Begriffe Ad

Adad (in Syrien Hadad). Babylonischer Sturm-, Wetter- und Regengott, der als „Herr des Überflusses“ Fruchtbarkeit bringt. Hält er aber den Regen zurück, treten Dürre und Hungersnot auf. A. galt als Sohn des Himmelsgottes > An. Sein Symboltier war der Stier und sein Symbolzeichen das Blitzbündel, da er auch als Gott der > Aeromantie verehrt wurde.

Lit.: Schobies, H.: Der akkadische Wettergott (Mitteilungen der Altorientalischen Gesellschaft 1, 3 / 1925; Andrae, Walter: Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Assur. 1. Der Anu-Adad-Tempel in Assur. Osnabrück: Zeller, 1984; Grätz, Sebastian: Der strafende Wettergott. Bodenheim: Philo, 1998.

Adalbert (slaw. Voitech), hl., Bischof, geb. 956, stammte aus dem Geschlecht der Slavnikiden, wurde 983 zweiter Bischof von Prag und legte wegen erheblicher Spannungen zwischen Slavnikiden und Premysliden das Bischofsamt in die Hände Johannes XV. 989 trat er in das römische Benediktinerkloster St. Bonifatius und Alexius ein. Kehrte dann 992 wieder auf den Bischofssitz in Prag zurück, den er jedoch 994 erneut verlassen musste. Nach kurzer Missionstätigkeit in Ungarn und einem Aufenthalt in Rom erlitt er bei der Missionierung der Preußen am 23. April 997 den Märtyrertod und wurde in Gnesen beerdigt. 999 wurde A. von Silvester II. heiliggesprochen (Fest: 23. April), zumal seine Verehrung in den östlichen Ländern besonders groß war. In Böhmen schreibt man seiner Fürbitte in mehreren Quellen eine besondere Heilkraft zu. In Polen glaubt man, dass die Frösche nach A(da)lberti so viele Tage verstummen, als sie vorher gequakt hatten. Nach der Legende hätte Adalbert den Fröschen die Mäuler gestopft, als sie ihn beim Gebet störten. Zudem sei er einer Schlange auf den Kopf getreten, wobei auch alle anderen Schlangen im Umkreis ihre Köpfe verloren, weshalb man das Verschwinden der Schlangen aus der Gegend von Wielun dem hl. Adalbert zuschrieb (Kühnau, 298).

Lit.: Voigt, Heinrich Gisbert: Adalbert von Prag. Berlin, 1898; Kühnau, Richard: Schlesische Sagen III. Leipzig: Teubner, 1913; Theologische Realenzyklopädie. Bd. I. Berlin: Walter de Gruyter, 1977, S. 410 - 414.

Adam, der biblische Urvater (Gen 1, 26 – 29; 2, 7 – 3, 24), wird in der Sage als Zwitter oder zweigeschlechtiges Urwesen (Helm, 330), als aus vier Elementen gebildet oder aus sieben bzw. acht Teilen geschaffen gedacht (Golter, 517). Diese Vorstellungen haben ihre Wurzeln im Orient. Nach den Sagen der Perser, Türken, Araber usw. nahm Gott den Staub, aus dem er ihn bildete, aus der ganzen Welt, und es entstand ein Mannweib, bis Gott die Geschlechter teilte. Seine Größe war unermesslich, das Haupt reichte bis zum Himmel, und wenn er sich niederlegte, reichte er von einem Ende bis zum anderen Ende der Welt. Vor seiner Größe und Macht beugten sich die Engel. Er war aber doch nur ein Geschöpf, denn als er eingeschlafen war, zerstückelte Gott seine Glieder und befahl ihm beim Erwachen, dieselben auf der ganzen Erde zu zerstreuen, damit sie von ihm befruchtet werde. So blieb ihm nur mehr die Weisheit. Daraufhin bildete Gott eine Frau aus Erde, > Lilith. Da sie aus demselben Stoff gemacht wurde, wollte sie ihm nicht untertan sein, sprach die Formel Schem Hammeforasch („Name des Gesegneten“), den Namen Gottes, und entfloh durch diesen Zauber in die Luft. Dann bildete ihm Gott aus einer Rippe eine Frau, die Eva. Diese ließ sich von der Schlange verführen und aß von dem verbotenen Baum, womit sie sich dem Tode weihte. Um nicht allein zu sterben, verführte sie auch Adam zur gleichen Handlung. Beide wurden aus dem Paradies auf die unterste der sieben Erden vertrieben. Adam verlor das Buch der Weisheit und kam auf die zweite Erde Adamah, wo er – getrennt von Eva – 130 Jahre mit Lilith lebte und wider seinen Willen Riesen und böse Geister erzeugte, was auch Eva widerfuhr. Nach dieser Zeit gebar Eva von Adam Kain, Abel und Seth. Dann durfte er aus der Verdammnis zur siebten Erde emporsteigen, auf der wir leben. Trotzdem war er untröstlich über den Verlust seines Buches und wollte sich im Fluss Gihon ertränken, doch das Wasser machte nur seinen Leib unscheinbar. Gott hatte Erbarmen und ließ ihn das Buch wiederfinden, das sich auf seine Nachkommen vererbte und bis zu Abraham gelangte. Darin waren alle Geheimnisse der > Kabbala und alles, was der Mensch weiß, enthalten. Das Buch ging verloren. Indes behaupten die Inder, es in den Büchern zu besitzen, das > Brahman den Menschen von Himmel brachte.

Sehr ähnlich ist dieser Beschreibung die Vorstellung von Adam im > Islam. Nach der Verführung durch die Schlange und der Vertreibung aus dem Paradies erfasste Adam Reue und er flehte um Gnade. Der Herr ließ ihn nach der Stelle des späteren Mekka bringen. Nach 200-jähriger Prüfung wurde Adam schließlich auf das Gebirge Arafat gebracht, wo er Eva wiederfand. 900 Jahre lebte er, dann wurde er in Mekka begraben, der Berg Aburais ist sein Grabhügel, oder: Noah nahm ihn mit in die Arche und begrub ihn am Ort des späteren Jerusalem – daher die Heiligkeit dieser beiden Orte für die Moslems (Vollmer, 284).
Nach Ansicht der Gnostiker verlor Adam seine himmlische Natur, weil er sich in sein Bild im Spiegel verliebte (Seligmann, 284). Ihm wurde auch eine tiefere Kenntnis der geheimen Naturkräfte, der Sympathien und Antipathien, des Sternenlaufs, also der natürlichen > Magie zugeschrieben (Soldan, 294). So sind nach dem Volksglauben Adam und Eva im > Mond zu sehen (Ur-Quell 4, 121).

Lit.: Am Ur-Quell. Monatsschrift für Volkskunde 4 (1893); Golther, Wolfgang: Handbuch der germanischen Mythologie. Leipzig: Hirzel, 1895; Helm, Karl: Altgermanische Religionsgeschichte. Bd. 1. Heidelberg: Winter, 1913; Seligmann, S.: Die Zauberkraft des Auges und das Berufen. Hamburg, 1922; Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Holzminden: Reprint-Verl. Leipzig, 1994; Theologische Realenzyklopädie. Bd. I. Berlin: Walter de Gruyter, 1977, S. 414 - 437; Soldan, Wilhelm G.: Geschichte der Hexenprozesse. Köln: Parkland-Verl., 1999.

Adam Kadmon (hebr. Urmensch). A. K. ist in der ältesten jüdischen Mystik die Bezeichnung der Gottheit, in der späteren > Kabbala die erste Emanation Gottes, der himmlisch astrale Urmensch, die erste Kronkretisierung des > En-Soph, der erste Adam, der Mensch im Menschen, der Archetypus des Menschen. Da die Kabbala in vielerlei Hinsicht zur mythologischen Auffassung der Gottheit regredierte, brauchte sie verschiedene Urbilder, um gewisse Aspekte der Gottheit auszudrücken. Das Bild des Urmenschen diente dabei der Veranschaulichung, da die mystische Gottheit der Kabbalisten, En-Soph (das Unbegrenzte), sonst zu abstrakt gewesen wäre. Der wirkliche Mensch (Mikrokosmos) findet somit sein Urbild im lebendigen Gott als dem Makroanthropos.

Besondere Bedeutung erlangte die Konzeption des A. K. bei den Kabbalisten von Safed im 16. Jh. (> Luria, Rabbi Yitzak).
Philosophiegeschichtlich finden sich Anklänge an die Konzeption des A. K. bei > Philo von Alexandrien (Identifikation von Sophia und Logos), in der alexandrinisch beeinflussten > Gnosis und im > Manichäismus wie auch in der idealistischen und romantischen deutschen und französischen Philosophie des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jhs., insbesondere bei Jakob > Böhme und Friedrich Christoph > Oetinger.

Lit.: Ritter, Joachim (Hg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 1. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1971, S. 79 – 80; Scholem, Gershom: Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2000.

Adam kasia („der verborgene Adam“), auch Adam Qadmaia, „der erste Adam“, genannt. Gottähnliche Gestalt, die Mikro- und Makrokosmos in sich verbindet. A. k. gilt als Seele des leiblichen Adam und zugleich als Seele jedes Menschen. Er ist Erlöser und wird doch selbst erlöst. Ähnliche Vorstellungen finden sich in der Konzeption von > Adam Kadmon in der jüdischen Mystik und in der > Kabbala.

Lit.: Lurker, Manfred: Lexikon der Götter und Dämonen. Stuttgart: Kröner, 21989.

Adam und Eva. Das Stammelternpaar im biblischen Schöpfungsbericht (Gen 1, 27) ist zum Symbol des Urpaares geworden. Dieser Vorstellung gehen Urzeitsagen von verschiedenen Versuchen, den Göttern genehme Wesen zu schaffen, voraus. Die Erschaffung aus Erde und Lehm erinnert an den altägyptischen Mythos, demzufolge der widderköpfige Gott > Chnum alle Geschöpfe auf einer Töpferscheibe modelliert.
Auch das Motiv, dass in der ersten Zeit der Menschheit diese durch einen Frevel die Unsterblichkeit verlor, ist weit verbreitet. Im biblischen Bericht besteht der Frevel in der Vermessenheit der Stammeltern aufgrund der Versuchung durch die Schlange, die verbotene Frucht (Apfel) vom > Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen, was zum Verlust der Unsterblichkeit, zur Vertreibung aus dem Paradies (Gen 3, 1 – 24) führte und die ganze Menschheit mit hineinzog. So werden A. u. E. auch stellvertretend für alle Menschen, die durch Christus die Erlösung finden, zu beiden Seiten des Kreuzes Christi dargestellt.

Lit.: Esche, Sigrid: Adam und Eva: Sündenfall und Erlösung. Düsseldorf: Schwann, 1957; Theologische Realenzyklopädie. Bd. I. Berlin: Walter de Gruyter, 1977, S. 414 – 437.

Adam(m)as. Parentale Gottheit bei den Naasenern, einer gnostischen Richtung in Phrygien, die als Elternpaar der Äonen „Vater und Mutter“ in sich vereint.

Lit.: Lurker, Manfred: Lexikon der Götter und Dämonen. Stuttgart: Kröner, 21989.

Adam, Buch der Buße. Auf das Interesse v. Christen und Juden am ersten Menschen geht eine Reihe von Schriften zurück, die man zusammenfassend als apokryphe Adambücher bezeichnet. In zwei griechischen Handschriften und in der armenischen und slawischen Übersetzung der Vita Adae et Evae (das Original dürfte im 1. Jh. v. oder n. Chr. entstanden sein) ist eine kleinere Schrift, Die Buße Adams, enthalten, die sich mit der kabbalistischen Tradition befasst. Sie erzählt, dass Adams Erbe auf seinen dritten Sohn, > Seth, überging, der bis zum Tor des irdischen Paradieses vordringen konnte, ohne das ihn der
Wächterengel mit dem Feuerschwert bedrohte, was einer > Initiation in die okkulte Wissenschaft gleichkam. Seth sah den > Baum des Lebens und der Erkenntnis, die so ineinander verwoben waren, dass sie einen einzigen Baum bildeten. Von diesem Baum gab der Engel Seth drei Samenkörner, damit er sie seinem Vater Adam bei dessen Tod in den Mund lege. Dieser Pflanzung entwuchs der brennende Dornbusch, aus dem Gott zu Moses sprach. David verpflanzte ihn auf den Berg Zion, wo er in drei Bäume verzweigte. Aus einem Abkömmling dieses Baumes sei schließlich das Kreuz Christi geformt worden, was auch in der Vorstellung zum Ausdruck kam, dass das Kreuz Christi vom > Baum der Erkenntnis stammte, die im Mittelalter sehr verbreitet war. In dieser Legende werden zudem Hinweise auf die Erzählung vom heiligen > Gral ausgemacht: Der Mensch wird durch das Holz erlöst, durch das Adam, der erste Mensch, gesündigt hat.

Lit.: Pauphilet, Albert: Etudes sur la Queste del Saint Graal, attribuée à Gautier Map. Paris, 1921; Die Pseudoepigraphen des Alten Testaments. Hildesheim: Olms, 1992.

Adam, Isobel > Pittenweem, Hexen von.

Adamantius. Jüdischer Arzt, der zur Zeit Kaiser Konstantins (306 – 337) in Konstantinopel zum christlichen Glauben übertrat und dem Kaiser das zweibändige Werk über Physiognomie, oder Die Kunst der Beurteilung der Menschen nach deren Aussehen widmete. Das Werk ist voller phantastischer Vorstellungen und wurde 1780 in den Scriptores Physiognomoniae Veteres herausgegeben.

Lit.: Adamantius: Scriptores Physiognomoniae Veteres. Enth. Adamantii Sophistae physiognomonicon: graece et latine, 1780; Albertus Magnus: Albertus des Großen Kunst, die Menschen kennen zu lernen. … Mit physiognomischen Bemerkungen von Adamantius … u. a. Reuttlingen: Mäck, [ca. 1800].

Adamapokalypse. Eine im > Nag Hammadi (N.H. V, 64, 1 – 85, 32) enthaltene gnostische Schrift, die als apokryphe Adamapokalypse bezeichnet wird und am Ende des 1. bzw. zu Beginn 2. Jhs. entstanden ist. In ihr erzählt Adam von der Herrlichkeit, die er und Eva anfangs besaßen. Sie standen höher als der > Demiurg, der Archont der Äonen, der jedoch aus Neid die Trennung von Adam und Eva in zwei Äonen bewirkte, wobei deren Gnosis und Herrlichkeit verloren gingen. Zudem unterwarf er sie der Macht des Todes. Adams Sohn > Seth hingegen wurde zum Ahnherrn eines neuen Menschengeschlechts erhoben, das durch Entrückung vor der Sintflut bewahrt blieb. Später kehrten die Seth-Menschen zur Erde zurück und bewohnten dort eine von der > Gnosis beherrschte Stätte.

Lit.: Barns, J. W. B et. al. (Hg.): Nag Hammadi codices. Leiden: Brill, 1981.

Adamenko, Viktor G., russischer Biophysiker, der sich zunächst mit > Akupunktur und > Kirlianfotografie befasste. Dabei entwickelte er zur Auffindung der Akupunkturstellen das Tobiskop. Auf dem Gebiet der > Parapsychologie befasste sich Adamenko vor allem mit dem Phänomen der > Psychokinese. Er hielt darüber Vorträge und gab wissenschaftliche Publikationen heraus. Als dann nach 1970 die Parapsychologie von der Regierung unterdrückt wurde, verlor Adamenko seine Position. Er verließ daraufhin die damalige Sowjetunion und wurde Direktor des parapsychologischen Laboratoriums der Kreta-Universität in Griechenland. 1988 ging er in die USA, wo er als Gastforscher an der „Foundation for Research on the Nature of Man“ in Durham arbeitete, um schließlich wieder nach Griechenland zurückzukehren.

Lit.: Adamenko, Viktor G.: Electrodynamics of Living Systems. In: Journal of Paraphysics (1970) 4, 113 – 120.

Adamiten, Adamianer. Epiphanios (Haer. 32 bzw. 52), Augustinus (Haer. 52) und Johannes von Damaskus (De haer. 52) erwähnen die Adamiten, die nackt zu ihren Kulten zusammenkamen. Die Anhänger dieser Sekte waren der Meinung, dass ihre Kirche ein Paradies sei und sie daher wie Adam und Eva paradiesische Unschuld und Vollkommenheit zu leben hätten. Da Adam erst nach der Vertreibung aus dem Paradies mit einer Frau zusammenlebte, lehnten sie die Ehe ab. Als Gründer der Sekte wird von Epiphanios ein Mann namens Adam genannt, während Augustinus den Namen der Sekte auf den biblischen Adam zurückführt. Theodoret (Haeret. Fab. 1, 6) setzt sie der von Klemens v. Alexandrien genannten gnostischen Sekte der > Karpokratianer gleich. Seit dem 13. Jh. wird der Name A. verunglimpfend auf die > Katharer, gewisse Gruppen der > Waldenser (> Luziferianer), auf die niederrheinischen > Brüder des freien Geistes, die enthusiastischen > Hussiten (> Nikolaiten) und die niederländischen Wiedertäufer (> Täufer) angewendet. Die Vorwürfe der Nacktheit und insbesondere der nächtlichen Orgien sind dabei immer zweifelhaft. Jedenfalls gab es keine kontinuierliche Sekte der A.

Lit.: Heckenbach, Josephus: De nuditate sacra sacrisque vinculis. Gießen: Töpelmann, 1911; Büttner, Theodora; Werner, Ernst: Circumcellionen und Adamiten. Berlin: Akad.-Verl, 1959.

Adamitische Zustände. Psychische Erlebnisse, die sich auf die „paradiesischen Zustände“ beziehen, deren es sehr viele gibt, die jedoch nicht verraten werden können. Der gewöhnliche adamitische Zustand ist das Gefühl der Nacktheit.

Lit.: Karl Weinfurter: Mystische Fibel. Sersheim /Wttbg.: Osiris Verlag, 1954.

Adams, Evangeline Smith (ca. 1870 – 1932), geb. in Jersey City, New Jersey, als Tochter von George und Harriette E. (Smith) Adams; Ausbildung in Andover, Massachusetts, und Chicago, Illinois; frühzeitige Verbindung mit Dr. J. Herbert Smith, damals Professor für Medizin an der Universität Boston, der sich besonders für Astrologie interessierte. Angesichts des Horoskops von Adams glaubte er, in Abschätzung ihrer Fähigkeiten, in Miss Adams die ideale Persönlichkeit zu erkennen, um die > Astrologie zu einer anerkannten Wissenschaft zu lancieren. Er lehrte sie alles, was er wusste, und sie ergänzte dies durch das Studium von > Vedanta bei Swami > Vivekananda. Jahre später eröffnete sie eine astrologische Beratungsstelle in New York. Die Voraussage eines unmittelbar bevorstehenden schweren Unglücks betreffend das Windsor Hotel in der Fifth Avenue, New York, der keine Beachtung geschenkt wurde, die sich aber erfüllte, machte Miss Adams national bekannt. 1914 wurde sie wegen „Wahrsagerei“ angezeigt, focht diese Beschuldigung jedoch vor Gericht an. Sie demonstrierte ihre Arbeitsweise und traf eine genaue Voraussage in Bezug auf den Sohn des Richters. Der Richter John H. Freschi sprach sie schließlich frei mit der Feststellung: „Die Angeklagte hat die Astrologie zur Würde einer exakten Wissenschaft erhoben.“
Adams verfasste mehrere Bücher und Broschüren zur Astrologie und wurde von Persönlichkeiten wie dem Sänger Caruso oder Edward VII. von England aufgesucht. Von 1930 an sprach sie dreimal wöchentlich im Rundfunk. 1931 sagte sie voraus, dass die USA 1942 in den Krieg eintreten würden. 1932 prophezeite sie ihren Tod, der exakt eintraf. Sie war die führende Astrologin ihrer Zeit in den USA. Von ihren Büchern seien genannt: The Bowl of Heaven (1926); Astrology, Your Place in the Sun (1928); Astrology, Your Place Among the Stars [mit einigen hundert Horoskopen berühmter Leute] (1930); Astrology for Everyone; What it is and How it Works (1931).

Lit.: Adams, Evangeline: The Bowl of Heaven. New York: Dodd, Mead, 1970; Shepard, Leslie (Hg.): Encyclopedia of Occultism & Parapsychology. 1. Bd. Detroit, Michigan: Gale Research Company; Book Tower, 21984.

Adamsbaum. Ein baumartiges Wolkengebilde, das als Wetterbaum gedeutet wird. Blüht er nach Mittag, bleibt das Wetter schön, blüht er nach Mitternacht, so kommt Regen. Die Deutungen sind allerdings nach Gegenden verschieden. So sagt man an anderen Orten: Der Adamsbaum blüht, es wird regnen (Meyer, 130). Manche sehen im Adamsbaum auch eine Art Vorläufer des Maibaums (Birlinger 2, 50 f.).

Lit.: Meyer, Elard H.: Mythologie der Germanen. Straßburg: Trübner, 1903; Birlinger, Anton (Hg.). Volksthümliches aus Schwaben. 2 Bände in einem Band. Nachdr. d. Ausg. Freiburg i. Br., 1861 – 1862. Hildesheim u. a.: Olms, 1974.

Adamski, George (1891 – 1965). Der gebürtige Pole, der als Würstchenhändler am Mount Palomar (USA) arbeitete, erklärte, dass ihn die Bewohner der Venus besucht hätten. Sein Bericht fand zunächst keinen Verleger. Als dann das Gerücht kursierte, A. sei am 20. November 1952 in der kalifornischen Wüste mit einem Mann aus dem Weltraum zusammengetroffen, wurde sein Manuskript 1953 zusammen mit der beim Verlag T. Werner Laurie in London liegenden Arbeit von Desmond Leslie unter dem Titel Flying Saucers Have Landed herausgegeben. Das Buch, das mit dem Bericht einer UFO-Landung von 1920 beginnt, rief weltweite Reaktionen über fliegende Untertassen hervor. Nach Desmond Leslie waren in George Adamski alle Tugenden, aber auch alle Mängel unseres Planeten vereinigt (Barker, 14). So lösten auch seine weiteren Veröffentlichungen (Inside the Space Ships, 1955; Flying Saucers Farewell, 1961) sowie seine zahlreichen Vorträge in Amerika und Europa entweder uneingeschränkte Annahme oder völlige Ablehnung aus. Am holländischen Königshof spielte A. sogar die Rolle einer Art > Rasputin. Er starb am 23. April 1965 in Silver Springs, Maryland, USA, als Pionier der UFO-Bewegung.

Lit.: Adamski, George: Flying Saucers Have Landed. London: T. Werner Laurie Ltd., 1953; Leslie, Desmond; dt.: Fliegende Untertassen sind gelandet. Stuttgart: Europa-Verlag, 1954; Barker, Gray: Das Buch über Adamski. Wiesbaden-Schierstein: Ventla-Verlag, 1967.

Adamson, Henry. Er schrieb 1638 in einem in Edinburgh erschienenen Gedicht mit dem Titel The Muses Threnodie:

“… For we be Brethren of the Rosie Cross,
We have the Mason’s Word and second sight … ”.

Deutsch:

„ … Wir sind die Brüder vom Rosenkreuz,
Wir haben des Maurers Wort und das zweite Gesicht… “.

In diesem Rosenkreuzergedicht liegt der erste gedruckte Hinweis auf ein besonderes > Wort der Freimaurer vor.

Lit.: Lennhoff, Eugen; Posner, Oskar; Binder, Dieter A.:Internationales Freimaurerlexikon. Überarb. u. erw. Neuaufl. d. Ausg. v. 1932. München: Herbig, 2000.

Adapa > Abgal.

Adaptationssyndrom. Ferdinand Hoff und später ergänzend der ungarische Physiologe Hans Selye fassen mit dem 1936 beschriebenen „Adaptationssyndrom“ den Komplex von Anpassungsreaktionen des Organismus zusammen, die nun unter der Bezeichnung „allgemeines Adaptationssyndrom“ (AAS) in drei Phasen aufgegliedert werden: 1) Initialschock mit verringerter Widerstandskraft und Alarmreaktion mit entgegenwirkenden Abwehrmechanismen; 2) Widerstand mit optimaler Anpassung und Normalisierung der Reaktionen; gelingt diese Anpassung nicht, kann es 3) zu Erschöpfung mit Zusammenbruch der Adaptation bzw. des Widerstandes und zu Krankheitssymptomen kommen. Die Ursachen solcher Reaktionen sind vielfältig und werden vor allem mit der Bezeichnung „Stress“ in Verbindung gebracht, worunter laut Selye Dauerbelastungen jeder Art, wie Kälte, Hitze, Übermüdung, Infektionen, somatische und psychische Traumata fallen; dazu zählen auch paranormologische Phänomene und Reaktionen.

Lit.: Hoff, Ferdinand: Unspezifische Therapie und natürliche Abwehrvorgänge. Stuttgart: Hippokrates, 1930; Selye, Hans: Einführung in die Lehre vom Adaptationssyndrom. Stuttgart: Thieme, 1953.

Adare, Lord Windham Th. W. (1841 – 1926). A. kam 1867 mit D. D. > Home in Verbindung, woraus eine ungetrübte Freundschaft entstand. 1869 gab er auf Wunsch seines Vaters, des Earl of Dunraven, privat unter dem Titel Experiences in Spiritualism with D. D. Home die Aufzeichnungen seiner Beobachtungen mit Home heraus und stimmte schließlich einer 2. Auflage durch die S.P.R. 1925 zu. Die aufgezeichneten Phänomene decken ein reiches Feld ab. Es fehlen jedoch Berichte über Apporte und Materialisationen, vielleicht deshalb, weil Home deren Möglichkeit ablehnte.
Das Buch ist keine wissenschaftliche Arbeit, sondern es handelt sich vielmehr um Briefe, die Adare jeweils nach den Sitzungen mit Home im Zeitraum von zwei Jahren seinem Vater schrieb. Dies verleiht ihnen besonderen Dokumentationswert, zumal Adare sich dann in Ermangelung weiterer Fortschritte von der parapsychologischen Forschung zurückzog.

Lit.: Dunraven, Earl of: Experiences in Spiritualism with. D. D. Home. Glasgow: R. Maclehose & Co., 1924.

Addanc (auch adanc, addane, afanc, avanc, abhac, abac), nach der walisischen Mythologie ein > Seeungeheuer, das auch im keltischen und britischen Brauchtum vorkommt. Die genaue Beschreibung variiert; zuweilen wird es als einem Krokodil, einem Bieber oder Zwerg ähnlich beschrieben, manchmal auch mit einem > Dämon gleichgesetzt. Auch der See, in dem es angeblich lebt, wird unterschiedlich lokalisiert.
Wie viele Seeungeheuer soll auch A. Jagd auf jene machen, die es wagen, in seinem See zu baden. Wenn es den See verlässt, verliert es seine Macht und kann getötet werden.

Lit.: Cooper, Susan: The Dark is Rising; illustrations by Alan E. Cober London: Chatto and Windus, 1973.

Addey, John (1920 – 1982), Theosoph und Astrologe. Geb. am 15.6.1920 in Barnsley, Yorkshire, England, studierte er am Saint John’s College in Cambridge, begann sich für Astrologie zu interessieren und trat nach dem Zweiten Weltkrieg der astrologischen Loge der Theosophischen Gesellschaft bei. 1951 erlangte er an der von C. E. O. Carter 1948 gegründeten Fakultät für Astrologische Studien das Diplom in Astrologie. 1958 gründete A. die Britische Astrologische Gesellschaft und entwickelte eine Theorie der Harmonik für die Astrologie. 1970 gründete er den Urania Trust, um die Astrologie in die Astronomie zu integrieren, was jedoch ohne Erfolg blieb. Eine Zeitlang war A. auch Herausgeber des Astrological Journal.

W.: Harmonic Anthology. Tempe, Ariz.: American Federation of Astrologers, 1976; Harmonics in Astrology. Romford: L. N. Fowler, 1976.

Addigitation (lat., „Fingerbewegung“). Von Aubin Gauthier, dem Sekretär auf Lebenszeit der „Société du Magnétisme“ in Paris, eingeführter Begriff zur Bezeichnung einer Magnetisierungsmethode durch Fingerbewegung im Nabel zur Heilung von der Roten Ruhr. Gauthier wurde dabei von dem italienischen Botaniker Prospero Alpino (1553 – 1616) inspiriert, der 1580 Ägypten bereiste und das Werk De Medicina Aegyptiorum über die Heilkunst der Ägypter verfasste. Darin berichtet Alpino, dass die Ägypter bei der Behandlung der Roten Ruhr, nach zarter Reibung mit der ganzen Hand, den Finger in den Nabel setzten und ihn dann mehrere Male drehten. Er selbst habe gesehen, wie Ruhrkranke dadurch geheilt wurden.

Lit.: Alpino, Prospero: Prosperi Alpini Medicina Aegyptiorum. Lugduni Batavorum: Boutestein, 1719; Gauthier, Aubin: Magnetisme Catholique. Paris, 1844.

Additor. Modifizierte Form des > Oui-ja-Board. Das Brett ist wie üblich mit einem Alphabet versehen. Auf dem Brett befindet sich jedoch zusätzlich ein kleiner, runder, kästchenartiger Aufsatz mit einem Zeiger, der durch Berührung mit den Fingern eines oder mehrerer Teilnehmer über das Brett gleitet. Dieses Kästchen ist als ein Miniaturkabinett gedacht, das bei der Bewegung unter den Fingern über das glatte Brett mit dem aufgedruckten Alphabet psychische Kraft speichern soll. Additor, Oui-ja-Board und > Planchette werden auch als > Autoskop bezeichnet, da sie das Hervorbringen von Botschaften unbekannter intelligenter Quellen erleichtern, die zuweilen vom Unbewussten und dann von Verstorbenen zu kommen scheinen.

Lit.: Predire il futuro. Mailand: Fabbri, 1984.

Adebar > Storch.

Adelgunde (um 624 / 639 – 684 / 712), hl. (Fest: 30. Jan.). 1. Äbtissin von Maubeuge an der Sambre, Nordfrankr., wo sie in der Adelgundkirche begraben ist. Ihre älteste Biografie (Ende 8. / 1. Hälfte 9. Jh.) überliefert zahlreiche Visionen und paranormale Ereignisse. Weitere Nachrichten über Wunder und gesteigerte Verehrung knüpfen sich an die Öffnung des Grabes von 1161 und 1439, da von ihrem Leichnam ein überaus angenehmer Geruch ausging. A. ist Schutzpatronin gegen Krebs, Augenleiden und Kinderkrankheiten.

Lit.: Dierkens, Alain: Abbayes et chapitres entre Sambre et Meuse (VIIe – Xie siècles). Sigmaringen: Thorbecke, 1985, S. 97 f., 291, 294.

Adelheid Langmann (ca. 1312 – 1 375), Witwe, Dominikanerin, Mystikerin. Aus ratsfähigem Nürnberger Geschlecht wurde A. mit 13 Jahren verheiratet und war 14-jährig bereits Witwe. Eine Wiederverheiratung lehnte sie ab und trat mit etwa 15 Jahren in das Dominikanerinnenkloster Engeltal ein, wo sie ein von Krankheit, Askese und mystischen Erlebnissen geprägtes Leben führte. Ihre charismatischen Erfahrungen, die wohl durch das Beispiel ihrer Verwandten, Christine Ebner, die ebenfalls dort Nonne war, angeregt wurden, bilden die Grundlage eines aus Selbstaufzeichnungen bzw. Diktaten aus den Jahren 1340 – 1347 und anderem Material über sie zusammengestellten Textes. Diese zu einem mittelhochdeutschen „Gnaden-Leben“ zusammengefügte Schrift entstand auf Weisung eines „Lesemeisters“ des Ordens und enthält, dem Kirchenjahr folgend, die an Adelheid gerichteten Tröstungen und oft allegorischen Belehrungen Christi. Ihre erste Vision erlebte A. bei der Profess. Sie berichtet besonders von Christkind-, Marien- und Heiligenerscheinungen und beschäftigt sich oft mit dem Fegefeuer und den Armen Seelen. Sie versteht sich als Braut Christi und erlebt geradezu romantisch anmutende Liebesbezeugungen mit stark persönlichen Zügen, die wohl mehr für persönliche Wunschvorstellungen als für mystisches Eingebundensein sprechen.

Lit.: Langmann, Adelheid: Die Offenbarungen der Adelheid Langmann, Klosterfrau zu Engelthal / Hg. von Philipp Strauch. Strassburg; London [usw.]: Trübner, 1878; Ebner, Margareta: Die Offenbarungen der Margaretha Ebner und der Adelheid Langmann /in das Neuhochdeutsche übertr. v. Josef Prestel. Weimar: Böhlau, 1939; Gieraths, Gundolf Maria: Reichtum des Lebens: die dt. Dominikanermystik d. 14. Jhs. Düsseldorf: Albertus-Magnus-Verl., 1956.

Adelheid von Adelhausen. Die Chronik des ehemaligen Dominikanerinnenklosters Adelhausen in Freiburg, verfasst von der Priorin Anna v. Munzingen (um 1318), berichtet von einer > Levitation der Schwester Adelheid, die wissen wollte, was die Jünger bei der Herabkunft des Hl. Geistes beim Pfingstfest empfanden: „Daher, als sie einst an einem Pfingsttage vor dem Frohnaltare ihr Gebet und ihre Begierde vor Gott ausgegossen, kam ein sonnenklarer Strahl über sie, und sie wurde mit solcher göttlichen Süße und innerlichen Erleuchtung vom hl. Geiste erfüllt, daß ihr Leib es nicht ertragen mochte. Denn vom Orte ihres Gebetes fuhr sie auf, und, schwebend in der Luft, wurde sie um den Altar herum gewirbelt, und dann vor ihm niedergelassen; worauf ihr das Blut zum Munde und zur Nase herausstürzte.“ Dies sah Schwester Lucia, die nach eindringlichen Fragen, die Schwester wollte nämlich darüber nicht sprechen, folgende Antwort erhielt: „Liebe Schwester! in dem Augenblicke, wo der Strahl göttlichen Geistes über mich arme Sünderin gekommen, ist mein Herz mit göttlichem Trost und Gnadenschein dermassen erfüllt worden: dass, wofern das Blut nicht von mir geschossen wäre, hätte mein Herz in derselben Stunde müssen zerbrechen; denn die Natur war zu schwach, den Überfluss und die Fülle der göttlichen Süße zu fassen“ (Görres 2, 536 – 537).

Lit.: Die Chronik der Anna von Munzingen. Hg. v. J. König. In: Freiburger Diözesan-Archiv 13 (1888), S. 19 ff.; Görres, Joseph von: Die christliche Mystik. Bd. 2. Graz: ADEVA, 1960; Steill, Fridericus: Epemerid. Dominic. sacrae I, S. 20.

Adelheid von Schaarbeek (1215 – 1250), heilig (Fest: 11. Juni). A. (Aleydis, Alice, Alix) wurde mit 7 Jahren den Zisterzienserinnen von La Cambre bei Brüssel anvertraut. Mit 22 Jahren wurde sie vom Aussatz befallen und lebte, von heftigen Schmerzen geplagt, bis zu ihrem Tod als Reklusin am Rande des Klosters. Ihr Leben und ihre mystischen Erfahrungen wurden vom Spiritual des Kloster aufgezeichnet.

Lit.: Enriquez, Crisóstomo: Quinque prudentes virgines Antverpiae: Cnobbaert, 1630.

Adelheid von Vilich († um 1015), heilig (Fest: 5. Febr.). A. war 1. Äbtissin des Kanonissenstiftes Vilich bei Bonn. Auf Drängen des Kaisers wurde sie auch Äbtissin von St. Maria im Kapitol zu Köln. Sie wurde in Vilich beigesetzt; Reliquien finden sich auch im benachbarten Pützchen. A. war Beraterin des Erzbischofs von Köln und eine außergewöhnliche Frau. So wird von ihr berichtet, was ohne Gegenstück ist, dass sie den Schwestern im Kloster Vilich, die beim Singen nicht den richtigen Ton fanden, durch einen Schlag für alle Zeit ihres Lebens eine helle, reine Stimme verliehen haben soll. Zudem habe sie durch Schelten kranke Nonnen geheilt.

Lit.: Bächtold-Stäubli, Hanns (Hg): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. 1. Bd. Berlin: W. de Gruyter, 1987, S. 169 – 170.

Adelung, Johann Christoph (1732 – 1806). Deutscher Philologe und Herausgeber einer bekannten Quellensammlung des älteren Okkultismus: Geschichte der menschlichen Narrheit, oder Lebensbeschreibungen berühmter Schwarzkünstler, Goldmacher, Teufelsbanner, Zeichen- und Liniendeuter, Schwärmer, Wahrsager, und anderer philosophischer Unholden.
Die Darlegung der einzelnen Themen erfolgt in einer grundsätzlich ablehnenden Haltung, was bei der Lektüre zu beachten ist.

Lit.: Adelung, Johann Christoph: Geschichte der menschlichen Narrheit. Leipzig: Weygand, 1785.

ADEPT. Abk. für engl. Advanced Decimal Extrasensory Perception Trainer > Fortgeschrittener dezimaler ASW-Trainer.

Adept (lat. adeptus). Begriff aus der Alchemie des späten Mittelalters, der zu dem lat. Verb adispiscor, „erreichen, erlangen, erhalten, einholen, erringen“ gehört. Der A. ist demnach „einer, der etwas erreicht hat“.
Er nimmt die höchste Stellung unter den Alchemisten ein, denn er hat ein hohes geistiges Ziel erlangt. Er ist eingeweiht, initiiert und hat die Kenntnis um den > Stein der Weisen gefunden sowie andere Einsichten in größere Geheimnisse,
arcana maiora, gewonnen.
Die Adepten lebten üblicherweise zurückgezogen, um ihr geheimes Wissen zu bewahren, doch gab es vor allem auch im 17. Jh. reisende Adepten, die – selbst anonym bleibend – ihr Wissen um die Metallveredelung gegenüber einzelnen Personen demonstrierten. So soll 1666
Johann Friedrich Helvetius von einem A. besucht worden sein, der ihm ein winziges Teilchen des Steines der Weisen übergab, mit dem diesem daraufhin die Umwandlung von Blei in Gold gelang. Der polnische A. Michael Sendivogius und der schottische A. Alexander Seton führten jedoch öffentlich Metallverwandlungen vor.
In der Esoterik werden mit A. neue Eingeweihte oder neue Meister bezeichnet, die in einer Vorbereitungszeit in das geheime Wissen einer Gruppe eingeführt wurden und durch eine besondere Weihehandlung, > Initiation, die Berechtigung erhielten, die Geheimlehre oder Teile davon zu lehren, zu deuten und an den Zeremonien teilzunehmen. In einigen Gesellschaften wie den Rosenkreuzern ist der A. die Einweihungsstufen eines Adeptus Exemptus, Adeptus Junior, Adeptus Maior, Adeptus Minor erfolgreich emporgestiegen, um auf der 5. Stufe durch die Einweihung in die Adeptschaft das geistige Reich zu betreten und damit zum Meister der Wissenschaft der esoterischen Philosophie zu werden. In diesen oder ähnlichen Bedeutungen findet sich die Bezeichnung A. in zahlreichen Gemeinschaften und Geheimgesellschaften.

Lit.: Helvetius, Friedrich: Vitulus aureus, quem mundus adorat et orat. Amsterdam, 1667; Miers, Horst E.: Lexikon des Geheimwissens. Freiburg: Bauer, 1970; Priesner, Claus; Figala, Karin (Hg.): Alchemie: Lexikon einer hermetischen Wissenschaft. München: Beck, 1998.

Adepten-Hierarchie. Viele magische und okkulte Gemeinschaften kennen eine Hierarchie der Mitglieder wie auch der spirituellen Meister. So sind in der > Theosophie mit „Eingeweihten“ meist körperlose Lamas oder tibetische Priester gemeint, die in esoterischen Lehren bewandert sind. Okkultisten der westlichen Magie, speziell S. L. > MacGregor Mathers und Aleister > Crowley, geben an, in Kontakt zu „Meistern“ oder geheimen Oberhäuptern gestanden zu haben. Auf eine A.-H. wird jedenfalls immer dann zurückgegriffen, wenn bestimmte esoterische oder magische Lehren Anhängern nur über die „Absegnung“ durch eine „höhere Instanz“ zugänglich gemacht werden, meist verbunden mit Organisationstreue und zuweilen auch mit Verschwiegenheit. Neben dieser > Adeptschaft, dem Streben nach höchster Erkenntnis der Naturgesetze und -kräfte höherer Wesen und selbst der Gottheiten, gibt es die Adeptschaft nach höchster Vervollkommnung anhand eines Vorbildes, wie z. B. des Symbols vom > Allmächtigen Baumeister aller Welten in der > Freimaurerei, ohne magische Anleihe rein in Form der Bewusstseinserweiterung, zuweilen auch verbunden mit ritueller Einweihung ohne Transzendenzbezug.

Lit.: Blavatsky, H. P.: Die Geheimlehre. Den Haag: J. J. Couveur, o. J., Bd. 3, S. 24; Bd. 1. u. 2; Drury, Nevill: Lexikon esoterischen Wissens. Erika Ifang [Übers.]. München: Droemersche Verlagsanst. Th. Knaur Nachf., 1988.

Adeptschaft > Adepten-Hierarchie.

Ader. Die Ader hat als Lebensfluss von jeher eine ominöse Bedeutung. So soll ein neugeborenes Kind mit einer streifenartigen A. auf der Stirn oder über der Nase angeblich nicht lange leben. In Süddeutschland werden diese Adern „Totenbäumchen“ genannt. Zu stark wie zu schwach hervortretende Adern sind allgemein Ausdruck gebremster Lebensdynamik.

Lit.: Stunzer, Johann Kaspar: Über die goldene Ader für Unerfahrene in der Arzneiwiss. Wien: Hörlin, 1788; Drechsler, Paul: Sitte, Brauch und Volksglaube in Schlesien. Bd. 1. Leipzig: Teubner, 1903, S. 184.

Ader, goldene. Die besondere Lebensbedeutung der Ader kommt insbesondere in der Bezeichnung der Mastdarmvene als „goldene Ader“ zum Ausdruck. Das spontane Bluten der Hämorrhoiden galt als goldwertig, weil es das ärztliche Honorar für den Gewohnheitsaderlass ersparte.
Die Bezeichnung „goldene Ader“ dürfte jedoch eher auf den biblischen Bericht über die Rückgabe der Bundeslade durch die Philister zurückgehen, die diese nach ihrem Sieg über die Israeliten mitgenommen hatten. Als die Philister daraufhin mit Pestbeulen geschlagen wurden, riefen sie die Priester und Wahrsager zu Rate, die ihnen mitteilten, dass sie zusammen mit der Lade fünf goldene Beulen, entsprechend der Zahl der Philisterfürsten, sowie fünf goldene Mäuse, entsprechend der Zahl der Philisterstädte, als Geschenk entrichten sollten (1 Sam 6). Die Philister weihten also goldene Abbildungen ihrer Geschwüre und der Mäuse, die das Land verwüsteten, als Votive, um von der Plage befreit zu werden.

Lit.: Stunzer, Johann Kaspar: Uiber die goldene Ader für Unerfahrne in der Arzneiwiss. Wien: Hörlin, 1788; Jühling, Johannes: Die Tiere in der deutschen Volksmedizin alter und neuer Zeit. Bad Tölz, 1900; Höfler, Max: Deutsches Krankheitsnamen-Buch. Reprografischer Nachdr. der Ausg. München, 1899. Hildesheim: Olms, 1970.

Aderlass (Phlebotomie). Punktion oder chirurgische Eröffnung (Venae sectio) einer peripheren subkutanen Vene, in Dringlichkeitsfällen einer Arterie, zur therapeutischen Blutentnahme (ca. 500 – 800 ml) zwecks Kreislaufentlastung bei Linksherzinsuffizenz (Lungenstauung), akutem Hirnödem, malignem Hochdruck, Eklampsie, Polyzythämie.
Diese moderne medizinische Beschreibung war in ihrer ursprünglichen Form – > Schröpfen, Anwendung von > Blutegeln usw. – bereits bei den ältesten Völkern bekannt. Da Blut mit Leben gleichgesetzt wurde, war das Blutlassen ursprünglich ein Ersatz für das Menschenopfer, wie dies sehr deutlich aus dem Götterkult der Bewohner von Yukatan hervorgeht: man durchbohrte sich die Ohren und Schultern, sammelte das Blut und gab es in die Opferschalen vor den Götterbildern (Lippert 2, 328). So besaß der Aderlass schon zu Zeiten des Hippokrates eine jahrhundertealte Tradition. Im Lauf der Zeit entwickelte er sich zu einer der beliebtesten Methoden. So ist er nach > Hildegard von Bingen, von ganz wenigen Ausnahmen wie akute Infektionskrankheiten, Körperschwäche oder Blutarmut abgesehen, das tiefgreifendste Umstimmungsmittel zur Heilung chronischer Krankheiten. Hildegard schränkte den Aderlass auch nach dem Lebensalter ein. So soll er nach dem 50. Lebensjahr nur mehr einmal im Jahr und nur zur Hälfte durchgeführt werden. In manchen Gegenden artete der Aderlass jedoch geradezu zum „Vampirismus“ aus, indem man selbst noch halb Toten das Blut absaugte. > Paracelsus (1493 – 1541) warnte daher davor, zu viel Blut abzunehmen. Ch. W. > Hufeland (1762 – 1836) hingegen würdigte den Aderlass und zählte ihn neben > Opium und > Brechverfahren zu den drei Kardinalmitteln der Heilkunst. Nach einer vorübergehenden Ausrichtung auf die technische Medizin gewinnt im Rahmen der Betonung der Naturheilverfahren nun auch der Aderlass wieder an Bedeutung, selbst in ärztlichen Praxen.

Lit.: Hildegard von Bingen: Heilkunde. Salzburg: Müller, 1957, S. 253 ff.; Lippert, Julius: Kulturgeschichte der Menschheit in ihrem organischen Aufbau. Bd. 2. Stuttgart: Enke, 1887; Maier, Karlmann: Vom Aderlass zum Laserstrahl. Backnang: Stroh, 1993.

Aderlassmännchen. Lassmännlein, in früheren Jahrhunderten häufige Darstellung eines Menschen mit Angabe der Aderlass-Stellen in Form von Strichen, meist aber durch Zuordnung der zwölf > Tierkreiszeichen zu bestimmten Organen. Mit dieser Zuordnung sollte nach der astrologischen Lehre der > Entsprechungen der > Aderlass des betreffenden Organs nur bei der gegebenen Konstellation vorgenommen werden, wobei der > Mond eine besondere Rolle spielte. Schon in der Ptolemäus zugeschriebenen astrologischen Spruchsammlung > Centiloquium wird darauf verwiesen, dass jenes Glied, in dessen korrespondierendes Tierkreiszeichen der Mond tritt, nicht zur Ader gelassen werde (> Iatromathematik bzw. -medizin). Diese Regel fand durch die sogenannten > Aderlasszettel (Einzelblattdrucke) bis in das 19. Jh. weiteste Verbreitung.

Lit.: Stemplinger, Eduard: Antiker Volksglaube. Stuttgart: Spemann, 1948; Knapp, I. M.: Tierkreismann und Aderlassmann. In: Ciba-Zeitschrift. Basel, 1953, S. 758 ff.

Aderlasszettel. Die A., kurz Lasszettel genannt, die als Kalender und Einblattdrucke, oft in plumper und drastischer Form und Ausführung zu Tausenden verbreitet wurden, enthielten das wesentliche astronomische Gedankengut in Bezug auf Gesundheit und Krankheit, insbesondere auch zur zeitgerechten Durchführung des Aderlasses. Bei schwerer Krankheit ebenso wie bei leichten Unpässlichkeiten, vor lebenswichtigen Operationen und schweren Geburten wurde vorerst der Lasszettel zu Rate gezogen, denn – so sagte ein Sprichwort: „Wenn die Anatomie das rechte Auge der Medizin ist, dann ist die Astrologie ihr linkes.“ Von größter Wichtigkeit war dabei die Kenntnis des Mondstandes zu Beginn einer Erkrankung. Die Lasszettel gaben auch wichtige Hinweise über das Alter des Patienten und sein Temperament, über Brechmittel, Abführmittel, über Bäder, Haarschneiden, Zahnziehen, Kinderentwöhnen, Hochzeiten, Schuldenzahlen. Trotz herber Kritik bis zu bissigem Spott, selbst von Anhängern der Astrologie, konnten die manchmal lebensbedrohlichen Auswüchse nicht gänzlich ausgerottet werden.

Lit.: Schmidt, Philipp: Astrologische Plaudereien: Geschichte, Wesen und Kritik der Astrologie. Bonn: Verlag der Buchgemeinde Bonn, 1950, S. 94 – 98.

Adhab-Algal. Das islamische Fegefeuer, wo die Toten von den schwarzen Engeln mit den blauen Augen, > Munkar (der Unbekannte) und > Nakir (der Verleugnete), auf ihren Glauben an den Propheten und seine Religion geprüft werden.

Lit.: Shepard, Leslie (Hg.): Encyclopedia of Occultism & Parapsychology. 1. Bd. Detroit, Michigan: Gale Research Company; Book Tower, 21984; Hughes, Thomas Patrick: Lexikon des Islam. Wiesbaden: Fourier, 1995.

Adhara (sanskr., „Gefäß“). A. ist das, worin sich Bewusstsein manifestiert, das physisch-psychische Instrument des Körpers und Denkens, das sich aus fünf Hüllen (> Kosha) zusammensetzt, die das absolute Bewusstsein (> Atman) im Menschen umgeben.

Lit.: Fischer, Ingrid (Hg.): Lexikon der östlichen Weisheitslehren. Bern; München: Scherz, 1986.

Adharma (sanskr.). A. bezeichnet im Gegensatz zu > Dharma das Fehlen von Rechtschaffenheit und Tugend, einen Zustand, der durch Nicht-Erkenntnis entsteht. In ihm herrschen Trägheit (Tamas) und Gier (Rajas).

Lit.: Fischer, Ingrid (Hg.): Lexikon der östlichen Weisheitslehren. Bern; München: Scherz, 1986.

Adhuc stat! (lat.). Noch steht sie! – die gebrochene Säule, nämlich der > Templerorden, der trotz seiner Zerstörung durch Philipp IV. (den Schönen, 1285 – 1314) von Frankreich weiter bestehe. Symbol in der strikten Observanz und in schottischen Hochgraden. Es findet sich wiederholt auch auf Denkmünzen und diente als Titel eines weitverbreiteten Buches über Freimaurerei des Schweizer Kulturhistorikers Otto Henne am Rhyn.

Lit.: Henne am Rhyn, Otto: Adhuc stat, die Freimaurerei in 10 Fragen und Antworten. St. Gallen, 1870.

Adhyatma-Yoga (sanskr., von adhyatma: „der höchste Atman“, „das höchste Selbst“). Yogaübung, die durch Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung die Identifizierung mit Körper und Denken überwindet, um zur Feststellung zu gelangen, dass der Mensch als > Atman absolutes Bewusstsein und somit mit > Brahman identisch ist.
Adhyatma ist auch der Name einer philosophischen Schule der > Shankara-Tradition.

Lit.: The Adhyatma Ramayana: concise English version. New Delhi: M.D. Publications, 1995. Waterhouse, M.: Training the Mind Through Yoga. Hg. v. Shanti sadan, 29 Chepstow Villas, London W11 3DR, U.K., 1964.

Adhyatmika (sanskr.). Der spirituelle Weg zum inneren Erleben des Selbst auf der Reise vom Sterblichen zum Unsterblichen.

Adi (sanskr., „der Erste“, „das Erste“), gleichbedeutend mit der göttlichen Ebene, der Ebene des Logos, wie auch der ersten kosmisch-ätherischen Ebene. Diese erste Ebene ist bei Max > Heindel die Welt Gottes, die aus sieben Regionen besteht, und bei Alice A. > Bailey die Ebene des Logos.

Lit.: Heindel, Max: The Rosicrucian Cosmo-Conception. London: Fowler, 1937; Bailey, Alice A: Initiation. Lucis: New York, 1952.

Adibuddha (sanskr., „Urbuddha“). Die Schulen des > Buddhismus kennen eine Vielzahl von > Buddhas und > Bodhisattvas, die in späterer Zeit in eine Art Beziehungssystem gestellt wurden. Nach dieser Vorstellung gibt es seit Uranfang einen Buddha, der ewig und durch sich selbst entstanden ist. In Meditation (> Dhyana) seiner selbst bringt er die fünf Meditationsbuddhas hervor, die ihrerseits fünf Dhyani-Bodhisattvas erstehen lassen, aus denen in einander ablösenden Schöpfungen das Universum hervorgeht. Während diese Buddhas bzw. Bodhisattvas in höheren Welten leben, tauchen auf der Erde als Ergebnis magischer Projektionen fünf menschliche Buddhas (manushi-buddhas) auf.
Diese Konzeption des Adibuddha geht bis in das 9. Jh. zurück. Als eine Art Urschöpfer habe A. auch zahlreiche esoterische Lehren und > Tantras verkündet.

Lit.: Glasenapp, Helmuth von: Buddhismus und Gottesidee. Mainz: Verl. d. Akademie d. Wiss, 1954.

Adi-Granth (sanskr. adi, „ur“, grantha, „Buch“), Bezeichnung für das Heilige Buch der Sikhs. Es wurde 1604 von Guru Arjan begonnen und von Guru Govind Singh (1666 – 1708), dem Gründer einer Sikh-Bruderschaft, in der jeder Sikh bei der Aufnahme als zweiten Namen „Singh“ erhält, 1705 vollendet. Er ernannte das heilige Buch zum Guru, und so wurde es unter dem Titel Guru Granth bekannt. Es enthält 3384 Hymnen mit 15575 Versen und wird heute im Goldenen Tempel in Amristar aufbewahrt. Dieses umfassende, größtenteils in Hindi geschriebene Kompilationswerk wird als Manifestation der mystischen Persönlichkeiten der > Gurus und somit als Stimme der unsterblichen, spirituellen Lehrer betrachtet. Die Verse sind ein Lobpreis auf den Einen Gott und jeder Sikh muss morgens das Eingangskapitel aufsagen.

Lit.: Trumpp, Ernest: The Adi Granth or the Holy Scriptures of the Sikhs. New Delhi: Munshiram Manohalal Publ., 41989.

Aditi (sanskr.), Unendlichkeit, grenzenloses Bewusstsein, in femininer Form Mutter der Sonnengötter, der göttlichen Weltordnung, der > Adityas. Eine spätere Überlieferung erblickt in ihr eine Personifizierung der Erde; ihr Schoß gilt als Nabel der Welt. Als Göttin soll sie die ihr Vertrauenden von Krankheit, Not und Sündenbefleckung befreien. Als eine Inkarnation von A. gilt Devaki, die Mutter von > Krishna.

Lit.: Hillebrandt, Alfred: Ueber die Göttin Aditi. Breslau: Aderholz, 1876.

Adityas. Sonnengötter, Söhne der > Aditi, des unendlichen Bewusstseins, meist sieben oder auch acht Götter umfassend. An ihrer Spitze steht > Varuna, oft in Verbindung mit > Mitra und > Aryaman. Wie von Aditi erhoffen sich die Menschen auch von den Adityas Befreiung von ihren Übeln. Im nachvedischen Schrifttum werden 12 Adityas in der Rolle von 12 Sonnengöttern genannt, die wiederum mit den 12 Monaten verbunden werden. Die Singularform von Aditya in der Bedeutung von Sonne bzw. Sonnengott wird in den > Veden manchmal mit > Savitri, manchmal mit > Surya gleichgesetzt.

Lit.: Brereton, Joel Peter: The Rgvedic Adityas. New Haven, Conn.: American Oriental Soc., 1981.

Adiutor bzw. Adjuteur, 12. Jh., hl. (Fest: 20. April). Ayoutre de Vernon, normannischer Ritter und Teilnehmer am 1. Kreuzzug, wurde auf wunderbare Weise aus sarazenischer Gefangenschaft befreit und anschließend Mönch in der Abtei Tiron. Er starb 1131 als Eremit im Ruf eines Wundertäters. Seine Biografie schrieb Erzbischof Hugo von Rouen.

Lit.: ActaSS Apr. III 823 – 872.

Adler (12. Jh., adelare, zus.ges. aus „Adel“ und „Aar“). Unter allen Vögeln, im Märchen wie in der religiösen Symbolik, ist der Adler der König. Er soll das einzige Tier sein, das direkt in die Sonne blicken kann (Dante, Par. I, 48). Den Assyrern galt er als Symbol der Sonnengottheit und war Sinnbild hoher Geistigkeit. Im AT ist der A. Symbol von Jugend und Kraft (Ps. 102, 5; Is 40, 31), Schnelligkeit und Stärke (Ez 17, 3 f; 2 Kg 1, 33; Jr 4, 13), Fürsorge (Ex 19, 4) und zuweilen auch Bild und Erscheinungsform Gottes. Im NT steht er als Symbol des Evangelisten Johannes (Offb 4, 7) und als Künder von Unheil (Offb 8, 13). Bei den Griechen begleitet er den Gott > Zeus, bei den Römern den Jupiter; in Rom wurde er zudem zum Symbol des Kaisers und des Sieges.
Symbolprägend sind hierbei vor allem seine Kraft und Ausdauer, seine Zielstrebigkeit und sein mächtiger Flug gen Sonne und Himmel. Dies macht ihn zum Symbol der Sonne, des Himmels und der göttlichen Herrschaft. Als solares Tier ist der A. dem Sonnengott von Palmyra geweiht und repräsentiert den aztekischen Sonnengott > Tonatiuh. Bei den Jakuten ist er der Gebieter der Sonne. Als Wesen, das die Natur zum Leben erweckt, ist der A. auch in den Vorstellungen anderer Völker Sibiriens und der nordamerikanischen Indianerstämme in den > Schamanismus eingebunden.
In der christlichen Literatur und Kunst wird er zu einem Symbol Christi, der Taufe und gelegentlich der Himmelfahrt. Auch kommen ihm vornehmlich positive Bedeutungen zu, wie Kraft, Erneuerung, Kontemplation, Scharfsichtigkeit, königliches Wesen. In der mittelalterlichen Mystik spielt der A. in den Visionen der flämischen Mystikerin > Hadewijch eine besondere Rolle. In der > Kabbala wird er zum Beschützer Israels.
Als Töter von Schlangen und Drachen ist der A. Symbol des Sieges des Lichts über die dunklen Mächte. Diese Vorstellung geht auf den indischen > Garuda, den Fürst der Vögel und Feind der Schlangen zurück. In Altchina war der A. ein Symbol von Kraft und Stärke. Die ihm zugeschriebenen Vorzüge veranlassten viele Fürsten, Könige und Länder, ihn als Wappentier zu führen.
Im > Okkultismus symbolisiert der A. Höhe, Transzendenz, Vorstellungskraft und Macht. So soll er den Wind schaffen, vor Blitz und Sturm schützen, die Heuschrecken fernhalten und mit seinen Federn die Wanzen vertreiben. Man setzt ihn auch mit den vier Buchstaben des > Tetragrammatons (JHWH) gleich. In der > Astrologie soll der A. unter den > Tierkreiszeichen ursprünglich den Platz des Skorpions eingenommen haben. Auch von Geheimgesellschaften wird die Symbolik des A. häufig verwendet. So ist er im > Alten und Angenommenen Schottischen Ritus zum Abzeichen des Ritus geworden.
Einen besonderen Stellenwert hat er schließlich in der Alchemie. Der A. (> Aquila) ist dort Symbol für > Merkur, den > Stein der Weisen, für Salmiak und für zahlreiche andere Substanzen. So steht
aquila magna für Ammoniaksalz, aquila alba für das, was aus dem Ammoniaksalz bereitet wird, aquila nigra für Antimon, und aquila coelestis, sonst auch Sulphur oder Tinctura Mercurii genannt, soll von unbeschreiblicher Wirkung sein und alle Krankheiten heilen können.

Lit.: Rech, Photina: Inbild des Kosmos: eine Symbolik der Schöpfung. Bd. 1. Salzburg-Freilassing: Otto Müller, 1966; Korn, Johannes Enno: Adler und Doppeladler: ein Zeichen im Wandel der Geschichte. Göttingen, 1969; Biedermann, Hans: Lexikon der magischen Künste. Bd. 1. Graz: Adeva, 31986; Bächtold-Stäubli, Hanns (Hg): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd. 1. Berlin: W. de Gruyter, 1987; Maier, Johann: Die Kabbalah. München: Beck, 1995; Hofmann, Gerald: Hadewijch: Das Buch der Visionen. 2 Bde. Stuttgart-Bad Cannstatt: frommann-holzboog, 1998.

Adler, Alfred, geb. am 7. 2. 1870 in Rudolfsheim bei Wien; litt als Kind an Rachitis und einem wiederkehrenden Stimmritzenkrampf – eine Erfahrung, die wohl auch für seine spätere Konzeption der „Organminderwertigkeit“ von Bedeutung war. Er studierte Medizin, promovierte 1895 in Wien und arbeitete zunächst in einem Krankenhaus. 1897 eröffnete er eine Privatpraxis. A. stand dem Sozialismus nahe, ebenso wie seine Frau Raissa Timofejevna, die aus Moskau stammte und mit Leo Trotzkij befreundet war. 1902 begegnete A. Sigmund Freud, trennte sich aber 1911 von diesem, da er hinter dem Sexualtrieb den männlichen Protest und in der Neurose nicht einen Konflikt zwischen Bewusstem und Unbewusstem, sondern die Reaktion eines sich überfordert fühlenden Ichs, eines Konflikts zwischen Gemeinschaftsgefühl und Überlegenheitsstreben sah. So seien Neurose und Psychose Produkte eines fehlgeschlagenen Suchens nach Überlegenheit. 1912 wollte sich Adler mit seinem Hauptwerk Über den nervösen Charakter habilitieren, scheiterte jedoch am Gutachten des Psychiaters Julius Wagner von Jauregg (1857 – 1940). 1929 wurde er Gastprofessor an der Columbia Universität und 1932 Professor am Long Island Medical College. 1934 wanderte A. nach Amerika aus, wo er 1937 während einer Vortragsreise in Aberdeen starb.
Einige Begriffe seiner „Individualpsychologie“ sind in die Volkssprache übergegangen, nämlich Minderwertigkeitskomplex und Minderwertigkeitsgefühl, die man durch Kompensation oder Überkompensation zu überwinden sucht.
Für die > Parapsychologie wird bei der Klärung von Spukfällen und anderen paranormalen Phänomenen auch die Frage der Kompensation und Überkompensation als psychologischer Motivation in Erwägung gezogen. Seine Traumdeutung kann ebenfalls hier Anwendung finden, gehört der Traum doch zu den Kunstgriffen, die dem Machtstreben zum Sieg verhelfen, denn der Mensch will nach A. immer oben sein. In der Deutung geht A. stets den kürzesten Weg zur jeweiligen Lebenssituation eines Menschen, denn: erreicht der Mensch seine Macht nicht im Wachbewusstsein, so sucht er sie im Traum.

Lit.: Adler, Alfred: Studie über Minderwertigkeit von Organen. Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1977; Adler, Alfred: Praxis und Theorie der Individualpsychologie. Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuch-Verl., 1994; Adler, Alfred: Über den nervösen Charakter. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1997; Adler, Alfred: Die Technik der Individualpsychologie. Fischer-Taschenbuch-Verl, o. J.

Adlerstein, auch Aetit (griech.), Klapperstein, Lapis Aquilae, Aquilaeus, Erodalis oder Endryos genannt – ein seit Plinius bekannter und noch von Jean Paul erwähnter > Talisman. Es handelt sich dabei um die Achat-Varietät Wasserachat oder Moqui-Marbels (Limonitkugeln), meist in Form eines ovalen Toneisensteins mit innen gelöstem Kern, der umherrollt und klappert. Im klassischen Altertum glaubte man, dass die > Adler ihn als Schutzmittel gegen den > Bösen Blick ins Nest legten. Als solcher ist er weit verbreitet. Er soll vor allem Schwangere bzw. das ungeborene Kind behüten und die Geburt erleichtern, was in der lateinischen Bezeichnung lapis praegnans („Schwangeren-Stein“) zum Ausdruck kommt. Die gleiche Wirkung soll er auch bei weiblichen Tieren haben. Darüber hinaus war der A. beim Leibbruch von Kindern, bei Vergiftungen, Epilepsie, Kopfschmerzen, Augenfluss usw. ein empfohlenes Heilmittel. Abarten des A. waren unter dem Namen Callimus, Geodes, Hydrotites, Lapis Violaceus und Thapusium im Handel. Heute wird der A. unter dem Namen „Moqui-Marbles“, gut aufgemacht und mit rührenden Indianermärchen garniert, mit großem Erfolg angepriesen.

Lit.: Paraphrasis librorum Dionysii de avibus, lib.I. c. III. In: Poetae bucolici et didactici. Hg. v. Karl Friedrich Ameis u. F. Siegfried Lehrs. Paris: Didot, 1846; Biedermann, H.: Handlexikon der magischen Künste, Graz: Adeva, 1986; Bächtold-Stäubli, Hanns (Hg): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd. 1. Berlin: W. de Gruyter, 1987; Gienger, Michael: Lexikon der Heilsteine: von Achat bis Zoisit. Saarbrücken: Neue Erde, 42000.

Adni (hebr.). Die unpunktierte (ohne kurze Vokale vorgenommene) Schreibweise von > Adonai.

Adonai (hebr., „Herr“). A. ist nicht ein eigentlicher Gottesname, sondern ein Epitheton (Ex 23, 17), eine Gottesanrede, die dann in der nachexilischen Zeit absolut gebraucht wird und den Namen Jahwe (JHWH > Tetragrammaton) zunehmend abgelöst hat, da man ihn nicht mehr auszusprechen wagte.
In den magischen Zeremonien des > Hermetischen Ordens der Goldenen Dämmerung wurde A. als Gottesname bei der Aufzeichnung des > Pentagramms der Erde verwandt. Aleister > Crowley verwendet ihn auch als Bezeichnung für den Heiligen Schutzengel, da sein Zahlenwert im Hebräischen 65 lautet und 65 die Verbindung des Menschen (> Mikrokosmos), symbolisiert durch die Zahl 5, mit Gott (> Makrokosmos), symbolisiert durch die Zahl 6, darstellt. In der > Freimaurerei wurde er in mehreren Hochgraden der > Hermetischen Maurerei und des > Alten und Angenommen Schottischen Ritus zum Erkennungswort.

Lit.: Gregorius: Aleister Crowley’s Magische Rituale. Berlin: Richard Schikowski, 1980; Lexikon für Theologie und Kirche. Freiburg i. Br: Herder, 1993; Lennhoff, Eugen; Posner, Oskar; Binder, Dieter A.: Internationales Freimaurerlexikon. Überarb. u. erw. Neuaufl. d. Ausg. v. 1932. München: Herbig, 2000; Rösel, Martin: Adonaj – warum Gott „Herr“ genannt wird. Tübingen: Mohr Siebeck, 2000.

Adoniastai. Religiöse Gemeinschaft zur Verehrung des > Adonis.

Adonis (semit. adon, „Herr“). Ursprünglich phönizisch-syrischer Gott, in der griechischen Mythologie als schöner junger Mann gerühmt, um dessen Herkunft viele Sagen kreisen. So wird er etwa als Sohn von > Phoinix und Alphesiboia bezeichnet, auch als Sohn aus dem Vater-Tochter-Verhältnis von Theias und Smyrna, oder er soll sogar von > Zeus persönlich geboren worden sein. Statt des syrischen Königs Theias wird später fast immer der kyprische König Kinyras genannt, dessen Tochter > Myrrha ist. In der antiken Literatur wird einstimmig Myrrha für den Inzest verantwortlich gemacht – sie soll z. B. mit ihren schönen Haaren so sehr angegeben haben, dass > Aphrodite sie in den gleichnamigen Baum verwandelte. Aus dem Myrrhenbaum wurde also A. geboren, wozu nach einer Version ein Eber mit seinem Zahn die Rinde spalten musste. Unter der Pflege von > Nymphen wuchs er zu göttlicher Schönheit und zum Geliebten der Liebesgöttin Aphrodite (lat. Venus) heran, mit der er einen gemeinsamen Tempel hatte. Als er auf der Jagd von einem Eber getötet wurde, ließ Aphrodite aus seinem Blut Anemonen oder Adonisröschen wachsen, während seine Seele in den Hades kam. Die Liebesgöttin erreichte jedoch bei Zeus für die Hälfte des Jahres seine Auferstehung aus der Unterwelt, die mit Festen und Liedern sowie dem Anlegen von „Adonisgärtchen“ (in Schalen oder Kästen) gefeiert wurde. Dem A. ist die Pflanze > Myrrhe geweiht.
So wurde A. in der griechisch-römischen Mythologie zum alljährlich sterbenden und wieder auferstehenden göttlichen Repräsentanten der im Sommer verdorrenden und im Frühling neu erstehenden Vegetation. In dieser Funktion entspricht er Göttern wie > Balder, > Tammuz, > Osiris, > Attis und > Dionysos. Der jährliche Vegetationszyklus wurde in vielen Kulturen durch in die Unterwelt sinkende und periodisch wieder auferstehende Gottheiten als Hinweis auf Tod und Leben symbolisiert. Die Anhänger des Adonis waren zumeist Frauen, und seine Feste, die Adonien, hatten keinen öffentlichen Charakter. Von den Etruskern wurde Adonis als Atunis übernommen. Zur Verehrung des Adonis bildete sich die religiöse Gemeinschaft der Adoniastai.

Lit.: Atallah, Wahib: Adonis dans la littérature et l’art grecs. Paris: Klincksieck, 1966; Nötscher, Friedrich: Altorientalischer und alttestamentlicher Auferstehungsglauben. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1970, S. 85 – 95; Lurker, Manfred: Lexikon der Götter und Dämonen. Stuttgart: Kröner, ²1989; Magister Botanicus: Magisches Kreutherkompendium. Speyer: Die Sanduhr, ²1995; Detienne, Marcel: Die Adonis-Gärten. Darmstadt: Wiss. Buchges, 2000.

Adonisgärtchen, kleine Getreide-, Gemüse- und Blumenkulturen, die meist von den Frauen eines Hauses in Töpfen, Krügen und Körben gezogen und stets nur zu bestimmten Festen, so zum Adonisfest, angelegt wurden.
Generell sind die A. vermutlich mit einem agrar- bzw. analogiemagischen Ritus zur Wachstumsförderung von Feldfrüchten in Verbindung zu bringen. Speziell scheinen sie an bestimmte Vegetationsgottheiten (> Adonis) geknüpft. Der Brauch wurde von Irland über den Mittelmeerraum bis nach Indien gepflegt und findet heute z. B. in der Pflanzung des > Barbarazweiges am Barbaratag seine Fortsetzung – ein Brauch, der nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Südosten Europas kam. Das A. als Symbol von Leben, Fruchtbarkeit, Liebe und Geborgenheit ist auch zu einem Motiv in Kunst und Dichtung geworden.

Lit.: Detienne, Marcel: Die Adonis-Gärten: Gewürze und Düfte in der griechischen Mythologie. Aus dem Franz. übers. von Gabriele und Walter Eder. Darmstadt: Wiss. Buchges., 2000.

Adoniskult. Feier von Tod und Aufleben des > Adonis, die seit dem 2. Jh. v. Chr. in Byblos am besten bezeugt ist. > Adonisgärtchen.

Lit.: Nötscher, Friedrich: Altorientalischer und alttestamentlicher Auferstehungsglauben. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1970, S. 85 – 95; Detienne, Marcel: Die Adonis-Gärten. Darmstadt: Wiss. Buchges, 2000.

Adonisröschen (lat. adonis vernalis), aus dem Blut des sterbenden > Adonis von > Aphrodite erzeugte Blume. Das Röschen gehörte in der Antike in die Reihe der heiligen Pflanzen. Später wurde es als „Teufelsauge“ oder „Teufelsblume“ der dunklen, dämonischen Seite zugeordnet.
In der Medizin spielt das A. heute als homöopathisches Mittel eine wichtige Rolle. Die Pflanze enthält das Glykosid Quercetin.

Lit.: Marzell, Heinrich: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. Band 1. Leipzig: Hirzel, 1943; Bertholet, Alfred: Wörterbuch der Religionen. Stuttgart: Kröner, 1985; Lurker, Manfred: Lexikon der Götter und Dämonen. Stuttgart: Kröner, ²1989; Rätsch, Christian: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Aarau, CH: AT, 1998; Müller-Ebeling, Claudia u. a.: Hexenmedizin. Aarau, CH: AT, ²1999.

Adoptierte (lat.). Zahlreiche Berichte über das außergewöhnliche Zusammentreffen und -finden von Adoptivkindern mit ihren leiblichen Eltern wirft die Frage nach einer außersinnlichen Verbindung, einer göttlichen Führung oder einer genetischen, noch völlig unbekannten Programmierung auf. Ein solches Zusammentreffen ist umso häufiger als ein Teil sich auf die Suche macht. Dabei ist das Suchen oft von Synchronizitäten und paranormalen Ereignissen, vom Zusammentreffen von Begebenheiten – wie die Wahl der gleichen Stadt, Entfaltung gleicher Interessen und Erinnerungsgemeinsamkeiten – begleitet. Ein endgültiges Urteil ist noch nicht möglich, doch empfiehlt das gesammelte Material weitere Untersuchungen, weil es einen neuen Aspekt der Familienkommunikation zu versprechen scheint.

Lit.: Stiffler, LaVonne Harper: Synchronicity and Reunion: The Genetic Connection of Adoptees and Birthparents. Hobe Sound, FL: FEA Publishing, 1992.

Adoption (lat.), Annahme an Kindes statt. Der meistverbreitete Brauch in diesem Zusammenhang ist die Nachahmung der leiblichen Geburt. Als > Hera auf Wunsch des > Zeus den > Herakles adoptieren sollte, legte sie sich auf ihr Ehelager, nahm ihn an ihren Körper und ließ ihn durch ihre Kleider zu Boden gleiten. Im MA wurde diese Form der Adoption auch von Männern geübt. Als der Fürst von Edessa Balduin adoptierte, presste er ihn an seinen nackten Leib. Zu den weiteren Adoptionsformen gehört auch die Handauflegung und das Zusammenbinden mit einem Gürtel. In der > Freimaurerei bezeichnet A. den Brauch, Kinder von Freimaurern in einer besonderen Zeremonie unter den Schutz der Loge zu stellen, wobei das Mindestalter mit 7 Jahren festgelegt ist. Da die Freimaurer ursprünglich (1717) ein reiner Männerbund waren, was zu allerlei Missdeutungen führte, suchte man denselben durch Gründung von > Adoptionslogen, d. h. Frauenlogen, zu begegnen, die den Männerorden mehr oder weniger unterstanden. Durch die Gründung der Gemischten FM stellten die Frauenlogen ihre Tätigkeit praktisch ein.

Lit.: Diodor 4, 39; Liebrecht, Felix: Zur Volkskunde. Alte und neue Aufsätze. Heilbronn: Henninger, 1879, S. 432; Mellor, Alec: Logen, Rituale, Hochgrade. Graz: Styria, 1967; Lennhoff, Eugen; Posner, Oskar; Binder, Dieter A.: Internationales Freimaurerlexikon. Überarb. u. erw. Neuaufl. d. Ausg. v. 1932. München: Herbig, 2000.

Adoptionslogen > Adoptionsmaurerei.

Adoptionsmaurerei. Maçonnerie d’adoption. Zur Vermeidung von Kritik an dem ausschließlichen Männerbund der > Freimaurer wurden sogenannte Adoptionslogen gestiftet, in denen zunächst Männer und Frauen gemeinsam arbeiteten. Diese Logen nannten sich entweder fälschlich direkt Freimaurerlogen und hatten ein eigenes, in gewisser Hinsicht auf dem Freimaurerritual basierendes Brauchtum, oder es waren Orden mit eigenem Namen. Von 1775 an erhielten die reinen Damenlogen als Adoptionslogen eine gewisse Bedeutung, blieben aber praktisch nur in Frankreich und in den von Frankreich kulturell beeinflussten Ländern wirksam. In England gab es nie Adoptionslogen.
Die symbolischen Zeremonien der Adoptionslogen umfassen drei Grade: 1. Apprentie, 2. Compagnonne, 3. Maîtresse. Jedes Logenamt ist doppelt besetzt. So wirkt neben der „Schwester“ ein „Bruder“ der patronisierenden Loge.

Lit.: Lennhoff, Eugen; Posner, Oskar; Binder, Dieter A.: Internationales Freimaurerlexikon. Überarb. u. erw. Neuaufl. d. Ausg. v. 1932. München: Herbig, 2000.

Adorni, Anna Maria (1805 – 1893), verw. Botti, Gründerin der Dienerinnen der Immaculata und des Instituts vom Guten Hirten von Parma. A. lebte in ständiger Einheit mit Gott, die von > Luminositätsphänomenen begleitet war.

Lit.: Cioni, Raffaello: Anna Maria Adorni: Fondatrice delle Ancelle dell’Immacolata e dell’Istituto del Buon Pastore di Parma. Parma: Ancelle dell’Immacolata, imprim. 1953.

Adrammelech. Nach dem flämischen Arzt Johannes > Weyer (1515 – 1588) ist A. Regent der Höllenregionen, Gewandmeister des Dämonenkönigs und Präsident des hohen Rates der Teufel. Die Bewohner von Sefarwajim, einer assyrischen Stadt, „verbrannten ihre Kinder zur Ehre Adrammelechs und Anammelechs, der Götter von Sefarwajim“ (2 Kön 17, 31). Rabbis erzählen, dass er sich in Gestalt eines Maultieres und manchmal auch eines Pfaus zeigte.

Lit.: Wierus, Joannes: De praestigiis daemonum, et incantationibus ac veneficijs, libri V. Basileae: Oporin, 1563.

Adrásteia (griech., „die Unentfliehbare“). Troisch-phrygische Berggottheit, die ab ca. 400 v. Chr. in Griechenland als Hüterin der Gerechtigkeit und Rächerin allen Unrechtes mit > Némesis verbunden wurde. Einer mythischen Überlieferung zufolge war sie die Amme und Hüterin des kleinen > Zeus, dem sie als Hinweis auf die künftige Weltherrschaft eine goldene Kugel schenkte. Nach einem anderen Bericht sitzt sie vor einer Höhle und hält die Menschen durch die Töne ihrer Trommel im Banne der Gerechtigkeit.

Lit.: Posnansky, Hermann: Nemesis und Adrasteia. Breslau: Koebner, 1890.

Adrastos (griech., „dem man nicht entrinnen kann“), König von Argos, Sohn des Talaos und der Lysimache, Bruder der Eriphyle.

Um den Polyneikes, der aus Theben fliehen hatte müssen, und den Tydeus, der aus Kalydon vertrieben worden war, wieder in ihre Heimat zurückzuführen, sammelte A. ein Heer und führte den Zug der Sieben gegen Theben. Dort kamen alle bis auf A. ums Leben, den sein Pferd Areion, das > Poseidon mit > Demeter gezeugt hatte und das über Herakles den Weg zu A. fand, rettete.
Zehn Jahre nach diesem Kriegszug führte A. die Söhne der Gefallen, die Epigonen, in einem zweiten Zug gegen Theben, eroberte und zerstörte die Stadt. In der Schlacht fiel jedoch auch sein Sohn Aigialeus, worüber er sich zu Tode grämte. Er starb in Magara, wurde auf dem Marktplatz von Sikyon begraben und dort in historischer Zeit als Heros kultisch verehrt.

Lit.: Blatter, R.: Adrastos als Friedensstifter. In: Archäol. Anz. 98 (1983), S. 17 –22;  Hunger, Herbert: Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. 8., erw. Aufl. Wien: Verlag Brüder Hollinek, 1988.

Adrienne von Speyr > Speyr, Adrienne v.

Adspiration (lat. > Anhauchen). Von alters her wird die Heilwirkung des warmen Lebenshauches eines gesunden Menschen besonders geschätzt. So berichtet das 2. Buch der Könige (um 850 v. Chr.) des Alten Testaments von folgender Heilung eines toten Kindes durch den Propheten Elischa: „Er ging in das Gemach, schloss die Tür hinter sich und dem Kind und betete zum Herrn. Dann trat er an das Bett und warf sich über das Kind; er legte seinen Mund auf dessen Mund, seine Augen auf dessen Augen, seine Hände auf dessen Hände. Als er sich so über das Kind hinstreckte, kam Wärme in dessen Leib. Dann stand er auf, ging im Haus einmal hin und her, trat wieder an das Bett und warf sich über das Kind. Da nieste es siebenmal und öffnete die Augen“ (2 Kön 4, 33 – 35).
Im Lauf der Jahrtausende haben sich dann zahlreiche Formen des Anhauchens herausgebildet, so auch die Anweisung: „Man breitet ein reines Tuch über die kranke Stelle, presst den geöffneten Mund darüber und haucht anhaltend darauf. Die Wirkung ist eine ungemein belebende auf den ganzen Organismus des Kranken. Sterbende, denen stundenlang einige untereinander sich ablösende Gesunde auf die Herzgrube hauchten, werden auf diese Weise dem Leben erhalten, ja schon tote Personen wieder ins Leben zurückgebracht“ (Korschelt, 69). Die Mund-zu-Mund-Beatmung mit Verschluss der Nase des Patienten, Einblasen der ausgeatmeten Luft des Helfers in den Mund des Patienten wie auch die Mund-zu-Nase-Beatmung mit Verschluss des Mundes und Einblasen der ausgeatmeten Luft in die Nase ist heute medizinische Praxis geworden.

Lit.: Korschelt, Oskar: Die Nutzbarmachung der lebendigen Kraft des Aethers in der Heilkunst. Bad Schmiedeberg u. Leipzig: Baumann, [ca. 21924].

Adularisieren. Der Name leitet sich von Adular („Mondstein“) ab. Durch Lichtstreuung und Interferenz an den Schnittstrukturen des Minerals entsteht ein wogender, flächenhaft bläulicher Lichtschimmer, der beim Bewegen des Steines über die Oberfläche gleitet und mit dem Licht des Mondes verglichen wird. Dieses A. findet man auch bei Rosenquarz und Feldkristall. Da es sich um Steine des „Mondes“ handelt (der Rosenquarz wird auch mit der Venus in Zusammenhang gebracht), deren Verehrung von alters her den Frauen vorbehalten ist, gelten sie als Tor zur Seele der Frau und haben den Rang von Engeln.

Lit.: Roberts: Marc: Das neue Lexikon der Esoterik. München: Goldmann, 1995; Gienger, Michael: Lexikon der Heilsteine: von Achat bis Zoisit. Saarbrücken: Neue Erde, 42000.

Advaita (sanskr., „Nicht-Zweiheit“). Lehre des brahmanischen Monismus, der zwischen dem 6. und 8. Jh. v. Chr. entstand und zur Lehre vieler indischer Systeme wurde. Zentralbegriff ist die absolute Identität der menschlichen Seele mit dem > brahman, der nicht persönlich, sondern als Weltseele ewiger Urgrund allen Seins ist (aham brahma asmi, ich bin Brahman) bzw. des eigenen Selbst mit dem höchsten Selbst, dem > atman (tat tvam asi, das bist du). Das brahman oder der atman (Wechselbegriffe) ist die einzige Wirklichkeit. Weitere Wesensmerkmale sind Geistigkeit und Wonne, frei von jedem Bezug zur Welt und dem empirischen Ich-Bewusstsein. Erschaffung und Erhaltung der Welt gibt es nämlich nur beim niederen brahman der Volksreligionen, dem zum Zweck der Verehrung mancherlei Unterschiede, Gestalten und Bestimmungen beigelegt werden, welche der Heilsbeflissene durch die Einheit der Seele mit dem ewigen Urgrund abzustreifen hat. C. G. > Jung versuchte diesen Urgrund in seine > Unus Mundus-Vorstellungen einzubauen.

Lit.: Jung, Carl Gustav: Die dritte Stufe der Konjunktion: Der Unus Mundus. In: GW 14/2. Rascher: Zürich, 1968, S. 312 – 323; Sharma, Arvind: The philosophy of religion and Advaita Vedanta. University Park, Pa: Pennsylvania State Univ. Press, 1995.

Advaita-Vedanta (sanskr.). Eines der drei Denksysteme des > Vedanta, dessen wichtigster Vertreter der > Shankara ist. Nach der Lehre des Advaita-Vedanta, sind die gesamte Erscheinungswelt, Seele und Gott identisch. Die Wirklichkeit besteht aus Bewusstsein (> Chit) und der Mensch nimmt durch ego-bedingte Körperidentifizierung mit grobstofflichen Sinnesorganen ein grobstoffliches Universum wahr.

Lit.: Sharma, Arvind: The Philosophy of Religion and Advaita Vedanta. University Park, Pa: Pennsylvania State Univ. Press, 1995.

Advent (lat. adventus, Ankunft), seit dem Hellenismus und besonders in der Spätantike und im Mittelalter Bezeichnung des Rituals der „Ankunft“ eines Herrschers.
Seit der Mitte des 5. Jhs. finden sich die ersten Spuren von A. als Vorbereitungszeit auf Weihnachten. Diese Vorbereitungszeit beginnt am Sonntag zwischen dem 27. November und 3. Dezember und umfasst die vier Adventsonntage vor Weihnachten.

Lit.: In froher Erwartung: Kunst, Liturgie und Brauchtum in der Advent- und Weihnachtszeit / Diözesanmuseum Graz. Hrsg. Heimo Kandl. Mit Beitr. von Herbert Messner und Evelyn Kaindl-Ranzinger. Graz; Budapest: Schnider, 1991; Hack, Achim Thomas: Das Empfangszeremoniell bei mittelalterlichen Papst-Kaiser-Treffen. Köln: Böhlau, 1999.

Advocatus Dei (lat., „Anwalt Gottes“), nicht-amtliche Bezeichnung des Vertreters des Antragstellers bei > Kanonisationsverfahren.

Advocatus Diaboli (lat., „Anwalt des Teufels“), scherzhafte Bezeichnung des Generalglaubensanwalts bei > Kanonisationsverfahren.

Lit.: Veraja, Fabijan: Heiligsprechung. Innsbruck: Resch, 1998.

Advokat (lat., „der Gerufene“). Der A. wird in der Volksmeinung als geldgierig und rechtsverdreherisch bezeichnet, daher sei für ihn im Himmel kein Platz, in der Hölle aber deren viele. Diese Anschauung ist ein so fester Volksbestand, dass er sich in magischen Formeln eingenistet hat. So lautete in Bayern ein Spruch für die Tauben: „Flieg’ aussi, flieg’ eini, Flieg’ ein’ in dein G’stell, Wie der A. in die Höll’“ (Köhler, 428). Der Teufel verschmähe es auch nicht, als Advokat vor Gericht zu erscheinen, um sich eine sündige Menschenseele zu sichern.

Lit.: Köhler, Johann A. E.: Volksbrauch, Aberglauben, Sagen. Leipzig, 1867; Bächtold-Stäubli, Hanns (Hg): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd. 1. Berlin: W. de Gruyter, 1987.

Adyar (sanskr., „das Weggenommene“), Vorort der Stadt Madras (Indien) und seit 1882 Hauptsitz der Theosophischen Gesellschaft „Adyar-TG“, des anglo-indischen Zweiges der von H. P. > Blavatsky u. a. 1875 in den USA begründeten „Theosophical Society“. Dort befinden sich heute auch ein Forschungszentrum, eine Bibliothek, eine Presseabteilung und ein Schulungszentrum.

Adyton (griech., „unzugänglich“). Das Unbetretbare oder das Allerheiligste, lat. Sacrarium, Sanctum Sanctorum, hebr. Kadosch-Kadoschim, das für alle oder einzelne Menschen bzw. Menschengruppen überhaupt oder zu gewissen Zeiten unzugänglich ist. Das Verbot bringt die Heiligkeit des Ortes, die durch menschliche Unreinheit nicht entweiht werden darf, oder auch die Rangordnung der Menschen in einer religiösen Gemeinschaft zum Ausdruck. Im A. feiern die Priester Teile besonderer Zeremonien, aber auch die Orakelsprüche (> Orakel) werden dort vorbereitet. Homer spricht vom A. in der Ilias, V, 420, Cäsar im Bellum Civile III, 105.
Adyton oder Abaton heißt auch der hinter der Bilderwand (Ikonostase) sich befindende Kultraum der orthodoxen Kirchen.
In der Esoterik wird A. auch als Bezeichnung für den > Kausalkörper auf der höheren Mentalebene verwendet.

Lit.: Bambamius, Joannes: Apotheosis Principum Superstitum Seu Principes Divi, licet Vivi, & vel ideo Eorundem Occulti Pectoris Adyton. Hamburgi: Rebenlin, 1690; Thalmann, Susan K: The Adyton in the Greek Temples of South Italy and Sicily. Ann Arbor: Univ. Microfilms Internat, 1987.