Andreas Resch: Bartholomäus Maria dal Monte


BARTHOLOMÄUS MARIA DAL MONTE
(1726-1778)

PRIESTER UND GRÜNDER
DES FROMMEN WERKES
DER MISSIONEN

Selig: 27. September 1997
Fest: 24. Dezember

BARTHOLOMÄUS MARIA DAL MONTE wurde am 3. November 1726 als Sohn einer wohlhabenden Familie in Bologna, Italien, geboren. Seine Mutter, Anna Maria Bassani, hatte ihn durch ein Gelübde zum hl. Franz von Paul erfleht, nachdem von den vier früheren Kindern drei nur wenige Tage überlebt hatten und das vierte bereits im Mutterleib gestorben war. Bei der Taufe am darauffolgenden Tag erhielt der Kleine den Namen Bartholomäus Karl Maria Melchior. Seine Kindheit verbrachte er im Schoß der Familie, wo man ihn freudig und zugleich ängstlich umsorgte und wie den allerkostbarsten Schatz hütete. Mit sechseinhalb Jahren wurde er von Kardinal Prospero Lambertini, dem damaligen Erzbischof von Bologna und späteren Papst Benedikt XIV., gefirmt. Die Mutter erzog ihn zu einem tief christlichen Leben mit Ausrichtung auf den Priesterberuf.

Bartholomäus war ein intelligenter Knabe, weshalb ihn die Eltern zwecks humanistischer Bildung den Jesuiten am Kolleg S. Lucia übergaben. Seine Priesterberufung stieß allerdings auf den erbitterten Widerstand des Vaters. Bartholomäus, ermuntert vor allem durch die Begegnung mit dem hl. Leonhard von Porto Maurizio und dessen Missionierungssmethoden, wollte Prediger werden und entschloss sich endgültig für das Priestertum. Unter der Leitung seines Spirituals bereitete er sich auf die höheren Weihen von Subdiakonat und Diakonat vor und wurde am 20. Dezember 1749 durch den von Papst Benedikt XIV. persönlich beauftragten Diözesanadministrator, welcher der Diözese für einige Jahre vorstand, zum Priester geweiht. Danach setzte er seine Studien fort, die er am 30. Dezember 1751 mit dem Doktorat in Theologie mit sehr gutem Erfolg abschloss. Nach ersten Lehrjahren in der Kunst des Predigens an der Schule der renommiertesten Prediger seiner Zeit entfaltete Dal Monte ein außergewöhnliches missionarisches Wirken. Sein Tätigkeitsbereich beschränkte sich nicht allein auf die Pfarreien der Diözese Bologna, sondern eifrig und unermüdlich, wenn auch gesundheitlich angeschlagen, predigte er während der 26 Jahre seines hingebungsvollen Priesterdaseins in mehr als 62 Diözesen hunderte von Volksmissionen, Fastenpredigten und geistlichen Exerzitien für Klerus, Ordensleute und Laien, wobei es zu wunderbaren Bekehrungen und zahlreichen Aussöhnungen zwischen verfeindeten Lagern kam. Diese „Missionen“ wurden zu intensiven Betätigungssfeldern religiöser Unterweisung für alle Gläubigen, verbunden mit einer systematischen Christianisierung in einer Zeit, in der sich die negativen Folgen bestimmter Philosophien, die den Stempel der Aufklärung und des beengenden jansenistischen Puritanismus trugen, bemerkbar machten.

Angesichts der Vielfalt der Predigtmethoden des 18. Jahrhunderts, angefangen von der Katechese bis zur Bußpredigt, wählte Dal Monte den Weg der methodischen Klarheit und der Kraft des Wortes, weshalb er zu Recht ein „Missionar der Zurückhaltung“ genannt wurde, der weder Übertreibungen noch einem Rigorismus frönte. Sein Leben war vom persönlichen Auftrag Christi getragen, unnachgiebig in der Verkündigung der Wahrheit, aber verständnisvoll und barmherzig gegenüber den Sündern. Er war ein echter Priester Gottes, ganz der Rettung der Seelen ergeben und mit einer großen Verehrung für Maria, die Mutter der Barmherzigkeit.

1774 berief ihn der Kardinalvikar nach Rom, um dort auf der Piazza Navona die feierlichen Missionen zu predigen und in der Kirche Il Gesù in Vorbereitung auf das Heilige Jahr 1775 die geistlichen Exerzitien für den römischen Klerus zu halten. Der soeben gewählte Papst Pius VI. hatte den Wunsch geäußert, ihn für immer als Prediger in Rom zu behalten, doch bat Dal Monte erfolgreich darum, seine Volksmissionen fortsetzen zu dürfen, mit dem Argument, „dass es in Rom sicherlich jemanden gebe, der für die Aufgaben, die man ihm anvertrauen wolle, besser geeignet sei als er; hingegen würde sich nicht so leicht einer bereitfinden, ständig von einem Ort zum andern zu ziehen und Leib und Leben zum Vorteil der Bevölkerung auf dem Lande einzusetzen“. Auch der Erzbischof von Bologna erlaubte ihm, das Amt des Rektors des Seminars, für das er ihn zunächst bestimmt hatte, zurückzulegen.

Der missionarische Eifer verzehrte ihn so sehr, dass er sich anbot, als Missionar nach Indien zu gehen, doch wurde ihm von seinem Beichtvater und vom Sekretär der Glaubenskongregation, nicht zuletzt der prekären Gesundheit wegen, davon abgeraten.
Um den Volksmissionen Solidität und Beständigkeit zu verleihen, gründete Dal Monte mit den von seinem Vater geerbten Gütern das Fromme Werk der Missionen, wobei er sich einfühlsamer und umsichtiger Mitarbeiter bediente und die Rettung der Seelen durch Predigt und eine besondere Ausbildung des Diözesanklerus zum Zwecke der Volksmission zum Hauptanliegen machte.

Gerade in Zeiten, in denen die Priesterausbildung noch nicht den heutigen langwierigen Weg über das Seminar ging, erkannte Dal Monte intuitiv die Notwendigkeit an Diözesanpriestern, die in voller Einheit mit ihrem Bischof uneingeschränkt bereit waren zu predigen. Um sie entsprechend vorzubereiten, nutzte er sein „Frommes Werk der Missionen“, das zu einer echten „Apostelschmiede“ avancierte. Seine Überzeugung war, dass bei der schwierigen Aufgabe eines Predigers keine Autodidakten am Werk sein durften. Daher sorgte er bei seinen Mitarbeitern für entsprechende Voraussetzungen, indem er ihnen hilfreiche geistliche Schriften aus eigener Hand zur Verfügung stellte. Unter ihnen findet sich ein Büchlein mit dem Titel Gesú al cuore del sacerdote secolare e regolare ovvero considerazioni ecclesiastiche per ogni giorno del mese (Jesus am Herzen des Welt- und Ordenspriesters oder kirchliche Betrachtungen für jeden Tag des Monats), das erstmals 1775 in Rom herausgegeben wurde; weitere Ausgaben folgten bis zur Ausgabe der Tipografia Vaticana von 1906. Der Text in Anlehnung an Devoirs Ecclésiastiques (Kirchliche Pflichten) des Eudistenpriesters François Hyacinthe Sevoy (1707-1765) war ein wichtiger Bezugspunkt bei der Ausbildung von Generationen von Priestern. Darüber hinaus wurden auch einige kleinere Werke praktischer Art veröffentlicht: Avvertimenti agli Ordinandi (Hinweise für die Weihekandidaten), Istruzione pratica per ben confessarsi e comunicarsi (Praktische Anleitung für eine gute Beichte und Kommunion), Ricordi per le Missioni (Andenken für die Missionen) und Metodi e laudi delle Missioni (Methoden und Gebete der Missionen).

In den genannten Schriften finden sich viele Stellen, an denen die tägliche Sorge um das Heil der Seelen durchklingt, das Dal Monte bei seinem asketischen und pastoralen Einsatz besonders am Herzen lag. Den Schwung und die Kraft für eine so außergewöhnliche Aufgabe holte er sich bei der hl. Messe, der eucharistischen Anbetung und der Verehrung der Gottesmutter. Marienverehrung und missionarische Tätigkeit pflegte er in der Tat sein ganzes Leben lang, wie er sich selbst in einer uns erhaltenen Predigt erinnert: „Wenn ich mich so betrachte, dann weiß ich mit Sicherheit, dass ich alles der liebreichen Güte Marias verdanke. Die Gesundheit, der ich mich trotz der vielen Leiden, die mein Leben von Kindheit an bedrohten, erfreue, ist ihr Gnadenwerk. Ihre Gnade ist die Basis eines jeden Erfolgs bei meinen Studien. Durch ihre Gnade trage ich diese heiligen Gewänder, die ich in den höchsten Gefühlen der Dankbarkeit küsse. Ihre Gnade ist dieses ehrwürdige Amt, das ich, obwohl seiner unwürdig, ausübe. Jeder Gedanke, jede Bewegung, jedes Wort: ja, alles wurde mir durch Maria gegeben.“

Als ein Mann von gediegener kultureller Bildung mit Doktorat in Theologie, der völligen Hingabe an Christus und einer vertrauensvollen Verehrung Mariens gesegnet, als unermüdlicher Verteidiger der priesterlichen Würde und wohlvorbereiteter und eifriger „Missionar“ kann Dal Monte als geistiger Vater eines auch heute noch aktuellen Vorbildes priesterlicher Spiritualität im Dienste der Verkündigung bezeichnet werden, gemäß der Mahnung des Völkerapostels: „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde“ (1 Kor 9, 16). Meditation, Feier der Eucharistie, asketisches Leben, Studium, pastorale Barmherzigkeit, Predigt und Heiligkeit des Lebens befanden sich in der apostolischen Existenz von Don Bartholomäus tatsächlich in einer vollkommenen Harmonie.

Von den seelsorglichen Strapazen schließlich aufgerieben, brach er während seiner letzten Mission, zwei Monate vor dem Ende seiner irdischen Existenz, in den prophetischen Ruf aus: „Ich gehe nach Bologna, um dort in der Heiligen Nacht zu sterben.“ Am 15. Dezember 1778 musste er, durch Fieber geschwächt, die hl. Messe unterbrechen, woraufhin sich seine Gesundheit wegen Komplikationen mit der Lunge definitiv verschlechterte. Am 24. Dezember, gab er, gestärkt durch die Sakramente und den Besuch des Erzbischofs, in Frieden seinen Geist auf, um Weihnachten im Himmel zu feiern.

Seitens der Stadt und der Behörden herrschte große Bestürzung. Der Erzbischof verfasste eine Trauerrede, die er, im Blick auf eine künftige Verherrlichung, zwischen die Hände des im Ruf der Heiligkeit verstorbenen Priesters legen ließ. Dieser Ruf verbreitete sich in besonderer Weise auch in San Marino, wo sich Dal Monte durch Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe so sehr hervorgetan hatte, dass ihm am 16. März 1777 durch den Fürstlichen und Souveränen Rat der Republik San Marino die Ehrenbürgerschaft zuteil geworden war.

Das Grab des Verstorbenen befindet sich in der Basilika San Petronio, Piazza Maggiore, Bologna.

Am 27. Oktober 1997 wurde Bartholomäus Maria Dal Monte von Papst Johannes Paul II. in Bologna seliggesprochen.


RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1996 – 2000. Innsbruck: Resch, 2010 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 4). XIII, 376 S., 86 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-088-9, Ln, EUR 39.90 [D], 40.98 [A]

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