Begriffe Ak

Begriffe Ak

Aka (polynes., „Schattenkörper“). Bezeichnung für eine Gedankenform, ein dem unsichtbaren Aka-Körperstoff des niederen Selbst aufgeprägter Eindruck. Auf dem Weg in den polynesischen Raum kamen die > Kahunas und ihr Volk auch nach Indien, wo sich die > Kahuna-Lehre weiterentwickelte, so auch die Auffassung, dass der Gedanke etwas Reales, wenngleich feinstofflich und unsichtbar sei. Jeder Mensch hat mehrere A., die er miteinander in Beziehung bringen kann, um so Erinnerungen an ganze Begebenheiten und Ereignisse zu bewahren. Je nach Bedarf können diese A. für gute oder böse Absichten aktiviert und verknüpft, niemals aber zu einem unsichtbaren Geistkörper, einem Selbst oder einer mit Bewusstsein ausgestatteten Wesenheit werden.

Lit.: Freedom-Long, Max: Kahuna-Magie. Freiburg: Bauer, 21966.

Aka Manah („böses Denken“), Gestalt des Bösen in der altiranischen Religion (ab dem jüngeren > Avesta). A. ist der Bote > Ahrimans und Gegenspieler von > Vohu Manah. In mittelpersischen Quellen wird der aus der Finsternis stammende böse Geist Akaman genannt.

Lit.: Waldenfels, Hans (Hg.): Lexikon der Religionen. Freiburg: Herder, 1987.

Akademie für Religion und Psychische Forschung (Academy of Religion and Psychical Research). 1972 gegründete Organisation zur Förderung des Dialogs zwischen Vertretern aus Religion, Philosophie, parapsychologischer Forschung und verwandten Gebieten. Die A. führt Seminare und Tagungen durch, unterhält eine Bibliothek, veröffentlicht die Quartalschrift Journal of Religion and Psychical Research, gibt von Zeit zu Zeit Proceedings heraus und ist mit der > Spiritual Frontiers Fellowship International verbunden. Adresse: P. O. Box 614, Bloomfield, Connecticut 06002-0614, USA.

Akal Purukh, Sikh-Bezeichnung für Gott, wörtl. „jenseits der Zeit befindlich“. Der zeitlose und gestaltlose Gott wird als Vater, Mutter und Familie verstanden. „Du bist mein Beschützer an allen Orten, warum soll ich mich fürchten?“ (> Adi-Granth, 103). „Ist man niedergeschlagen, richtet Gott auf, und ist man aufgerichtet, demütigt er einen; hat man den Ozean gefüllt, trocknet Gott ihn aus, hat er ihn ausgetrocknet, leert er ihn. Jemand, der jenseits des Verlangens ist, hat die Macht, so zu handeln“ (Adi-Granth, 934).

Lit.: Adi-Granth: Selections From the Sacred Writings of the Sikhs. New York: Macmillan, 1960; The Adi-Granth: Or The Holy Scriptures of the Sikhs. Osnabrück: Biblio Verlag, 1974.

Akama (sanskr.). Wunschlosigkeit, Bedürfnislosigkeit. Der A.-Zustand ist identisch mit Ichlosigkeit, da nur das Ich Wünsche und Bedürfnisse hat, nicht jedoch das Selbst (> Atman).

Lit.: Klostermaier, Klaus: Hinduismus. Köln: J. B. Bachem, 1965.

Akanheilkunde, Heilkunde der afrikanischen Ethnie Akan, einer matrilinearen Population, zu der zwei Drittel der ghanaischen Bevölkerung gehören.

Das grundlegende Verständnis des Menschen geht bei den Akan von einer Dreiheit aus: einem sichtbaren physischen Leib (onipadua), einer personalen Seele (sunsum) sowie einer Lebensseele (okra), die den Anteil des Schöpfers darstellt. Wenn alle drei Prinzipen eine harmonische Einheit bilden, ist der Mensch gesund. Gerät die Verbindung aus dem Gleichgewicht, so muss jeder Bereich auf eine eigene Weise behandelt werden. Das ist auf der physischen, sichtbaren Ebene relativ leicht, da man hier die Krankheit quasi anfassen kann. Im sunsum-Bereich, der Lebensseele, ist es schwieriger und es muss in angemessener Weise, d. h. im Bereich des Unsichtbaren, vorgegangen werden. Hier ist das Gebiet von > Hexenwesen und > Zauberei, in dem auch Götter und > Ahnen eine Rolle spielen. Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg der Heilung in diesem Bereich liegt in dem bestimmten Grad der Nähe zwischen dem Kranken und der unsichtbaren Macht. So darf jemand gegen einen anderen nur dann Hexerei anwenden, wenn dieser dasselbe mütterliche Blut mit ihm teilt.

Lit.: Osei, Yaw: Faktoren des Gesundwerdens. Einige Aspekte der Akanheilkunde. In: Ekkehard Schröder (Hg.): Faktoren des Gesundwerdens in Gruppen und Ethnien. Wiesbaden: Steiner, 1977.

Akanittha-Devas („höchste Götter“), Bewohner des fünften und höchsten Himmels der 5 reinen Gefilde der feinkörperlichen Welt, in denen nur die „Niewiederkehrenden“ wiedergeboren werden und von denen aus sie dann die Buddhaschaft und das Nirwana erreichen. Der Bereich der feinstofflichen Sphäre wird unten durch die Brahmawelt und oben durch die A.-D. begrenzt.

Lit.: Buddhaghosa: Der Weg zur Reinheit: die größte und älteste systematische Darstellung des Buddhismus = Visuddhi-magga / [Buddhaghosa]. Aus dem Pali übers. von Nyanatiloka Mahathera. 8. Aufl. (unveränd. Nachdr. der 3., rev. Aufl.). Uttenbühl: Jhana-Verl., 2002.

Akanthus (lat.). Distelähnliche Pflanze (mollis und spinosa) aus dem Mittelmeerraum, die zur warmen Jahreszeit hohe Rispen mit zarten Blüten hervorbringt. Nicht diese, sondern die reich gerandeten, leicht nach innen gerollten Blätter haben Geschichte gemacht: als schmückender Teil des korinthischen Kapitells, als Ornament attischer und griechischer Vasen und als Goldschmuck an schönen Hälsen. Ihr symbolischer Gehalt scheint in den Stacheln der Pflanze zu liegen, die auf die Lösung einer schwierigen Aufgabe hindeuten.

Lit.: Alten, Wilken von: Geschichte des altchristlichen Akanthus-, Kämpfer- und Korbkapitells. München: Delphin-Verl, 1913; Kempter, Friedrich: Akanthus: die Entstehung eines Ornamentmotivs. Leipzig [u. a.]: Heitz, 1934.

Akasha (sanskr.), auch Akascha, Akasa und Akaça, das Alldurchdringende, der > Äther, das feinste der fünf Elemente; eine Substanz, von der man annimmt, dass sie das ganze Universum erfüllt und der besondere Träger des Lebens und des Klanges ist.

Im Buddhismus hingegen wird A. nicht als substantieller „Äther“, sondern als Raum verstanden, bei dem zwei Arten unterschieden werden: der durch die Körperlichkeit begrenzte (> skandha) und der unbegrenzte Raum (> dhatu). Letzterer ist ohne jede Substanz, das Leere, das keine Vermischung mit materiellen Dingen eingeht, unwandelbar, unvergänglich und jenseits aller Beschreibung.

In der Yogatattva-Upanishad mit ihrer Physiologie der fünf Teile des Körpers, die den fünf kosmischen Elementen (Erde, Wasser, Feuer, Wind und Äther) gleichzusetzen sind, reicht die Region des A. (Äther, kosmischer Raum), der der Buchstabe k entspricht, von der Mitte zwischen den Augenbrauen bis zum höchsten Punkt des Kopfes. Mittels dieser Konzentration (> dharana) erwirbt man das Vermögen, durch die Luft zu fliegen (Eliade, 139).
In der Lehre der Jainas (> Jainismus) ist A. die leblose Raumsubstanz. Alles, was sich im Raum bewegt, ist abhängig von dieser Substanz, weshalb dem Leser in der A. zeitübergreifende Informationen zuteil werden. Diese Vorstellung wurde später von > Theosophie und > Anthroposophie aufgegriffen. > Akasha-Chronik.

Lit.: Thumb, Albert: Handbuch des Sanskrit. 2. Aufl. Heidelberg: Carl Winter, Bd. 1 (1930), Bd. 2 (1953); Eliade, Mircea: Yoga. Zürich: Rascher, 1960; Guiley, Rosemary Ellen: Harper’s Encyclopedia of Mystical & Paranormal Experience. San Francisco: Harper, 1991; Shepard, Leslie A. (Hg.): Encyclopedia of Occultism & Parapsychology. Detroit: Gale Research Inc., 31991.

Akasha-Chronik (sanskr.-griech.). Von R. > Steiner (1861 – 1925) geprägte Bezeichnung für „Weltchronik“, „Weltgedächtnis“ in Ausweitung der Bedeutung von > Akasha, dem Weltäther, als Aufzeichnungsmedium des gesamten Weltgeschehens. Alles Geschehen hat sich dem Weltengrund eingeprägt und kann durch einen Forscher mit „höheren Organen“ in diesem Weltgedächtnis wiedergefunden werden. Nach Steiners Ausführungen in Aus der Akasha-Chronik (1904) und in Geheimwissenschaften im Umriss (1910) habe er das ganze historische Panorama der Welt-, Erd- und Menschheitsgeschichte aus dem Weltäther abgelesen. Aus dieser Quelle wollen H. P. > Blavatsky und W. > Scott-Elliot ihre Kenntnisse vom > hyperboräischen Kontinent, von > Lemuria und > Atlantis erhalten haben.

Der Gedanke eines Weltgedächtnisses klingt jedoch bereits in den Vorstellungen einer > anima mundi bei Platon (Timaios), Plotin, Ficinus und Paracelsus, dem Vehikel-Verständnis der Luft bei > Agrippa von Nettesheim, dem Astral-Licht von Eliphas > Levi (1810 – 1875), dem > Liber Mundi der Rosenkreuzer (1614), dem kosmischen Reservoir von William > James (1842 – 1910) und dem Telefonanschluss mit dem Absoluten von Eduard von > Hartmann (1842 – 1906) an.
Die Geistwesen, die alle Geschehnisse in die Chronik schreiben, werden
Lipika (sanskr. lip, schreiben) genannt.

Die Vorstellung von der A.-Ch. hat auch in die neuere Esoterik Einzug gehalten. So wollen der Heiler > Daskalos (Markides) und die Autorin P. McLean ihr Wissen aus der A.-Ch. geschöpft haben.

Lit.: Fama Fraternitatis RC. Cassel, 1614; Agrippa von Nettesheim: De occulta philosophia. Remagen: Otto Reichl, 1967; Steiner, Rudolf: Aus der Akasha-Chronik. Dornach 1939, 1985; Markides, Kyriacos C.: Der Magus von Strovolos. München: Droemer Knaur, 1988; McLean, Penny: Zeugnisse von Schutzgeistern. München: Erd, 1989; Ruppert, Hans-Jürgen: Kritik der Esoterik und des New Age aus christlicher Sicht. In: Grenzgebiete der Wissenschaft 41 (1992) 4, 329 – 338; Miers, Horst E.: Lexikon des Geheimwissens. München: Goldmann, 1993.

Akashagarbha („dessen Ursprung der Äther ist“). Im indischen Buddhismus ein > Bodhisattva mit dem Charakter einer Himmelsgottheit. In der rechten Hand hält er einen weißen Lotus mit einer kleinen Sonnenscheibe, deren Licht den Äther (> Akasha) durchdringt. So wird er auch Khagarbha, „dessen Schoß der Himmel ist“, genannt. Stehend dargestellt, trägt er in der linken Hand ein wegen Transparenz unsichtbares Zauberjuwel, das alle Wünsche erfüllt. In den Tibetischen Totenbüchern ist er unter dem Namen Nammkhai snying-po von gelber Farbe und trägt Schwert und Glocke. In Japan heißt er > Kokuzo und gilt als Personifikation des höchsten Wissens um die absolute Leere.

Lit.: Visser, Marinus Willem de: The Bodhisattva Akasa garbha (Kokuzo) in China and Japan. Amsterdam: Koninklijke Akademie van Wetenschappen, 1931.

Akat(h)riel (Akatriel-Yah), ein Super-Engel, der im Talmud Ber. 7 erwähnt wird. Er sitzt auf Gottes Thron und Gottes Stimme spricht durch ihn. Diese Stelle hat zu vielen Spekulationen geführt. Einige sind der Ansicht, A. sei nur ein anderer Name für > Metatron, während andere theoretisieren, dass A. vielleicht die Personifikation der Herrlichkeit Gottes ist. Jedenfalls betrachtet ein Kairoer Geniza-Fragment Akatriel-Yah als Gottesnamen. Allgemein wird A. als Name eines der Engel aus der unmittelbaren Umgebung Gottes betrachtet, der zusammen mit > Metatron und > Sandalphon die Gebete der Menschen in Empfang nimmt und daraus Kronen flicht, um sie auf das Haupt Gottes zu setzen.

Lit.: Abrams, Daniel: From Divine Shape to Angelic Being: the Career of Akatriel in Jewish Literature. In: The Journal of Religion 76 (1996), 43 – 63.

Akazie (Acacia spp.; engl. Acacia, Tears of Astarte), Gattungsname für 750 bis 800 Baumarten, die weltweit in tropischen wie subtropischen Regionen wachsen. Akazien werden oft mit Robinien oder Mimosenarten verwechselt. Die A. Robinia pseudacacia L. ist ihrem botanischen Namen nach eigentlich die Falsche Akazie, stammt aus Nordamerika und ist nicht zu verwechseln mit dem vor allem im Orient weit verbreiteten ägyptischen Schotenbaum gleichen Namens, der bereits in der Antike eine große Rolle spielte.

Wegen ihres leichten, dennoch aber sehr dauerhaften, wasserresistenten und unverwüstlichen Holzes wurde die Echte A. schon immer geschätzt. Sie gilt von alters her als Zeichen der Unveränderlichkeit und Beständigkeit. So fertigten die Israeliten Lade (Ex 37, 1 – 6), Tisch und Tragstangen (Ex. 37, 10 – 11, 15) aus Akazienholz an. Für die > Freimaurer ist die Akazie ein Symbol für Zeugung, Leben, Reinheit, Unsterblichkeit und Einweihung (Lennhoff).

Aus der Acacia farnesiana L. wird ein ätherisches Öl gewonnen, das in der > Aromatherapie und bei der Parfumherstellung eine Rolle spielt. Manche A.-Arten (Gummi Arabicum) werden schon seit dem Altertum für Räucherungen und als Heilmittel benutzt oder, wie z. B. im alten Ägypten, auch zur Konservierung von Nahrungsmitteln sowie für die Geschmacksintensivierung (Faure, 21). Rätsch weist auf die psychoaktive Wirkung mancher A.-Arten hin (Rätsch, 28 ff.).

Lit.: Paulys Real-Encyclopädie. Hg. v. G. Wissowa u. a. Stuttgart, 1894 ff., Bd. 1 (1894); Schöpf, Hans: Zauberkräuter. Graz: Akadem. Druck- u. Verlagsanstalt, 1986; Faure, Paul: Magie der Düfte. Eine Kulturgeschichte der Wohlgerüche. Von den Pharaonen zu den Römern. München; Zürich: Artemis, 1990; Rätsch, Christian: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Aarau, CH: AT, 1998; Lennhoff, Eugen: Internationales Freimaurerlexikon. Überarb. u. erw. Neuaufl. d. Ausg. v. 1932. München: Herbig, 2000.

AKE > Außerkörperliche Erfahrung.

Akelei (Aquilegia vulgaris L.; engl. Columbine, Lion’s herb), auch Elfenschuh, Goldwurtz oder Liebfrauen-Handschuhblume genannt; beliebte Zierpflanze mit violetten Blüten aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae), der neben ihrer Heilkraft auch Zauberkraft nachgesagt wird. Die A. gilt vor allem als Mittel im > Abwehrzauber. Ihre Wirkung wird ferner sowohl als anaphrodisisch (> Anaphrodisiakum) wie als aphrodisisch (> Aphrodisiakum) beschrieben.
Medizinisch wird die Pflanze bei Leberleiden, Gelbsucht, Warzen, offenen Geschwüren und Menstruationsbeschwerden eingesetzt.

Lit.: Tabernaemontanus, Jacob Theodor: Neu vollkommen Kräuter-Buch. Faks.-Nachdr. d. Ausg. Basel, König, 1731. München: Kölbl, 1963; Magister Botanicus: Magisches Kreutherkompendium. Speyer: Die Sanduhr, 21995.

Aképhalos (griech., „der Kopflose“). Bezeichnung eines „kopflosen“ Wesens, das in der Antike als eine Art Dämon galt. Die Akephaloi, die Kopflosen, wurden ursprünglich als die Geister enthaupteter Krimineller angesehen, die dann zu Spukgeistern oder zu Helfern in der Magie wurden. In den hellenistisch-ägyptischen Zauberpapyri wird der „Kopflose“ geradezu als Gott angesprochen.

Lit.: Delatte, A.: Akephalos. Bulletin de Correspondence Héllenique 38 (1914); Preisendanz, Karl: Akephalos, der kopflose Gott. Leipzig: Hinrichs, 1926.

Aker. Erdgott prähistorischen Ursprungs. In altägyptischen Texten wird sein Name mit dem Schriftzeichen für „Erde“ bestimmt. Im Allgemeinen wird er als schmaler Landstreifen mit jeweils am Ende einem Menschen- oder Löwenkopf dargestellt, später auch in Gestalt zweier sich den Rücken zukehrender Löwen mit dem Zeichen für den Sonnenaufgang und darüber der Himmelshieroglyphe. Das eine Tier blickt nach Westen, wo die Sonne untergeht, ihre Nachtfahrt beginnt, wo das Reich der Toten ist; das andere Tier blickt nach Osten, wo jeden Morgen die Sonne das Reich der Finsternis verlässt. Bilder zeigen A. auch mit der Sonnenbarke, womit die Nachtfahrt der Sonne durch sein Reich symbolisiert ist. Die Aufgabe A.s war es nämlich, das Tor der Erde zu öffnen, um die Barke des > Re in die > Unterwelt einzulassen und sie sicher durch die Nacht zu geleiten. In seiner Verbindung mit > Horus, der Inkarnation des Königs, übersteigt seine Funktion nach den > Pyramidentexten, wo er an mehreren Stellen erwähnt wird, die des einfachen Wächters: „Die Sicht des Horus ist erhellt durch Aker, die Sicht des Aker ist erhellt durch Horus“. Den erlösten Verstorbenen eröffnet A. den Zugang zu einem vollkommenen Fortleben. Wem nämlich die Pforte zur Unterwelt geöffnet ist, von dem heißt es in einem Pyramidentext: „Geöffnet sind die Türflügel des Aker.“ Die Frage nach einem angeblichen Buch von Aker ist hingegen noch offen.

Lit.: Wit, C. de: Le rôle e le sens du lion dans l’Egypte ancienne. Leiden, 1951, S. 91 – 106; Hornung, Erik: Die Nachtfahrt der Sonne. Neuaufl. Düsseldorf [u. a.]: Artemis & Winkler, 1998; Rachet, Guy: Lexikon des alten Ägypten. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1999.

Akerbeltz („schwarzer Ziegenbock“) gilt im baskischen Volksglauben als Stellvertreter der Gottheit > Mari, der, seinem Namen entsprechend, als schwarzer Ziegenbock dargestellt wird und von dem man einen günstigen Einfluss auf die Tiere erhofft. So wurde früher zum Schutz der Herde ein schwarzer Ziegenbock im Stall gehalten, dem man Heilkräfte und sogar göttliche Eigenschaften zusprach. Im 16. / 17. Jahrhundert war A. der von Zauberern und Hexen verehrte Gott, zu dessen Ehren man tanzte und Opfer darbrachte.

Lit.: Barandiarán, José M. de: Mitología vasca. San Sebastián: Ed. Txertoa, 31979.

Akhlat (arab., „Essenz“). Die Lehre von den vier A. oder Essenzen (Blut-, Phlegma, Galle und melancholische Essenz), die von > Avicenna († 1037 n. Ch.) in seiner 18-bändigen medizinischen Enzyklopädie in Anlehnung an Hippokrates behandelt werden, bildet die Grundlage der Medizin der > Sufis. Nach der Verdauung im Magen erfolgt die zweite Verdauung in der Leber. Von dort gelangen die wertvollen Nahrungsstoffe als Blutessenz (Eigenschaften: heiß und feucht) über das Herz in den Blutkreislauf. Bei der dritten Verdauung, nämlich der restlichen Nährungsstoffe, werden die weniger wertvollen Anteile zur Phlegmaessenz (kalt und feucht), die durch die gewöhnliche Verdauung in Schleim, Speichel, Magensaft und Bauchspeichel umgewandelt wird. Die verbleibenden Nahrungsstoffe werden zur Gallenessenz (heiß und trocken), die ihre Wirkung im Dünndarm entfaltet und auch das Blut beeinflusst. Die Rückstände der Nahrungsstoffe werden schließlich in die melancholische Essenz (kalt und trocken) umgewandelt, die in Milz und Blut übergeht und sich mit der Phlegmaessenz vermischt. Ein Ungleichgewicht in der Verteilung der Essenzen, insbesondere ihrer Eigenschaften, führt zu Krankheit.

Lit.: Avicenna: Abvalj Ibn-Tsina Qui hactenus perperàm dictus est Avicenna Canon Medicinñ. Interprete [et] Scholiaste Vopisco Fortunato Plempio. Lovanii: Hieronymus Nempñus, 1658; Hippocrates: On Humours, and, Hippocrates: On Nutriment. Cambridge: W. Heffer and Sons Ltd. [for] Cambridge Middle East Centre, 1971.

Akhras, Myrna (Myrna Nazzour). Maria Kourbet Al-Akras, geb. 1964 in Syrien, griech.-kath., beschloss ihre Ausbildung mit dem Bakkalaureat; heiratete 1982 Nicholas Nazzour, griech.-orthodox, aus Soufanieh in Damaskus. Am 22. November 1982 zeigte sich an Marias Händen eine glänzende Flüssigkeit, die sich später als Olivenöl herausstellte. Am 27. November 1982 begann eine kleine Ikone große Mengen an Öl abzusondern. Dabei hörte Myrna eine Frauenstimme sagen: „Hab keine Angst, ich bin mit Dir. Öffne die Türen und hindere niemanden, mich zu sehen.“ Am 15. Dezember 1982 hatte sie die Erscheinung einer in Licht gehüllten Frau, die sie für die Gottesmutter hielt. Am 24. Oktober 1983 fiel Myrna zweimal in eine kurze Ekstase, die sich wiederholte. Am 25. November 1983 sowie jeweils in der Karwoche der Jahre 1984, 1987, 1990, 2001 und 2004 empfing Myrna die Stigmen an Kopf, Brust und Füßen. Spuren von Öl in Myrnas Gesicht sowie an ihren Händen wurden bis 2004 festgestellt. Die einzelnen Phänomene wurden von vielen beobachtet, eingehend untersucht und bildhaft festgehalten, so dass das Phänomen selbst als gesichert gilt, während die Deutung im Bereich des religiösen Kontextes liegt.

Lit.: Touw, Johannes M.: Öl-Materialisationen und Stigmen in Soufanieh (Damaskus). In: A. Resch: Paranormologie und Religion. Innsbruck: Resch, 1997 (Imago Mundi; 15), S. 251 – 321; Resch, Andreas: Myrna, die Seherin von Soufanieh (in Vorber.).

Akita. Im Kloster der Dienerinnen der Eucharistie in der Stadt Akita im Nordwesten der Insel Hondo, Japan, lebt seit 1973 Sr. Agnes Sasagawa Katsuko. 1931 geboren, war sie ab dem 19. Lebensjahr aufgrund einer missglückten Anästhesie bei der Blinddarmoperation 16 Jahre hindurch gelähmt. Im Zuge verschiedener Krankenhausaufenthalte mit mehreren Operationen begegnete sie einer katholischen Krankenschwester, die ihr die Grundlagen des Glaubens vermittelte. Daraufhin konvertierte sie mit 25 Jahren zum katholischen Glauben.

Nachdem sie durch Lourdes-Wasser, das ihr Schwestern von Nagasaki geschickt hatten, von ihrer Lähmung geheilt worden war, trat sie in die Ordensgemeinschaft der Dienerinnen der Eucharistie in Akita ein. Am 12., 13. und 14. Juni 1973 nahm sie ein aus dem Tabernakel kommendes Licht wahr. Als sich an der Handfläche einer hölzernen Marienstatue ein kreuzförmiges Stigma bildete, trat dieses auch an der rechten Hand von Agnes auf. Sie begann nun > Ekstasen zu haben und am 6. Juli, 3. August und 13. Oktober 1973 hörte sie aus der Holzstatue eine weibliche Stimme, die ihr Botschaften mitteilte. Am 29. 9. 1973 sonderte die Holzstatue Schweiß ab und duftete nach Rosen und Lilien. Vom 4. 1. 1975 bis 1981 sonderte die Statue Tränen ab, die in Untersuchungen als menschliche Tränen deklariert wurden.

Im April 1984 erkannte Msgr. John Shojiro, Bischof von Niigata, Japan, die Ereignisse von Akita nach intensiven Untersuchungen als religiöses Phänomen an. Im Juni 1988 erklärte der damalige Präfekt der Glaubenkongregation, Joseph Kard. Ratzinger, die Geschehnisse und Botschaften von Akita für glaubwürdig.

Lit.: Shimura, Tatsuya: Die heilige Jungfrau Maria weint in Japan: (Akita). Hauteville / Schweiz: Parvis-Verl., 1985; Yasuda, P. Teiji: Die Gottesmutter von Akita. Tränen und Botschaften der Gottesmutter. Abensberg: Kral, 1995.

Akitu (akkadisch; sumerisch zagmuk), Neujahrsfest. Aus den religiösen Texten des Alten Babylon geht hervor, dass dort am vierten Tag des Neujahrsfestes im Tempel das Enuma elisch, die babylonische Weltschöpfungsgeschichte, vorgetragen wurde. Dieser in feierlichen Hymnen mit geweihten Instrumenten zelebrierten kultischen Handlung kam magische Wirkung zu: Der Mensch setzte mit ihr die Schöpfung selbst erneut in Gang. Das Fest wurde an den ersten 12 Tagen des Monats Nisan begangen und schloss mehrere Vorgänge ein, deren bedeutendste die folgenden waren: 1) Sühnetag für den König in Entsprechung zur „Gefangenschaft“ Marduks; 2) Befreiung Marduks; 3) rituelle Kämpfe und Triumphzug zum Bit Akitu (dem Neujahrsfesthaus), wo ein Bankett stattfand; > hieros gamos des Königs mit einer Tempelsklavin als Personifikation der Göttin; 5) Schicksalsbestimmung durch die Götter.

Lit.: Schneider, Vera: Gilgamesch. Zürich: Origo, 1967, S. 137 – 143; Eliade, Mircea: Geschichte der religiösen Ideen. Bd. 1. Freiburg: Herder, 61990, S. 77 – 80.

Akkadisch-chaldäische Inschriften. Die unter der Regierung des Assyrerkönigs Assurbanipal (668 – 627 v. Chr.) entstandenen Dokumente aus der Königlichen Bibliothek in Ninive gehören zu den ältesten bekannten Schriften magischen Inhalts. Sie enthalten vornehmlich Exorzismen gegen alle möglichen Übel.

Lit.: Randi, James: Lexikon der übersinnlichen Phänomene: die Wahrheit über die paranormale Welt. München: Wilhelm Heyne, 2001.

Akkord des Teufels, Tritonus (griech.-lat., Dreiton), dissonanter Dreiklang, gebildet aus drei Tönen mit einer übermäßigen Quart, der von der Kirche in der Musik verboten und als „Akkord des Teufels“ bezeichnet wurde. Als einer der Ersten dürfte Claudio Monteverdi (1567 – 1643) den A. als Ausdrucksmittel für eine düstere Atmosphäre in seiner Oper „Orfeo“ verwendet haben, gilt Monteverdi doch als „Vater der Dissonanz“. Seither gehört der A. zum Klangrepertoire von Kompositionen, die das Dunkel charakterisieren. So spielt er heute vornehmlich bei den > Black Metal Bands eine besondere Rolle. Der A. ist vom > Teufelstriller zu unterscheiden.

Lit.: Bauer, Wolfgang: Das Lexikon des Dunklen: Mythen – Kunst – Musik; von der Antike über die Romantik bis zur Gothic-Kultur. Uhlstädt-Kirchhasel: Arun, 2006.

Akkusationsverfahren. Gerichtspraxis, nur tätig zu werden, wenn eine accusatio, die Klage eines angeblich Betroffenen, einging, ohne eigene Beweisführung bei der Strafverfolgung. Den Beweis hatte der Kläger zu führen. Konnte er dies nicht, so musste er üblicherweise die Strafe auf sich nehmen, zu der andernfalls der Beklagte verurteilt wurde. An dieser Praxis hielten die Munizipalgerichte bis in das späte Mittelalter fest. Zauberei gehörte dabei wahrscheinlich von Anfang an zu den Delikten, die unter städtische Gerichtsbarkeit fielen. Diese Praxis förderte Denunziantentum und Rachewesen. So mancher Unschuldige fand dabei den Tod. So berichtet Caesarius von Heisterbach (ca. 1180 – 1240) von einem jungen Kleriker in Soest, der sich um 1200 den Verführungskünsten einer Frau widersetzte, die ihn daraufhin aus Rache anzeigte, sie behext zu haben. Ein städtisches Gericht ließ ihn sodann als Ketzer verbrennen.

Lit.: Caesarius Heisterbacensis: Exhibens 12 Distinctiones dialogi miraculorum. Bonofonte: Renesson, 1662; Kieckhefer, Richard: Magie im Mittelalter. München: C. H. Beck, 1992.

Akme (griech., „Spitze“). Höhepunkt einer Krankheit, besonders bei Fieber, einer Laufbahn oder des geistigen Lebens. In der Parapsyschologie wird A. gelegentlich zur Bezeichnung des Kulminationspunktes bei Poltergeistphänomenen und Besessenheit verwendet.

Lit.: Klausing, Heinrich: Disp. de summa virtutum gentilium akme collata cum Christianorum virtutum perfectione; Def; Jo; Nic; Rosenhayn, aut. Vitemberga: [s. n.], 1711.

Ako mainyu > Ahriman.

Akoasma (griech. akon, Gehör). Medizinische Bezeichnung für ungeformte, akustische Halluzinationen (Dröhnen, Poltern, Donnern usw.) bei Schizophrenie, epileptischer Aura u. Ä., die vom > Stimmenhören im parapsychologischen und mystischen Bereich zu unterscheiden sind.

Lit.: Roche Lexikon Medizin. München: Urban & Schwarzenberg, 31993.

Akolkar, Vasant Vinayak, geboren 1911 in Bombay, indischer Psychologe, der sich im Rahmen der Sozialpsychologie auch mit Fragen der Reinkarnation und der Poltergeistphänomene befasste.

W.: Akolkar, Vasant Vinayak: Social Psychology: a Study of Mind in Society. London: Asia Pub. House, 1960.

Akongo. Hochgott der in Kongo lebenden Ngombe. Als Schöpfer, der der Welt ihre Gestalt gab, hat er den Beinamen „Former“.

Lit.: Wolfe, Alvin, W.: In the Ngombe Tradition. Evanston: Northwestern University Press, 1961; Lurker, Manfred: Lexikon der Götter und Dämonen. Stuttgart: Kröner, 21989.

Akonit > Aconitum.

Akosmische Mystik. Einheit mit dem Selbst durch Auslöschen der Verbindung mit der Welt und des Bewusstseins von der Welt, wie dies in den Upanishaden, dem klassischen Text der Hindumystik, beschrieben wird: „Es ist ein reines, einheitliches Bewusstsein, in dem das Bewusstsein der Welt und der Vielfalt völlig ausgelöscht ist. Es ist unsäglicher Friede. Es ist das höchste Gute. Es ist das Eine ohne ein Zweites. Es ist das Selbst“ (Stace). Dieses Selbst außerhalb von Welt-, Selbst- und Wachbewusstsein erinnert an das „ozeanische Gefühl“ der Ununterschiedenheit, an das Erlebnis der > Psychostase.

Lit.: Stace, W. T.: Mysticism and Philosophy. Philadelphia: Lippincott, 1960, S. 88.

Akosmismus (griech. a = nicht und kosmos = Welt). Lehre von der Weltlosigkeit, Verneinung der Welt. Der A. hat sich in keiner eigenen philosophischen Theorie entfaltet, sondern dient vielmehr nur zur kritischen Charakterisierung von Philosophien, Weltanschauungen und Religionen als „weltlos“ bzw. „weltverneinend“. Diese Vorstellung findet sich bereits im Brahmanismus und im Eleatismus. Ausdrücklich genannt wird A. dann im Deutschen Idealismus, wo er z. B. in J. G. Fichtes „Gerichtliche Verantwortungsschrift“ eingeht: „denke er auf eine neue Bestimmung, nenne er mich etwa einen Akosmisten, nur nenne er mich nicht einen Atheisten“, da seine Philosophie, „die Realität des Zeitlichen und Vergänglichen leugnet, um die des Ewigen und Unvergänglichen in seine ganze Würde einzusetzen“ (Appellation, 1799). In diesem Sinne charakterisiert E. Platner die Philosophie Spinozas: „Spinoza leugnet eigentlich nicht die Existenz der Gottheit, sondern die Existenz der Welt.“ Auch nach Hegel (Encykl. § 50) ist das System Spinozas Akosmismus. F. A. Staudenmaier bezeichnet den „logischen > Pantheismus“ Hegels als Akosmismus und stellt demgegenüber das christlich-theistische System als wirklichkeitsgerecht dar, da es weder die Welt in Gott noch Gott in der Welt auflöst. Später wurde A. von Philosophiehistorikern auch auf den reinen, die Realität der Außenwelt als Gegenstand der Erkenntnis ablehnenden > Spiritualismus übertragen. In der Paranormologie werden zum A. alle Lehren gezählt, die die Welt als reine Illusion bezeichnen.

Lit.: Fichte, J. G.: Werke, hg. v. I. H. Fichte. Bd. 5, S. 269; Platner, E.: Aphorismen (1776), S. 353; Staudenmaier, Franz Anton: Darstellung und Kritik des Hegelschen Systems. Mainz: Kupferberg, 1844; Appellation an das Publikum: Dokumente zum Atheismusstreit um Fichte, Forberg, Niethammer. Jena, 1798 / 99, hg. von Werner Röhr. Leipzig: Reclam, 1987.

Akretion. Astronomische Theorie, derzufolge sich ältere Sterne beim Durchqueren von Wolken interstellarer Materie neu aufladen und dadurch verjüngen sollen. In der Astrologie bedeutet dies, dass der verjüngte Stern von größerer Wirkkraft ist. So sollen die Asteroiden vor 4,57 Milliarden Jahren durch A. von Urmaterie aus dem Sonnennebel entstanden sein. Wichtige Hinweise zur Frühgeschichte dieser ersten festen Substanzen und primitiven Planetoiden in unserem Sonnensystem erwartet man sich vom Studium der Meteoriten.

Lit.: Lexikon der Astrologie. München: Goldmann, 1981.

Akronym (griech). Aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildetes Kurzwort. Im christlichen Verständnis ist das Akronym IXQUS aus I(HSOUS) X(RISTOS) Q(EOU) U(OS) S(OTHR) – „Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser“ – zusammengesetzt. Akronyme werden in allen Fachbereichen verwendet. In > Magie, > Mantik, > Esoterik und > Geheimbünden werden ihnen neben der Kurzwortbedeutung meist noch besondere magische Kräfte zugeschrieben. In der > Kabbala bezeichnet man solche Abkürzungen als „Notarikon“.

Lit.: Böllmann, Elisabeth: Akronyme aus dem Bibliotheks-, Dokumentations- und Informationswesen. Graz: Univ.-Bibliothek, 1989; International Encyclopedia of Abbreviations and Acronyms of Organizations = Internationale Enzyklopädie der Abkürzungen und Akronyme von Organisationen / Peter Wennrich; Paul Spillner. München: Saur, o. J.; Maier, Johann: Die Kabbalah. München: Beck, 1995.

Akronytischer Aufgang. Ortus acronychus, Aufgang eines Gestirns bei gleichzeitigem Untergang der Sonne.

Lit.: Lexikon der Astrologie. München: Goldmann, 1981.

Akrophase. Zeitspanne zwischen Null Uhr und dem Zeitpunkt, an dem die Körpertemperatur ihr Tagesmaximum erreicht.

Lit: Meier-Koll, Alfred: Chronobiologie: Zeitstrukturen des Lebens. München: Beck, 1995.

Aksakow, Alexander Nikolajewitsch

(1832 – 1903). Russischer Arzt, Staatsrat beim Zaren, Schriftsteller; gehört als Pionier des wissenschaftlichen Okkultismus zu den wenigen Forschern in der Geschichte der Paranormologie, die ihre ganze Energie für die Beweisführung des Fortlebens nach dem Tode einsetzten.

A. wurde 1832 in Repiofka, Russland, geboren und besuchte das königliche Lyzeum in St. Petersburg. Über das Studium von Emanuel > Swedenborg kam er zum > Okkultismus. 1855 übersetzte er das Buch von Andrew Jackson > Davis, Nature’s Divine Revelations, in das Deutsche und Russische. Zur Fundierung seiner Beurteilung der physiologischen und psychologischen Phänomene studierte er zudem an der Universität von Moskau zwei Jahre lang Medizin. A. übersetzte ferner Swedenborgs Buch Himmel und Hölle und die Arbeit des Grafen Szapary über Magnetismus sowie die Hauptwerke von Prof. Hare, William > Crookes, J. W. Edmonds, R. D. > Owne und den Bericht der Dialektischen Gesellschaft. Als in Russland spritualistische Werke verboten wurden, verlegte er seine Tätigkeit hauptsächlich nach Deutschland. 1874 begründete er die > Psychischen Studien (ab 1925 > Zeitschrift für Parapsychologie), die er 25 Jahre leitete. A. nahm an Sitzungen mit zahlreichen Medien teil, darunter William > Eglinton, D. D. > Home und Eusapia > Palladino. 1875 brachte er Medien zur Untersuchung nach Petersburg und die > Society for Psychical Research in London belieferte er mit Fällen, die er selbst zu klären suchte. 1893 leitete A. in Helsingfors, Finnland, eine Sitzung mit dem Medium Elisabeth > D’Esperance, an der 40 Personen teilnahmen. Mit solchen Untersuchungen hoffte er den Beweis des Außergewöhnlichen zu erbringen und den Einfluss von Geistwesen zu untermauern.

Demgegenüber betonte sein Hauptgegner, Eduard von > Hartmann, dass alles durch die hypnotische Wirkung des Mediums auf die Teilnehmer zu erklären sei. Auf diese Vorwürfe reagierte A. vor allem durch sein Hauptwerk Animismus und Spiritismus (2 Bde., 1898; russische Ausgabe 1890). Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen seien lediglich noch Der Spiritualismus und die Wissenschaft (1872), Enthüllungen (1884) und Vorläufer des Spiritimus (1898) genannt.
Im höheren Alter gelähmt und erblindet, kämpfte er unverdrossen für seine Überzeugungen, dass zwar einer großer Teil der Phänomene mit dem Unbewussten des Mediums zu erklären sei – für diese Ansicht prägte er den Ausdruck > Animismus –  , doch sei man berechtigt, Aussagen mit Kennzeichen eines Verstorbenen auf diesen zurückzuführen. Im Übrigen sei jeder Einzelfall gesondert zu untersuchen. A. starb am 17. Januar 1903 an einem Grippeanfall.

W.: Aksakov, Aleksandr N.: Animismus und Spiritismus. Leipzig: Mutze, 1898; Aksakov, Aleksandr N.: Vorläufer des Spiritismus. Leipzig: Mutze, 1898.

Lit.: Kasprowicz, Erazm L.: Der Spiritismus und seine Stellung zum Spiritualismus in Deutschland; 2: Der Spiritualismus der „Psychischen Studien“ und Herr Staatsrath Alexander von Aksakow: eine Entgegnung. Leipzig: Kasprowicz, 1879.

Akshara (sanskr., „unveränderlich“). Das Unwandelbare, Unbewegliche, Unzerstörbare; daher eine Bezeichnung für > Brahman.

Lit.: Fischer, Ingrid (Hg.): Lexikon der östlichen Weisheitslehren. Bern; München: Scherz, 1986.

Akshara-Purusha (sanskr., „unveränderlich“ und „Mensch“, „Selbst“). Die regungslose Seele, das unbeteiligte Selbst, das sich von den Veränderungen der > Prakriti, der Natur, loslöst und selbständig ihre Vorgänge beobachtet.

Lit.: Klostermaier, Klaus: Hinduismus. Köln: J. B. Bachem, 1965; Fischer, Ingrid (Hg.): Lexikon der östlichen Weisheitslehren. Bern; München: Scherz, 1986.

Akshobhya (sanskr., „der Unerschütterliche“). A. soll als Mönch vor dem Buddha, der vor unendlich langer Zeit über > Abhirati, das reine Land des Ostens, herrschte, das Gelübde abgelegt haben, keinem Wesen gegenüber Abscheu oder Zorn zu empfinden. Bei der Verwirklichung dieses Gelübdes erwies er sich als „unerschütterlich“ und wurde schließlich zum Buddha Akshobhya und damit zum Herrscher über das Paradies Abhirati im Osten, wobei „Paradies“ im Buddhismus nicht als Ort, sondern als Bewusstseinszustand aufgefasst wird. Wer diesen Zustand erreicht, kann nicht mehr in niedere Bewusstseinsebenen zurückfallen. A. symbolisiert die Überwindung der Leidenschaften und wird ikonographisch mit blauen Augen oder goldfarbenem Oberkörper dargestellt, manchmal auf einem blauen Elefanten reitend.
A. erlangte vor allem im späteren tantrischen Buddhismus eine herausragende Stellung als Vater der spirituellen Linie. Seine Begleiterin ist die Erdgöttin > Locana. Sein Handhaltung lässt die Geste (Mudra) der Erdberührung zum Zeugnis seiner Erleuchtung erkennen.

Lit.: Kirfel, Willibald: Symbolik des Buddhismus. Stuttgart: Hiersemann, 1959; Schmalzriedt, E. /Haussig, W.: Wörterbuch der Mythologie, Bd. 5. Stuttgart: Klett-Cotta, 1984.

Aktäon (griech. aktaion). Griechischer Jäger, der vom Kentauren > Cheiron erzogen und in der Jagd unterrichtet wurde. Als er die Göttin > Artemis beim Baden beobachtete, verwandelte sie ihn in einen röhrenden Hirsch und verfütterte ein Kraut an seine Jagdhunde, die daraufhin rasend wurden und den Hirsch zerfleischten (Hyginus, Fabulae 181). So wurde A. zur Symbolgestalt der Warnung für den Menschen, sich der Sphäre der Götter nicht ehrfurchtslos und neugierig zu nähern. Das besondere Kraut der Artemis erhielt den Namen ihres Opfers: Actaeon.

Lit.: Marshall, Peter K. (Hg.): Hyginus: Fabulae. Stuttgart: Teubner, 1993.

Aktinolith (griech. áktis, Strahl, und lithos, Stein), „Strahlstein“. Der A. bildet glasige, faserige Kristalle, die sich zu grünen Aggregaten verbinden. Der Calcium, Eisen, Magnesium und Fluor enthaltende Stein wird bei geistig-seelischen wie körperlichen Beschwerden eingesetzt. Er soll Geduld, das Gespür für den richtigen Zeitpunkt sowie die Entscheidungsfähigkeit und somit auch das Vertrauen in die eigene Persönlichkeit fördern. Über längere Zeit in direktem Hautkontakt getragen, soll der grüne Stein die Leber- und Nierentätigkeit anregen.

Lit.: Gienger, Michael: Lexikon der Heilsteine. Saarbrücken: Neue Erde, 42000.

Aktionsforschung (engl. action research). Nach Kurt Lewin (1890 – 1947) die systematische Erfolgskontrolle von Maßnahmen, die zur Verhaltens- und Einstellungsänderung vorgenommen werden. Dabei geht es um die Beschreibung der wirklich vorkommenden sozialen Vorgänge und Gegebenheiten oder die Erhellung zugrunde liegender Kausalzusammenhänge. In der Paranormologie kann die Untersuchung von spontanen Spukphänomenen, Erscheinungs- und Besessenheitserlebnissen sowie von Heilungsritualen als A. bezeichnet werden.

Lit: Lewin, Kurt: Action Research and Minority Problems. In: Journal of Social Issues (1946) 2.

Aktionsoberfläche (engl. surface of action). Von John Hasted (*1921) geprägter Begriff zur Beschreibung der vom Psychokinese-Medium ausgehenden Kräfte, die nach ihm am Zielobjekt flächig ansetzen und dieses wie im Tentakel flächig umgreifen.

Lit.: Hasted, John: The Metal-Benders. London: Routledge & Kegan Paul, 1981.

Aktive Imagination. Die aktive I. ist eine wichtige therapeutische Methode der Jungschen Psychologie zur Bearbeitung seelischer Stimmungen und anderer Inhalte des Unbewussten. Im Unterschied zum Traum, der dem Menschen widerfährt, setzt sich das Ich bei der I. aktiv mit den inneren Bildern und Phantasien auseinander. Jung hat nämlich bei der Umsetzung des stets vorhandenen und operativen Archetypus in die Wissenschaftssprache der jeweiligen Gegenwart erkannt, „dass es gewisse kollektiv vorhandene unbewusste Bedingungen gibt, welche als Regulatoren und als Anreger schöpferischer Phantasietätigkeit wirken und entsprechende Gestaltungen hervorrufen, indem sie das vorhandene Bewusstseinsmaterial ihren Zwecken dienstbar machen. Sie verfahren genauso wie die Motoren der Träume, weshalb die aktive Imagination… auch die Träume bis zu einem gewissen Grad ersetzt“ (GW 8, S. 234). Jung entdeckte diese Methode im Jahre 1913. In dieser aktiven, bildhaften Auseinandersetzung, das auch durch Schreiben erfolgen kann, werden die Inhalte des Unbewussten personifiziert und es wird mit ihnen so umgegangen, als wären es reale Gestalten. Ihre Botschaft ist rational zu erfassen, um die Konsequenzen daraus zu ziehen. Die Methode weist Ähnlichkeiten mit dem > luziden Träumen auf.

Lit.: C. G. Jung: Gesammelte Werke. Bd. 8. Zürich: Rascher, 1967; Ammann, Adolf N.: Aktive Imagination. Darstellung einer Methode. Olten; Freiburg: Walter, 31986.

Aktives Muten / Testen. Radiästhetisches Arbeiten mit konkretem „Anpeilen“ des Testobjekts durch klare Vor- / Ein- und Fragestellung, z. B.: Ist hier eine Wasserader? Ja – nein?

Lit.: Aktuell: Pendel und Rute für Sie. München: Herold-Verlag Dr. Wetzel, o. J.

Aktualgenese (lat.-griech.). Von Friedrich Sander (1889 – 1971) eingeführter Begriff zur Bezeichnung des Entstehens von Gestalterlebnissen aus diffusen „Gestaltkeimen“ bzw. aus komplexhaft-ganzheitlichen Vorgestalten. Je nach auslösendem Ereignis haben Wahrnehmungsgestalten eine eigene Genese, während der sie sich in bestimmten Phasen von einem diffusen Grund abheben oder sich aus Vorgestalten oder Gestaltkeimen zur klar durchgliederten Endgestalt vervollständigen. Infolge von Unterbrechungen oder aus pathologischen Gründen kann die A. auch unvollständig bleiben.

In der Parapsychologie dient A. als Verständnismöglichkeit der Ausstrukturierung > Außersinnlicher Wahrnehmungen. Das für die Aussagen eines > Sensitiven so typische Herantasten an eine Aussage zeichnet das Werden der Vorstellung nach. In diesem Prozess wird ein Zusammenwirken von normal und paranormal erlangten Informationen angenommen. Ähnliche Prozesse dürften auch bei > Intuition, > Vision und künstlerischem Erlebnis eine Rolle spielen.

Lit.: Sander, Friedrich: Über Gestaltqualitäten. Ber. 8. int. Kongr. Psychol. (1927), S. 183 – 189; Graumann, C. F.: Aktualgenese. Z. exp. Angew. Psychol. 6 (1959), 410 – 448.

Aktualisieren. Bewusstmachen von Latentem, Vergessenem und Unbewusstem. Bei zeitlicher Verschiebung der Bewusstwerdung paranormaler Erfahrung (z. B. verspätetes > Abmelden) hat es den Anschein, als bleibe die zur ereignisgleichen Zeit paranormal erworbene Information latent oder unbewusst, bis bestimmte auslösende Momente sie aktualisieren. So lassen sich manchmal retrokognitive Erlebnisse als telepathische Phänomene deuten.

Lit.: Bonin, Werner F: Lexikon der Parapsychologie und ihrer Grenzgebiete. Bern; München: Scherz, 1976.

Aktualneurose (lat.-griech). Von S. Freud 1895 eingeführter Begriff zur Bezeichnung jener Neurosen, deren Symptome Ausdruck einer aktuellen Affekterregung wie Angst oder aktueller Missbräuche in der Vita sexualis sind, um sie von den Psychoneurosen zu unterscheiden, deren Ursachen in Störungen der frühen Kindheit liegen (GW 1, 509). 1898 unterschied Freud zwischen drei Aktualneurosen: Neurasthenie, Angstneurose, Hypochondrie. Es geht hierbei um einen bewussten Konflikt, der psychoanalytisch nicht therapierbar ist und zu dessen Lösung manche Menschen paranormale Kräfte zu mobilisieren scheinen, die psychokinetische Effekte und > Doppelgängererscheinungen auslösen sollen.

Lit.: Menninger-Lerchenthal, E.: Der eigene Doppelgänger. Bern : Hans Huber, 1946; Rhine, J. B.: Parapsychologie. Bern: Francke Verlag, 1962; Freud, S.: Gesammelte Werke, Frankfurt: Fischer, 1966, I 509; VIII 122; XI 400 f.; XIV 138 f.

Aku Aku. Name geisterhafter Wesen in der Sprache der > Osterinsel-Bevölkerung. Sie werden als Familienschutzgeister beschrieben, die ihren Familien zugetan sind und ihnen Gutes oder Böses zufügen, je nach der Behandlung, die sie erfahren. Sie haben angeblich eine hohe, schrille Stimme, mit der sie Furcht und Schrecken einflößen, ihre Körperlichkeit aber verbergen.
Zwei Dämonen dieser Art, so erzählt eine Inselsage, wurden von einem Inselkönig entdeckt, wie sie ohne Kleider im Schatten eines Felsen ruhten. Dabei bemerkte er, dass sie kein Fleisch hatten und dass man alle ihre Rippen zählen konnte. Eine Dämonenfrau war Zeugin dieser Beobachtung und schrie laut auf. Die beiden Schläfer fragten daraufhin den König, was er gesehen habe. Dieser verneinte, etwas gesehen zu haben, begann aber bald darauf die knochigen Körper der Dämonenwesen mit den hervorstehenden Rippen nachzuschnitzen. So entstanden die ersten „Moai-Miro“ (Holzfiguren), die auf der Osterinsel geformt wurden.
Die Aku Aku werden sonst als die Seelen der verstorbenen Familienahnen beschrieben, die über große Zaubermacht verfügen und in das Leben ihrer Nachkommen eingreifen können.

Lit.: Felbermayer, Fritz: Sagen und Überlieferungen der Osterinsel. Nürnberg: Carl, 1971.

Aku-Byodo (jap., „schlechte Gleichheit“); Gleichmacherei aus falschem Verständnis der auf Erleuchtung beruhenden Lehre von der Wesensgleichheit ( > Byodo) aller Dinge. Im > Zen ist diese Erfahrung der Wesensgleichheit ein Durchgangsstadium auf dem Weg zu tieferer Erleuchtung. Wer auf dieser Stufe stehen bleibt und dabei die Verschiedenheit und Einzigartigkeit aller Dinge übersieht, verfällt in Aku-Byodo.

Lit.: Diener, Michael S.: Das Lexikon des Zen. Bern: O. W. Barth, 1992.

Akupressur (lat. acus, Nadel; pressus, Druck). Stimulierung oder Massage durch kreisende Bewegungen der Fingerkuppen mit leichtem Druck auf bestimmte Körperstellen (> Meridianpunkte) zur Behebung von Schmerzen und Herstellung oder Förderung der Gesundheit. A. wird auch unter dem Namen G-Jo (chinesisches Wort für erste Hilfe) und dem Begriff Shiatsu (japanische Form der Fingerdruck-Massage) praktiziert. Als äußerliche Heilmethode wird A. bereits in den ältesten Schriften der Chinesen, dem Huang-Di Nei-Jing (wahrscheinlich entstanden zwischen 475 und 221 v. Chr.), erwähnt.

Lit.: Huang di nei jing zhang ju suo yin. Beijing Shi: Ren min wei sheng chu ban she, 1986; Heise, Thomas: Chinas Medizin bei uns. Berlin: VWB, Verl. f. Wiss. u. Bildung, 1996.

Akupunktmassage (lat. pungere, stechen). Form der > Meridianmassage, die Willy Penzel (1917 – 1985) auf der Basis der chinesischen > Akupunktur unter der Annahme entwickelte, dass Krankheit eine Störung des Energieflusses (> Bioenergetik) darstelle, die mit einer „Spannungs-Ausgleichs-Massage“ behoben werden könne. Nach einer Meridianmassage mit Hilfe eines Metallstäbchens (tonisierende Wirkung) werden die Akupunkturpunkte mit einem Vibrationsgerät stimuliert. Diese Behandlung soll bei funktionellen Störungen und chronischen Schmerzen heilend wirken.

Lit.: Penzel, Willy: Akupunkt-Massage: nach Penzel. Heyen: Penzel, 1975.

Akupunktur (lat. acus, Nadel; punctum, Stich). Chinesische Behandlungsmethode (Zhen-Jiu = Stechen und Brennen) zur Diagnose und Heilung von Krankheiten durch Einstechen von heißen und kalten Nadeln an bestimmten Körperstellen, den sog. Akupunkturpunkten, wobei man die Lebensenergie des Patienten, die als „Qi“ (auch Chi) den Körper in zwölf Hauptleitbahnen (> Meridiane) durchfließt, zu vermindern oder zu vermehren sucht. Mit dieser Reizung bestimmter Körperpunkte, von denen man zwischenzeitlich mehr als 2000 unterscheidet, soll eine Störung im Leitsystem im Sinne des > Yin-Yang behoben werden.

Geschichte

Geschichtlich entstand das Verfahren aus der einfachen Behandlung druckschmerzhafter Methoden der Köperoberfläche (ca. 4000 – 3000 v. Chr.). Unter Beteiligung bedeutender chinesischer Ärzte wurde ein ausgeklügeltes System der Diagnostik und Therapie entwickelt, das in den bis heute maßgebenden Werken, dem Huang-Di Nei-Jing (zweibändiges Lehrbuch des Gelben Kaisers) aus der frühen Han-Dynastie (200 v. Chr. – 9 n. Chr.), dem angeordneten Klassiker der Akupunkturforamina von Huang Fu-Mi (259 n. Chr.) und dem anatomisch-topographisch völlig korrekten > Kupfer-Menschen beschrieben ist.

Nach weiteren Berichten soll die A. wahrscheinlich auf der Erfahrung beruhen, dass durch Pfeile verletzte Soldaten plötzlich von Leiden und Schmerzen geheilt wurden. Um 1000 v. Chr. wurde die A. mit Steinsplittern auch zur > Dämonenaustreibung praktiziert. Um 200 v. Chr. wurden dann Vorstellungen der Philosophen > Laotse (um 600 v. Chr.) und > Konfuzius (551 – 478 v. Chr.) in die Medizin aufgenommen, wonach > Dao (auch „Tao“), das Absolute, die polaren Größen > Yin und > Yang hervorbringe, deren Gleichgewicht zum harmonischen Fluss von Qi und somit zur Gesundung führe. In der Tang-Dynastie (618 – 906 n. Chr.) geriet die A. gänzlich in Vergessenheit, während in der nachfolgenden Sung-Dynastie (960 – 1279) sogar Lehrstühle dafür errichtet wurden. Im Westen blieb die A. ohne Beachtung, obwohl die Jesuiten im 17. Jh. in China studierten und im Westen darüber berichteten. In dieser Zeit wurde auch der Begriff „Akupunktur“ geprägt. Ernsthaftes Interesse kam im Westen aber erst um 1950 auf, und zwar zunächst nur bei jenen, die sich mit Naturheilkunde befassten. Dann allerdings fand die A. allgemeine medizinische Beachtung.

Formen

Dies führte zu einer Reihe von Anwendungsformen: Körperakupunktur, Gesichts-, Nasen- und Kopfakupunktur, Hand- und Fußakupunktur sowie Barfußarzt-Akupunktur. Dabei werden 1011 Akupunkturforamina und -punkte genannt, die anatomisch exakt lokalisierbar sind: 659 Körperpunkte (Meridian-, Zusatz- und Neupunkte), 192 Ohrpunkte, 24 Gesichtspunkte, 23 Nasenpunkte, 30 Kopfpunkte, 18 Hand- und 32 Fußpunkte, 18 Sexualpunkte sowie 15 Barfußartztpunkte.
Zu den genannten Techniken gesellten sich noch die Elektro-, Injektions- und Laserakupunktur. Die Akupunkt-Impulstherapie, Akupunktmassage, Farbakupunktur, Mundakupunktur, Vaginalakupunktur und Yamamo-to-Schädelakupunktur werden hingegen we-
niger eingesetzt.

Anwendung

Die klassische A. wird bei mehr als 100 Erkrankungen angewendet, während die neurophysiologisch orientierte A. nur bei Schmerzsyndromen und funktionellen Erkrankungen mit Störungen vegetativer Vorgänge zum Einsatz kommt.

Verbreitung

Die A. gehört zu den meistverbreiteten medizinischen Behandlungsmethoden, wenngleich die Ursachen des Effekts noch nicht völlig abgeklärt sind, zumal eine Reihe von psychischen Faktoren, wie positive Erwartung und Suggestion mit einfließen, was zu individuell verschiedenen Erfolgen führt. Der heilende Effekt ist anerkannt. Die Behandlung kann auch durch Verbrennen von Kräuterkegeln auf der Haut, durch > Moxibustion durchgeführt werden.

Lit.: Kubiena, Gertrude: Handbuch der Akupunktur: der chinesische und der moderne Weg. Wien: Orac, 1991; Stux, Gabriel / Stiller, Niklas / Pomeranz, Bruce: Akupunktur – Lehrbuch und Atlas. Berlin: Springer-Verlag, 51999.

Akushala (sanskr., Gegenteil von Kushala). Schlechtes Karma, unheilvolle Handlung, weil sie die Wurzeln einer unglücklichen Bestimmung oder der Widergeburt in sich trägt. Die „Wurzeln des Unheilsamen“ sind Gier (Lobha), Hass (Dvesha, Pali: Dosa) und Wahn (Moha). Während > Kushala eine überlegte Anstrengung gegenüber den Neigungen der Sinne verlangt, ist A. das Ergebnis des Nachgebens den Sinnesneigungen gegenüber, was zur Schwächung der Fähigkeit des Individuum für spirituelle Leistungen und zu dessen Unbrauchbarkeit für das > Nirvana führt.

Lit. Glasenapp, Helmuth von: Die Philosophie der Inder. Stuttgart: Kröner, 41985; Halbfass, Wilhelm: Karma und Wiedergeburt im indischen Denken. Kreuzlingen [u. a.]: Hugendubel (Diederichs), 2000.

Akustische Phänomene (griech.). Klang-, Klopfgeräusch und andere Schall-Wahrnehmungen ohne Kenntnis der Verursachung. Von solchen Phänomenen, die von Gehörshalluzinationen zu unterscheiden sind, ist vor allem bei veränderten Bewusstseinszuständen, in Mystik, Spiritismus und beim Spuk die Rede.

Lit.: Steiner, Johannes: Visionen d. Therese Neumann: nach Protokollen, akustischen Aufzeichnungen und Augenzeugenberichten. München; Zürich: Schnell & Steiner, 1973; Bender, Hans (Hg.): Parapsychologie: Entwicklung, Ergebnisse, Probleme. Darmstadt: Wiss. Buchges., 51976.