Begriffe Af

A. F. A. M. (Abk.), Alte Freie und Angenommene Maurer. Diese Bezeichnung wurde für die herkömmliche > Freimaurerei aus dem Englischen übernommen (Ancient Free Accepted Masons). In Deutschland war die Bezeichnung gleichbedeutend mit „humanitärer“ FM im Gegensatz zur „christlichen“ FM und dem „Le Droit Humain“, wo Frauen und Männer gleichberechtigt aufgenommen wurden.

Lit.: Lennhoff, Eugen; Posner, Oskar; Binder, Dieter A.: Internationales Freimaurerlexikon. Überarb. u. erw. Neuaufl. d. Ausg. v. 1932. München: Herbig, 2000.

Affe (griech. pithekos, lat. simia). Symboltier, das wegen seiner Beweglichkeit und Intelligenz, aber auch seiner Hinterlist, Geilheit sowie seines Nachahmungstriebes und Geizes wegen seit alters her mit besonderen Bedeutungen verbunden wird. In der Frühzeit gab es sogar einen Paviangott, der „Große Weiße“ (Hez-ur) genannt, der hockend, mit erigiertem Phallus und häufig mit der Mondscheibe auf dem Kopf, als Verkörperung des Mondgottes > Toth verehrt wurde. Dieser galt als Schutzpatron der Schreiber und als Herr der heiligen Schriften. Über der Ausflussöffnung von Wasseruhren sitzende Affen versinnbildlichen Thot als Gott der Zeitrechnung. In > Indien wurde der Affengott > Hanuman verehrt, der im Epos > Ramayana als mächtiger Helfer und Minister des > Rama auftritt. Auch in China wurden dem A. große Ehren zuteil. Familien führten ihre Abkunft auf Affen zurück, die Menschenfrauen entführt und mit ihnen Kinder gezeugt haben sollen. In der chinesischen Astrologie ist der Affe das 9. Tierkreiszeichen und entspricht somit dem > Schützen. Ein Kalendersymbol ist der A. auch in den altmexikanischen Kulturen (> Azteken).
Berühmt wurden die drei Affen vom „Heiligen Stall“ in Nikko, Japan, von denen der eine sich die Augen, der andere die Ohren und der dritte den Mund zuhält. Sie galten als Boten, die den Göttern über die Menschen berichten sollten und daher als eine Art > Abwehrzauber gegen das Ausspähen stumm, taub und blind dargestellt wurden. Heute werden sie als Sinnbild des weisheitsvollen und glücklichen Lebens, auch im Umgang mit Menschen, gedeutet: nichts sehen, nichts hören, nichts reden, was unzutreffend ist; denn die eigentliche Bedeutung lautet: „Nichts Böses sehen, hören und sprechen“. Besonders bekannt ist die Beziehung des A. zur > Sonne. Bei bildlichen Darstellungen findet sich die aufgehende Sonne von Pavianen umgeben, die sie mit erhobenen Vorderpfoten begrüßen.
„Affe“ galt und gilt aber auch als Schimpfwort und Symbol für Bösartigkeit, Dummheit und hässliches Aussehen. So tritt der A. in der christlichen Bilderwelt und Literatur als Karikatur des Menschen, als Symboltier für Laster und Eitelkeit (mit einem Spiegel in der Hand), für Geiz und für den Teufel auf. Mit einer Kette gefesselt stellt er meist den überwundenen Satan dar.
Auch in der Tiefenpsychologie hat der A. als Zeichen von Unsicherheit, Unverschämtheit, Minderwertigkeit und Aufruhr fast ausschließlich negative Bedeutung. Und in deutschen Volkssagen erscheinen Geister des öfteren in Affengestalt, insbesondere der Teufel, den schon > Wierus einen „Affen Gottes“ nennt.

Lit.: Wedemeyer, A.: Das japanische Drei-Affen-Symbol und der Koshin-Tag. Jahrbuch d. Mus. f. Völkerkunde Leipzig, 16 (1958); Wierus, Ioannes: De praestigiis demonum. Amsterdam: Bonset, 1967. Dr. d. Ausg. 1578; Biedermann, Hans: Knaurs Lexikon der Symbole. Augsburg: Weltbild-Verl., 2000; Bonnet, Hans: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. 3. unveränd. Aufl. Berlin: Walter de Gruyter, 2000.

Affekt (lat. affectus). Gefühl, Stimmung, Emotion. Der Begriff ist sehr vielschichtig und daher nur ganz allgemein zu definieren, da allein schon mehrere „Primäreffekte“ wie Freude, Verzweiflung, Wut, Furcht, Ekel, Überraschung, Interesse unterschieden werden. Ferner sind auch noch Scham, Schuld, Verachtung zu nennen. So lässt sich A. im weitesten Sinne als rasch auftretendes und meist kurzdauerndes, intensives Gefühl mit starken vegetativen Begleiterscheinungen und Ausdrucksbewegungen bezeichnen. In der Paranormologie werden Affektausbrüche mit persongebundenem > Spuk, > Psychokinese, somatischen Reaktionen wie > Stigmatisation und paranormalen > Heilungen, > Telepathie und > Geistererscheinungen in Verbindung gebracht.

Lit.: Stuart, Charles: An Interest Inventory Relation to ESP Scores. In: Journal of Parapsychology 10 (1946); Crinis, Max de: Der Affekt und seine körperlichen Grundlagen. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1973; Kernberg, Otto F.: Affekt, Objekt und Übertragung. Gießen: Psychosozial-Verl., 2001.

Affektives Feld > Affektivität.

Affektivität. Gefühlsansprechbarkeit. Die paranormale Kommunikation wird durch positive Affektivität in einem affektiven Feld gefördert. Versuchspersonen, die gefühlsmäßig ansprechbar sind, erreichen bessere Resultate als gefühlsmäßig unansprechbare Personen. Dabei spielen Einheitsgefühl und Einheitserlebnis eine besondere Rolle bis hin zum psychotherapeutischen Erfolg. Bei diesen Gefühlen stellt sich eine physische und psychische Entspannung ein, was die Fühligkeit steigert und die Informationsebene erweitert. Hier ist A. von > Suggestibilität zu unterscheiden, weil die individuelle Fühligkeit durch den Grad der Suggestion eingeschränkt wird. A. ist vielmehr mit > Empathie und Empfänglichkeit verwandt. Inwieweit Sensitive, Heiler und Mystiker mit A. arbeiten ist noch offen; ohne A. mangelt es jedenfalls am nötigen Einfühlungsvermögen.

Lit.: Stuart, Charles: An analysis to determine a test predictive of extrachance scoring in card-calling tests. In: Journal of Parapsychology 5 (1941); Jung, C. G.: Psychologische Typen. GW 15. Zürich: Rascher, 91960; Johnston, William: Spiritualität und Transformation. München: Kösel, 1986; Ballard, John: Rychlakean theory and parapsychology. In: Journal of the American Society for Psychical Research 85 (1991) 2, 167 – 181.

Affektprojektion. Besetzung von Lebewesen, Gegenständen und Vorgängen mit emotionalen Anmutungen, wodurch diese so erlebt werden, als ob sie die Träger der empfundenen affektiven Äußerungen wären. A. kann zu animistischen und magischen Vorstellungen, wie > Geisterbeschwörungen, > Besessenheitserlebnissen, zu Tabubildungen, Angstsyndromen und Verfolgungswahn, aber auch zu > pseudomystischen Erfahrungen und Liebesträumen führen.

Lit.: Freud, Sigmund: Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. GW 11. Frankfurt: Fischer, 51969, S. 447 – 465; Izard, Carroll E.: Die Emotionen des Menschen. Weinheim; Basel: Beltz, 1981.

Affiliation. In der > Freimaurerei Annahme, Übernahme oder Einverbrüderung eines Mitgliedes aus einer Loge in eine andere, wobei die Mitgliedschaft in der Mutterloge entweder aufgegeben werden muss oder unter besonderen Bedingungen beibehalten werden kann.
Im kirchlichen Hochschulrecht ist A. die Anbindung einer Hochschulinstitution an eine Fakultät.

Lit.: Lexikon für Theologie und Kirche. Bd. 1. Freiburg: Herder, 1996; Lennhoff, Eugen et al.: Internationales Freimaurerlexikon. Überarb. u. erw. Neuaufl. d. Ausg. v. 1932. München: Herbig, 2000.

Affinität (lat. affinitas, Verwandtschaft). In der Erkenntnistheorie I. Kants der „objektive Grund aller Assoziation der Erscheinungen“ (KrV A 122). Kant unterscheidet eine transzendentale Affinität, die Verknüpfung aller Erscheinungen nach notwendigen Gesetzen, von einer empirischen A., die deren Folge ist (KrV A 113 f.).
In der Astrologie bezeichnet A. die Nähe oder Verwandtschaft zwischen einem Planeten und einem Tierkreiszeichen, die eine harmonische Situation erzeugt, z. B. Sonne im Zeichen des Löwen. Zudem zeigen die aus den „vier Elementen“ entwickelten Temperamente eine Affinität zur materiellen, organischen, seelischen und geistigen Ebene (Ring, 77).

Lit.: Ring, Thomas: Kräfte und Kräftebeziehungen. Freiburg i. Br.: Hermann Bauer, 21969.

Affirmation (lat. affirmatio). Bejahung, bei Aussagen gleichbedeutend mit Behauptung. A. geht als Sammelbegriff für alle Suggestionsmethoden auf Emile > Coué (1857 – 1926) zurück und wird besonders von den Psychotechniken verwendet, die durch Förderung des positiven Denkens, wie z. B. durch häufige Wiederholung des Satzes: „Alles wird gut“, heilsame und konstruktive Wirkungen hervorzurufen suchen. Nach der Methode > Rebirthing würden sich therapeutische Effekte nur dann einstellen, wenn der Klient aufhöre, über Vergangenes zu klagen. Dies gelinge ihm am besten durch Ersetzen der Negativität durch Affirmationen. Im Gegensatz dazu erfordert A. nach C. G. Jung auch das Einverstandensein mit dem persönlichen > Schatten, also mit jenem Teil der eigenen Person, mit der man wenig zu tun hat oder haben will. Das Verdrängen des Schattens verursache Krankheit, Leid und Unglück vieler Menschen. Hier stoßen die Theorien über Vergangenheitsbewältigung und zukunftsweisende Lebensbejahung aufeinander. Paranormologisch ist das Wohlbefinden des Menschen umso größer, je stärker das psychoenergetische Potential mit positiver Affirmation besetzt ist.

Lit.: Jung, C. G.: Aion: Beiträge zur Symbolik des Selbst. GW 9. Olten; Freiburg i. Br.: Walter, 81992, S. 17 – 31; Holdger, Platta: New Age-Therapien. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1997.

Affodil(l) (lat. asphodelus ssp.). Ein Liliengewächs, das aus dem Mittelmeergebiet stammt und in mehreren Arten verbreitet ist. Nach der griechischen Mythologie wuchs die Pflanze nicht nur in der Oberwelt, sondern auch in den Auen des Hades, auf der Asphodeloswiese, dem Aufenthaltsort der Totengeister (Homer, Odyssee XXIV, 12 – 14). Sie war daher den Göttinnen geweiht, die mit der Unterwelt in Verbindung standen, wie > Hekate, > Demeter und > Persephone (röm. Ceres und Proserpina). Sie war eine typische Grabpflanze, wobei die Blütenkrone zum Schmücken der Götterbilder verwendet wurde.
Zudem fand die Pflanze auch in der Volksmedizin breite Verwendung. Nach > Dioskurides (II, 199) treibe A. den Urin, befördere die Menstruation, heile Husten, Seitenstechen und Gicht (Podagra). Der Genuss der Wurzel mache unempfindlich gegen Liebesgenüsse und Vergiftungen.

Lit.: Dioskurides, Pedanios: De materia medica; Rohde, Erwin: Psyche. Leipzig: Kröner, 1929; Schöpf, Hans: Zauberkräuter. Graz: ADEVA, 1986; Rätsch, Christian: Heilkräuter der Antike in Ägypten, Griechenland und Rom. München: Diederichs, 1995; Dioscorides, Pedanius: Pedanii Dioscuridis Anazarbei De materia medica libri quinque / ed. Max Wellmann. Hildesheim: Weidmann, 1999; Müller-Ebeling, Claudia u. a.: Hexenmedizin. Aarau, CH: AT, 51999.

Afi. Regen- und Gewittergott der Abchasen, die im westlichen Kaukasus leben. Die Frauen nennen ihn „der in der Höhe“, weil sie den Namen nicht aussprechen dürfen.

Lit.: Lurker, Manfred: Lexikon der Götter und Dämonen. Stuttgart: Kröner, 21989.

A. F. L. Allgemeine Freimaurer-Liga > Freimaurer-Liga, Allgemeine.

AFMK. Abk. für „Außergewöhnliche Funktionen des menschlichen Körpers“. Bezeichnung für paranormale Fähigkeiten unter chinesischen Wissenschaftlern.

Lit.: Koestler, Arthur: Die Armut der Psychologie. Bern: Scherz, 1980.

Afra († 304), heilig (Fest: 7. August). Der Name besagt „die Afrikanerin“. Historisch gesichert ist die Enthauptung einer Afra in Augsburg unter Diokletian um 304. Sie soll der Legende nach eine Tochter des Königs von Zypern gewesen sein. Afras Mutter Hilaria soll eine Kapelle errichtet haben, die ab 565 als Wallfahrtsstätte bezeugt ist. An deren Stelle steht heute das 1012 gegründete Benediktinerstift St. Ulrich und Afra. Nach der im 8. Jh. entstandenen Passio wurde A. zum Feuertod verurteilt. 1064, im Jahr der Heiligsprechung Afras, wurde in Augsburg ein Sarkophag mit angekohlten Gebeinen entdeckt, der sich heute in der Bartholomäus-Kapelle von St. Ulrich und Afra befindet. A. ist Patronin der Büßerinnen, der > Armen Seelen, der > Heilkräuter und Helferin bei Feuersnot. Ihr Attribut ist der Fichtenzapfen. Im Freiburger Münster trägt die mit Namen genannte Heilige Salbenbüchse und Palme. In den St. Afraturm in Augsburg gelegte Kräuter sind geschützt vor jeglichem Ungeziefer, was sich Apotheker zunutze machten (Baeßler, 200).

Lit.: Bäßler, Ferdinand: Altchristliche Geschichten und Sagen, gemeinhin Legenden genannt. Eisleben: Klöppel; Leipzig: Schulze, 1864; Brambach, Wilhelm: Hermannus: Die verloren geglaubte Historia de sancta Afra martyre und das Salve Regina des Hermannus Contractus. Karlsruhe: Groos, 1892.

Afrika. „Africa“ bezeichnete zur Römerzeit das Land um Karthago. Hier wohnten die Afri. Der Name wurde schließlich auf den gesamten Kontinent übertragen, dessen rund 30 Mio. km2 ein Fünftel der Landfläche der Erde bilden. Vorgeschichtliche Funde lassen vermuten, dass in Afrika der Ursprung des Menschengeschlechtes lag. Dennoch gab es bis vor kurzem mit Ausnahme von Arabisch und Swahili keine einheimische Schriftsprache, so dass über frühere Ereignisse keinerlei Aufzeichnungen existieren. Von diesen Ereignissen können wir jedoch aus den über Generationen erfolgten Überlieferungen viel-
fältige Informationen gewinnen.
Religion
Heute sind 85% der Afrikaner Christen oder Moslems. Etwa 13% leben nach „einheimischen religiösen“ Vorstellungen. Aus der Überlieferung und aus gegenwärtigen Praktiken geht hervor, dass es unabhängig von Christentum, Islam und anderen Schriftreligionen einen Glauben an ein höheres Wesen gibt, das vom Menschen verehrt wird und dem Opfer dargebracht werden. Zugrunde liegt eine Art von Ganzheitsdenken, das die Bereiche von religiös und profan, von Diesseits und Jenseits im Lebensvollzug nicht voneinander scheidet. Die Welt ist dann in Ordnung, wenn die Lebenskraft stark und lebendig ist. Der Schöpfergott, die dynamische Kraft schlechthin, weist allen Seinswesen ihre Lebenskraft zu, die ihre eigentliche Natur ausmacht. Als Übermittlungskanäle für die diesseitige Hälfte der jeweiligen Gruppe mit Lebenskraft aus dem Jenseits, der Welt der Ahnen, fungieren die Könige oder Häuptlinge bzw. die Sippen- und Clan-Ältesten. Der Tod bedeutet daher nicht Ende, sondern Übergang in einen anderen Seinszustand innerhalb der Gemeinschaft. Der Lauf des Lebens ist somit wie folgt: Abschied vom Alten, Sterben des Alten und Rückkehr, Auferstehen zu einem neuen Menschen. Gut ist daher, was die Lebenskraft unter Wahrung des Lebensranges stärkt, böse, was sie schwächt.
Geister
Diese Lebenskraft ist besonders eng verbunden mit jener der Geister oder Schatten der verstorbenen Könige, Häuptlinge, Medizinmänner und einflussreicher Menschen und Verwandter, die durch die Räume fliehen, bis sie einen neuen Körper finden. Sie können verletzen oder helfen, die Elemente beeinflussen, Kinderkrankheiten hervorrufen, in Träumen erscheinen, sich in der Nacht melden und durch viele unerklärliche Phänomene auf sich aufmerksam machen. Die Geister einfacher Personen haben hingegen weniger Kraft, im Leben wie nach dem Tod. Sie verschwinden, doch muss all diesen Geistern ein fixer Wohnsitz zugewiesen werden, was durch spezielle Zeremonien geschieht: Man ruft den Geist in eine Höhle, in einen heiligen Hain, manchmal in ein lebendes Tier, meist jedoch in eine Figur aus Erde, Holz oder Metall, die man auf dem Schädel des Ahnen platziert oder die Haare, Fingernägel, Augenbrauen bzw. ein Stück Haut von diesem beinhaltet. Es gibt aber auch widerspenstige Geister, die sich nicht so ohne weiteres einweisen lassen. Sie werden mit eigenen Zeremonien bedacht. Die so versorgten Geister werden zu allen möglichen Anlässen des täglichen Lebens mittels Gebeten, Gaben (Perlen, Reis, Mais, Milch, Bier) und Opfer (Menschen- wie Tieropfer) angerufen. Das Opfer muss in der Folge gemeinsam verzehrt werden, um dem Ahnen Genüge zu tun. Diese Genugtuung ist dann am größten, wenn man jene opfern kann, die seinen Tod verursachten. Es ist dies der Ursprung des Kannibalismus, der in manchen Gebieten Afrikas besonders ungute Formen angenommen hat.
Besessenheit
Neben den Ahnen gibt es noch eine Reihe von Geistern unbekannten Ursprungs, die sich auf verschiedene Weise kundtun und entweder gutmütig oder bösartig sein können. Ihre verborgenen Aktivitäten gelten als Ursache von Epidemien, Überflutungen, Feuersbrunst, für alles, wofür es keine Erklärung gibt, insbesondere die > Besessenheit. Zur Befriedung dieser Geister bedarf es eines sog. > Sehers, der nach entsprechenden „Zeremonien“ Name und Art des betreffenden Geistes erkennt und dem Medizinmann mitteilt, an wen er sich zu wenden hat, um das Ende der Versuchung, die Heilung der Krankheit, die Befreiung von der Besessenheit zu erreichen. Hierbei werden auch > Voodoorituale eingesetzt.
Magie
Durch den Einfluss der Ahnen und die Anwesenheit verborgener Geistwesen und Kräfte hat sich die allgemeine Vorstellung gebildet, dass es für jeden Menschen, für jede Familie etwas Heiliges oder Verbotenes gibt, eine Frucht, einen Baum, einen Fisch oder sonst ein Tier, dessen Namen man trägt. Ein > Amulett als Schutz muss entsprechend gestaltet sein, genauso wie die > Fetische für alles und gegen alles.
Mantik
Dieses magische Verständnis von Welt und Mensch führte zur Bildung einer Reihe mantischer Praktiken: > Wahrsagen, > Zweites Gesicht, > Zaubertrank, > Zauberei, > Horoskope und > Weissagung sind ebenso bekannt wie > Wahrsager, > Zauberer und > Hexen. In Allianz mit den verborgenen Kräften können sie Krankheit und Tod, aber auch Hilfe und Heil bringen. Sie werden von Menschen aufgesucht und um Hilfe gebeten, genauso wie dies auch auf anderen Kontinenten der Fall ist.
Medizinmann
In diesem Wirkgeflecht von Ahnen, Geistern und unbekannten Kräften, guten wie bösen, nimmt der > Medizinmann oder > Schamane eine besondere Stellung ein. Er ist eine Person, die von der Gemeinschaft, in der sie lebt, für fähig gehalten wird, Gesundheitsfürsorge zu betreiben durch Anwendung, pflanzlicher, tierischer oder mineralischer Substanzen sowie bestimmter anderer Methoden, die auch die Befriedung der Geister, die Bannung oder Harmonisierung unbekannter Kräfte und die Bereitstellung von wirksamen Amuletten, Fetischen und anderen wirkungsvollen Schutz- und Heilmitteln ermöglichen. Die dafür notwendigen Kenntnisse werden überwiegend innerhalb der Familien weitergegeben und durch besondere Begabungen erworben. Dementsprechend gibt es auch mehr oder weniger spezialisierte Heilertypen: Pflanzenheilkundige, > Knocheneinrichter, > Gesundbeter, > Fetischisten, > Schlangendoktoren und andere Spezialisten.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Vorstellungswelt der Afrikaner gewaltig verändert, so dass sich die angeführten Einstellungen und magischen Praktiken zunehmend auflösen.

Lit.: Bozzano, Ernesto: Übersinnliche Erscheinungen bei Naturvölkern. Bern: A. Francke AG, 1948; Mair, Lucy P.: Magie im Schwarzen Erdteil. München: Kindler, 1969; Bonin, Werner F.: Die Götter Schwarzafrikas. Graz: Verlag für Sammler, 1979; Bonin, Werner F.: Naturvölker und ihre übersinnlichen Fähigkeiten: von Schamanen, Medizinmännern, Hexen und Heilern. München: Goldmann, 1986; Wagner, Johanna: Anleitung zu afrikanischen Orakeltechniken. Berlin: Zerling, 1991; Pfleiderer, Beatrix: Ritual und Heilung: eine Einführung in die Ethnomedizin. 2., vollst. überarb. u. erw. Neuaufl. Berlin: Dietrich Reimer, 1995.

Afrit, auch Ifrit oder Dschinn (arab.), ist der Geist eines Menschen, der ermordet wurde und zurückkehrt, um sich am Mörder zu rächen. Nach alter Überlieferung erscheint der A. immer an der Stelle, wo das Blut der getöteten Person auf den Boden tropfte, und materialisiert sich gleichsam wie Rauch aus dem Feuer. Das Verhalten dieser Geister kann großen Schreck auslösen. Die einzige Möglichkeit, ihr Auftreten zu verhindern, besteht darin, einen neuen Nagel an der Stelle in den Boden zu schlagen, wo das Verbrechen verübt wurde. Diese Tradition des Festnagelns des Geistes erinnert an Methoden, die in der europäischen Folklore im Umgang mit Vampiren empfohlen werden.

Lit.: Haining, Peter: Das große Gespensterlexikon: Geister, Medien und Autoren / Christiane Oehlmann; Marianne Schulz-Rubach [Uebers.]. Lizenzausg. f. Gondrom Vlg. GmbH, Bindlach, 1996; Düsseldorf: Econ Verlag GmbH, 1983.

Afro-brasilianische Kulte. Religiöse afrikanische Traditionen in verschiedenen Ländern, vor allem Brasilien, die stark mit Elementen des Volkskatholizismus der Kolonialzeit vermischt sind. Den geschichtlichen Ausgang bildeten die Bruderschaften der Katholischen Kirche der Kolonialzeit, die es den Negersklaven gestatteten, ihre Kulte zu praktizieren und afrikanische Gottheiten unter dem Namen katholischer Heiliger zu verehren. Die bekanntesten Formen sind der > Voodoo, der > Candomblé und die > Macumba in ihren verschiedenen Ausprägungen. So nahmen besonders seit 1945 viele Macumba-Kulte spiritistische Elemente auf, die dann als > Umbanda bekannt und äußerst populär wurden.

Lit.: CELAM (Dp. De Misiones): Los grupos afroamericanos: fuentes documentales y bibliograficas. Bogotá, 1985.

Aftermystik. Vortäuschung mystischer Erlebnisse oder Nachahmung mystischer Verhaltensformen in Ermangelung echter mystischer Erfahrung.