felix Meiner, 1990; Raimundus Lullus: Ars brevis: lat.-dt. Übers., mit einer Einf. hrsg. von Alexander Fidora. Hamburg: Meiner, 1999; Biesterfeldt, Hans Hinrich: Arabisch-islamische Enzyklopädien: Formen und Funktionen. In: Christel Meier (Hrsg.): Die Enzyklopädie im Wandel vom Hochmittelalter bis zur frühen Neuzeit. München: Fink, 2002, S. 43 – 84.

Brüder des Lichts (lat. Fratres lucis; engl. Brotherhood of Light), ein mystischer Orden, der 1498 in Florenz gegründet worden sein soll und dessen Mitglieder von einem „Erhabenen und Obersten Magus“ angeführt wurden. Die Brüder trugen hebräi­sche Namen und hatten Ordensniederlassungen in Rom, Paris und Wien. In Florenz soll später > Cagliostro als Mitglied die geheimen Lehren der Magie und Alchemie kennengelernt haben. Als weitere Mitglieder werden der englische Alchemist und Rosenkreuzer Thomas > Vaughan, ferner der Graf von > Saint-Germain, F. A. > Mesmer, E. > Swedenborg, Eliphas > Lévi, Martinez de > Pasqually und viele andere genannt. Sie schufen ihre eigenen Geheimgesellschaften und Systeme nach den Grundlehren der „Brüder des Lichts“. Jedenfalls war der Ordenssitz von Florenz Ausgangspunkt der Rosenkreuzerei des 18. Jhs. (Frick, S. 350).

In Britannien bestand der Orden der B. Ende des 19. Jhs. aus 81 Mitgliedern, die in 9 Graden arbeiteten. Ihre Forschungsgebiete waren > Magie, > Mesmerismus, die Wissenschaft von > Tod und > Leben, das Unsterblichkeitsproblem, die Geheimwissenschaften Magie, > Kabbala, > Alchemie, > Astrologie und > Nekromantie.

Lit.: Frick, Karl R. H.: Licht und Finsternis II. Graz: ADEVA, 1978; Howe, Ellic: The Magicians of the Golden Dawn: A Documentary History of a Magical Order, 1887–1923; with a foreword by Gerald Yorke. New York: S. Weiser, 1978.

Brüder des Schattens, im > Okkultismus Bezeichnung von Menschen, die dem „linken Pfad“, dem Pfad des Schattens, folgen. Sie gehören ihrem inneren Wesen nach der Materie an, folgen daher in ihren Neigungen dem, wozu sie sich am meisten hingezogen fühlen, nämlich der > Materie, und sind in ihren Handlungen im eigentlichen Sinne Schwarzmagier.

In der > Theosophie werden zwei Klassen der B. unterschieden, die lebendigen und die toten. Beide seien heimtückisch und schlau und suchten stets ihre eigenen Leiden an der Menschheit zu rächen (Hartmann, 53).

Lit. Hartmann, Franz: Elementargeister; ihre Natur und verschiedenen Charaktere, Gruppen, Arten und Klassen / 2., durch e. Anh. verm. Aufl. Calw-Wimberg / Württ.: Schatzkammer-Verlag Hans Fändrich, o. J.

Brüder Sankt Johannis des Evangelisten aus Asien in Europa, kurz Asiatische Brüder genannt. Sie stellten ursprünglich nur eine Abspaltung der > Gold- und Rosenkreuzer dar, die – primär durch persönliche Fehden innerhalb des Ordens veranlasst – zur Neugründung führte, dann aber ein eigenes System entwickelte. Dieses Hochgradsystem wurde 1782 von Hans Heinrich Freiherr von Ecker und Eckhoffen ausgearbeitet und durch Vermittlung des Grafen Sinzendorf besonders in den österreichischen Erblanden verbreitet. Ecker warb in Wien schon 1781 als Zugeordneter Meister der Loge „Zu den sieben Himmeln“ für einen von ihm erfundenen Orden der „Ritter und Brüder des Lichts“ mit der Bestimmung, Licht und Weisheit zu verbreiten. Wegen einer Fehde mit den Rosenkreuzern und Geldgeschichten musste er Wien verlassen und warb dann für seine Lehrart in Berlin. Der Orden wurde aber vom König aufgehoben. Ecker gewann jedoch auf dem Wilhelmsbader Konvent den Landgrafen Karl von Hessen und arbeitete auf dessen Wunsch das System um. So entstanden die Ritter und Brüder St. Johannis des Evangelisten aus Asien in Europa, die Asiatischen Brüder, eine Vereinigung edler und frommer Männer ohne Rücksicht auf Religion, Geburt und Stand. 1782 war Ecker wieder in Wien tätig. Graf Sinzendorf war Großmeister, Fürst Karl von Liechtenstein Ordensprotektor. Im Grunde war der Orden eine Absplitterung der Rosenkreuzer, in der das kirchliche, ja das christliche Element völlig ausgeschaltet war. Den Inhalt der Lehre bildete die mit der Zahlensymbolik Saint-Martins verbundene kabbalistische Lehre der Rosenkreuzer. Der Kampf von Ignaz Edler von Born und Johannes Bapt. Karl Fürst von Dietrichstein gegen den Orden trug wesentlich zum Erlass des Freimaureredikts Josephs II.bei.

Lit.: Marx, Arnold: Die Gold- und Rosenkreuzer: ein Mysterienbund des ausgehenden 18. Jahrhunderts in Deutschland. Zeulenroda; Leipzig: Sporn, 1929; Frick, Karl R. H.: Die Erleuchteten: gnostisch-theosophische und alchemistisch-rosenkreuzerische Geheimgesellschaften bis zum Ende des 18. Jahrhunderts; ein Beitrag zur Geistesgeschichte der Neuzeit. 2., unveränd. Aufl. Graz: Adeva, 1998.

Brüder und Schwestern des Freien Geistes, spätmittelalterliche religiöse Bewegung. Bereits 1170 erwähnt > Albertus Magnus Gemeinschaften im schwäbischen Ries in Deutschland, die eine Glaubensrichtung vertraten, welche auch unter den > Beginen und > Begarden und später in verschiedenen Kreisen von Mittel- und Nordwesteuropa sowie in Italien verbreitet war. Man berief sich auf 2 Kor 3, 17: „Der Herr aber ist der Geist, und wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.“ Durch die mystische Vereinigung der Seele mit Gott verliere der Mensch die Individualität, erlange die Freiheit des Geistes (spiritus libertatis), sei folglich sündenlos und bedürfe keiner Heilsvermittlung durch die Kirche.

Diese Überzeugungen ähneln in manchem denen der Amalrikaner (> Amalrich von Bena) wie auch einer asketischen und antikirchlichen Sekte, die sich auf einen gewissen Ortlieb von Straßburg (um 1200) berief, der von Innozenz III. verurteilt wurde. Die Ortlieber lehrten u. a., dass der Mensch sich frei von allen Dingen halten solle, um dem Geist im eigenen Innern zu folgen, weshalb sie sich > Illuminaten nannten (Fößel).

Was die Freien Geister predigten, glich andererseits zentralen Punkten der damaligen deutschen Mystik. > Seuse musste deshalb sich selbst und > Eckhart gegen den Vorwurf, zu dieser Sekte zu gehören, verteidigen. Das umfangreichste erhaltene Werk ist der Miroir des simples âmes der 1310 verbrannten Marguerite > Porète, auf Deutsch der pseudo-eckhartische Traktat Schwester Katrei (1320). In diesen Gedankengängen klingt bereits die Konzeption des > Quietismus an. 1317 erklärte Clemens V. die Bewegung mit Ad nostrum für häretisch. Im gleichen Jahr wurden die B. erstmals in Straßburg, zuletzt noch 1458 in Mainz durch die Inquisition verfolgt.

Lit.: Schweitzer, Franz-Josef: Der Freiheitsbegriff der deutschen Mystik: seine Beziehung zur Ketzerei d. „Brüder u. Schwestern vom Freien Geist“, mit besonderer Rücksicht auf d. pseudoeckart. Traktat „Schwester Katrei“ (Ed.). Frankfurt a. M.; Bern: Lang, 1981; Fößel, Amalie: Die Ortlieber: eine spiritualistische Ketzergruppe im 13. Jahrhundert. Hannover: Hahn, 1993; Porete, Marguerite: Le miroir des simples âmes anéanties et qui seulement demeurent en vouloir et désir d’amour: [XIIIe siècle] / [Nachdr.]. Grenoble: Millon, 2001.

Brudergötter, Schöpfergottheiten der Mojave-Indianer in Arizona / USA. Sie entstanden zusammen mit allen anderen Geschöpfen, als Erde und Himmel sich berührten. Einer von ihnen, Matavilya, führte das Volk zum Mittelpunkt der Erde, baute das erste Haus und wurde nach unwissentlichem sexuellen Kontakt mit seiner Tochter krank. Als er starb und an ihm die erste rituelle Feuerbestattung durchgeführt wurde, stahl ihm der Coyote das Herz. Sein Bruder Mastamho schuf den Coloradofluss und führte das Volk auf einen geheiligten Berg namens Awikwame, wo er es die Kultur der Mojave lehrte und seinen Schamanen die Kraft der Träume verlieh.

Lit.: Jones, David M.: Die Mythologie der Neuen Welt: die Enzyklopädie über Götter, Geister und mythische Stätten in Nord-, Meso- und Südamerika. Reichelsheim: Edition XXV, 2002.

Brüdermärchen, weltweit verbreiteter Märchentyp mit dem Motiv der Zwillingsgeburt (> Dioskuren, Zwillinge) am Anfang und der Drachentöter-Erzählung (> Drachenkampf) als Kern. Eine Überlieferung ist seit altägyptischer Zeit bekannt. Die Brüder können aber auch die Rolle von Arm und Reich, von Gut und Böse, von Schlau und Einfältig usw. annehmen. Im Hintergrund steht das brüderliche Band, das trotz aller Gegensätze bestehen bleibt.

Lit.: Gehrts, Heino: Das Märchen und das Opfer: Untersuchungen zum europäischen Brüdermärchen. Bonn: Bouvier, 1994.

Brudername, geheimer Deckname von Mitgliedern okkulter Verbände, Gemeinschaften und Vereine, um das Bekanntwerden der Mitglieder untereinander zu erschweren oder auch zu fördern, andererseits um dem Mitglied das Gefühl des Besonderen zu vermitteln. Solche Namen sind u. a. bei den > Illuminaten, beim > O.T.O., beim > AMORC und anderen gebräuchlich.

Lit.: Miers, Horst E.: Lexikon des Geheimwissens. München: Goldmann, 1976.

Bruderschaft der Kelle (engl. Brotherhood of the Trowel), freimaurerischer Verein, der 1512 in Florenz, Italien, gegründet wurde und sich aus prominenten Architekten, Bildhauern und Malern zusammensetzte. Das Emblem bildeten Kelle, Hammer und Quadrat. Ihr Patron war der hl. > Andreas, dessen Fest jährlich mit Zeremonien nach den alten Mysterien begangen wurde. Der Verein existierte bis 1737.

Lit.: Spence, Lewis: An Encyclopaedia of Occultism. New York: Cosimo, 2006.

Bruderschaft von Eulis, eine Gruppe von Magiern, die sich der wissenschaftlichen Erforschung des Okkulten widmete und mit Sexualität und Drogen experimentierte. Sie glaubte an die große und intelligente Allgegenwart, an die elektrischen, ätherischen und fluidischen Welten, die jenseits der Grenzen der materiellen Welt liegen, an die großen Scharen von Wesen und mächtigen Intelligenzen, deren Ursprung weder menschlich noch materiell ist. Sie glaubte an die Gottheit, ihre Allwissenheit und Allgegenwart und dass der Mensch nach ihrem Bild geschaffen wurde.

Die von dem amerikanischen Schriftsteller und Arzt Pascal Beverly > Randolph (1825 – 1875) ursprünglich zum Gebrauch für die Studenten der B. verfassten sexualmagischen Schriften gehören neben den Schriften von Eliphas > Lévi und Madame > Blavatsky zu den einflussreichsten literarischen Dokumenten, die die okkulte Renaissance des 19. Jhs. hervorgebracht hat.

Lit.: Randolph, Pascal Beverly: Magia Sexualis: die sexualmagischen Lehren der Bruderschaft von Eulis. Wien: Edition Ananael, 1992.

Bruderschaften (lat. fraternitates, sodalitates), Vereinigungen zu gegenseitiger Unterstützung, wechselseitiger Hilfe und gemeinsamer Handlung. Solche B. gibt es in je unterschiedlichem Gewand auf der ganzen Welt.

Schon bei den Römern enthielt der öffentliche Kult eine Anzahl geschlossener Gruppen oder „Sodalitates“ (sodalis, Gefährte), jede spezialisiert auf eine besondere religiöse Tätigkeit. Die zwanzig > Fetiales (Herolde) segneten die Kriegserklärungen und Friedensverträge. Die > Salii, „Tänzer“ des > Mars und des > Quirinus, mit je zwölf Mitgliedern pro Gruppe wurden beim Übergang vom Frieden zum Krieg und vom Krieg zum Frieden im März und Oktober tätig. Die fratres arvales (> Arvalbrüder) beschützten die bebauten Felder und die > Luperci zelebrierten am 15. Februar die > Lupercalia.

B. können, wie in Indien, aus Männern der gleichen Altersgruppe bestehen, aber auch religiöse Vereine zur Förderung der Frömmigkeit sein, die, etwa in Senegal, unter muslimischen Gläubigen verbreitet sind und religiös-ökonomische Netzwerke bilden. Auch im Christentum gibt es zahlreiche B. Ebenso sind freimaurerische, rosenkreuzerische, verschiedene esoterische Verbände und > Okkultgemeinschaften zu den B. zu zählen. Die zahlreichen neueren Gruppierungen, wie z. B. die Rotarier, sind ihrer Struktur nach ebenfalls B.

Lit.: Eliade, Mircea: Geschichte der religiösen Ideen. Bd. 1/ 2. Freiburg: Herder, 1987; Biedermann, Edwin A.: Logen, Clubs und Bruderschaften. Unter Mitarb. von E. Alexander Biedermann. Düsseldorf: Droste, 2007; Die Bruderschaft der Rosenkreuzer: die Originaltexte und Goethes Fragment „Die Geheimnisse“. Köln: Anaconda, 2007.

Bruers, Antonio (*1880; †30.11.1954 Rom), italienischer Autor und Parapsychologe. B. interessierte sich sehr früh für > Parapsychologie und wurde 1908 als 21-Jähriger von Angelo Marzorati zum Redakteur der Zeitschrift > Luce e Ombra ernannt. Er war Präsident der > Società Italiana di Metapsichica sowie Mitglied des > Istituto di Studi Psichici und veröffentliche Artikel und Bücher zu parapsychologischen Themen.

W.: Angelo Marzorati 1862–1931. In: Luce e Ombra, Rom, 1931, S. 1–18; Cristianesimo e “sano Spiritualismo”. In: Luce e Ombra (1947) 6.

Brugmans, Henri J. F. W.

(*1885; †1.05.1961 Groningen, Niederlande), niederländischer Psychologe und > Parapsychologe. B. war von 1928 – 954 Prof. für Psychologie an der Universität Groningen und ein Pionier der experimentellen parapsychologischen Forschung in den Niederlanden. 1919 legte er in Groningen ein Telepathie-Experiment an, bei dem die Versuchsperson nach telepathisch gegebenen Instruktionen eines Agenten bestimmte Felder auf einem Brett mit 48 Quadraten finden sollte. Bei 178 Versuchen erzielte die Vp 60 Treffer. Im Zuge einer Nachuntersuchung durch Sybo Schouten und Edward F. Kelly 1978 wurde allerdings die Möglichkeit einer normalen Sinneswahrnehmung nicht ausgeschlossen.

Im Rahmen imaginativer Experimente untersuchte B. die physiologischen Veränderungen, wie den Hautwiderstand (1921), und erreichte bei einem anderen Test, bei dem er der Vp eine Dosis von 30 Gramm Alkohol verabreichte, die höchste je erreichte Trefferzahl. B. berichtete darüber auf dem Ersten Internationalen Kongress für Parapsychologie 1922 in Kopenhagen.

W.: De ,Passieve Toestand‘ van een Telepaath door het Psychogalvanisch Phenomeen Gecontroleerd. Overdruk vit Mededeelingen Der Stu­dievereeniging voor Psychical Research 7, 1922; mit Heymans, G. und Weinberg, A.: Une communication sur des expériences télepathiques au laboratoire de psychologie à Groningue. Compte Rendu Officiel du Pre­mier Congrès International de Recherches Psychiques, 1921, S. 396.

Lit.: Schmeidler, G. R. / R. A. Mc­Connell: ESP and Personality Patterns. New Haven: Yale University Press, 1958; Schouten, S. A. / E. F. Kelly: “On the Experiments of Brugmans, Heymans and Weinberg”. In: European Journal of Para­psychology (1978) 2, 247.

Bruhesen, Peter van († 1571 Brügge), holländischer Arzt und Astrologe. 1550 veröffentlichte er den Grand and Perpetual Almanack, in dem er – astrologischen Vorgaben entsprechend – peinlich genau die Tage für Baden, Haareschneiden, Rasieren usw. anführte. Das Werk erregte den Widerstand eines Friedensrichters aus Brügge, Friseur von Beruf. Als Entgegnung erschien die Spottschrift Grand and Perpetual Almanack mit dem süffisanten Untertitel A scourge for empirics and charlatans, die von dem Arztrivalen François Rapart veröffentlicht wurde. Der Chirurg Peter Haschaerts, ein Befürworter der > Astrologie, verteidigte B. jedoch in seinem Astrological Buckler.

Lit.: Spence, Lewis: An Encyclopaedia of Occultism. New York: Cosimo, 2006.

Brujo (span., „Hexer“), in Peru und Mexiko ein > Hexer oder > Zauberer. Die Bezeichnung ist durch Carlos Castanedas Schilderungen des Schamanen Don Juan Matus weltweit bekannt geworden.

Lit.: Eagle Feather, Ken: A Toltec Path: A User’s Guide to the Teachings of Don Juan Matus, Carlos Castaneda, and other Toltec Seers. Charlottesville, VA: Hampton Roads Publ. Comp., 1995.

Brumalia (lat. bruma, Abk. von brevissima [dies], „kürzester Tag“). Nachdem Kaiser Aurelian im Jahre 274 n. Chr. den > Sonnengott unter dem Namen Sol invictus, „unbesiegter Sonnengott“, zum Reichsgott erklärt hatte, wurde der 25. Dezember im gesamten Römischen Reich als Geburtstag (dies natalis) des Sonnengottes gefeiert. An diesem Tag begannen im alten Rom die B., das Fest der „kürzesten Tage“, der > Wintersonnenwende. Unmittelbar davor, vom 17. bis (spätestens) 24. Dezember, also höchstens acht Tage lang, wurden zu Ehren des > Saturn die > Saturnalia gefeiert. Die Festlichkeiten fanden am Fuße des Palatin zwischen dem Circus Maximus und dem Tiber statt.

Lit.: Tomaschek, Wilhelm: Über Brumalia u. Rosalia, nebst Bemerkungen über den bessischen Volksstamm. Wien, 1869; Junquera Maldonado, Rafael: La eterna noche de Brumalia. México, D. F.: Plaza y Valdés, 2000.

Brummton-Phänomen (engl. hum phenomenon). Mysteriöser Ton, der in gewissen Gegenden der Welt von zwei bis 10% der Bevölkerung gehört wird. Vorwiegend in der Nacht, teilweise auch bei Tag, hören die Menschen der betreffenden Regionen einen rätselhaften Brummton, der aus pulsierenden Tieffrequenzschwingungen besteht und sich nicht lokalisieren lässt. Von den einen wird er in übereinstimmender Phänomenologie wahrgenommen, von anderen hingegen nicht. Entsprechend ist auch die Beurteilung. Die Mehrheit der Theorien geht jedoch davon aus, dass das B. objektiv gegeben ist und nicht nur eine Einbildung darstellt. Es handelt sich hierbei anscheinend um ein zwischen Medizin, Technikwirkung, Naturwissenschaft und Anthropologie anzusiedelndes zeitgenössisches Grenzphänomen, das in den postindustriellen Gesellschaften mit zunehmender Frequenz auftritt.

Lit.: Sediq, Milo: Das Brummton-Phänomen: Baden-Württemberg untersucht rätselhafte Geräusche. Königsmoos: BIMAX, 2002; Deming, David: The Hum: An Anomalous Sound Heard Around the World. In: Journal of Scientific Exploration 18 (2004) 4, 571– 595; Benedikter, Roland: Das Brummtonphänomen. Annäherung an ein Rätsel. In: Grenzgebiete der Wissenschaft (GW) 56 (2007) 4, 291– 318.

Brunhilde (altnord. Brynhildr), Heldin der > Nibelungensage. In nordischen Quellen (Skáldskaparmal 39; Oddrúnargratr 14) wird sie > Walküre genannt, was mit ihrem kriegerischen Auftreten in Zusammenhang steht. B. war schön wie alle Walküren. Mit acht ihrer Schwestern floh sie auf die Erde, wo alle neun ihre magischen Schwanenkleider ablegten. König Agnar raubte ihre Hemden und machte sie gefügig. Dann zwang er B., ihm den Sieg über seine Gegner zu schenken. Da sie dies nicht tun durfte, wurde sie vom Kriegsgott > Odin mit dem Verlust der Unsterblichkeit bestraft und in eine von Feuer umgebene Burg versetzt. Dort blieb sie lange Zeit, bis der Kriegsheld Sigurd sie daraus befreite.

Auch in Richard Wagners Ring ist B. eine Walküre. Von K. Gjellerup stammt die Tragödie Brynhild.

Lit.: Sigismund, Reinhold: Brynhilde: Tragödie in fünf Aufzügen. Als Ms. gedr. Rudolstadt: F. priv. Hofbuchdr., 1874; Gjellerup, Karl: Brynhild: en Tragedie. Kùbenhavn: Schou, 1884; Wagner, Richard: Wotans Abschied von Brünhilde und Feuerzauber: aus dem Musikdrama Die Walküre [Studienpartitur]. Leipzig; Wien: Eulenburg, 1930; Grabner-Haider, Anton: Das Buch der Mythen aller Zeiten und Völker. Akt. Neuausg. Wiesbaden: Marix, 2005.

Bruni, Bruno, Geheimname für > Odin, der dem dänischen König Harald Hilditönn als Ratgeber in den Schlachten zur Seite stand.

Lit.: Holzapfel, Otto: Lexikon der abendländischen Mythologie. Sonderausg. Freiburg: Herder, 2002.

Brunnemann, Jakob (* 1674 Kolberg, Deutschland; † 1735), Jurist, Professor in Halle und Direktor des Schöppenstuhls in Stargard. Paranormologisch ist sein 1727 in Halle veröffentlichtes Buch über Zauberei, Aberglauben und die Beschreibung der Hexenprozesse von historischer Bedeutung.

W.: Brunnemannus, Jacobus: Jacobi Brunnemanni, … Discours Von betrueglichen Kennzeichen der Zauberey, Worinnen viel aberglaeubische Meinungen freymuethig untersuchet und verworffen, Wie auch Carpzovii, Berlichii, Crusii und anderer, so wohl Protestant- als Paebstischer Ictorum Mißliche und leichtglaeubige Lehr-Saetze von der Zauberey erwogen, zugleich Herrn Jo. Joach. Weidneri, … Gegen-
saetze wider diesen Discours kurtz und bescheidentlich beantwortet werden. Nebst einer Historischen Anleitung von dem Zustande des Hexen-Processes vor und nach der Reformation bis auf ietzige Zeiten und noethigen Registern. Halle: Fritsch, 1727.

Brunnen (engl. well; it. pozzo), Anlage zur Entnahme von Grundwasser oder zum Auffangen von Regenwasser. Die Anlage selbst kann verschiedene Formen aufweisen, sie dient dem Wasser und dessen Qualität. Damit steht der B. symbolisch in Zusammenhang mit dem > Wasser und dem Geheimnis seiner verborgenen Quellen. Die Angewiesenheit des Menschen auf Wasser zur Erhaltung und Förderung von Leben und Fruchtbarkeit sowie zur Reinigung macht den Brunnen zum Symbol des Lebens und des Todes.

So galten die im B. eingefangenen Quellen als heilig und heilkräftig und wurden auf vielfältige Weise mit Gottheiten in Verbindung gebracht. Die Griechen sahen im Sprudeln der Quellen das Wirken numinoser Mächte und nach den Germanen fließt unter der Weltesche > Yggdrasil die Schicksalsquelle (> Urdbrunnen).

B. sind wegen ihrer Exponiertheit auch ein Symbol des Todes. Nicht nur böse Mächte, sondern auch Menschen können den Brunnen negativ belasten oder durch Vergiftung zur Todesquelle machen. Daher werden neu angelegte Brunnen zur Abwehr von Schäden gesegnet, selbst das Wasser des B. kann gesegnet werden (Weihbrunnen). Das Eintauchen in das geweihte Wasser des B. soll Unsterblichkeit (Taufe), Jugend (Jungbrunnen) und Gesundheit (Lourdes) verleihen.

In der Bibel ist der B. nicht nur ein Symbol des Lebens, sondern auch ein Hort der Ruhe (Ex 2, 15) und der Begegnung (Jakobsbrunnen, Joh 4, 6). Zudem soll Singen das Graben nach Wasser fördern. „Damals sang Israel das folgende Lied: Steig auf, Brunnen! Singt über ihn ein Lied.“ (Num 21, 17)

Schließlich finden die genannten Bedeutungen des B. auch in Märchen und Volksglauben ihren Niederschlag: als Quelle des Lebens, als Stätte des Todes, als Hort der Ruhe und der Liebe, als Ursache von Streit, Rache und Bedrohung, als Eingang zur Unterwelt, als Wohnstätte von Gottheiten und Dämonen sowie als Festplatz.

Lit.: Wadell, Maj-Brit: Fons pietatis: eine ikonographische Studie. [Ubersetzung: Dieter Rosenthal und Anne-Marie Thiberg]. Göteborg: Elanders Boktryckeri Aktiebolag, 1969; Rapp, Anna: Der Jungbrunnen in Literatur und bildender Kunst des Mittelalters. Zürich: Juris, 1976. Bächtold-Stäubli, Hanns (Hg): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens (HdA). Bd. 1. Berlin: Walter de Gruyter, 1987; Thomas, Roland: Brunnen im Garten: von der Vogeltränke bis zum Teich; Funktion, Gestaltung, Anlage. 3., aktual. Aufl. München: Callwey, 1993.

Brunnenfrauen. Korrigan und Lamignak gelten als die Hüterinnen der französischen Quellen und Brunnen. Die Korrigan sind in der Bretagne heimisch, die Lamignak im baskischen Teil der Pyrenäen. Tagsüber halten sie sich in prächtigen unterirdischen Grotten auf. Nachts verbringen sie die meiste Zeit an ihren Gewässern, die sich im Fall der Korrigan für gewöhnlich in der Nähe von Dolmen, Menhiren und Hünengräbern befinden sollen. Ihre Schönheit entfalte sich vor allem, wenn sie das Mondlicht in ätherische Wesen verzaubert. Dann feiern sie ihre Feste und verwandeln die Quellen in heilendes Wasser. Im Licht des Vollmonds kämmen sie ihr Haar und baden anschließend im kühlen Wasser, wobei lediglich Männern der Anblick verboten ist. Macht sich dennoch einer an eine Korrigan heran, muss er sie entweder binnen drei Tagen heiraten oder aber sterben.

Korrigan und Lamignak werden als zwei Fuß groß und wohlgestaltet geschildert. Sie kleiden sich in wallende weiße Gewänder und tragen langes, blondes Haar.

Nicht alle Lamignak sind Brunnen-Elben; viele von ihnen, männliche wie weibliche, leben auch verborgen in Höhlen, Wäldern und Schluchten.

Lit.: Arrowsmith, Nancy: Das große Buch der Naturgeister. Stuttgart: Weitbrecht Verlag in K. Thienemanns Verlag, 2000.

Brunnengeister > Brunnen.

Brunnenheilige. Nach der griechischen, römischen, keltischen und germanischen Mythologie wurden bedeutende > Brunnen und Quellen von göttlichen Wesen geschaffen, die man dort verehrte. Im Christentum hat der Volksglaube an die Stelle dieser göttlichen Wesen Heilige gesetzt und diesen das Entstehen oder Erschließen von Brunnen und Quellen zugesprochen. Zu diesen Brunnenheiligen gehören z. B. Bonifatius, Goar, Willibrord, Ulrich, Gangolf und Hedwig. Eine Reihe von Brunnen werden nach Heiligen genannt, wie Nikolausbrunnen, Petrusbrunnen, Johannesbrunnen, Marienbrunnen usw. Seit dem 16. Jh. finden sich Heilige gern als Brunnenfiguren, wie Michael, Georg, Florian und am häufigsten Maria.

Lit.: Weinhold, Karl: Die Verehrung der Quellen in Deutschland. Berlin: Akad. der Wissenschaften, 1898; Kriss-Rettenbeck, Lenz: Ex voto: Zeichen, Bild und Abbild im christlichen Votivbrauchtum. Zürich: Buchclub Ex Libris, 1974.

Brunnenopfer, Opfergaben, die in > Brunnen geworfen werden. Dieser Brauch geht bis in die Bronzezeit, ca. 1000 v. Chr., zurück. Bei Ausschachtungen für das Universitätsklinikum Steglitz z. B. legten Archäologen ein Dorf aus der Bronzezeit frei. Am Rande der von einem Zaun umgebenen Siedlung stieß man auf einen Opferbrunnen, einen ausgehöhlten Eichenstamm mit mehr als 100 Tongefässen, die Honig, Getreide und Gewürze enthielten (Busch). Solche B. wurden dargebracht, um sich des Beistandes der Götter in schlechten Zeiten zu versichern oder ihnen zu danken.

Das Christentum übte scharfe Kritik an diesen Bräuchen. So musste der König von Ungarn im Rahmen der Christianisierung Ende des 11. Jhs. nur noch prinzipiell gegen Menschen vorgehen, die an den Brunnen Opfer darbrachten (Hungarica). In veränderter Form blieb der Brauch des B.s jedoch bis heute erhalten. So ist es zur Sicherung des Glücks vor allem Brauch, Münzen in den B. zu werfen, wie z. B. am > Trevi-Brunnen in Rom. Dort soll es nach dem Volksglauben Glück bringen, wenn man Münzen mit der rechten Hand über die rechte Schulter in den Brunnen wirft.

Lit.: Encyclopaedia Humana Hungarica. Budapest: Enciklopédia Humana Egyesület, 1996; Baedeker, Karl: Berlin-Steglitz: Stadtführer. Freiburg i. Br.: Baedeker, 1980; Opferplatz und Heiligtum, Kult der Vorzeit in Norddeutschland [Begleitschrift zu einer Ausstellung in Hamburg-Harburg, Helms-Museum, 2. Juni 2000 bis 8. Oktober 2000, Frankfurt a. M., Museum für Vor- und Frühgeschichte, 11. November 2000 bis 18. Februar 2001] / Ralf Busch; Torsten Capelle; Friedrich Laux. Mit Beitr. weiterer Autoren. Neumünster: Wachholtz, 2000.

Brunnenorakel, Weissagung durch magische Handlungen am > Brunnen. Diese Form der Weissagung blieb vor allem in der Bretagne, Frankreich, bis auf den heutigen Tag erhalten. Dort hatte sich ein steinzeitlicher > Urmutterkult mit dem keltisch-gallischen Kult um „drei göttliche Matronen“ und mit dem Christentum vermischt. Der Kult um die Erdgöttin > Ana-Dana, die Mamm groz ar vretonded (die alte Mutter der Bretonen), findet in der Verehrung der Saint Anne la Palud und in der Verehrung der „drei Marien“ seinen Niederschlag. Die damit verbundenen Orakelbräuche konnte auch die katholische Kirche bis heute nicht völlig verdrängen. Sie weisen verschiedene Formen auf: Wurf einer Nadel in den Brunnen von Barenton zur Erkundung der Heirat – blubberte (lachte) das Wasser, war die Hochzeit noch vor Ostern fällig. Legen einer Nadel vom Brusttuch der Geliebten auf die Wasseroberfläche des Brunnens in Bodelis – schwamm sie auf dem Wasser, waren Sorgen um die Liebe unbegründet. Zur Ergründung des Geschlechts des Kindes ging die Schwangere zum Brunnen des St. Goulrain und legte ein Jungen- und ein Mädchenhemd auf das Wasser – das Hemd, das oben schwamm, bezeichnete das Geschlecht. Weitere Orakelthemen waren: Verlauf einer Krankheit, Wohlergehen des Mannes auf See, Treue der Ehefrau, Regen, das eigene Schicksal, die Entwicklung einer chronischen Krankheit.

Lit.: Bauer, Wolfgang: Das Lexikon der Orakel: der Blick in die Zukunft / Zerling, Clemens. Orig.ausg. München: Atmosphären Verlag, 2004.

Brunnentempel (it. pozzi sacri, templi a pozzo), künstlich angelegte Kultstätten über natürlichen Quellaustritten. Am bekanntesten sind jene der > Nuraghenkultur, die sich um ca. 1800 v. Chr. auf Sardinien entwickelte. Die Tempel sollen zwischen dem 14. und 10. Jh. v. Chr. entstanden sein. Sie dienten dem Kult des sauberen und trinkbaren Wassers. An einigen dieser Kultplätze fand man eine große Anzahl von Votivgaben, meist im Vorraum der Anlagen oder in Opfergruben versenkt.

Auf Sardinien gibt es heute etwa dreißig solcher B. Man unterscheidet dabei oberflächig gelegene (Losa-Abbassanta), unterirdische (Santa Cristina-Paulilatino) und zerstörte Nuraghen-Dörfer (Sant’Anastasia – Sardara). Manche Tempel gehörten anscheinend zu Heiligtümern (Santa Vittoria – Serri), andere stehen völlig isoliert da (Su Tempiesu – Orune). Die Gebäude weisen in ihrer Struktur eine Dreifachgliederung auf: Vorhalle, vom Dachboden überdeckte Treppe, Raum mit falscher Kuppel, der als Brunnen gilt.

B. gibt es auch in Deutschland und anderen Ländern, zum Teil erst in jüngerer Zeit errichtet.

Lit.: Kusch, Heinrich u. Ingrid: Kulthöhlen in Europa: Götter, Geister und Dämonen. Graz; Wien; Köln: Styria, 2001; Mitova Dzonova, Dimitrina: Origine e natura dei pozzi sacri protosardi, 2.–1. millennio a. C. Sofia: IVRAI, 2007.

Brunner, Balthasar, lat. de Fontina (*1540 Halle; † 1610 ebd.), Arzt und Alchemist. B. studierte Medizin in Erfurt, Jena und Leipzig, reiste durch die Niederlande, Frankreich, Spanien und Italien. Nach Halle zurückgekehrt, arbeitete er sehr erfolgreich als praktischer Arzt, lehnte alle Berufungen ab und errichtete stattdessen ein großes Laboratorium, in dem er zwanzig Jahre hindurch auf eigene Kosten nach dem > Stein der Weisen suchte. Er selbst veröffentlichte nichts, doch wurden später einige Aufsätze von ihm unter dem lateinischen Namen und einem fingierten Vornamen gedruckt: Johannis de Fontina: Vier nützliche chymische Traktätlein. Halle, 1612.

Lit.: Schmieders Gesamtausgabe der Geschichte der Alchemie. Leipzig: Bohlmeier, 2009.

Bruno, Giordano, Taufname Filippo (* Januar oder Februar 1548 Nola bei Neapel; †17.02.1600 Rom, als Häretiker verbrannt), italienischer Naturphilosoph und Literat.

Leben

In Nola, einer kleinen Stadt am Fuße des Vesuvs, geboren (das genaue Geburtsdatum ist nicht bekannt), trat er 1565 in den Dominikanerorden ein; 1572 Priesterweihe. 1576 verließ er, der Häresie verdächtigt, den Orden und gelangte über Rom und Genf, wo er zum > Calvinismus übertrat, nach Toulouse (1579 – 1581) und Paris, wo er 1581 an der Universität unterrichtete und 1582 die Bücher De umbris idearum und Cantus Circaeus veröffentlichte. Darin wird bereits der starke Einfluss der magisch-hermetischen Tradition durch die Schriften von > Ficinus, > Agrippa sowie anderer Hermetiker deutlich. Die von B. vertretene > Magie erregte die Aufmerksamkeit der Inquisition und so musste er Frankreich verlassen. 1583 ging er nach England, wo er seine Explicatio Triginta Sigillorum und Sigillus Sigillorum veröffentlichte. Im Juni 1583 traf B. in Oxford den polnischen Woiwoden Albert a Lasco, worüber er in seiner Schrift La Cena delle ceneri (1584) berichtet, in der er eine neue Form des Hermetismus bekannt gibt. 1585 kehrte er nach Paris zurück, wo er 1586 sein wohl dunkelstes Buch, Figuratio Aristotelici Physici Auditus, veröffentlichte und durch seine antiaristotelischen Vorträge, wie schon in Oxford, die Professorenschaft provozierte. So flüchtete er noch im selben Jahr an die lutherische Universität in Wittenberg. 1588 begab er sich für sechs Monate nach Prag, in das Zentrum der geheimwissenschaftlichen Forschung, das ein Sammelplatz von Astrologen und Alchemisten war. Hier veröffentlichte er den Traktat mit dem provokatorischen Titel Articuli adversus mathematicos gegen die alles Okkulte ablehnenden Mathematiker, illustriert mit magischen Kreisen und Diagrammen. Nachdem die erhoffte Anstellung am Hof von Kaiser Rudolf II. ausblieb, immatrikulierte er sich am 13. Januar 1589 an der Universität in Helmstedt (1588 –1590), wo er an seiner dann 1591 erschienenen Trilogie lateinischer Lehrgedichte schrieb. Doch auch dort kam es 1589 zu theologischen Auseinandersetzungen, in deren Folge B. von den Lutheranern exkommuniziert wurde. Später wurde ihm von der Inquisition vorgeworfen, er hätte in Deutschland zusammen mit den Lutheranern eine eigene häretische Sekte gegründet, deren Mitglieder sich „Giordanisti“ nannten. Sie sollen die Vorläufer der zu Beginn des 17. Jhs. in der Literatur auftauchenden > Rosenkreuzer gewesen sein. Wahrscheinlich aber waren sie mit diesen identisch, denn alle gehörten zur Gruppe der > „Erleuchteten“.

1590 ging B. für sechs Monate in die Schweiz, um in Elgg bei Zürich den Liebhaber magischer und alchemistischer Bücher, Johannes Heinrich Hainzell (Haincelius), aufzusuchen. Hier schrieb er seine letzte Publikation, den Traktat De imaginum, signorum et idearum compositione.

1591 wurde B. vom venezianischen Buchhändler Giovanni Battista Ciotto in Frankfurt dazu überredet, nach Venedig zu gehen, weil dort ein guter Kunde von ihm, Zuan Mocenigo, ein Verehrer der Bücher Brunos, den Autor persönlich kennenlernen wollte, um von ihm das Geheimnis der „Rückerinnerung“ und magische Praktiken zu erfahren. Von dem Gespräch enttäuscht, nahm ihn Mocenigo in Haft, unterstützte durch die Bücher, die er von B. besaß, seine Anklage vor der Inquisition und übergab ihn am 26. Mai 1592 dem Heiligen Offizium. In Rom musste B. acht Jahre den sich hinschleppenden Inquisitionsprozess über sich ergehen lassen, der am 17. Februar 1600 mit seinem Feuertod auf dem Campo de Fiori endete. Anklagepunkte waren die Leugnung der Trinität und der zwei Naturen Christi.

Lehre

Der so unruhige und freiheitsliebende Neapolitaner, der sich bewusst „Nolaner“ nannte, um die feurige Lava-Erde seiner Heimat mit seinem Temperament zu vergleichen, sah alles Gegebene anders. Er musste das Kloster verlassen, weil er den christlichen Theismus, die Trinität und die Heiligenverehrung ablehnte. Ebenso war er gegen die Wissenschaftsprinzipien des Aristoteles (Figuratio Aristotelici Physici Auditus, 1586). Im Geist des Kopernikus bekämpfte er das geozentrische, aber auch das heliozentrische Weltbild und betonte unter dem Einfluss des > Neuplatonismus, der > Stoa und des > Hermetismus die Unendlichkeit des Universums, in dem nichts Zentrum, sondern Gott selbst das All sei. Dieses unendliche Universum sei ausgefüllt mit einer unendlichen Anzahl von Welten, die er > Monaden nennt, und von einer > Seele erfüllt. Die Unendlichkeit des Universums besagt schließlich auch, dass es nicht ganz zu Ende gehen kann, da es ein plenum (Ganzes) ist, in dem es keine Leere und kein Nichts gibt, das die Dinge verschlingen könnte (Vom Unendlichen, dem Universum und den Welten, 1584).

In seinem zentralen Werk, Von der Ursache, dem Prinzip und dem Einen (1584), in dem er dieses Weltbild von der Einheit Gottes mit dem > Universum darstellt, wird die Schöpfung als innere Notwendigkeit beschrieben, bei der Gott als erste Ursache von allem Seienden das Universum als lebendigen Organismus erschuf. Das Universum selbst ist von der Weltseele erfüllt, die alle Abläufe koordiniert und durch Einwirkung auf die Materie, den Urgrund aller Dinge, die pluralistische Formenwelt hervorbringt. 

In seinem Werk De monade numero et figura (lat., Über die Monade, die Zahl und die Gestalt, 1591), dessen Komposition sich an Agrippa von Nettesheims De occulta philosophia anlehnt und eine Numerologie der Zahlen von eins bis zehn bringt, steht die Zehnheit für die Welt.

Seine erste moralphilosophische Schrift, Spaccio de la bestia trionfante (it., Vertreibung der triumphierenden Bestie, 1584), eine Verherrlichung der magisch-mythischen Religion der Ägypter, beschreibt in Dialogform eine allegorische satirische Reform des Himmels. Dahinter steht der zentrale Gedanke, dass auch im menschlichen Mikrokosmos ein Himmel von Tugenden und Lastern gedacht werden kann, der seinen siderischen Einfluss auf die Seele ausübt. Nach dieser „inneren Astrologie“ geht die Schrift alle 49 > Sternbilder durch und erörtert, durch welche Prinzipien sie zu ersetzen sind. Den Göttervater > Zeus lässt B. an die Stelle der zirkumpolaren „kleinen Bärin“ – die als Bestie vertrieben wird – die Wahrheit setzen, an die Stelle des Drachens die Klugheit, an die Stelle des Cepheus die Weisheit usw. Der Auszug der Bestie, der schon früh auf den Papst bezogen wurde, scheint vielmehr eine Parodie auf den Triumphzug der Kirche bei Dante zu sein.

In Cabala del Cavello Pegaseo, 1585 in England gedruckt, führt B. auch die > Kabbala auf einen altägyptischen Ursprung zurück.

Letztlich fordert die Mythologie der Vernunft von B. anstelle einer heteronomen Religion für fromme „Esel“ eine aus der Erkenntnis der göttlichen Natur gewonnene Sittlichkeit.

Mit diesem Pantheismus wirkte B. später auf > Spinoza, > Goethe und die > Romantik ein. Im 19. Jh. wurde er in Italien zur Symbolfigur der antikirchlichen Bewegung, die heute in ihrer globalisierten Form wiederum auf B. zurückgreift.

W.: Hauptwerke: De umbris idearum, 1582; Cantus Circaeus, 1582; Sigillus sigillorum, 1583; La cena delle ceneri, 1584; De la causa, principio e uno, 1584; De l’infinito universo e mondi, 1584; Spaccio della bestia trionfante, 1584; De gl’heroici furori, 1585; Figuratio Aristotelici physici audi­tus, 1586; Centum et viginti articuli de natura et mundo, 1586; De lampade combinatoria Lulliana, 1587; Artifi­cium perorandi, 1587; Lampas triginta statuarunt, entst. 1587; Camoeracensis acrotismus, 1588; Articuli adversus mathematicos, 1588; De triplici minimo et mensura, 1591; De imaginum signorunt et idearum compositione, 1591; De monade numero et figura, 1591; De innumerabilibus immenso et infigurabili, 1591.

Gesammelte Werke: Bd. 1– 6. Leipzig: Diederichs, 1904.

Lit.: Becker, Christoph: Giordano Bruno – Die Spuren des Ketzers: ein Beitrag zur Literatur-, Wissenschafts- und Gelehrtengeschichte um 1600. Stuttgart: ibidem, 2007; Dischner, Gisela: Giordano Bruno: Denker, Dichter, Magier. Tübingen [u. a.]: Francke, 2004; Yates, Frances Amelia: Giordano Bruno and the Hermetic Tradition. With an introd. by J. B. Trapp. London [u. a.]: Routledge, 2002.

Brunsmann, Johann, norw. Brunsmand,
Johan
(*1637 Trondheim, Norwegen;
† 25.07.1707), protestantischer Pfarrer und Schriftsteller. 

B. studierte in Uppsala und ging später nach Kopenhagen, wo er als Lehrer, Autor und Pastor arbeitete. Als sittenstrenger Protestant verfasste er mehrere wissenschaftliche Bücher und literarische Werke, wobei er besonders von der englischen Literatur beeinflusst wurde.

Zwei seiner Schriften sind im Kontext von Magie und Hexenverfolgung von Bedeutung: Francisci Spirae fortvifflelsis Historie (1673) und vor allem Et forfae Huus-Kaars (Køge Huskors, 1676). In dieser Arbeit berichtet er anhand von Quellen von 15 Hexereianklagen gegen Frauen, die zwischen 1608 und 1615 geführt und mit Todesurteilen beendet wurden. Zudem bietet die Schrift eine Sammlung weiterer Besessenheitsfälle. Das Buch wurde auf Dänisch, Deutsch und Latein herausgegeben.

W. (Auswahl): Energumeni Coagienses, sive Admirabilis Historia, De Horrenda Cacodaemonis tentatione. Lipsiae: Liebe, 1695. Das geängstigte Cöge oder Eine warhaffte und Denckwürdige Historie / von einer entsetzlichen Versuchung des leidigen Satans / Mit welcher Zu Köge in Seeland eines … Bürgers gantze Familie … sehr hart beleget und angefochten gewesen / Welche Erstlich in Dänischer Sprache … heraus gegeben / nachmahls … nebst einem gedoppelten Anhang ins Lateinische gebracht / und nun … ins Teutsche übersetzt worden. Durch M. J. J. L. [und … Joh. Brunsmann … zusammen getragen und auffgesetzt hat]. Leipzig: Liebe, 1697; Der Entlarvte Teuffel Oder Denckwürdige Geschichte von vielen warhaftig Besessenen / welche dieses Feindes Grausamkeit heftig erfahren: Zu mehrer Bekräftigung der von Doct. Beckern / in seiner verzauberten Welt / Zweiffelhafft gemachten Kögischen Geschichte. Leipzig: Liebe, 1697; Køge huskors København: Munksgaard, 1953.

Brunton, Paul, Pseud. von Raphael Hurst (* 21.10.1898 London, England; † 27.07.1981 Vivey, CH), populärer englischer Schriftsteller, Philosoph und Mystiker, zählt zu den großen Kennern östlicher Religionen und Weisheitslehren.

B. machte seine Ausbildung an der Central Foundation School in London und am McKinley-Roosevelt College in Chicago, USA. Bereits als Jugendlicher befasste er sich mit dem Spiritismus. Nach einer sechsmonatigen intensiven Meditation hatte er als Sechszehnjähriger ein erstes ekstatisches Erlebnis, das er als Zerstörung des Egos durch eine unbekannte Macht beschrieb, die zum Einheitsempfinden mit Gott führte. Der Kontrast zwischen dieser Erfahrung und dem weltlichen Leben war so groß, dass B. an Selbstmord dachte. Er setzte sich eine Frist von 14 Tagen, während der er in der British Library Bücher über Sterben und Tod entlieh. Die Lektüre führte schließlich dazu, dass er von seinem Vorhaben abließ und lernte, mit der Spannung umzugehen. 1921 heiratete er Karen Augusta Tuttrup, die ihm einen Sohn, Kenneth Thurston, schenkte, dessen spiritueller Lehrer er wurde und der nach dem Tod des Vaters dessen Biografie schrieb und die Herausgabe der Notebooks veranlasste. 1926 trennte sich seine Frau von ihm.

In jüngeren Jahren trat B. der spiritistischen Gesellschaft bei und entdeckte seine paranormalen Fähigkeiten, ließ aber wieder von ihnen ab, da sie ihn vom spirituellen Weg ablenkten. Inspiriert wurde B. dann vom buddhistischen Mönch Allan Bennet (Bhikku Ananda Metteya), der nach dem Ersten Weltkrieg in England die Buddhistische Gesellschaft wiederbelebte. Eine weitere inspirierende Person war Thurston, ein amerikanischer Maler und Okkultist, eine dritte prophezeite ihm seine Reise nach Indien.

1930 gab B. seine journalistische Tätigkeit auf und begab sich nach Indien, wo er in Sri Ramana > Maharshi seinen Meister fand. Nach England zurückgekehrt, veröffentlichte er sein Buch A Search in Secret India (1934), das zum Bestseller wurde. Mit der Veröffentlichung nahm er den Namen Paul Brunton an und wurde fortan von seinen Freunden einfach PB genannt. B. reiste daraufhin nach Ägypten, wo er bei der Übernachtung in einem Königsgrab dramatische Visionen und ein Todeserlebnis hatte, was ihn zur tröstlichen Gewissheit führte, dass der Leib nur eine Hülle ist, die abgelegt wird, und das Leben erfüllter weitergeht. Nach der Veröffentlichung von A Search in Secret Egypt (1936) ging er ein zweites Mal nach Indien und wohnte eine Zeitlang im Himalaja. Nach Rückkehr erschien das Buch A Hermit in the Himalayas, eines seiner mystischsten Bücher und seine letzte spirituelle Reisebeschreibung. 1938 ging B. in die USA. Da er in The Hidden Teaching Beyond Yoga (1941) Ramanas Lehre in einigen Aspekten kritisierte, war er bei seinen späteren Indienbesuchen dort nicht mehr gern gesehen. Dieser Konflikt wurde erst in den letzten Lebensjahren beigelegt. 1952 veröffentlichte B. sein letztes Buch, The Spiritual Crises of Man. 1960 – 1963 hielt er sich in Australien und Neuseeland auf, lebte dann wieder in New York und verbrachte seinen Lebensabend schließlich in der Schweiz.

Seine zahlreichen Bücher wurden millionenfach verkauft und in 17 Sprachen übersetzt. B. sprach gerne vom „Überselbst“, worunter er jene Wirklichkeit verstand, die das individuelle Ich überschreitet. Den Begriff hatte er von Ralph Waldo Emerson, einem seiner literarischen Vorbilder, übernommen. Eines seiner umfangreichsten Werke, die Notebooks, wurden erst nach seinem Tod im Krankenhaus von Vivey (Schweiz) veröffentlicht, hinterließ er doch 17.000 in thematische Kategorien unterteilte Kurznotizen. Zur Bearbeitung dieses Materials wurde von seinem Sohn, der auch die Asche des Vaters nach New York mitnahm, die Paul Brunton Philosophic Foundation gegründet. Ab 1984 gab der schwedisch-amerikanische Verleger Robert Larson die Notebooks in 16 Bänden heraus, in denen sich B. um eine Synthese aus östlicher Mystik (Yoga, Meditation) und westlichem Rationalismus bemüht. In diesem Bemühen spielt sich seine Mystik auch auf der Ebene der > Psychostase und nicht der > Pneumostase ab.

W. (in deutscher Übersetzung): Yogis: verborgene Weisheit Indiens. [Übertr. von Margret v. Bismarck]. Hamburg: Krüger, 1937; Als Einsiedler im Himalaya: ein Tagebuch. München-Planegg: Barth, 1938; Die Weisheit des Überselbst. Zürich: Rascher, 1949; Entdecke dich selbst. Zürich: Rascher, 1949; Der Weg nach innen. München-Planegg: Barth, 1950; Geheimnisvolles Ägypten. Zürich: Rascher, 1951; Die Philosophie der Wahrheit – tiefster Grund des Yoga. Zürich: Rascher, 1951; Die geistige Krise des Menschen. Zürich: Rascher, 1954; Von Yogis, Magiern und Fakiren. München: Barth, 1983; Augenblicke der Wahrheit: Einsichten u. Reflexionen e. Wanderers auf d. Weg nach Innen. München: Barth, 1987; Karma – Kette von Ursache und Wirkung und weitere bisher unveröffentlichte Essays aus dem Nachlass. Freiburg i. Br.: Bauer, 1988; Der Weg liegt vor deinen Füßen: Reflexionen über den Pfad der Selbsterkenntnis. Bern: Barth, 1990; The Notebooks of Paul Brunton (16 Bde.). Bourdet, NY: Larson, 1984 –1988.

Brust, der obere Teil des Rumpfes oder auch einfach die Brustdrüse (Mamma). Sie gilt als der Sitz des Empfindens und Fühlens. Die beiden Brüste der Frau kennzeichnen die Idole frühgeschichtlicher Fruchtbarkeitskulte. So verehrte man die vielbrüstige „Diana von Ephesus“ (Artemis polymastos) als Ernährerin der Welt. Die entblößte B. der Frau gehört zur Ikonographie antiker Göttinnen, insbesondere der Liebesgöttin > Aphrodite (römisch > Venus). Maria, die Gottesmutter, stillt als Galactotrophusa (griech. galax, Milch; trophein, nähren) mit entblößter B. ihr Kind. Im Speculum humanae salvationis („Spiegel des menschlichen Heils“, 14. Jh.) zeigt Maria ihre entblößte B. dem Weltenrichter Christus, dem eine Frau aus der Menge zurief: „Selig die Frau, deren Leib dich getragen und deren Brust dich genährt hat“ (Lk 11, 27).

In der ägyptischen Kunst entstanden Darstellungen der Göttin > Isis, die den Horusknaben stillt. Zwei Brüste auf einer Schale sind ein Attribut der hl. > Agatha, der nach der Legende beide Brüste zum Zeichen tiefster Demütigung und Vernichtung der Identität und Fruchtbarkeit abgeschnitten wurden.

Lit.: Speculum humanae salvationis: cum speculo S. Marie virginis. [Augsburg]: [St. Ulrich und Afra mit Typen Günther Zainers], 1473; Olbricht, Ingrid: Die Brust: Organ und Symbol weiblicher Identität. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch-Verl., 1989; Gaitzsch, Wolfgang: Antiker Fruchtbarkeitskult auf dem Lande. Die Matronenverehrung in Eschweiler-Fronhoven. Köln: Römisch-Germanisches Museum, 1990; Gödtel, Reiner: Die Brust: Signal, Symbol, Organ. Berlin [u. a.]: Springer, 1993.

Brustguss, Teil des > Obergusses; nach Sebastian > Kneipp warmer oder kalter Wasserguss von unten beim vornüberstehenden Patienten auf die Brust; meist nach vorhergehendem Armguss. Der Strahl steigt vom linken Arm aus auf die Brust, umkreist sie 12- bis 15mal zur Achselhöhle und steigt am rechten Arm innen ab.

Die Anwendung wird u. a. bei koronarer Herzkrankheit (unter ärztlicher Aufsicht), bei Tachykardie und als thermisches Regulationstraining empfohlen.

Kontraindiziert ist der B. bei Angina pectoris, da es bei der vornübergeneigten Haltung zu zerebralen Durchblutungsstörungen, Stauungszuständen im Halsbereich und Rückenbeschwerden kommen kann.

Lit.: Schalle, Albert: Die Kneippkur. München: Droemersche Verlagsanstalt Knaur, 1985; Pschyrembel Wörterbuch Naturheilkunde: und alternative Heilverfahren / Bearb. v. d. Wörterbuch-Redaktion d. Verlages unter d. Leitung v. Helmut Hildebrandt. Berlin; New York: de Gruyter, 1996.

Brusttafel, kleine rechteckige oder trapezförmige Täfelchen, die von den Ägyptern, wenn auch nicht häufig, so doch zu allen Zeiten, an einfachen Schnüren oder Perlenketten als Brustschmuck getragen wurden. Unter den älteren B.n befinden sich solche, die lediglich aus horizontalen Perlenreihen von wechselnder Farbe bestehen. Auch bei den in prachtvoller Goldschmiedearbeit ausgeführten B.n des Mittleren Reiches handelte es sich häufig um profanen Schmuck. In der Regel tragen die B.n jedoch Darstellungen religiösen oder magischen Inhalts und gewinnen dadurch den Charakter eines > Amuletts.

Seit dem Neuen Reich wurden auch den > Toten solche amulettartige B.n mitgegeben, geschmückt mit Bildern, die für das Jenseitsleben bedeutsam waren, wie > Totengötter und vor allem das > Sonnenschiff mit einem > Käfer. Dieser stellt den > Sonnengott dar und zugleich den > Herzskarabäus, den man dem Toten mitgab. Auf der Rückseite der B. ist in der Regel das entsprechende Kapitel des Totenbuches aufgezeichnet.

Lit.: Bissing, Friedrich Wilhelm von: Denkmäler zur Geschichte der Kunst Amenophis IV. München: Königliche Bayerische Akad. der Wissenschaften, 1914; Möller, Georg: Die Metallkunst der alten Ägypter. Berlin: Wasmuth, 1925; Evers, Hans Gerhard: Staat aus dem Stein: Denkmäler, Geschichte und Bedeutung der ägyptischen Plastik während des mittleren Reichs. München: Bruckmann, 1929; Bonnet, Hans: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. Berlin: Walter de Gruyter, 2000.

Brutus’ Geister, Marcus Iunius Brutus

(85 – 42 v. Chr.), einer der Mörder Cäsars, soll der römischen Legende nach von zwei Phantomen verfolgt worden sein. Das erste war der Geist Cäsars selbst, der ihm eines Nachts, nicht lange vor dem Mord, erschien. Das zweite Phantom war ein Todesbote, der ihn unmittelbar vor der Schlacht gegen Antonius und Octavian in Philippi aufsuchte, als er gerade zu Bett ging. Brutus vernahm ein Geräusch, wandte sich um und sah sich einem Geist mit riesigen Ausmaßen und abgemagertem Gesicht gegenüber. Nach dem ersten Schrecken stellte er die Frage nach dem Begehren des Ungeheuers, worauf dieses sagte: „Ich bin dein böser Geist, und du wirst mich in der Nähe von Philippi wiedersehen.“ Tatsächlich sah Brutus das Phantom während der verhängnisvollen Schlacht unmittelbar vor seinem Freitod wieder.

Lit.: Haining, Peter: Das große Gespensterlexikon: Geister, Medien und Autoren. Lizenzausg. f. Gondrom Vlg. GmbH, Bindlach, 1996.

Brynhild > Brunhilde.