Andreas Resch: Arnold Rèche, Julius Nikolaus


ARNOLD RÈCHE
(Julius Nikolaus)
(1838-1890)

ORDENSMANN
DER KONGREGATION DER CHRISTLICHEN SCHULBRÜDER

Selig: 1. November 1987
Fest: 23. Oktober

ARNOLD RÈCHE wurde am 2. September 1838 in Landroff (Departement La Moselle, Diözese Metz), Frankreich, als erstes von neun Kindern der Eheleute Claude Rèche und Anna Clausset geboren und auf den Namen Julius Nikolaus getauft.

Die Eltern, die sehr arm, aber fromm waren, erzogen ihre Sprösslinge zu einem soliden christlichen Glauben. Nach der Geburt von Schwesterchen Celestine erkrankte die Mutter ohne Hoffnung auf Heilung und starb. Der Vater wurde durch das Alleinsein und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten auf eine harte Probe gestellt, fand jedoch Kraft im Glauben. Jeden Abend betete er zu Hause den Rosenkranz. So wurde Julius von Kindesbeinen an eine besondere Verehrung zu Maria ans Herz gelegt. Die Madonna sollte sein ganzes Leben lang seine Mutter und auch „Königin“ sein, wie er sie manchmal nannte.
Vom 6. bis zum 10. Lebensjahr besuchte Julius die Volksschule von Landroff. Er betrieb sein Studium sehr ernsthaft, so dass er später an die Lehrerbildungsanstalt wechseln konnte. Allerdings musste er schon bald dem Vater, der Schuster war, zur Hand gehen und so zum Unterhalt der Großfamilie beitragen. Er verdingte sich dann als Hausdiener bei Familie Grueber, die ihn wegen seines Fleißes und seiner Anständigkeit sehr schätzte. Als es seinen Angehörigen einmal besonders schlecht ging, traf ihn Frau Grueber weinend an, und sie sorgte unverzüglich dafür, dass der Familie Rèche ein Sack mit Getreide gebracht wurde. Die Arbeit hinderte Julius nicht am regelmäßigen Messbesuch und Sakramenteempfang; ebenso unterwies er seine Gefährten im Katechismus. Er hatte zunehmend das Empfinden, zur Vollkommenheit berufen zu sein und fragte sich, in welcher Weise er sich Gott wohl weihen könnte.

Auf Empfehlung eines Pfarrers stellte sich Julius einer vornehmen Familie auf Schloss Raville Fouligny vor und erhielt eine Anstellung als Kutscher. Doch war dies weder für seinen Glauben noch für seine Berufung die ideale Umgebung und so schrieb er seinem Vater: „Hier kann ich nicht bleiben. Das ist kein Platz für mich.“ Er verzichtete auf das feudale Schlossleben, zog wieder das grobe Schuhwerk eines Bauern an und kehrte nach Hause zurück.
Rèche nahm schließlich das Angebot eines Unternehmers vor Ort an und arbeitete in den Jahren 1859-62 als Fuhrmann bei einer Baufirma, die in Charleville in den Ardennen mit dem Bau einer Kirche betraut war. Während seiner Übersiedlung in das Industriestädtchen machte er aber zunächst eine Krise durch, die von einem leichtlebigen Freund heraufbeschworen worden war, und wandte sich dem Alkohol zu. Eine betagte Tante, die damals bei besagtem Unternehmer im Dienst stand, sagte ganz offen zu ihm: „Julius, du hast dich sehr verändert! Merkst du nicht, dass du vom Weg abkommst?“ Diese Worte trafen ins Schwarze. Er raffte sich auf, fand wieder zum Gebet und führte von nun an ein so bußfertiges Leben, dass ihm der Arzt den Vorwurf machte: „Du wirst dich noch umbringen! Wenn du so weitermachst, wirst du nicht alt werden!“ Julius schenkte den dürsteren Prognosen nicht viel Gehör. Leider sollten sie sich bewahrheiten. Nachdem er die Krise überwunden hatte, schrieb er sich zur Weiterbildung in die von der ortsansässigen Kommunität der Christlichen Schulbrüder organisierte Abendschule ein. Den ganzen Winter 1861/62 über besuchte er Kurse in Französisch, Mathematik und Buchhaltung.
Auf diese Weise wuchs seine Berufung zum Ordensstand und er ersuchte um Aufnahme in das genannte Institut. Julius informierte seine Angehörigen, gab die Arbeit auf, kehrte in das Dorf zurück, um sich von der Familie zu verabschieden, und lieferte alles Geld ab, das er verdient hatte. Sein Vater war zwar etwas konsterniert, legte ihm aber nichts in den Weg. Julius versicherte ihm: „Hab‘ keine Angst! Der Herr wird euch und mir zur Seite stehen.“

Am 13. November 1862 trat Julius Rèche in das Institut der Christlichen Schulbrüder in Thionville ein. Am Abend des 23. Dezember erhielt er das Ordenskleid, nahm den Namen Bruder Arnold an und begann das Noviziatsjahr. Schon bald zog das intensive spirituelle Leben des Novizen die Bewunderung der Mitbrüder auf sich, denen er als Beispiel diente. „Macht es so wie er“, empfahl der Novizenmeiser. Nach Abschluss des Noviziats 1863 legte Bruder Arnold die Profess ab, wobei er beim Gelübde des Gehorsams u. a. seine Bereitschaft bekundete, in jedes nur erdenkliche Haus des Instituts zu gehen, um gemäß der Ordensregel und den Anweisungen der Oberen entsprechend seine Mission zu erfüllen. Unmittelbar darauf reiste er nach Reims, wo er ab 1863 im Gymnasium der Schulbrüder unterrichtete; er blieb dort vierzehn Jahre lang, bis 1877. Seine Mitbrüder nahmen ihn sehr herzlich auf, wenngleich sie sich die Frage stellten, was dieser edle junge Mann an diesem Ort sollte, wo er doch viel besser geeignet war, die Felder zu bestellen und mit den Pferden umzugehen als zu unterrichten. Glücklicherweise mangelte es Bruder Arnold weder an Intelligenz noch an Zähigkeit, und so beauftragte ihn der Leiter schon bald, Schülergruppen zu übernehmen und Nachhilfestunden zu geben. Nach einer angemessenen Zeit des Studiums wurde ihm die Klasse der Jüngsten anvertraut, wo er mit seiner Geduld und seinem Einsatz vielmehr die Herzen eroberte als die Disziplin förderte. Allen wurde dabei klar, dass diese Form der Autorität die meisten Früchte trug. In seiner Freizeit beschäftigte sich Bruder Arnold mit Theologie und Philosophie, wobei er ein besonderes Interesse für den hl. Thomas und den hl. Alfons an den Tag legte. Gleichzeitig bereitete er sich auf die Prüfungen für das Lehrerdiplom vor, das er am 24. September 1868 in Paris erhielt. Auf Anweisung seiner Oberen wechselte er anschließend die Adresse und wurde zu einer kompetenten Lehrkraft für Agrikultur.

Jedes Jahr erneuerte Bruder Arnold regelmäßig die Gelübde, bis zum 6. September 1871, dem Tag der ewigen Profess.
Als Metz 1870, während des Französisch­-Preußischen Krieges, von deutschen Truppen belagert wurde, engagierte er sich besonders für die Kranken und Verwundeten, wofür er mit dem Bronzekreuz ausgezeichnet wurde. Arnold nahm den Orden zur Ehre seines Instituts an, verwahrte diesen aber bald darauf in einer Kassette und niemand bekam ihn je wieder zu Gesicht.

Im Oktober 1877 wurde Rèche zum Novizenmeister von Thillois ernannt, wo er am darauf folgenden 16. November eintraf. Im Bewusstsein, dass seine Novizen einmal die Erziehung der Jugend übernehmen und das Evangelium verkünden würden, wozu die Christlichen Schulbrüder von der Kirche beauftragt waren, führte sie Arnold den Erfordernissen der Konstitutionen und der damaligen Zeit entsprechend in das Leben der Gemeinschaft ein. Er war ein Lehrmeister von ideeller Gesinnung, der durch sein Beispiel beeindruckte. Er erzog die jungen Leute zu einem religiösen Leben, das getragen war von Würde, Standhaftigkeit, Verständnis und Demut, und holte sich die Kraft für seine Aufgabe bei den Klassikern der Spiritualität.

Das Haus von Thillois entsprach mittlerweile nicht mehr den Bedürfnissen junger Leute, und so beschloss man die Verlegung des Noviziats nach Courlancy, einem Vorort von Reims. Arnold war beauftragt, mit seinen Novizen drei Hektar Grund für den Anbau von Kulturen zu bereiten. 1881 konnten in das Gebäude, das Arnold als „Haus vom hl. Herzen“ bezeichnete, die auszubildenden Jugendlichen sowie eine Gruppe älterer Brüder einziehen. Bruder Arnold arbeitete weiterhin unermüdlich, wenngleich seine dynamische Gangart langsam an ihre Grenzen stieß. Ein plötzlich auftretender hartnäckiger Husten, dem eine infektiöse Brustfellentzündung folgte, schwächte seine Gesundheit. Er erholte sich, kehrte zu seinen Novizen zurück und leitete 1889 nochmals einen einmonatigen Exerzitienkurs, doch überstiegen die Anstrengungen seine Kräfte und die Pleuritis wurde neuerlich akut. In dieser Situation bewies Bruder Arnold seine Seelenstärke, indem er Gott lobte: „Sei tausendfach gepriesen, oh mein Gott: wir müssen lernen, die Nöte, die uns auferlegt werden, als die geeignetste Medizin für unsere Läuterung zu betrachten.“

Im März 1890 wurde Bruder Arnold als Novizenmeister abgelöst und zum Leiter des Hauses ernannt. Am 23. Oktober 1890 erlitt er eine Gehirnkongestion und in der selben Nacht empfahl er, gestärkt durch die Krankensalbung, seinen Geist in die Hand des Herrn. Bruder Arnold war 52 Jahre alt. Er starb im Ruf der Heiligkeit.

Sein Grab befindet sich im Centre B. Fr. Arnould, Institut Sacre Coeur, 86, rue de Courlancy, Reims, Frankreich.

Am 1. November 1987 wurde Arnold Rèche von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1986 – 1990. Innsbruck: Resch, 2005 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 2). XIII, 298 S., 69 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-076-X, Ln, EUR 25.70 [D], 26.52 [A]

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