Andreas Resch: Bartholomäus von den Märtyrern


BARTHOLOMÄUS

VON DEN
MÄRTYRERN
(1514-1590)

ERZBISCHOF V. BRAGA

PREDIGERORDEN (DOMINIKANER)

Heilig: 10. November 2019
Fest: 16. Juli

BARTHOLOMÄUS VON DEN MÄRTYRERN wurde im Mai 1514 in Lissabon geboren. Der Beiname dos Martires anstelle von Vale (im Gedenken an den Großvater) erinnert an die Kirche Santa Maria dos Martires, in der er auf den Namen Bartholomäus Fernandes getauft wurde. Er war der Sohn von Domingo Fernandes und Maria Correira, beide aus Verdeiha bei Lissabon. Seine Kindheit verbrachte er im Schoß der Familie und widmete sich dann dem Studium der Grunddisziplinen, das er im Blick auf den Priesterberuf noch durch Latein- und Grammatikstudium ergänzte.

Am 11. November 1528 trat Bartholomäus mit 14 Jahren in das Noviziat der Dominikaner in Lissabon ein und nahm den Namen Bruder Bartholomäus von den Märtyrern an. Nach Beendigung des Noviziats legte er am 15. November 1529 die Gelübde ab und widmete sich anschließend im Kolleg St. Thomas neben dem Konvent in Lissabon mit großem Erfolg den humanistischen Fächern sowie dem Studium von Philosophie und Theologie, das er 1538 abschloss. Nach dem Doktorat in Theologie 1540 unterrichtete er bis 1557 in den Lissaboner Konventen „da Batalha“ und Évora humanistische Fächer und Theologie. In diesen Jahren der Lehrtätigkeit nutzte er die Freizeit zum Studium dessen, „was man durch andächtiges Gebet und Meditation erlangt, indem man Theologen wie Dionysius, St. Bernhard, St. Bonaventura, Gerson und andere liest, aus denen er die schönsten und frömmsten Sentenzen zu sammeln verstand und eine kleine Abhandlung verfasste, die er immer bei sich trug“. Es handelt sich um das „Compendium vitae spiritualis“, zusammengestellt zum Privatgebrauch, ein „Selbstporträt“ des erhöhten mystischen Lebens von Bruder Bartholomäus. Seine Ausbildung gründete nämlich auf der Fundamentaltheologie nach der Exegese der „Summa“ des hl. Thomas von Aquin, den Aussagen Kardinal Gaetanos und später von Fra Dominikus Scoto sowie Franz von Vitoria. 1557 wurde er zum Prior des Konvents von São Domingos de Benfica in Lissabon ernannt.

Sein Ruf wuchs zusehends, drang auch über die Klostermauern hinaus und gelangte so bis zu Katharina, der Schwester Karls V., die statt ihres noch minderjährigen Sohnes Sebastian I. auf dem Thron saß. Sie ließ P. Bartholomäus mit Hilfe eines anderen großen Dominikaners, P. Luis de Granada, zum Erzbischof von Braga, der größten portugiesischen Diözese, ernennen, die seit längerem vakant war. Die Ernennung wurde von Papst Paul IV. mit der Bulle Gratiae divinae praemium, datiert vom 27. Januar 1559, bestätigt. Die Bischofsweihe fand am 3. September 1559 in São Domingos in Lissabon statt. Am folgenden 8. September erhielt er aus der Hand des Erzbischofs von Lissabon das Pallium. P. Bartholomäus nahm diese Würde aus Gehorsam seinem Provinzialoberen gegenüber an, dem berühmten Schriftsteller und ehrwürdigen Luis de Granada, den die Königin ursprünglich designiert hatte, der ihr jedoch empfahl, an seiner Stelle doch seinen Mitbruder zu präsentieren.

Am 4. Oktober 1559 unterbreitete P. Bartholomäus der großen Diözese das Programm seiner apostolischen Mission, als deren wichtigste Abschnitte er die folgenden ansah: Durchführung von Pastoralvisitationen, Einsatz zur Evangelisierung des Volkes, Sorge um die Bildung und die Heiligung des Klerus. Zusätzlich widmete er sich der Ausarbeitung einiger Lehrschriften.

Die Umsetzung seines Programms manifestierte sich vor allem in der Abhaltung der Pastoralvisitationen, bei denen er große Ausdauer bewies; nicht einmal die geografischen Entfernungen hinderten ihn daran, mit der Bevölkerung Kontakt zu halten. Die so gewonnene reale Kenntnis der Priester und Gemeinden bewog ihn, die „Summa“ der Fallbeschreibungen Kardinal Gaetanos aus dem Spanischen ins Portugiesische zu übertragen und an einigen Orten Schulen zu errichten. Gleichzeitig verfasste er einen Katechismus mit dem Titel „Christliche Lehre und spirituelle Praktiken“ (15 Auflagen ab 1564), um den Christen eine Glaubensbasis zu garantieren. Aus seiner Sorge um die Bildung vertraute er 1560 den Jesuiten die öffentlichen Studien an, die in das Kolleg S. Paolo verlegt wurden. Gefördert wurden der Unterricht der Humanwissenschaften und der lateinischen Sprache, ein Kurs für die Künste, ein Lehrstuhl für Fragen der Moral, ein Theologiekurs und ein Grundkurs zur Unterweisung im Lesen und Schreiben.

Nachdem P. Bartholomäus in seinem Bischofsamt die ersten Schritte gesetzt hatte, erreichte ihn das Apostolische Schreiben zur Einberufung der dritten Periode des Konzils von Trient vom 29. September 1560. Nach Erhalt der Bulle machte er sich mit einem bescheidenen Gefolge auf den Weg, wobei er die Pyrenäen und Alpen überquerte und dabei jeweils in den Konventen logierte. Nach 49 Tagen erreichte er am 18. Mai 1561 Trient, wo er nur die beiden päpstlichen Legaten sowie zehn Bischöfe antraf, die persönlich darum ersucht worden waren. Die Legaten schrieben am 19. Mai nach Rom an Kardinal Karl Borromäus, den Neffen von Papst Pius IV., der beim Konzil von Trient die Korrespondenz mit den Kardinalslegaten zu führen hatte: „Die größte Neuigkeit, die es in Trient gibt, ist ebenso neu wie unerwartet: Gestern traf der Erzbischof von Braga ein, Primas des Königreichs Portugal und Dominikaner.“ Borromäus, der den Namen vielleicht nicht kannte, reagierte sofort, wobei er die Promptheit im Gehorsam lobend hervorhob. Es entwickelte sich so ein reger Schriftverkehr, der bis zum Tod von Karl Borromäus 1584 andauerte. Die Konzilsversammlung schätzte P. Bartholomäus von Tag zu Tag mehr. Von 1561 bis 1563 stellte dieser 268 zusammenfassende Anfragen zur Reform der Kirche, wobei er sich einer sarkastischen Sprache bediente: „Von wo aus soll man beginnen? Natürlich von oben!“

Der längste und heftigste Kampf wurde möglicherweise hinsichtlich der Bischofsresidenzen ausgetragen.

In der Tat war eines der größten Probleme der Kirche im 16. Jahrhundert die Abwesenheit der Bischöfe von ihren Diözesen, da diese häufig in das Leben am Hof integriert oder mit zivilen und politischen Aufgaben beschäftigt waren. Bartholomäus erachtete die Anwesenheit der Bischöfe und Priester in ihren Gemeinden als essentielle Voraussetzung, um ihre pastoralen Aufgaben mit ganzer Effizienz erfüllen zu können. Es war ihm vollkommen klar, dass er mit dieser Haltung viele Interessen sowie eine Unmenge an kleinen und großen Eitelkeiten verletzte, welche die Heiligkeit der Kirche seit langem unterminierten. Doch waren die Inbrunst seiner Worte, die theologischen Grundlagen seiner Lehre so hieb- und stichfest, dass es ihm schon bald gelang, innerhalb wie außerhalb der Konzilsaula Bewunderung, Respekt und Zustimmung hervorzurufen. Der Bedeutendste unter seinen Gefolgsleuten war gerade Kardinal Karl Borromäus.

Stets in der ersten Reihe, verblieb Bartholomäus für ungefähr zweieinhalb Jahre unter dem wachsamen und wohlwollenden Auge von Borromäus, der dem Papst berichtete. Es war daher ein Leichtes, ihm während einer Konzilspause die Erlaubnis für einen Abstecher nach Rom zu geben. Bartholomäus traf am 29. September 1563 in Rom ein und wurde einen Tag später, ohne im Vorzimmer warten zu müssen, vom Papst empfangen, der ihm große Wertschätzung entgegenbrachte. In Anwesenheit von Borromäus soll Papst Paul IV. mit großer Herzlichkeit geäußert haben: „Seht diesen jungen Mann, den ich Euren Händen anvertraue! Beginnt, ausgehend von ihm, die Kirche zu reformieren!“ Worauf Bartholomäus angeblich zur Antwort gab, dass wenn alle Kardinäle so gewesen wären wie Karl Borromäus, er sie nicht hätte reformieren brauchen, sondern als Vorbilder für die Reform von Bischöfen und Klerus vorgeschlagen hätte.

Daraufhin führte Karl Bartholomäus zu einem langen vertraulichen Gespräch in seine Wohnung. Der Kardinal befand sich in einer Phase seines Lebens, in der er eine entscheidende Wahl zu treffen hatte: entweder pastoraler Dienst an der Kirche oder Kontemplation in einem Kloster. Gerade damals kam ihm der Rat von P. Bartholomäus gelegen, um klare Ideen und Kraft für ihre Verwirklichung zu schöpfen. Die Gelehrten suchten nach dem Grund für die Wende im Leben des Karl Borromäus, der zufolge er zum „Modell des tridentinischen Bischofs“ wurde. Vielleicht vollzog sich alles in seinem Innern während der 18 Tage, in denen Bartholomäus sein Gast war. In einem bestimmten Augenblick zeigte Bartholomäus Karl ein von ihm verfasstes Büchlein. Er hatte es in der Heimat begonnen, auf der Reise fortgesetzt und in Trient vollendet. Karl las es aufmerksam; dann bat er ihn, es ihm zu leihen. Er schrieb es noch einmal vollständig ab und ließ es in Rom veröffentlichen. Karl Borromäus hielt es ständig in Griffweite und elf Jahre nach dem Konzil schrieb er seinem Freund: „…das Buch ist heilig und vor allem für die Bischöfe sehr nützlich.“

Ende Februar 1564 nach Braga zurückgekehrt, beeilte sich Bartholomäus, die Konzilsdekrete sowie 1564 eine Diözesansynode und dann 1566 eine Provinzsynode umzusetzen. 1571 oder 1572 begann er mit dem Bau des Konzilsseminars in Campo Vinha. Am 23. Februar 1582 verzichtete er auf das Amt des Erzbischofs und zog sich in den Dominikanerkonvent vom Heiligen Kreuz in Viana do Castelo zurück, der 1561 auf seine Initiative hin errichtet worden war, um die kirchlichen Studien und die Predigt zu fördern. Er starb dort am 16. Juli 1590, vom Volk mit der Bezeichnung Heiliger Erzbischof, Vater der Armen und der Kranken gewürdigt und bejubelt. Bartholomäus hinterließ ein literarisches Werk, das 32 Schriften umfasste, von denen eine, nämlich Stimulus Pastorum mit 22 Auflagen, den Vätern des I. und II. Vatikanums ausgehändigt wurde und besondere Hervorhebung verdient.

Sein Grab befindet sich in der alten Dominikanerkirche des Konvents vom Heiligen Kreuz in Viana do Castelo in Portugal.

Am 10. November 2019 wurde Bartholomäus von den Märtyrern von Papst Franziskus per Dekret heiliggesprochen, nachdem ihn Papst Johannes Paul II. am 4. November 2001 seliggesprochen hatte.