ANTONIUS PRIMALDO
und 800 Gefährten
† 14. August 1480
Märtyrer von Otranto
Heilig: 12. Mai 2013
Fest: 14. August
Am 14. August 1480 wurden im süditalienischen Otranto 800 Einwohner von den Truppen des osmanischen Sultans Mehmet II. getötet, weil sie eine Konversion zum Islam ablehnten.
Am 28. Juli 1480 war es den Truppen des Sultans nach der Eroberung Konstantinopels, der Halbinsel Krim, Teilen Serbiens und Griechenlands sowie der Walachei, Bosniens und Albaniens gelungen, mit 18.000 Soldaten unter der Führung von Gedik Ahmed Pascha in Apulien zu landen. Dort zogen sie vor die Stadt Otranto und forderten deren Übergabe. Die Stadt leistete mit ihren 6.000 Einwohnern erbitterten Widerstand, konnte sich gegen die Übermacht des Feindes aber nicht durchsetzen. Die Menschen zogen sich in die Zitadelle zurück und am 11. August 1480 fiel die Stadt. Der Klerus und Erzbischof Stefano Pendinelli flüchteten mit einigen hundert Menschen in die Kathedrale. Als sie sich weigerten, zum osmanischen Glauben zu konvertieren, wurden alle in der Kathedrale ermordet. Besonders barbarisch war die Ermordung des alten Bischofs. Die Kathedrale wurde daraufhin zu einem Pferdestall umfunktioniert.
Dem Schneider Antonio Pezzulla, genannt „Il Primaldo“, wurde die Führung der Stadt übertragen. Als auch er am 12. August als Oberhaupt der Otrantiner den Befehl zum Glaubensübertritt verweigerte, begann am 14. August 1480 das Massaker. Gedik Ahmet Pascha ließ die Überlebenden auf den nahen Hügel Minerva führen und dort mindestens 800 von ihnen enthaupten. Deren Verwandte wurden gezwungen, der Hinrichtung beizuwohnen. Der Erste, der sein Haupt auf einen Stein legen musste, war Antonio Primaldo. Der Kopf fiel bei der Enthauptung zu Boden, der Körper aber blieb der Überlieferung nach auf den Füßen stehen. Dem Henker sei es auch nicht gelungen, den leblosen Leib umzuwerfen, bis der Letzte enthauptet war. Alle Männer über 15 Jahren wurden hingerichtet, Frauen und Kinder versklavt. Einigen historischen Schätzungen zufolge verloren an die 12.000 Menschen ihr Leben, ca. 5.000 wurden gefangen gesetzt. Dazu zählten auch Opfer aus der Umgebung. Der Kommandant der Garnison, Francesco Largo, wurde bei lebendigem Leib zersägt.
Während der Hinrichtungen habe sich, so wird berichtet, ein Türke namens Barsabei beim Anblick der Otrantiner, die für den Glauben starben, zum Katholizismus bekehrt. Er wurde ebenfalls hingerichtet. Bezüglich der Märtyrer von Otranto erinnert man sich auch an den heroischen Tod um des Glaubens willen des Basilianermönchs Macario Nachira, welcher der antiken Adelsfamilie von Viggiano (heute Uggiano la Chiesa) angehörte.
Nach der Enthauptung ließen die Osmanen die Leichen auf den Feldern liegen, wo sie 13 Monate lang der Sonne ausgesetzt waren, ohne zu verwesen. Manchen Geschichtsforschern zufolge handelte es sich bei den Toten um Opfer der Kämpfe, wofür auch entsprechende Verletzungen an einigen Schädeln sprachen. Dies besagt, dass sie aufgrund ihres Widerstands den Tod fanden.
Dreizehn Monate nach dem Massaker wurde Otranto zunächst von den Aragoniern unter Alfons von Aragon, dem Sohn des Königs von Neapel, zurückerobert. Am 13. Oktober 1481 wurden der Überlieferung nach die 800 unversehrt aufgefundenen Leichen in der Kathedrale von Otranto beigesetzt. 1711 wurde an diese die Kapelle der Märtyrer angebaut. Der Stein, auf dem die Märtyrer enthauptet wurden, befindet sich unter dem Altar der Kathedrale. Auf dem Hügel des Massakers, auf dem einst ein der Göttin Minerva geweihter Tempel stand, wurde 1614 die Kirche Santa Maria dei Martiri errichtet.
Von 1485 an wurde ein Teil der sterblichen Überreste der Märtyrer nach Neapel überführt, wo sie in der Kirche von Santa Caterina a Formiello unter dem Altar der Mutter vom Rosenkranz bestattet wurden. Die Mutter vom Rosenkranz erinnert auch an den endgültigen Sieg der christlichen Truppen vom 7. Oktober 1571 über die Osmanen in der berühmten Schlacht von Lepanto. Später wurden die Überreste in die Reliquienkapelle gebracht, die von Papst Benedikt XIII. (1724-1730) eingeweiht wurde. Erst 1901 wurden sie unter den Altar verlegt, wo sie heute noch ruhen. 1922 wurde in Otranto für die 800 Märtyrer ein Denkmal errichtet.
Das kanonische Seligsprechungsverfahren begann 1539 und endete am 14. Dezember 1771, als Papst Klemens XIV. den Kult der 800 auf dem Hügel der Minerva Hingerichteten per Dekret anerkannte und sie somit seligsprach. Seither gelten Antonio Primaldo und seine Gefährten als Schutzpatrone der Stadt und der Diözese Otranto.
Nach 450 Jahren wurde im Blick auf eine mögliche Heiligsprechung auf Ansuchen der Erzdiözese Otranto das Verfahren neu aufgerollt, wobei die Beschlüsse des früheren Verfahrens ihre Bestätigung fanden. 2002 und 2003 kam es zu einer kanonischen Begutachtung (recognitio canonica), welche die Authentizität der Reliquien bestätigte.
Papst Benedikt XVI. erließ am 6. Juli 2007 das Dekret zur Anerkennung des Martyriums von Antonio Primaldo und seiner Gefährten, die „aus Glaubenshass“ (in odio alla fede) hingerichtet wurden. Am 20. Dezember 2012 beauftragte der Pontifex die Heiligsprechungskongregation, das Dekret zum Wunder der Heilung der Ordensschwester Francesca Levote zu veröffentlichen, die der Fürbitte des Seligen Antonio Primaldo und seiner Gefährten zugeschrieben wird.
Nachdem Papst Benedikt XVI. am 11. Februar 2013 seinen Rücktritt angekündigt hatte, wurden Antonio Primaldo und seine 800 Gefährten am 12. Mai 2013 von Papst Franziskus heiliggesprochen.