Begriffe Ai und Aj

Begriffe Ai und Aj

Ai Apaec oder Aia Paec, („derjenige, der macht“, auch „Kopfabschneider“ oder „Faltengesicht“), nach der südamerikanischen Mythologie eine schreckliche Gottheit der Moche, die vom 1. – 7. Jh. in Peru lebten. Sie hatten wie ihre Nachfolger, die Chimú, ihr Zentrum in der Gegend der modernen Stadt Trujillo, wo 1990 das berühmteste Abbild von A. gefunden wurde.
A. galt als Herr über Leben und Tod und als Herrscher über die Tier- und Pflanzenwelt. Wann immer ein Unglück über das Volk kam, musste Blut fließen, um A. zu besänftigen. Abbildungen des Gottes zeigen ihn in Menschengestalt, mit wulstigen Brauen, Fangzähnen und vier Fortsätzen auf dem Rücken, die Flügel darstellen könnten. In der einen Hand hält er häufig einen Menschenkopf, in der andern ein
tumi (eine Art Ritualmesser). Die Gottheit tritt auch nach Ende der Moche-Kultur auf.

Lit.: Lieske, Bärbel: Göttergestalten und Göttergeschichten in den Gefäßmalereien der altperuanischen Moche-Kultur. Berlin, Freie Univ., Diss., 1991; Williams, A. R.: Das Geheimnis der tätowierten Mumie. Wer war die Frau, die Archäologen jüngst in einem Moche-Grab in Peru fanden? In: National Geographic Deutschland, August 2006, S. 122 – 135.

Ai Tojon. Bei den Yakuten (in Sibirien) der Schöpfergott des Lichts, der als riesiger doppelköpfiger Adler auf der Spitze des Weltenbaumes sitzt. Im Niedersteigen zu den Schamanen bringt er diesen auch das Licht der Erkenntnis.

Lit.: Lurker, Manfred: Lexikon der Götter und Dämonen. Stuttgart: Kröner, 21989.

Aiaerhydor. Paracelsische Bezeichnung der drei Elemente: Erde, Luft, Wasser.

Lit.: Paracelsus. Sämtliche Werke nach der 10-bändigen Gesamtausgabe (1589 – 1591). Zum ersten Mal in neuzeitliches Deutsch übersetzt von Bernhard Aschner. 3 Bde. Jena: Fischer, 1926 – 1932.

Aiakós. Sohn des > Zeus und der Aigina, Vater des Peleus, des Telamon und des Phokos. A. galt als sehr fromm und gerecht, und so wurde er nach seinem Tod zum Richter in der Unterwelt, wo außer ihm noch > Minos und > Rhadamanthys mit diesem Amt beauftragt waren, wie > Platon (Apol. 41A; Isokr. 9,14 f.) und andere berichten. Mit der Idee eines Richters in der Unterwelt klingt der Glaube an eine über den Tod hinausführende Gerechtigkeit an. Vermutlich war Platon, der die drei Totenrichter zuerst mit Namen nennt, von der > Orphik beeinflusst. 1848 widmete Johann Strauß Vater „den Hörern der Rechte an der Hochschule zu Wien“ den Aeaciden-Walzer.

Lit.: Hunger, Herbert: Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Wien: Verlag Brüder Hollinek, 81988.

Aides, genauer Haides, gebräuchlicher Hades, auch Aidoneus, griech. Name des Unterweltgottes, der in der römischen Mythologie > Pluto entspricht. Das Wort A. bedeutet „unsichtbar“ und „vernichtend“. A. ist der Sohn von > Chronos (Kronos), der personifizierten Zeit, und der Rhea sowie der Ehemann von > Persephone. Bei der Aufteilung der Welt durch Chronos erhält A. die Unterwelt, während seinen Brüdern > Zeus und > Poseidon die anderen Regionen anvertraut werden. A. herrscht mitleidlos in seinem Palast über die Seelen der Toten. Wer sein Haus betritt, darf nie mehr zurück. Herakles wagt jedoch den Kampf gegen A. und verletzt ihn so sehr, dass dieser sich auf dem > Olymp heilen lassen muss.
Vor > Homer erschien A. als eine Art Gegenstück zu seinem Bruder Zeus, quasi als „Schattenzeus“ (Hunger, 183), und er steht auch im Schatten seiner Gemahlin Persephone, der eigentlichen Regentin über das Totenreich. Ursprünglich spielte A. wohl die Rolle, die später > Hermes als Psychopompos übernahm, d. h. er führte oder entführte die Seelen in die Unterwelt. Als Torwächter am Eingang seines unterirdischen Palastes hatte A. die Funktion, den bei ihm eingetroffenen Seelen den Rückweg abzuschneiden.
Ferner wird mit A. die Unterwelt selbst bezeichnet, und auch Tod und Grab werden A. genannt.

Lit.: Hunger, Herbert: Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Wien: Verlag Brüder Hollinek, 81988; Jung-Stilling, Johann Heinrich: Geister, Gespenster und Hades. Siegen: Jung-Stilling-Ges., 1993.

Aidoneus > Aides.

Aidôs (griech.) Die im Menschen wirkende Kraft der Scham, des Ehrgefühls und der Achtung – eine Qualität, die auch personifiziert vorgestellt wurde. Der Göttin A. wurde ein Tempel auf der Akropolis errichtet. Sie war die Hüterin der Nacht und galt auch als die Göttin des Erbarmens. Bei Hesiod ist sie eng mit > Nemesis verbunden.

Lit.: Stowasser, J. M.: Lateinisch-Deutsches Schulwörterbuch. Wien, 1969; Hesiodus: Werke in einem Band. Berlin: Aufbau-Verl., 1994.

Aigis, auch Ägis (griech.). Name des von Hephaistos geschnitzten Eichenholz-Schildes des > Zeus. Auch > Athena und > Apollo sind gelegentlich mit der A. bewaffnet. Die Götter-Schutzwaffe A. lebt heute noch in der Redewendung „unter jemandes Ägide stehen“ weiter.

Lit.: Stowasser, J. M.: Lateinisch-Deutsches Schulwörterbuch. Wien, 1969; Becker, Udo: Lexikon der Symbole. Freiburg: Herder, 1998.

Aikido (jap. ai, Harmonie; ki, Lebensenergie; do, Weg), „Weg zur Harmonie mit der Lebensenergie“. Name einer ursprünglich geheimen japanischen Kampfsportart, die auf der > Zen-Tradition beruht. A. wurde bereits im 17. Jh. von einem gewissen Morihei Eshiba verwendet und um 1930 von Prof. Morihei Uyeshiba der breiten Öffentlichkeit als Technik der Selbstverteidigung, verbunden mit spirituellen Übungen, zugänglich gemacht. Das Geheimnis von A. liege darin, uns mit der Bewegung des Universums in Einklang zu bringen. A. ist daher keine Technik, um einen Feind zu bekämpfen oder zu besiegen, sondern ein Weg der Selbstverteidigung durch Harmonisierung der Körperkraft mit der universellen, kosmischen Kraft der Energie. Die dafür notwendige geistige Einstellung ist durch entsprechende Meditations-, Konzentrations- und Koordinationsübungen zu gestalten.

Lit.: Nocquet, André: Der Weg des Aiki-do: Gegenwart und Botschaft von O-Sensei Morihei Uyeshiba. Berlin: Kristkeitz Verlag, 21978; Velte, Herbert: Großes Aikido-Fachwort-Lexikon von A – Z. Vierkirchen: Schramm Sport GmbH, 22000.

Ailanthus altissima. Götterbaum (Ailanthus altissima (P. Miller) Swingle, syn. auch Ailanthus glandulosa Desfontaines und Ailanthus peregrina (Buc‘hoz) F. A. Barkley). Die Heimat des heute auch in Europa und Nordamerika wachsenden Baumes ist China. Er enthält den Hauptwirkstoff Quassiin = Ailanthin. Es ist möglich, dass der Baum narkotische Wirkung hat (Rätsch, 546).
Die Blätter des Götterbaumes werden manchmal mit der pharmazeutischen Droge der > Tollkirsche (Atropa Belladonna L.) vermischt im Handel angeboten (Rätsch, 81).

Lit.: Rätsch, Christian: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Aarau, CH: AT, 1998.

Ailuromantie (griech. ailuros, Katze, mantike, Wahrsagung), > Wahrsagen durch Katzen. Die > Katze hat sich bis heute den Nimbus des Undurchschaubaren und der Schläue bewahrt. In > Ägypten wurde sie sogar als heilig verehrt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass man das Geheimnis der Katze mit dem Geheimnis der eigenen Zukunft zu verbinden sucht.
So ist der Glaube weit verbreitet, dass eine schwarze Katze, die einem über den Weg läuft, ein schlechtes > Omen sei, wenngleich dies z. B. in Großbritannien als gutes Zeichen gewertet wird. Der Besitz einer schwarzen Katze bringe hingegen Glück. Putzt sich die Katze nach der Wäsche hinter dem Ohr, bedeutet dies Regen. Putzt sie sich im Vorraum, sei Besuch zu erwarten. Folgt einem eine unbekannte Katze völlig frei, so soll das einen großen Schatz ankündigen. Das Töten oder Misshandeln einer Katze bringe Unglück.

Lit.: Großes arabisch-ägyptisches Traumbuch. Neuaufl. Wien: Gustav Swoboda & Bruder, 1962; Le Normand, Isabelle: Zigeunerinnen-Traumbuch. Wuppertal-Küllenhahn: Engelbert Pfriem, o. J.

Ailurophobie (griech. ailuros, Katze, phobos, Furcht, Schrecken). Hartnäckige, irrationale Furcht, die einen zwanghaften Wunsch nach Vermeidung einer Begegnung und insbesondere eines Kontaktes mit Katzen auslöst. Die Katzenphobie kann dabei eine Reihe von individuellen Eigenarten aufweisen. Sie kann sich auf Katzen überhaupt beziehen oder nur auf schwarze, graue bzw. nur solche mit bestimmten Merkmalen. Die Zahl der Ailurophobiker ist beträchtlich und weist namhafte Gestalten auf, wie etwa Napoleon Bonaparte (1769 – 1821). Diese Phobien wirken auch in Träumen, wobei der Katze, insbesondere der schwarzen, vornehmlich negative Symbolkraft zugeschrieben wird: „Viele Katzen um sich haben: du bist von treulosen Dienstboten oder Freunden umgeben“ (Großes Traumbuch, 101). Im Zigeunerinnen-Traumbuch (51) steht die weiße Katze hingegen für zarte Liebe und die gefleckte für leidenschaftliche Neigung. Die Ursache der A. scheint neben der persönlichen Problematik durch die Überzeugung von der Schlauheit und Unmittelbarkeit des Anblickes und Zugriffes der Katze bedingt zu sein.

Lit.: Großes arabisch-ägyptisches Traumbuch. Neuaufl. Wien: Gustav Swoboda & Bruder, 1962; Angst, Phobie, Panik: Angststörungen in der Praxis. Hg. von H. Hippius. München: MMV, Medizin-Verl., 1993; Le Normand, Isabelle: Zigeunerinnen-Traumbuch. Wuppertal-Küllenhahn: Engelbert Pfriem, o. J.

Aimoin (ca. 960 – ca. 1010). Französischer Chronist, geb. um 960 in Villefranche de Longchapt. Wurde Benediktinermönch von Fleury und verfasste die Libri v. de Gestis Francorum, eine Vita Abbonis, abbatis Floriacensis sowie den 2. und 3. Band der Miracula sancti Benedicti. Bd. 1. schrieb der Mönch Adrevald von Fleury. Aimoin, der um 1010 starb, ist zu unterscheiden von > Aimoin von Saint-Germain.

Lit.: Acta sanctorum ordinis sancti Benedicti. Paris (1668 – 1701).

Aimoin von Saint-Germain, Benediktinermönch (OSB). War im 9. Jh. Lehrer und Kanzler im Kloster St. Germain des Prés bei Paris und verfasste seit etwa 870 mehrere für den Wunder- und Reliquienglauben seiner Zeit bezeichnende Werke: De miraculis sancti Germani und das Fragment De Normanorum gestis circa Parisiacam urbem et de divine in eos ultione tempore Caroli calvi.

Lit: Historiae Francorum Scriptores. Bd. II. Paris (1639 – 1649).

Ain (arab.) A. ist die arabische Bezeichnung für „ein Auge“, „das Selbst“ und „das göttliche Wesen“ Allahs.

Lit.: Drury, Nevill: Lexikon des esoterischen Wissens. München: Droemer Knaur, 1988.

Ain Soph (hebr., „das Grenzenlose“). In der > Kabbalah Bezeichnung für die schrankenlose, emanierende, sich ausbreitende und ausströmende Gottheit, das eine Prinzip, das ohne Form und Eigenschaft ist, das Absolute. A. lässt sich als Ursprung aller Dinge und Wesen nur mit sich selbst vergleichen.
Später wurde der Begriff als Symbol von der Großen Landesloge der Freimaurer in Deutschland verwendet, dargestellt durch den Buchstaben Y.

Lit.: Miers, Horst E.: Lexikon des Geheimwissens. München: Goldmann, 1993; Lennhoff, Eugen: Internationales Freimaurerlexikon. Überarb. u. erw. Neuaufl. d. Ausg. v. 1932. München: Herbig, 2000.

Aina-Chakra > Ajna-Chakra.

Aini (Aym oder Haborym) ist ein dreiköpfiger Dämon im Rang eines Herzogs und in der Gestalt eines Jünglings mit dem Kopf einer Katze, einer Schlange und eines Menschen. Er reitet auf einer Viper und trägt eine Fackel, mit der er alles zerstört. Auf Fragen antwortet er korrekt und befehligt 26 Legionen.

Lit.: Wierus, Joannes: Ioannis Wieri De Praestigiis Daemonum, et in cantationibus ac veneficiis: Libri sex; Acc. Liber apologeticus, et pseudomonarchia daemonum; Cum rerum ac verborum copioso indice. Postrema editione quinta aucti & recogniti. Basileae: Oporinus, 1577.

Ainu. Die A., ein Jäger- und Fischervolk, sind die Ureinwohner Japans, die ab dem 7. Jh. nach Norden vertrieben wurden und heute noch in Hokkaido im nördlichen Japan, auf den Kurilen und im südlichen Sachalin leben. Kaum einer ist noch reinrassig. In der Neuzeit sind sie auch zum Ackerbau übergegangen. In ihrer Religion, kultisch auf Männer beschränkt, gibt es ein höchstes Wesen, „Himmelsgott“, „Stützpfeiler“, „unser Ernährer“ oder „Wiege“ genannt. Er wohnt angeblich im höchsten Himmel. Viele kleinere Gottheiten, darunter auch ein böser Gott, der Tod und Krankheiten geschaffen hat, bevölkern die unteren Regionen. Die Hauptmerkmale der Religion mit stark animistischen Zügen sind die Ahnenverehrung, der Versuch, die bösen Kräfte günstig zu stimmen, der Glaube an ein künftiges Leben und das letzte Gericht vor Gott, bei dem die Feuergöttin, die unter dem Herd ihren Palast hat, als Hauptzeugin fungiert. Die Männer verehren die männlichen, die Frauen die weiblichen Ahnen. Es gibt auch männliche und weibliche > Schamanen. Die A. rufen ein Heer von Göttern und > Geistern an. Gegen das Treiben der > Dämonen erfleht man sich Hilfe vom Himmelsgott, wenngleich man deren Macht gelegentlich zum Schaden anderer zu gebrauchen sucht. Von den fünf Weltschöpfungsmythen schreiben drei die Schöpfung dem höchsten Gott zu. Die Welt der Menschen wurde aus einem Urmorast geformt.

Lit.: Adami, Norbert Richard: Verzeichnis der europäischsprachigen Literatur über die Ainu. Wiesbaden: Harrassowitz, 1981; Adami Norbert R.: Religion und Schamanismus der Ainu auf Sachalin. München: Iudicium, 1991; Leroi-Gourhan, Arlette und André: Eine Reise zu den Ainu: Hokkaido 1938. Zürich: Ammann, 1995.

Aíolos (griech.). Sohn des > Poseidon und der Melanippe, der auf der sagenumwobenen Insel Aiolos lebte. Laut griechischer Mythologie war er von > Zeus als Beherrscher der Winde beauftragt. > Odysseus bekam von A. einen Schlauch voller widriger Winde mit auf seine Reise, die ihm bei seiner Rückfahrt hilfreich sein sollten. Aber die neugierigen Gefährten des Odysseus öffneten den Schlauch, als sie fast schon Ithaka erreicht hatten, und so wurde ihr Schiff noch einmal zur Aiolos-Insel zurückgetrieben. Ein zweites Mal gewährt A. jedoch seine Hilfe nicht.

Lit.: Hunger, Herbert: Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Wien: Verlag Brüder Hollinek, 81988.

Aion > Äon.

Aion-Symbolik > Ouroboros.

Airavata (sanskr., „der aus dem Meer Entstandene“). Name des göttlichen Elefanten, der in Indien verehrt wird. Einem Mythos nach ging er zusammen mit der Lotosgöttin > Shri aus dem Strudel des Milchozeans hervor. A. bewacht die östliche Himmelsrichtung und war das Reittier von > Indra.

Lit.: Lurker, Manfred: Lexikon der Götter und Dämonen. Stuttgart: Kröner, 21989.

Aisa (griech., „Anteil“). A. bezeichnet bei > Homer das von den Göttern, vor allem von > Zeus, verhängte > Schicksal, das auch als besondere personifizierte Macht vorgestellt wurde, wie > Moira und später dann die > Moiren.

Lit.: Hunger, Herbert: Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Um d. Bildt. gekürzte Ausg. nach d. 6. erw. u. erg. Aufl. Reinbek: Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, 1974; Bertholet, Alfred: Wörterbuch der Religionen. Neu bearb., erg. u. hg. v. Kurt Goldammer. Stuttgart: Kröner, 1985.

Aïse, versunkene Stadt im Meer, die auf der Halbinsel Quiberon an der bretonischen Küste gelegen haben soll. Am Tag des heiligen > Columban, so wird erzählt, erschallen des Nachts die Stimmen der einstigen Bewohner von A., und ihre Geister steigen in roten Gewändern aus den Fluten des Meeres, pilgern klagend zur Kapelle, um dann wieder im Meer unterzutauchen. Mit diesem in der Bretagne herrschenden Motiv von den drohenden Fluten steht auch die Sage um das seit 1779 an der Straße von St. Nazaire nach Croisie gelegene Dörfchen Escoublac in Verbindung, die erzählt, dass Escoublac einst eine schöne, große und reiche Stadt gewesen sei. Der Reichtum hätte die Menschen jedoch verdorben. Die Mahnungen fanden kein Gehör. Dann aber gab es einen Donnerschlag, das Meer erhob sich und überflutete den Ort, der für alle Zeiten unter dem Sandberg verschwand.

Lit.: Biedermann, Hans: Die versunkenen Länder. Graz: Verlag für Sammler, 1975.

Aisha. Die dritte Frau des Propheten Muhammad war die Tochter Abu Bakrs. A. wurde mit dem Propheten als Kind mit 9 Jahren in Mekka verheiratet und war, wie Muhammad freimütig gestand, die bevorzugte Frau unter all jenen, die er später heiratete. In ihrer Begleitung erreichte Muhammad häufig die > Offenbarung. Eine Offenbarung war es auch, die ihm anlässlich einer Verleumdung von 627 ihre Unschuld bestätigte (Koran 24,11 ff.). Beim Tod Muhammads 632 war Aisha ca. 18 Jahre alt. Sie starb 678.

Lit.: Spellberg, D. A.: Politics, Gender, and the Islamic Past. New York: Columbia University Press, 1994.

Aishvara (sanskr., „erhabenes Wesen“). Bezeichnung einer von sechs Eigenschaften des Persönlichen Gottes > Ishvara.

Lit.: Fischer, Ingrid (Hg.): Lexikon der östlichen Weisheitslehren. Bern; München: Scherz, 1986.

Aishvara-Yoga (sanskr.). Erhabener Yoga, der in der > Baghavadgita als göttliche Einheit bezeichnet wird, in der das Göttliche mit der Existenz aller Dinge vereint ist und gleichzeitig alle Existenz als > Ishvara übersteigt.

Lit.: Bhagavadgita. Aus dem Sanskrit übers. von Robert Boxberger. Neu bearb. und hg. von Helmuth von Glasenapp. Stuttgart: Reclam, 1994.

Aissaoua. Islamischer Orden in Nordafrika, der sich im 15. Jh. von den durch Abul-Hasan as-Schâdilî († 1258) begründeten Schâdilijjah abspaltete. Die Mitglieder zeigen in ekstatischen Vorführungen Leistungen, die nach ihrem Verständnis Gottesdienst und Gottesbezeugung zugleich sind und den Triumph des Ekstatikers über alle Fesseln des Körperhaften darstellen. Von außen betrachtet ist es eine Mischung aus Gaukelei, anästhetischen Demonstrationen (Feuer) und Körperbeherrschungs-Kunststücken. > Derwische.

Lit.: Brunel, René: Essai sur la confrerie religieuse des Aîssaoua au Maroc. Paris: P. Geuthner, 1926.

Aitareya (sanskr.). Name einer > Upanishade aus dem > Rigveda mit drei Kapiteln. Im ersten wird die Schöpfung aller Dinge aus dem Einen (Atman), die die Beziehung zwischen Mikro- und Makrokosmos hervorbringt, dargestellt. Das zweite behandelt die drei Geburten: Zeugung, natürliche Geburt und indirekte Geburt durch einen Sohn. Das dritte beschreibt schließlich das Wesen des > Atman.

Lit.: The Aitareya Brahmanam of the Rigveda. New York: AMS Press, 1974.

Aitchisons Haven Lodge. Eine der ältesten Baulogen, östlich von Musselburgh in Schottland gelegen, deren Protokolle bis 1598 zurückgehen und für die Freimaurerei von größter Bedeutung sind. Wenn es sich auch um eine Bauhütte von Werkleuten handelte, so gibt es gerade hier erste Anzeichen für die Aufnahme von Nichtbauleuten.

Lit.: Lennhoff, Eugen: Internationales Freimaurerlexikon. Überarb. u. erw. Neuaufl. d. Ausg. v. 1932. München: Herbig, 2000.

Aither > Äther.

Aitiologie (griech. aitía, Ursache; logos, Lehre). 1. Wissenschaftlicher Begriff für die im Mythos oder in der Sage vorgenommene Rückführung einer Einrichtung, Handlung, Naturerscheinung oder auch eines Bauwerkes auf den angeblichen Ursprung, etwa Götter, Helden oder Heilsbringer. Dabei geht es um die Beantwortung von ungelösten Fragen, wie z. B.: Warum unterscheiden sich Mann und Frau? Wie ist die Welt entstanden? Was bedeutet dieser Ort oder Name? Was ist die eigentliche Bedeutung dieser Institution? usw. Im Alten Orient wurden Aitiologien meist als Mythen erzählt, in der Bibel als Sagen. > Mythos, > Sage.
2.
Lehre von den Ursachen. In dieser Bedeutung wurde A. in der Antike in einigen philosophischen Schulen verwendet, während später vor allem in der Medizin von A. die Rede ist.

Lit.: Greve, Heinrich Eduard: Einiges ueber die Aitiologie und die Behandlung der Cholera: Inauguraldissertation, 1871; Wörterbuch der Religionen / Christoph Auffahrt; Kippenberg, Hans G.; Michaels, Axel (Hg.). Stuttgart: Kröner, 2006.

Aitu. So werden auf Samoa in Polynesien alle niederen Götter genannt, denen dämonische Züge anhaften. Auf den Marquesas-Inseln sind die entsprechenden Wesenheiten die Atua. Es handelt sich hier besonders um Schutzgötter von Familien oder Dörfern, die in Tier- oder Pflanzengestalt erscheinen. Sie können auch zu höheren Göttern avancieren, so wie der A. Fe’e („Tintenfisch“) vom Kriegsgott zum Herrscher über das Totenreich wurde. Die > Maori bezeichnen mit A. auch Krankheit und Elend.

Lit.: Nevermann, Hans: Götter der Südsee. Die Religion der Polynesier. Stuttgart: Spemann, 1947.

Aitvaras. Litauischer böser Hausgeist, der im Haus als schwarzer Hahn oder schwarzer Kater auftritt, außerhalb des Hauses hingegen als > Drache, der schlangenlinienförmig fliegen kann. Er nistet sich in einem Haus ein und bringt den Insassen Glück wie Unglück. Als teuflischer Geist ist der A. an der Seele des Hausherrn interessiert, die er ihm gegen reichliche Belohnung abverlangt.

Lit.: Sruoga, Balys: Aitvaras teisejas: pjese ir poemos. Vilnius: Vyturys, 1987.

Aius Locutius, auch Aius Loquens (lat. aio, ich bejahe, und loqui, sprechen, wörtl. „der ansagende Sprecher“). Römischer Gott, der sich angeblich im Jahr 390 v. Chr. bei den Römern als > Direkte Stimme meldete, um sie vor den einbrechenden Galliern zu warnen. Man schenkte ihm jedoch keine Beachtung. Später bat man den göttlichen A. mit der Errichtung eines Tempels am Ort der Offenbarung um Verzeihung. Götter wie A. und > Rediculus (vom lat. redeo, zurückkommen; ein Gott, der bei seinem einmaligen Auftritt Hannibal zum Rückzug zwang und daher ein Heiligtum erhielt) wurden von dem Bonner Religionshistoriker Hermann Usener im 19. Jh. als > Augenblicksgötter bezeichnet. In den betreffenden Tempelbauten darf ein früher Versuch gesehen werden, Paranormales durch Einbindung in das Pantheon aufzufangen.

Lit: Stowasser, J. M.: Lateinisch-Deutsches Schulwörterbuch. Wien, 1969; Usener, Hermann: Götternamen. Frankfurt / M.: Klostermann, 2000.

Aivanhov, Omraam Mikhael (1900 – 1986). Aus Bulgarien stammender Philosoph und Pädagoge, Schüler von P. Deunov. Kam 1937 nach Südfrankreich, wo er in Bonfin die Universelle Weiße Bruderschaft auf der Basis einer universellen Philosophie gründete, die anhand von Theosophie, Kabbala und östlichen Weisheitslehren Antworten auf Lebensfragen zu geben versucht. So erweiterte er den Yoga um den > Surya-Yoga (Sonnen-Yoga). Die Seele nehme nämlich beim Betrachten der Sonne deren Gestalt an, weil unser höheres Ich in der Sonne wohne. Seine Vorträge zu Themen der Esoterik wurden von seinen Schülern weitgehend posthum, zunächst in Französisch, dann auch in Englisch, Deutsch und andere Sprachen übersetzt.

Lit.: Aivanhov, Omraam Mikhael: Die Kraft der Gedanken. Fréjus (F): Prosveta Verlag, 21997.

Aiwaz (auch Aiwass oder Aiwax), Name eines ägyptischen Gottes, der Aleister > Crowley den Text seines Buches Liber AL vel legis („Buch des Gesetzes“) diktiert haben soll, das zur Bibel seiner neuen Lehre wurde. 1904 entdeckten Crowley und seine Frau im Kairoer Boulak-Museum eine Totentafel, die den thronenden Horusgott Ra-Hoor-Khuit und den ihm opfernden Priester Ankh-f-n-khonsu darstellte. Nachdem Crowley die Stele in seinen Besitz gebracht hatte, empfing er nach eigenen Angaben die für sein Leben entscheidende Offenbarung. So soll ihm Aiwaz, Abgesandter des Ra-Hoor-Khuit, während dreier aufeinanderfolgender Tage den Liber AL vel legis, eine schwer verständliche Sammlung von Aphorismen, diktiert haben. Von da an waren alle Bemühungen Crowleys darauf gerichtet, dem neuen Zeitalter > Horus zum Durchbruch zu helfen.

Lit.: Crowley, Aleister: Liber AL vel legis sub figura CCXX wie gegeben ward von XCIII = 418 an DCLXVI. Deutsche Übertragung von Frater Fines Transcendam. Zürich: Genossenschaft Psychosophia, 1953.

Aix-en-Provence-Nonnen. Der in Marseille allgemein angesehene und beliebte Pfarrer Louis Gaufridy war mit einer provenzalischen Familie befreundet, deren Tochter Madeleine de Demandol de la Palud mit 12 Jahren in das erst kurz zuvor errichtete Ursulinenenkloster von Aix in der Provence geschickt wurde, aus dem sie wegen Schwermut nach einiger Zeit zurückkehrte. Als Vierzehnjährige verliebte sie sich in den 34-jährigen Gaufridy. Der Mutter sagte sie, dass sie von ihm verführt worden sei. Mit 15 (1607) wurde Madeleine in das Noviziat des Klosters zu Aix gesteckt, wo sie sich nach zwei Jahren von Teufeln besessen fühlte. Ein vorgenommener Exorzismus führte dazu, dass sich bald acht weitere Nonnen besessen glaubten (1610). Aus dem Munde von Madeleine kamen Anschuldigungen, dass Gaufridy die Dämonen in den Leib der Nonnen gejagt habe, wobei sich vor allem Louise Capeau hervortat, die mit Madeleine in wilder Raserei wetteiferte. Schließlich holte man für die Durchführung eines Exorzismus Pfarrer Gaufridy selbst, der jedoch ausfällig beschuldigt wurde. Er wandte sich an seinen Bischof und an den Papst, forderte die Schließung der Ursulinenklöster und die Verwahrung der besessenen Nonnen. Schließlich hatte er ein Recht darauf, sich vom unbegründeten Verdacht zu befreien.
1611 eröffnete das Parlament der Provence zu Aix die Untersuchung. Gaufridy war bei Ratten und Würmern in einem unterirdischen Verließ eingesperrt, während vor allem Madeleine ihn in ihren gewohnten Krämpfen beschuldigte. Gaufridy wurde so lange gefoltert, bis er sich für schuldig erklärte. Nach der Urteilsfällung erlitt er ein derart furchtbares Martyrium, dass keines seiner Gliedmaßen mehr gebrauchsfähig war. Er sollte Mitschuldige nennen, doch dazu ließ er sich nicht bewegen. Vom geistlichen Gericht seiner Würde als Priester entkleidet wurde er dem Parlament zur Vollstreckung des Todesurteils übergeben. Dieses wurde am 30. April 1611 auf einem Platz in Aix in Anwesenheit einer riesigen Zuschauermenge vollzogen.

Lit.: Baschwitz, Kurt: Hexen und Hexenprozesse. München: Rütten + Loening, 1963, S. 222 – 225.

Aizen-Myoo (jap., „Liebe“), japanischer Liebesgott, der zu den fünf großen „Königen des Wissens“ gehört. Er liebt die Wesen und will sie alle zur Liebe befähigen. So überwindet er die Leidenschaften und besiegt sich selbst, um anderen Wesen helfen zu können. Gerät er in Ekstase, dann ist seine Begierde nach Erleuchtung groß. Sein Körper ist rot und hat acht Arme. In den Händen hält er viele Pfeile und Bogen. Auf der Stirn hat er ein drittes Auge, damit er sich selbst sehen kann. Er hasst das Böse und trägt auf dem Haupt einen Löwen, der den bösen Dämonen Angst macht. So sitzt er in einer Lotusblume und blickt nach allen Seiten. Zu seinen Verehrerinnen gehören vor allem Prostituierte, Sängerinnen und Musikantinnen. Er gilt als der große Helfer in jeder Liebesnot.

Lit.: Mythen der Völker: Ausgabe in 3 Bänden / hrsg. von Pierre Grimal. Ungekürzte Ausg. Frankfurt / M. u. a.: Fischer-Bücherei, 1967, Bd. 2, S. 240 f.

*

Aja Ekapâd (sanskr., „der einfüßige Ziegenbock“). Vedischer Gott, dessen genaue Funktion im Dunkeln liegt. Im > Rigveda wird er nur sechsmal genannt, meist gemeinsam mit Ahi Budhnya, einer Luftgottheit, oder auch in Verbindung mit ungeheuren Fluten bzw. dem Ozean. Nach dem > Atharvaveda soll er die beiden Welten gesichert haben. In späterer Zeit wird er mit der Sonne gleichgesetzt und als > Agni in der Form eines Blitzes verstanden.

Lit.: Bowker, John (Hg.): Das Oxford-Lexikon der Weltreligionen. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1999.

Ajapa-Mantra (sanskr.) Unfreiwillige Wiederholung eines > Mantras, einer heiligen Formel, die sich mit jedem Ein- und Ausatmen wiederholt. Nach dem > Hatha-Yoga muss jedes Geschöpf einen Mantra beim Ein- und Ausatmen wiederholen, und zwar entweder seham: „Er bin ich“ oder hamsa: „Ich bin Er“.

Lit.: Eliade, Mircea: Yoga: Unsterblichkeit und Freiheit. Zürich; Stuttgart: Rascher Verlag, 1960; Bruns, Wolfgang: Der Einfluss des Hatha-Yoga sowie ausgewählter Atemübungen auf die Kraftwahrnehmung Darmstadt: DDD, Dr. und Verl., 1997.

Ajativada (sanskr., „Die Lehre vom Nichtentstehen“). Nach dieser Lehre, die auf den indischen Philosophen Gaudapada zurückgeht, gibt es keine Geburt und auch keine Zerstörung, alles ist Illusion, > Maya. Alle sinnlich erfahrbaren Dinge in dieser Welt sind bloße Traumbilder. Wirklich und unveränderlich ist nur das Bewusstsein, > Vijñana > Brahman oder > Atman.

Lit.: Gaudapada: Das Stillhalten der Fackel. 2., verb. Aufl. Bremen: E. Richter, 1985.

Ajello, Helena (1895 – 1961). > Stigmatisierte, Gründerin der „Kleinen Schwestern vom Leiden Christi“. Geb. am 4. 10. 1895 in Montalto Uffugo (Cosenza), Italien, besuchte sie die Schule der Schwestern vom Kostbaren Blut und hatte im 12. Lebensjahr neun Monate lang Lach- und Hustenkrämpfe. Mit 22 Jahren trat nach einer leichten Verletzung am Arm eine Schwellung und Lähmung des Armes auf. Im August 1920 trat sie in Nocera dei Pagani (Salerno) in das Institut der Schwestern vom Kostbaren Blut ein, wurde jedoch wegen einer schweren Krankheit nicht zur Einkleidung zugelassen und kehrte daher neun Monate später nach Hause zurück, wo sie noch zwei Jahre an der Krankheit litt. Auf eine Vision folgte plötzlich die Heilung. Am 2. 3. 1923, dem ersten Freitag des Monats, kam es nach Kreuzigungsvisionen zu einem Erregungszustand, Kopfschmerzen und Blutaustritt aus Haut, Stirn, Seite, Handflächen und Kniegegend. Während im Übrigen eine Analgesie des ganzen Körpers einsetzte, waren die blutenden Stellen hyperalgetisch. Die Blutungen wiederholten sich auch in den folgenden Jahren bis zu ihrem Tod, und zwar nur in den Nachmittagsstunden der Freitage von Advent bis Karfreitag. Während der Blutungen waren Exophthalmus, Mydriasis und Pupillenstarre festzustellen. Geruchsreize wurden nicht, Gehörreize beschränkt und Personen der Umgebung nicht wahrgenommen. Am 29. 1. 1928 gründete sie die Gemeinschaft der Schwestern vom Leiden Christi. In ihren > Visionen vernahm sie verschiedene Botschaften, die sie u. a. veranlassten, Mussolini vor dem Eintritt in den Krieg zu warnen. A. starb am 19. 6. 1961 in Rom und wurde zwei Tage später nach Cosenza überführt und in der Kappelle des Generalatshauses der Schwestern vom Leiden Christi beerdigt. Sie war 40 Jahre hindurch stigmatisiert.

Lit.: Bianchi, V.: Sudo sanguigno e stigmate religiose. Rivista psicologica 22 (1926) 1 e Arch. Atropol. Crim. 46 (1926) 1926; Ergreifende Rufe Gottes an die moderne Welt. Wiesbaden: Credo Verlag. 1957 / 58 / 60; Spadafora, F.: Suor Elena Ajello, la monaca santa. Roma 1964.

Ajitz (spr. Ahitz). Zauberer der Quiché-Indianer von Guatemala. Der A. hat seine Macht nicht vom Teufel, sondern aus „Zauberbüchern“, die von einigen dieser Zauberer auch „Bücher der Juden“ genannt werden.

Lit.: Drury, Nevill: Lexikon des esoterischen Wissens. München: Droemer Knaur, 1988.

Ajiva (sanskr., „leblos“). Bezeichnung im > Jainismus für den Bereich der unbelebten und unbewussten Welt, der mit der belebten Welt, d. h. der empfindenden Seele, > Jîva, das Sein aller existierenden Dinge darstellt. Im Jainismus gibt es fünf Kategorien des Ajiva: 1) Pudgala, Materie, die aus unzerstörbaren Atomen besteht; 2) Dharmadravya, das Prinzip der Bewegung; 3) Adarmadravya, das Prinzip der Ruhe; 4) Akasa, Raum; 5) Kala, Zeit, die zusammen mit dem Raum besteht. Der A. hält den Jiva in Fesseln. Ziel des Jainismus ist die Befreiung der Jivas, die in karmische Materie verstrickt sind.

Lit.: Glasenapp, Helmuth von: Der Jainismus. Reprograf. Nachdr. d. Ausg. Berlin 1925. Hildesheim: Olms, 1964.

Ajivika > Maskarin (Makkhali).

Ajna-Chakra. Das 6. > Chakra, das seinen Sitz in der Mitte der Stirn zwischen den Augenbrauen hat. In westlichen esoterischen Systemen wird dieses Chakra häufig auch als > Drittes Auge bezeichnet. Dieser Punkt wird als Sitz des Bewusstseins und Zentrum der Konzentration angenommen. Energieblockaden des Chakras sollen Störungen im endokrinen Drüsensystem hervorrufen und zu Ohren-, Nasen- und Augenerkrankungen führen. Zur Beeinflussung des A. werden > Farbentherapie, > Aurasomatherapie, > Aromatherapie und > Edelsteinmedizin eingesetzt.

Lit.: Sivananda Radha, Swami: Kundalini-Praxis: Verbindung mit dem inneren Selbst. Freiburg i. Br.: Bauer, 1992.

Ajnana (sanskr., „Nicht-Wissen“). Das Nicht-Wissen insbesondere um die Identität von > Atman und > Brahman. Dieses mangelnde Wissen bezeichnet den Zustand, in dem man nichts von seinem Selbst als dem absoluten Bewusstsein, Brahman, weiß und sich nur für einen sterblichen Körper hält. Im Gegensatz zu A. steht > Jnana.

Lit.: Bijalwan, C. D.: The Analysis of Jnana and Ajnana in the Light of Nyaya and Advaita Vedanta. Madras: Bharatiya Vidya Bhavan, 1982.

Ajysyt > Itchita.