Begriffe Ac

AC. 1. Gebräuchliche Abkürzung für > Aszendent. 2. Engl. für anomalous cognition > Anomale Erkenntnis.

Acaça > Akasha.

Acacia > Akazie.

Academia de Estudo Psichicos „Cesar Lombroso“. Die Akademie für Psychische Forschung „Cesar Lombroso“ wurde 1919 von José de Freitas Tinoco in São Paulo, Brasilien, gegründet; Tinoco wurde zum ersten Ehrenpräsidenten ernannt. Den Vorsitz übernahm Dr. Carlos Pereira de Castro. Die erste Arbeit betraf die Untersuchung des Mediums Carlos > Mirabelli in 392 Sitzungen mit bemerkenswerten Ergebnissen.

Lit.: Fodor, Nandor: Encyclopaedia of Psychic Science. New York: University Books, Inc., 1966.

Academia masonica. Von Dr. Paul Hänsel ins Leben gerufener Verein zur wissenschaftlichen Erforschung der > Freimaurerei. Zur Mitarbeit kann jeder einer regulären, symbolischen Freimaurerloge angehörende Bruder herangezogen werden. Die Mitarbeiter teilen sich in zwei Kreise: Im inneren Kreis können nur Personen sein, welche sich bereits durch freimaurerische Arbeit, die von eben diesem inneren Kreis approbiert wurde, qualifiziert haben. Zum äußeren Kreis kann jeder Br. zugelassen werden, sofern der innere Kreis seine Zustimmung gibt.

Lit.: Lennhoff, Eugen; Posner, Oskar; Binder, Dieter A.: Internationales Freimaurerlexikon. Überarb. u. erw. Neuaufl. d. Ausg. v. 1932. München: Herbig, 2000.

Acala („der Unerschütterliche“). Gottheit des indischen Buddhismus. Als „Schützer der Lehre“ steht sein Bild, dreiäugig, zähnefletschend und mit sechs Armen, vor den Tempeln, um Feinde abzuwehren. Als Waffen trägt er Schwert, Donnerkeil, Beil und Schlinge.

Lit.: Lexikon der Religionen. Hg. v. Hans Waldenfels. Freiburg u. a.: Herder, 1987.

Acarie, Barbe, geb. Avrillot (1566 – 1618), heiratete 1582 Pierre Acarie und machte ihre Pariser Wohnung („Hotel Acarie“) zu einer Begegnungsstätte führender spiritueller Persönlichkeiten (unter ihnen auch Franz von Sales). Nachdem sie 1601 die Werke der > Theresia von Avila kennen gelernt hatte, bemühte sie sich erfolgreich um die Einführung der Karmelitinnen in Frankreich. Nach dem Tod ihres Gatten 1614 trat sie als Mutter von 6 Kindern unter dem Namen Maria von der Inkarnation zu Pontoise in den von ihr mitbegründeten Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen ein. Ihr Leben war gekennzeichnet von mystischer Gotteserfahrung, häufigen Ekstasen und anderen mystischen Charismen. 1791 wurde sie selig gesprochen.

Lit.: Boucher, Jean Baptiste Antoine: Vie de la bienheureuse Soeur Marie de l’Incarnation, dite dans le monde Mad. Acarie. Paris: Barbou, 1800; Paulus, Martha: Barbe Acarie. München: Schnell & Steiner, 1949.

Acatius (Acacius, Achatius, Agatius). Der heilige A., Hauptmann aus Kappadokien bzw. Anführer der 10.000 Märtyrer vom Berge Ararat, zählt zu den 14 Nothelfern. Seine Reliquien sind in einem amtlichen Verzeichnis von Engelsberg (Schweiz) aus dem 12 Jh. aufgeführt mit Hinweis auf seine Wunderkraft, insbesondere gegen Feuer (multum valet contra ignem).

Lit.: Delehaye, Hippolyte: Die hagiographischen Legenden. Übers. Von E. A. Stückelberg. Kempten: Kösel, 1907.

Acca Larentia (auch Larentia), altrömische Mutter- und Schutzgöttin. Acca stellt ein Lallwort für Mutter dar und Larentia steht in Verbindung mit der sabinischen Gottheit > Larunda. Hingegen ist die Verbindung mit > Laren und > Larven unsicher.
Die zugrundeliegende Mythologie beruht auf zwei Versionen:

Nach > Varro forderte ein Tempeldiener des > Hercules den Gott zu einem Würfelspiel heraus, dessen Preis eine Mahlzeit und ein Mädchen waren. Der Diener verlor. Die Mahlzeit wurde durch eine Flamme verzehrt und dem Mädchen versprach der Gott im Traum, dass sie ihren Lohn von jenem Mann erhalten werde, der ihr als Erster begegnete. Sie traf auf den reichen Tarutius, der sie sogleich heiratete. Zur Witwe geworden, vermachte sie das Vermögen dem römischen Volk. Aus diesem Grund wurde das Fest > Larentalia gefeiert.
Nach der zweiten Version ist A. L. die Frau des Hirten Faustulus und damit die Amme von > Romulus und Remus. Da sie früher eine lupa (Dirne) war, entstand die Sage von der Wolfssäugung der Zwillinge. Nach dem Tod des Faustulus heiratete sie den genannten Tarutius und setzte das römische Volk zum Erben ein.
Bei der Neubelebung der Kulte durch Augustus tauchte die Geschichte von zwölf Söhnen der A. L. auf. Als einer davon starb, soll Romulus seinen Platz eingenommen haben und man bezeichnete die Söhne daraufhin als
fratres arvales > Arvalbrüder.
A. L. wurde zuweilen auch der Beiname Fabula gegeben, wodurch sie zur Ahnherrin des Geschlechts der Fabier, einer der führenden Patrizierfamilien Roms, wurde. In diesem Zusammenhang entstand wohl auch das Priesterkollegium der Luperci Fabiani.

Lit.: Varro, Marcus Terentius: M. Terenti Varronis De vita populi Romani (ad Q. Caecilium Pomponium Atticum librorum 4 reliquiae): fonti, esegesi, ed. crit. dei frammenti / Benedetto Riposati. Milano: Vita e pensiero, 1939.

Accademia dei Segreti (it.), Akademie der Geheimnisse. In dieser Akademie versammelte der Naturphilosoph Giambattista > della Porta (1535 – 1615) in Neapel einen Kreis von Gelehrten um sich, um die Ansichten seiner Magia naturalis (1558) bekannt zu machen und den Geheimnissen der Natur nachzuspüren.

Lit.: Della Porta, Giovanni Battista: Magia naturalis. Nürnberg, 1715.

Accepted (Acceptance, Acception). Aus dem Rechnungsbuch der „Worshipful Company of Masons of the City of London“, das im Jahre 1619 angelegt wurde, geht hervor, dass in der Company neben den Freemen und Liverymen noch eine Kategorie von Mitgliedern bestand, die der Vereinigung Acceptance oder Accepcion / Acception angehörten. Es handelte sich dabei um eine besondere Abteilung der Company, der heute noch bestehenden Gilde der Werkmaurer, die für die Aufnahme in den engeren Kreis besondere Taxen vorschrieb. Im Nachweis der Accepted liegt nicht nur die Deutung des Namens Free and A. Masons, sondern auch der strikte Beweis der Abstammung der Freimaurerlogen von den alten > Bauhütten und damit der Beweis für die einzig richtige Tradition der > Freimaurerei, die nur aus Bauhüttenbräuchen und deren Symbolik zu verstehen sei. Alles andere habe als aufgepfropft zu gelten.

Lit.: Lennhoff, Eugen; Posner, Oskar; Binder, Dieter A.: Internationales Freimaurerlexikon. Überarb. u. erw. Neuaufl. d. Ausg. v. 1932. München: Herbig, 2000.

Accolade (auch Akkolade), lat. ad collum. In den ritterlichen Bräuchen Ritterschlag auf die Schulter, verbunden mit Umarmung und Kuss.

Ach, Plur. Achu. Ägyptisches Wort für „Licht“, das im weiteren Sinne den „verklärten Verstorbenen“ im Gegensatz zu den Lebenden und Verdammten bezeichnet. Während der > ba und der > ka unterschiedliche Aspekte des erlösten Toten beinhalten, bezeichnet „ach“ die Kombination der verschiedenen Elemente als eine Person.

Lit.: Forman, Werner: Die Macht der Hieroglyphen. Stuttgart: Kohlhammer, 1996; Bonnet, Hans: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. 3., unveränd. Aufl. Berlin: Walter de Gruyter, 2000.

Achad, Frater > Jones, Charles Stansfeld.

Achaius. Legendärer schottischer König, dem nach der Ordenslegende des > Andreasordens in einer blutigen Schlacht ein weißes Balkenkreuz erschien, das in seiner besonderen Form noch heute als > Andreaskreuz bekannt ist. Der Apostel Andreas ist Schutzpatron von Schottland. Der Orden selbst war ursprünglich wohl eine christliche Ritterschaft, die 1687 von Jakob II. eine Organisation erhielt.

Lit.: Frick, Karl R. H.: Licht und Finsternis. Graz: ADEVA, 1978.

Achamoth (hebr.). Wort für Weisheit nach Spr 9, 1. In der > Gnosis ist A. die untere Weisheit. Sie ist außerhalb des Lichts und des Pleroma. Ihre Befreiung erfolgt durch den obersten Christus. Diese geschieht aber noch nicht durch die Erkenntnis (Gnosis), sondern ist nur ein erster Schritt, der darin besteht, dass die A., die bis zu dieser Befreiung jedweder Gestaltung und allen Bewusstseins entbehrt hat, zur Wahrnehmung ihres Leidens und zur Sehnsucht nach dem Höheren gelangt. Sie bleibt jedoch weiterhin in tiefer Unwissenheit über alles, was über ihr ist, und all ihre Leiden sind nichts als die Qualen des in Endlichkeit befangenen Geistes. Erst ihr Gebet an das von ihr gewichene Licht bringt ihr Befreiung von den Qualen, indem der > Soter zu ihr herabkommt und sie durch Vermittlung der Gnosis zu dem ihr noch fehlenden Bewusstsein der übersinnlichen Welt erwacht und so von allen sinnlichen Affekten befreit wird.

Lit.: Kurt, Rudolph (Hg.): Gnosis und Gnostizismus. Darmstadt: Wissenschaftl. Buchges., 1975.

Acharya (sanskr.), Lehrer, Meister. Im Hinduismus Bezeichnung für den spirituellen Meister, der die philosophischen Systeme beherrscht und die in ihnen enthaltenen Wahrheiten verwirklicht. Zahlreiche große Heilige erhielten diese Bezeichnung als Namensergänzung, so z. B. Shankaracharya für Shankara.

Lit.: Fischer, Ingrid (Hg.): Lexikon der östlichen Weisheitslehren. Bern; München: Scherz, 1986.

Achat (engl. agate). Unter A. wird eine ganze Edelsteinfamilie zusammengefasst: roter A. oder Karneol, Obsidian, Laubachat oder Moosachat, Chalcedon; weißer A. oder Anacthit, Hirschhornstein, Stephanstein und Adlerstein.
Der älteste Achat stammt aus Ägypten. Die Chinesen kennen ihn unter dem Namen Manao. In Indien, Nepal und Tibet wird dem enggebänderten A. besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Dort ist er ein Glücksbringer, der auch das Leben verlängern soll. Nach Theophrast soll der kostbare Stein aus dem Fluss Achates in Sizilien stammen, während Plinius einige seiner Merkmale aufzählt, so etwa seinen an Myrrhe erinnernden Duft beim Erhitzen, seine Bäumchen ähnlichen Maserungen oder die ihn durchziehenden goldenen Pünktchen.
Je nach Färbung wurde dem A. bereits seit der Antike als beliebtem Schmuckstein eine Symbolverbindung zum > Mond oder zum Planeten > Merkur nachgesagt. In seinen Adern wollte man Göttergestalten erkennen und schrieb ihm daher auch magische Kräfte in vielerlei Hinsicht zu: Abwendung von Unwettern, Bannung der Überschwemmung von Flüssen, Entgiftung bei Schlangenbiss, Schutz vor Fallsucht und Mondsüchtigkeit. Besonders die Augensteine sollten vor dem > Bösen Blick schützen.

Wird der A. auf der bloßen Haut getragen, so dass er sich erwärmt, macht er den Träger tüchtig, verständig und klug in der Rede. Wird er nachts, bevor sich der Mensch zu Bett legt, in Kreuzform durch sein Haus getragen, haben Diebe dort keine Chance.
In der arabischen Medizin wird dem roten Achat die Kraft zugeschrieben, Blutungen zu stillen, die Geburt zu erleichtern, vor dem Bösen Blick und vor > Hypnose zu schützen. Nach der neueren esoterischen Medizin beeinflusst der A. das Basis-Chakra, der rote Achat wirkt gegen Tumorerkrankungen und der Laubachat hilft gegen Lymphdrüsen-, Nieren- und Lebererkrankungen. Magier schätzen den A. als Liebesstein, der übrigens auch den Durst löschen könne.
Eine weitere Besonderheit des kostbaren Steins ist die ihm zugeschriebene Funktion bei der Perlensuche. Perlenfischer ließen den A. an einer Schnur in das Wasser hinab und warteten, bis der Stein über einer Perle stehen blieb. Wegen dieser Fähigkeit des Steins, Perlen ausfindig zu machen, verglich man den A. mit Johannes, der geistliche Perlen aufzeigte (Becker, 8).

Lit.: Paulys Realencyclopädie. Hg. v. G. Wissowa u. a. Stuttgart 1839 ff., Bd. 1 1894; Ruppenthal, A. (Hg.): Mythologie der Edelsteine. Idar-Oberstein/Georg-Weierbach: Prinz Druck GmbH & Co. KG, 1988; Rätsch, Christian; Guhr, Andreas: Lexikon der Zaubersteine aus ethnologischer Sicht. Graz: ADEVA, 1989; Hildegard von Bingen: Das Buch von den Steinen. Salzburg: Otto Müller, 31997; Becker, Udo: Lexikon der Symbole. Freiburg: Herder, 1998; Giener, Michael: Lexikon der Heilsteine. Saarbrücken: Neue Erde, 32000.

Acheiropoeta > Acheropita.

Achelóos (griech.), griechischer Flussgott, namensgleich mit dem Fluss, der in das Jonische Meer mündet; Sohn des > Okeanos und der > Tethys. Im Mythos rang A. zunächst in Gestalt einer Schlange, dann in der eines Stieres mit Herkules um den Besitz der Deianeira. Verheiratet mit der Muse Melpomene, galten die > Sirenen (Acheloiden) als seine Töchter. Seit dem 6. Jh. v. Chr. findet sich A. unter dem Namen Achlae mit bärtigem Kopf und Stierhörnern dargestellt in Etrurien.

Lit.: Isler, Hans Peter: Achelóos. Bern: Francke, 1970.

Acheron (griech.). Der Sohn von Sonne und der Erde versah die > Titanen, welche gegen den > Olymp kämpften, mit Wasser, und wurde daher in einen Fluss, dessen Wasser schlammig war, verwandelt und in die Unterwelt verwiesen. Nach anderen Autoren war A. der auf Kreta geborene Sohn der > Ceres, der das Tageslicht nicht ertragen konnte und deshalb in die Unterwelt ging. Die Seelen der Abgeschiedenen wurden von > Charon über den Fluss Acheron getragen, weshalb „über den Acheron gehen“ zur sprichwörtlichen Bezeichnung für „sterben“ wurde, da die Seelen, die ihn überschreiten, keine Hoffnung auf Wiederkehr haben. A. fand auch Verwendung zur Bezeichnung anderer Flüsse und in zahlreichen literarischen Werken, wie in Virgils Aeneis und in Dantes Divina Commedia.

Lit.: Radermacher, Ludwig: Mythos und Sage bei den Griechen. Darmstadt: Wiss. Buchges., 31968.

Acheropita (griech., „nicht von Menschenhand gemacht“; engl. acheropite). Von einem solchen Acheropita-Bild wird zum ersten Mal 574 berichtet. In diesem Jahr wurden nach dem Bericht des Historikers Georgios Kedremos die Acheropita aus Kamulia in Kappadokien und Stücke des wahren Kreuzes aus Apameia in Syrien nach Konstantinopel gebracht. Bei den Byzantinern spielte das nicht von Menschenhand gemachte Christusbild eine große Rolle. Es wurde in verschiedenen Schlachten als Fahne vor den Truppen hergetragen. Noch vor 705, also vor Beginn des zweiten Regierungsabschnittes Kaiser Justinians II., verschwand das Bild, das nach seinem Ursprungsort „Kamuliana“ genannt wurde. Es soll nach Rom gekommen und in der Cappella Sancta Sanctorum im Lateran vor den byzantinischen Beamten versteckt worden sein. Die „Acheropsita“ des Laterans sei nämlich nichts anderes als die byzantinische „Acheropita“. Nach der Einnahme Konstantinopels 1204 durch die Kreuzfahrer war die „Acheropsita“ des Laterans nicht mehr gefährdet und wurde daher nach St. Peter gebracht, was spätestens unter Innozenz III. (1198 – 1216) geschehen sei, wo sie zur „römischen Veronica“ wurde. Dante berichtet davon in Paradiso XXXI, Verse 103 – 109. Im Heiligen Jahr 1300, wenn nicht schon früher, wurde sie einem großen Publikum gezeigt, und von da an in jedem Heiligen Jahr. Beim Abriss des zweiten Teils der Peterskirche 1608, wenn nicht schon früher, bei dem auch die Kapelle abgetragen wurde, in der die Veronika [aus dem griechischen Wort eikon (Bild) und dem lateinischen Adjektiv vera (wahr), also das „wahre Bild“] aufbewahrt war, verschwand das Bild aus Rom und tauchte dann im dem Abruzzen-Städtchen Manoppello bei Pescara auf, wo es 1638 den Kapuzinern übergeben wurde und seit 1646 als Volto Santo zur öffentlichen Verehrung ausgestellt ist. Es handelt sich dabei um ein feines durchsichtiges Leinentuch von 24 x 17,5 cm mit dem Abbild eines männlichen Antlitzes, das wie bei einem Dia von der Vorder- und Rückseite betrachtet werden kann. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass sich das Antlitz der Veronika mit dem Antlitz auf dem Grabtuch von Turin deckt.

Lit.: Schlömer, Blandina P.: Der Schleier von Manoppello und das Grabtuch von Turin. Innsbruck: Resch, 1999; Pfeiffer, Heinrich W.: Die römische Veronika. In: Grenzgebiete der Wissenschaft; 49 (2000) 3, 225 – 240; Resch, Andreas: Das Antlitz Christi: Grabtuch – Veronika. Innsbruck: Resch, 22006.

Acheropsita > Acheropita.

Achillea, Pflanzengattung, zu der die in der Volksheilkunde beliebte Schafgarbe (Achillea millefolium L.) gehört, eine in Europa häufig vorkommende Wiesen- und Wegesrand-Pflanze aus der Familie der Korbblütler mit matt-weißlichen Blüten und vollem, würzigem Duft. Die zahlreichen alten Namen der Schafgarbe, wie etwa > Ambrosia, weisen auf ihre traditionelle Bedeutung hin. Die vielseitig verwendete Heilpflanze wird in den berühmten Kräuterbüchern und naturgeschichtlichen Schriften vergangener Jahrhunderte durchgängig erwähnt, so schon in der Antike bei > Dioskurides (Materia Medica) und > Plinius (Naturalis Historiae), bei > Hildegard von Bingen im 12. Jh. (Physica), im > Hortus Sanitatis (germanice) (1485), bei Hieronymus > Bock (New Kreütter Buch, 1539), Leonhart > Fuchs (New Kreutterbuch, 1543), > Lonicerus (Naturalis historiae, 1551), Caspar > Ratzenberger (Herbarium, 1598) usw. Garbe, Röllike (schwed. röllika), Katzenschwanzl, Lämmerschwanz, Gänsezunge, Hunderippe, Bauchwehkraut, Pestilenzkraut, Pissblum, Sichelkraut, Wundkraut und Blutkraut sind einige der vielen auf Form oder Anwendungsmöglichkeit weisenden Namen für das gern von Schafen gefressene Kraut. Oft wird die Schafgarbe auch zur Hasengarbe. Wegen ihrer fein zerteilten Blätter heißt sie weiters Tausendblatt (lat. millefolium) oder Hundertblatt.
Warum die „tausendblättrige“ A. ihren lat. Namen von dem Helden des Trojanischen Krieges, > Achilleus, erhalten hat, steht in Zusammenhang mit ihrer Bedeutung als ausgezeichneter Wundpflanze. Achilles galt als unverwundbar, da ihn seine Mutter, die Seegöttin Thetis, in den Fluss > Styx getaucht hatte. Der einzig wunde Punkt blieb die Achilles-Ferse, an der ihn seine Mutter gehalten hatte. Hier war es die A., die > Aphrodite erfolgreich empfahl, um die Wunde zu schließen. Ob allerdings die Schafgarbe mit der antiken A. gleichzusetzen ist, bleibt offen. Bis in die Neuzeit hinein ist die Schafgarbe eines der wichtigsten Wundheilmittel geblieben. In Griechenland ist es immer noch Sitte, die frisch zerstoßenen Blätter auf Wunden und Quetschungen aufzulegen. Der Tee aus der Heilpflanze wirkt blutdrucksenkend, harndesinfizierend, entzündungswidrig und krampflösend. Er ist eine Hilfe bei Rheumatismus, Arthritis, Magen- und Gallenbeschwerden. > Hildegard von Bingen beschreibt sie als Heilmittel bei inneren Verletzungen, Fieber und Schlaflosigkeit (Physica I, 113). Die Pflanze ist auch als ein gutes Frauenheilkraut bekannt. Sie enthält viele Bitterstoffe, Gerbstoffe, Flavonoide und Mineralien, besonders Kalium. Außerdem wird aus der A. wertvolles blaues, Azulen enthaltendes > Schafgarbenöl gewonnen.

Der A. millefolium werden auch geistervertreibende und vor bösem Zauber schützende Kräfte zugeschrieben. Selbst Blitze sollen mit ihrer Hilfe abgehalten werden. Für die Slowenen dagegen ist sie eine Zauberkräfte verleihende Pflanze. Aus Irland und England ist die Bedeutung der Schafgarbe im Liebesorakel bekannt. So soll sie etwa einem Mädchen über die Treue ihres Liebhabers Auskunft geben können oder, unter das Kopfkissen gelegt, ihm den zukünftigen Ehemann im Traum anzeigen.
A. (Achillea sp.) gehört zu den Blumen, die Verstorbenen auf ihre Reise mitgegeben werden (Rätsch 1998, 231).

Lit.: Marzell, Heinrich: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. Bd. 1. Leipzig: Hirzel, 1943; Rätsch, Christian: Heilkräuter der Antike in Ägypten, Griechenland und Rom. Mythologie und Anwendung einst und heute. München: Eugen Diederichs, 1995; Vickery, Roy: A Dictionary of Plant-Lore. Oxford University Press, 1995; Rätsch, Christian: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Aarau, CH: AT, 1998; Müller-Ebeling, Claudia u. a.: Hexenmedizin. Aarau, CH: AT, ²1999.

Achillea millefolium > Achillea.

Achilleus (lat. Achilles). 1. Held der Griechen. A., einer der Helden des trojanischen Krieges, ist der Sohn der Seegöttin > Thetis und des Peleus, eines Sterblichen. Als kleines Kind tauchte ihn die Mutter in den Fluss > Styx, damit er unsterblich werde, vergaß jedoch die Ferse (Achillessehne) an der sie den Knaben festhielt, unterzutauchen. An dieser verletzlichen Stelle wurde er beim Kampf um Troja durch Paris tödlich verletzt. In ganz Griechenland genoss er als Heros und im Gebiet des Schwarzen Meeres als Gott große Verehrung, der seit der hadrianischen Zeit den Beinamen Pontarchos („Herrscher des Meeres“) hatte.
2. Bezeichnung eines vom griechischen Philosophen Zeno aufgestellten Schlusses (Trugschluss), um die Unwirklichkeit der Bewegung zu beweisen: Achilleus könne als schnellster Läufer der Griechen eine Schildkröte nicht einholen, denn jedes Mal wenn er dort ankomme, wo die Schildkröte gerade war, sei sie bereits wieder weitergekrochen. Die trennende Distanz besteht nämlich aus einer unendlichen Zahl von Teilen, die in einer endlichen Zeit gar nicht durchlaufen werden können. Der Trugschluss entstehe durch diese unwirkliche Zerlegung des faktisch durchlaufenen Abstandes, der dann in einer endlichen Zeit nicht durchlaufen werden kann. Dabei werden jedoch die Schwierigkeiten, die das Problem der Bewegung dem Denken stellt, offenbar.

Lit.: Hommel, Hildebrecht: Der Gott Achilleus. Heidelberg: Winter, 1980; Mittelstraß, Jürgen (Hg.): Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Bd. 1. Stuttgart: Verlag J. B. Metzler, 1995.

Achipanganya, Schöpfergott der Mwera am Ilulu (Afrika); er wird auch Mkubwa oder Mkulungwa, „der Große“ genannt. Nur die Ältesten durften ihm opfern, und wenn kein männlicher Ältester anwesend war, dann vollzog das Opfer eine alte Frau. Geopfert wurden meist Mehl oder Bier, Mais und Hirse. „Der Alte zog an die gewählte Stelle, streute ein wenig Mehl auf den Boden“ und sprach dreimal: „Achipanganya, Nandoka, Nambembele, bitt für uns bei Achipanganya. Bitt für uns in dieser Not, aber du weißt sie alle“ (Ohm, 55). Nambembele oder Anabembele wird einmal als „göttliche Weisheit“, dann aber auch als eine Art Engel verstanden.

Lit.: Ohm, Thomas: Stammesreligionen im südlichen Tanganyika-Territorium. Köln; Opladen: Westdt. Verl., 1953.

Achler, Elisabeth (1386 – 1420), auch „Elisabeth Bona von Reute“ oder die „gute Beth“ genannt, wurde am 25. 11. 1386 in Reute, Oberschwaben, Deutschland, geboren und trat mit 14 Jahren in den Dritten Orden der Franziskaner ein. In der 1403 gegründeten Terziarierinnen-Klause von Reute war sie für die Küche zuständig. Sie meditierte vor allem über das Leiden Christi, trug die > Stigmen, hatte > Ekstasen und soll 12 Jahre ohne Nahrung gelebt haben.

Lit.: Köck, Werner: Vita der seligen Elisabeth von Reute. Innsbruck, Univ. Diss., 1972.

Achmet, auch Ahmad ibn Sirin, arabischer Seher und Autor des bekannten Traumbuches > Oneirokritikon (um 820), das indisches, persisches und arabisches Wissen vereint, aber nur mehr in griechischer und lateinischer Fassung überliefert ist, die 1603 in Paris erschien. Ähnlich bekannt sind die > Oneirokritika des > Artemidoros von Daldis (Mitte des 2. Jhs.).

Lit.: Achmetis Oneirocriticon rec. Franciscus Drexl. Leipzig: Teubner, 1925.

Achom, gotthafte Wesen bei den Ägyptern. Der verklärte König wird als der Stärkste von ihnen verehrt. A. wird als überragende Kraft verstanden, die, gleich einem Raubvogel, rasch zugreift. Daher wird das Wort A. mit dem Bild eines Falken geschrieben. Im Neuen Reich wird A. dann als eine allgemeine Bezeichnung für Götterbilder verwendet.

Lit.: Die altägyptischen Pyramidentexte: nach d. Papierabdrücken u. Photogr. d. Berliner Museums / neu hrsg. u. erl. von Kurt Sethe. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1960, 407.

Achsel. Die Achsel stellt bei aufrecht stehenden Menschen den höchsten Teil der oberen Gliedmaßen dar und hat von jeher eine besondere magische Bedeutung. Das Heben der rechten Achsel oder der Blick darüber auf jemanden bekundet Überlegenheit und das Spucken über die Achsel ist ein besonderer Ausdruck der Verachtung.
Der penetrante Schweißgeruch der Achselhöhle wie auch die Achselhaare werden dazu verwendet, um Tiere anhänglich zu machen, indem man ihnen mit Achselschweiß getränktes Brot oder Achselhaare zum Fressen gibt.

Schließlich gilt die Achselhöhle als geeigneter Platz zur Verbergung des Teufelspaktes und als ein beliebter Sitz der Dämonen.
In China erzählt man von zahlreichen psychisch begabten Kindern, dass sie mit den Ohren und den Achselhöhlen sehen könnten. Wissenschaftliche Untersuchungen konnten diese Fähigkeit allerdings nicht bestätigen.

Lit.: Vernaleken, Theodor: Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Wien, 1859; Wuttke, Adolf: Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart. Berlin, 1900; Truzzi, Marcello: China’s psychic savants. Omni 66 (1985), 63 – 64, 66, 78 – 79.

Achsendurchstrahlung (oder Achsigkeit). Durchstrahlung materieller Gegenstände durch polariserte Odstrahlen (8. Großkraft der Natur). Die Gegenstände werden nach L. Straniaks Verständnis der > Radiästhesie aus sechs Richtungen des Raumes von S / N / O / W / Höhe und Tiefe durchstrahlt. Dabei unterscheidet er Gegenstände, die nur ein, zwei, drei, vier, fünf und sechs Durchstrahlungen durch die 8. Naturkraft aufweisen. So spricht er von 1-Achser, 2-Achser usw.; es sind drei – polare Richtungen und drei + polare Richtungen erkennbar. Aus der Kombination der sechs Richtungen und deren Polarität ergeben sich 64 Varianten (64 Trigramme beim > I-Ging).

Lit.: Straniak, L.: Radiästhesie: Aberglaube, Betrug oder Teufelskunst? Aktuell: Pendel und Rute für Sie. München: Herold-Verlag Dr. Wetzel, o. J.

Acht. Aufgrund der eigentümlichen arithmetischen und geometrischen Verhältnisse gelangte die Zahl 8 zu besonderem Ansehen. Nach der biblischen Erzählung der Sintflut blieben 8 Menschen übrig: Vater, Mutter, drei Söhne und drei Schwiegertöchter (Gen 8, 16). Am 8. Tag hat die Beschneidung zu erfolgen (Gen 17, 12), und 8 Tage soll das Gedächtnis der Altarweihe dauern (1 Makk 4, 59).
Eine besondere Rolle spielt die 8 in > Hinduismus und > Buddhismus. Der hinduistische Gott > Vishnu hat 8 Arme, die im Zusammenhang mit den 8 Wächtern des Raumes gesehen werden müssen. Im Buddhismus wird die 8 häufig mit der Anzahl der Speichen des > Rad-Symbols und anderen Bezeichnungen verbunden wie > Acht Befreiungen, > Achtfacher Pfad, > Acht Kostbarkeiten, > Acht Überwindungen. In Japan gilt die Acht außerdem als Zahl der im Grunde nicht mess- und zählbaren Größe.
In der Astrologie der Chaldäer dienten acht Orte des Himmels der näheren Bestimmung der Weltgegenden. 8-strahlig ist der Stern der > Ischtar-Venus. Die Etrusker sprachen von acht Weltzeitaltern, die Gnostiker von acht Himmelssphären.

Die Griechen bildeten die Hauptwinde auf einem Oktogon ab. Nach Aristoteles und Pythagoras ist die erste Kubikzahl: 23 = 2 x 2 x 2 = 8 die Vollkommenheit einer Zahl in ihrer 3. Potenz. Die > Pythagoräer nennen die 8 daher auch die Zahl der Gerechtigkeit, weil sie in zwei gleiche Zahlen geteilt werden kann. Hierher gehört auch der Eid des Orpheus bei den 8 Gottheiten: > Feuer, > Wasser, > Erde, > Himmel, > Mond, > Sonne, > Phanes und > Nacht.
Im Christentum verweist die Acht auf den 8. Schöpfungstag, d. h. die Neuerschaffung des Menschen, und ist daher zugleich ein Symbol der Auferstehung Christi und der Hoffnung auf die Auferstehung der Menschen. In der Acht spielt sich die Vollkommenheit des Oktogons in der achteckigen Form des Taufbeckens bzw. der Taufkirche (Baptisterium) als Symbol der Kirche und der Auferstehung Christi ab. 8 ist auch die Zahl der Seligkeiten (Mt 5, 3 – 11).
In der > Numerologie steht die 8 für Charakterstärke und individuelle Zielsetzung.

Lit.: Gräfe, E. H.: Die acht Urbilder des I Ging. Oberstedten / Oberursel  /Ts.: Hugo Gräfe Verlag, 1968; Endres, Franz Carl: Das Mysterium der Zahl: Zahlensymbolik im Kulturvergleich / Schimmel, Annemarie. München; Kreuzlingen: Hugendubel, 1984; Hausmann, Axel: Kreis, Quadrat und Oktogon. Aachen: Meyer & Meyer, 1994; Kritzinger, Helmut-Whitey: Numerologie. Aitrang: Windpferd, 1996; Hitchcock, Helyn: Das große Buch der Numerologie. München: Goldmann, 1999.

Acht Befreiungen (sanskr. Ashta-Vimoksha), acht Stufen der meditativen Sammlung zur Befreiung jeder Anhänglichkeit an das Körperliche und Unkörperliche: 1. Erkennen von Formen im Inneren und Äußeren; 2. Erkennen von Formen im Äußeren; 3. Wahrnehmen des Schönen; 4. Erlangen des Gebietes der Unendlichkeit des Raumes; 5. Erlangen des Gebietes der Unendlichkeit des Bewusstseins; 6. Erlangung des Gebietes des Nichts; 7. Erlangung des Gebietes der Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung; 8. Erlöschen von Wahrnehmung und Gefühlen.

Lit.: Fischer, Ingrid (Hg.): Lexikon der östlichen Weisheitslehren. Bern; München: Scherz, 1986.

Acht Kostbarkeiten (sanskr. Ashtamangala), acht Symbole der Verehrung des Weltenherrschers und im übertragenen Sinne des > Buddha, die in chinesischen Klöstern vielfach vor den Standbildern des Buddha auf Lotosständern aufgestellt sind. Es sind dies: Fahne (Siegeszeichen der Religion), Fische (Zeichen des indischen Weltenherrschers), Knoten des unendlichen Lebens, Rad der Lehre, Lotosblume (Symbol der Reinheit), Muschelhorn (Symbol des Sieges im Kampf), Schirm (Symbol der königlichen Würde, die Unheil abhält), Weihwassergefäß (gefüllt mit dem Nektar der Unsterblichkeit).

Lit.: Fischer, Ingrid (Hg.): Lexikon der östlichen Weisheitslehren. Bern; München: Scherz, 1986.

Acht Lehren (Lehrweisen) und fünf Zeitabschnitte. Klassifizierung der Lehren des > Buddha vom Standpunkt der > Tendai-Sekte durch deren chinesischen Gründer, Chisha Daishi. Die Lehren werden in vier Doktrinen sowie zusätzlich in vier Auslegungsmethoden eingeteilt und stellen fünf Stufen der Belehrung von der ersten bis zur letzten und höchsten dar, wie sie der Buddha gab.

Lit.: Kapleau, Philip (Hg.): Die drei Pfeiler des Zen. Zürich: Rascher, 1969.

Acht Überwindungen (sanskr. Abhibhavayatana), acht Meditationsübungen zur Überwindung der Sinnensphäre durch Beherrschung der Wahrnehmung verschiedener Objekte: Diese Übungen finden sich bereits im frühen > Buddhismus. Es sind: 1. Wahrnehmung von Formen des eigenen Körpers und begrenzter Formen der Außenwelt. 2. Wahrnehmen von Formen am Körper und unbegrenzter Formen der Außenwelt. 3. Wahrnehmen begrenzter Formen der Außenwelt. 4. Wahrnehmen unbegrenzter Formen der Außenwelt. 5.–8. Wahrnehmen blauer, gelber, roter und weißer Formen außen.

Lit.: Fischer, Ingrid (Hg.): Lexikon der östlichen Weisheitslehren. Bern; München: Scherz, 1986.

Acht Unsterbliche. Die chinesische traditionelle Symbolik kennt 8 Unsterbliche, die auf Inseln der Seligen wohnen sollen: Chang-kuo-lao, eine ehemalige Fledermaus, die sich in einen Menschen verwandelte. Er trägt ein hohles Bambusrohr, oft auch eine Phönixfeder und den Pfirsich des langen Lebens. Chung-li-chüan, Alchemist, der Quecksilber und Blei in „gelbes und weißes Silber“ verwandeln konnte, den > „Stein der Weisen“ besaß und durch die Lüfte wandeln konnte. Han-tsiang-tse ließ Blumen schnell wachsen und hat als Attribut die Flöte. Ho-hsien-ku, eine Frau mit einer magischen Lotosblüte. Lants’ai-ho, Androgyn, trägt einen Korb mit Blüten oder Früchten, manchmal auch eine Flöte. Li-t’ieh-kuai trägt eine Krücke wie Saturn in der abendländischen astrologischen Bilderwelt. Sein Körper wurde angeblich irrtümlich eingeäschert und die Seele musste den Leib eines lahmen Bettlers annehmen; sein Attribut ist ein Flaschenkürbis, aus dem eine Fledermaus flattert. Lü-tung-pin trägt ein dämonentötendes Schwert. Anstelle einer Bezahlung malte er – so wird erzählt – in einem Gasthaus zwei Kraniche an die Wand, die viele Besucher anzogen, aber wegflogen, als die Schuld dadurch beglichen war. Ts’ao-kuo-chiu, Schutzpatron der Schauspieler, in höfischer Kleidung und meist mit zwei Klanghölzern in der Hand.
Diese „Pahsien“ werden meist auf einer Terrasse dargestellt, wie sie gerade den auf einem Kranich daherfliegenden
Shou-hsing, den Gott der Langlebigkeit, begrüßen, und sind ein beliebter Gegenstand der taoistischen Ikonographie.

Lit.: Ehrich, Kurt S.: Shichifukujin: ein Versuch über Genesis und Bedeutung volkstümlicher ostasiatischer Gottheiten = Die sieben Glücksgötter Japans. Recklinghausen: Bongers, 1991; Biedermann, Hans: Knaurs Lexikon der Symbole. Augsburg: Weltbild-Verl., 2000.

Acht Verneinungen > Nagarjuna.

Achtblättriger Yoga. Nach > Patañjali, der mit seiner „Yoga-Sutra“ (um 150 n. Chr.) den wichtigsten Beitrag zur Systematisierung der bis dahin entstandenen vielfältigen Yogaformen leistete, ist > Yoga „jener innere Zustand, in dem die seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe kommen“ (Yogas citta vritti nirodha). Der Weg dorthin umfasst 8 Stufen oder Teile, die hintereinander zu durchlaufen sind, gleich einer Knospe, bei der ein Blütenblatt nach dem anderen hervorkommt. Patañjali nennt folgende „Blütenblätter des „achtblättrigen Yoga“: Äußere und innere Disziplin, Körperhaltung, Atemregelung, Zurückhalten der Sinne, Konzentration, Meditation und Versenkung in die acht Aspekte des Yoga.

Lit.: Yoga-Sutra: der Yogaleitfaden des Patañjali. Hamburg: Papyrus-Verlag, 1987.

Achte Sphäre (oder „Planet des Todes“), verschwommener esoterischer Begriff der geheimen Mysterienschulen zur Bezeichnung der tiefsten geistig-psychischen Entartung, in der eine Wiederbelebung durch den Strahl der spirituellen Monade nicht mehr möglich ist. Die 8. Sphäre ist der Hort der „verlorenen Seelen“, die dort zerrieben und in ihre psychisch-astralen Bestandteile aufgelöst werden. H. P. > Blavatsky bringt diese Vorstellung mit dem Mondgott in Verbindung, der die sieben Naturkräfte repräsentiere, die ihm vorausgingen (Blavatsky, 248). Der Mond sei nämlich in seinen inneren Prinzipien, d. h. psychisch und geistig, tot (Blavatsky, 172). Rudolf > Steiner befasst sich in Geheimwissenschaft im Umriss mit der 8. Sphäre.

Lit.: Blavatsky, H. P.: Kosmogenesis. A. Kosmische Evolution. Den Haag: J. J. Couveur, o. J.; Steiner, Rudolf: Die Geheimwissenschaft im Umriss (1930). Dornach: Philosophisch-Anthroposophischer Verlag am Goetheanum, 1930.

Achtert-Zutz-AASW-Experimente. 1967 / 68 wurden am „Institut für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie“ in Freiburg, Deutschland, mit den Studenten Lutz Achtert und Sabine Zutz am > Psi-Recorder 70 ASW-Experimente durchgeführt, die meist hochsignifikant waren und einer Antizufallswahrscheinlichkeit von 1 : 1 000 000 000 entsprachen. Die telepathischen Leistungen wurden nur erreicht, wenn die männliche Versuchsperson als Sender, die weibliche als Empfänger fungierte. Von den Symbolen der verwendeten > Zener-Karten wurde dabei keines bevorzugt. Man interpretierte daher die Ergebnisse als Stützung der These, dass > Psi weniger eine Eigenschaft der Personen, sondern vielmehr ein Effekt von Konstellationen sei. Eine Wiederholung der Experimente im folgenden Semester erbrachte keine Erfolge.

Lit.: Bender, H.: Unser sechster Sinn. Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt, 1971.

Achtfacher Pfad (sanskr. Ashtangika-Marga), achtgliederiger Pfad zur Befreiung vom Leiden: 1. vollkommene Erkenntnis; 2. vollkommener Entschluss; 3. vollkommene Rede; 4. vollkommenes Handeln; 5. vollkommener Lebenserwerb; 6. vollkommene Anstrengung; 7. vollkommene Achtsamkeit; 8. vollkommene Sammlung.

Lit.: Frauwallner, Erich: Die Philosophie des Buddhismus. Berlin: Akad.-Verl., 41994.

Achtheit. Die A. ist ein symbolisch-kosmologischer Begriff aus den Priesterschulen der altägyptischen Stadt Chemenu (heute arab.: Eschmunên), hellenistisch > Hermopolis, Stadt der Acht. In der Kosmogonie von Hermopolis wurde die Qualitätslosigkeit der Urmaterie durch Aufspaltung in ihre Elemente aktiv gemacht, wobei gleichzeitig eine Personifizierung der mit der Aufspaltung gewonnenen Wesenheiten in ein männlich-weibliches Dualsystem erfolgte: > Nun und > Naunet symbolisieren das Urwasser in männlicher und weiblicher Form, > Heh und > Hehet den endlosen Raum, > Kek und > Keket die Finsternis, > Amun und > Amaunet das Verborgene (die Leere). Diese Achtheit brachte Lebewesen in Gestalt von Fröschen und Schlangen hervor, die im Urschlamm lebten, aus dem sich der Urhügel erhob. Die Priesterschaft von Theben, die einen solchen Platz für Amun nicht annehmen konnte, bemächtigte sich der Achtheit und erfand eine Schlange, eine Erscheinungsform des Amun, genannt > Kematef. Die Schlange starb, nachdem sie die Schlange > Itra geboren hatte, eine andere Escheinungsform des Amun, welche die Achtheit schuf. So bildete die Priesterschaft aus Theben die Wiege der Götter der Achtheit, die, nachdem sie zur Durchführung ihres Schöpfungsaktes nach Hermopolis gegangen waren, angeblich nach Theben zurückkehrten, um auf dem Hügel von Dijeme (Medinet Habu) zu sterben. Dort wurden sie noch am Ende der griechischen Zeit verehrt. Die A. weist schließlich auch auf die allgemeine Bedeutung der > Acht hin.

Lit.: Hornung, Erik: Der Eine und die Vielen: ägyptische Gottesvorstellungen. Darmstadt: Wiss. Buchges., 51993; Rachet, Guy: Lexikon des alten Ägypten. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1999.

Achtkreuz. Kreuz mit acht Ecken und vier Malkreuzen. Das Kreuz ist in einem Zug zu schreiben. Form und Richtung der Linien sollen eine schwarzmagische Benutzung völlig ausschließen.

Lit.: Glahn, A. Frank: Radio des Geistes: Magie der Symbole: der spirituelle Pendel. 3. Aufl. Freiburg i. Br: Hermann Bauer, o. J.; Jahrbuch für kosmobiologische Forschung. Augsburg: Dom Verlag, 1928.

Achtort. Achteck, das in der Bakunst der Gotik als Proportionssystem zur Grundrissbildung von Türmen und Pfeilern verwendet wurde. In seiner symbolischen Aussage steht der A. (Ort = Ecke) für Universalität und Vollkommenheit.

Lit.: Becker, Udo: Lexikon der Symbole. Freiburg: Herder, 1998.

Achtsamkeit (sanskr. smriti, Pali: sati). A. ist die 7. Stufe des > Achtfachen Pfades, auf der bei voller Klarheit des Bewusstseins alle Tätigkeiten, auch die im Alltag automatisch ablaufenden Funktionen wie Atmen, Gehen usw., zu beobachten sind, um so zur Wissensklarheit zu gelangen und den Geist unter Kontrolle und zur Ruhe zu bringen. Die Übung der A. vermittelt Einsicht in die vergängliche, unbefriedigende und nicht-wissende Natur allen Seins und wird somit zur Grundlage für jede höhere Erkenntnis. Geübt wird A. durch die in den Ländern des > Theravada gepflegte Übung des > Satipatthana.

Lit.: Ehrhard, Franz-Karl; Fischer-Schreiber, Ingrid: Das Lexikon des Buddhismus. Bern: O. W. Barth, 1992.

Achtsamkeitsmeditation. Die A. dient nach buddhistischer Lehre der Gewinnung von Einsicht in die Erfahrungen des Lebens und die Natur innerer und äußerer Gegebenheiten sowie zur Wahrnehmung der Beziehung der beiden. Um dies zu erreichen, nimmt man eine entspannte Körperhaltung ein und beobachtet in Ausübung der reinen Aufmerksamkeit den Atem. Nach wenigen Minuten erkennt man, dass eine ständige Kette mentaler Geschehnisse stattfindet. Durch solche Beobachtungen wird Einsicht in die uns eigentümlichen mentalen Prozesse gewonnen und der Bereich ausgemacht, der therapeutisch durch A. zu bearbeiten ist, um die innere Ausgeglichenheit herzustellen oder zu bewahren.

Lit.: Boorstein, Seymour (Hg.): Transpersonale Psychotherapie. Bern: Scherz, 1988.

Achtundzwanzig, vollkommene Zahl und Mondzahl – vollkommene Zahl, weil sie sich in ihre Divisoren 1 + 2 + 4 + 7 + 14 aufteilen lässt; Mondzahl, weil in ihr die vier Phasen des > Mondes vollkommen sind, nachdem er 28 Sterngruppen durchwandert hat.
Als Mondzahl spielt A. vor allem im Islam eine wichtige Rolle, denn die 28 Buchstaben des arabischen Alphabets, in denen Gottes Wort, das ist der > Koran, aufgezeichnet ist, werden mit den Mondstationen in Beziehung gestellt. Auch dass es 28 Propheten vor Muhammad gegeben hat, passt in dieses Bild, wobei Muhammad alle überstrahlt, wie der Vollmond die Sterne.

Lit.: Endres, Franz Carl: Das Mysterium der Zahl: Zahlensymbolik im Kulturvergleich / Schimmel, Annemarie. München; Kreuzlingen: Hugendubel, 1984.

Achtzehn, astrale Zykluszahl. Die A. taucht in der präkolumbianischen Zeitrechnung auf. Eine astrale Zykluszahl ist sie, weil sich Sonnen- und Mondfinsternis nach 18 Jahren in gleicher Reihenfolge wiederholen.
In der mittelalterlichen christlichen Exegese wird A. mit 10 + 8 als Erfüllung des Gesetzes durch die Gnade gedeutet, wie man aus der Heilung der seit 18 Jahren gelähmten Frau schließen konnte (Lk 13,11–13).

Die A. ist ferner Einteilungszahl im jüdischen Achtzehn-Gebet, und auch das indische Epos Mahabharata ist in achtzehn Bücher geteilt.
In der islamischen Tradition ist die A. (gelegentlich auch die Neunzehn) die Zahl der Konsonanten der Eingangsformel Bismillāhi’r-rahmāni’r-rahīm (Im Namen Gottes, des Allbarmherzigen und Gnädigen). Vielleicht stammt daraus die Vorstellung, dass es 18000 Welten gibt. Für die > Mevlevi, den Orden der „Tanzenden Derwische“, hat die A. eine vielfache Bedeutung: Das Eingangsgedicht von Dschelaluddin Rumis Mathnawi („Lied der Rohrflöte“) hat 18 Verse; wer Mevlevi-Derwisch werden will, muss 18 Tage als Laufbursche im Kloster dienen und die 18 Arten des Küchendienstes erlernen. Nach 1001 Tagen Vorbereitungszeit wird er mit einem achtzehnarmigen Leuchter in seine neue Zelle geführt, wo er 18 Tage zu meditieren hat. Auch war es Brauch, dass Besucher ihre Gaben in achtzehnfacher Zahl brachten. Ob hier eine Verbindung zur türkischen traditionellen Neunzahl von Geschenken gegeben ist, bleibt offen. Jedenfalls erscheint auch im Germanischen die A. gelegentlich als Verdoppelung der heiligen Neun: So hatte > Haldan 18 Söhne und > Odin weiß 18 Dinge.

Lit.: Endres, Franz Carl: Das Mysterium der Zahl: Zahlensymbolik im Kulturvergleich / Schimmel, Annemarie. München; Kreuzlingen: Hugendubel, 1984.

Achuma (Trichocerus pachanoi BRITTON et ROSE), in Südamerika beheimateter hoher Stangenkaktus mit halluzinativer Wirkung. A. ist der in Bolivien volkstümliche indianische Name für den Kaktus, der in den nördlichen Anden „Huachuma“ und in Ecuador „Aguacolla“ und „Gigantón“ heißt, und der im nördlichen Küstengebiet Perus aus unbekannten Gründen den Namen „San Pedro“ trägt, d. h. den Namen des heiligen Petrus, der den Schlüssel zum Himmel besitzt. Vermutlich spielte der Kaktus ursprünglich in heidnischen Regenritualen eine Rolle (Rätsch, 505). Allgemein nennen die Indianer die Form des San Pedro-Kaktus mit langen Stacheln männlich, während für sie der kurzstachelige bzw. stachellose Kaktus weiblichen Charakter hat. Der Kaktus strotzt nur so vor Lebensenergie und kann monatelang ohne Wasser auskommen, abgeschnittene Teile des Kaktus können sogar jahrelang überleben.
A. ist eine der ältesten magischen Pflanzen Südamerikas und spielt sowohl in der > weißen als auch in der > schwarzen Magie eine Rolle. Die Pflanze enthält verschiedene Alkaloide und ist vor allem reich an Meskalin. In Bolivien und Peru stellt man vornehmlich ein Getränk daraus her, Cimora. Man kocht kleine, zerstoßene Stückchen des Stammes bis zu sieben Stunden in Wasser und gibt manchmal auch noch andere Pflanzen hinzu. Die Schamanen trinken das Getränk hauptsächlich bei psychedelischen Ritualen, d. h. zur Förderung visionärer Zustände und zum Voraussehen der Zukunft. Auch zur Identitätsänderung, zur Tierverwandlung, für Erfolg in persönlichen Angelegenheiten, gegen Alkoholismus, Wahnsinn, > Liebeszauber usw. wird die Pflanze verwendet.

In Peru wird der Kaktus noch heute in Form des Getränks von Heilern benutzt, um die Ursachen von Krankheiten herauszufinden. Das Getränk wird dabei von den Heilern wie von den Patienten allerdings in so geringen Dosen genossen, dass vermutlich keinerlei bewusstseinsverändernde Wirkung eintritt.
Das Fleisch des Kaktus gilt als > Aphrodisiakum.

Lit.: Rätsch, Christian: Lexikon der Zauberpflanzen aus ethnologischer Sicht. Graz: ADEVA, 1988; Schultes, Richard Evans; Hofman, Albert: Plants of the Gods. Rochester, Vermont: Healing Arts Press, 1992; Rätsch, Christian: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Aarau, CH: AT, 1998; Müller-Ebeling, Claudia u. a.: Hexenmedizin. Aarau, CH: AT, ²1999.

Acidum nitri (lat.), Salpetersäure, spielt durch die Eigenschaft, > Silber, nicht aber > Gold zu lösen, in der > Alchemie eine Rolle. In der Schrift De Inventione veritatis des Geber-Corpus wird berichtet, dass man durch Auflösung von Ammoniumchlorid in Salpetersäure ein noch stärker auflösendes Wasser erhalte.

Lit.: Geber: De Alchimia libri tres. Straßburg, 1529; Ploss, Emil E. et al.: Alchimia: Ideologie und Technologie. München: Moos, 1970.

Acidum primigenium (lat.), Ursäure, von Johann Joachim > Becher aus der Mischung einer „elementaren Erde“ mit Wasser versuchte Bildung einer Ursäure zur Verwirklichung der Idee eines einheitlichen Sauerstoffes (auch > Acidum universale genannt).

Lit.: Becher, Johann Joachim: Physica subterranea. Frankfurt, 1669.

Acidum universale (lat.), Universalsäure. Saure Pflanzensäfte, die bis in die Neuzeit als eine Art Essig betrachtet wurden, führten dazu, dass sich in der > Alchemie die Konzeption einer Universalsäure (acidum universale) bilden konnte, die alle Säuren als Variante einer einzigen Ursäure betrachtete. Dieser Idee eines einheitlichen Sauerstoffes schloss sich auch Johann Joachim > Becher an, der aus einer Mischung von „elementarer Erde“ mit Wasser eine Ursäure (> acidum primigenium, acidum universale) hervorgehen ließ. Diese Vorstellung wurde erst durch die Sauerstofftheorie von Antoine Laurent-Lavoisier (1743 – 1794) abgelöst.

Lit.: Becher, Johann Joachim: Physica subterranea. Frankfurt, 1669; Priesner, Claus; Figala, Karin (Hg): Alchemie. München: Beck, 1998.

Acker. Der A. gehört zum Vorstellungskomplex der Fruchtbarkeit und der Erhaltung des Lebens. Der gepflügte Acker ist Symbol des weiblichen Schoßes. So findet bei verschiedenen Völkern die Hochzeit auf einem A. statt. Nach Homer soll sich die Erdmutter > Demeter mit > Iasion auf der Kruste dreimal gepflügter Erde vereinigt haben. Die mütterliche Erde wird daher von Gottheiten oder Dämonen, den > Korngeistern, geschützt, deren Segens- und Wachstumskraft man in der letzten Garbe einzufangen hofft.
Im alten Ägypten dienten nicht nur die Früchte des Feldes, sondern der Acker selbst als bevorzugte Opfergabe. So vermehrte Ramses III. dem Sonnengott > Re-Harachte die Äcker des Tempels, um das Gottesopfer zu verdoppeln, und ein Denkstein des Königs Tef-nacht (23. Dynastie) zeigt die Gabe eines Feldes (Korb mit drei Schilfblättern) an die Göttin > Neith von Sais und den Gott > Atum, verbunden mit der Hoffnung, dass die Götter dem König Ewiges Leben gewähren. So ist in alten ägyptischen Totenbuch-Illustrationen der Ackerbau Ausdruck auf ein Fortleben nach dem Tode.

Auch im AT und im NT finden die angeführten Bedeutungen des A. ihren Niederschlag. In Mt 13, 38 wird sogar die Welt mit einem A. verglichen. Schließlich ist gelegentlich der unversehrte A., der ohne Saat Weizen hervorbringt, Symbol der Jungfräulichkeit Marias.

Lit.: Mannhardt, Wilhelm: Antike Wald- und Feldkulte aus nordeuropäischer Überlieferung erl. Berlin: Borntraeger, 1905; Naumann, Hans: Primitive Gemeinschaftskultur. Jena: Diederichs, 1921; Ägyptisches Totenbuch / übers. u. kommentiert von Gregoire Kolpaktchy. Sonderausg. Bern: Barth, 1998.

Ackerbau. Der A. ist eine der ältesten Wirtschaftsformen und umrankt von einer Fülle von Vorstellungen. Die Abhängigkeit von Naturgewalten führte zu einem breitgefächerten Geisterglauben. Die guten Vegetationsgeister entwickelten sich zu Ackerbaugottheiten, wie der Himmelsgott > Djanus und die Mutter Erde, > Prithivi in Indien, > Jupiter, > Terra und > Ceres bei den Römern, > Donar und > Wodan bei den Germanen. Die Sorge um Sicherheit und Ertrag führte zu einer Reihe von Schutzriten, insbesondere durch Umhertragen von Götterbildern, Umschreiten des Ackers in Schweigen und Gebet, im christlichen Brauch durch Segnung der Felder zu bestimmten Anlässen und Festen wie dem Dreikönigsfest. In Ex 23, 16 erhalten die Israeliten den Auftrag, das Fest der Ernte beim ersten Ertrag und bei der Lese am Ende des Jahres zu feiern. In der Katholischen Kirche haben sich in verschiedenen Gegenden die Feldprozessionen zu den Quatembertagen, die Kräuterweihe am 15. August und das Erntedankfest eingebürgert. In den Ev. Gemeinden wird der Erntedank am 29. September (Michael) bzw. am darauffolgenden Sonntag gefeiert. Die mit dem A. verbundenen magischen Bräuche reichen von der Zauberabwehr mittels Wasser und Feuer, vom Vergraben von Eiern und Tierknochen bis zur Ertragssteigerung durch Abhaltung des „Brautlagers“ auf den Feldern. Eine Wöchnerin hingegen schadet dem A. und eine Leiche, die über den A. getragen wird, nimmt den Erntesegen weg.

Lit.: Mannhardt, Wilhelm: Antike Wald- und Feldkulte. Berlin: Borntraeger, 1905; Rantasalo, Aukusti Vilho: Der Ackerbau im Volksaberglauben der Finnen und Esten, mit entsprechenden Gebräuchen der Germanen verglichen. Helsinki: Suom. Tiedeakat, 1919; Bächtold-Stäubli, Hanns (Hg): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. 1. Bd. Berlin: W. de Gruyter, 1987.

Ackergauchheil (lat. anagallis arvensis), eine überall häufig vorkommende Heilpflanze, deren zinnoberrote, selten auch blaue kleine Blüten sich nur bei Sonnenschein öffnen und bei bewölktem Himmel sowie bei bevorstehendem Regen schließen, weshalb sie auch Schönwetterblümchen genannt wird. Die Pflanze ist ein altes Heilmittel bei Wasserscheu.
Andere volkstümliche Namen der Acker- und Wegesrandpflanze, wie Vernunft und Verstand, Geckenheil, Narrenheil und Wuthkraut, weisen auf ihre alte Bedeutung als Mittel gegen Geisteskrankheiten, etwa Schwermut, Tollheit und Raserei, hin. Das Pulver der Wurzel soll Epilepsie vertreiben. Fuchs schreibt: „Diese kreuter haben die alten aberglaubischen Teutschen Gauchheyl darumb geheyssen, wo mans im eingang des vorhofs auffhencke, das sie allerlei gauch und gespenst vertreibe“ (Fuchs, 6).
Neben vielen anderen ihm zugeschriebenen Wirkungen, wie etwa bei Augenkrankheiten (Plinius, XXV, 145; Fischart, 193), ist das A. auch ein „Wundtkreutlin“, denn „der Safft in die Wunden gethan / säubert dieselbigen“ (Tabernaemontanus, 1093).

Lit.: Fuchs, Leonhart: New Kreutterbuch. Basel, 1543; Fischart, J.: Onomastica duo. I. Philosophicum, Medicum, Synonymum ex variis vulgaribusque linguis. II. Theophrasti Paracelsi: h.e. earum vocum, quarum in scriptis ejus solet usus esse, explicatio. Argentorati 1574; Tabernaemontanus, Jac. Theod.: New Kreuterbuch. 1731; Plinius, C. Secundus: Naturalis historiae libri XXXVII. Hg. v. Lud. Jan und Carol. Mayhoff. Lipsiae 1892 bis 1898; Marzell, Heinrich: Neues Illustriertes Kräuterbuch. Reutlingen, 1921, ³1935; Marzell, Heinrich: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. Bd. 1. Leipzig: Hirzel, 1943; Most, Georg F.: Encyklopädie der Volksmedizin. Graz: ADEVA, 1984.

Ackermennig (agrimonia eupatoria L.), auch Odermennig, Otterminze oder König aller Kräuter genannt, ist ein an Wiesen-, Wald- und Wegesrändern wachsendes, hellgelb blühendes Heilkraut aus der Familie der Rosengewächse. Es enthält Gerb- und Bitterstoffe und wird in der Volksheilkunde bei Erkältungen, Hautproblemen und Fußbeschwerden eingesetzt. A. ist eine alte Zauberpflanze, die im Mittelalter als Saat- und Ernteorakel diente und auch für > Amulette und Räucherungen benutzt wurde. Am Karfreitag mit einem Werkzeug, das nicht aus Eisen sein darf, ausgegraben, bringt sie ihrem Besitzer Glück in der Liebe (Schöpf, 121). Ludwig Bechstein bietet im 19. Jh. in seinen Hexengeschichten das Rezept einer Wetterhexensalbe an, auf deren Inhaltsliste neben > Sanikel, > Beschreikraut, > Schwarzem Andorn und > Teufelsabbiss auch A. gehört.

Lit.: Schöpf, Hans: Zauberkräuter. Graz: ADEVA, 1986; Magister Botanicus: Magisches Kreutherkompendium. Speyer: Die Sanduhr, 21995.

Ackerminze (mentha arvensis L.), schon von > Hildegard von Bingen in dem Abschnitt De Minori Myntza beschriebene heilkräftige Pflanze, die bei Augenschmerzen, „ubi audswer est“, in Form eines Umschlags Hilfe bieten kann. Ebenso kann sie bei Magenerkältung und Verdauungsbeschwerden dem Essen beigemischt werden (Hildegard von Bingen, 33).

Lit.: Hildegard von Bingen: Naturkunde. Das Buch von dem innern Wesen der verschiedenen Naturen in der Schöpfung. Nach den Quellen übersetzt und erläutert von Peter Riethe. Salzburg: Otto Müller Verlag, 41989.

Ackerschachtelhalm (lat. equisetum arvense), auf Äckern und am Wegesrand häufig anzutreffende blütenlose Heilpflanze mit tiefgehenden, fest verankerten Wurzelstöcken, deren Giftigkeit in der Literatur sowie in der Volksmeinung umstritten ist. Der Pferdeschwanz, engl. horsetail, wächst bevorzugt auf Wiesen sowie am Feld-, Wald- und Wegesrand.
Die Namen Scheuerkraut und Zinnkraut für den A. deuten auf die Verwendung des kieselsäurereichen und Saponine enthaltenden Krautes zum Reinigen von Geschirr, später besonders von Zinngeschirr, hin. Aufgrund ihres hohen Kieselsäuregehaltes, der bis zu 70% betragen kann, wirkt die Pflanze auch harntreibend, was sich z. B. aus der Bezeichnung Pißkrut ablesen lässt. Weltweit wird die Pflanze in der Volksmedizin gegen Durchfall benutzt. Bei Lungenbeschwerden und zur Blutstillung wird der A. ebenfalls angewandt.
Hexenbesen ist ein weiterer Name für den A., der im magischen Bereich vor allem in der Schlangenmagie und im > Fruchtbarkeitszauber Bedeutung hat. Die aus dem stabilen Halm der Pflanze hergestellten Pfeifen sollen nach alter Indianerweisheit Schlangen anlocken, während im Mittelalter die getrockneten Ähren in Form von > Talismanen, die im Schlafzimmer aufgehängt wurden, die männliche Fruchtbarkeit unterstützen sollten. In Südmexiko gilt der
equisetum myriochaetum als > Aphrodisiakum.
Die der Saturn-Pflanze bisweilen zugeschriebene psychoaktive Wirkung ist unsicher (Rätsch, 597).

Lit.: Marzell, Heinrich: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. Bd. 2. Leipzig: Hirzel, 1972; Magister Botanicus: Magisches Kreutherkompendium. Speyer: Die Sanduhr, ²1995; Rätsch, Christian: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Aarau, CH: AT, 1998; Müller-Ebeling, Claudia u. a.: Hexenmedizin. Aarau, CH: AT, ²1999.

Ackerwinde (convolvulus arvensis L.). Pflanze, die nach neueren Forschungen Tropanalkaloide, u. a. Tropin, Tropinon, Cuskohygrin und Hygrin, und außerdem Mutterkornalkaloide enthält. Tropanalkaloide, auch Tropane oder Tropeine genannt, chemisch gesehen Ester des Tropanals, sind psychoaktive Stoffe, die vor allem in > Nachtschattengewächsen (Solanaceae), typischen > Hexenpflanzen, vorkommen. Sie werden von Schleimhaut und Haut aufgenommen und sind daher auch in Salbenform wirksam. Ihre chemische Verwandtschaft mit Kokain hat ähnliche pharmakologische Wirkungen zur Folge (Rätsch 1998, 184, 867 f.).

Lit.: Rätsch, Christian: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Mit e. Vorwort v. Albert Hofmann. Aarau, CH: AT, 1998.

Acllas, „auserwählte Frauen“ des Inkaherrschers > Inti, die man auch als „Sonnenjungfrauen“ bezeichnete. Mit acht Jahren kamen sie in spezielle Klöster der Inkahauptstadt Cuzco, die Acllahuasi genannt wurden. Dort wurden sie von den Mama Cunas erzogen, um das heilige Feuer von Inti zu hüten, die Kleider für seine Statuen zu weben und Chicha (Maisbier) für das Inti-Raymi-Fest zu brauen. Manchmal verschenkte er sie an Krieger oder verheiratete sie mit fremden Herrschern, um Verbindungen herzustellen.

Lit.: Dukszto, Aneta: Sacred Valley of the Incas and Cusco: includes Inti Raymi, Moray, Maras, Tipon, Raqchi /José Miguel Helfer Arguedas. Lima: Ed. del Hipocampo, 2002.

Aconitum (lat.), Akonit, eine Gruppe weltweit verbreiteter, hochgiftiger Pflanzen aus der Familie der Hahnenfußgewächse. Das wohl zu den spektakulärsten Zauber- und Heilpflanzen zählende A. wurde schon in der Antike von einigen Autoren mit dem griechischen Namen Akoniton angeführt, und man brachte diese Bezeichnung früher mit der antiken Stadt Akonai in Bithynien am Pontos Euxeinos in Verbindung.
Die mythologischen Wurzeln der Entstehung des A. führen zurück zu dem lichtscheuen Höllenhund > Kerberos, der die Pflanze aus seinem triefenden Speichel hervorbrachte, als ihn > Herakles gewaltsam aus der Unterwelt in lichtere, irdische Gefilde heraufziehen wollte. So wächst nach antiken Autoren das A. am Eingang zur Unterwelt, am bithynischen > Acheron, aber auch nördlich und östlich vom Schwarzen Meer. Im Skythenland soll > Medea A. gepflückt haben, und im kolchischen Zaubergarten der > Hekate spielte die Pflanze eine wichtige Rolle. Nach > Dioskurides soll die alabasterartig glänzende Wurzel des A. Skorpione auf der Stelle zum Erstarren bringen. Unter den A.-Arten sind folgende besonders bekannt: > Aconitum ferox, > Aconitum Napellus.

Lit.: Paulys Real-Encyclopädie. Hg. v. G. Wissowa u. a. Stuttgart 1894 ff., Bd. 1 1894; Marzell, Heinrich: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. Bd. 1. Leipzig: Hirzel, 1943; Most, Georg F.: Encyklopädie der Volksmedizin, Graz: ADEVA, 1984; Rätsch, Christian: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Aarau, CH: AT, 1998.

Aconitum ferox (lat.) > Blauer Eisenhut. Bereits im alten Indien wurde die Wurzel dieser Aconitum-Art als Pfeilgift verwendet. In der tibetischen Medizin werden aufgrund ihrer pharmakologischen Eigenschaften mehrere Arten unterschieden. A. ist eine typische Himalayapflanze und kann bis zu einem Meter hoch werden. Für die ayurvedische Medizin werden die Wurzelknollen entgiftet, während für tantrische und psychoaktive Zwecke die Wurzel ohne Entgiftung getrocknet wird. A. ist die stärkste Giftpflanze des Himalaya. Sie enthält die Diterpenoid-Alkaloide Aconitin und Pseudoaconitin und findet vielfältige Verwendung. In der extremen Gruppe der indischen Tantriker, den Aghoris, die auf dem Linken Pfad wandeln und Sexualität und Drogen als wichtige Methoden der Bewusstseinserweiterung betrachten, verwenden die Fortgeschrittenen zur Bewusstseinserweiterung für ihre Rauchrohre auch eine Mischung aus ganja (Blüten von Cannabis indica) und Aconitum ferox-Wurzeln, um sich dem hinduistischen Gott der Rauschmittel und Gifte, > Shiva, anzugleichen, indem sie alle Gifte nach der Devise aufnehmen: „Was mich nicht umbringt, macht mich stark“. Die Wirkung von A. soll so extrem sein, dass selbst erfahrene Tantriker vor dem Gebrauch warnen. In der ayurvedischen Medizin werden die gereinigten Knollen bei Neuralgien und schmerzhaften Entzündungen sowie bei Krebsgeschwüren verwendet. A. wird auch als Heilmittel bei dämonischer Besessenheit gepriesen. In der nepalesischen Volksmedizin wird A. bei Lepra, Cholera und Rheumatismus eingesetzt.

Lit.: Laufer, Heinrich: Tibetische Medizin. Ulm / Donau: Fabri-Verl., 1991; Rau, Wilhelm: Altindisches Pfeilgift. Stuttgart: Steiner, 1994; Rätsch, Christian: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Stuttgart; Aarau, CH: Wiss. Verl.-Ges.; AT Verlag, 1998.

Aconitum napellus (lat.) > Echter Sturmhut, bzw. Eisenhut, eine blau blühende und hochgiftige Pflanze, die in den Alpen und Mittelgebirgen wild wächst und in Europa unter Naturschutz steht. Medizinisch wird Eisenhuttinktur heute als schmerzlinderndes Mittel bei Gicht, Ischias und Neuralgien sowie bei beginnenden fiebrigen Erkältungen eingesetzt. Die Wurzel des Eisenhuts fungiert in der Volksmedizin auch als psychoaktiver Zusatzstoff im Wein. Der Honig des Eisenhuts wirkt ebenfalls psychoaktiv und ist giftig (Rätsch 1998, 36, 757). Der Eisenhut hat noch viele andere Volksnamen wie Appolloniabraut, Blaukappen, Eisenkappe, Helmblum, Hex, Mönchswurz, Muttergottesschühlein, Kapuzinerchäppli, Königsblume, Odins Hut, Satanskraut, Totenblume, Venuskutschen, Wolfskraut, Würgling, und Ziegentod, um nur einige zu nennen.
Der Echte Sturmhut ist ein wichtiger Bestandteil von > Hexensalben bzw. > Flugsalben. Er erzeugt auf der Haut ein Kribbeln, kann Vorstellungen auslösen, einen Pelz oder ein Federkleid zu tragen (Rätsch 1998, 36), und besitzt die Fähigkeit, die Seele vom Körper loszulösen (Müller-Ebeling, 59).
Es wird ihm auch eine Bedeutung für den > Liebeszauber ebenso wie für Todesfälle aufgrund falscher Dosierung zugeschrieben. Schon 10 – 15g der Wurzel, der Blätter oder des Extrakts sind hochgiftig und bewirken Schwindel, Ohnmacht, Blindheit und Lähmung (Most). So spielte der Sturmhut auch eine Schlüsselrolle im politischen Mord. Auf diesem Wege sollen z. B. Kaiser Claudius 54 n. Chr. und Papst Hadrian der VI. ermordet worden sein (Schöpf).

Lit.: Schöpf, Hans: Zauberkräuter, Graz: ADEVA, 1986; Rätsch, Christian: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Mit e. Vorw. v. Albert Hofmann. Aarau, CH: AT, 1998; Müller-Ebeling, Claudia u. a.: Hexenmedizin, Aarau, CH: AT, 51999.

Acontius (Acontio, Aconcio, Contio, Concio) Jacob, italienischer protestantischer Humanist, Jurist und Theologe (*  vor 1515 in Ossana (Val di Sole) oder Trient, †  um 1566 / 67), dessen Buch De stratagematibus Satanae libri octo (Basel 1565, Neuaufl. Florenz 1946) über die Kriegslisten des Teufels besondere Aufmerksamkeit erweckte. Zu den drei auf 1565 datierten Drucken kamen zwischen 1610 und 1664 zwölf Ausgaben, überwiegend Übersetzungen in das Französische, Holländische, Englische und Deutsche, hinzu. In seinen Ausführungen versucht A., Heilsnotwendiges von weniger Wichtigem im christlichen Glauben zu unterscheiden, und gibt dabei Einblicke in den damaligen Teufels- und Zauberglauben.

Lit.: Theologische Realenzyklopädie. Bd. I. Berlin: Walter de Gruyter, 1977, S. 402 – 407.

Acoran. Höchstes Wesen bei den Einwohnern der Kanarischen Inseln (Gran Canaria). Auf schwer zugänglichen Bergen wurden ihm Tempel errichtet, und in weißes Leder gekleidete Mädchen brachten ihm Milchopfer dar. Auf der Insel Teneriffa hatte er den Namen Achaman.

Lit.: Barker-Webb, Philip; Berthelot, Sabin: Histoire naturelle des Iles Canaries. Paris: Béthune, 1836.

Acta Latomorum oder Chronologie de l’histoire de la Franche-Maçonnerie français et ètrangere ist der Titel des zweibändigen Werkes von Claude Antoine Thory über die Geschichte der Freimaurerei bis zum Jahre 1814, das trotz einiger Unrichtigkeiten von bleibendem Wert ist. Thory war ein bedeutender Gelehrter, eifriger Freimaurer und außerdem Bürgermeister von Paris.

Lit.: Thory, Claude Antoine: Acta latomorum, ou chronologie de l’histoire de la Franche-Maçonnerie français et ètrangere, contenant les faits les plus remarquables de l’institution, depuis ses temps obscurs jusques en l’année 1814: … avec un supplèment … ouvrage ornè de figures. Paris: Dufart, 1815.

Acta Sanctorum (lat.), Heiligenakten. Eine Dokumentation von Akten der Heiligen der katholischen Kirche in der Reihenfolge des liturgischen Kalenders, erstellt nach literarischen Quellen (Vitae, Passiones, Miracula, Translationes, Gloria posthuma, Inschriften, usw.) sowie nach Berichten in historischen Quellen (Martyrologien, Kalendarien, liturgische Bücher). Die Mitarbeiter werden > Bollandisten genannt, weil der erste Band vom Hagiographen Jean Bolland (1596 – 1665) herausgegeben wurde. Die Idee kam jedoch von Heribert Rosweyde (1569 – 1629), die dieser 1607 nach reicher Materialsammlung öffentlich kundtat. Unter dem Titel Fasti sanctorum quorum vitae in belgicis bibliothecis manuscriptae gab er ein kleines Büchlein mit einer alphabetischen Liste der Heiligen, deren Namen er ausfindig machte, und einen Anhang mit Angaben nicht veröffentlichter Akten heraus. 1615 wurde mit der Herausgabe der Vitae Patrum belgischer Heiliger der Grundstein der Acta Sanctorum gelegt, mit deren Fortführung 1630 dann Jean Bolland SJ betraut wurde. 1643 konnten schließlich mit Unterstützung von Godfrey Henschen SJ (1601 – 1681) die ersten beiden Bände für Januar und 1658 drei Bände für Februar vollendet werden. 1659 kam dann noch Daniel Papebroch (1628 – 1714) hinzu. Damit war der Grundstein der Arbeit gelegt und bis 1794 waren die Heiligen vom 1. Januar bis zum 14. Oktober erfasst. Die Aufhebung der Jesuiten 1773 führte 1778 auch zur Unterdrückung der Bollandisten in den Niederlanden und ihrer Übersiedlung nach Belgien, wo 1837 die Gesellschaft der Bollandisten wiedergegründet wurde. Seit 1882 erscheint das Jahrbuch zur Forschungsarbeit über Heilige, Analecta Bollandiana, und seit 1910 die Monographiereihe Subsidia Hagiographica. 1940 wurde der Kommentar zum Martyrologium Romanum, dem offiziellen Kalender der Heiligen aus der Anfangszeit des Christentums, veröffentlicht. Eine komplette Originalausgabe der Acta Sanctorum steht allerdings noch aus.
Paranormologisch sind die Acta SS eine historische Fundgrube für Berichte über paranormale Phänomene und Erlebnisse, deren systematische Aufarbeitung noch auf sich warten lässt.

Lit.: Acta Sanctorum (Acta SS). 3. Ausg.: Originalausgabe (die einzige, für welche die Bollandisten garantieren): 68 Bde. (1. Jan. bis 10. Nov.). Antwerpen-Brüssel, 1643 – 1940.

Acting out > Agieren.

Actio in distans (lat.), Fernwirkung. Begriff zur Bezeichnung von Wechselwirkungen ohne vermittelndes Medium. Wichtigstes Beispiel ist die Gravitationstheorie von I. Newton. Historisch wurden Fernwirkungstheorien schon früh als unbefriedigend empfunden und durch Wirbeltheorien, Äthertheorien, und Feldtheorien ersetzt. In der Paranormologie spricht man von > Telekinese ohne Angabe eines Mediums und in der Parapsychologie von > Psychokinese, wobei man > „Psi“ als verursachendes Medium ausmacht. Im > Spiritismus ist die Rede vom Wirken der > Geister, vornehmlich Verstorbener, während im religiösen Bereich darüber hinaus auch transzendente Mächte wie > Engel, > Dämonen, > Selige, > Heilige und Gott genannt werden. Empirisch ist die actio in distans in Ermangelung eines vermittelnden Mediums als Effekt höchstens phänomenologisch, nicht aber ursächlich zu erklären.

Lit.: Hesse, M.: Action at Distance and Field Theory. In: Donald M. Borchert (Hg.): The Encyclopedia of Philosophy. New York: Simon & Schuster, 1967, 9 – 15.

Actus purus (lat.), reine Wirklichkeit. Aristoteles (Met. XI 7) führte zur Beschreibung einer Bewegung bzw. Veränderung das Begriffspaar Akt / Potenz (energeia / dynamis) ein. Jede Veränderung lässt sich als Überführung von der Möglichkeit (Potenz) in die Wirklichkeit (Akt) beschreiben. Jede Wirklichkeit, die Möglichkeiten des Andersseins besitzt, ist daher noch kein reiner Akt. Im reinen Akt, dem actus purus, der reinen Wirklichkeit, sind nämlich alle Möglichkeiten erfüllt. Er ist das Absolute, die reine energeia, der unbewegte Beweger, Gott. Diese Argumentation wurde besonders von der Scholastik aufgegriffen. Während jedoch Aristoteles das Sein nicht als Akt bestimmt, bezeichnet Thomas von Aquin auch das Sein als Akt. Als absolutes Sein, actus purus, ist Gott nach Thomas daher von jedem begrenzten Seienden zu unterscheiden: Deus est purus actus non habens aliquid potentialitate. (S.th.I q. 3a.2).

Lit.: Stallmach, Josef: Dynamis und Energeia. Meisenheim am Glan: Hain, 1959.

Acutomantie (engl. acuto-manzia), Wahrsagen mit Hilfe von Reißnägeln. Dazu bedarf es 10 gerader und drei verbogener Reißnägel. Sie werden in den geschlossenen Händen geschüttelt und auf eine mit Puder bestreute Oberfläche geworfen. Aus den entstandenen Formationen wird dann die Zukunft gedeutet. Diese Wahrsagemethode wurde besonders vom italienischen Medium Maria Rosa Donati-Evstigneeff angewandt.

Lit.: Shepard, Leslie (Hg.): Encyclopedia of Occultism & Parapsychology. 1. Bd. Detroit, Michigan: Gale Research Company; Book Tower, 21984.