Begriffe Bi

Bi

Bia (griech., Stärke, Gewalt), Tochter des > Pallas und der > Styx, Schwester von Kratos, Nike und Zelos. Sie war ständige Begleiterin des > Zeus und half Hephaistos und Kratos, den Titanen > Prometheus an einen Felsen zu schmieden, um ihn dafür zu strafen, dass er den Göttern das Feuer gestohlen hatte.

Lit.: Holzapfel, Otto: Lexikon der abendländischen Mythologie. Sonderausg. Freiburg [u. a.]: Herder, 2002.

Biaiothanatoi (griech., „durch Gewalt Gestorbene“). Seelen, die durch Gewalt oder vorzeitig gestorben sind und vielleicht nicht beerdigt wurden, sind ruhelos und wünschen eine echte Bestattung ihrer Körper, fordern Rache oder verlangen danach, ihre Lebensaufgabe zu beenden. Dazu müssen sie wiederkehren. Vorher wandern sie um den Platz ihres gewaltsamen Todes.

Sie gehören wie die > Aoroi (frühzeitig Verstorbene) und die > Ataphoi (Nichtbeerdigte) zu den Totendämonen, die aber nicht gemieden, sondern wegen ihrer geistigen Macht eher gesucht werden.

Lit.: Kraeling, Carl H.: Was Jesus Accused of Necromancy? Journal of Biblical Literature 59 (1940), 147–157; Bolt, Peter: Jesus, the Daimons and the Dead. In: A. N. S. Lane (ed.): The Unseen World: Christian Reflections on Angels, Demons, and the Heavenly Realm. Grand Rapids, MI: Baker, 1996, S. 75 –102.

Bianchi, Francesco Saverio CRSP

(* 2.12.1743 Arpino / Italien; † 31.01.1815
Neapel), heilig (21.10.1951, Fest: 31. Januar), Barnabitenpriester, „Apostel Neapels“; zunächst Studium im Kolleg der Barnabiten in Arpino, anschließend im Seminar in Nola. Sein Vater wollte, dass er in Neapel Jus studiere. B. trat jedoch 1762 in den Orden der Regularkleriker vom hl. Paulus (Barnabiten) ein, 1767 Priesterweihe, sodann Lehrer für Rhetorik und Philosophie in Arpino und Neapel. 1777 wurde er geistlicher Begleiter der Franziskanerin Maria Franziska von den hl. fünf Wunden (sel. > Gallo, Anna M. N.). Von 1773 –1785 Superior im Kolleg von Portanova in Neapel; die Berufung zum Theologieprofessor an die Universität lehnte er ab, wurde aber 1778 zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften ernannt. 1785 erhielt B. beim Generalkapitel der Barnabiten in Bologna die Erlaubnis, sich dem beschaulichen geistlichen Leben zu widmen. Er war auch Berater von König Karl Emmanuel IV., der zugunsten seines Bruders Vittorio Emmanuele abdankte und Jesuit wurde, sowie seiner Gemahlin Klothilde (†1802), der Schwester des hingerichteten französischen Königs Ludwig XVI. B. besaß die mystische Gabe der Prophetie und der Wunderheilung.

Lit.: Sala, F.: L’Apostolo di Napoli. Rom, 1951; Baumann, Ferdinand: Pius XII. erhob sie auf die Altäre. Die Heilig- u. Seliggesprochenen seines Pontifikats (1960), S. 126ff.

Bianchi, P. Benigno (ca. 1890), Professor für Psychiatrie in Neapel, später Erziehungsminister, untersuchte Eusapia > Paladino und war bei der Sitzung im März 1891 anwesend, an der zum ersten Mal auch der ursprünglich allem Paranormalen gegenüber ablehnend eingestellte Prof. Cesare > Lombroso teilnahm und die ihn in seiner Opposition zur spiritistischen Hypothese grundlegend erschütterte.

Auf Einladung von Prof. Markus T. Falcomer nahm B. auch an einer Séance mit Nilda Bonardi teil und stellte der angeblichen Intelligenz, die den Tisch bewegte, skeptisch die Frage, ob sie die Namen zweier verstorbener Onkel von ihm nennen und ein Familiengeheimnis lüften könne. Der Tisch gab die beiden Namen sogleich an und machte sich auch daran, das Geheimnis genauestens zu enthüllen, so dass B. eilig „Stop“ schrie. Er schrieb daraufhin an Prof. Falcomer: „Die Gesamtheit der von mir beobachteten und aufgezeichneten Fakten im Verlauf verschiedener Sitzungen haben den Skeptiker in mir aufgehoben; zahlreiche Umstände machen mich inzwischen geneigt, an den Spiritismus zu glauben.“

Lit.: Encyclopedia of Occultism & Parapsychology. Vol. 1 / Leslie Shepard [Hrsg.]. Detroit, Michigan: Gale Research Company; Book Tower, 21984.

Bibel (griech. biblos bzw. biblion, plur. biblia, Buch), eine Sammlung von Büchern des Alten und Neuen Testaments. Seit Johannes Chrysostomus (349 – 407; hom. in Col.9,1: PG 62, 361) sind tά biblίa („die Bücher“) die kanonischen Bücher des Alten und Neuen Testaments in ihrer Gesamtheit.

Dabei ergibt sich für das Alte Testament hinsichtlich Umfang, Anordnung und Benennung der Bücher ein verwirrendes Bild. Die hebräische Bibel zählt 39 Bücher, die katholische 46, da sie gemäß der an der Vulgata orientierten definitiven Entscheidung des Konzils von Trient vom 8.04.1546 (DH 1502-04) auch die als deuterokanonische Schriften bezeichneten sieben griechisch verfassten bzw. überlieferten Bücher Tobit, Judit, Baruch, Weisheit, Jesus Sirach, 1 u. 2 Makkabäer sowie die griechischen Zusätze zu Daniel und Ester hinzuzählte. Diese Entscheidung wurde notwendig, weil die Reformatoren ihre neue Bibelübersetzung nach der hebräischen Bibel mit 39 Büchern erstellten.

Das neue Testament umfasst evangelisch wie katholisch 27 Schriften. Von diesen Schriften sind die sogenannten > Apokryphen zu unterscheiden.

Zur allgemeinen Übersicht seien hier die 46 Bücher des AT und die 27 des NT nach Abkürzung und Namen aufgelistet und die in der Hebräischen Bibel fehlenden Bücher mit * gekennzeichnet.

Altes Testament

Gen Buch Genesis

Ex Buch Exodus

Lev Buch Levitikus

Num Buch Numeri

Dtn Buch Deuteronomium 

Jos Buch Josua

Ri Buch der Richter  

Rut Buch Rut 

1 Sam Erstes Buch Samuel

2 Sam Zweites Buch Samuel

1 Kön Erstes Buch der Könige

2 Kön Zweites Buch der Könige

1 Chr Erstes Buch der Chronik 

2 Chr Zweites Buch der Chronik

Esra Buch Esra 

Neh Buch Nehemia 

Tob Buch Tobit* 

Jdt Buch Judit* 

Est Buch Ester 

1 Makk Erstes Buch der Makkabäer*

2 Makk Zweites Buch der Makkabäer*

Ijob Buch Ijob 

Ps Psalmen 

Spr Buch der Sprichwörter 

Koh Buch Kohelet 

Hld Hohelied 

Weish Buch der Weisheit*

Sir Buch Jesus Sirach* 

Jes Buch Jesaja

Jer Buch Jeremia 

Klgl Klagelieder

Bar Buch Baruch*

Ez Buch Ezechiel 

Dan Buch Daniel 

Hos Buch Hosea 

Joel Buch Joel 

Am Buch Amos 

Obd Buch Obadja 

Jona Buch Jona

Mi Buch Micha

Nah Buch Nahum

Hab Buch Habakuk

Zef  Buch Zefanja

Hag Buch Haggai 

Sach Buch Sacharja

Mal Buch Maleachi

Neues Testament

Mt Evangelium nach Matthäus 

Mk Evangelium nach Markus 

Lk Evangelium nach Lukas 

Joh Evangelium nach Johannes 

Apg Apostelgeschichte 

Röm Brief an die Römer

1 Kor Erster Brief an die Korinther

2 Kor Zweiter Brief an die Korinther

Gal Brief an die Galater

Eph Brief an die Epheser 

Phil Brief an die Philipper 

Kol Brief an die Kolosser 

1 Thess Erster Brief an die Thessaloniker

2 Thess Zweiter Brief an die Thessaloniker

1 Tim Erster Brief an Timotheus

2 Tim Zweiter Brief an Timotheus 

Tit Brief an Titus 

Phlm Brief an Philemon 

Hebr Brief an die Hebräer 

Jak Brief des Jakobus 

1 Petr Erster Brief des Petrus 

2 Petr Zweiter Brief des Petrus

1 Joh Erster Brief des Johannes

2 Joh Zweiter Brief des Johannes

3 Joh Dritter Brief des Johannes

Jud Brief des Judas

Offb Offenbarung des Johannes 

Aus paranormologischer Sicht finden sich in diesen Schriften der B. Hinweise bis ausführliche Beschreibungen zu fast allen Themen der Paranormologie, die sich auf das Leben und den Erfahrungsbereich des Menschen, seinen Bezug zu Gott und Welt beziehen. Da es in diesem Rahmen nicht möglich ist, alle angesprochenen Begriffe aufzulisten, sei nur eine Auswahl von Themen in alphabetischer Abfolge und mit Stellenangaben genannt:

> Aloe – Ps 45,9; Hld 4,14; Joh 19,39.

> Amulette – 2 Mkk 12,40; Jes 3,20.

> Apokalypse, Apokalyptik – s. A Jes 24,1-27,13; s. Einl. Dan.; Einl. Offb.

> Arche – Gen 6,13-8,19; Mt 24,38; Lk 17,27; Hebr 11,7; 1 Petr 3,20.

> Aschera – 1 Kön 14,23; 2 Chr 33,7.

> Astarte – Ri 2,11.13; 1 Kön 14,23; 2 Makk 12,26; Jer 7,18.

> Auferstehung (Auferweckung, allgemein) – 2 Kön 4,32-37; 13,21; 2 Makk 7,9.23; Ijob 14,12; 19,26; Ps 49,16; 73,23-26; Spr 4,23; Koh 3,21; 12,7; Weish 3,4; 16,13; Sir 46,12; 48,11; Jes 26,19; Dan 12,2f; Mt 10,8; 11,5; 14,2; 22,23-33; 27,52; Mk 6,14.16; 9,10; 12,18-27; Lk 7,22; 9,7f.19; 14,14; 16,31; 20,27-38; Joh 5,21.25-29; 6,39f.44.54; 11,1-44; 12,9-17; Apg 4,2; 9,36-42; 17,18.32; 20,9-12; 23,6.8; 24,15.21; 26,8; Röm 6,5; 1 Kor 6,14; 15,12-58; 2 Kor 1,9; 4,14; Eph 2,6; Phil 3,11; Kol 2,12; 3,1; 1 Thess 4,16f; 2 Tim 2,18; Hebr 6,2; 11,19.35; Offb 20,5f; s. A 2 Kor 5,1-10; 2 Tim 2,18.

> Baal – Ri 10,6.10; 1 Sam 7,4; 12,10; 1 Kön 16,31f; 18,18-40; 19,18; 22,54; 2 Kön 10,18-28; 11,18; 17,16; 21,3; 23,4f; 2 Chr 23,17; Jer 2,8.23; 7,9; 9,13; 11,13.17; 12,16; 19,5; 23,13; Hos 2,10.18; s. A Ex 32,35; Lev 18,21; Ri 2,11.13; 2 Kön 1.2; 16.3; Hos 1.2; Röm 11.4.

> Baum der Erkenntnis – Gen 2,9.17.

> Baum des Lebens – Gen 2,9; 3,24; Gen 3,1-24.

> Besessener – Mt 4,24; 8,16.28.33; 9,32; 12, 22;
12,22; 15,22; Mk 1,32; 5,15-18; Lk 8,36; Joh 10,21.

> Bet-El – Gen 12,8; 13,3; 28,19; 31,13; 35,1-16; 1 Kön 12,29.32f; 13,1.4.10f.32; 16,34; 2 Kön 2,2f.23; 10,29, 17,28; 23,4.15.19; > Hos 12,5; Am 3,14; s. A Jer 31,6; Hos 4,15.

> Bileam – Num 22,5-24,25; 31,8.16; 2 Petr 2,15; Jud 11; Offb 2,14.

> Blut – Lev 17,1-16; Ijob 16,18; Jes 26,21.

> Blut des Bundes – Ex 24,6-8; Mt 26,28; Mk 14,24; Lk 22,20; 1 Kor 11,25.

> Charisma – wörtlich: Gnadengabe (von cha­ris, Gnade); Röm 1,11; 6,23; 11,29; 12,6; 1 Kor 1,7; 7,7; 12,4.9. 28-31; 2 Kor 1,11; l Tim 4,14; 2 Tim 1,6; 1 Petr 4,10.

> Dämonen – böse Geister – Tob 6,15-17; 8,3; Mt 7,22; 10,8; 11,18; 12,24-28; 17,18; Mk 1,34.39; 3,15.22; 6,13; 7,26-30; 9,38; 16,9.17; Lk 4,33.35.41; 7,33; 8,2.27-38; 9,1.42.49; 10,17; 11,14-20; 13,32; Joh 7,20; 8,48-52; 10,20f; 1 Kor 10,20f; 1 Tim 4,1; Jak 2,19; Offb 9,20; 16.14; 18,2.

> Drache – s. A Jes 51,9; Offb 12,3.

> Eden – Gen 2,8.10.15; 3,23f; 4,16; Jes 51,3; Ez 28,13; 36,35; s. A Gen 3,24.

> Efod – Ex 25,7; Ri 8,27; Hos 3,4.

> Endgericht – Weish 4,20-5,23.

> Engel – Gen 6,1-4; 16,7; 21,17; 32,25-33; Ri 6,11; Tob 5,4; 12,15; Sir 17,32; Mt 1,20.24; 2,13.19; 4,6.11; 11,10; 13,39.41.49; 16,27; 18,10; 22,30; 24,31.36; 25,31.41; 26,53; 28,2.5; Mk 1,2.13; 8,38; 12,25; 13,27.32; Lk 1,11-38; 2,9-21; 4,10; 7,24.27; 9,26.52; 12,8f; 15,10; 16,22; 22,43; 24,23; Joh 1,51; 5,4; 12,29; 20,12; Apg 5,19; 6,15; 7,30-38.53; 8,26; 10,3.7.22; 11,13; 12,7-23; 23,8f; 27,23; Röm 8,38; 1 Kor 4,9; 6,3; 11,10; 2 Kor 11,14; Gal 1,8; 1 Tim 3,16; Hebr 1,4; 2 Petr 2,4; Jud 6; Offb 1,1.20.

> Entrückung in den Himmel – Gen 5,24; 2 Kön 2,1-18.

> Erwählung – Gen 18,19; Ex 3,7; 4,22; 8,18; 9,4.26; 10,23; 11,7; 19,5; 33,16; Dtn 7,6-8; 12,5.11.21; 14,23; 16,2.6.11; 26,2; 1 Kön 8,16; 11,36; 2 Kön 23,27; Sir 24,8; Jes 5,1-7; 41,8f; Jer 2,2f; Ez 16,16; Hos 11,1; 13,5; Am 9,7; Mt 22,14; Lk 9,35; 23,35; Joh 6,44.65; 13,18: 15,16; Apg 9,15; 13,17; 15,7; Röm 8,28-30; 9,6-29; 11,2-32; 1 Kor 1,27-31; Eph 1,3-14; 2,8-10; 1 Thess 1,4; Tit 1,1-3; 2 Petr 1,1-11.

> Ewiges Leben – Weish 3,1-9; Mt 19,16.29; 25,46; Mk 10,17.30; Lk 10,25; 18,18.30; Joh 3,15f.36; 4,14.36; 5,24.39; 6,27.40.47.54.68; 10,28; 12,25.50; 17,2f; Apg 13,46.48; Röm 2,7; 5,21; 6,22f; Gal 6,8; 1 Tim 1,16; 6,12; Tit 1,2; 3,7; 1 Joh 1,2; 2,25; 3,15; 5,11.13.20; Jud 21.

> Fluch – s. A Lev 5,1; Num 5,23; Ri 17,2; 1 Kön 2,8f; Ps 109,1-31; Mt 25,41; 26,74; Mk 11,21; 14,71; Lk 6,28; Joh 7,49; Röm 3,14; 9,3; 12,14; 1 Kor 12,3; 16,22; Gal 1,8f; 3,10.13; Hebr 6,8; Jak 3.9f: Offb 16.9.11.21.

> Gebetsriemen (Phylakterien) – Ex 13,9.16; Dtn 6,8; 11,18; Mt 23,5.

> Gehenna – Mt 18,8f; Offb 19,20.

> Gesalbter – Ex 28,41; 29,7; 30,25; Lev 4,5; Dtn 18,15; 1 Sam 2,10; 10,1; 16,13; 2 Sam 2,4; 5,3; 1 Kön 19,16; Ps 105,15; Sir 46,13; Jes 45,1; 61,1; Ez 34,23; Mi 5,2; Hab 3,13; Hag 2,6f.23; Sach 3,8; vgl. auch Messias.

> Gnade, Huld – Gen 6,8; Ex 20,6; 34,6f; Ps 13,6; 25,10; 36,6-11; 63,4; 103,8-18; 118,1-4.29; 136,1-26; Jona 4,2; Lk 1,30; 2,40; Joh 1,14.16f; Apg 4,33; 6,8; 11,23; 13,43; 14,3.26; 15,11; 20,24.32; Röm 1,5.7; 3,24; 4,4.16; 5,2.15.17.20f; 6,1.14f; 11,5f; 16,20.24; 1 Kor 1,3f; 3,10; 15,10; 16,23; 2 Kor 1,2.12.15; 4,15; 6,1; 9,14; 12,9; 13,13; Gal 1,3.6.15; 2,9.21; 5,4; 6,18; Eph 1,2.6f; 2,5.7f; 3,2.7f; 4,7; 6,24; Phil 1,2.7; 4,23; Kol 1,2.6; 3,16; 4,18; 1 Thess 1,1; 5,28; 2 Thess 1,2.12; 2,16; 3,18; 1 Tim 1,2.14; 6,21; 2 Tim 1,2.9; 2,1; 4,23; Hebr 2,9; 4,16; 10,29; 12,15; 13,9.25; Jak 4,6; 1 Petr 1,2.10.13; 2,19f; 3,7; 4,10; 5,5.10.12; 2 Petr 1,2; 3,18; 2 Joh 3; Jud 4; Offb 1,4; 22,21.

> Handauflegung – 1 Tim 1,18; 4,14; 5,22; Hebr 6.2; auch Apg 13,3; 14,27.

> Heilung – Num 12,13; 1 Kön 17,22; 2 Kön 4,35; 5,10; 20,5-11; 2 Chr 30,20; Mt 4,23f; 8,16; 9,35; 10,1.8; 12,10.15.22; 14,14; 15,30; 17,16.18; 19,2; 21,14; Mk 1,54; 3,2.10; 6,5.13; Lk 4,23.40; 5,15; 6,7.18; 7,21; 8,2.43; 9,6; 10,9; 13,14; 14,3; Joh 5,10; Apg 4,14; 5,16; 8,7; 28,9; Offb 13,3.12.

> Hermes – Apg 14,12; griechischer Gott. Bote der Götter und Begleiter der Menschen.

> Heuschrecke – Ex 10,4-19; Lev 11,22; Dtn 28,38; Joel 1,4; Mt 3,4; Mk 1,6; Offb 9,3.7.

> Himmel – Gen 1,6; 7,11; 8,2; Dtn 10,14; 2 Kön 7,2; Mt 3,16f; 5,12.16.18.34.45; 6,1.9f.20.26: 7,11; 10,32f; 11,25; 12,50; 14,19; 16,1-3.17.19; 18,10.18; 21,25; 22,30; 23,22; 24,29-36; 26,64; 28,2.18; Mk 7,34; 10,21; 11,25f.30; 16,19; Lk 2,15; 3,21f; 4,25; 6,23; 9,54; 10,15.18.20f; 11,13; 12,33.56; 15,7.18.21; 16,17; 17,24.29; 18,13.22; 19,38; 21,11.26.33; 22,43; 24,51; Joh 1,32.51; 8,13.27.31; 6,31-33.38.41f.50f.58; 12,28; 17,1; Apg 1,l0f; 2,2.5.19.34; 3,21; 4,24; 9,3; 10,11.16; 11,9; 14,15.17; 17,24; 22,6; 26,13; Röm 1,18; 10,6; 1 Kor 8,5; 15,47-49; 2 Kor 5,1; 12,2; Gal 1,8; Eph 1,10; 3,15; 4,10; 6,9; Phil 2,10; 3,20; Kol 1,5.16.20.23; 1 Thess 1,10; 4,16; 2 Thess 1,7; Hebr 4,14; 7,26; 8,1; 9,24: 12,23.25f; 1 Petr 1,4.12; 3,22: 2 Petr 1,18; 3.5.7.10.12f: Offb 3,12; 4,lf; 5,13; 8,1; 10,1.4-8; 11,12-15.19; 12,3.7-12: 13,13; 14,13; 15,1.5; 19.1.11-14; 21,1f.10

> Hölle – Mt 5,22.29f; 10,28; 18,9; 23,15.23; Mk 9,43.45.47; Lk 12,5; Jak 3,6; Mt 16.18; 18,8f; Offb 9,1f; 19,20.

> Jairus – Mk 5,22; Lk 8,41.

> Jubeljahr – Lev 25,8-31; 27,17-24.

> Lazarus (aus Betanien) – Joh 11,1-44; 12,1f. 9f.17.

> Lebensbuch – Ps 69,29; Phil 4,3; Offb 3,5„ 13,8; 17,8; 20,12.15; 21,27.

> Legion – Mt 26,53; Mk 5,9.15; Lk 8,30.

> Manna – Ex 16,31.35; Num 11,7.9; Dtn 8,3.16; Jos 5,12; Neh 9,20; Ps 78,24; s. A Ex 16,31; Joh 6,31.49; Hebr 9,4; Offb 2,17.

> Menetekel – Dan 5.25-28.

> Myrrhe – Ex 30,23-33; Ps 45,8f; Spr 7,17; Hld 1,13; 4,14; 5,5.13; Mt 2,11; Mk 15,23; Joh 19,39.

> Naaman (Feldherr) – 2 Kön 5,1-27.

> Neujahrsfest – Lev 23,23-25; Num 29,1-6­.

> Neumond – s. A 1 Sam 20,5.

> Noach – Gen 5,19f.32; 6,8 – 10,1; 10,32; 1 Chr 1,4; Tob 4,12; Sir 44,17; Jes 54,9; Ez 14,14.20; Mt 24,37f.

> Offenbarung – Gen 12,1-3; 15,1-21; 28,12-15; 35,6f; Ex 3,4-6; 19,9; Dtn 4,10-14; 1 Sam 3,21; 9,15f; 2 Sam 7,5-17; 1 Chr 17,1-15; Ps 2,7; 85,9; 98,2; 147,19; Spr 29,18; Weish 1,2; Sir 45,5; Jes 40,5; 53,1; 66,15f; Jer 33,6; Bar 3,37f; Dan 2,19.29f.47; Mt 10,26; 11,25.27; 16,17; Mk 3,12; Lk 2,26.32.35; 10,21f; 12,2; 17,30; Joh 1,31; 12,38; 21,1.14; Röm 1,17f; 2,5; 8,18; 16,25; 1 Kor 1,7; 2,10; 3,13; 14,6.26.30; 2 Kor 7,12; 12,1.7; Gal 1,12.16; 2,2; 3,23; Eph 1,17; 3,3.5; 2 Thess 1,7; 2,3.6.8; 1 Petr 1,5.7.12f; 4,13; 5,1.4; 1 Joh 1,2; 3,5.8; 4,9; Offb 1,1; 15,4; > Pro­phet.

> Ofir – 1 Kön 9,28.

> Öl – Ex 27,20; Dtn 7,13; 28,40; Ijob 24,11; Ps 23,5; 45,8; 104,15; Sir 39,26; Jes 1,6; 61,3; Mt 6,17; 25,3f; Mk 6,13; Lk 7,46; 10,34; Hebr 1,9; Jak 5,14.

> Orakel – Ez 12,24; 13,6-9; 13,23; 21,26; 21,28; 21,34; 22,28.

> Paradies – s. Eden. Das Neue Testament be­zeichnet mit Paradies den jenseitigen Be­reich, wo sich die Seligen aufhalten; vgl. Lk 23,43; 2 Kor 12,4; Offb 2,7.

> Paulus (Saulus) – Apg 9.

> Plage – Ex 7,1-11,10; 2 Sam 24,21-25; 1 Kön 8,37; Ps 78,43-51; 105,28-36; 106,29f; Offb 9,18.20; 11,6; 15,1.6.8;‘16,9.21; 18,4.8; 21,9; 22,18.

> Prophet – Gen 20,7; Ex 4,15f; 7,1; 15,20; Num 11,25-29; Dtn 13,2-6; 18,15-22; 34,10; Ri 4,4; 6,8; 1 Sam 9,9; 10,9-12; 19,20-24; 28,6.15; 1 Kön 22,6-28; 2 Kön 22,14; 2 Chr 9,29; 15,8; 34,22; Neh 6,12.14; 1 Makk 14,41; Ps 74,9; Spr 29,18; Jes 8,3; 30,10; Jer 1,5; 5,31; 11,21; 14,13-18; 23,9-32; 27,9f.14-18; 28,8-17; Klgl 2,9.20; Ez 13,1-23; 33,1-9; Hos 9,7; 12,11; Joel 3,1; Am 2,11f; 3,8; 7,14f; Mi 3,5-8; Sach 13,2-6; s. A Sir 49,10; s. Einl. Propheten; Mt 1,22; 2,5.15.17.23; 3,3; 4,14; 5,12.17; 7,12; 8,17; 10,41; 11,9.13; 12,17.39; 13,17.35.57; 14,5; 16,14; 21,4.26.46; 22,40; 23,29-31.34.37; 24,15; Mt 26,56; 27,9; Mk 1,2; 6,4.15; 8,28; 11,32; Lk 1,70.76; 2,36; 3,4; 4,17.24.27; 6,23; 7,16.26.28.39; 9,8.19; 10,24; 11,47.49f; 13,28.33f; 16,16.29.31; 18,31; 20,6; 24,19.25.27.44; Joh 1,21.23.25.45; 4,19.44; 6,14.45; 7,40.52; 8,52f; 9,17; 12,38; Apg 2,16.30; 3,18.21-25; 7.37.42.48.52; 8,28.30.34; 10,43; 11,27; 13,1.15.20.27.40; 15,15.32; 21,10; 24,14; 26,22.27; 28,23.25; Röm 1,2; 3,21; 11,3; 16,26; 1 Kor 12,28f; 14,29.32.37; Eph 2,20; 3,5; 4,11; 1 Thess 2,15; Tit 1,12; Hebr 1,1; 11,32; Jak 5,10; 1 Petr 1,10; 2 Petr 1,19; 2,16; 3,2; Offb 2,20; 10,7; 11,10.18; 16,6; 18,20.24; 22,6.9.

> Purim (Los) – Est 3,7; 9,20-32.

> Salbung – Ex 28,36; 29,7; 30,25; 39,30; Lev 4,3; 1 Sam 10,1.6; 1 Kön 1,34; 19,16; Ps 45,8; 92,11; 133,2; Jes 45,1; Hab 3,13; Mt 26,7; Lk 7,37.

> Satan – 1 Chr 21,1; Ijob 1,6-9.12; 2,1f.4.6f; Sach 3,lf; Mt 4,1-11; 12,26; 13,39; 16,23; 25,41; Mk 1,13; 3,23.26; 4,15; 8,33; Lk 4,1-13; 8,12; 10,18; 11,18; 13,16; 22,3.31; Joh 6,70; 8,44; 13,2.27; Apg 5,3; 10,38; 13,10; 26,18; Röm 16,20; 1 Kor 5,5; 7,5; 2 Kor 2,11; 11,14; 12,7; Eph 4,27; 6,11; 1 Thess 2,18; 2 Thess 2,9; 1 Tim 1,20; 3,6f; 5,15; 2 Tim 2,26; Tit 2,3; Hebr 2,14; Jak 4,7; 1 Petr 5,8; 1 Joh 3,8.10; Jud 9; Offb 2,9f.13.24; 3,9; 12,9.12; 20.2.7.10.

> Schlange – Gen 3,1-15; Ex 4,3f; 7,9-12; Num 21,6-9; 2 Kön 18,4; Ps 91,13; Sir 21,2; Jes 27,1; Mt 7,10; 10,16; 23,33; Mk 16,18; Lk 10,19; 11,11; Joh 3,14; 1 Kor 10,9; 2 Kor 11,3; Offb 9,19; 12,9.14f; 20,2.

> Segen – Gen 1,22.28; 2,3; 5,2; 12,2f; 17,16; 22,17f; 26,24; 27,4.27-40; 47,7; 48,14 – 49,27; Ex 18,10; Num 6,22-27; 23,20; 24,1-3; Dtn 7,13f; 10,8; 11,26f; 28,1-14; 1 Kön 8,56; 1 Chr 4,10; Ps 72,17; 115,12-15; 118,26; 128,1-6; 134,3; Jer 4,2; Mt 25,34; Mk 8,7; Lk 1,42; 2,34; 6,28; 9,16; 24,50f; Apg 3,25f; Röm 12,14; 15,29; 1 Kor 4,12; 10,16; Gal 3,9.14; Eph 1,3; Hebr 6,7.14; 7,1.6f; 11,20f; 12,17; 1 Petr 3,9.

> Simson – Ri 13,24 – 16,31; Hebr 11,32.

> Sintflut – Gen 6,5 – 9,29; Weish 10,4; 14,6; Sir 44,17f; Jes 54,9; Mt 24,38f; Lk 17,27; 1 Petr 3,20f; 2 Petr 2,5; 3,6.

> Sündenbock – Lev 16,5-28.

> Tabita – Apg 9,36.40.

> Tempelvorhang – Mt 27.51.

> Terafim – 1 Sam 19,13; Hos 3,4.

> Totenerweckung – 1 Kön 17,17-24; 2 Kön 4,32-37; Sir 48,5; Mt 9,18-26; 10,8; 11,5; 14,2; 27,52; Mk 5,21-43; 6,14.16; Lk 7,11-17.22; 8,40-56; 9,7f.19; Joh 5,21; 11,1-44.

> Traum – Gen 28,12f; 31,l 0f; 37,5-11.19; 40,1-41,36; Dtn 13,2-6; Ri 7,13-15; 1 Kön 3,5-15; Ijob 33,15; Ps 73,20; Sir 34,1-7; Jer 23,25-32; Dan 2,1-49; 3,98 – 4,34; 7,1-28; Joel 3,1; Mt 1,20f; 2,12f.19.22; 27,19.

> Tummim (Lossteine) – Ex 28,30; Lev 8,8; Dtn 33,8; Esra 2,63; Neh 7.65.

> Unreine Geister – Mt 10,1; 12,43; Mk 1,23.26f 3,11.30; 5,2.8.13; 6,7; 7,25; 9,25; Lk 4,33.36; 6,18 8,29; 9,42; 11,24; Apg 5,16; 8,7; Offb 16,13; 18,2 > Dämonen.

> Unsterblichkeit – Dtn 32,40; Weish 1,15; 3,4 8,13.17; 15,3; Sir 17,30; 1 Kor 15,53f; 1 Tin 6,16.

> Untergang weihen, dem (Bann) – Num 21,1-3; Dtr 13,13-19; Jos 6,17-21; 1 Sam 15,20f.

> Unterwelt (Totenwelt) – Ijob 10,21f; 26,5f 38,17; Ps 6,6; 9,14; 18,6; 30,10; 63,10; 88,6.12 95,4; 115,17; Spr 1,12; 27,20; Weish 16,13; Jes 5,14; 14,9; 26,19; 28,15; 38,10; Mt 11,23; 12,40 16,18; Lk 8,31; 10,15; 16,22-26; Apg 2,24.27.31; Röm 8,36; 10,7; Eph 4,9; 1 Petr 3,19; 4,6; 2 Petr 2,4; Offb 1,18; 5,3.13; 6,8; 9,1f.11; 11,7 17,8; 20,1.3.13f.

> Unvergänglichkeit – Weish 2,23f; 6,19; 12,1 Röm 1,23; 2,7; 1 Kor 9,25; 15,42.50.52-54; Eph 6,24; 1 Tim 1,17; 2 Tim 1,10; 1 Petr 1,4.23 3,4.

> Urim (Lossteine, > Tummim) – Ex 28,30; Lev 8,8; Num 27,21; Dtn 33,8; 1 Sam 28,6; Esra 2,63; Neh 7,65.

> Wahrsagerei – Gen 44,5; Ex 4,4; Lev 3,4; 19,19.26; 20,6; Num 23,23; Ri 17,5; 1 Sam 28,3; Spr 17,8; Sir 34,5f; Jes 3,16; 5,18; 65,4; Ez 13,18; 21,26; Dan 5,12; Hos 4,12; Apg 16,16.

> Weisheit, Weisheitsliteratur, Weise – Ijob; Einl. Spr; Einl. Weish; s. A Sir 24,30-34; 37,19-26; Mt 11,19; 12,42; 13,54; 23,34; Lk 11,49; 1 Kor 19,31; 2,5-13; 12,8; Kol 2,3.

> Wunder – Ex 3,20;4,21;7,9; 15,11; Dtn 6,22; 7,19; Jos 3,5; 1 Kön 17,1 – 19,18; 2 Kön 1,3-25; 4,1 – 8,6; Ps 9,2; 40,6; 72,18; 78,11.43; 111,4; Mt 4,23f; 8,1 – 9,8.18-34; 12,9-15.22; 13,58; 14,13-36; 15,21-39; 17,14-20.27; 19,2; 20,29-34; 21,14.18-22; 24,24; Mk 1,23-34. 40-45; 2,1-12; 3,1-6; 4,35-41; 5,1-43; 6,5.35-56; 7,24-37; 8,1-10.22-26; 9,14-29; 10,46-52; 11,12-14; 13,22; Lk 4,33-41; 5,1-26; 6,6-11.18f; 7,1-21; 8,22-56; 9,12-17.37-43; 11,14; 13,10-17; 14,1-6; 17,11-19; 18,35-43; 22,49-51; Joh 2,23; 3,2; 4,46-54; 5,1-9; 6,1-21; 9,1-7; 11,1-44; 12,37; 20,30; 21,1-14.25; Apg 2,19.22.43; 4,30; 5,12; 6,8; 7,36; 8,12; 10,38; 14,3; 15,12; 19,11; Röm 15,19; 1 Kor 12,10.28f; 2 Kor 12,12; Gal 3,5; 2 Thess 2,9; Hebr 2,4; s. Zeichen.

> Zahlenwert, Zahlensymbolik – Ex 12,37; Mt 1,17; Joh 21,11; Offb 1,4; 7,4-17; 9,16; 11,2; 13,18; 14,20.

> Zeichen – Gen 9,12-17; 17,11; Ex 7,3f; 10,lf; 12,13; 31,13.17; Num 14,11.22; Ps 78,43; Jes 7,11-14; 55,13; 66,19; Ez 14,8; Dan 4,4; Mt 12,38f; 16,1.3f; 24,3.24.30; 26,48; Mk 8,llf; 13,4.22; 16,17.20; Lk 2,12.34; 11,16.29f; 21,7. 11.25; Joh 2,11.18.23; 3,2; 4,48.54; 6,2.14.26.30; 7,31; 9,16; 10,41; 11,47; 12,18.37; 20,30; Apg 2,19.22.43; 4,16.22.30; 5,12; 6,8; 7,36; 8,6.13; 14,3; 15,12; Röm 4,11; 15,19; 1 Kor 1,22; 14,22; 2 Kor 12,12; 2 Thess 2,9; 3,17; Hebr 2,4; Offb 12,1.3; 13,13f; 15,1; 16, 14; 19,20.

> Zungenreden – Apg 2.4; 1 Kor 12,10; 14,22.

Bibel des Teufels > Teufelsbibel.

Bibel-Code, bekannt auch als Bibelkodex oder Torah-Code, Kurzform für die Behauptung, dass die Bibel (näherhin die fünf Bücher Mose) in codierter Form Prophezeiungen für Ereignisse enthalten, die nach ihrer Niederschrift geschehen sind. Die Verschlüsselung lasse sich entziffern, wenn man den hebräischen Text fortlaufend, ohne Wortzwischenräume und Satzzeichen hinschreibt und nur jeden 2., 3., oder auch 500. Buchstaben auswählt. Die Buchstaben ließen sich dann wie eine Art Kreutzworträtsel anordnen, in dessen Zeilen, Spalten oder Diagonalen bisweilen Wörter zu entziffern seien, die zukünftige Ereignisse beinhalten sollen.

Diese Hypothese wurde vor allem durch das 1997 erschienene Buch Der Bibel Code von Michael Drosnin zum weltweiten Thema. Durch entsprechende Computerprogramme sei man nun in der Lage, die Bibel so zu lesen, wie sie immer beabsichtigt war, nämlich als Prophezeiung. Drosnin beruft sich bei seiner Beschreibung auf Untersuchungen des israelischen Mathematikers Elijahu Rips, der bereits 1994 in der Fachzeitschrift Statistical Science (Vol. 9, No. 3, 429 – 438) die These aufstellte, dass im Text des Alten Testaments auffällig viele Wörter codiert seien. Dass jedoch in den 304.805 hebräischen Schriftzeichen der Tora alle künftigen Ereignisse vorhergesagt sein sollten, bleibt so lange pure Phantasie, bis diese eingetroffen sind. Dann stellt sich erst die grundsätzliche Frage, inwieweit sie schon im Voraus aus der Bibel entschlüsselt wurden. Interpretationen nach den Ereignissen gehören in den Bereich „das habe ich immer schon gesagt“. So schreibt schließlich auch Drosnin in der Einleitung seines Buches: „Ob der Code auch für die fernere Zukunft Gültigkeit hat, entzieht sich jedweder Kenntnis“ (S. 11). Er hat als Journalist die Ergebnisse der Rips-Experimente in romanhafter Ich-Erzählung aufbereitet, und die Leser haben den Roman wie das Sakrileg und ähnliche Themen religiösen Hintergrunds vielfach als Wahrheit aufgenommen, obwohl der Wahrheit selbst die Romanhaftigkeit fehlt.

Lit.: Drosnin, Michael: The Bible Code. New York: Simon & Schuster, 1997; ders.: Bibel Code II: der Countdown. Aus dem Amerikan. von Elisabeth Parada Schönleitner. Augsburg: Weltbild, 2004.

Bibelloserei > Bibelstechen.

Bibelmagie, magische Aussagen und Handlungen im Zusammenhang mit der > Bibel. Dabei sind zwei grundsätzlich verschiedene Formen der > Magie zu unterscheiden, nämlich Magie in der Bibel und Magie mit der Bibel:

1. Magie in der Bibel. Das Alte Testament weist eine Reihe von magischen Gegenständen und Handlungen auf wie > Liebesäpfel (Hld 7, 14) oder > Aarons Zauberstab (Ex 7, 12). Die Versuche, durch magische Praktiken die Zukunft zu enträtseln, z. B. durch Totenbeschwörungen, Wahrsagerei und Zauberei, werden als mit dem Jahweglauben unvereinbar bezeichnet, insbesondere der Götzendienst. Hingegen haben Segen, Fluch, Reinheitsvorschriften und Opfer, Kultgegenstände und -handlungen mit der Aufnahme in den Jahweglauben ihre ursprünglich magische Bedeutung verloren.

Im Neuen Testament wird jede Form der Magie abgelehnt. So verbrannten Christen aus Ephesus nach der Taufe auf Veranlassung des Paulus (Apg 19, 19) ihre magischen Bücher.

2. Magie mit der Bibel. Hier wird die Bibel selbst zum magischen Gegenstand. Sie dient vor allem zur Abwehr von bösen Geistern und als Heilmittel. Man legt sie unter das Kopfkissen eines Kranken, damit er geheilt oder der Todeskampf gelindert werde. Zum Schutz und Gedeihen der Tiere hängt man sie sogar im Stall auf. Zum persönlichen Schutz werden Seiten der Bibel als > Amulett verwendet.

Lit.: Dinzelbacher, Peter / Dieter R. Bauer (Hrsg.): Volksreligion im hohen und späten Mittelalter. Paderborn [u. a.]: Schöningh, 1990; Dictionary of Deities and Demons in the Bible (DDD). Second extensively rev. ed. Leiden: Eerdmans; Brill, 1999.

Bibelorakel, Wahrsagen mit der > Bibel oder mit bestimmten Bibelstellen. Der mantische Umgang mit der Bibel, der praktisch darauf hinauslief, aus der Bibel ein Mittel der Wahrsagekunst zu machen, entsprach einem Buchgebrauch, der schon in der Antike vorgeprägt wurde. Auskunft über die Zukunft, die man in der alten Welt von Homer, Vergil oder den sybillinischen Büchern erhoffte, sollte insbesondere die Bibel geben. So berichtet Augustinus, dass der Eremit Antonius (251/52 – 356) „durch eine Evangelienlesung, zu der er wie durch Zufall kam, sich mahnen ließ, als ob an ihn gerichtet wäre, was verlesen wurde: ‚geh hin, verkaufe alles was du hast und gib’s den Armen, so wirst Du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir‘ (Mt 19, 21)“ (Confessiones VIII, 12).

Als aber derartige Praktiken zum allgemeinen Volksgut wurden und man sie reichlich pflegte, sah sich die Kirche gezwungen, gleich Paulus (Apg 19, 19), dagegen aufzutreten. Dies tat auch Bischof > Burchard von Worms († 1025), der ein Bußbuch abfasste und es jedem Beichtvater zur Pflicht machte, ein Beichtkind Folgendes zu fragen: „Hast du nicht das Schicksal mittels Bücher oder Täfelchen zu erforschen versucht, wie viele es zu tun pflegen, die glauben, aus dem Psalter, den Evangelien oder dergleichen Dingen das Schicksal erfahren zu können?“ (Gurjewitsch, 384).

Neuerdings wurde die Bibel durch die Entschlüsselung des sogenannten > Bibel-Codes zum Zukunftsbuch schlechthin gestempelt, allerdings ohne Realitätskontrolle.

Lit.: Hain, Mathilde: Burchard von Worms († 1025) und der Volksglaube seiner Zeit. Hessische Blätter für Volkskunde 47 (1956), 39 –50); Gurjewitsch, Aaron J.: Das Weltbild des mittelalterlichen Menschen. [Aus dem Russ. übers. von Gabriele Loßack. Wiss. Bearb.: Hubert Mohr]. München: Beck, 1997; Drosnin, Michael: Bibel Code II: der Countdown. Augsburg: Weltbild, 2004.

Bibelstechen, ziellose Wahl einer Bibelstelle, die man als gesuchte Antwort oder als Hinweis auf die gestellte Frage interpretiert. Diese Wahl kann durch echtes oder symbolisches Stechen geschehen.

Beim echten Stechen wird mit einem spitzen Messer, einer Nadel oder sonst einem spitzen Gegenstand ungezielt in die Bibel gestochen und die durchstochene Stelle auf der zufällig aufgeschlagenen Seite der Bibel als Antwort gewertet.

Beim symbolischen Stechen schlägt man eine beliebige Seite der Bibel auf und legt mit geschlossenen Augen den Finger auf eine beliebige Stelle, die als die gesuchte Antwort interpretiert wird. Dieser Brauch wird auch > Däumeln genannt, wenn die jeweilige Seite mit dem Daumen festgehalten wird.

Derartige Bräuche sind unterhaltsame Spielereien, sofern man die Bibel nicht beschädigt und die Deutung der Stelle nicht als verpflichtende Aussage nimmt, sondern höchstens als Anregung. Darin den Finger Gottes erkennen zu wollen, tadelte schon Augustinus mit scharfen Worten.

Lit.: Schmidt, Philipp: Dunkle Mächte: ein Buch vom Aberglauben einst und heute. Frankfurt a. M.: Josef Knecht, 1956; Dinzelbacher, Peter / Dieter  R. Bauer (Hrsg.): Volksreligion im hohen und späten Mittelalter. Paderborn [u. a.]: Schöningh, 1990; Augustinus, Aurelius: Bekenntnisse. Übers. von Wilhelm Thimme. Mit einer Einf. von Norbert Fischer. Düsseldorf: Artemis und Winkler, 2007.

Bibergeil (lat. Castoreum), Drüsensekret, das Biber zur Paarungszeit ausscheiden. Das aromatisch riechende, bitter schmeckende, salbenartige Sekret wurde noch bis vor 150 Jahren fast mit Gold aufgewogen, da es in der Volksmedizin sehr begehrt war. So wurden die paarweise zwischen After und Geschlechtsteilen des Bibers gelegenen 20 – 100  g schweren Drüsensäcke nach Tötung des Tieres herausgenommen, in Rauch getrocknet, zu über 200 Rezepten verarbeitet und bei Kopfschmerzen, Krämpfen, Wassersucht und Hysterie angewendet. Bereits in der Antike wurde die Substanz gegen Epilepsie und nervöse Störungen eingesetzt.

Die medizinische Wirkung des Sekrets scheint durch das Silizin erzielt zu werden, den Inhaltsstoff der Weidenrinde, den Biber mit der Nahrung aufnehmen.

1891 verschwand B. aus dem Deutschen Arzneibuch, nicht zuletzt auch deshalb, weil es in Mitteleuropa kaum noch Biber gab.

Heute wird B. weiterhin in der Homöopathie verwendet und ist in Apotheken als Tinktur erhältlich.

Lit.: Hunnius. Pharmazeutisches Wörterbuch. Berlin: de Gruyter, 2004.

Bibergemahlin, eine Gestalt in den Mythen der Ojibwa-Indianer, die sich selbst Anishinaabe nennen, die Achtung vor den Tieren lehrt.

Lit.: Jones, David M.: Die Mythologie der Neuen Welt: die Enzyklopädie über Götter, Geister und mythische Stätten in Nord-, Meso- und Südamerika. Reichelsheim: Edition XXV, 2002.

Bibiana (Viviana von lat. vivere, leben, „die Lebendige“), hl. Märtyrerin (Fest: 2. Dezember). Nach dem Liber pontificalis 1, 249, ruht der Leichnam in der nach ihr benannten römischen Kirche, die Papst Simplicius (468 – 483) über ihrem Grab errichten ließ. Der Legende nach soll B. als junges Mädchen um das Jahr 365 nach Monaten der Folter an eine Säule aus Porphyr gebunden und mit Geißeln, die mit bleiernen Zacken versehen waren, zu Tode gepeitscht worden sein. Ein Priester nahm sich dann der Leiche an und bestattete sie. In der 100 Jahre später erbauten Kirche S. Bibiana befindet sich angeblich jene Säule, an der B. den Martertod fand.

Sowohl der Staub der Säule als auch die Minze, die auf dem Grab wächst, galten als wirksame Medizin gegen Fallsucht. So wird B. gegen Epilepsie, Trunksucht, Kopfschmerz, Krampf und Unfall angerufen.

Dargestellt wird sie als edel gekleidete Frau mit den königlichen Attributen Schleier, Krone und Reichsapfel, ferner mit Pflug, Schwert und Buch.

Lit.: Delehaye: Étude sur el Légendier Romain. Bl 1936, 124 –143; Martyrologium Romanum. Brüssel, 1940.

Bibliomantie, auch Bibliomantik (griech. biblion, Büchlein; manteia, Weissagung; engl. bibliomancy), Weissagen mit Büchern, meist mit heiligen Schriften. Dabei schlägt man die Seite eines Buches nach Zufall oder blind auf und wählt bei geschlossenen Augen mit dem Daumen oder einem Stäbchen einen Abschnitt oder ein Wort aus. Das gewählte Wort oder der gewählte Absatz soll Antwort auf eine vorher gestellte Frage geben.

Im Altertum wurden mit Vorliebe das Alte Testament, Astrologische Werke, Orakelsammlungen (> Losbücher) und Dichtungen (Sortes Homericae, Sortes Vergilianae) benutzt. Die B. fand dann auch Einzug in das Christentum, indem man sich auf Aussagen der Bibel berief. So spielt B. in der Bekehrungsgeschichte des > Augustinus eine wichtige Rolle. Er schlug Röm 13, 13f auf (Bekenntnisse VIII, 12). Der hl. > Franziskus befragte die Evangelien. Moslems nehmen dazu den > Koran.

Der Missbrauch wurde jedoch bereits 465 im 16. Canon der Synode von Viennes unter Androhung der Exkommunikation untersagt. Auch jüdische Autoritäten des MA untersagten den Gebrauch der Bibel zu Loszwecken oder fanden ihn zumindest unangemessen. > Bibelstechen, > Bibelorakel, > Bibelmagie.

Lit.: Abraham, W.: Studien zu einem Wahrsagetext des späten MA. Hess. Blätter für Volkskunde 59 (1968), S. 21; Harmening, Dieter: Superstitio: überlieferungs- und theoriegeschichtliche Untersuchungen zur kirchlich-theologischen Aberglaubensliteratur des Mittelalters. Berlin: Erich Schmidt, 1979; Dinzelbacher, Peter / Dieter R. Bauer (Hrsg.): Volksreligion im hohen und späten Mittelalter. Paderborn [u. a.]: Schöningh, 1990.

Biblioteca Bozzano-De Boni, Bibliothek für Psychische Forschung und Parapsychologie, wurde am 1. Januar 1985 gegründet und enthält vor allem die Bücher- und Dokumentationssammlungen der bekannten Forscher im Bereich des Paranormalen, Ernesto > Bozzano (1861– 1943) und Gastone > De Boni (1908 – 1986). De Boni ermunterte in seinen letzten Jahren Silvio > Ravaldini, einen stabilen Platz für die B. zu finden und eine Kulturgesellschaft zu gründen, die das Erbe verwaltet. So entstand 1985 das > Archivio di Documentazione Storica della Ricerca Psichica, das dann 1999 in die Fondazione Biblioteca Bozzano-De Boni eingegliedert wurde, die heute die B. leitet. Durch diese Fusion wurde auch die vom Archiv herausgegebene Quartalschrift > Luce e Ombra zum offiziellen Organ der Fondazione.

Lit.: Luce e Ombra. Rivista trimestrale di parapsicologia e dei problemi connessi. Organo della Fondazione Biblioteca Bozzano-De Boni. Bologna / Italien.

Bicker, Adelheid, wurde als Hexe 1653 zum Tod durch Enthauptung verurteilt. B. stammte aus der Bauerschaft Langenholzhausen / Deutschland. Um 1620 heiratete sie Cordt Depping, nach dessen Tod den Alten Bicker. Nach dem Bericht eines Beamten über eine inquisitorische Zeugenvernehmung wurde der Prozess gegen B. am 29. August 1653 eingeleitet. Am 17. Juli 1653 hatte B. dem Knecht Tönies Bent in ihrem Leibzuchthaus, wo sie damals arbeitete, eine Schüssel Milch gegeben, nach deren Genuss ihm sofort übel wurde. Auf dem Krankenlager beschuldigte er sie, ihn mit Milch bezaubert zu haben. Nach vierzehntägiger Krankheit starb er. Dieses Geständnis wurde später auch in Frage gestellt. Am 8. Oktober 1653 wurde B. auf ihr Begehren hin der > Wasserprobe unterzogen, wobei sie dreimal schwamm. Nach schwerer Folter gestand sie schließlich und wurde zum Tod durch das Schwert verurteilt.

Lit.: Walz, Rainer: Hexenglaube und magische Kommunikation im Dorf der frühen Neuzeit: die Verfolgungen in der Grafschaft Lippe. Paderborn: Schöningh, 1993, S. 113 – 116.

Biedermann, Hans, Prof. Dr. (* 22.08.1930 Wien; † 19.11.1989 Graz), Historiker, Ethnologe, Sachbuchautor. Österreichischer Forscher im Bereich der Völker- und Volkskunde mit besonderem Interesse für > Symbole, > Götter, > Dämonen, > Alchemie, prähistorische Kulturen und ungeklärte Phänomene aller Art. B. studierte in Wien Natur- und Geisteswissenschaften und war jahrzehntelang im Verlagswesen tätig. Seine Forschungsreisen führten ihn nach Südostafrika, Mexiko und in die Westsahara. Er war ein überaus liebenswürdiger und einfühlsamer Mann, der für das gesamte Gebiet der > Paranormologie sehr aufgeschlossen war. Seine zahlreichen Werke, die zum Teil auch in fremdsprachigen Ausgaben erschienen, sind heute noch in vieler Hinsicht eine Fundgrube.

W.: Altmexikos Heilige Bücher. Graz: ADEVA, 1971; Hexen: auf den Spuren eines Phänomens; Traditionen, Mythen, Fakten. Graz: Verlag für Sammler, 1974; Die versunkenen Länder: die Atlantis-Frage und andere Rätsel der Menschheitsgeschichte; Traditionen – Mythen – Fakten. Graz: Verlag für Sammler, 1975; Wellenkreise: Mysterien um Tod und Wiedergeburt in den Ritzbildern des Megalithikums. Hallein: H. Nowak Burgfried Verlag, 1977; Die Spur der Altkanarier: eine Einf. in d. Altvölkerkunde d. Kanarischen Inseln. Hallein: Burgfried-Verl, 31983; Höhlenkunst der Eiszeit: Wege zur Sinndeutung der ältesten Kunst Europas. Erstveröff. Köln: DuMont, 1984; Medicina magica: Metaphysische Heilmethoden in spätantiken und mittelalterlichen Handschriften. Graz: ADEVA, 31986; Das verlorene Meisterwort: Bausteine zu einer Kultur- und Geistesgeschichte des Freimaurertums. Wien [u. a.]: Böhlau, 21986; Handlexikon der magischen Künste: von der Spätantike bis zum 19. Jahrhundert. 3., verb. und wesentl. verm. Aufl. Graz: ADEVA, 1986; Die großen Mütter: die schöpferische Rolle der Frau in der Menschheitsgeschichte. Bern [u. a.]: Scherz, 1987; Dämonen, Geister, dunkle Götter: Lexikon der furchterregenden mythischen Gestalten. Graz [u. a.]: Stocker, 1989; Jade, Gold und Quetzalfedern: Altmexiko im Spiegel des Codex Borgia. Graz-Austria: ADEVA, 1989; Sagaheim: verborgene Weisheit in alten Märchen. München: Droemer Knaur, 1990; Knaurs Lexikon der Symbole. [Hrsg. von Gerhard Riemann]. München: Droemer Knaur, 51994; Medizynische Heilkunde: von Ärzten und Patienten, von Quacksalbern und Simulanten. 2., erg. Aufl. Neckarsulm [u. a.]: Jungjohann, 1994.

Biel, angeblich germanischer Gott, der besonders in Thüringen und Sachsen verehrt wurde. Auf dem Felsen der Bielshöhe, in der Nähe des Klosters Ilfeld, huldigte man ihm durch einen mit seiner Statue gezierten > Altar. Er soll ein Beschützer der Wälder sowie ein Förderer des Wachstums gewesen sein und nach anderen die Sonne dargestellt haben. Auf dem Felsen der Bielshöhe predigte dann der heilige Bonifatius, nachdem seine Begleiter B. von seinem Altar gestürzt hatten.

Lit.: Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Erftstadt: area verlag gmbh, 2004. (Diese modernisierte Ausgabe lehnt sich eng an das Originalwerk von 1874 an.)

Bien Boa, ein viel diskutiertes > Phantom mit Helm und Turban eines angeblich vor über 300 Jahren verstorbenen Brahmanen. So erschien er dem Nobelpreisträger Charles > Richet, der im August 1905 in der Villa Carmen von General Noël und dessen Frau in Algier mit dem Medium Marthe Beraud (> C., Eva) 20 Sitzungen durchführte. Richet hörte die Schritte des Phantoms, konnte seine Wärme spüren, seine Atemzüge beobachten, die Knochen seiner Hände drücken. In den Sitzungen wurden fünf Aufnahmen mit einem Kodakapparat gemacht. Für das Blitzlicht verwendete man Magnesium und Kaliumchlorat. Auch Stereoskopbilder wurden erstellt. Alle Platten wurden von einem Optiker in Algier entwickelt, der nichts von den Vorgängen ahnte. Die Bilder zeigten ein Phantom mit Helm und Turban. Der Fall stieß nicht zuletzt deshalb auf große Aufmerksamkeit, weil den Beteiligten schon sehr bald Täuschung vorgeworden wurde. Der Sohn des Generals war damals mit der 19-jährigen Beraud verlobt. Der Kutscher des Generals, Areski, soll bei den Sitzungen die Rolle des Phantoms gespielt haben. Albert Frhr. von > Schrenck-Notzing bezeichnete dies als „Klatschgeschichte“, und Richet schrieb unter dem Datum vom 10. Januar 1914, dass er kein Wort zurücknehme.

Lit.: Richet, Charles: Les phénomènes dits de matérialisation de la villa Carmen, avec documents nouveaux et discussion. Paris: Annales des sciences psychiques, 1906; Schrenck-Notzing, Albert von: Der Kampf um die Materialisationsphänomene. Eine Verteidigungsschrift. München: Reinhardt, 1914.

Biene (apis mellifica, Honigbiene), gesellig lebender Hautflügler. In einem Bienenstock leben ungefähr 40.000 bis 70.000 Bienen mit einer Königin. Jede B. hat ihre bestimmte Aufgabe. Die Königin ist um ein Drittel größer als die Arbeitsbienen. Sie wird durchschnittlich 6 Jahre alt. In dieser Zeit legt sie bis zu einer Million Eier. Für die Paarung sind für sie die Männchen da, die Drohnen. Sie haben keinen Stachel und wenn die Nahrung knapp wird, werden sie vertrieben oder erstochen. Den Haushalt führen die Arbeiterinnen. Sie kümmern sich um die Jungbienen und die Königin, halten den Stock sauber, bauen, wachen, suchen Futter und leben nur sechs Wochen. 

Aufgrund dieser Ordnung ist die B. zum Symbol für Fleiß, bäuerliches Wohl, Organisation, Reinheit, Staatwesen und Herrschaft geworden. So war sie schon bei den Sumerern ein Symbol für das Königtum. In Ägypten brachte man sie in Verbindung mit der Sonne und sah in ihr ein Symbol der Seele. Die prä- und frühdynastischen Herrscher Unterägyptens hatten den Beinamen „Fürst Biene“. In Griechenland hießen die Priesterinnen von Eleusis und Ephesus Bienen, wohl wegen ihrer Reinheit. Für > Aristoteles ist die B. ein Symbol der natürlichen Geselligkeit.

Die biblische Geschichte von Simson und dem Bienenschwarm im Löwenkadaver (Ri 14, 8) wurde später als Sinnbild für die Auferstehung (Bienen) aus der Todesnacht (Kadaver) gedeutet und hat in dieser Bedeutung im Exsultet, dem Osterlob der katholischen Liturgie, einen festen Platz. Die unermüdliche Tätigkeit der B. ließ sie ferner zum Symbol der Hoffnung und der Kirche werden. Wie in der Antike Dichter öfters mit B.n verglichen wurden, so erhielten in der Kirche große Prediger wie > Ambrosius oder > Bernhard von Clairvaux einen Bienenstock als Attribut, denn ihre Worte vom Gottesreich sind „süßer Honig“. Und > Dante vergleicht im 31. Gesang des Paradiso die im Himmel ankommenden Gläubigen mit B.n, die zu einer Blume zurückkehren.

Lit.: Ransome, Hilda M.: The Sacred Bee in Ancient Times and Folklore. Boston; New York: Houghton Mifflin Co., 1937; Rech, Photina: Inbild des Kosmos: eine Symbolik der Schöpfung. Bd I. Salzburg-Freilassing: Otto Müller, 1966; Waszink, Jan Hendrik: Biene und Honig als Symbol des Dichters und der Dichtung in der griechisch-römischen Antike. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1974.

Bienenkorb (engl. beehive), Symbol des Glücks und der Gemeinschaft. Im B. befindet sich verzaubertes Gold der Zwerge und die in ihm beherbergten Waben mit Honig symbolisieren die „honigfließende Rede“ der Heiligen. So berichtet die Legenda aurea des Jacobus de Voragine (1230 –1298), dass aus dem Mund des hl. > Ambrosius als Wiegenkind die Bienen ein- und auszogen, als wäre es ihr B. In diesem Sinne charakterisiert ein B. den hl. Johannes > Chrysostomos („Goldmund“) und den hl. > Bernhard von Clairvaux. Der B. symbolisiert zudem Maria, da sie als Gottesmutter „alle Süße“ birgt, und die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen, die unermüdlich für das Seelenheil sorgen.

Der B. ist auch ein beliebtes Symbol der > Freimaurer (soziale Gemeinschaftsarbeit).

Lit.: Jacobus <de Voragine>: Legenda aurea. Nürnberg: Anton Koberger, 1482; Biene und Bienenkorb. Bayreuth: Freimaurerische Forschungsgesellschaft Quatuor Coronati, 1990; Wetzel, Christoph: Das große Lexikon der Symbole. Darmstadt: Primus, 2008.

Bienenomen, Vorzeichen eines künftigen Ereignisses durch das Verhalten der Bienen und dessen Deutung zur Vorhersage. Als eines der volkstümlichsten Tiere wird die > Biene aufgrund ihrer Ordnung und Großzügigkeit (Produzentin von Honig und Wachs) in ihrem Verhalten seit jeher mit zahlreichen Vorzeichen in Verbindung gebracht: Verfolgen Bienen sich und töten sich gegenseitig oder kommt es zu Schlachten benachbarter Bienenstaaten, steht angeblich ein Krieg bevor. Wem die Biene an die Lippen fliegt, ohne hineinzustechen, kann sich an den hl. > Ambrosius von Mailand oder den griechischen Tragödiendichter Sophokles erinnern, denen dieses Verhalten zum Omen wurde in dem Sinne, dass ihnen die Worte künftig wie „Honig von den Lippen fließen“ würden. Als der Philosoph Platon als Kind in seiner Wiege schlummerte, machten es sich die Bienen auf seinem Mund geradezu bequem – ein Omen seiner besonderen Berufung.

Lit.: Bauer, Wolfgang / Clemens Zerling: Das Lexikon der Orakel: der Blick in die Zukunft. Orig.ausg. München: Atmosphären Verlag, 2004.

Bienensegen > Lorscher Bienensegen.

Bier, mäßig berauschendes Getränk, das schon 3000 v. Chr. den Babyloniern und Ägyptern bekannt war. Nach der ägyptischen Sage wurde die erzürnte Göttin > Hathor vom Gott > Re mit einem berauschendem Getränk aus Gerste mit dem Zusatz der Dadafrucht (Alraun) besänftigt. Nach dem mittelalterlichen Dichter > Hartmann von der Aue († um 1200 oder 1220) war das Bier so schwach, dass ein Becher Wein die Wirkung von 44 Bechern Bier hatte.

Wie in China war es auch in Mitteleuropa Brauch, das B. mit Bilsenkrautsamen zu verstärken – daher auch die Ortsnamen Bilsensee, Bilsdorf und Pilsen in Böhmen. Wegen der starken Wirkung wurde der Zusatz von Bilsenkrautsamen im 16. Jh. verboten, weil diese mit der im Mittelalter aufgetretenen Tanzwut in Zusammenhang gebracht wurden.

B. wurde bei den alten Ägyptern auch als Opfergabe dargebracht und galt bei den Germanen als Göttertrank, Äl genannt, den angeblich die Riesen brauten.

Ein ähnliches Getränk war das > Kykeon, das die > Griechen bei den > Mysterien in > Eleusis verwendeten.

Lit.: Schwarzkopf, S. A. von: Der Hopfen und das Bier. In naturhistorischer und medizinischer Hinsicht, ihre Bestandtheile, Wirkungen und Geschichte. Leipzig; Berlin, 1881; Theodorus, Jakob: Neu vollkommen Kräuter-Buch, Darinnen uber 3000 Kräuter. München: Kölbl, 1993; Hartmann, von Aue: Iwein: mittelhochd. / neuhochd., übers., mit einem Nachw. vers. von Manfred Stange. Wiesbaden: Marix-Verl, 2006.

Bierbrauen, das Herstellen von Bier galt in früheren Zeiten als ebenso heikel wie das Buttern. Wie nämlich Hexen auf > Milch und > Butter erpicht sein sollen, so glaubte man sie auf > Bier geradezu versessen. 1576 behauptete eine Frau, die in Mecklenburg der Hexerei angeklagt wurde, dass sie in der > Walpurgisnacht auf dem > Blocksberg „roth bier getruncken uth glesern“. Doch die Hexen hatten es nicht nur auf den Brauprozess abgesehen, sondern auch darauf, das Bier anderer zu verderben. Schutz vor derartiger > Verhexung boten verschiedene > Amulette, die unter dem Bierfass vergraben, an das Fass gehängt oder sogar in das Bier geworfen wurden. Für besonders wirksam hielt man das Schlangenhaupt und die rote Koralle. 

Die Herstellung des Bieres ist seit den ältesten Zeiten bis in unsere Tage in den Grundzügen fast gleich geblieben. Nach den Keilschriften der > Sumerer zählten zu ihren Bieren Emmer- (Weizen-), Gerste- und Hirsebiere, gewöhnliche und volle, gangbare und feine, süße und herbe, helle und dunkle Biere, Schwarz-, Weiß- und Prima-Biere. Was den Menschen mundete, wurde von den Göttern nicht verachtet. So wurden auch diese mit heiligen Biertrankopfern bedacht. Ferner spielte vor allem Hirsebier eine große Rolle bei der sumerischen Heilbehandlung.

Lit.: Elmayer von Vestenbrugg, Rudolf: Eingriffe aus dem Kosmos: Erdsatelliten, kosmische Katastrophen, Sintflut, Atlantis, wurzellose Hochkulturen der Urzeit, Ergebnisse der drei ersten USA-Mondfahrten, UFO-Sendboten aus dem Weltall, kosmische Eingriffe aus der vierten Dimension. Freiburg i. Br.: Bauer, 1971; Bandini, Ditte: Kleines Lexikon des Hexenwesens. Genehm. Lizenzausg. f. area verlag gmbh, Erftstadt. München: Dt. Taschenbuchverlag, 1999.

Bierman, Dick (*1943), holländischer Physiker und Parapsychologe; studierte an der Universität Amsterdam Physik und Psychologie und promovierte mit 28 Jahren in Experimenteller Physik. Daraufhin befasste er sich mit der Frage der Künstlichen Intelligenz, den veränderten Bewusstseinszuständen und der Bedeutung der Emotionen. 1982 wurde B. Professor für „Instrumentation in Psychologie“ an der Fakultät für Psychologie der Universität Amsterdam. Seit 1994 ist er auch Prof. an der Universität Utrecht und hält dort Vorlesungen über anomale kognitive Prozesse. Nach ihm ist es eine Fiktion, zu glauben, man könne mit Hilfe moderner Technologie ein betrugssicheres parapsychologisches Experiment durchführen, da mit denselben Möglichkeiten auch paranormale Phänomene vorgetäuscht werden könnten. Neuerdings befasst er sich mit dem Verhältnis von Quantenphysik und Bewusstsein. Sein Hauptinteresse gilt der Erforschung des Bewusstseins und unbewusster Prozesse.

B. ist Mitbegründer des Forschungsinstituts für PSI und Physik.

W.: Fysica en parapsychologie, Studievereniging voor Psychical Research, 1992; Bewustzijn en parapsychologie. Studievereniging voor Psychical Research, 1993; zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften und Kongressbänden.

Biermann, Martin, geb. in Aschersleben, Hochstift Halberstadt; † 10.11.1595 in Wittenberg, Herzogtum Sachsen; Dr. med. an der Univ. Basel, 1590 Heirat mit Sophia Hedwig Bökel; Medizinprofessor in Helmstedt bis 1593, anschließend in Wittenberg, wo er 1569 sein Medizinstudium begonnen hatte. B. gibt in seinem Hauptwerk De magicis actionibus eine umfangreiche Analyse der magischen Effekte, betont jedoch die Beschränktheit immanenter Wirkungen durch die Naturgesetze. Seine Thesen richten sich gegen den prominenten französischen Gegner von Johann > Weyer und den Aristoteleskritiker Jean > Bodin. Magische Effekte – wenngleich als physiologisch bewirkte Blendwerke des Satans – seien Gegenstand medizinischer bzw. physikalischer Untersuchung. Mit Ausnahme der Ausfahrt (der Hexen), deren Realität er in manchen Fällen zugesteht, seien die umstrittenen Elemente der Hexenlehre (Sabbat und Buhlschaft) reine dämonische Illusionen und die heil- und schadensmagischen Handlungen seien entweder als teuflische Sinnestäuschungen oder als unabhängige natürliche Mechanismen zu verstehen.

Das Werk wurde auch vom Wittenberger Mediziner Tobias > Tandler in seine Dissertatio de fascino et incantatione (1613) aufgenommen. Der Rostocker Jurist und Kritiker der Hexenverfolgung, Johann Georg > Gödelmann, verwendete das Werk ebenfalls.

W.: De magicis actionibus exetasis succincta: sententiae Johannis Bodini iureconsulti Galli opposita, Respondente Johanne a Petkum Hamburgensi. Helmstedt, 1590.

Biewer, Reiner (1581–1613), Abt d. Reichsabtei St. Maximin bei Trier, Befürworter der Hexenverfolgung. In seine Amtszeit fällt die von ihm quasi als territorialem Landesherrn autorisierte Hexenverfolgungswelle von 1586 – 1596. Er selbst war von der Wahnidee der existentiellen Angst besessen, die Hexen würden ihn auf magische Weise umbringen wollen. Deshalb musste der holländische Theologe Cornelius Loos in B.s Abtei in Gegenwart des Nuntius Ottavio Frangipani seine verfolgungskritischen Thesen sogar auf den Knien widerrufen!

Lit.: Weisenstein, Karl (Bearb.): Das Hexenregister des Claudius Musiel. Ein Verzeichnis von hingerichteten und besagten Personen aus dem Trierer Land (1586 –1594). Trier, 1996 (Trierer Hexenprozesse – Quellen und Darstellung; 2), S. 9 – 106; Voltmer, Rita: Claudius Musiel oder die Karriere eines Hexenrichters. Auch ein Beitrag zur Trierer Sozialgeschichte des späten 16. Jahrhunderts. In: Gunther Franz / Franz Irsigler (Hg.): Methoden und Konzepte der historischen Hexenforschung. Trier, 1998 (Trierer Hexenprozesse – Quellen und Darstellungen; 4), S. 211 – 254.

Biffant, ein weniger bekannter Dämon, Chef einer Legion, von dem angeblich Denise de la Caille besessen war und der gezwungen wurde, mit seinen Klauen die Exorzismusformel zu signieren.

Lit.: Wierus, Joannes: Ioannis Wieri De Praestigiis Daemonum, et in cantationibus ac veneficiis: Libri sex; Acc. Liber apologeticus, et pseudomonarchia daemonum; Cum rerum ac verborum copioso indice. Postrema editione quinta aucti & recogniti. Basileae: Oporinus, 1577.

Bifrons, Dämon monströsen Aussehens, der aber auch Menschengestalt annehmen kann. Er ist bewandert in Geometrie und Astrologie, kennt die Kräfte der Pflanzen und der wertvollen Steine, soll Leichname von einem zum anderen Ort befördern und das eigenartige Leuchten der Leichen über den Gräbern bewirken. Ihm unterstehen 26 Höllenlegionen.

Lit.: Wierus, Johann: Pseudo-monarchia daemonum: Ocuras hominum, ô guantum est in rebus inane, 1600; Shepard., Leslie (Hrsg.): Encyclopedia of Occultism & Parapsychology; Bd. 1. Second Ed. Detroit, Michigan: Gale Research Company; Book Tower, 1984.

Bifröst (altnord., „Zitterweg“, „schwankende Himmelsstraße“), nach der germanischen Mythologie die > Himmel und > Erde, > Asgard und > Midgard verbindende Brücke, die bald als Regenbogen, bald als Milchstraße angesehen wird. Sie wurde vom Gott > Heimdall bewacht, der bei der Götterdämmerung die > Asen warnen und zum Kampf aufrufen sollte.

Nicht mit B. zu verwechseln ist die > Jenseitsbrücke > Gjallarbrú, die ins Totenreich führt und den zahlreichen Vorstellungen von der Jenseitsbrücke in anderen Kulturen entspricht.

Lit.: De Vries, Jan: Altgermanische Religionsgeschichte: die Götter; Vorstellungen über den Kosmos. 3. unveränd. Aufl. Berlin: de Gruyter, 1970; Holzapfel, Otto: Lexikon der abendländischen Mythologie. Sonderausg. Freiburg [u. a.]: Herder, 2002.

Big Bang, kosmologisches Weltmodell, nach dem alle Materie vor etwa 10 –20 Milliarden Jahren auf engstem Raum, auf ein Uratom, zusammengepresst war und durch einen > Urknall zu expandieren begann (Evolutionstheorie). Über den Zustand des Universums vor dem Urknall kann nach diesem Weltmodell nichts ausgesagt werden. Das Modell ist zu einem Glaubenssatz geworden, der jedoch zunehmend in Frage gestellt wird und in den Bereich der magischen Welterklärung rückt. Physiker wie Burkhard Heim lehnen den Urknall ab, weil eine Welt ohne ordnende Strukturen nicht entstehen und bestehen kann.

Lit.: Heim, Burkhard: Einheitliche Beschreibung der Welt, Bd. 1–3. Innsbruck: Resch, 1996, 1998, 2007; Blome, Hans-Joachim: Der Urknall: Anfang und Zukunft des Universums. Orig.-Ausg. München: Beck, 2004.

Bigfoot (engl., „Großfuß“), affen- bzw. menschenähnliches Wesen mit einer Fußlänge von 62 cm, langen Armen, die bis zu den Knien reichen, und einem etwas vorgebeugten Körper. Den B. soll es in Nordamerika schon seit unvordenklichen Zeiten geben. Die Hupa in Kalifornien sprechen von Omah, und in British Columbia, der westlichsten Provinz Kanadas, geht die Legende vom großen behaarten Sasquatch (ein Begriff aus einer Indianersprache).

Die erste überlieferte Sichtung einer Sasquatch-Fährte durch einen Nicht-Indianer ereignete sich im Jahre 1811 in den nördlichen Rocky Mountains, in der Nähe des heutigen Jasper in Alberta, wo der Händler David Thompson auf vierzehige Fußabdrücke von 35,5 mal 20,5 cm stieß. Zu einem sprunghaften Anstieg von Berichten über solche Begegnungen kam es dann jedoch erst in den 1950er Jahren, wohl angeregt durch Spekulationen über den > Yeti.

Der B. (und verwandte Arten) soll auf der Erde in einer s-förmigen Verbreitungslinie vorkommen, die von Russland durch den Himalaja über China nach Nordamerika führt. Durch Fotos erwiesen ist die Existenz solcher Wesen allerdings bislang nicht. Nach dem Abschied vom Glauben an die Geister scheint an dessen Stelle der Glaube an Besucher aus dem All und an eine menschenähnliche Rasse getreten zu sein, die in den unwirtlichsten Gegenden unserer Erde überlebt haben soll.

Lit.: Hall, Angus: Bestien, Scheusale und Monster. Dt. Erstausgabe. Frankfurt a. M: Ullstein, 1979; Frenz, Lothar: Riesenkraken und Tigerwölfe: auf den Spuren der Kryptozoologie / M. e. Vorw. v. Jane Goodall. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt Tb-Verlag GmbH, 2003; Reitz, Manfred: Rätseltiere: Krypto-Zoologie – Mythen, Spuren und Beweise. Stuttgart: Hirzel, 2005.

Bigot, Marie, Geheilte von Lourdes. B. wurde am 7. Dezember 1922 in La Richardais (Frankreich) geboren. Ihre Heilung erfolgte am 8. Oktober 1953 und zwischen dem 8. und 10. Oktober 1954, im Alter von 31 bzw. 32 Jahren.

Im März 1965 machte das Internationale Medizinische Komitee von Lourdes (CMIL) die Aussage, dass die Form der plötzlichen, vollständigen und dauerhaften Heilung von Arachnoiditis der hinteren Hirngrube bei B. wissenschaftlich nicht erklärbar sei. Am 15. August 1956 wurde die Heilung von B. durch Kardinal-Erzbischof Clément Roques von Rennes als Wunder anerkannt. Sie ist als 59. Wunderheilung von Lourdes eingetragen.

Lit.: Resch, Andreas: Die Wunder von Lourdes. Innsbruck: Resch, 2009.

Bija (sanskr., Samen, Lebenskeim), die
Energie, die in jeder materiellen Erscheinung steckt und durch Meditation die Gestalt einer Gottheit annehmen kann. B. wird besonders auch als Bezeichnung für die Klangsymbole (
bija-mantra) gebraucht, welche die > Chakren aktivieren. So können geheimnisvolle Silben wie om, hum, khat, phat, die in den Brahmana-Texten vorkommen, Energie enthalten und ausstrahlen.

Lit.: Roberts, Marc: Das neue Lexikon der Esoterik. München: Goldmann, 1995. Yoga concordance / Vol. 2 / (Amaraugha Prabodha, Amanaskayoga, Goraksa Paddhati, Hatha Ratnavali, Satkarmasangrahah, Siva Svarodaya, Yoga Bija, Yogamartanda, Yoga Rasayana, Yoga Visaya, Yogayajnavalkya) / Maheshanandaji <Swami>. 2002.

Bijou (fr., Juwel, Schmuck, Kleinod), aus dem 18. Jh. stammender Ausdruck für Logenkleinod oder Logenabzeichen, das dem Lehrling bei Aufnahme übergeben wird. Es hat auch in die deutsche Freimaurersprache Eingang gefunden.

Lit.: Lennhoff, Eugen: Internationales Freimaurerlexikon / Eugen Lennhoff; Posner, Oskar; Binder, Dieter A. – Überarb. u. erw. Neuaufl. d. Ausg. v. 1932. München: Herbig, 2000.

Bild (griech. eikon, eidolon; lat. imago) anschauliche Darstellung eines Gegenstandes, Sachverhaltes oder einer Vorstellung. Jedes Bild ist somit ein > Abbild der äußeren oder inneren Welt. Als Abbild hat es immer auch einen Sinn, sei es der äußeren oder inneren Welt, und ist somit als Ausdruck einer geistigen Einheit immer auch Sinnbild, sofern es über seine konkrete Bedeutung hinaus einen übergreifenden oder anderen Sinn beinhaltet. So ist > Blut nicht nur rot, sondern kann auch die Bedeutung von Leben oder eines grausamen Todes haben. In dieser übergeordneten Bedeutung wird Blut zum > Symbol.

Das Bildverständnis ist daher so vielfältig, als die verschiedenen Bezüge zum Bild reichen. Dies hängt wesentlich mit dem visuellen Erfassen, dem bildhaften Vorstellungsvermögen und dem ästhetischen Empfinden des Menschen zusammen. So finden wir bereits im Paläolithikum bildliche Darstellungen.

Solche bildliche Darstellungen entspringen vornehmlich den folgenden drei Grundbedürfnissen des Menschen:

dem ästhetischen, das der Freude, der Unterhaltung, dem Schmuck und dem Spieltrieb dient;

dem praktischen und logischen, das der Mitteilung dient.

dem metaphysischen, das der Religion und der Magie dient.

So dienen die eiszeitlichen Höhlenbilder dem > Analogiezauber, und die Darstellungen des Menschen fungieren als Träger der Kraft (des Lebenden wie des Verstorbenen). B.r sind daher nicht nur Abbild, sondern tragen selbst Leben in sich.

Der Begriff des B.es hat in Philosophie, Kunst und Erkenntnistheorie (Abbild) sowie in der > Metaphysik mannigfaltige Verwendung und Deutung gefunden, besonders seit Platons Verhältnisbestimmung von Urbild (> Idee) und Abbild.

In der Paranormologie ist das B., abgesehen von den vielen Wahrnehmungstäuschungen und eidetischen Bildern, vor allem ein > Träger der Kraft.

Lit.: Kriss-Rettenbeck, Lenz: Ex voto: Zeichen, Bild und Abbild im christlichen Votivbrauchtum. Zürich: Buchclub Ex Libris, 1974; Belting, Hans: Bild und Kult: eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst. München: Beck, 62004; Scholz, Oliver Robert: Bild, Darstellung, Zeichen: philosophische Theorien bildlicher Darstellung. 2., vollst. überarb. Aufl. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2004. Belting, Hans: Das echte Bild: Bildfragen als Glaubensfragen. München: Beck, 22006.

Bild von Edessa (engl. Edessan Image) > Acheropita.

Bildekräfte, naturimmanente gestaltende Energien, die z. B. während der embryonalen oder anderer Wachstumsprozesse, aber auch bei Kristallisationen, Tropfenbildungen und bei der Formung von Steigbildern am Werk sind. Ganz allgemein geht es hier um jene Kräfte, die das lebendige Sich-Bilden in der Natur durchführen und denen alle Bildung im Sinne Goethes zugrunde liegt. Dieser Gedanke wurde von Rudolf > Steiner aufgegriffen und in die > Anthroposophie eingeführt. Sie durchdringen als Bilde-Kräfte, Lebensleib, Ätherleib oder Wesensglieder den phy­sischen Leib vollständig und wirken gewissermaßen als dessen Architekt: „Alle Organe werden in ihrer Form und Gestalt durch die Strömungen und Bewegungen des Ätherleibes gehal­ten. Dem physischen Herzen liegt ein ‚Ätherherz‘ zugrunde, dem physischen Gehirn ein ‚Äthergehirn‘ usw. Es ist eben der Ätherleib in sich gegliedert wie der physische, nur komplizier­ter, und es ist in ihm alles in lebendigem Durcheinanderflie­ßen, wo im physischen Leibe abgesonderte Teile vorhanden sind“ (Steiner).

Es geht dabei auch um jene formbildenden Einflüsse, die sich in Zusammenhängen zei-
gen: „zwischen Qualitätsveränderungen et-
wa von Nahrungsmitteln, Wasserqualitäten und feineren Wasserqualitäten im Wechsel der kosmischen Vorgänge bis zu den subtilen Änderungen in der Konfiguration von Stoffen und Kräften in Pflanzen, parallel zum Mondlauf und den Bewegungen anderer Planeten“ (Unger, S. 81).

Lit.: Unger, Georg: Die Aetherischen oder Bilde-Kräfte. In: Andreas Resch: Kosmopathie. Der Mensch in den Wirkungsfeldern der Natur. Innsbruck: Resch, 1981, S. 57 – 81; Baumann, Adolf: ABC der Anthroposophie: ein Wörterbuch für jedermann. Bern; Stuttgart: Hallwag, 1986; Steiner, Rudolf: Die Geheimwissenschaft im Umriss. Mit einem Nachw. von Dankmar Bosse. [Hrsg. von der Rudolf-Steiner-Nachlassverwaltung]. Dornach / Schweiz: Rudolf-Steiner-Verl., 1996.

Bildekräfteleib > Bildekräfte.

Bilder, eidetische, subjektive Anschauungsbilder (wenn jemand z. B. in bestimmten Tapetenmustern Gesichter oder andere Objekte zu erkennen glaubt). Solche Trugbilder werden nicht selten als Geistererscheinungen und Kundgaben gedeutet.

Lit.: Meckelburg, Ernst: Wir alle sind unsterblich: der Irrtum mit dem Tod. München: Langen Müller, 1997.

Bilder, hypnobleptische > Hypnobleptische Bilder.

Bilderhandschriften (Codex Dresdensis,
Codex Peresianus, Codices Tro und Corte-
sianus
), mittelamerikanische Faltbücher mit Blättern aus Hirschleder oder Agavefasern, auf denen Chroniken, Mythen, Kalender und Tributlisten mit farbigen Figuren und bilderähnlichen Zeichnungen aufgemalt sind. Sie werden auch „Codices“ genannt, d. h. Dokumente, die von den > Indianern (> Maya) selbst geschrieben und von Priestern aufbewahrt wurden. Erhalten sind nur vier Bilderhandschriften, und zwar der in Dresden verwahrte Codex Dresdensis (aus dem nördlichen Guatemala), der in Paris aufgehobene Codex Peresianus (aus Chiapas im Südosten Mexikos) und die Codices Tro und Cortesianus, Teile ein und desselben Dokuments aus Yukatan, die in Madrid aufbewahrt werden.

Lit.: Codex Dresdensis: die Maya-Handschrift / hrsg. von Rolf Krusche. Frankfurt a. M.: Insel-Verl, 1966; Rau, Jack: The Codex as a Book Form: 3 Maya Codices: Dresden, Tro-Cortesianus, Persianus. New York: The Pre-Columbian Pr., 1970.

Bilderleben, kathathymes, auch Symboldrama, von Hanscarl Leuner (1918 –1997) begründetes systematisches therapeutisches Tagtraumverfahren. Wie schon der Name besagt (griech. kata, gemäß; thymos, Gemüt, Seele), soll die Abhängigkeit imaginativer Vorgänge vom Gemüt bzw. von den Emotionen betont werden. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass spontan entstehende innere Bilder, vor allem vor dem Einschlafen (Schlummerbildchen), und vom Therapeuten induzierte Vorstellungsbilder unbewusste Konflikte widerspiegeln. Die Therapie erfolgt im entspannten Zustand. Der Klient legt sich zur Entspannung auf die Couch oder sitzt in einem bequemen Sessel. Nach Erreichen der entspannten Haltung wird er vom Therapeuten angeregt, vor seinem inneren Auge Bilder entstehen zu lassen und diese fortlaufend zu beschreiben. Durch Einbezug aller Sinnesempfindungen soll die Erlebnisqualität gesteigert werden. Ziel ist eine symbolische Durcharbeitung von Problemen und Konflikten bei Neurosen, Lebenskrisen und psychosomatischen Störungen.

Paranormologisch lässt sich auf diesem Weg auch eine Anzahl von Besessenheitsbildern und visionären Erfahrungen durchleuchten und aufarbeiten.

Lit.: Leuner, Hanscarl: Katathym-imaginative Psychotherapie: (KiP). Fortgef. von Eberhard Wilke. Stuttgart: Thieme, 2005.

Bilderrätsel, auch Rebus genannt, ein Rätsel, das sich durch aneinandergereihte abgebildete Gegenstände (lat. rebus, durch Dinge) ausdrückt. Bildfremde Elemente werden nur als Behelf eingesetzt. Die Bilder und Zeichen werden in der Bedeutung dessen aneinandergereiht, was sie darstellen, oder aber als ein an eine bestimmte Sprachgemeinschaft gebundenes lautliches Bildzeichen, dessen Deutung vom Bild unabhängig ist, wie diamante (ital., Diamant) für di, amante (ital., sag, Liebster).

Eine frühe Form des B. gab es bereits in Ägypten, wo neben der normalen Hieroglyphenschrift eine änigmatische (rätselhafte) bestand. In Griechenland kannte man das B. als redendes Bild auf Münzen, z. B. Delphin für Delphi. Das Interesse an B. wuchs nach den Kreuzzügen und wurde in der Renaissance zu einer Vorstufe der Hieroglyphik und der Emblematik, die ihrerseits die B. beeinflussten (Hieroglyphen von Horapollo, 1505). Im 15. Jh. erfreuten B. in Form bebilderter Spottgedichte Adel und gebildete Schichten. Meisterlich ausgeführt sind die um 1522 erschienenen B., kombiniert mit in nordfranzösischer Mundart verfassten Versen, die „Rébus de Picardie illuminés“.

Von Frankreich, Italien und den Niederlanden aus verbreitete sich das B. auf die Nachbarländer. In der Französischen Revolution wurde es als politisches Kampfmittel eingesetzt. Ab dem 19. Jh. fand das B. große Verbreitung durch illustrierte Zeitungen und Zeitschriften.

Lit.: Schenck, Eva-Maria: Das Bilderrätsel. Hildesheim: Olms, 1973.

Bilderstreit, bezeichnet den 726 n. Chr. in Byzanz begonnenen Kampf gegen die Bilderverehrung. Dieser Kampf wurde besonders von den Kaisern Leo III. (716 –741) und Konstantin V. (741–775) mit theologischen Argumenten und politischen Maßnahmen gefördert. 787 beendeten schließlich Kaiserin Irene II. und Patriarch Tarasios auf dem 7. Ökumenischen Konzil von Nizäa den Streit, indem die Bildverehrung wieder zugelassen wurde. Auch eine zweite Phase der Bilderfeindlichkeit (815 – 843) konnte die Entwicklung nicht mehr aufhalten. Die Synode von Konstantinopel entschied 843 zugunsten der Bildverehrung.

Am Ursprung der Bildverehrung stand die Frage, wie Gott und große Persönlichkeiten verehrt werden sollten. Das Bildhafte drängte sich dabei geradezu auf. So lassen sich Darstellungen von Göttern und Heiligen bereits seit prähistorischer Zeit belegen. Dabei kann das Bildverständnis so weit reichen, dass zwischen der religiösen Wirklichkeit und ihrer Abbildung kein Unterschied mehr besteht. Bild und im Bild Dargestelltes werden eins. Das Bild wird zum Gott und als solcher verehrt.

Diese Identifikation führte in Israel zum Bilderverbot: „ Du sollst dir kein Gottesbildnis machen, das irgend etwas darstellt am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde“ (Dtn 5, 8). Damit kommt zum Ausdruck, dass Gott unverfügbar ist. Dieses Verbot, oft mit dem Fremdgötterverbot verbunden, findet sich an vielen Stellen der Bibel und wurde im Neuen Testament als gegeben aufgenommen, ohne besonders thematisiert zu werden.

Das Neue Testament kämpft vielmehr gegen Erscheinungen der > Idololatrie und verwendet dabei den Begriff „eidolon“, während für das Kultbild der Begriff „eikon“ steht. Zentral ist die Vorstellung von Christus als einzigem Abbild des unsichtbaren Gottes (Kol 1, 15; Kor 44). Daher wurden Bilder in der frühen Kirche überwiegend abgelehnt, insbesondere im Osten. Im Westen ging die Bildkunst im Wesentlichen von der römischen Grabeskunst aus, wobei die christlichen Friedhöfe über der Erde und die Katakomben unter der Erde nicht früher als am Ende des 2. Jhs. angesetzt werden. Hier ist noch zu bedenken, dass nach der Traditio Apostolica (Ende des 2. Jhs.) ein Künstler, der sich zum christlichen Glauben bekehrte, damit einverstanden sein musste, keine Götzenbilder anzufertigen „Ist einer Bildhauer oder Maler, weise man ihn an, keine Götzenbilder zu malen“ (Didache, S. 246f.). Das menschliche Anschauungsbedürfnis war allerdings stärker als die theologischen Argumentationen, sodass nicht nur christliche Bilder, sondern auch Christusbilder entstanden, vor allem in gnostischen Kreisen. (Irenäus, 25, 6). Ab den ersten Jahrzehnten des 3. Jhs. finden sich Christusdarstellungen auch in den Katakomben. Ab 400 wurden diese Darstellungen durch ein Bildprogramm bei der Kirchendekoration ergänzt. Angesichts der fortbestehenden Bilderfeindlichkeit wurde nun auf die pädagogische Funktion der Bilder als „biblia pauperum“ (Bibel der Armen) verwiesen.

Im > Islam wurde die strenge Auffassung mit wenigen Ausnahmen, wie im maurischen Spanien und in Persien, dem extrem bilderfeindlichen Islam angeglichen.

Lit.: Irenäus: Adeversus Haereses; Dobschütz, Ernst von: Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende. Leipzig: Hinrichs, 1899; Streit um das Bild: das zweite Konzil von Nizäa (787) in ökumenischer Perspektive / hrsg. von Josef Wohlmuth. Bonn: Bouvier, 1989; Didache: [griech.-dt.] = Zwölf-Apostel-Lehre / übers. und eingel. von Georg Schöllgen. Freiburg i. Br. [u. a.]: Herder, 1991.

Bilderverehrung (griech., Idolatrie, Ikonolatrie), Glaube an die Wirkung der bildlichen Darstellung auf Beobachter und Umgebung. Diese Wirkung kann dem Bild selbst zugeschrieben werden oder der Symbolkraft des Bildes. Damit sind zwei Formen der B. zu unterscheiden, die magische und die symbolische.

Bei der magischen B. wird der bildlichen Darstellung als solche eine besondere Kraft zugesprochen, der man sich bedienen kann. Von Verehrung ist dabei nur dort zu sprechen, wo dem Bild oder dem Dargestellten Ehrung entgegengebracht wird. Wo dem Bild hingegen negative Wirkungen zugeschrieben werden oder das Bild als Mittel zum Zweck dient, spricht man von > Bildzauber. Je nach Intensität der B. kann es bis zur Identifikation mit dem Bild und dem Abgebildeten kommen. In diesem Zusammenhang steht auch die Anfertigung von Gottesbildern, um mit Gott in Verbindung zu treten und seine helfenden Kräfte selbst oder durch eigens dafür Beauftragte, die Priesterschaft, zu erflehen. Diese haben dabei besondere Aufgaben zu erfüllen, vor allem, wenn Opfer und Pflege verlangt werden, wie noch heute in Indien.

Bei der symbolischen B. ist das Bild nur Zeichen einer dahinterstehenden Kraft. Da jedoch die Gefahr sehr groß ist, die symbolisierte Kraft mit dem Bild zu verbinden, haben Religionen in der Verbildlichung des Göttlichen Zurückhaltung geübt – so die Perser (Herodot I, 131), die Germanen (Tacitus, Germ. 9) und der alte Shintoismus. Das Judentum (Dtn 5, 8) untersagt die Erstellung eines Gottesbildes.

Das Christentum übernahm die ablehnende Haltung des Alten Testaments, doch bahnte sich schon frühzeitig eine Bilderverehrung an, vor allem im Westen, wo diese im Wesentlichen von der römischen Grabeskunst ausging. Das menschliche Anschauungsbedürfnis war nämlich stärker als die theologischen Argumentationen, sodass nicht nur christliche Bilder, sondern auch Christusbilder entstanden, um Farbe und Hoffnung in die dunklen Behausungen der Katakomben zu bringen. Im Osten wurde der Widerstand jedoch erst durch die Beendigung des Bilderstreits (726 – 787 und 815 – 843) zugunsten der Bilddarstellung beendet.

Der Islam lehnt generell jede Art von B. ab.

Im Westen geriet die B. zur Zeit der Reformation noch einmal unter Kritik und erreichte im Bildersturm (Karstadt, 1522) ihren Höhepunkt.

In der katholischen Kirche hat sich die B. in allen Kunstrichtungen entfaltet und wurde in den Heiligen- und Andachtsbildern und -bildchen zum allgemeinen religiösen Volksgut. Die Ostkirche hingegen legt in der B. besonderes Augenmerk auf die > Ikonographie (> Acheiropoeta), während die evangelische Kirche mit der B. äußerst sparsam umgeht.

Im öffentlichen Bereich dient die B., die nicht selten in Magie umschlägt, weniger der eigentlichen Verehrung als der Selbstdarstellung von Geschichte und Personen.

Lit.: Elliger, Walter: Die Stellung der alten Christen zu den Bildern in den ersten vier Jahrhunderten: nach den Angaben der zeitgenössischen kirchlichen Schriftsteller. Leipzig: Dieterich, 1930; Schwarzlose, Karl: Der Bilderstreit, ein Kampf der griechischen Kirche um ihre Eigenart und um ihre Freiheit. Nachdr. d. Ausg. v. 1890 (Gotha: Perthes). Amsterdam: Rodopi, 1970; Bodenstein von Karstadt, Andreas: Von der Ablehnung der Bilder. Reprint. Nürnberg: Medien & Kultur, 1979; Streit um das Bild: das zweite Konzil von Nizäa (787) in ökumenischer Perspektive / herausgegeben von Josef Wohlmuth. Bonn: Bouvier, 1989; Macht und Ohnmacht der Bilder: reformatorischer Bildersturm im Kontext der europäischen Geschichte [Vorträge der Tagung an der Universität Bern vom 21. bis 24. Januar 2001] / hrsg. von Peter Blickle, André Holenstein. München: Oldenbourg, 2002.

Bildrede, nicht wörtlich gemeinte Rede unter Verwendung von Metaphern, Gleichnissen, Parabeln, Allegorien, Symbolen und Mythen. Diese Form der Rede wird von der antiken Schulrhetorik dem Bereich der Ausschmückung zugewiesen und damit als wenig vertrauenswürdig hingestellt. Seit dem 18. Jh. wird die B. durch die Erforschung der > Metaphorik als notwendiges sprachliches Inventar zur Erschließung von diskursiv nicht erfassbaren Wirklichkeitsschichten bezeichnet. Dem entspricht vor allem ihre hohe Bedeutung für die Rede von Gott, wie das die Texte im Alten und Neuen Testament eindrucksvoll zeigen. Im Alten Testament begegnet man der B. gehäuft in prophetischen und poetischen Texten sowie in den Schöpfungs- und Flutgeschichten mit ihrer starken Bildsymbolik. In Neuen Testament kommt die B. vor allem in Gleichnissen Jesu, in den apokalyptischen Texten und in eschatologischen Zusammenhängen zur Anwendung.

Im Übrigen gehört die B. zu jedweder Aus-
drucksform nicht streng definierbarer Sachverhalte. Sie spricht das Vorstellungsvermögen des Menschen an und bereichert es insoweit, als der Angesprochene die verwendeten Bilder in sein Vorstellungsvermögen einbauen kann. Dabei kann ein Bild als Informationsvermittlung eine Reihe von Definitionen ersetzen. So ist B. als Bildsprache eine wesensgemäße Ausdrucksform der > Mystik, der > Mythologie, der > Offenbarungen, > Träume, > Visionen, ganzheitlichen Erfahrungen und der > Symbolik.

Lit.: Flûsser, Dawid: Die rabbinischen Gleichnisse und der Gleichniserzähler Jesus. Bern, 1981; Westermann, Claus: Vergleiche und Gleichnisse im Alten und Neuen Testament. Stuttgart: Calwer Verlag, 1984; Michel, Paul: Alieniloquium: Elemente e. Grammatik d. Bildrede. Bern: Lang, 1987; Keel, Othmar: Die Welt der altorientalischen Bildsymbolik und das Alte Testament: am Beispiel der Psalmen. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1996. 

Bildsprache > Bildrede.

Bildübertragung, telepathische > Telepathie.

Bildzauber (lat. invultuatio, von lat. vultus, Gesicht, franz. envoùtement), Verwendung eines Bildes, das eine Person, ein Tier oder einen Gegenstand darstellt, um auf Mensch, Tier oder Gegenstand magisch zu wirken und so im positiven oder negativen Sinn Einfluss auszuüben.

Bildvorlagen

Bei der Bildvorlage muss es sich nicht unbedingt um eine exakte Abbildung oder Nachbildung der Person, des Tieres oder des Gegenstandes handeln. Es genügt auch ein Bild oder eine Puppe aus Wachs oder Lehm, ein Stück Holz, eine rohe Zeichnung im Sand, unter Umständen auch die bloße Vorstellung. Manche Hexen beteuerten, dass in solche Figuren zur Stärkung des Zaubers wirksame Ingredienzien wie Erde von einem frischen Grab, Asche verbrannter Menschenknochen, schwarze Spinnen und Holundermark (> Holunder) eingearbeitet wurden. Als weitere Stärkung gelten Beigaben von der real existierenden Person als künftiges Opfer, wie eine Haarsträhne, abgeschnittene Fingernägel, Blut, Fäden von Kleidungsstücken, Taschentücher, Speichel, Schweiß, Tränen und andere Körperflüssigkeiten oder sonstige Dinge, die mit der betreffenden Person in enger Verbindung stehen.

Analogie

Dabei wird eine Analogie („hier wie dort“) oder eine psychische Fernwirkung vorausgesetzt, die bewirken soll, dass die Behandlung des Bildes sich auf das im Bild Dargestellte positiv oder negativ auswirkt. Diese Ambivalenz beschreibt bereits der arabische Schriftsteller Gâhiz im 9. Jh.: „Man macht zwei Wachskerzen und gibt ihnen die Gestalt zweier Menschen. Dann vergräbt man sie insgeheim. Wenn dies nun so geschieht, dass ihre Gesichter einander zugewandt sind, dann neigen die dargestellten Personen einander in Liebe zu; wenn sie einander den Rücken kehren, dann hört die Liebe der beiden auf“ (Frankel, 40 – 41). Diese Ambivalenz des B. lässt sich am besten mit Liebeszauber und Schadenzauber umschreiben.

Liebeszauber

Beim Liebeszauber will man die Liebe einer begehrten Person gewinnen oder ihr schaden. Hierher gehören auch die zahlreichen Zauberpraktiken zur Glücksbeschaffung. So
wird von den schriftlosen Jägervölkern berichtet, dass Zeichnungen von Wildtieren beschossen wurden, um Jagdglück herbeizuführen.

Schadenzauber

Am ausgeprägtesten ist beim B. jedoch der Schadenzauber, etwa durch das Durchstechen oder Schmelzen bzw. „Rösten“ von Puppen, die eine zu schädigende oder zu tötende Person darstellen. Dabei verwendet man häufig eine Wachsfigur, die unter Anrufung von bösen > Dämonen mit Nadeln durchbohrt, ins Feuer geworfen, vergraben oder verstümmelt wird. Von dieser Praxis ist bereits in der Antike die Rede. So heißt es bei Ovid in den Heroidenbriefen (6, 91– 92): „Medea weiht Menschen in den Untergang, auch wenn sie abwesend sind, durchbohrt ihr wächsernes Bild und treibt in die arme Leber dünne Nadeln.“

Die Puppe im Boden zu begraben hieß, dass das Opfer qualvoll dahinsiechen sollte. So steht in den von Fritz Byloff veröffentlichten Prozessakten (Innsbruck, 1485), dass man beim Nachgraben unter der Tür ein handgroßes Wachsbild fand, „darstellend ein Weib, durchstochen und voll von Löchern. Auch steckten in dem Wachsbild zwei Nadeln, eine in Richtung von der Brust zur linken Schulter, die andere in Richtung von der Brust gegen den Rücken“ (Biedermann, S. 95).

Die einzige Möglichkeit sich gegen Schadenzauber zu verteidigen, ist die Auffindung und Vernichtung des eigenen Ebenbildes.

Zielpersonen

Typische Zielpersonen für den Schadenzauber waren Jahrhunderte hindurch unerwünschte Rivalen, wozu auch die königliche Familie gehörte. 1578 löste die Entdeckung von drei Wachsbildern in königlichen Pferdeställen Englands große Aufregung aus, denn eines war mit dem Namen der Königin versehen. Zu den prominentesten Persönlichkeiten auf dem europäischen Kontinent, die angeblich Ziel eines B. waren, gehörte Philipp VI. von Frankreich, der Anklage gegen Robert von Artois erhob.

Eine konkrete Beschreibung der Verwendung dieser Wachsbilder lieferte 1612 Mother Demdike, eine Hexe von Pendle: „Die schnellste Art, einem Menschen durch Hexerei das Leben zu nehmen, ist die, ein Tonbild nach der Gestalt der Person zu machen, die getötet werden soll, und dieses sorgfältig zu trocknen. Und wenn ihr die Person an einer Stelle mehr als am ganzen übrigen Körper krankmachen wollt, dann nehmt einen Dorn oder eine Nadel und stecht sie in diesen Teil des Bildes hinein, den Ihr damit krankmacht. Und wenn Ihr einen Teil des Körpers dahinsiechen lassen wollt, dann nehmt diesen Teil des Bildes und verbrennt ihn. Hierauf wird der Körper sterben“ (Pickering, 39).

Diesem Treiben suchte bereits 1326 Johannes XXII. mit der Konstitution Super illius specula entgegenzutreten, doch wurden gerade dadurch die zauberischen „imagines“ (Bilder) im ganzen Abendland bekannt und spielten von nun an in den Hexenprozessen eine wichtige Rolle. Auch der von Heinrich Institoris und Jakob Sprenger 1487 erstmals herausgegebene > Malleus Maleficarum,
Hexenhammer genannt, konnte den B. nicht beenden. Nach dem 16. Jh. drang die Beachtung solcher Zaubereien und Gegenstände bis in die Gesetzestexte vor, etwa für Bayern 1611 und für Österreich in die Ferdinandea von 1656.

Durch B. versuchte Katharina v. Medici, Königin v. Frankreich (1519 – 89), die Hugenottenführer Coligny und den Prinzen de Condé zu töten, indem sie in deren Bilder Schrauben eindrehen ließ. Königin Elisabeth d. Gr. v. England (1533 – 1603) fürchtete, durch B. mit Hilfe von Wachspuppen behext zu werden. Sie billigte 1562 den Act against Conjurations, Enchantments and Witchcrafts, worin mit dem Galgen bedroht wurde, wer auf magische Weise den Tod eines Menschen verursachte.

Lit.: Ovidius Naso, Publius: Briefe der Heroiden / im Versmaße der Urschrift übers. und erl. von Alexander Berg. Berlin: Langenscheidt, 31911; Frankel, Sigmund: Zum Zauber mit Menschenbildern. In: Zeitschrift für Volkskunde 13 (1903); Byloff, Fritz: Volkskundliches aus Strafprozessen der österreichischen Alpenländer mit besonderer Berücksichtigung der Hexenprozesse 1455 bis 1850 / ges., hrsg. und mit Anm. vers. von Fritz Byloff. Berlin [u. a.]: de Gruyter, 1929; Biedermann, Hans: Handlexikon der magischen Künste: von der Spätantike bis zum 19. Jahrhundert. Studienausgabe. 2. verb. u. wesentlich verm. Aufl. Graz: ADEVA, 1973; Schnyder, André: Malleus Maleficarum: von Heinrich Institoris (alias Kramer) unter Mithilfe Jakob Sprengers aufgrund der dämonologischen Tradition zusammengestellt; Kommentar zur Wiedergabe des Erstdrucks von 1487. Göppingen: Kümmerle, 1993; Ruff, Margarethe: Zauberpraktiken als Lebenshilfe: Magie im Alltag vom Mittelalter bis heute. Frankfurt a. M.: Campus, 2003.

Bile, Gott der Kelten. Er galt als König der Toten und war Vater des Mile und der Stammvater der Bevölkerung > Irlands, wo er an einem 1. Mai landete, um den Tod der Ith zu rächen, die zwischen drei Rivalen um die Königsherrschaft in Irland vermitteln sollte, dem Auftrag aber nicht gewachsen war und daher umgebracht wurde.

Lit.: Holzapfel, Otto: Lexikon der abendländischen Mythologie. Sonderausg. Freiburg; Basel; Wien: Herder, 2002.

Bileam (hebr., auch als Balaam bekannt.), > Prophet und > Seher. Für die Geschichtlichkeit des B. sprechen die 1967 bei Ausgrabungen am Tell Der-Alla (Sukkoth im Jordantal, heute Jordanien) zutage getretenen Putzfragmente mit einer aramäischen Inschrift, datiert auf ca. 2800 ± 70 Jahre v. Chr. (Biblical Archeology Review, September/Oktober 1985). Nach diesen Texten war B. der Sohn der Beor und Seher autochthoner Götter, unter anderem > Els, deren Verehrern er ein Gericht ankündigte, wohl in der Absicht, es durch die Fürbitte der Schaddaigötter und die Sinnesänderungen der Betroffenen abzuwenden. An den Enden der Texte geht die > Weissagung offenbar jeweils in eine Heilsankündigung über.

Formgeschichtlich hat die Inschrift eine Parallele in den Segenssprüchen (Num 24,  3-9.15-19): 3„Spruch Bileams, des Sohnes Beors, Spruch des Mannes mit geschlossenem Auge. 4 Spruch dessen, der Gottesworte hört, der eine Vision des Allmächtigen sieht, der daliegt mit entschleierten Augen“ (Num 24, 3-4). B. war offenbar ein ostjordanischer Unheilsverkünder, auf den sich eine in Sukkoth ansässige Prophetengemeinschaft als ihren „Vater“ berief. In Num 22-24 wird berichtet, dass Balak, der König der Moabiter, B. bittet, den bedrohlichen Vormarsch Israels aus > Ägypten durch einen > Fluch zu stoppen. B. lehnt zunächst ab, reitet dann aber auf seiner Eselin los, die vor einem Engel mit Schwert auf dem Weg zurückscheut. Als sie deswegen von B. dreimal geschlagen wird, verleiht ihr Jahwe die Stimme und sie beschwert sich bei ihrem Herrn. Unter Darbringung von Opfern wandelt sich der Fluch gegen Israel in einen dreimaligen Segen für Israel. B. ergreift die Flucht, nachdem er seinen Auftraggebern den Untergang prophezeit hat. So wird aus dem Unheilsverkünder ein Segensspender für das mit den Ostjordaniern verfeindete Israel. In Neh 13,2 erscheint B. hingegen als ein Fluchwirker gegen Israel, in Jos 13,22 als Wahrsager und in Num 31,22 als Verführer zum Götzendienst, weshalb er getötet wird (Num, 31,8.22, Jos. 13, 22).

Eine wichtige Prophezeiung B.s findet sich in Num 24,17: „Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich erblicke ihn, aber nicht in der Nähe: ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in Israel. Er zerschlägt Moab die Schläfen und allen Söhnen Sets den Schädel.“ Im Judentum verweist man dabei auf König David, im Christentum sieht man darin die Ankündigung des Kommens Christi. So wird B. in den Katakomben seit dem 3. Jh. als Prophet stehend und auf einen Stern deutend dargestellt, was auch mit den Weisen aus dem Morgenland in Verbindung gebracht wird, die diese Prophezeiung möglicherweise kannten und sich deshalb beim Erscheinen des Sterns nach Israel aufmachten, um den „König“ zu suchen.

Der entscheidende Satz für eine astronomiegeschichtliche Einordnung von B. findet sich in Num 24,17: „Es tritt auf den Weg ein Stern aus Jakob.“ Es ist anzunehmen, dass Bileam den neuen Stern bei einem der beiden Schnittpunkte von galaktischem Äquator und Ekliptik beobachtet hatte, wie Num 23,1-5 zeigt. Nach Josef Schmidt spiegelt sich in den von B. angeordneten sieben Opferfeuern genau jene Sternkonstellation, die auf der > Himmelsscheibe von Nebra den Blick des Betrachters auf sich zieht: „Wie der Astronom von Nebra, so nutzte auch der am Euphrat wirkende Kollege das Wintersechseck zur Verortung eines astronomischen Ausnahmeereignisses“ (Schmidt, 257).

Lit.: Gross, Walter: Bileam: literar- u. formkrit. Untersuchung d. Prosa in Num 22-24. München: Kösel, 1974; Vetter, Dieter: Seherspruch und Segensschilderung: Ausdrucksabsichten u. sprachl. Verwirklichungen in d. Bileam-Sprüchen von Numeri 23 u. 24. Stuttgart: Calwer Verlag, 1974; Gaß, Erasmus: „Ein Stern geht auf aus Jakob“: sprach- und literaturwissenschaftliche Analyse der Bileampoesie. St. Ottilien: EOS-Verl., 2001; Schmidt, Josef: Ein astronomisches Bilderrätsel aus der Bronzezeit. In: Grenzgebiete der Wissenschaft 57 (2008) 3, 256 –260.

Billot, G. P. (ca. 1840), französischer Arzt zur Zeit des > animalischen Magnetismus, der mit den meisten Phänomenen des > Spiritismus vertraut war. In seinem Werk Recherches psychologiques (1839) bringt er einen interessanten Briefwechsel mit J. P. F. > Deleuze. Während Deleuze zwar zahlreiche paranormale Phänomene annimmt, in seinen Aussagen jedoch sehr zurückhaltend bleibt, spricht B. offen von der Existenz von > Geistern und der Verbindung mit den > Verstorbenen.

W.: Billot, G. P.: Recherches psychologiques sur la cause des phénomènes extraordinaires observés chez les modernes voyans, improprement dits somnambules magnétiques, ou correspondance sur le Magnétisme vital, entre un solitaire et M. Deleuze, bibliothécaire du Muséum à Paris (…). Tome Ier. Paris: Albanel et Martin, 1839.

Bilokation (lat. bi, zwei; locus, Ort; engl. bilocation), körperliches Erscheinen eines Menschen an zwei verschiedenen Orten.

Berichte über B. finden sich in allen Traditionen und Religionen. So wurde die Fähigkeit der B. > Apollonius von Tyana, > Aristeas, > Pythagoras, vor allem aber Heiligen wie > Ambrosius, Franz von Assisi, > Antonius von Padua, > Petrus von Alcántara, > Alphons Maria von Liguori, > Paul vom Kreuz, Don > Bosco, Francesco Forgione (P. > Pio) usw. zugeschrieben.

Bei solchen Berichten ist zunächst grundsätzlich die Unterscheidung zu treffen zwischen der Beobachtung ein und derselben Person an zwei verschiedenen Orten durch Drittpersonen und dem Erlebnis einer Person, an zwei verschiedenen Orten zu sein. Dies soll an zwei Beispielen erläutert werden.

Antonius von Padua: Im Jahre 1226 feierte der hl. Antonius von Padua in einer Kirche bei Limoges gerade eine heilige Messe, als ihm einfiel, zur selben Stunde einem Kloster in der Stadt eine Messe versprochen zu haben. Kniend verharrte er regungslos über mehrere Minuten. Gleichzeitig nahmen die Brüder des besagten Klosters wahr, wie er ihre Kapelle betrat, dort für kurze Zeit betete und dann wieder verschwand.

Alphons von Liguori: Beim hl. Alphons Maria von Liguori wird über vier B. berichtet, von denen die vierte am besten bezeugt ist. P. Antonio Tannoia (1727–1808), der nahezu ein halbes Jahrhundert an seiner Seite verbrachte, gibt folgende Schilderung dieser Bilokation, die sich in Arienzo in Italien zutrug:

Eines Tages – es war am Morgen des 21. September 1774 – sah man Alphons nach der Messe in völlig ungewohnter Manier erschöpft und schweigsam in seinem Lehnstuhl sitzen. Er war regungslos, sprach kein Wort, bat niemanden um irgendetwas. So saß er die ganze Nacht über, ohne morgens oder abends etwas gegessen zu haben und ohne nach jemandem zu rufen, der ihm beim Ablegen der Gewänder half. Die Bediensteten waren ganz verwirrt, sie hatten keine Ahnung, was hier vor sich ging. Sie hatten ihn zwar in Sichtweite, doch niemand traute sich an ihn heran.

Am darauffolgenden Morgen des 22. September wusste man nicht, was man denken sollte, da er immer noch schweigend dasaß. Die Wahrheit ist, dass er sich in einer anhaltenden Ekstase befand. Etwas später griff er, als ob er eben erwacht wäre, plötzlich zur Glocke, weil er zelebrieren wollte.

Er bemerkte nicht, wie gewöhnlich, einzig und allein Bruder Francesco Antonio [Romito, † 1809] um sich, sondern alle. Als Msgr. Alphons sah, wie bestürzt sie waren, fragte er verwundert: ,Was ist denn los?‘ Und diese erwiderten: ,Was wird schon sein! Seit zwei Tagen kommt kein Wort über Eure Lippen, Ihr esst nichts und gebt uns auch sonst kein Zeichen!‘ ,Ihr habt leicht reden‘, meinte Alphons, ,wisst ihr denn nicht, dass ich dem Papst zur Seite gestanden bin, der jetzt gestorben ist?!‘ “ (Gregorio)

Bald darauf kam die Nachricht, dass Clemens XIV. am 22. September um 13.00 Uhr, also in dem Augenblick gestorben war, als Alfons wieder zur Besinnung kam.

Während die anderen B. von Alfons kaum beachtet wurden, fand diese vierte Bilokation große Anerkennung und hatte entscheidenden Einfluss auf die historische und mystische Literatur. Sie ist auch die Einzige, die von dem Heiligen selbst eingestanden wurde, der kaum über sich sprach und tunlichst darauf bedacht war, private Dinge für sich zu behalten.

Kommentar: Bei der B. des hl. Antonius liegen von beiden Orten Beobachtungen vor. Dabei kann man die Beobachtung der Brüder im Kloster als Vorstellungsprojektion deuten, die Antonius im ekstatischen Zustand bei den Ordensbrüdern durch Gedankenübertragung auslöste oder aber, dass die Ordensbrüder in ihrer Erwartungshaltung die Gestalt des Antonius in ihrer Vorstellung selbst (Halluzination) erzeugten. Es könnte aber auch sein, dass die Brüder in ihrer Angespanntheit des Wartens telepathisch auf Antonius einwirkten und eine Wechselwirkung mit ihm auslösten, die zu seiner Ekstase und zur Vorstellung seiner, wenn auch nur flüchtigen, Anwesenheit im Kloster führte. In weiterer Erklärung wird in solchen Fällen auch von einer > Materialisation und > Dematerialisation sowie von > Exkorporation des Energiekörpers gesprochen, der den physischen Körper verlässt und außerhalb desselben wirksam wird. 

Beim heiligen Alphons ist hingegen nur ein Beobachtungsort dokumentiert, während die Anwesenheit beim Papst nur von ihm selbst mitgeteilt wird. Die Drittbeobachtung bei Clemens XIV. fehlt. Man kann daher auch denken, dass Alphons in einer Innenschau den Tod des Papstes erlebt hat, in einer Art telepathischer Kommunikation. Die zeitliche Koinzidenz von Erlebnis und Realereignis lässt auch an eine teleästhetische Kommunikation oder eine Fernwahrnehmung denken. 

Gemeinsam ist beiden Fällen, dass sowohl Antonius als auch Alphons sich während der angeblichen B. in einem veränderten Bewusstseinszustand, wohl der Ekstase, befanden, da sie die Umgebung nicht wahrnahmen und auch nicht ansprechbar waren.

Von einer realen körperlichen Anwesenheit an zwei verschiedenen Orten kann also keine Rede sein, auch bei den zahlreichen anderen Fällen nicht, zumal die Dokumentationen ausschließlich Beobachtungscharakter haben. Es liegen keine Messungen oder Abwägungen der beobachteten Personen an beiden Orten vor.

Die oft im Zusammenhang mit B. genannten Erlebnisse in > Trance und > Ekstase sowie die außerkörperlichen Erfahrungen gehören in den Bereich der veränderten Bewusstseinszustände. > Astralprojektion, > Außerkörperliche Erfahrung, > Doppelgänger, > Astralleib, > Ätherleib.

Lit.: Gatterer, Alois: Der wissenschaftliche Okkultismus und sein Verhältnis zur Philosophie. Innsbruck: Felizian Rauch, 1927; Thurston, Herbert: Die körperlichen Begleiterscheinungen der Mystik. Luzern: Räber, 1956; Frei, Gebhard: Zum Problem der Bilokation. In: Verborgene Welt 8 (1959) 4, 3 – 4; Ritzel, Ferdinand: Pater Pio: seine geistliche Gestalt – sein weltweites Wirken. Wiesbaden: Credo-Verlag, 21970; Schamoni, Wilhelm: Parallelen zum Neuen Testament: aus Heiligsprechungsakten übersetzt / M. e. Geleitw. v. Kard. Dr. Lorenz Jaeger. Abensberg: Josef Kral, 1971; Dettore, Ugo: L’altro regno: Enciclopedia di metapsichica, di parapsicologia e di spiritismo. Milano: Bompiani, 1973; Martinetti, Giovanni: La vita fuori del corpo / Prefazione di Massimo Inardi. Turin: Editrice Elle di Ci, 1986; Laurentin, René: Bilocations de mère Yvonne-Aimée: étude critique en référence à ses missions / P. Mahéo, Paris: O.E.I.L., 1990; Guiley, Rosemary Ellen: Harper’s Encyclopedia of Mystical & Paranormal Experience. San Francisco: Harper 1991; De Boni, Gastone: L‘uomo alla conquista dell‘anima / Vorw. v. Ernesto Bozzano. Modena: Edizioni Artestampa, 1993; Gregorio, Oreste: Das Phänomen der Bilokation im Leben des hl. Alfons von Liguori. In: Grenzgebiete der Wissenschaft 52 (2003) 3, 219 – 236; Treece, Patricia: The Mystical Body: An Investigation of Supernatural Phenomena. New York: Crossroad Pub. Co., 2005.

Bilsenkraut (Hyoscyamus niger, H. muticus, H. aureus), eine Pflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse mit äußerst giftigen Eigenschaften, im Volksmund auch Schlafkraut, Zigeunerkeit, Prophetenkraut, Tollkraut, Nasenkraut, Dullkraut, Dulldill oder auch „Teufelswurz“ genannt. Kraut und Samen enthalten das stark narkotische Alkaloid Hyoscyamin, das als milderndes, schmerz- und krampfstillendes Mittel in der modernen Medizin Verwendung findet.

Diese Eigenschaft des B. war schon in uralten Zeiten bekannt. > Apollon hätte es entdeckt und dem > Äskulap übergeben. > Pythia, die Priesterin des Apollon zu Delphi, saß auf einem Dreifuß über einer Erdspalte, aus der betäubende Dämpfe, möglicherweise Rauchschwaden von B. oder Lorbeer aufstiegen, um Orakelsprüche zu erteilen (Marzell, 168). Dioskurides (IV, 69) befasst sich ausführlich mit B. und nennt zwei Arten, die zum Gebrauch untauglich sind, weil sie Wahnsinn und Lethargie bewirken. > Plinius (XXV, 35) schreibt B. dem > Herkules zu. Bei den Römern hieß B. > Apollinaris, „die (Pflanze) des Apollon“. Apollon war eine der bedeutendsten Orakelgottheiten der Antike und das psychoaktiv bis stark halluzinogen wirkende B. war das bedeutendste Mittel zur Wahrsagung. Für gewöhnlich wurde dazu von den Pythias, Sibyllen und Wahrsagerinnen wie auch bei den germanischen Alrunas der Rauch von Kraut oder Samen inhaliert, um in dem dadurch ausgelösten veränderten Bewusstseinszustand Orakel zu geben.

Bei den Germanen wurde B. auch beim > Wetterzauber benutzt, wie Bischof > Burchard von Worms im 9. Jh. berichtet:

Zur Zeit anhaltender sommerlicher Dürre scharen sich die Mädchen zusammen, ziehen eine ihrer Gespielinnen nackt aus und suchen Bilsenkraut (herbam jusquiamum quae Teutonica belisa vocatur). Dieses muss das ent­kleidete Mädchen mit dem kleinen Finger der rechten Hand ausreißen, dann wird es ihm an die kleine Zehe des rechten Fußes gebunden. Hierauf führen einige Mädchen mit Ruten in den Händen die Entkleidete zum nächsten Fluss und besprengen sie mit Wasser. Auf diese Weise soll der erwünschte Regen herbeigeführt werden. Dann wird das Mädchen, das aber wie ein Krebs rück­wärts gehen muss, wieder zurückgeführt“ (Marzell, 168).

B. soll auch eines der Ingredienzien der berühmten > Hexensalbe und des > Bieres gewesen sein.

Noch im 17. Jh. wurde B. zu hellseherischen Zwecken verwendet, und in Litauen glaubte man noch im 19. Jh., dass man mit Hilfe von B. Gedanken auf andere Menschen übertragen könne. Bis ins 19. Jh. wurden die Dämpfe des B. als Heilmittel gegen Zahnschmerzen und Asthma verwendet.

Lit.: Gesemann, Gerhard: Regenzauber in Deutschland. Braunschweig: Vieweg, 1913; Marzell, Heinrich: Unsere Heilpflanzen, ihre Geschichte u. ihre Stellung in d. Volkskunde: Ethnobotan. Streifzüge. Freiburg i.  Br.: Th. Fisher, 1922; Schöpf, Hans: Zauberkräuter. Graz: ADEVA, 1986; Stamm, Christian: Kräuter mit Vergangenheit: Geschichte, Botanik, Chemie, Toxikologie und Pharmakologie von Alraune, Tollkirsche und Bilsenkraut, mit besonderer Berücksichtigung der Hexensalben; mit 6 Tabellen und über 1200 Literaturhinweisen. Thayngen: C. Stamm, 1992; Plinius Secundus, Gaius: Naturalis historia: lat. / dt. = Naturgeschichte / Plinius der Ältere. Ausgew., übers. und hrsg. von Marion Giebel. Stuttgart: Reclam, 2005; Pedanius Dioscorides, of Anazarbus: De materia medica. Transl. by Lily Y. Beck. Hildesheim [u. a.]: Olms-Weidmann, 2005.

Bilu (männlich), Biluma (weiblich), im traditionellen Glauben der Volksstämme von Burma menschenfressende Dämonen in Menschengestalt, jedoch mit Reißzähnen und einer Knollennase ausgestattet. Man erkennt sie daran, dass sie keinen Schatten werfen. Da sie mit magischen Kräften ausgestattet sind, können sie die Gestalt ändern und ihre Feinde und Opfer mit großer Schnelligkeit verfolgen.

Nach burmesischen Märchen nimmt die B. nicht selten die Gestalt eines verführerischen Mädchens an. Wer sich allerdings damit einlässt, läuft Gefahr, nach dem Vergnügen aufgefressen zu werden.

Listigen Menschen soll es auch gelingen, sie zu überführen oder gar zum buddhistischen Glauben zu bekehren. So finden sich an der Fassade von Pagoden Statuen von solch geläuterten Bilu und Biluma.

Lit.: Biedermann, Hans: Dämonen, Geister, dunkle Götter: Lexikon der furchterregenden mythischen Gestalten. Graz; Stuttgart: Leopold Stocker, 1989.

Bilwis (mhd. pilwiz), auch Bilweis, Bilwisschnitter, Willeweis genannt, Dämon mit rätselhafter Geschichte. Der Name hat nichts mit > Bilsenkraut zu tun, sondern hängt mit „Wissen“, „Weisheit“ zusammen. In der germanischen Mythologie hat er zu vielen etymologischen Spekulationen geführt, die ihn mit > Sibyllen (Laistner), mit > Wichtelmännchen (Albrecht v. Scharfenberg) in Zusammenhang bringen (vgl. Bächtold-Stäubli) oder ihn zu einem um Wunderbares Wissenden machen (Müller-Ebeling, 21). Unter einem B. kann sowohl ein Naturdämon, ein Zauberer oder eine Hexe als auch ein > Korndämon verstanden werden.

Nach ältester Überlieferung ist die Wesensart des B. ungut, er ist dem Menschen feindlich gesinnt und hinterhältig. Mit seinen üblen Geschoßen verursacht er bei Mensch und Vieh Krankheiten aller Art. Er ähnelt dem > Alp, und man muss sich in der Nacht vor ihm schützen. Dem in Bergen und Bäumen hausenden Naturdämon wurden Opfer – Kleider und sogar Kinder – dargebracht. Unter christlichem Einfluss hat sich der B. seit dem 14. Jh. zur Gestalt eines Zauberers oder einer Hexe gewandelt. Im 16. Jh. entstand das Bild des > Korndämons, der mit Sicheln an den Füßen durch das Getreide geht und schmale, aber sehr lange Gassen mäht. Bis zum Morgen sind alle abgeschnittenen Halme verschwunden, was an > Kornkreise erinnert. Dagegen hat man verschiedene Bannsprüche und Abwehrrituale versucht.

Lit.: Baesecke, Georg: Ein Bilsisrezept. In: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 22 (1912); Volkserzählungen aus dem nördlichen Böhmerwald / gesammelt u. hrsg. von Ulrich Benzel. Marburg: Elwert, 1957; Bächtold-Stäubli, Hanns (Hg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd.  1. Berlin: W. de Gruyter, 1987; Glaube im Abseits. Beiträge zur Erforschung des Aberglaubens / Dietz-Rüdiger Moser [Hrsg.]. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1992; Müller-Ebeling, Claudia u. a.: Hexenmedizin, Aarau, CH: AT, ²1999.

Bimbajo, Mondgottheit, die von den Papua auf West-Neuguinea als „gute Göttin“ verehrt wird. Der > Halbmond ist ihr Schiff, der > Morgenstern ihr Hund und > Mangossi ihr Mann.

Lit.: Lurker, Manfred: Lexikon der Götter und Dämonen: Namen, Funktionen, Symbole / Attribute. 2., erw. Aufl. Stuttgart: Kröner, 1989.

Bimini, in den Mythen der Indianer des südöstlichen Nordamerika ein sagenhaftes Land der ewigen Jugend, später Name einer Inselgruppe, die südöstlich von Florida und nordöstlich von Kuba liegt. Hier betrat 1492 Christoph Columbus zum ersten Mal den Boden der Neuen Welt und Edgar > Cayce prophezeite 1950, dass im Jahre 1968 oder 1969 in der Nähe von B. die Reste von > Atlantis entdeckt würden, von ihm „Poseidia“ genannt. Die Insel B., die zu den Bahamas gehört, ist die Florida nächstgelegene der Bahama-Inseln. In der Tat sichtete Dr. J. Manson Valentine 1968 vom Flugzeug aus vor der Küste der Insel B. eine interessante Felsenformation, die wie von Menschen erbaute, überflutete Bauwerke aussahen und auch als „Zyklopenmauern“ bezeichnet werden. Esoteriker deuteten diese Formation sogleich als eine Straße des gesunkenen Kontinents Atlantis. So sah sich selbst Valentine 1969 gezwungen, den übertriebenen Spekulationen gegenüber darauf aufmerksam zu machen, dass auch geologische Faktoren als > Bildekräfte am Werk gewesen sein mögen. Er hält es grundsätzlich für möglich, dass sich unter den sonderbaren Strukturen im Flachmeer von Naturgesetzen geformte „Pseudobauten“ befinden könnten. Diese Ansicht wird auch von Geologen geteilt.

Lit.: Valentine, J. Manson: Culture Pattern Seen – Submerged City found? In: Muse News (Museum of Science, Miami / FLA, May 1969; April 1973; Biedermann, Hans: Die versunkenen Länder: die Atlantis-Frage und andere Rätsel der Menschheitsgeschichte; Traditionen – Mythen – Fakten. Graz: Verlag für Sammler, 1975.

Binah (hebr., „Einsicht“), die dritte Sephirah der zehn > Sephiroth der > Kabbala, bildet den weiblichen Teil, ist der Schoß aller Erscheinungen und die Quelle aller Urbilder und Formen, die sich im Universum als > Archetypen manifestieren. Von den Okkultisten wird sie mit der > Großen Mutter in all ihren Gestaltungen identifiziert. Mit der Sephirah Chochmah bildet sie das Vernunftreich.

Lit.: Maier, Johann: Die Kabbalah: Einführung – Klassische Texte – Erläuterungen. München: Beck, 1995.

Binden und Lösen, symbolische Handlung des Einens und Aufhebens. Der Ausdruck nimmt in Religion und Magie einen besonderen Stellenwert ein. B. ist die Verknüpfung mit übernatürlicher Macht, L. die Aufhebung von Verstrickung. Löse- und Bindegewalt bedeutet Machtvollkommenheit der Gesetzgebung und Lehrentscheidung.

Gott selbst ist es, der sein Netz um den Menschen wirft (Ijob 19,6), er kann binden und lösen. Im NT erhalten Petrus und die Apostel die Vollmacht zu „binden und lösen“ (Mt 16,19; 18,18). Diese Vollmacht wurde auch den Bischöfen und Priestern übertragen und bezieht sich vor allem auf den Bund mit Gott in Form der Sündenvergebung, die Befreiung von einem Bann, Fluch oder Schwur und anderen Gebundenheiten.

In > Magie und > Zauberei fußen B. und L. auf der Grundvoraussetzung, dass jede Bindung eine magische Macht besitzt und jede Lösung die Aufhebung des magischen Bandes bedeutet.

Diese Macht haben bei den babylonischen Göttern (so bei > Marduk) Schlinge und Netz. In Indien ist es > Varuna, der die schuldig Gewordenen bindet, und > Indira, von der man die Lösung der tödlichen Bande erwartet. Im > Buddhismus haben manche Götter (wie > Acala) eine Schlinge als Attribut. In der Snorra-Edda wird > Odin „Gott mit der Schnur“ bzw. „Fesselgott“ genannt. Nach > Plotin (Enneaden IV, 8) wird die nach ihrem Sündenfall angekettete Seele bei der Umkehr zu den Ideen wieder befreit. Tacitus berichtet von einem germanischen Brauch (Germania, 39), dem zufolge man nur in Fesseln den heiligen Hain betreten durfte.

Besondere Bedeutung beim B. und L. kommt auch dem > Knoten zu. Knoten sind magische Hemmnisse. So durfte das altrömische Priestergewand Flamen dialis keine Knoten aufweisen; und in der Nähe einer Wöchnerin ist jeder Knoten zu lösen, um die Geburt zu erleichtern. Hingegen soll beim Impotenzzauber das „Nestelknüpfen“ der > Hexen die männliche Geschlechtskraft hemmen.

In der > Alchemie bezieht sich der Kernsatz solve ed coagula (löse und binde) materiell auf das Verflüssigen und Wiederverfestigen von Substanzen, im übertragenen Sinn auch auf die Autonomie des > Alchemisten.

Lit.: Scheftelowitz, Isidor: Das Schlingen- und Netzmotiv im Glauben und Brauch der Völker. Gießen: Töpelmann, 1912; Lexikon für Theologie und Kirche. Erster Band: A bis Barcelona / Walter Kasper; … [Hrsg.]; Bd. 2 – 3 völlig neubearb. Aufl. Freiburg i. Br.: Herder, 1993; Snorri Sturluson: Snorra-Edda. Ritstjórn: Helgi Bernódusson. Reykjavík: Mál og Menning, 2002.

Binde-Runen, Zusammensetzung mehrerer > Runen zu einem eigenen Gebilde. Dadurch nimmt die Rune im Gegensatz zum normal nacheinander geschriebenen Runensatz weniger Platz ein, verliert aber an Allgemeinverständlichkeit. Der Ideengehalt des Konstruktionsgebildes kann nur vom Kenner erahnt werden. Das bietet andererseits die Möglichkeit, das ungewöhnliche Struktursymbol aufzustellen, ohne dass jemand etwas vom magischen Zusammenhang ahnt. B. werden gern als > Amulette, magische Körperbemalung oder als Sigel für Schutz, Glück und Erfolg in Leben und Beruf verwendet. Die Zusammensetzung ist jedoch auf höchstens 5 Runen beschränkt, weil jede Rune ihre Eigenart bewahren soll, während sie sich mit der Vibration des gesamten Talismans vermischt. B. könnten auch als Geheimschrift verwendet werden, womit allerdings der positive magische Bezug aufgehoben würde.

Lit.: Koerner, Bernhard: Handbuch der Heroldskunst: wissenschaftliche Beiträge zur Deutung der Hausmarken, Steinmetz-Zeichen und Wappen mit sprach- und schriftgeschichtlichen Erläuterungen; nebst kul-
turgeschichtlichen Bildern, Betrachtungen und Forschungen. Görlitz: Starke, 1920; Bd. 2. Binde-Runen: 1923 – 1926. Mit [zahlr.] selbstgezeichn. bunten Wappentaf., mit Bild-Beil. [Taf.] u. Abb; Spiesberger, Karl: Runenmagie: Handbuch der Runenkunde. 2., verb. Aufl. Berlin: Richard Schikowski, 1968; Willis, Tony: Die Kraft der Runen: Bedeutung und Magie der Runen; ein methodisch aufgebautes Lehrbuch zum Runenlegen und Runendeuten. Zürich; St. Gallen: M & T Verlag AG, 1986.

Binet, Alfred

(*11.07.1857 Nizza; † 18.10.1911 Paris), französischer Pädagoge und Psychologe, Begründer der > Psychometrie. Seine Mutter, eine begabte Malerin, brachte Alfred schon als Kind nach Paris, wo er Jura, Medizin und Naturwissenschaften studierte und in beiden Disziplinen promovierte. Zudem studierte er Musik und schrieb für das Theater. 1878 erhielt er die Zulassung als Rechtsanwalt und veröffentlichte eine wissenschaftliche Abhandlung über die Psychologie der Mikroorganismen. Sein Interesse verlagerte sich durch die Arbeiten mit Charles Féré an der Klinik Jean Charcots immer mehr zur Psychologie hin, wobei er gleichzeitig die Werke der britischen empirischen Philosophie verschlang. 1880 veröffentlichte B. eine kleine Schrift über die Verschmelzung der Vorstellungen und 1886 sein erstes Buch, Die Psychologie der Vernunft, dem 1887 sein zweites Buch (zusammen mit Féré) über den tierischen Magnetismus folgte. 1892 traf er mit dem Physiologen M. Beaunis zusammen, wurde dessen Assistent in dem 1889 an der Sorbonne eingerichteten Labor für physiologische Psychologie und 1894 dessen Direktor. In diesem Jahr promovierte er auch zum Doktor der Wissenschaften mit einer Dissertation über das Nervensystem der Insekten. B. veröffentlichte zwei weitere Bücher: Psychologische Phänomene bei großen Rechnern und Schauspielern und Einführung in die experimentelle Psychologie. Ebenfalls 1894 gründete er sein eigenes Journal, L’Année Psychologique, für das er durchschnittlich zehn Artikel pro Jahr schrieb. 1900 erschien das umfangreiche Buch Suggestibilität und 1906 Seele und Körper.

B. liebte die Forschung, lebte zurückgezogen und neben der Psychologie gab es nur die Neigung, Theaterstücke zu schreiben, die auch aufgeführt wurden. Die Experimente machte er mit Erwachsenen, vor allem aber mit Kindern. Daraus entstand seine berühmteste Arbeit, der Binet-Simon Test zur Messung der Intelligenz von Schulkindern.

Aus paranormologischer Sicht sind vor allem seine Veröffentlichungen zu > Bewusstsein, > animalischem Magnetismus, > Fetischismus, > Persönlichkeitsveränderungen und > Suggestion von Bedeutung.

W.: La Psychologie du raisonnement. Paris: Alcan, 1886; Études de psychologie expérimentale: Le fétichisme dans l‘amour, La vie psychique des micro-organismes, L‘intensité des images mentales, etc. Paris: Doin, 1888; Le magnétisme animal / Alfred Binet; Charles Féré. Paris: Alcan, 31890; Das Seelenleben der kleinsten Lebewesen. Halle (Saale): G. Schwetschke, 21892; Les altérations de la personnalité. Paris: Alcan, 1892; Introduction a la psychologie expérimentale. Avec la collaboration de Philippe. Paris: Alcan, 1894; On double consciousness: Experimental psychological studies. New Ed. Chicago, 1896; La fatigue intellectuelle / mit V. Henri. Paris: Reinwald, 1898; La suggestibilité. Paris: Schleicher, 1900; L‘ame et le corps. Paris: Flammarion, 1905; La psychologie du raisonnement. Paris, 41907; Les enfants anormaux: guide pour l‘admission des enfants anormaux dans les classes de perfectionement / mit Th. Simon. Paris: Colin, 1907: Les idées modernes sur les enfants. Paris: Flammarion, 1909; La mesure du développement de l‘intelligence chez les jeunes enfants / mit Th. Simon. 1911; Les altérations de la personnalité. Paris: Alcan, 31912; Euvres complètes. Textes réunis par Bernard Andrieu. Saint-Pierre-du-Mont: Eurédit, 2001.

Bingelkraut (Mercurialis perennis, Wald-B.; Mercurialis annua, Einjähriges B.), eine zu den Wolfsmilchgewächsen (Euphorbiaceae) gehörende Kräutergattung. Der Name soll sich auf die harntreibende Wirkung beziehen, da „bingeln“ „pinkeln“ bedeutet. Der botanische Gattungsname (Mercurialis) soll von der Verwendung der Pflanze bei der Bereitung des > Steins der Weisen zur Gewinnung von Gold aus Quecksilber (Mercurium) herrühren, da sich M. perennis getrocknet metallisch blauschwarz verfärbt und Kühe, die reichlich B. gefressen haben, blaue Milch geben und roten Urin lassen (Düll, S. 284). Eine andere Begriffserklärung geht dahin, dass der griechische Gott > Hermes (der bei den Römern Mercurius hieß), die Heilwirkung der Pflanze erkannt haben soll.

Das Wald-B. wächst 15 – 30 cm hoch; die Pflanze ist zweihäusig, was bedeutet, dass weibliche und männliche Blüten auf getrennten Pflanzen vorkommen. Der Stängel ist nur oben beblättert. Die Blattform ist länglich-lanzettlich. Das Wald-B. wächst auf feuchten Böden. Im alten Griechenland nahmen Frauen zur Bestimmung des Geschlechts des Kindes einen Aufguss des Wald-B. ein.

Das Einjährige B. wird 10 – 40 cm hoch, hat einen vierkantigen Stängel mit gegenüberstehenden Ästen. Die Blätter sind von der Form her eiförmig-lanzettlich und stumpf gezahnt. Die Pflanze ist meist zweihäusig. Essenz und Saft der Pflanze werden in der Kräutermedizin bei Regelbeschwerden, als Abführmittel und zum Treiben des Harns verwendet.

Während beim Menschen durch B. kaum eine Vergiftung zu erwarten ist, wenngleich die Pollen Allergien auslösen können, sind Pferde, Schweine und Rinder bei Verzehr des Krautes gefährdet. Eine Vergiftung zeigt sich in einer Magen-Darmentzündung; es kann auch zu Schädigungen von Leber und Niere kommen.

In der > Zauberei war B., insbesondere das Wald-B., wegen seiner narkotischen Bestandteile bei > Hexensalben und > Räuchermitteln in Gebrauch.

Lit.: Hofstetter, Wolfgang: Untersuchungen zur Schadwirkung und zur Populationsdynamik von Einjährigem Bingelkraut (Mercurialis annua L.). Gießen, Univ., Fachber. 17: Agrarwissenschaften, Diss., 1986; Düll, Ruprecht: Botanisch-ökologisches Exkursionstaschenbuch: das Wichtigste zur Biologie ausgewählter wildwachsender und kultivierter Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Heidelberg [u. a.]: Quelle & Meyer, 1994; Mercurialis perennis: Wald-Bingelkraut. Braunschweig: Univ.-Bibl., 2006.

Bingen, Hildegard > Hildegard von Bingen.

Binse (Juncus spp; engl. rush; ital. giunco), krautige Pflanze der Familie der Binsengewächse mit weltweit 300 Arten und dem kennzeichnenden Merkmal der starren, rundlichen und borstlich zugespitzten Blattspreiten, die meist hohl sind und einen verwelkten Eindruck machen, obwohl die B. oft direkt im Wasser steht. Damit könnte auch die Redewendung „Was in die Binsen geht, ist verloren“ zusammenhängen. Flohen Enten bei der Jagd in die dichten Binsensträucher, blieb deren Verfolgung ohne Hunde aussichtslos. So stehen die Binsen für einen feuchten Untergrund und für einen Hort der Sicherheit.

Die B. ist, mit Ausnahme in der Antarktis, weltweit verbreitet und blüht von Juni bis September. Ihre Heilwirkung ist blutreinigend, harn- und steintreibend.

Die christliche Symbolik fand in der langlebigen Pflanze den Ausdruck der Ausdauer des Strebens nach Gott. So sagt der hl. > Rabanus Maurus (780 – 856), dass die B. biegsam und nachgiebig sei, am Wasser wüchse und in ihrer Bescheidenheit keinen eigenen Platz beanspruche (Beuchert, 33). Auf dem > Isenheimer Altar trägt Paulus im Gespräch mit Antonius ein Binsenkleid und Dante legt im Purgatorium seiner Göttlichen Komödie einen B.gürtel an.

Die B. ist aber auch ein Sinnbild der Klugheit, sich den Umständen geschmeidig anzupassen.

Lit.: Bächtold-Stäubli, Hanns (Hg): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens (HdA). Bd. 1. Berlin: Walter de Gruyter, 1987; Beuchert, Marianne: Symbolik der Pflanzen. Mit 101 Aquarellen von Marie-Therese Tietmeyer. Frankfurt a. M.; Leipzig: Insel-Verl., 2004; Zerling, Clemens: Lexikon der Pflanzensymbolik / M. e. Vorw. v. Wolfgang Bauer. Baden; München: AT Verlag, 2007.

Binsenfeld > Earu.

Binsfeld, Peter (latinisiert Petrus Binsfeldius (* um 1546; † 24.11.1598 Trier), Theologe, Weihbischof von Trier und Hexentheoretiker.

B. kam als Sohn eines Bauern und Handwerkers in Binsfeld (Landkreis Bernkastel-Wittlich) in der Nähe der Zisterzienserabtei Himmerod in der Eifel zur Welt. In der Abtei diente er zunächst als Hirtenjunge, bis Abt Johann von Briedel seine Talente erkannte und ihn als Schüler und Novize in das Kloster aufnahm. Von 1570 bis 1576 ermöglichte er ihm, am Collegium Germanicum in Rom zu studieren, wo B. zum Priester geweiht wurde und den Doktorgrad in Theologie erlangte. Bei diesem Studium lernte er auch die Probleme der > Hexerei kennen.

Nach Trier zurückgekehrt, wurde er zunächst von Erzbischof Jakob III. von Eltz (1567 – 1581) mit der Reform der Benediktinerabtei Prüm betraut, 1578 zum Propst des Simeonstiftes in Trier ernannt und 1580 zum Generalvikar der Erzdiözese Trier erhoben. 1582 wurde er zum Weihbischof der Erzdiözese geweiht. 1582 / 83 und 1587 / 88 war er Rektor der Universität Trier. In der Regierungszeit von Erzbischof Johann VII. von Schönburg (1581 – 1599) kam es dann vor allem auch aufgrund seines großen Einflusses zu den schlimmen Hexenverfolgungen im Trierer Kurfürstentum, denen von 1587 bis 1593 an die 360 Personen zum Opfer fielen, darunter auch der Gegenspieler von B., der Bürgermeister Dr. Dietrich Flade, ein Vertrauter und kurfürstlicher Rat des Erzbischofs. Dieser widersetzte sich einer Ausuferung der Prozesse in der Stadt Trier, bis er selbst denunziert, angeklagt und 1589 als Akt der „Begnadigung“ vor seiner Verbrennung am Galgen gehenkt wurde.

B. fiel 1598 in Trier einer Epidemie zum Opfer. Beigesetzt wurde er in der zur Kirche umgebauten Porta Nigra. Bei der Freilegung des römischen Stadttores wurde sein Grabmal jedoch zerstört.

Bekannt wurde B. vor allem durch den Hexentraktat Tractatus de confessionibus maleficorum et sagarum. An, et quanta fides ijs adhibenda sit?, der auf der Grundlage der Anklageschrift gegen Bürgermeister Flade entstand und bereits in dessen Todesjahr 1589 veröffentlicht wurde. Die Schrift verbreitete sich rasch, vor allem durch ihre frühe deutsche Übersetzung, die der Drucker Adam Berg vom Assessor des Münchner Stadtgerichtes, dem Magister Bernhard Vogel, erstellen ließ und die er unter dem Titel Tractat von Bekanntnuß der Zauberer und Hexen. Ob und wie viel denselben zu glauben in München 1591 herausgab. Das Werk erlebte sechs Auflagen und galt für mindestens 100 Jahre als Standardwerk im Bereich der Hexenlehre.

Bereits in der Vorrede zu seinem Werk erläutert B., dass es > Zauberer und > Hexer gebe.

Im ersten Teil präsentiert er 14 Teildefinitionen über Zauberei. Als Ursache, dass das Hexen- und Zauberwesen so überhandnehme, nennt er die Unwissenheit der Geistlichen, den täglichen Schlaf der Obrigkeit sowie den Unglauben, der von allen möglichen Arten des > Aberglaubens, wie Götzendienst und > Wahrsagekunst, begleitet werde. Hinzu kämen die allzu große Sucht nach Reichtum, Wollust und der Hang zum Fluchen und > Schwören. Als weitere Ursachen nennt er Depression und den Irrtum, dass man einem einmal dem Teufel erlegenen Menschen nie wieder Gnade erweisen werde und die Hexen daher im Teufelsbund verharrten. Zauberer, > Wahrsager und > Schwarzkünstler und all jene, die mit dem > Teufel in Pakt stehen, könnten keine > Wunder wirken, etwa einen Menschen in einen Wolf verwandeln, wohl aber > Schlangen, Frösche und kleines Getier hervorbringen. Schließlich geht er noch näher auf die > Teufelsbuhlschaft, die Befähigung zum Anhexen von Impotenz, die Möglichkeiten, Krankheiten zu erzeugen, und auf das immense Wissen ein, das diese Unholde seiner Meinung nach hätten. Die Fahrt der > Hexen durch die Lüfte hält er ebenfalls für möglich.

Im zweiten Teil befasst sich B. mit der zentralen Frage, wie zuverlässig Besagungen (Denunziationen) sind und betont, dass Hexerei äußerst schwer zu beweisen sei. Da es sich aber um ein „Ausnahmevergehen“ handle, könnten die üblichen Verfahrensregeln missachtet werden. So seien alle Richter verpflichtet, Hexen zur Denunziation von Mittätern anzuhalten. Auch Kinder seien als Zeugen zuzulassen. Selbst für eine Folter solle eine einzige Besagung genügen, wenn sie durch ein zusätzliches Verdachtsmoment bestätigt werde. Allerdings dürften Verdächtige nicht durch Lügen und falsche Versprechungen des Gerichtspersonals zum Geständnis provoziert werden. Hexen, die echte Reue zeigen, gesteht er die Gnade des Stranges vor der Verbrennung zu. Sie können auch die Kommunion empfangen.

Sehr wichtig ist seine These, dass es Gott niemals zulasse, dass Unschuldige bestraft würden. Damit spricht er sich und alle anderen Hexenjäger von der Schuld frei, eventuell Unschuldige zu töten.

1591 versah B. seinen Tractatus mit einem sehr umfangreichen Anhang, dem Commentarius in Titulum Codicis Lib. IX de Maleficis de Mathematicis, worin er jedwede Magie als dämonisch bezeichnet.

Während der Traktat von B. in Trier auf Opposition stieß und keinerlei Einfluss auf die weltliche Gesetzgebung hatte, gewann er im Herzogtum Bayern große Bedeutung.

W.: Tractatus de confessionibus maleficorum et sagarum. An, et quanta fides ijs adhibenda sit? Auctore Petro Binsfeldio. Adiungitur Commentarius, eodem auctore, in Tit. C. lib. 9 de malefic. et mathematicis, theologiae et iuris scientiae, secundum materiae subiectae naturam, accomodatus. In fine adijciuntur [!] bullae et extravagantes pontificium successu temporis emanatae contra astrologos, divinatores. Secundo recogn. et auctior redditus. Augustae Trevirorum: Bock, 1596; Tractat von Bekanntnuß der Zauberer vnnd Hexen: [ob vnd wie viel denselben zu glauben]. Hrsg. und eingel. von Hiram Kümper. [Nachdr. der dt. Erstaufl. von 1590]. Wien: Mille-Tre-Verl. Schächter, 2004.

Lit.: Schmidt, Patrik: Weihbischof Peter Binsfeld und sein Traktat über die Hexen. Theolog. Diplomarbeit, Typoskript, Trier 1995.

Binterim, Anton Joseph (*19.09.1779 Düsseldorf; †17.05.1855 Bilk bei Düsseldorf), Franziskaner der (alten) Kölnischen Ordensprovinz, Pfarrer und Kirchenhistoriker in Düsseldorf, Gründervater des Historischen Vereins für den Niederrhein.

Als Sohn eines Schneidermeisters besuchte er das Gymnasium in Düsseldorf und trat 1796 in den Franziskanerorden ein. 1798 begann er das Theologiestudium im Kloster in Aachen und wurde 1802 zum Priester geweiht. Im Zuge der Säkularisation der Klöster wurde er 1803 Diözesanpriester und ab 1805 Pfarrer in der Vorstadtpfarrei Bilk / Düsseldorf.

B. veröffentlichte kirchengeschichtliche
Werke (unkritisch) und viele theologische und politische Schriften, oft äußerst polemisch. Er war ein bedeutender Vertreter des rheinischen Ultramontanismus.

Sein Hauptwerk: Die vorzüglichsten Denkwürdigkeiten der christ-katholischen Kirche (7 Bde.) und seine Pragmatische Geschichte der deutschen National-, Provincial und vorzüglichsten Diöcesanconcilien enthalten wichtige Abschnitte über okkulte Praktiken der Christen, die unter dem Titel: Von dem Aberglauben der deutschen Christen im Mittelalter (1977) und Über die Besessenen und ihre Behandlung in der Alten Kirche (1979) neu herausgegeben wurden.

W.: Die vorzüglichsten Denkwürdigkeiten der christ-katholischen Kirche aus den ersten, mittleren und letzten Zeiten. 7 Bde. Mainz bei Kirchheim: Schott und Thielmann, 1825 – 41; Pragmatische Geschichte der deutschen National-, Provincial- und vorzüglichsten Diöcesanconcilien, vom vierten Jahrhundert bis auf das Concilium zu Trient. 7 Bde. Mainz: Kirchheim, Schott und Thielmann, 1835 – 48; Von dem Aberglauben der deutschen Christen im Mittelalter. [Hrsg. i. A. der Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen]. München, 1977; Über die Besessenen und ihre Behandlung in der Alten Kirche. München: Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen, 1979.

Lit.: Schönig, Karnel: A. J. B. als Kirchenpolitiker und Gelehrter. Diss., Würzburg, 1933.

Binz, Carl (*1.07.1832 Bernkastel / Mosel; †11.01.1913 Bonn), Pharmakologe (seine Grundzüge der Arzneimittellehre wurden in sieben Sprachen übersetzt) und Medizinhistoriker.

B. gründete 1869 das Bonner Pharmakologische Institut, war dort von 1873 bis 1908 Professor, entwickelte maßgeblich die experimentelle Forschungsmethodik in der Pharmakologie weiter und führte grundlegende Untersuchungen zur Bekämpfung der Malaria durch.

Als Medizinhistoriker machte er sich als Biograf von Johann > Weyer einen Namen. Der Teil seines Nachlasses, der die Grundlage für seine medizinhistorische Arbeit darstellte, ist die sogenannte > Hexenbibliothek.

W. (Auswahl): Grundzüge der Arzneimittellehre: ein klinisches Lehrbuch. Berlin: Hirschwald, 1894; Doctor Johann Weyer: e. rheinischer Arzt; der erste Bekämpfer des Hexenwahns. Vaduz: Sändig, 1990.

Bioanziehung, Festkleben von Gegenständen am menschlichen Körper. B. soll darin bestehen, dass ein Mensch ohne jeglichen Muskelaufwand Gegenstände verschiedener Qualität und Form auf seinem Körper zu halten vermag. > Bioresonanz, > Bioenergie, > Biomagnetismus.

Lit.: Messina, Cate: Il magnetismo e i suoi misteri: dalla fisica alla parapsicologia. Padua: MEB, 1983; Bischof, Marco: Tachyonen – Orgonenergie – Skalarwellen: feinstoffliche Felder zwischen Mythos und Wissenschaft. Aarau / CH: AT Verlag, 2002.

Bioastronomie, Suche nach Lebensformen im Kosmos. Man unterscheidet dabei im Wesentlichen drei Formen:

1. Lebensmöglichkeiten außerhalb der Erde. Dazu gehört die Klärung biologischer, chemischer, geologischer Voraussetzungen für die Entstehung und Entwicklung von Leben auf anderen Himmelskörpern.

2. SETI, die Suche nach extraterrestrischen intelligenten Lebensformen.

3. Raumfahrt des Menschen unter Berücksichtigung der biologischen Fragen.

> Kosmobiologie, > Astrologie, > Außerirdische.

Lit.: Dorschner, Johann: Leben, ein kosmischer Faktor: Methoden und Probleme der Bioastronomie; ein Vortrag in der Sendereihe Urania im Funk von Radio DDR und der Urania. Leipzig: Präsidium d. Urania, 1988; Heidmann, Jean: Bioastronomie: über irdisches Leben und außerirdische Intelligenz. Geleitw. von Rudolf Kippenhahn. Berlin: Springer, 1994.

Biochemie, Wissenschaft im Grenzbereich von Biologie und Chemie, die sich mit dem Studium der chemischen Vorgänge im Organismus der gesamten lebenden Natur befasst.

Weitgehend in Vergessenheit geraten ist hingegen B. als Bezeichnung der vom Oldenburger Arzt Wilhelm Heinrich > Schüssler (1821 – 1898) entwickelten Heilmethode, die auf der Annahme beruht, dass alle Krankheiten auf eine Störung des menschlichen Mineralsalzhaushaltes zurückzuführen seien. Schüssler kam ursprünglich von der > Homöopathie, sprach sich jedoch gegen Arzneimittelprüfungen am gesunden Menschen aus und löste sich so von Samuel > Hahnemann, der nicht nur mit der Chinarinde Versuche an sich und anderen unternahm.

Lit.: Feichtinger, Thomas: Handbuch der Biochemie nach Dr. Schüßler: Grundlagen, Materia medica, Repertorium; mit 28 Tabellen. Stuttgart: Haug, 2003; Berg, Jeremy M.: Biochemie. Heidelberg, Neckar: Spektrum Akademischer Verlag in Elsevier, 2007.

Biodynamische Psychologie/Therapie, Stimulation, Beruhigung und Entspannung der physiologischen Prozesse, die das Verdauungssystem steuern.

Gegründet wurde die B. P. von Gerda > Boyesen (*18.05.1922 Bergen, Norwegen; †29.12.2005 London), die als eine Pionierin der Körperpsychotherapie bezeichnet wird. Als klinische Psychologin mit psychoanalytischem Ansatz lernte sie bei Ola Raknes, einem Schüler von Wilhelm > Reich, die > Vegetotherapie kennen und wurde physiotherapeutisch in der Psychiatrischen Klinik (Ulleval-Klinik) von Oslo in der haltungsverändernden Deepdraining Massage ausgebildet. Dabei entdeckte sie in den Jahren klinischer Praxis, dass die spontane Darmperistaltik nach emotionaler Katharsis oftmals von neuen Erkenntnissen begleitet war und beide zusammen über Jahre gelebte emotionale Dispositionen veränderten. Da diese vegetativ-emotional-kognitive Gleichzeitigkeit in der Lage war, emotionalen Stress buchstäblich zu verdauen, nannte sie dieses charakteristische psychophysische Phänomen „Psychoperistaltik“. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse widmete Boyesen den vegetativen Signalen im klinischen Geschehen besondere Aufmerksamkeit. Die dabei gewonnenen Erfahrungen mit der Reaktivität des autonomen Nervensystems bilden die Basis der B. P. Durch Massagen und Atemübungen wird das Verdauungssystem in Ordnung gebracht. Dabei wurde die Arbeit mit der „Psychoperistaltik“ mittels eines Stethoskops auf der Bauchdecke zum Kennzeichen biodynamischer Massage.

Neben der Verdauungsregulierung zielt die Therapie auch darauf ab, das Vertrauen in das vitale Selbst wiederherzustellen, das Boyesen die „primäre Persönlichkeit“ nennt. Hinter allem steht die Überzeugung, dass der menschliche Organismus die Energieblockaden durch Einbettung in eine geborgene Atmosphäre beseitigen kann.

W.: Über den Körper die Seele heilen: biodynamische Psychologie und Psychotherapie; eine Einführung. München: Kösel, 1994; Dein Bauch ist klüger als du: Stress umwandeln, Sex beleben, Ängste lösen, entspannt schlafen, täglich Glück empfinden / Peter Bergholz. Hamburg: Miko-Ed., 2004.

Bioelektrizität. Elektrische Vorgänge in der belebten Natur wurden zuerst von Luigi > Galvani 1789 entdeckt. Als er einen Froschschenkel mit einem aus zwei verschiedenen Materialien (Zink und Kupfer) bestehenden Metallbügel berührte, zuckte dieser. Galvani sprach zunächst von „tierischer Elektrizität“ als Ursache für die Zuckungen. Heute weiß man, dass viele Vorgänge beim Menschen mit Elektrizität verknüpft sind und dass diese Vorgänge auch durch die psychische Gestimmtheit modifiziert werden können. Neben der Reizstromtherapie, der Nervenstimulation, der Elektrogymnastik, der Thermo- und > Elektronographie sind hier auch die verschiedenen Verfahren der > Bioenergie und > Bioenergotherapie zu nennen.

Lit.: Lowen, Alexander: Bioenergetik: der Körper als Retter der Seele; wie man die menschlichen Energien steigern und gegensätzlich wirkende Lebenskräfte miteinander in Einklang bringen kann. Bern: Scherz, 1976; Bergsmann, Otto: Bioelektrische Phänomene und Regulation in der Komplementärmedizin: eine Einführung. Wien: Facultas Universitätsverlag, 1994; Reich, Wilhelm: Die kosmische Überlagerung: über die orgonotischen Wurzeln des Menschen in der Natur. Dt. Erstausg. Frankfurt a. M.: Zweitausendeins, 1997.

Bioelektronik, Biotechnologie, die sich mit der Kombination der elektrischen Impulse biologischer Systeme mit elektronischen Schaltkreisen befasst. Solche Kombinationen könnten eventuell auch zur Messung paranormologischer Kommunikationen eingesetzt werden, wie etwa bei Gedanken- und Gefühlsübertragungen, sowie zur Messung der Wirkung von Organismus auf Organismus aus einer bestimmten Entfernung. > Elektronographie.

Lit.: Resch, Andreas (Hrsg.): Kosmopathie: d. Mensch in d. Wirkungsfeldern d. Natur. Innsbruck: Resch, 1986; Pschyrembel Wörterbuch Naturheilkunde und alternative Heilverfahren / Bearb. v. d. Wörterbuch-Redaktion d. Verlages unter d. Leitung v. Helmut Hildebrandt. Berlin; New York: de Gruyter, 1996.

Bioenergetik (griech. bios, Leben; energeia, Energie), therapeutischer Ansatz des bewussten Umgangs mit der > Lebensenergie. Die Vorstellung von der Lebensenergie geht auf den zentralen Gedanken von Wilhelm > Reich zurück, dass eine universelle Urenergie existiere, die er > Orgon nannte. Nach ihm spielt diese Energie eine bedeutende Rolle in der Therapie. Sein Schüler Alexander > Lowen griff diesen Gedanken von der Existenz einer fundamentalen Energie auf, die sich in der geistigen und körperlichen Aktivität manifestiert, und entwickelte eine spezielle Therapieform, B. genannt. Bei dieser Therapie werden mit Hilfe von Massage und speziellen Körperübungen Spannungen gelöst und unterdrückte Emotionen freigesetzt. In der > Psychotronik steht B. für PK (Psychokinese). > Biodynamische Psychologie, > Bioenergie, > Bioenergotherapie, > Bioinformation.

Lit.: Hoffmann, Richard: Bioenergetik: Lebensenergie freisetzen; durch Arbeit mit dem Körper zu seelischer Ausgeglichenheit; das GU-Übungsbuch für Anfänger / Ulrich Gudat. Paderborn: Blindenschr.-Verl. P. v. M., 1995; Lowen, Alexander: Bioenergetik: Therapie der Seele durch Arbeit mit dem Körper. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch-Verl., 2002.

Bioenergetisches Grundgesetz, besagt, dass die Entwicklung eines jeden Individuums die Entwicklung der Gattung verkürzt wiederholt. Dieses Gesetz wurde von dem deutschen Zoologen Fritz Müller (1821–1897) im Jahre 1864 aufgestellt und von Ernst Haeckel (1834 –1919) 1866 endgültig formuliert: „Die Ontogenese rekapituliert die Philogenese.“ Diese Vereinfachung wurde jedoch bereits 1897 von dem Schweizer Zoologen Adolf Portmann bemängelt.

Das Gesetz wurde dann auch auf die geistige Entwicklung des Menschen ausgedehnt. In der Parapsychologie stellte man die Hypothese auf: Wenn Psi in der Frühzeit bei der Daseinsbewältigung, vor allem in der Kommunikation, eine größere Rolle gespielt hat, so muss sich das in den frühen Phasen der geistigen Entwicklung des rezenten Menschen spiegeln. Überzeugende Beweise dafür konnte man allerdings noch nicht erbringen.

Lit.: Schmidt, Heinrich: Haeckels Biogenetisches Grundgesetz und seine Gegner. Odenkirchen: Breitenbach, 1902.

Bioenergie (griech. bios, Leben; energeia, Energie), ein Begriff mit dem Wilhelm > Reich die Lebensenergie im Körper beschreibt. Bekanntlich behauptete er, eine neue Energie entdeckt zu haben, die er „Orgon“ nannte, abgeleitet von „organisch“ und „Organismus“. Er erfand ein Gerät, das diese Energie akkumulieren und jeden, der in diesem Apparat wie in einem Behälter saß, energetisch aufladen sollte. Nach Reich kann sich die Energie in Muskeln anstauen, die sich nach einem emotionalen Schock oder bei der Unterdrückung des Sexualtriebes verkrampft haben. Alexander > Lowen, ein Schüler Reichs, ließ diese Vorstellung unter Beiseiteschieben des Akkumulationsgedankens auch in die These einfließen, dass diese Lebensenergie, „bei allen Lebensprozessen – beim Bewegen, beim Fühlen und Denken – mitwirkt und dass diese Prozesse aufhören würden, wenn es zu schwerwiegenden Störungen der Energieversorgung des Organismus käme“ (Lowen, 34).

Diese Energie lässt sich weder auf Nahrung oder Elektrizität, Biomasse und dergleichen reduzieren, sondern ist die den lebenden Organismus erhaltende und selbstregulierende Kraft, von den Chinesen > Chi, > Yin und > Yang, und von den Indern > Prana genannt.

Lit.: Lowen, Alexander: Bioenergetik: der Körper als Retter der Seele; wie man die menschlichen Energien steigern und gegensätzlich wirkende Lebenskräfte miteinander in Einklang bringen kann. Bern: Scherz, 1976; Reich, Wilhelm: Die kosmische Überlagerung: über die orgonotischen Wurzeln des Menschen in der Natur. Dt. Erstausg. Frankfurt a. M.: Zweitausendeins, 1997.

Bioenergotherapie (griech. bios, Leben; energeia, Energie; therapeia, Therapie), Heilung durch den lebenden Organismus. Die Kenntnis von der heilenden Wirkung des lebenden Organismus gehört zum Urgut der Menschheitsgeschichte. Die Bezeichnung und Form der B., auch „Biotronik“ genannt, geht auf den tschechischen Heiler Josef Zezulka (1912 – 1992) zurück, der B. als Form der heilenden Energieübertragung vom lebenden Organismus auf den lebenden Organismus bezeichnet. Dazu braucht es Menschen, die die Gabe haben, ihre Lebenskräfte als Heiler an die Patienten weiterzugeben. Die Anwendung der B. erfolgt u. a. durch vorgeschriebene Bewegungen der Hände des Heilers in einer Entfernung von 12 – 20 cm vom Körper des Patienten.

B. ist klar von der > Bioenergetik zu unterscheiden, die als Form der Heilgymnastik von dem amerikanischen Psychoanalytiker Alexander > Lowen entwickelt wurde. > Bioenergie.

Lit.: Zezulka, Josef: Biotronische Heilung. In: Grenzgebiete der Wissenschaft 23 (1974) 3, 331 – 344; Bioenergoterapia i Radiestezyjne Metody Diagnostyczne. Warschau: Stowarzyszenie Radiestetów, 1981; Eifler, Zdenka: Bioenergotherapie. In: Grenzgebiete der Wissenschaft 41 (1992) 3, 217 – 226.

Biofeedback (engl. feedback, Rückkopplung), verhaltenstherapeutisches Verfahren, bei dem physiologische Parameter (z. B. mittels Elektromyographie, Elektrokardiographie, Elektroenzephalographie) erfasst und optisch oder akustisch der Wahrnehmung zugänglich gemacht werden, um sie durch bewusste Beeinflussung zu modifizieren. Die Rückmeldung der Modifikationswerte auf optischem oder akustischem Weg ermöglicht die gewünschte Modifizierung der gemessenen physiologischen Abläufe. Auf diese Weise ist es möglich, als unkontrollierbar geltende Körperfunktionen (z. B. Verdauung, Herzschlag usw.) bewusst zu steuern, aber auch bestimmte Bewusstseinszustände hervorzurufen, für die Entspannung oder > Meditation grundlegend sind. In der paranormologischen Forschung kann B. zur Abklärung verschiedener Verhaltensformen beitragen, vor allem im Bereich der > Simulation und > Fixierung.

Einen frühen Beleg für B. bringt Hippolyte Bernheim (1837 – 1919). Er veränderte den Pulsschlag seiner Versuchpersonen durch schnelleres bzw. langsameres Mitzählen.

Lit.: Bernheim, Hippolyte: Neue Studien ueber Hypnotismus, Suggestion und Psychotherapie. Übers. v. Sigm. Freud. Leipzig; Wien: Deuticke, 1892; ders.: Die Suggestion und ihre Heilwirkung. Autorisierte dt. Ausg. von Sigm. Freud. 2., umgearb. Aufl. / besorgt von Max Kahane. Leipzig [u. a.]: Deuticke, 1896; Biofeedback: Grundlagen, Indikationen, Kommunikation, praktisches Vorgehen in der Therapie; mit 53 Tabellen / hrsg. von Winfried Rief; Niels Birbaumer. Stuttgart [u. a.]: Schattauer, 22006.

Biofeld, das durch Ausstrahlen von > Bioenergie erzeugte unmittelbare Umfeld des lebenden Organismus. Dabei ist die Bioenergie die den lebenden Organismus erhaltende, selbstregulierende Kraft, die sich nicht auf Elektrizität, Biomasse oder Nahrung reduzieren lässt und daher auch mit technischen Geräten nicht messbar ist. Es strahle zwar jeder Mensch ein B. aus, doch seien nur einige speziell Begabte in der Lage, dieses wahrzunehmen und darauf zu reagieren.

Bei aller Unklarheit über das Wesen des B. gibt es zumindest die Erfahrungstatsache, dass bestimmte Personen, sogenannte > Heiler, die bioenergetische Ausstrahlung des Organismus in verschiedensten Formen wahrnehmen und durch Handauflegung, Bewegung der Hände über den Körper, Berühren einzelner Körperstellen oder auch Umarmung des ganzen Körpers heilende Wirkungen auslösen können, die sonst nicht zustande kommen.

In diesem Zusammenhang steht auch die Wahrnehmung, dass bestimmte Personen jenseits jeder psychologischen Komponente allein durch ihre biologische Anwesenheit als schwer und belastend empfunden werden – sogenannte negative Menschen, die psychisch auch positiv sein können.

Die unzähligen Spekulationen im Zusammenhang mit dem B., wie die Rede von Schwingungsmustern, Magnetismus, elektromagnetischen Feldern usw. lassen sich mit dem Begriff der Bioenergie nicht vereinbaren. Anders klingt schon die Rede von > Aura, > Feinstofflichkeit, Astralkörper, > Prana oder > Yin und > Yang, worin Energieformen angesprochen werden, die physikalisch nicht messbar sind.

Die Heilung über das B. durch einen Heiler ist als > Bioenergotherapie zu bezeichnen im Unterschied zur > Bioenergetik, bei der es vornehmlich um Massage und Gymnastik geht.

Lit.: Zezulka, Josef: Biotronische Heilung. In: Grenzgebiete der Wissenschaft 23 (1974) 3, 331–344; Bioenergoterapia i Radiestezyjne Metody Diagnostyczne. Warschau: Stowarzyszenie Radiestetów, 1981; Eifler, Zdenka: Bioenergotherapie. In: Grenzgebiete der Wissenschaft 41 (1992) 3, 217–226.

Biographie, nach Rudolf > Steiner die jedem Menschen eigene individuelle Erdenspur, die rückwärts über die Geburt und vorwärts über den Tod hinaus zu anderen Erdenleben führt.

Der Mensch ist nach Steiner die Wiederholung eines Wesens, das auf der Erde bereits Erfahrungen gesammelt hat. Demnach hat jeder Mensch schon auf der Erde gelebt und ist sein eigener Nachfolger. Im gegenwärtigen Erdenleben gewinnt er zusätzliche Fähigkeiten, die ihn für ein kommendes tüchtig machen.

Seiner Prägung nach übernimmt der Mensch von seinen Vorfahren seine gestaltbildende Kraft, den Lebensleib (> Ätherleib), der ihn auch von jeder Tiergattung unterscheidet. Als geistiges Wesen ist er in seiner „geistigen Gestalt“ von jedem anderen Menschen verschieden, und dieses Einmalige und Unverwechselbare eines Menschen beim Gang durch das Leben ist seine B.

Lit.: Thomas, Klaus: Selbstanalyse: die heilende
Biographie, ihre Abfassung und ihre Auswirkung. 3., unveränd. Aufl. Stuttgart: Thieme, 1986; Steiner, Rudolf: Theosophie: Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung; die Textentwicklung in den Auflagen 1904 –1922 in vollständiger Lesefassung. Mit einem Beitr. von Daniel Hartmann. Dornach / Schweiz: Rudolf-Steiner-Verl., 2004.

Biogravitation (griech.), Fähigkeit lebender Organismen, Gravitationswellen zu erzeugen und zu empfangen. Diese Fähigkeit bezeichnete der russische Physiker W. Bunin 1960 als B. 1973 ergänzte Alexander > Dubrow diese Definition von B. um die Eigenschaft universeller Konvertibilität, die Wandelbarkeit in alle möglichen Feld- und Energieformen, sowie um die Fähigkeit, Information zu übertragen. Der Psychologe Veniamin > Puschkin verknüpfte 1974 B. mit der inneren Ordnung der (Bio-)Materie und vertrat die Ansicht, dass der Gravitationserzeugungsprozess der materiellen Sicherung der psychischen Tätigkeit des Menschen dient. Dieser Zusammenhang zwischen Gravitationsprozessen und der menschlichen Psyche sei von außerordentlicher Bedeutung. „Gibt es eine Biogravitation, dann muss sie logischerweise in der > Psychokinese zum Ausdruck kommen“ (Puschkin, S. 33). So sollten seine Versuche beweisen, dass der Mensch imstande ist, ein Feld zu erzeugen, das auf Gegenstände wirkt.

Lit.: Dubrov, Alexander P.: Biogravitacia. In: I. Konference o Výzkumu Psychotroniky. Sbornik referàtu, 2i. díl, Prag, 1973, S. 45 –50; ders.: Biogravitation et Psychotronique. Impact, Science et Societé, UNESCO XXIV, Nr. 4 (1974), S. 329 –339; Puschkin, Veniamin: Bestehen Zusammenhänge zwischen Biogravitation und Psychokinese? In: Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie (1974) 1, 31– 42.

Bioinformation (griech. bios, Leben; lat. informare, mitteilen), Wechselwirkung in und zwischen lebenden Organismen sowie zwischen lebender und lebloser Materie und Umwelt. Dabei ist die Natur des Organismus als offenes, adaptives, autoregulatives und komplex vernetztes System zu verstehen. Als Träger und Auslöser der B. werden elektromagnetische Schwingungen, Elektroakupunktur, > Biophotonen, > Bioresonanz, angewandte > Kinesiologie, Hochpotenzarzneimittel der > Homöopathie, im weiteren Sinn aber auch gesundheitspädagogische Aspekte der Lebensordnung und der Gesundheitsbildung genannt.

Der Begriff wurde in der sowjetischen psychotronischen Forschung zur Bezeichnung der Distanzinteraktionen verwendet, die an eine energetische, dem Organismus eigene Form, gebunden sind, die es noch zu erforschen gilt. Die Distanzinteraktionen ereignen sich zwischen lebenden Organismen, zwischen lebender und lebloser Materie, zwischen der Materie und dem Informationsfeld der äußeren Umwelt (Psychotronik, 17). B. sollte die Begriffe > Außersinnliche Wahrnehmung (ASW) und > Psychokinese (PK) auf eine wissenschaftliche Basis bringen.

Lit.: Psychothronik. Zeitschrift für Grenzfragen von Bewusstsein, Energie und Materie. Innsbruck: Resch 0 (1976); Bischof, Marco: Biophotonen: das Licht in unseren Zellen. Frankfurt a. M.: Zweitausendeins, 1995.

Biointroskopie (griech., „Lebensinnenschau“; engl. biointroscopy), von den Russen eingeführter Begriff zur Bezeichnung der Fähigkeit, ohne Benutzung der Augen nur mit der „Haut“ zu sehen. Zu den bedeutendsten Personen mit dieser Fähigkeit zählten Rosa > Kuleshova und Tania Bykovskaia.

1965 behauptete Dr. S. N. Dobronravov aus Sverdlovsk auf der Wissenschaftstagung der Uralabteilung der Gesellschaft der Psychologen in Perm, dass 72 % der Kinder, vor allem zwischen dem siebten und zwölften Lebensjahr, die Fähigkeit des > Hautsehens hätten. Diese Feststellung löste speziell durch die Experimente von Dr. Abram Novomeisky mit dem seit sieben Jahren völlig blinden Vasily B. eine Reihe von Untersuchungen aus, die als > Dermooptik weltweit bekannt wurden.

Lit..: Ostrander, Sheila: Psi: die wissenschaftliche Erforschung und praktische Nutzung außersinnlicher Kräfte des Geistes und der Seele im Ostblock / Schroeder, Lynn. Bern; München: Scherz, 171983.

Bioklimatik oder Bioklimatologie (griech.; engl. bioclimatology; ital. bioclimatologia), Wirkung von Wetterfaktoren auf Organismen, insbesondere auf den Menschen. Dieser Einfluss von Wetter und Klima auf den menschlichen Organismus ist so alt wie die Menschheit selbst. Bereits > Hippokrates (460 – 375 v. Chr.) erkannte, dass Entzündungen und Allergien häufiger bei Tropikluft auftraten, während sich Koliken und Krämpfe bei Polarluftzufuhr häuften. Und > Galenus (129 – 199 n. Chr.), der Leibarzt Mark Aurels, kannte die heilsame Wirkung des Klimawechsels.

Nach 1945 wurde der Oberbegriff B. durch „Medizinmeteorologie“ bzw. „Humanbiometeorologie“ ersetzt. Die Wechselwirkungen zwischen Wetter und Mensch werden in der sog. Biosynoptik erforscht.

Neben den rein medizinischen und biologischen Aspekten ist B. von einer Reihe paranormologischer Themen umgeben, wie > Astrologie, > Erdstrahlen, > Orte der Kraft, > Makrokosmos und Mikrokosmos.

Lit.: Kügler, Hermann: Medizin-Meteorologie nach den Wetterphasen: eine ärztliche Wetterkunde. München: Lehmann, 1975; Ledwina, Wilhelm: Angewandte Bioklimatologie mit modernen naturnahen Heilmethoden: d. Weg aus d. chron. Krankheit. Heidelberg: Haug, 1981.

Biokömese (griech. bios, Leben; koimesis, Schlaf; franz. biocemese), natürlich oder künstlich hervorgerufener Zustand des verlangsamten Lebens. Der Begriff wurde 1954 von dem französischen Arzt Colonel Jaulmes zur Bezeichnung des Zustandes des verlangsamten Lebens eingeführt, der vor allem beim Winterschlaf der Tiere und bei künstlicher Abkühlung des Organismus, aber auch bei Reaktionsformen wie Ohnmacht, Totstellung, speziellen Atem- und Yogaübungen, Zuständen des > Protobewusstseins, der > Luzidität, > Ekstase, > Psychostase, > Pneumostase, > Trance, des > Schlafes und der > Hypnose auftritt bzw. auftreten kann.

Lit.: Laborit, Henri: Pratique de l‘hibernothérapie en chirurgie et en médecine. Paris: Masson, 1954, Vorwort; Larcher, Hubert: Veränderte Bewusstseinszustände. In: Andreas Resch: Psyche und Geist: Fühlen, Denken, Weisheit. Innsbruck: Resch, 1986, S. 495 – 554.

Biokommunikation (griech. bios, Leben; lat. communicare, mitteilen), Informationsübertragung in lebenden Systemen. Dazu gehören die Wechselwirkungen in und zwischen den Zellen und höheren Organisationsebenen, die Stoffwechselvorgänge, die Immunregulation, die Wachstumsvorgänge, aber auch die Verständigung der Tiere. Dabei dienen häufig spezielle Körperhaltungen zur Verständigung, aber auch noch völlig unbekannte Informationswege, die den einzelnen Tieren eigen, jedoch weder messbar noch beobachtbar sind. Nach der > Psychotronik ersetzt B. als > Bioinformation > ASW und als > Bioenergetik > PK (Psychokinese).

Lit.: Haken, Hermann / Maria Haken-Krell: Entstehung von biologischer Information und Ordnung. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1995; Nagl, Walter / Franz M. Wuketits (Hrsg.): Dimensionen der modernen Biologie. Darmstadt: Wiss. Buchges., o. J.

Biokosmologie (griech.), Lehre von der Entsprechung von Biologie und Kosmos. Sie bildet die Grundlage der Cosmobehandlung oder Cosmo-Therapie, nach der das gesamte Sein aus unterschiedlichen Schwingungen (Frequenzen) des letztlich einen Lichtes besteht. Die Quelle der Schwingungen ist Gott, die höchste Schwingung der Geist und die niedrigste der Stein. Dazwischen liegen alle anderen Ebenen der Schöpfung. Der Mensch verkörpert die Verbindung zwischen Himmel und Erde, seine Organe spiegeln alle Schöpfungsebenen wider, zu denen er über die Sinne bewusst eine Verbindung herstellen kann. Die harmonische Verbindung mit allen Ebenen im Zusammenwirken von Geist, Seele und Leib steht für Gesundheit. Störungen dieser Verbindung sollen sich mit Klängen, Heilkräuter-Essenzen, Edelsteinen, Farben und Farblicht zur Anregung der mangelnden Schwingung als Belebung des entsprechenden Organsystems beheben lassen. Die englische Bezeichnung „Cosmo Beauty“ bringt den esoterischen Ansatz dieser Behandlungsmethode treffend zum Ausdruck.

Lit.: Gümbel, Dietrich: Heilen durch die Sinne: die Cosmo-Therapie / Mit einem Geleitwort von György Irmey. Heidelberg: Haug, 1998.

Biokybernetik (griech. bios, Leben; kybernetes, Steuermann), Teil der Kybernetik, der sich ganz allgemein mit Biosystemen befasst. B. ist eine Ausdehnung der ursprünglichen Definition der Kybernetik durch Norbert Wiener (1894 –1964) auf die Biosysteme. Der menschliche Organismus wird hierbei als ein selbstregulierendes offenes Netzsystem verstanden, das in einer zum Teil hierarchischen Gliederung aus Untersystemen aufgebaut ist, die ihrerseits aus multiplen Regelkreisen bestehen, deren Funktion sich der klinischen Beobachtung oft entzieht und daher dem Bereich der > Parabiologie zugeschrieben wird.

Lit.: Frank, Helmar (Hrsg.): Kybernetik: Brücke zwischen den Wissenschaften. Frankfurt a. M.: Umschau, 61966; Kratky Karl W. / Elfriede Maria Bonet (Hg.): Systemtheorie u. Reduktionismus. Wien: Edition S, 1989; Bergsmann, Otto: Risikofaktor Standort: Rutengängerzone und Mensch; wissenschaftliche Untersuchung zum Problem der Standorteinflüsse auf den Menschen. Wien: Facultas, 1990; ders.:
Bioelektrische Phänomene und Regulation in der Komplementärmedizin: eine Einführung. Wien: Facultas, 1994.

Biolasereffekt, hypothetischer Effekt, demzufolge > Bioplasma in laserähnlicher Form aus dem Gehirn austreten könne. Der Begriff wurde von dem russischen Neurophysiologen Genadij A. Sergejew geprägt.

Lit.: Ostrander, Sheila: Psi. München: Scherz, 1983.

Biologisch-dynamische Landwirtschaft, in den 1920er Jahren in einem Kreis von Naturwissenschaftlern und Landwirten um Rudolf > Steiner entstandene Bezeichnung für eine Landwirtschaft nach den Prinzipien der > Anthropsophie. Die B. verwendet keinen Kunstdünger und keine chemischen Mittel zur Schädlingsbekämpfung. Der Bauernhof wird als ganzheitlicher Organismus verstanden und jede Pflanzenart in ihren speziellen Bedürfnissen und Interaktionsweisen mit anderen Pflanzen beachtet. Beim Anbauen, Pflügen, Säen und Ernten werden im Verständnis von Makro- und Mikrokosmos die astronomisch-astrologischen Konstellationen mit einbezogen. Mit diesen Methoden wurden nicht nur gute Erträge, sondern auch ein Beitrag zum Schutz der Natur erzielt.

Lit.: Steiner, Rudolf: Geisteswissensch. Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft. Dornach / Schweiz: Rudolf-Steiner-Verlag, 1979; Grohmann, Gerbert: Die Pflanze als Lichtsinnesorgan der Erde und andere Aufsätze. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben, 1981; Koepf, Herbert H.: Was ist biologisch-dynamischer Landbau? Dornach / Schweiz: Philos.-Antroposoph. Verl. am Goetheanum, 1985.

Biologische Uhr, endogen gesteuerte, sämtliche biologische Funktionen betreffende Rhythmizität. Dabei umfassen die Periodenlängen biologischer Rhythmen die Spanne von Millisekunden bis Jahren. Die wichtigsten voraussagbaren Zeitstrukturen auf der Erde sind der Gezeitenzyklus (12,5 Std.), der Tag-Nacht-Zyklus (24 Std.), der Mondzyklus (28,5 Tage) und der Jahreszyklus (365,25 Tage). Am intensivsten wird die biologische Tagesuhr untersucht. Sie funktioniert auch bei Ausschaltung aller Zeitinformationen zunächst unverändert und ist durch Wendestunden um 3 bzw. 15.00 Uhr mit stärkstem Parasympathiko- bzw. Sympathikotonus, vormittäglichem Aufwärmungseffekt und abendlichem Entwärmungseffekt geprägt, was sich auf die Leistungsbereitschaft, den Stoffwechsel, Muskeltonus, die Nierenfunktion, Konzentrationsfähigkeit und andere Leistungen des Nervensystems auswirkt.

Eine Programmierung des Tagesablaufs ist auch für die Koordinierung unterschiedlicher Organismen wichtig, etwa bei der Bestäubung von Pflanzen durch Insekten. Viele Pflanzen öffnen und schließen die Blüten zu bestimmten Zeiten, und die Bienen stellen ihre Besuche darauf ein.

Die Periodenlänge beträgt allerdings nur ungefähr 24 Stunden, wofür Franz Halberg den Begriff circadiane Uhr prägte. Die endogene Steuerung tagesrhythmischer Lebensvorgänge wurde jedoch bereits im 18. Jh. von dem französischen Astronomen Jean Jacques d‘Ortous de Mairan anhand der täglichen Blattbewegungen der Mimose entdeckt. Wenngleich es bei Pflanzen mehrere innere Uhren oder Schrittmacher zu geben scheint und bei Tieren Schrittmacherzentren lokalisiert werden konnten, sind die genauen Oszillator-Mechanismen noch für keinen der neuronalen Schrittmacher bekannt. > Chronobiologie, > Zeitbewusstsein.

Lit.: deMairan J. J.: Observation Botanique. Histoire de l’Academie Royale des Science: 35 – 36, 1729; Halberg, Franz: Spectral Resolution of Low-Frequency, Small-Amplitude Rhythms in Excreted 17-Ketosteroids: Probable Androgen-Induced Circaseptan Desynchronization. Copenhagen: Periodica, 1965; Roenneberg, T. / D. Morse: Two circadian oscillators in one cell. In: Nature (1993), 362 – 364; Piechulla, B. / Merforth, N. / B. Rudolph: Identification of tomato Lhc promoter regions necessary for circadian expression. In: Plant Mol. Biol. (1998), 655 – 662; Piechulla, Birgit / Till Roenneberg: Chronobiologie: wie tickt unsere biologische Uhr? In: biologen heute (1999) 4.

Biologischer Plasmakörper oder Bioplasmakörper > Bioplasma.

Biolumineszenz (griech. bios, Leben; lat. lumen, Licht), Lichterzeugung von Lebewesen durch biologische Vorgänge. Bei höher organisierten Organismen findet die Erzeugung des Lichtes oft in speziellen Lichtorganen statt, bei Einzellern in besonderen Organellen und bei Bakterien im Cytoplasma. Dabei werden verschiedene Arten von Biomolekülen mit hoher Effizienz in eine chemische Reaktion umgewandelt, bei der Licht ausgesendet wird.

Lumineszierende Vertreter gibt es bei fast allen Organismengruppen, besonders bei den Meeresbewohnern, sowohl in der Tiefe (bis zu 90 % der Tiefseeorganismen) als auch in Küstengewässern (etwa 5%). Höhere Pflanzen und höhere Wirbeltiere weisen hingegen, mit Ausnahme von Fischen, keine Lumineszenz auf.

Obwohl die beteiligten Komponenten der Lumineszenz, Luciferine und Luciferasen, in einigen Fällen identifiziert werden konnten, sind die mechanistischen Abläufe und die Funktion der B. im Leben der leuchtenden Organismen, wie bei Leuchtkäfern, bisher nur teilweise aufgeklärt und lassen daher noch viel Raum für Spekulationen. So wird B. zuweilen mit der > Kirlian-Fotografie in Verbindung gebracht, bei der es sich jedoch um eine induzierte elektrische Entladung handelt.

Die Aufgabe der B. kann ganz verschieden sein: Anlocken von Beute oder Partnern, Kommunikation, Warn- und Drohfunktion, Tarnung durch Gegenbeleuchtung, Abschreckung oder Ablenkung.

Lit.: Kössler, Franz: Physiologische Studien zur Biolumineszenz: Untersuchungen über Wachstum, Atmung und Biolumineszenz von Leuchtbakterien unter dem Einfluss chemischer und physikalischer Faktoren. Berlin, Humboldt-Univ., Sekt. Biologie, Habil.-Schr. v. 31. Juli 1969; Celan, Eugen: Materia vie si radiatiile. Bukarest: Editura Stiintifica si enciclopedica, 1985; Stolzenberg, Hans-Christian: Unter-
suchungen zum Einfluss von Schadstoffen auf Biolumineszenz und Wachstum phototropher mariner Dinoflagellaten im Rahmen der Entwicklung eines „Leuchtalgentests“. Berlin: Techn. Univ., Univ.-Bibl., Abt. Publikationen, 1996.

Biomagnetismus (griech. bios, Leben; griech./lat. magnes, magnetisch), das vom lebenden Organismus erzeugte Magnetfeld bzw. das Erfassen und Auswerten desselben. Im Gegensatz zur > Bioenergie, die als den lebenden Organismus erhaltende, selbstregulierende Kraft verstanden wird, welche sich nicht auf Elektrizität, Biomasse oder Nahrung reduzieren lässt und daher auch mit technischen Geräten nicht messbar ist, versucht der Medizinische B. durch gezieltes Anwenden von Magneten mit einer bestimmten Stärke und Polarität die Regulierungsfähigkeit des Organismus zu steuern.

Lit.: Banse, Thomas: Biomagnetismus: dynamische dreidimensionale Lokalisation pathologischer Hirnaktivität mit einem biomagnetischen Vielkanalsystem an ausgewählten Beispielen. Erlangen, Nürnberg, Univ., Diss., 1996; Tierra, Michael: Heilen mit Magneten: das Handbuch zum Biomagnetismus. Aitrang: Windpferd, 2005.

Biomantie (griech. bios, Leben; manteia, Wahrsagerei), Voraussage der vermeintlichen Lebensdauer eines Menschen aus gewissen körperlichen Merkmalen oder Vorgängen, wie Handlinien, Puls u. Ä., wie auch Bestimmung, ob bei einer Geburt Leben vorhanden war, z. B. aus der Lungenprobe.

Lit.: Biedermann, Hans: Lexikon der magischen Künste: Alchemie, Sterndeutung, Hexenglaube, Geheimlehren, Mantik, Zauberkunst. 3., verb. und erw. Aufl. Wiesbaden: VMA-Verl, 1998; Hogrebe, Wolfgang (Hrsg.): Mantik: Profile prognostischen Wissens in Wissenschaft und Kultur. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2005.

Biometeorologie (griech. bios, Leben; meteorologia, Lehre von den Himmelskörpern), Wissenschaft von der Wirkung der Himmelskörper auf biologische Systeme. Als Teilgebiet der Meteorologie ist B. zwischen Wetterkunde, Biologie und Medizin angesiedelt und befasst sich mit den direkten und indirekten Einflüssen der Atmosphäre auf den Menschen und andere Lebewesen. Diese Beschreibung geht auf Alexander von Humboldt (1769 –1859) zurück, der B. als Studium der direkten und indirekten Wechselbeziehungen zwischen geophysikalischer und geochemischer Umwelt, der Atmosphäre und den lebenden Organismen wie Pflanzen, Tieren und Menschen bezeichnet. Dabei umfasst der Begriff Umwelt die Mikro-, Makro- und kosmische Umwelt mit ihren verschiedenen physikalischen und chemischen Eigenheiten, sofern sie die Erdatmosphäre beeinflussen (Tromp).

Die biometeorologischen Disziplinen unterteilt man in die Hauptgruppen: phytologische, zoologische und kosmische B. sowie in Human-, Raum- und Paläo-Biometeorologie.

Die ältesten medizin-meteorologischen Hinweise finden sich im Buch Hiob des Alten Testaments und die älteste ärztliche Anweisung unter Berücksichtigung von Wetterbeobachtungen steht im Nisabalied (Altmesopotamien, 3000 v. Chr.).

Die einzelnen Themen der B. sind Wetterfühligkeit, biologische Effekte von natürlichen elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern. Die Bedeutung der B. zeigen allein schon die Wetterereignisse, die statistisch nachweisbar ganz erheblichen Einfluss auf das Leben von Mensch und Tier haben. So war während der Hitzewelle im Sommer 2003 eine Sterblichkeitsrate zu verzeichnen, die in manchen Ländern um ein Mehrfaches über dem Normalwert lag.

Paranormologisch sind zur B. Auch Themen der > Astrologie, der > Kymatik, der > Kosmobiologie und Strahlen unbekannter Himmelserscheinungen zu zählen (Resch).

Lit.: Humboldt, Alexander v.: Kosmos I. Stuttgart; Augsburg: JG Cotta’scher Verlag, 1845; Tromp, Solco W.: Medical Biometeorology. Amsterdam: Elsevier Publ. Co, 1963; Volker, Faust: Biometeorologie. Stuttgart: Hippokrates Verlag 1979; Resch, Andreas: Kosmopathie: der Mensch in den Wirkungsfeldern der Natur. Innsbruck: Resch, 21986.

Biometer (griech.), Geräte und Maßstäbe zur Messung energetischer Qualitäten und Intensitäten eines Ortes, einer Person oder einer Substanz; Bovis-Biometer, Baraduc-Biometer und Boirac-Biometer. 

Das Bovis-Biometer ist eine Bezugsskala zur radiästhetischen Bestimmung der energetischen Qualitäten und Intensitäten eines Ortes, einer Person oder einer Substanz. Der Maßstab wurde vom französischen Physiker Antoine Bovis (1871 – 1947) entwickelt. Die Werte werden in Bovis-Einheiten angegeben:

0 – 2000 Kreuzung von zwei oder mehreren
Störzonen

2000  –  6000 Störzone, schädlich für den
menschlichen Organismus

6 500 Mittelwert der physischen Energie des
gesunden Menschen

10  000  –  13  000 Energetischer oder ätheri-
scher Bereich des Körpers

13  500 Oberste Grenze des energetischen
Körpers

18 000 Schwelle zum Unbekannten.

Das Baraduc-Biometer dient dem Nachweis einer mechanischen Wirkung menschlicher Ausstrahlung. Das Gerät wurde von Dr. Hippolyte > Baraduc (1850 – 1902) entwickelt und besteht aus einem Glaszylinder, in dem eine Nadel an einem feinen Faden hängt. Wird die Hand an den Zylinder geführt, bewegt sich die Nadel. Der Winkel der Abweichung hängt nach Baraduc von verschiedenen geistigen, physikalischen und moralischen Faktoren des Experimentators ab. Er vertrat die Ansicht, dass das B. Aspekte dieser Umstände anzeige.

Das Boirac-Biometer wurde von Emile Boirac (1851 – 1917) entwickelt, wobei er an Stelle der Nadel bei Baraduc einen Strohhalm verwendete.

Ähnliche Apparate zum Aufzeigen der Kraft der Nerven oder der Psyche sind der De Tromelin Cylinder und das Sthenometer von Prof. Paul Joire sowie das > Magnetometer von Abbé Fortin.

Wissenschaftlich sind diese B. nur allgemein definiert, da es keine Apparate zur genauen Prüfung ihrer eindeutigen Anzeigen gibt.

Lit.: Baraduc, Hyppolite Ferdinand: Iconographie de la force vitale cosmique od extrait de l’ame humaine ses mouvements, ses lumieres. Paris: Paul Ollendorff, 1897; Boirac, Emile: La Psychologie inconnue. 3e éd. Paris: Alcan, 1920; Montandon, Raoul: Contribution à L’Etude des Phénomènes Psychiques. La Photographie Transcendentale, 1. Genève: J. H. Teheber, 1936; Merz, Blanche: Orte der Kraft: wenig bekannte kosmo-terrestrische Energien. Chardonne, CH: Institut de Recherche en Géobiologie, Eigenverlag, 1984.

Bione, Energiebläschen, die Übergangsstufen zwischen lebloser und lebender Substanz darstellen. Der Begriff wurde von Wilhelm > Reich geprägt und in seiner Monografie Die Bione (1938) beschrieben. Als elementare Funktionseinheiten der lebenden Materie, die sich in der Natur laut Reich durch einen Auflösungsprozess anorganischer und organischer Natur ständig bilden, sind die B. kultivierbar und können sich zu Protozoen und Bakterien entwickeln.

Lit.: Reich, Wilhelm: Die Bione. Kopenhagen [u. a.]: Sexpol-Verl., 1938; Reich, Wilhelm: The Bion Experiments on the Origin of Life. New York: Farrar, Straus, Giroux, 1979.

Bionik (Kurzwort aus Biologie und Technik, engl. bionics), Lernen von der Natur für eigenständig-technisches Gestalten. Der Gedanke ist nicht neu. So hat Leonardo da Vinci bereits 1504 eine Taube im Landeanflug mit abgespreizten Daumenfittichen in der Annahme skizziert, dass die funktionelle Bedeutung dieser „alulae“ in einer Flugstabilisation liegen könnte.

Die > Psychotronik sieht in der B. eine neue Untersuchungsmöglichkeit des Paranormalen.

Lit.: Psychotronik. Zeitschrift für Grenzfragen von Bewusstsein, Energie und Materie 0/1976; Nachtigall, Werner / Charlotte Schönbeck (Hrsg.): Technik und Natur. Düsseldorf: VDI-Verlag, 1994.

Bionomie > Ortho-Bionomie.

Biophotonen (griech. bios, Leben; phos, Licht), von Zellen lebender Systeme emittierte Photonen. Es handelt sich dabei um eine ultraschwache Ausstrahlung lebender Systeme im optischen Frequenzbereich von etwa 200 bis 800 nm. Das extrem schwache Leuchten, das 1018 (1 Milliarde Milliarden) mal schwächer als normales Tageslicht ist, muss, um gemessen werden zu können, durch einen sog. Photomultiplier (Photonen-Verfielfacher) bis zu hundert Millionen mal verstärkt werden.

Im Gegensatz zur gewöhnlichen > Biolumineszenz, dem Leuchten von Glühwürmern, Tiefseefischen oder faulendem Holz, senden nach Fritz-Albert > Popp alle lebenden Systeme diese ultraschwache Zellstrahlung als quasi-kontinuierlichen Photonenstrom aus. Die Intensität liegt in der Größenordnung einiger weniger bis zu etwa 100 Photonen pro Sekunde und pro Quadrataustrittsfläche. Im Gegensatz zur Biolumineszenz steigt die Intensität der B. steil an, bis auf das Hundert- oder Tausendfache, und geht dann auf Null zurück, sobald das Lebewesen stirbt. Aus diesem Grund wird den B. neben der physikalischen auch eine biologische Komponente zugeschrieben. Eine eindeutige Zuordnung der Emissionsbanden zu molekularen oder atomaren Strahlungsübergängen steht noch aus.

B. sollen eine wesentliche Grundlage der Biokommunikation sein und haben infolge ihrer Kohärenz eine lange Reichweite. Wenngleich die offizielle Wissenschaft den von Popp aus seiner Biophotonenforschung gezogenen Folgerungen für Gesundheit und Nahrungsqualität noch skeptisch bis ablehnend gegenübersteht, gibt es weltweit einige Forschungsteams, welche die Biophotonen-Forschung vorantreiben, die meisten davon in Japan, China und Indien. So wurde Popp auch im Ausland zum Professor berufen: an der indischen North-Eastern Hill University, an der Universität im chinesischen Harbin, an der amerikanischen Princeton-Universität und an der Temple-Universität in Philadelphia.

Lit.: Popp, Fritz-Albert.: Biophotonen: ein neuer Weg zur Lösung des Krebsproblems. Heidelberg: Verlag f. Medizin Dr. Ewald Fischer, 1976; ders.: Bericht an Bonn: Ergebnisse eines Forschungsauftrages zum Wirksamkeitsnachweis der Homöopathie. Essen: VGM Verlag f. Ganzheitsmedizin, 1986; Bischof, Marco: Biophotonen: das Licht in unseren Zellen. Frankfurt a. M.: Zweitausendeins, 1995; Popp, Fritz-Albert: Die Botschaft der Nahrung: unsere Lebensmittel in neuer Sicht. Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuch-Verl., 1995; ders.: Biophotonen – neue Horizonte in der Medizin: von den Grundlagen zur Biophotonik. Stuttgart: Haug, 2006.

Biophysik (engl. biophysics), interdisziplinäre Wissenschaft, die versucht, Prozesse in biologischen Systemen mit den Gesetzen der Physik und deren Messmethoden zu beschreiben und ihrerseits physikalische Methoden zur Untersuchung biologischer Prozesse in Biologie und Medizin zu entwickeln. Diese Forschung erfordert daher eine enge Zusammenarbeit von Wissenschaftlern der Disziplinen Physik, Biologie, Chemie, Medizin und deren Grenzgebiete.

Zu diesen Grenzgebieten ist auch das von dem Biologen Alexander > Gurwitsch bereits 1923 entdeckte Phänomen der biologischen Induktion, der Übertragung des Anreizes zur Zellteilung ohne chemischen Kontakt, zu verstehen, das nach 1960 durch die Möglichkeit der physikalischen Messung der schwachen spontanen Emissionen elektromagnetischer Strahlung aus tierischen Organen und Geweben bestätigt wurde.

Damit ist aber auch die Erkenntnis verbunden, dass sich die Organisationsprinzipien, die bei der Entstehung von geordneten Strukturen wirksam sind, offenbar auch auf die Ebene der Information und damit in den geistigen Bereich übertragen lassen. Zwar ist Information, wie sie im Zusammenhang mit Materie und Energie auftritt, als physikalisches Konstrukt quantifizierbar, doch ihre objektive Messbarkeit wird mit dem Verlust jeglicher subjektiven Bedeutung erkauft. Diese gilt es gesondert einzuholen, will man nicht einem biophysikalischen Reduktionismus verfallen.

Paranormologisch gesehen sind das > Grabtuch von Turin und der > Schleier von Manoppello (Resch) die außergewöhnlichsten Zeugnisse der B.

Lit.: Gurwitsch, Alexander: Das Problem der Zellteilung physiologisch betrachtet. Berlin: Springer, 1926; Kratky, Karl W. / Friedrich Wallner (Hrsg.): Grundprinzipien der Selbstorganisation. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1990; Pelte, Dietrich: Physik für Biologen: die physikalischen Grundlagen der Biophysik und anderer Naturwissenschaften. Berlin; Heidelberg: Springer, 2005; Resch, Andreas: Das Antlitz Christi: Grabtuch – Veronika. 2., verb. Aufl. Innsbruck: Resch, 2006; Cotterill, Rodney: Biophysik: eine Einführung. Weinheim: WILEY-VCH, 2007.

Biophysiskalischer Effekt (BPE), radiästhetische Reaktion (Pendel-, Rutenausschlag) sowie deren auslösende Ursache. Die Bezeichnung findet sich besonders im osteuropäischen Raum.

Lit.: Aktuell: Pendel und Rute; für Sie. München: Herold-Verlag Dr. Wetzel, o. J.; Rohrbach, Christof: Radiästhesie: physikalische Grundlagen und Anwendung in Geobiologie und Medizin. Heidelberg: Karl F. Haug, 1996; Fischer, Stefan: Rätselhafte Pendel-, Rutenausschläge: ein kritischer Diskurs zur Radiaesthesie & Ratgeber für Hilfesuchende. Nürnberg: SJF-Verl., 2006.

Bio-PK, anomale Beeinflussung lebender Systeme. > Parabiologie.

Lit.: Resch, Andreas: Paranormale Heilung. Innsbruck: Resch, 21984; Gruber, Elmar R.: Die Psi-Protokolle: das geheime CIA-Forschungsprogramm und die revolutionären Erkenntnisse der neuen Parapsychologie. München: Langen Müller, 1998.

Bioplasma (griech., Lebensgebilde), postulierter Elementarzustand des lebenden Organismus, analog dem Plasma der Physik und Astrophysik, der die Regulation aller Lebensprozesse steuert.

1944 sprach der russische Mathematiker und Ingenieur V. S. Grischenko von einem Elementarzustand des lebenden Organismus und prägte 1966 den Begriff Biologisches Plasma zur Beschreibung des fünften Zustandes der Materie, den er zu den bekannten Formen – Festes, Flüssiges, Gasförmiges und Plasma – hinzuzählte. Nach Grischenko ist B. in allen Organismen vorhanden. 1967 führte dann der polnische Geistliche und Professor für Theoretische Biologie an der Katholischen Universität Lublin, Prof. Wlodzimierz > Sed­lak, den Begriff B. in die Fachliteratur ein.

Diese Idee wurde von weiteren Forschern, vor allem russischen, aufgegriffen, etwa von Viktor M. > Injuschin, und zu einer biophysischen Theorie des B. ausgebaut. B. ist jene Struktur, welche die Energiezufuhr zu jeder einzelnen Zelle reguliert und die Regulation aller Lebensprozesse steuert (Injuschin / Grischenko).

Diese Vorstellung von einer universalen Lebensenergie hat eine gewisse Ähnlichkeit mit den energetischen > Bildekräften wie > Prana (Indien), > Chi (China), > Ka (Ägypten), > Od (Reichenbach), > Bildekräfteleib (Anthroposophie). Bei > Materialisationen in Sitzungen mit Medien spricht man von > Ektoplasma.

Auch die > Meridiane der > Akupunkturpunkte seien dem B. zuzuordnen. Das Ehepaar > Kirlian will B. fotografiert haben. B. soll unter bestimmten Bedingungen auch Ursache parabiologischer Erscheinungen sein.

Lit.: Injuschin, V. M.: Biological Plasma of Human Animal Organism. Symposium of Psychotronics, Prag, 1970; Injuschin, V. M. / V. S. Grischenko et al.: On the Kirlian Effect (The concepts of biological Plasma). Alma Ata, 1968; Sedlak, Wlodzimierz: Bioelektronika: Materialy 1. Krajowego Sympozjum; Proceedings of the 1st National Symposium. Lublin, 14 – 15 maja 1975 = Bioelectronics / Red.: Wlodzimierz Sedlak. Lublin: Towar. Naukowe Katol. Uniw., 1982; Bischof, Marco: Biophotonen: das Licht in unseren Zellen. Frankfurt a. M.: Zweitausendeins, 1995.

Biopsychische Phänomene > Parabiologie.

Bioresonanztherapie (griech. bios, Leben, lat. resonare, wiederhallen; Abk. BRT), Diagnose und Behandlung durch „patienteneigene Schwingungen“. Entwickelt wurde die Therapiemethode 1977 von dem deutschen Arzt Franz Morell und dem Ingenieur Erich Rasche, woraus sich auch der Name MORA und die Bezeichnung Moratherapie ergeben hat. Mit Hilfe eines Geräts (Mora-Gerät) sollen biophysikalische Schwingungen (Frequenzen) gemessen und dann dem Körper modifiziert wieder über eine zweite Elektrode zurückgegeben werden. Aus den gemessenen Frequenzen werden die pathophysiologischen Irritationssignale ausgesondert und durch inverse Schwingungen, im Sinne von Spiegelbildschwingungen, gelöscht und gleichzeitig die physiologischen Schwingungen gestärkt. Einer Anregung in der biophysikalischen Ebene muss eine Änderung in der biochemischen Ebene folgen.

Pathologische Schwingungen können jedoch auch von Körpersäften wie Harn, Blut, Speichel usw. gewonnen und für die Therapie modifiziert werden.

Grundsätzlich ist die BRT universell einsetzbar, sofern der Patient noch in der Lage ist, zu regulieren. Besonders hervorgehoben wird der Einsatz in der Kinderheilkunde (Schumacher) und bei Krankheiten des allergischen Formkreises.

Lit.: Schumacher, Peter: Moratherapie in der Kinderheilpraxis. In. Andreas Resch: Gesundheit, Schulmedizin, andere Heilmethoden. Innsbruck: Resch, 1988, S. 293 – 299; Pschyrembel Wörterbuch Naturheilkunde: und alternative Heilverfahren / Bearb. v. d. Wörterbuch-Redaktion d. Verlages unter d. Leitung v. Helmut Hildebrandt. Berlin; New York: de Gruyter, 1996; Losch, Tanja: Überprüfung von Effekten der Medizinischen Resonanz-Therapie Musik nach P. Hübner bei PatientInnen mit Neurodermitis, Psoriasis vulgaris oder Vitiligo. Gießen, Univ., Diss., 2002.

Biorhythmik, Biorhythmus (griech. bios, Leben; rhythmos, Gleichmaß, periodischer Wechsel), periodische Schwankungen der körperlichen, emotionalen und intellektuellen Verfassung des Menschen.

Hinweise auf rhythmisches Geschehen finden wir bereits bei Konfuzius († 478 v. Chr.) im Buch der Wandlungen und in der Yin-Yang-Lehre, ebenso beim griechischen Arzt Hippokrates († 377 v. Chr.) in seinem Buch Die Siebenzahl.

Als Begründer der neueren Lehre von Lebensrhythmen gilt der deutsche Sanitätsrat Dr. med. Wilhelm Fließ (1858 – 1928), ein Freund S. Freuds. Er beobachtete das Wirken eines 23-tägigen und eines 28-tägigen Langzeitrhythmus, vermutete in ihnen (23) das männliche und (28) das weibliche Prinzip und bezeichnete sie als „Substanzrhythmen“. Gleichzeitig mit Fließ entdeckte der Wiener Psychologieprofessor und Schüler Freuds, Dr. Hermann Swoboda (1873 – 1963), ohne Kenntnis der Arbeiten von Fließ sowohl den körperlichen als auch den seelischen Biorhythmus, veröffentlichte aber seine Erkenntnisse erst nach Fließ 1904. 1928 wies der in Innsbruck tätige Schweizer Dr. Ing. Friedrich Teltscher einen dritten Rhythmus mit 33 Tagesintervallen nach. Damit waren die „Hauptkurven“ für Körper, Seele und Intellekt ausgewiesen und die Wissenschaft machte sich weltweit daran, diese weiter zu erforschen.

1937 wurde der erste Rechner zur Ermittlung der Biorhythmuskurven in der Schweiz hergestellt.

Bei den Rhythmusarten unterscheidet man zwischen exogenen und endogenen Rhythmen.

Exogene Rhythmen sind periodisch schwingende Bewegungen außerhalb des menschlichen Körpers (Gezeiten, Jahreszeiten, Gestirne usw.).

Endogene Rhythmen sind subjektbezogen und zeigen sich in der Wiederkehr von Schlaf und Wachen, Zellauf- und -abbau, Nahrungsaufnahme und Ausschei­dung, in der Hormonausschüttung, der Blutzusammensetzung, also in allen physiologischen Prozessen. Nach der Theorie der B. läuft unser Denken, Fühlen und Wol­len rhythmisch ab.

Der körperliche Zyklus, der die Widerstandsfähigkeiten gegen Krankheit, die Energie, das Zusammenwirken der Muskeln und anderer Körperfunktionen steuert, ist nach 23 Tagen abgeschlossen. Der emotionale Zyklus, wozu Gemütslage, Wahrnehmungen und seelisches Wohlbefinden gehören, dauert 28 Tage, während der geistige oder intellektuelle Zyklus, der Gedächtnis, Aufgewecktheit und logisches Denken umfasst, 33 Tage beansprucht. Jeder Tag, an dem eine der drei Zykluskurven die Null-Linie an einem Knotenpunkt schneidet, gilt als „kritischer Tag“.

Von der Wissenschaft wurde die B. lange ignoriert, bis sich in den 1960er Jahren Amerikaner und Japaner dafür zu interessieren begannen. Schlüssige Beweise, dass man diese angeführten Zyklen zur Vorhersage nutzen könnte, stehen allerdings noch aus. Hingegen bestätigt sich immer mehr, dass es Tages- und Mondzyklen gibt, welche die biologische Aktivität des Körpers sowie äußere Einflüsse steuern.

So entwickelte sich parallel zur Erforschung der B. ein streng wissenschaftlich-biologischer Forschungszweig, die > Chronobiologie.

Lit.: Fließ, Wilhelm: Der Ablauf des Lebens: Grundlegung zur exakten Biologie. Leipzig; Wien: Deuticke, 1906; Hippocrates: Die hippokratische Schrift von der Siebenzahl. In ihrer vierfachen Überlieferung zum erstenmal hrsg. u. erl. von W. H. Roscher. Paderborn: Schöningh, 1913; Swoboda, Hermann: Das Siebenjahr: Untersuchungen über d. zeitliche Gesetzmäßigkeit d. Menschenlebens. Wien: Orion-Verl, 1917; Hippocrates: Die Krisen; die kritischen Tage; Prognostikon. Stuttgart [u. a.]: Hippokrates-Verl, 1934; Uray, Max: Biorhytmik: die neue Dimension. 2 Bde. Wien: Orac, 1990; West, Peter: Biorhythmus. Köln: Könemann, 2000.

Biorhythmische Verwandtschaft ist dann gegeben, wenn nach der Biorhythmenlehre die Rhythmendistanz bei Null oder nur einige Tage daneben liegt. Ein solche Entsprechung soll angeblich Sympathie bedingen. Eine größere bis große Rhythmendistanz spreche hingegen für Antipathie.

Lit.: Uray, Max: Biorhytmik: die neue Dimension. 2 Bde. Wien: Orac, 1990.

Bios (griech.), der lebende Organismus. Das griechische Substantiv bios, das erstmals bei Homer vorkommt, hatte ursprünglich die Bedeutung von „Lebensdauer“ und individueller „Lebensweise“ des Einzelnen. Diese Bedeutung wurde bereits bei Homer durch den Begriff zoe (Leben) erweitert, der im Griechischen die physische Lebendigkeit der organischen Wesen – Pflanze, Tier und Mensch – bezeichnet. Konkrete Gestalt erhält zoe erst im individuellen bios, der die Lebensweise im Sinne von Lebenscharakter bezeichnet. Im bios kann zoe das Leben gewinnen oder verlieren. So gehen die Bedeutungen von bios und zoe auch häufig ineinander über, weshalb der spätere lateinische Begriff vita (Leben) unterschiedslos für beide griechischen Termini verwendet wird.

Der Begriff vita betont vor allem die Lebendigkeit, was schließlich in den entsprechenden Begriffen der westlichen Sprachen seinen Niederschlag findet und zur Allgemeinbezeichnung von „Lebendigkeit“ als Wechselspiel von Materie und Geist oder als evolutive Dynamik des Materiellen führt.

Die von der > Esoterik, den Alchemisten, Mesmeristen und Vitalisten postulierte ureigene Wirkqualität des B. fand im Wissenschaftsbereich hingegen kaum Beachtung. Dies ist darin begründet, dass Geisteswissenschaft und Naturwissenschaft seit > Platon und > Demokrit nur mehr mit den Begriffen Materie und Geist (Intellekt) allein arbeiteten, während jene von B. und > Psyche zu Epiphänomenen von > Physis bzw. nous (Geist als Intellekt) degradierten.

Diese Einstellung hat nicht nur zu einer völligen Vernachlässigung der Eigenart von B. und Psyche geführt, sondern auch zu einer beschränkten Lebensbetrachtung, die den heutigen Kenntnissen von Welt und Mensch jedoch nicht mehr gerecht wird. Dafür spricht schon die alltägliche Erfahrung, dass die Eigenart des Körperkontaktes nur durch den lebenden Organismus erfahren wird, der um so wohltuender ist, je mehr er von einem personalen Einheitsgefühl ohne Fehl und Trug sowie von einem abgestimmten Atemrhythmus getragen wird.

Wissenschaftstheoretisch ist eine solche Unterscheidung des B. von der Physis erst durch die Einheitliche Quantenfeldtheorie von Burkhard > Heim diskussionsfähig geworden. Nach Heim bilden die Elementarteilchen nicht aus eigener Kraft einen Gegenstand in der Raum-Zeit, sondern nach den ihnen zugrunde liegenden Strukturen bzw. Informationen. Je komplexer diese Strukturen bzw. Informationen sind, um so anpassungsfähiger und selbständiger ist die von ihnen getragene Erscheinungsform physischer, biologischer, psychischer oder geistiger Natur.

Diese Eigenart des B. kommt neben der Bedeutung des > Körperkontaktes vor allem bei der Entwicklung des Kleinkindes, in den mitmenschlichen Beziehungen und bei jenen Formen der Heilung zum Tragen, die als gemeinsamen Grundzug die Mobilisierung der im B. vorhandenen Wirkkräfte ausweisen, wie > Akupunktur, > Neuraltherapie und sämtliche energetischen Methoden. Auch die sog. klassischen Naturheilverfahren benutzen natürliche Lebensreize wie Wärme, Kälte, Licht, Dunkel, Luft, Wasser, Erde, Bewegung, Ruhe, Nahrung, Heilkräuter und seelische Wirkfaktoren, um die Heil- und Ordnungskräfte des B. zu aktivieren.

Außerdem gehört es bereits zum Allgemeinverständnis, dass > Stress das Immunsystem in seiner Funktionsfähigkeit behindert und Krankheit sowie schlimmstenfalls den Tod herbeiführen kann. Dass aber gleichzeitig positive Aspekte wie Freude, Hoffnung und Liebe die Gesundheit und das Wohlergehen des B. fördern können, wird zum Großteil noch belächelt. Doch haben selbst in der Schulmedizin umfangreiche Beobachtungen gezeigt, dass Erkrankungen nicht nur durch Zufuhr von Medikamenten beseitigt werden. Aufgrund der Funktion des Immunsystems, des Allgemeinzustandes, der Konstitution und der seelischen Verfassung ist nach eingehenden Untersuchungen ein natürliches Heilvermögen des B. auf den Heilungsprozess gegeben.

Lit.: Resch, Andreas: Bios. In: Grenzgebiete der Wissenschaft 32 (1983) 2, 73 – 88; Heim, Burkhard: Der Elementarprozess des Lebens. In: Ders.: Mensch und Welt. Innsbruck: Resch, 2008, S. 73 – 138.

Biosemiotik (griech. bios, Leben; semeion, Zeichen), Präformierung der Materie durch den Geist. Prof. Dr. Friedrich S. Rothschild (1899 – 1995), der den Begriff B. prägte, ist der Auffassung, dass die uns erscheinende Wirklichkeit auf Ausdrucksprozessen beruht, d. h., psychophysisch sei.Nicht nur Mensch, Tier und Pflanze hätten eine wesenhafte Innerlichkeit, sondern die gesamte Materie hat dem Leben verwandte Eigenschaften, nur ohne individuierte Innerlichkeit, wie es vor allem die parapsychologischen Phänomene offenbaren.

Von dieser psychophysischen Grundannahme geleitet, entwickelte Rothschild eine Analyse der Struktur und Funktion des Gehirns als eines sinnausdrückenden und sinnvermittelnden Zeichensystems analog der Schrift und Sprache des Menschen, dehnte diese Analyse auf das vegetative Nervensystem, das Hormonsystem und schließlich auf alle Lebensprozesse aus und nannte die im Grunde geisteswissenschaftliche Methode in den Naturwissenschaften Biosemiotik. Doch nicht nur Erscheinungen des Lebens, sondern auch Phänomene in der anorganischen Welt können in dieser Betrachtungsweise sinnvoll gedeutet werden, sodass Rothschild 1986 in seinem Werk Die Evolution als innere Anpassung an Gott im Gegensatz zum Versuch, den Ursprung des Sinnes der Zeichen an die Naturwissenschaft zu binden, auf ihre psychophysische Natur verweist. Der Kosmos und das in ihm entstehende Leben sind nämlich nach der biosemiotischen Theorie von ihrem Ursprung an psychophy­sischer Natur, und die parapsychologischen Phänomene können als wichtige Zeugen für diesen Ursprung dienen.

Lit.: Rothschild, Friedrich S.: Die Evolution als innere Anpassung an Gott. Bonn: Bouvier, 1986; ders.: Die Symbolik des Hirnbaus: erscheinungswissenschaftliche Untersuchung über den Bau und die Funktion des Zentralnervensystems der Wirbeltiere und des Menschen. Bonn: Bouvier, 21989; ders.: Das auf den Menschen ausgerichtete Universum der Kosmologen und Physiker vom Standpunkt der Biosemiotik. In: Andreas Resch: Veränderte Bewusstseinszustände: Träume, Trance, Ekstase. Innsbruck: Resch, 1990; ders.: Creation and Evolution. New Brunswick, NJ: Transaction Publ., 1999.

Biosophie (griech. bios, Leben; sophia, Weisheit; engl. biosophy; it. biosofia), Lebensweisheit. Geschichtlich reicht diese immanente Lebensphilosophie bis zum Philosophen Baruch de Spinoza (1632 – 1677) zurück, dem zufolge die Erkenntnis über den wirklichen Zusammenhang der Dinge den Menschen die Möglichkeit gibt, Ursache ihres eigenen Handelns zu sein.

Der Begriff B. wurde wahrscheinlich erstmals 1806 von dem Schweizer Philosophen Ignaz Paul Vitalis Troxler verwendet und von Dr. Frederick Kettner (1886 – 1957), dem Gründer des Biosophischen Instituts, definiert als „die Wissenschaft und Kunst intelligenten Lebens auf der Grundlage der Wahrnehmung und Praxis spiritueller Werte, ethisch-sozialer Prinzipien und der für die individuelle Freiheit und die soziale Harmonie essentiellen Charaktereigenschaften“. Er anerkennt zwar die Bedeutung menschlichen Denkens bei der Entfaltung der Zivilisation, doch sei der Menschheit nächstes Problem die Bewusstwerdung der Kreativität des Herzens. Der Philosoph Peter Wessel Zapffe (1899 – 1990) griff dann 1941 das Thema auf, indem er die Biologie zur Grundlage der Philosophie machte.

Lit.: Kettner, Frederick: Spinoza, the Biosopher. New York: Roerich Museum Press, 1932; ders.: Biosophy and Character Education. New York, N.Y.: The Biosophical Institute, 1937; Zapffe, Peter Wessel: Om det tragiske. Oslo, 1941; Troxler, Ignaz Paul Vitalis: Naturlehre des menschlichen Erkennens, oder Metaphysik. Hrsg. von Hans Rudolf Schweizer. Hamburg: Meiner, 1985.

Biosphäre (griech. bios, Leben; sphaira, Kugel). 1. Alle Elemente, die das Leben von Pflanzen, Tieren und Menschen auf dem Planeten Erde ermöglichen. Die B. enthält alle Merkmale eines lebenden Organismus, mit der Fähigkeit, sämtliche Elemente zu ordnen und in Einklang zu bringen. Der Mensch ist eines der Elemente – allerdings auch der größte Störfaktor.

2. Qualität der Wechselwirkung des lebenden Organismus mit Umgebung, Pflanze, Tier und Mensch. Die jeweilige Wirkung, die von vielen Faktoren abhängt, darunter auch von der psychischen Gestimmtheit von Mensch und Tier, kann das Lebensempfinden erhöhen oder mindern. So spricht man im Volksmund von positiven und negativen Personen. > Bioenergie, > Bioenergotherapie, > Biokommunikation.

Lit.: Resch, Andreas: Paranormale Heilung. Innsbruck: Resch, 1977; Heim, Burkhard: Der Elementarprozess des Lebens. In: Ders.: Mensch und Welt. Innsbruck: Resch, 2008, S. 73 – 138; Welt im Wandel: Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Biosphäre / Wissenschaflticher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen. Berlin: Springer, 2000.

Biostase (griech. bios, Leben; stasis, Feststehen), Stillstand der Lebensfunktionen ohne somatische Veränderungen. Dieser Stillstand bildet daher die theoretische Grenze der Verlangsamung der > Biokömese, bei der die Körperfunktionen noch aufrecht bleiben. Der Zustand der B. muss folglich vom funktionellen Tod unterschieden werden, weil die Empfänglichkeit für spontane oder provozierte Wiederbelebung erhalten bleibt. Daher kann die B. auch als suspendiertes Leben oder als Scheintod bezeichnet werden.

Im Einzelnen können verschiedene Formen unterschieden werden, wie die Kältebiostase bei Ertrinkenden, die lethargische Biostase beim Schock durch Sauerstoffentzug und die Agoniebiostase beim klinisch toten Zustand. Vor allem letztere Form der B. weckte ein breites wissenschaftliches Interesse. Anhand der zahlreichen Erfahrungsberichte von Personen, die Erfahrungen in Todesnähe hatten, lassen sich dabei nach Hubert > Larcher folgende Grundmerkmale ausmachen:

1. Schmerz und Angst werden von einem unbeschreiblichen Empfinden des Wohlergehens abgelöst;

2. das Empfinden, den Körper zu verlassen;

3. der Einstieg in einen Tunnel wird oft von auditiven Eindrücken begleitet;

4. zuweilen Begegnung mit lieben Wesen, Verwandten, wohltätigen Wesenheiten;

5. Aufstieg zu einem strahlenden Licht der Liebe;

6. zuweilen die Möglichkeit der Wahl zwischen einer Fortsetzung des ,Weges‘ und einer Rückkehr, oft aus Bedauern und wie aus einer Verpflichtung, zu den irdischen Schmerzen;

7. Rückkehr in den Körper.

Diese Etappen zeigen sich nicht immer in der gleichen Reihenfolge und weder vollständig noch ohne Variationen. Einige können fehlen und andere Phänomene können sich anschließen, wie z. B.

8. die > Lebensschau in einer Form, als ob die Person in einem Augenblick die Erinnerung oder die Wiederholung des Ablaufs ihrer ganzen Existenz erhalte;

9. das partikuläre Urteil ihrer Handlungen und deren Folgen für andere.“ (Larcher, 540 – 541)

Den Zustand der B. beschrieb Dr. Severin Icard bereits 1929 in seinem Buch Die Seele der Sterbenden, das jedoch im Gegensatz zu den Werken von Raymond Moody, Karlis Osis, Kenneth Ring, Michael Sabom, Patrice van Eersel, David Lorimer u. a. völlig unbekannt blieb.

Lit.: Icard, Severin: L’âme de mourants. Paris: Bibliothèque Eudiaque, 1929; Osis, Karlis: Der Tod – ein neuer Anfang: Visionen und Erfahrungen an der Schwelle des Seins. Freiburg i. Br.: Hermann Bauer, 21979; Sabom, Michael B.: Erinnerung an den Tod. München: Goldmann, 1983; Larcher, Hubert: Schlaf, Traum, Hypnose, Biokömese, Biostase, Thanatose. In: Andreas Resch: Veränderte Bewusstseinszustände: Träume, Trance, Ekstase. Innsbruck: Resch, 1990, S. 495 – 554.

Biotronik > Bioenergotherapie.

Biotropie (griech. bios, Leben; trope, Wende), Wirksamkeit von Umweltfaktoren wie Klima, Wetter, geophysikalische Einflüssen usw. auf den Organismus, die bei entsprechender Intensität, Vielfalt und Schwankungen auch Störungen des Gesundheitszustandes bis Krankheiten auslösen können. Die Ansprechbarkeit des Organismus auf biotrope Faktoren ist eine Funktion des vegetativen Nervensystems. Die Reaktionen sind individuell verschieden, hängen auch von Geschlecht, Konstitution und Alter ab, wie z. B. die Wetterfühligkeit. Hinzu kommen noch die jahreszeitlichen Klimaänderungen, solar-terrestrische Vorgänge, Mondphasen und solare Zyklen, die manche Menschen überempfindlich machen oder ihre Stimmung und Leistung beeinflussen. > Biometeorologie, > Astrologie.

Lit.: Psychische und physiologische Wirkungen des Wetters: statistische u. experimentelle Studien über wetterbedingte Belastung u. ihre pharmakolog. Beeinflussung / Von Hans Mücher in Zsarb. mit Hans Ungeheuer u. Gerhard Grünewald. Württ.: Editio Cantor, 1957; Harnack, Klaus: Biotropie der gesunden und kranken Haut: mit 31 Tabellen. Leipzig: Barth, 1975; Faust, Volker: Biometeorologie. Hippokrates, 1979; Resch, Andreas: Kosmopathie: der Mensch in den Wirkungsfeldern der Natur. Innsbruck: Resch, 21986; Landscheidt, Theodor: Astrologie: Hoffnung auf eine Wissenschaft? / Mit e. Vorwort v. H. J. Eysenck. Innsbruck: Resch, 1994.

Biovampirismus (griech. bios, Leben; serbokroat. vampir, blutsaugendes Gespenst), Entzug der > Bioenergie durch eine andere Person. Damit hängt die Erfahrung zusammen, dass es bei der zwischenmenschlichen Einflussnahme Individuen gibt, welche die fremde Energie aufnehmen, und andere, die sie abgeben. Das besonders intensive Aufnehmen wird als B. bezeichnet. Dieses seit dem Altertum bekannte Phänomen hat zweifelsohne auch bei der Entstehung der Vampirlegende mitgespielt. Wenngleich die Energieabnahme nicht messbar ist, so ist sie doch erfahrbar und kann zu Ermüdungserscheinungen bis Gesundheitsstörungen führen. Dabei sind die Reaktionen individuell völlig verschieden. Es scheint aber Personen zu geben, die permanent negativ wirken, und solche, die stets positiv wirken. Im Volksmund spricht man von positiver und negativer Ausstrahlung oder sogar von positiven und negativen Personen.

Lit.: Pilgrim, Volker Elis: Der Vampirmann: über Schlaf, Depression und die Weiblichkeit; eine Forschungsnovelle. Düsseldorf: Claassen, 1989; Flerow, Wladimir: Der Biovampirismus. Legende oder ein noch unbekanntes Phänomen. In: Grenzgebiete der Wissenschaft 44 (1995) 1, 59 – 64.

Biozahlen, Zahlen, die bei der Berechnung der Stichtage der > Biorhythmik anfallen bzw. die errechneten Zahlen eines jeden Rhythmus. Die so gefundenen Zahlen werden mit denen anderer Personen zur Bestimmung der > biorhythmischen Verwandtschaft ermittelt. Dabei besagt die Differenz 0 oder ein bis zwei Tage darüber Sympathie bzw. harmonische Entsprechung.

Lit.: Uray, Max: Biorhythmik: die neue Dimension. 2 Bde. Wien: Orac, 1990.

Biozuni, angebliches slawisches Götzenbild, das noch im 9. Jh. in Moskau verehrt worden sein soll. Die Figur stellte man sich als Kuhkopf mit zwei Hörnern, lang ausgestreckter Zunge und nacktem Oberkörper mit großen weiblichen Brüsten vor.

Lit.: Holzapfel, Otto: Lexikon der abendländischen Mythologie. Sonderausg. Freiburg: Herder, 2002.

Bircher-Benner-Kost, pflanzliche Rohkost nach dem Schweizer Arzt Maximilian Oskar Bircher-Benner (1867 – 1939), die folgende Lebensmittel als Basis enthält: Obst, Rohsäfte, Gemüse, Nüsse, kaltgepresste pflanzliche Öle, Müsli. Diese Basis kann durch Milch und magere Milchprodukte sowie gegarte Getreide-, Gemüse- und Kartoffelspeisen erweitert werden. Die erweiterte Form entspricht einer lacto-vegetabilen Kost mit völligem Verzicht auf tierische Nahrungsmittel.

Lit.: Bircher-Benner, Max: Ordnungsgesetze des Lebens als Wegweiser zur echten Gesundheit. Bad Homburg v. d. H.; Zürich: Bircher-Benner, 1977; Kämmerer, Joachim: Nahrung – eine Ordnungsgröße unseres Lebens. In: Andreas Resch: Kosmopathie: der Mensch in den Wirkungsfeldern der Natur. Innsbruck: Resch, 21986, S. 437 – 461; Wirz, Albert: Die Moral auf dem Teller: dargestellt an Leben und Werk von Max Bircher-Benner und John Harvey Kellogg, zwei Pionieren der modernen Ernährung in der Tradition der moralischen Physiologie; mit Hinweisen auf die Grammatik des Essens und die Bedeutung von Birchenmues und Cornflakes; Aufstieg und Fall des patriarchalen Fleischhungers und die Verführung der Pflanzenkost. Zürich: Chronos, 1993.

Bird, James Malcolm (*1886, Todesdatum unbekannt), amerikanischer Mathmematiker und Parapsychologe. 1922 kam B. als Sekretär des Komitees von The Scientific American, für den er in der Erforschung der paranormalen Phänomene arbeitete, mit der Parapsychologie in Berührung. Über Vorschlag von Conan > Doyle wurde er nach Europa geschickt, um Beobachtungen für einen Bericht zu sammeln. B. nahm an Sitzungen mit den Medien John Sloan, Gladys Osborne Leonard und William Hope, Mrs. Deane, Evan Powell und Maria Vollhardt teil. Er organisierte eine Untersuchungskommission im Hinblick auf das umstrittene Medium Mina > Crandon, dem er das Pseudonym „Margery“ gab. Schon 1925 setzte The Scientific American eine Prämie in Höhe von 2.500 Dollar für den Nachweis echter physikalischer paranormaler Phänomene aus. Die Kommission entschied gegen die Echtheit der Medialität v. Margery, doch B. war offenbar von der Echtheit überzeugt. In einem um 1930 verfassten Bericht gab er dann allerdings zu, dass einige Phänomene Crandons betrügerisch zustande kamen.

Von 1925 bis 1931 war B. Forschungsbeauftragter der ASPR u. verfasste mehrere Artikel für The Scientific American. Walter Franklin > Prince traf B. noch am 8.12.1932; über seine weitere Lebenszeit ist nichts bekannt.

W.: My Psychic Adventures. New York: Scientific American Publishing Co., 1924; The Margery Mediumship. Proc. of the American Society for Psychical Research PASPR), Vol. 1, 20 – 21; “Margery”, the Medium. Boston: Small, Maynard & Company, 1925.

Lit.: Tietze, T. R.: Ursa Major: An Impressionistic Appreciation of Walter Franklin Prince. In: JASPR 70/1, 14f.; Tietze, T. R.: Margery. N.Y.: Harper and Row, 1973, S. 136 –143.

Biré, Marie, Geheilte von Lourdes. B.wurde am 8. Oktober 1866 als Marie Lucas in Sainte-Gemme-la-Plaine (Frankreich) geboren und war zum Zeitpunkt der Heilung in Lourdes, am 5. August 1908, 41 Jahre alt. Sie litt an Blindheit zerebralen Ursprungs bzw. bilateraler optischer Atrophie.

Am 30. Juli 1910 wurde die plötzliche, vollständige und dauerhafte Heilung von den Medizinern offiziell bestätigt und durch Bischof Clovis Joseph Catteau von Luçon als Wunder anerkannt. Sie ist als 37. Wunderheilung von Lourdes eingetragen.

Lit.: Resch, Andreas: Die Wunder von Lourdes. Innsbruck: Resch, 2009.

Birge, Raymon T(hayer) (1887 – 1980), geboren in Brooklyn, New York, studierte er Physik an der Universität von Wisconsin und war von 1918 bis zu seiner Emeritierung 1955 Professor an der Berkely Universität, Kalifornien; 1954 Vizepräsident und 1955 Präsident der American Physical Society.

Bei seiner Beschäftigung mit Statistik interessierte sich B. auch für Tests im Bereich der Parapsychologie, ohne irgendeinen Beweis für parapsychologische Phänomene zu erbringen. Bei seiner Abschiedsrede als Vizepräsident sprach er 1958 vor der American Association for the Advancement of Science über „Science, Pseudo-Science and Parapsychology“.

Lit.: Pleasants, Helene (Hrsg.): Biographical Dictionary of Parapsychology: With Directory and Glossary 1964 –1966. New York: Helix Press, 1964.

Birgitta von Schweden (*1303 Finstad bei Uppsala; † 23.07.1373 Rom), hl. (1391, Fest: 23. Juli), schwedische Mystikerin, Ordensgründerin (OSSalv), Visionärin, Grab in Vadstena / Schweden.

Die nordische Seherin und Franziskanerterziarin, eigentlicher Name Birgitta Birgersdotter, stammte aus dem königlichen Geschlecht der Folkungar. Mit 14 Jahren heiratete sie den adeligen Ulf Gudmarsson, dem sie acht Kinder schenkte, darunter die hl. Katharina von Schweden. Als Erzieherin am Hof des Königs Magnus Eriksson zeichnete sie sich durch Strenge und Umsicht aus.

Im Anschluss an eine gemeinsame Pilgerfahrt 1341/42 nach Santiago de Compostela ließ sich ihr Gatte im Zisterzienserkloster Alvastra nieder. Nach dessen Tod am 12.02.1344 bot ihr der in Skandinavien sozial besonders angesehene Witwenstand die Möglichkeit, über ihre Habe zu disponieren, die Erziehung der jüngsten Kinder anderen zu überlassen und selbst dem religiösen Ruf ihres Innern zu folgen. Sie zog sich in die Nähe des Klosters Alvastra zurück, wo sie unter der Leitung der dortigen Zisterzienser (1344 – 1349) ein religiöses Leben führte. Während dieser Zeit bildete sich bei ihr die Praxis heraus, den Beichtvätern > Visionen, religiöse Erlebnisse und Botschaften anzuvertrauen, die von Magister Matthias v. Linköping und später von Prior Petrus Olavi in das Lateinische übersetzt und als Offenbarungen (revelationes) stilisiert wurden; sie umfassen acht Bücher. Universelle Botschaften mit dramatischen visionären Zügen, die eine christliche Lebensführung von Geistlichen und Laien besonders in Schweden zum Ziel haben, wechseln mit konkreten Weisungen und Belehrungen ab (Buch I – IV, VI). Buch V spiegelt eine tiefe Glaubens- und Vertrauenskrise von B. aus den Jahren 1346 –1349 wider. Buch VII umfasst die Zeit in Rom bis 1372 und in Buch VIII finden sich ihre politischen Texte, die von Bischof Alfons von Jaén nachträglich gesammelt wurden, der nach dem Tod B.s auch ihre Heiligsprechung betrieb. Zudem gibt es von B. noch einige Manuskripte in altschwedischer Sprache. 

1346 erlebte B. in einer ekstatischen Vision die Beauftragung, einen neuen Orden zu gründen. Mit Unterstützung des Königs, der ihr die Burg Vadstena schenkte, errichtete sie dort noch im gleichen Jahr nach ihren Visionen und Offenbarungen das Erlöserkloster als Doppel-Kloster (Birgittinen / Birgittiner), in dem dann später bis zu 60 Nonnen und 25 Mönche lebten.

Papst Clemens VI., der seit 1342 machtbewusst und lebensbezogen in Avignon lebte, forderte B. in einem Schreiben auf, sein Leben zu ändern. Bald darauf wurde sie von ihm mit vollem Respekt empfangen. Als Clemens VI. 1349 zur Jubiläumsfahrt nach Rom aufrief, unternahm sie mit ihren Beichtvätern eine Pilgerfahrt nach Rom, wo sie dann, nur unterbrochen durch eine Pilgerfahrt ins Heilige Land, dreiundzwanzig Jahre, bis zu ihrem Tod 1373, weilte und überall ihre Offenbarungen verkündete. Dort gründete sie auch ein Hospiz für schwedische Studenten und Pilger. 1367 hatte sie Anteil an der Rückkehr Papst Urbans V. aus Avignon nach Rom.

Ihre Offenbarungen, die vielfältige Drohungen enthalten, wurden von > Dorothea v. Montau u. Petrus Canisius geschätzt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob hier eigenständige Gesichte vorliegen oder ob die Heilige Schrift interpretiert wird, denn ihre bisweilen erwähnten Prophezeiungen enthalten kaum etwas, was über die Offenbarung des Evangelisten Johannes hinausgeht.

Manche der erhaltenen Informationen über das Schicksal bestimmter Personen erscheinen paranormologisch relevant, z. B. wenn sie den Tod eines Menschen voraussieht.

Lit.: Clarus, L.: Leben u. Offenbarungen der hl. Birgitta. Regensburg: Manz, 21888; Huber, S. / R. Braun: Die Offenbarungen der hl. Birgitta v. Schweden. Frankfurt: Knecht, 1961; Schiwy, G.: B. von Schweden. Mystikerin u. Visionärin des späten Mittelalters. Eine Biographie. München: Beck, 2003.

Birgittinen, besessene. Im Kloster der Birgittinen in Lille, Frankreich, kam es 1613 zu Verdächtigungen von Besessenheit und Teufelspakt. Betroffen waren Schwester Marie de Sains, Schwester Simone Dourlet als Komplizin sowie eine Novizin. Am 12. Mai 1613 wurde durch den Großinquisitor, Pater Sébastian Michaelis, der Exorzismus vollzogen. Nach einem Geständnis von Schwester Marie wandte sich das Kloster an das Offizialat, die bischöfliche Gerichtsbehörde in Tournai. Das Verhör durch die Kommission, bestehend aus dem Offizial, drei Ärzten und einem Notar, fand am 9. Juni 1613 statt. Bei Marie de Sains fand man angeblich ein „Hexenmal“, was ihre Situation erschwerte. Sie entkam zwar dem Scheiterhaufen, wurde aber in das Gefängnis von Vilvoorde gesteckt, wo sie 1630 starb. Auch Schwester Simone Dourlet wurde zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, aber aufgrund ihrer Jugend und des Einsatzes ihrer Familie nach einem Jahr freigelassen.

Lit.: Le Normant, Jean: De la vocation des magiciens et magiciennes par le ministere des démons… avec trois petits traitez… le tout extrait des mêmes mémoires. Paris: Nicolas Buon. 1623; Jean Le Normant de Chérimont, [Resumé of the witch process against Sister Marie de Sains O.Ss.S. Lille, and Sister Simone Dourlet, Novice O.Ss.S. Lille]. In: Le Mercure français, ca. 1623, p. 1080.

Birke (lat. betula pendula, Hängebirke; betula pubescens, Moorbirke; betula alba, Weißbirke; engl. birch (tree); ital. betulla), Laubbaum der Familie der Birkengewächse (Betulaceae).

Die etwa 40 Birken-Arten kommen in Europa, Nordamerika und in Asien bis Japan vor. Da ihre Lebenserwartung nur 40 bis 60 Jahre beträgt, werden sie oft von anderen Bäumen verdrängt. Ihre Inhaltsstoffe sind Flavonoide, Saponine, Gerbstoffe und ätherisches Öl. 

Die B. wirkt entwässernd und wird zu Teeaufgüssen, als Presssaft und Fertigarzneimittel bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege, Nierengrieß und rheumatischen Erkrankungen verwendet.

In der Volksheilkunde findet sie Anwendung bei Gicht, Ödemen, Hautkrankheiten und zur Stoffwechselanregung. Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Der Saft der B., der sogenannte „Birkenbalsam“, gilt als Schönheitsmittel und wird auch vielfach getrunken.

Aufgrund der wohltuenden Wirkung wird die Birke von alters her als heiliger Baum angesehen, der für die Fruchtbarkeitsfeste im Frühling die jungfräuliche Göttin symbolisiert. So wurden Mädchen am Tag ihrer ersten Blutung bis zum Kopf in die Erde eingegraben und der Boden um sie mit Birkenreisern gepeitscht, um sie fruchtbar zu machen wie die große Gebärerin Erde. Ein Schlag mit einem Birkenzweig sollte alle positiven Attribute der Birke übertragen.

Weiden aus Birkenholz sollen Kinder vor > Schadenzauber schützen und Blitze abwehren. In Russland hängte man zum Schutz vor dem > bösen Blick rote Bänder in die Birke. Birkenreiser werden auch für den > Hexenbesen verwendet, um Neubeginn und Freiheit zu symbolisieren. Als Maibaum ist die Birke ebenfalls Symbol für Neubeginn und Reinigung. So machten die > Druiden die Birke (Beth) zum ersten Buchstaben ihres Baumalphabets und zum ersten Monat des Baumkalenders. Schließlich wurden die Birkenzweige auch als Mittel zum Losen beim Wahrsagen, der Birkensaft hingegen bei Liebestränken verwendet.

Lit.: Magister Botanicus: Magisches Kreutherkompendium; ein erweytertes wahrhaft ergötzliches Werk ueber die magischen Verrichthungen mit Kreuthern und den zauberischen Kräfften der Pflanzen sowie dehren medicinalischer Beteuthungen. 2., überarb. u. erg. Aufl. Speyer: Die Sanduhr – Fachverlag für altes Wissen, 1995; Pschyrembel Wörterbuch Naturheilkunde: und alternative Heilverfahren / Bearb. v. d. Wörterbuch-Redaktion d. Verlages unter d. Leitung v. Helmut Hildebrandt. Berlin: de Gruyter, 1996; Müller-Ebeling, Claudia: Hexenmedizin: die Wiederentdeckung einer verbotenen Heilkunst – schamanische Traditionen in Europa / Claudia Müller-Ebeling; Rätsch, Christian; Storl, Wolf-Dieter. Aarau, CH: AT Verlag, 21999; Ulmer, Günter A.: Die außergewöhnlichen Heilkräfte der Birke: alte und neue Erkenntnisse; [Nahrungsergänzung]. Tuningen: Ulmer, 2006.

Birkenbaumschlacht oder Schlacht am Birkenbaum. Prophezeiung von einer eschatologischen dreitägigen Schlacht, aus der ein weißer Fürst als Sieger hervorgehen und eine neue Zeit unter einem neuen Kaiser anbrechen werde. Der Kampf werde an einem bis 1841 zwischen Unna und Werl (Westfalen) nachweisbaren Birkenbaum stattfinden:

Es wird ein fürchterlicher Krieg entstehen. Auf der einen Seite werden alle Völker des Westens, auf der anderen alle des Ostens stehen… Doch wird die Sache noch nicht vollkommen entschieden sein, bis es bald nachher zur Schlacht am Birkenbäumchen kommt“ (Ellerhorst, 40).

Das ist der einfache Kern der Prophezeiung von Werl, entnommen der Prophetia de terribili lucta Austri et Aquilonis et proelio horrendo in finibus ducatus Westphaliae prope Budbergam.Ex libro cui Titulus erat: Caelestis rediute grationis tractatus de visionibus illustrati. Com permissione alatus Walensis. Coloniae 1701.

Wenngleich diese anonym veröffentlichte Prophezeiung der erste literarische Nachweis des Ortes der Endschlacht ist, so reicht die Überlieferung in das 16. Jh. zurück. Sie steht in der Tradition des seit unvordenklichen Zeiten gehegten Wunsches nach einem Fürsten, der die Guten sammelt und die Bösen vernichtet, und speziell in der Tradition mittelalterlicher Kaiserprophetien, die ihrerseits ihre Wurzeln in den Endschlachtprophezeiungen, wie im Kampf gegen Gog (Ez 38-39) und in der Schlacht in der Gegend von Jerusalem (Offb 20, 7-9), haben. In der B. wird die uralte Sehnsucht nach endgültiger Abrechnung und nach Frieden lokalisiert und konkretisiert.

Lit.: Der Weltkrieg 1914/15 im Lichte der Prophezeiung; Englands Schicksal. Rußland u. die Romanow. Die Birkenbaumschlacht. Oranienburg: Orania-Verl., 1914; Ellerhorst, P.: Prophezeiungen über das Schicksal Europas: Visionen berühmter Seher aus 12 Jahrhunderten. München: Schnell & Steiner, 1951.

Birnbaum, Birne (lat. pyrus communis L.), gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und ist wegen seines hohen Alters, das ihn auszeichnet, in China einerseits ein Sinnbild für langes Leben, andererseits aber auch ein Symbol der Trauer, weil das chinesische Wort für B. etwa gleichbedeutend mit dem Wort für Trennung (beide li) ist.

Im Mittelalter galt der B. wegen seiner makellosen weißen Blüten als Symbol Marias, wie etwa am Sockel der Marienstatue am nördlichen Westportal von Notre Dame in Paris zu sehen ist. In Bayern gibt es den Wallfahrtsort Maria Birnbaum.

Im Volksglauben gilt der B. als weiblich. Insbesondere wird die Birne wegen ihrer unbestimmt an weibliche Formen erinnernden Gestalt als weiblich interpretiert. So will man an einer reichen Birnernte erkennen, dass viele Mädchen geboren wurden. In der psychoanalytischen Traumdeutung erfährt die Birne zudem noch eine sexuell weibliche Note.

Lit.: Rolff, Johann-Heinrich: Die Birne: über 1700 alte und neue Sortennamen, über 2300 Synonyme, Doppelnamen und ausländische Namen. Kiefersfelden: Rolff, 2001; Schütz, Bernhard: Deutschordens-Wallfahrtskirche – Maria Birnbaum. 13., neu bearb. Aufl. Regensburg: Schnell & Steiner, 2004.

Birog, Druidin nach der irischen Mythologie. König Balor hatte eine wunderschöne Tochter namens Ethlinn, die er einsperrte, weil er sonst nach einer druidischen Weissagung von seinem Enkelsohn getötet würde. Balor hatte den drei Brüdern Kian, Sawan und Goban eine magische Kuh gestohlen. Durch die Zauberworte von B. gelang es Kian, als Frau verkleidet in den Turm einzusteigen, in dem Ethlinn gefangen gehalten wurde. Er schlief mit ihr, woraufhin sie zu gegebener Zeit drei Söhne zur Welt brachte. Balor befahl, diese zu ertränken, doch eines der Kinder mit Namen Hugh überlebte und erfüllte so im Verlauf der Zeit die druidische Weissagung. Er erschlug Balor.

Lit.: Encyclopedia of Occultism & Parapsychology. Vol. 1 / Leslie Shepard [Hrsg.]. Second Edition. Detroit, Michigan: Gale Research Company; Book Tower, 1984.

Birraark, australische > Nekromanten. Bei einigen australischen Stämmen werden die Nekromanten, die Totenbeschwörer, B. genannt. Dabei ist man der Ansicht, dass der B. bei seiner Wanderung durch den Busch von Geistern („mrarts“) initiiert wird. Diese würden ihm auf Fragen zu Ereignissen antworten, welche sich in der Ferne zutragen oder erst geschehen und für seinen Stamm von Interesse sind.

Lit: Fison, Lorimer: Kamilaroi and Kurnai; Group-marriage and relationship, and marriage by elopement / drawn chiefly from the usage of the Australian Aborigines. Also The Kurnai tribe, their customs in peace and war / A. W. Howitt; with an introduction by Lewis H. Morgan. Canberra, Australia: Australian Institute of Aboriginal and Torres Strait Islander Studies, 1991.

Birushana (sanskr. Vairocana, der „All-Durchstrahlende“). B. ist unter den nicht historischen Buddhas der höchste und symbolisiert kosmisches Bewusstsein, also die transzendentale Buddha-Weisheit.

Lit.: Die drei Pfeiler des Zen: Lehre – Übung – Erleuchtung / Hrsg. u. komment. v. Philip Kapleau. Zürich; Stuttgart: Rascher, 1969.

Birven, Henri Clemens, Dr. phil.

(*10.01.1883 Aachen; † 09.01.1969 Berlin), Elektroingenieur, Studienrat. B. studierte Philosophie in Berlin, dissertierte über I. Kants transzendentale Reduktion, war Schüler v. Eliphas > Lévi, arbeitete als esoterischer Schriftsteller und war persönlich mit Aleister > Crowley und Gustav > Meyrink bekannt. Von 1927 – 1932 gab er die Zeitschrift Hain der Isis heraus und betrieb um 1930 in Berlin-Wittenau ein „Magiologisches Studio Telets“.

W.: Immanuel Kants transzendentale Deduktion. Berlin: Reuther & Reichard, 1913; Goethes Faust u. der Geist der Magie. Lpz., 1923, 21924; Abbé Vachère, ein Thaumaturg unserer Zeit. Braunschweig: Wiesike, 1928; Lebenskunst in Yoga u. Magie. Zürich: Origo, 1953; Der Tarot. Gelnhausen-Gettenbach: H. Schwab, 1960; Pforte der Unsterblichkeit: Yoga als Weg zur geistigen Erneuerung. Gelnhausen-Gettenbach: Schwab, 1960.

Biscar, Jeanette, eine angebliche Zauberin der französischen Baskenregion Labourd, die – so wird behauptet, vom Teufel in Gestalt eines Ziegenbocks zum > Hexensabbat gebracht wurde. Zur Strafe wurde sie mit dem Kopf nach unten aufgehängt. Sie war eine der zahlreichen angeblichen Hexen, die im frühen 17. Jh. von dem französischen Hexenjäger Pierre > De Lancre verfolgt wurden.

Lit.: Encyclopedia of Occultism & Parapsychology. Vol. 1 / Leslie Shepard [Hrsg.]. Second Edition. Detroit, Michigan: Gale Research Company; Book Tower, 1984.

Bischofsregel, Regel zur Bestimmung der unterirdischen Tiefe durch > Rute oder > Pendel. Die Regel geht auf den Bischof von Grenoble, Frankreich, im Jahr 1780 zurück, der sich eingehend mit dem Rutenphänomen beschäftigte. Da er sich selbst für zu wenig sensitiv hielt, bediente er sich begabter Personen aus der Bevölkerung. Dabei machte er bei einem Hirtenjungen, den er als Rutengänger angestellt hatte, die Feststellung, dass dessen Rute nicht nur genau über einer Wasserader ausschlug, sondern schon zu reagieren begann, wenn er sich viele Meter links oder rechts des Wasserlaufs befand und das Wasser tief unter der Erde dahinfloss. Lag das Wasser in drei Meter Tiefe, begann die Rute bereits drei Meter links oder rechts davon auszuschlagen. Deshalb nennt man diese Art der Tiefenortung die „Bischofsregel“: Ankündigungszone bis Hauptzone = Tiefe.

Lit.: Schneider, Reinhard: Leitfaden und Lehrkurs der Ruten- und Pendelkunst: Einführung in die Radiästhesie. Wertheim: Oktogon-Verlag, 1984; Mayer, Hans: Wünschelrutenpraxis: wie man Strahlen erkennt, wie man mit ihnen lebt, wie man sie nützt; der Umgang mit Pendel und Wünschelrute / Winkelbaur, Günther. Wien: Orac, 21986.

Bisclaveret, > Werwolf in der Bretagne, Frankreich. Man glaubte, dass ein Mensch durch Magie in ein fürchterliches Menschen fressendes Ungeheuer verwandelt werden könne, welches in den Wäldern umherzieht und nach Opfern Ausschau hält.

Lit.: Encyclopedia of Occultism & Parapsychology. Vol. 1 / Leslie Shepard [Hrsg.]. Second Edition. Detroit, Michigan: Gale Research Company; Book Tower, 1984; Stiegler, Christian: Vergessene Bestie: der Werwolf in der deutschen Literatur. Wien: Braumüller, 2007.

Bishamon-ten oder Bisha(m), einer der vier Weltenwächter, die auf dem Gipfel eines hohen Berges sitzen. Ein jeder von ihnen schützt eine der vier Himmelsrichtungen. Sie schützen alle Lebewesen und helfen in Not. Daher wird B. als großer Krieger dargestellt, mit einer gefährlichen Lanze in Händen und einem Schrein mit Edelsteinen. Seine Füße treten auf die bösen Dämonen, die er besiegt hat. Er hilft dem Volk, wenn Kriege ausbrechen und ermuntert die Krieger. Dem Menschen verleiht er die zehn Stufen des Glücks. Das höchste Glück besteht für B. darin, dass in allen Lebewesen die Höchstform der Erleuchtung reifen kann. Den guten Menschen spendet er Reichtum und Lebensglück

Im > Buddhismus ist B. einer der „vier Himmelskönige“, welche im Norden die buddhistischen Heiligtümer schützen. Er gilt als Schutzgott des Dharma (hier der Lehre). Im Kommentar zum Lotus-sutra wird er häufig in Verbindung mit dem predigenden Buddha erwähnt und heißt daher auch Tamon-ten.

Im Sanskrit entspricht er > Vaishravana, der im > Vedismus ursprünglich ein geheimnisvolles und gefürchtetes Wesen war. Im Epos Mahabharata kam B. als Kumbhira zu guten Eigenschaften und Beliebtheit.

In > Japan gehört B. zu den sieben Glücksgöttern (Shichifukujin). Er ist mit Shrimaha-devi verheiratet.

Lit.: Casal, Ugo Alfonso: Die sieben Glücksgötter: Shichifukujin. Wiesbaden: Harrassowitz, 1958; Ehrich, Kurt S.: Shichifukujin: die sieben Glücksgötter Japans; ein Versuch über Genesis und Bedeutung volkstümlicher ostasiatischer Gottheiten. Recklinghausen: Bongers, 1991; Grabner-Haider, Anton: Das Buch der Mythen aller Zeiten und Völker / Marx, Helma. Akt. Neuausg. Wiesbaden: Marix, 2005.

Bishop, Ann > Somerset, Hexen von.

Bishop, Bridget > Salem, Hexen von.

Bishop, Washington (Wellington) Irving (1856 – 1889), amerikanischer Bühnenkünstler, der sich als „weltbester > Gedankenleser“ ausgab. In Wirklichkeit war er ein > Muskelleser. Die Technik eignete er sich durch Beobachten von J. Randall Brown an. In den 1870er Jahren trat B., dessen Mutter ein Medium und dessen Vater Spiritist war, der Bühnengruppe von Annie Eva > Fay bei, dem bedeutendsten amerikanischen Medium ihrer Zeit. B. wurde ihr Manager und begann 1876 seinen Bühnenauftritt, womit er in Amerika und Europa enorme Erfolge erzielte. Um dem Vergleich mit Brown zu entkommen, ging er 1876 nach England, wo er von der > Society for Psychical Research untersucht wurde, die all seine Fähigkeiten auf bewusstes und unbewusstes Muskellesen zurückführte, was seinen Erfolg jedoch nicht schmälerte. Nach mehreren Ehen sowie Anfällen von Alkohol- und Drogenmissbrauch, die als kataleptische Trance ausgegeben wurden, starb er plötzlich im Alter von 43 Jahren in New York. Selbst sein Tod hatte noch etwas Makabres. B. hatte nämlich gesagt, dass er wegen seiner Starrkrämpfe Gefahr laufe, lebendig begraben zu werden. Ein Arzt, der um seine kataleptischen Anfälle wusste, machte eine Autopsie, in deren Verlauf er sein Gehirn entfernte. Die Mutter erhob darauf den Vorwurf, ihr Sohn sei lebendig obduziert worden.

Lit.: Barret, W. F. / E.Gourney / F. W. H. Myers: First Report on Thought Reading. Proceedings for Psychical Research 1 (1882), 13; Jay, Ricky: Learned pigs & Fireproof Women. New York: Villard Books, 1987; ders.: Sauschlau & feuerfest: Menschen, Tiere, Sensationen des Showbusiness; Steinfresser, Feuerkönige, Gedankenleser, Entfesselungskünstler und andere Teufelskerle. Offenbach am Main: Ed. Huber, 1988; Berger, Arthur S.: The Encyclopedia of Parapsychology and Psychical Research. New York: Paragon House, 1991.

Bisiaux, Yvonne > Maria-Angelika v. Jesus.

Bisk (wörtl. „Backenbart“), Initiationsritus bei den Yeziden, einer Volksgruppe der Kurden, deren ursprüngliche Siedlungsgebiete sich innerhalb des kurdischen Verbreitungsraumes Irak, Syrien, Türkei und Iran erstrecken. Bei diesem feierlich begangenen Ritus werden allen männlichen Kindern, in der Regel ab dem siebten Monat, an verschiedenen Stellen kleine Büschel des Kopfhaares abgeschnitten, wobei ein Gebet gesprochen wird. Für die Yeziden außerhalb des Irak ist B. anstelle der Taufe immer wichtiger geworden.

Bei den getauften Mädchen herrscht der Brauch vor, dass die Haare bis zum Tod nicht von scharfen Schneidegegenständen geschnitten werden sollen. Sogar die während des Kämmens ausgefallenen Haare werden gesammelt und in der Erde vergraben. Dieser Tradition folgt man heutzutage jedoch nur mehr selten.

Lit.: Kizilhan, Ilhan: Die Yeziden: eine anthropologische und sozialpsychologische Studie über die kurdische Gemeinschaft. Mit einem Vorw. von Hans Branscheidt. Frankfurt / M.: Verl. Medico Internat., 1997; Yeziden – eine alte Religionsgemeinschaft zwischen Tradition und Moderne: Beiträge der Tagung vom 10. – 11. Oktober 2003 in Celle / Deutsches Orient-Institut; [Verbund Stiftung Deutsches Übersee-Institut]. Erhard Franz (Hrsg.). Hamburg: Dt. Orient-Inst., 2004.

Bison, amerikanischer Büffel, gehört zur Klasse der Säugetiere (Mammalia), der Ordnung der Paarhufer (Artiodactyla) und der Familie der Hornträger (Bovidae). Der B. lebt in den USA und Kanada und hat eine Körperlänge von bis zu 3.5 m; das männliche Tier erreicht ein Gewicht bis 1000 kg, das weibliche bis ca. 550 kg. Die Paarungszeit ist im Sommer, wobei es zu extrem schweren Kämpfen der männlichen Tiere kommt. Die weiblichen Tiere bringen nach einer Tragezeit von 270 – 300 Tagen (39 Wochen) ein einziges Junges zur Welt, das bei der Geburt zwischen 10 und 15 kg wiegt, nach 26 Wochen entwöhnt ist und mit etwa drei Jahren seine Geschlechtsreife erreicht. B.s können in freier Wildbahn etwa 20 bis 25 Jahre alt werden.

Die umherziehenden Prärieindianer lebten zur Gänze von der Bisonjagd. Das Fleisch bildete ihre Nahrung, aus den Knochen verfertigten sie Werkzeuge, Pfeilspitzen und Schmuck, die Hörner dienten als Löffel und klei­ne Gefäße, die Klauen und Hufe wurden zu Rasseln verarbeitet. Aus dem Haar drehten sie Seile für Zaumzeug, aus den Sehnen machten sie Nähfäden, und aus der Haut wurden Kleider, Zeltdecken, Vorratstaschen und andere Behälter erzeugt. Der getrocknete Mist diente im Winter als Brennstoff.

Der B. be­stimmte das Leben und Denken der Prärieindianer. Ihr Leben war rund um die Jagd auf den Büffel aufgebaut. Zeremonien, Tänze, Mythologie und Spiele priesen seinen Namen und sein Bild.

Lit.: Nölle, Wilfried: Völkerkundliches Lexikon: Sitten, Gebräuche und Kulturbesitz der Naturvölker. München: Goldmann, 1959; Heck, Heinz: Der Bison. Hohenwarsleben: Westarp-Wiss., 2003; Kordholste-Nikander, Heidrun: Der nordamerikanische Bison und das Grasland: Geschichte der Beinahzerstörung des Bisons und seiner Umwelt. Essen: Verl. Die Blaue Eule, 2003.

Bisonfrau, eine Gestalt in den Mythen der Cheyenne und der Pawnee, die einst in einem großen Rennen zwischen Vögeln und Tieren die Gruppe der Tiere zu vertreten hatte, da sie die Stärkste war. Sie wurde jedoch vom Präriefalken getötet und seither herrschen Menschen und Vögel über die Welt der Tiere. Der Wettkampf soll zwischen dem Mata Tipila (Devil’s Tower) und den Teton-Bergen im US-Bundesstaat Wyoming stattgefunden haben.

Lit.: Jones, David M.: Die Mythologie der Neuen Welt: die Enzyklopädie über Götter, Geister und mythische Stätten in Nord-, Meso- und Südamerika / Molyneaux, Brian L. Reichelsheim: Edition XXV, 2002.

Bisongemahl der Blackfoot (Schwarzfuß-Indianer) gilt als der Stifter des Inkunuhkatsi, des Bisontanzes. Eines Tages nahm ein Bison eine Indianerin zur Frau. Als der Vater sie retten wollte, wurde er getötet. Die Frau erweckte ihren Vater jedoch wieder zum Leben und der Bison brachte ihm zur Sühne den Bisontanz bei, der den Bisongeist freundlich stimmen sollte. Daraufhin kehrten Vater und Tochter gemeinsam nach Hause zurück.

Lit.: Jones, David M.: Die Mythologie der Neuen Welt: die Enzyklopädie über Götter, Geister und mythische Stätten in Nord-, Meso- und Südamerika / Molyneaux, Brian L. Reichelsheim: Edition XXV, 2002.

Bisongemahlin, Gestalt der Plains-Indianer, die eng mit der Jagd verbunden ist. Als die Bisonjäger einst keinen Erfolg hatten, heiratete ein Indianer eine Bisonkuh. Sie nahm ihn in ihre Heimat mit und zeigte ihm, wie er die Tiere mit Pfeil und Bogen erlegen und das Fleisch verwenden konnte. Dieses Wissen überbrachte er seinem Volk, das von diesem Moment an bei der Bisonjagd erfolgreich war.

Lit.: Jones, David M.: Die Mythologie der Neuen Welt: die Enzyklopädie über Götter, Geister und mythische Stätten in Nord-, Meso- und Südamerika / Molyneaux, Brian L. Reichelsheim: Edition XXV, 2002.

Bisson, Juliette-Alexandre, geb. Lelievre, 03.10.1861 Chaton, Frankreich; † 09.04.1956 La Boule bei Bordeaux; spiritistisches Medium.

B. absolvierte bei Marthe Béraud, die unter dem Synonym Eva > C. (Carrière) weltberühmt wurde, ihre Ausbildung zum Medium und kam so mit Prof. Charles > Richet und Frhr. von > Schrenck-Notzing in Kontakt, der mit ihr insgesamt 225 Fotografien aufnahm, einige davon (vor allem jene im Schrenck’schen Laboratorium in München) stereoskopisch. B. veröffentlichte die Ergebnisse ihrer Versuche unter dem Titel Les Phénomènes dits de matérialisation im Jahre 1914. Es entstand ein heftiger Streit darüber, ob die Verstorbenen den Abbildungen glichen oder nicht. Doch behauptete weder B. noch Schrenck-Notzing, dass es sich bei den Materialisationen um Verstorbene handle, sie deuteten sie vielmehr „ideoplastisch“, indem sie annahmen, dass die von dem Medium abgesonderte unbekannte Substanz (das Tele- und Ectoplasma) durch unbewusste Vorstellungen, Erinnerungen usw. des Mediums geformt würde. Doch obwohl nicht nur Richet, sondern auch Dr. Gustave > Geley die Ergebnisse von B. und Schrenck-Notzing bestätigte, blieb der Kampf unentschieden. Dazu meinte B: „Ich habe mit meinen Augen trotz strenger Kontrolle diese Dinge gesehen. Ich bin von ihrer Wirklichkeit überzeugt, das genügt mir“ (Walther).

Lit.: Bisson, Juliette-Alexandre: Les Phénomènes de matérialisation, étude expérimentale. Préface du Dr J. Maxwell… [Lettre du Dr Bon von Schrenck]. Paris: Alcan, 1914; Walther, Gerda: Mme. Juliette Bisson gestorben. In: Neue Wissenschaft 6 (1956), 316 – 318.

Bistami, Abu Yazid Tayur ibn ’Isa ibn Sharushan al (777 – 848), iranischer Sufi. B. wurde in Persien, in den Bergen von Tarabistan, geboren und lebte dort. Einzelheiten seines Lebens sind ungewiss. Wir wissen von ihm nur, dass er ein Bauer war, „ein einsamer und harter Asket“ (Gardet, S. 136). Sein Nachruhm gründet sich auf seine strenge Askese der Loslösung von sich selbst. Obwohl er offensichtlich keine schriftlichen Werke verfasst hat, gilt er als Begründer einer lichtmetaphysischen Tradition, die seine Schüler überlieferten. Er war auch der erste islamische Mystiker, der nach dem Vorbild von Muhammads M’radsch (Aufstieg) den > Seelenaufstieg kultivierte.

Lit.: Essai sur les origines du lexique technique de la mystique musulmane [Texte imprimé]: avec sept reproductions hors texte /  Massignon, Louis (1883 – 1962) / Nouvelle édition revue et considérablement augmentée. Paris: J. Vrin, 1954; Gardet, Louis: Mystische Erfahrungen in nicht-christlichen Ländern. Colmar: Alsatia, 1956.

Bistort (lat. polygonum bistorta, engl. dragonwort), Drachenwurz, Schlangenwurz, Wiesenknöterich, gehört zur Familie der Knöterichgewächse (Poligonaceae). Der B. ist eine ausdauernde, bis 1 m hohe Staude, deren Stängel und speerförmige Blätter als Gemüse zubereitet werden.

In der Volksheilkunde wird der B. als Wurzelaufguss äußerlich auf kleine Wunden aufgebracht und diente früher auch als Tinktur gegen innere Blutungen.

Paranormologisch steht der B. in Beziehung zum Planeten Saturn und dem Element Erde, ist der walisischen Göttin > Cerridwen und der nordgermanischen Fruchtbarkeitsgöttin > Freya geweiht und gilt nicht zuletzt als Talisman für Geldsegen sowie inneren Reichtum.

Lit.: Magister Botanicus: Magisches Kreutherkompendium; ein erweytertes wahrhaft ergötzliches Werk ueber die magischen Verrichthungen mit Kreuthern und den zauberischen Kräfften der Pflanzen sowie dehren medicinalischer Beteuthungen. 2., überarb. u. erg. Aufl. Speyer: Die Sanduhr – Fachverlag für altes Wissen, 1995.

Bithner, Jakob > Hexenriecher.

Bitja, nach der Talmudischen Mythologie Tochter des Pharao, unter dem > Moses lebte, den sie als ausgesetztes Kind aus dem Nil zog (Ex 2, 5-10). Zum Dank dafür bewahrte sie Gott, als er den Todesengel über Ägypten sandte, vor den Qualen desselben, und sie ging ohne Tod in die Freuden des Himmels ein.

Lit.: Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Erftstadt: area verlag, 2004.

Biton und Kleobis (griech.), Söhne der Herapriesterin Kydippe in Argos. Sie besaßen nur das Notwendigste, hatten aber eine immense Körperkraft, wodurch sie bei den Kampfspielen viele Preise errangen. Als ihre Mutter anlässlich eines Opferfestes zu Ehren der > Hera zum Tempel gefahren werden musste, die Zugochsen aber noch nicht vom Feld zurückgekehrt waren, zogen ihre Söhne selbst den Wagen zum Heiligtum. Dort legten sie sich nach dem Opfermahl völlig erschöpft im Tempel zum Schlaf nieder. Die Mutter, voller Stolz auf ihre Söhne, betete zu Hera und bat, ihren beiden Söhnen zum Dank das Beste zukommen zu lassen, was ein Mensch erhalten könne, worauf die beiden Söhne sanft entschliefen und so noch in der Jugend einen schnellen und sanften Tod fanden (Herodot, I / 31).

Lit.: Herodotus: Historien. Hrsg. und übers. von Josef Feix. Düsseldorf: Artemis und Winkler, 2004.

Bitra, nach der indischen Mythologie die feinen Geister, welche unmittelbar aus der Ausdünstung von > Brahma hervorgehen. Sie sind so leicht, dass sie nie zur Ruhe kommen und keiner Nahrung bedürfen, sondern vom Duft der Opfer leben.

Lit.: Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Erftstadt: area verlag, 2004.

Bitru, nach der Dämonologie von Johannes > Weyer ein großer Höllenfürst, auch Sitri genannt. Er erschien als Leopard mit den Flügeln eines Greifen. Zeigte er sich in Gestalt eines Menschen, war er von großer Schönheit. Er soll die Wollust im Herzen der Menschen wecken. Ihm unterstehen siebzig Legionen.

Lit.: Wierus, Joannes: Ioannis Wieri De Praestigiis Daemonum, et in cantationibus ac veneficiis: Libri sex; Acc. Liber apologeticus, et pseudomonarchia daemonum; Cum rerum ac verborum copioso indice. Postrema editione quinta aucti & recogniti. Basileae: Oporinus, 1577.

Bitterlich, Gabriele, geb. Göhlert

(*1.11.1896 Wien; †4.04.1978 Petersberg, Tirol), Visionärin und Gründerin des Engelwerks (Opus Sanctorum Angelorum).

B. war die Tochter des Juristen Bernhard Göhlert und der Friederike van Aken-Quesar. 1900 wurde der Vater, der in der k. k. Verwaltung tätig war, beruflich nach Czernowitz in der Bukowina versetzt und 1903 nach Meran; die Familie zog jeweils mit. In Meran besuchte Gabriele die Schule der Englischen Fräulein und dann in Innsbruck jene der Ursulinen. Nach der Reifeprüfung belegte sie an der Universität Innsbruck die Fächer Germanistik und Geschichte.

Am 23. Mai 1919 heiratete sie den Juristen Hans Bitterlich. Dieser war sudetendeutscher Herkunft und Mitglied der „Akademischen Sängerschaft der Skalden“, einer freiheitlichen, deutschnationalen, antiklerikalen Burschenschaft in Innsbruck. Im gleichen Jahr wurde er als Landessekretär nach Bregenz geschickt, wo am 24. April 1920 Tochter Roswitha zur Welt kam. Da sich Hans Bitterlich in Bregenz fremd fühlte und in Innsbruck keine Anstellung bekam, nahm er den Direktorenposten einer Samtfabrik in Schluckenau, einer kleinen Bezirksstadt im nordöstlichen Böhmen, nahe der Grenze zur sächsischen Oberlausitz, an, wo am 4. Mai 1923 Sohn Hansjörg und im Oktober des darauffolgenden Jahres Sohn Wolfram geboren wurden. Im September 1928 übersiedelte die Familie nach Innsbruck, wo sie 25 Jahre blieb. In der Innsbrucker Wohnung lebten außer der jungen Familie Bitterlich noch die Mutter und Tante von Hans Bitterlich – ein schwieriges und konfliktträchtiges Zusammenleben, das 1930 zu einem Nervenzusammenbruch von Gabriele Bitterlich führte. Die materielle Situation der Familie war prekär. Hans Bitterlich versuchte seine künstlerische Begabung für den Unterhalt der Familie einzusetzen. Ein finanzieller Erfolg stellte sich jedoch nicht ein und seine kleine Rente reichte für den Lebensunterhalt nicht aus. Für regelmäßige finanzielle Einkünfte in dieser Zeit sorgte die älteste Tochter Roswitha mit dem Malen von Ansichtskarten.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde Gabriele Bitterlich herzkrank, außerdem litt sie 1946 an Gehirnhautentzündung und Gelbsucht. Trotz ihrer Krankheiten und der schlechten Versorgungslage in den letzten Kriegsjahren und in der Nachkriegszeit nahm Gabriele Bitterlich drei vor den Russen geflüchtete Waisenmädchen auf und hatte somit eine achtköpfige Familie zu versorgen. Der aus dem Krieg zurückgekehrte Sohn Hansjörg wurde Seminarist und am 30. Mai 1952 zum Priester geweiht.

Die Visionen der Gabriele B., welche die geistige Grundlage des Engelwerks bilden sollten, nahmen ab den 30er Jahren zu. Gabriele hatte früher schon Engelsvisionen gehabt, so zum Beispiel als kleines Mädchen von ihrem Schutzengel oder bei der Geburt ihres ersten Sohnes, doch nun wurden diese Visionen immer häufiger. 1949 erhielt sie von der Innsbrucker Diözese den Auftrag, ihre Visionen niederzuschreiben. Es entstand ein geistliches Tagebuch, das zur Grundlage für das Buch Das Reich der Engel wurde. Bis auf eine 32-seitige Schrift mit dem Titel Folge mir, das mit Druckerlaubnis der Diözese Graz-Seckau 1962 erschien, wurde von Gabriele B.s Schriften nichts veröffentlicht, obwohl sie angeblich 80.000 Manuskriptseiten über ihre Eingebungen hinterlassen hat. Diese Aufzeichnungen sind nur den Mitgliedern des Opus S. Angelorum zugänglich. Der Ort, an dem G. B. ihre Engelsvisionen hatte und auch ihre Kämpfe gegen Dämonen ausfocht, war ein kleiner Raum in ihrer Innsbrucker Wohnung in der Kaiser-Joseph-Straße. Dort machte sie auch im Dunkeln ihre Aufzeichnungen. So kam es, dass ihre Familie erst 1951/52 von den mystischen Erfahrungen der „Mutter Bitterlich“ erfuhr. Die geistliche Betreuung und die Sammlung ihrer Aufzeichnungen übernahmen Bischof DDr. Paulus Rusch und Msgr. Prof. Dr. Walter Waitz.

Der Anfang der Organisation zum Werk der hl. Engel (Opus Sanctorum Angelorum) erfolgte durch einen charismatischen Anstoß mit einer Gruppe von Priestern und Theologiestudenten 1949 in Innsbruck. Am 20. April 1961 genehmigte dann Bischof Rusch für die Administratur Innsbruck-Feldkirch eine „Schutzengel-Bruderschaft“. Im gleichen Jahr, am 13. Juni 1961, starb Hans Bitterlich. Das Engelwerk baute in den Folgejahren die Burg Petersberg zu seinem ersten klösterlichen Sitz aus. Gabriele B. verbrachte dort ab 1974 ihre letzten Lebensjahre. Sie starb am 4. April 1978 und wurde bei der Burgmauer begraben.

Das Opus Angelorum ist mittlerweile in vielen Länder verbreitet; vor allem in Deutschland, Österreich, Schweiz, Brasilien und Portugal befinden sich seine Mitglieder. Innerhalb der katholischen Kirche führten die Visionen der Gabriele Bitterlich zu großen Kontroversen. Der Alttestamentler Claus Schedl untersuchte 72 der erwähnten Engelnamen und gelangte dabei zur Feststellung, dass nicht bloß der Gesamtaufriss, sondern sogar die Namen der großen Engel mit den aus dem jüdischen Schrifttum bekannten Engelnamen identisch sind. So legte das neue Engelbuch ein jüdisch-mystisches Erbe nahe. Doch brach auf jeder Seite die christliche Deutung durch. Eine textkritische Bearbeitung der Schriften steht noch aus und würde Jahre in Anspruch nehmen.

Nunmehr betreut im Auftrag des Heiligen Stuhls der am 29. Mai 1979 wiedererrichtete Orden der Regularkanoniker von Heiligen Kreuz die Mitglieder und Vereinigungen des Werkes der Heiligen Engel. Ihm angeschlossen sind das diözesane Ordensinstitut der Schwestern vom Hl. Kreuz und eine Gemeinschaft von Missionshelferinnen.

W.: Folge mir. Graz: Fatimaverlag, 1962.

Lit.: Cramer, Winfried: Das Handbuch des Engelwerkes. Innsbruck, 1961; Schedl, Claus: 72 Engelnamen: der innere Ring; Seraphim – Kerubim – Throne (Manuskript). Graz, 1973; Bitterlich, P. Hansjörg: Sie schaute die Engel: Mutter Gabriele Bitterlich 1896  – 1978; Leben und Auftrag. Goldach, CH : Schmid Fehr AG, 1990; Boberski, Heiner: Das Engelwerk: Theorie und Praxis des Opus Angelorum. Salzburg: Otto Müller, 1993. Wagner, Renate: Heimat bist du großer Töchter: bedeutende Frauen und ihre Geschichte. Wien: Ueberreuter, 1996; Hanig, Roman: die dämonische Hierarchie des Engelwerks. In: Münchner Theologische Zeitschrift 49 (1998), 241–171.

Bittermittel, auch Bitterstoffdrogen (lat. amara), Pflanzen mit bitterem Geschmack. Früher unterschied man die rein bitteren, schleimig-bitteren, die aromatisch-bitteren, die ätherisch-bitteren, die salzig-bitteren usw. Heute werden die B. in folgende drei Gruppen geteilt: 1. Amara tonica, Pflanzen mit reinen, d. h. tonisch wirkenden B., wie Gelber Enzian, Tausendgüldenkraut; 2. Amara aromatica, bitter und aromatisch schmeckende Pflanzen wie Wermut und Engelwurz; 3. Amara acria, bitter und scharf schmeckende Pflanzen wie Ingwer und Pfeffer. B. regen die Magen- und Darmfunktion an und werden in der Volksheilkunde als Mittel gegen körperliche und seelische Erschöpfung angewandt.

Lit.: Wymer, Immo: Ueber die Wirkung einiger Bittermittel auf die motorischen Nervenendigungen. München, 1914; Krause-Neufeld, Hans-Joachim: Klinische Untersuchungen über die Wirkung einiger Bittermittel auf die Säureproduktion des Magens. Burg, 1948; Densch, Hildegund: Ursprung und Verwendung des Begriffes „tonische“ Bittermittel in der alten und neuen Medizin. Göttingen, 1955.

Bittersüß (lat. Solanum dulcamara L.; engl. bittersweet), volkstümliche Bezeichnung: „Hirschkraut“ und „Kletternachtschatten“. B. ist ein Nachtschattengewächs, das u. a. ein schwach psychoaktives Alkaloid (Solanin) und einen glykosidischen Bitterstoff (Dulcamarin) enthält. Die Blüten sind violett, die reifen Beeren rot. Die Pflanze wird von Heilkundigen schon seit mehreren tausend Jahren eingesetzt; auch die > Homöopathie nutzt den Bittersüßen Nachtschatten.

Die Stängel und Äste des B. wirken anregend auf die Ausscheidungen von Haut, Nieren und Bronchien. Auf die innere Anwendung der giftigen Pflanze sollte man verzichten.

Im Zauberglauben wird B. als Schutzmittel gegen > Behexungen gepriesen und von Kindern in einem ledernen Säckchen um den Hals getragen. B. soll ferner Beruhigung und Ausgleich zwischen den Gegensätzen bewirken und den Wünschen und Ideen Kraft verleihen.

Lit.: Roberts, Marc: Das neue Lexikon der Esoterik. München: Goldmann, 1995; Pschyrembel Wörterbuch Naturheilkunde und alternative Heilverfahren / Bearb. v. d. Wörterbuch-Redaktion d. Verlages unter d. Leitung v. Helmut Hildebrandt. Berlin; New York: de Gruyter, 1996; Zerling, Clemens: Lexikon der Pflanzensymbolik. Baden: AT Verlag, 2007; Chevallier, Andrew: Heilpflanzen. München: Dorling Kindersley, 2008.

Bittgang, Gebetsprozession zum Herabflehen von Heil in irgendeiner Form. Solche Prozessionen finden sich bei allen Völkern. Der Sprachgebrauch hat den B. jedoch allmählich auf diejenigen Umzüge beschränkt, die mit der Landwirtschaft in Verbindung stehen und dem Gedeihen der Feldfrüchte dienen.

In der römischen Religion gab es die > Ambarvalien zur Flurgöttin > Dea Dia, die später mit > Ceres verschmolz. Es handelte sich um Flurumgänge zur Reinigung und Entsühnung der Felder, wobei die > Arvalbrüder (fratres arvales) als Priester fungierten. Am 25. April wurden in Rom die > Robigalia gefeiert, um den Rost von den Getreidefeldern abzuwehren, während die > Floralia von 28. April bis 3. Mai dem Schutz des blühenden Getreides galten.

Die > Germanen feierten zur Mittwinterzeit ein Bittopfer, um die Fruchtbarkeit für die Felder zu erflehen. So berichtet Tacitus (Germ. 40) von der Nerthus-Umfahrt, die unverkennbar die Züge einer Flurprozession trägt. > Nerthus wurde dabei als befruchtende Göttin durch die Felder getragen.

In der christlichen Kirche sind Bittprozessionen schon aus ihrem israelitisch-jüdischen Erbe heraus geläufig. Zu den heute bekanntesten B. gehören u. a. der Weingartner Blutritt sowie die zahlreichen Flur- und Seeprozessionen zu Fronleichnam. B. finden insbesondere an den > Bitt-Tagen statt.

Lit.: Kocher, Alois: Bittgänge und Prozessionen. Solothurn: Staatsarchiv, 1968; Prozessionen, Wallfahrten, Aufmärsche: Bewegung zwischen Religion und Politik in Europa und Asien seit dem Mittelalter / Hrsg. Jörg Gengnagel. Köln: Böhlau, 2007.

Bitt-Tage, Tage des Gebets um Segen für die neue Ernte, oft verbunden mit Prozessionen und Wallfahrten, vornehmlich am Montag, Dienstag und Mittwoch vor dem Fest Christi Himmelfahrt. So wird der Sonntag vor Christi Himmelfahrt auch Bittsonntag (lat. rogate – bittet!) genannt. Ein alter B. ist der Markustag, der 25. April, der wahrscheinlich im 4. Jh. in Rom angeordnet wurde. Die unter Gregor d. Gr. (590 – 604) neu belebte Bittprozession in Form einer feierlichen Flurprozession sah immer das Singen der Allerheiligenlitanei vor. Papst Leo III. (785 – 816) ordnete diesen Brauch dann für die gesamte Kirche an.

Neben den jeweils auf ein Fest bezogenen B. entstanden vor allem Bittgänge um Regen, schönes Wetter, Abwenden von Seuchen, Schutz vor Naturkatastrophen, wenn dazu ein besonderer Anlass war. Diese Umzüge sind natürlich weder zeit- noch ortsgebunden. Solchen Bittprozessionen verdanken auch viele Kapellen ihre Entstehung und Erhaltung.

B. finden sich bei allen Völkern. Ihr Ursprung liegt in vorchristlicher Zeit. So bezeichnet der 25. April, der oben genannte Markustag, ursprünglich das Datum des heidnisch-römischen Flurumganges, der sog. > Robigalia, um Schutz gegen > Robigo, den Dämon des Getreiderostes, zu erhalten, während die > Floralia von 28. April bis 3. Mai dem Schutz des blühenden Getreides galten. > Bittgang.

Lit.: Hörmann, Ludwig von: Tiroler Volksleben: ein Beitrag zur deutschen Volks- und Sittenkunde. Stuttgart: Bonz, 1909; Becker-Huberti, Manfred: Lexikon der Bräuche und Feste. Freiburg: Herder, 2000.

Bittul Ha-Yesh, Selbstzerstörung des Ego; im > Chassidismus, einer jüdisch-charismatischen Bewegung des 18 Jh.s, eine asketische Übung zur Erlangung spiritueller Erkenntnis und mystischer Bewusstseinszustände.

Lit.: Dubnov, Semen M.: Geschichte des Chassidismus. In 2 Bden. Aus d. Hebr. übers. von A. Steinberg. Berlin: Jüdischer Verl., 1931; Ekstatische Konfessionen. Gesammelt von Martin Buber / M. e. Einleitung v. Martin Buber u. e. Nachw. v. Paul Mendes-Flohr. Heidelberg: Lambert Schneider, 51984.

Bitumen, Erdpech, findet bei magischen Praktiken vielfache Verwendung zur Herstellung von Figuren für die > sympathetische Magie. B. wurde auch in Zeremonien zur Reinigung des Hauses verwendet, wenn irgendetwas Unreines gefunden wurde.

Lit.: Shepard, Leslie (Hrsg.): Encyclopedia of Occultism & Parapsychology. 1. Bd. Detroit, Michigan: Gale Research Company; Book Tower, 21984.

Bi-xia yüan-chün (chin. Pi-hsia yün-chün, „Prinzessin der azurblauen Wolken“), auch „Jade-Göttin“ genannt, die während der Sung-Dynastie in das taoistische Pantheon als Göttin der Morgenröte und der Barmherzigkeit aufgenommen wurde. Als Letztere ist sie ein Pendant zur buddhistischen > Guan-yin. B. gilt besonders auch als Beschützerin der Frauen und Kinder. Ihr Tempel auf dem heiligen Berg T’ai-shan wird von zahlreichen Frauen mit der Bitte um Kindersegen aufgesucht.

Lit.: Lexikon der östlichen Weisheitslehren: Buddhismus, Hinduismus, Taoismus, Zen / Ingrid Fischer-Schreiber; Ehrhard, Franz-Karl; Friedrichs, Kurt; Diener, Michael S. (Hrsg.). Bern [u. a.]: Scherz, 1986.