Andreas Resch: Anton Martin Slomsek


ANTON MARTIN SLOMŠEK
(1800-1862)

BISCHOF VON MARIBOR

Selig: 19. September 1999
Fest: 24. September

ANTON MARTIN SLOMŠEK wurde am 26. November 1800 als erstes von acht Kindern der einfachen und gläubigen Bauersleute Markus Slomšek und Marija Zorko in Ponikva, Diözese Lavant, heute Maribor in Slowenien, geboren. Vor allem die Mutter hegte von der Geburt ihres Erstgeborenen an den Wunsch, dass er Priester werde.

In der Grundschule der Pfarre erwies sich Anton als der Beste von allen. Den Taufpaten für das Sakrament der Firmung 1810 wählte er spontan eher aufgrund des religiösen und nicht so sehr des wirtschaftlichen Aspekts. 1814 trat er in das Gymnasium von Celje ein und erzielte in allen Fächern Höchstnoten. 1816 wurde er tief getroffen vom vorzeitigen Tod seiner Mutter, die nach der Geburt des achten Kindes starb und den Vater mit den noch kleinen Kindern zurückließ. Damals befürchtete Anton, dass ihn der Vater nach Hause zurückrufen und ihm das für das Studium benötigte Geld vorenthalten werde. Dieser nahm sich jedoch wieder eine Frau, 27 Jahre jünger als er, die den Kindern mehr Stiefmutter denn eine zweite Mutter war. Um der Familie und dem guten Kaplan Prašnikar, der ihn finanziell unterstützte, nicht allzu sehr zur Last zu fallen, gab er den Kindern wohlhabender Familien Nachhilfestunden, um zumindest einen Teil seiner Spesen abzudecken. 1821 starb auch der Vater und der Besitz fiel an den Zweitgeborenen, der den Hof verkommen ließ, sodass der Kaplan, der dann zum Pfarrer von Olimje ernannt wurde, für Anton immer mehr zu einem unersetzlichen Freund und Wohltäter wurde, vor allem während der Gymnasialzeit in Celje. 1819 trat Slomšek in das Lyzeum von Ljubljana ein. Dort begegnete er auch France Prešeren, dem künftigen großen Dichter Sloweniens, mit dem ihn eine tiefe Freundschaft verbinden sollte.

Inzwischen hatte Slomšek beim Pfarrer von Olimje ein zweites Zuhause gefunden und begann 1821 in Celovec Theologie zu studieren. Er widmete sich voll und ganz dem Studium der geistlichen Disziplinen. Die Oberen waren über seine Haltung sehr erfreut und seine Gefährten spornten ihn an und sprachen von ihm bereits als dem künftigen Bischof. Am 8. September 1824 wurde Slomšek zum Priester geweiht und feierte am 26. September in Olimje die erste heilige Messe.

Nach der Primiz erwartete ihn noch ein Studienjahr im Seminar in Klagenfurt. Regelmäßig feierte er den Gottesdienst im Spital der Elisabethinen, wo er auch täglich die Kranken und Sterbenden besuchte. In seinem Tagebuch vermerkte er: „So lernte ich den Tod kennen und von den Sterbenden lernte ich leben.“ Als junger Priester zeigte Slomšek großen seelsorglichen Eifer in der katechetischen Unterweisung, beim Einsatz als Beichtvater und in der Pflege der slowenischen Sprache. So meinte er: „Die Muttersprache ist der Schutz eines aufrechten Glaubens… dies lehrt uns die Erfahrung von 300 Jahren.“

Slomšeks pastorale Arbeit begann 1825 in Bizeljsko. Die kühle Atmosphäre im Pfarrhaus war eine harte Prüfung für ihn. Wenngleich seine Geduld und sein pastoraler Eifer reiche spirituelle Frucht trugen und das Ansehen der Pfarrei veränderten, konnte er sich nicht voll zum Ausdruck bringen. Nach zwei Jahren ersuchte er um Versetzung und wurde 1827 Kaplan in Nova Cerkev, wo er sich zu Hause fühlte und für seine biblischen Predigten bekannt wurde. Die Priester nannten ihn den „slowenischen Cicero“. 1829 erhielt er das Ernennungsdekret zum Spiritual des Großen Seminars in Celovec. Er gab sich ganz der spirituellen Ausbildung der jungen Seminaristen hin, wurde jedoch nach kurzer Zeit nach Klagenfurt versetzt, wo er ebenfalls als Leiter der Seminaristen wirkte. In diesem Dienst verblieb er gut neun Jahre. Es waren für ihn spirituell sehr reiche Jahre. Da er aber Seelsorger bei den einfachen Leuten sein wollte, ersuchte er um eine Stelle als Pfarrer. So wurde er 1838 zum Erzpriester von Vuzenica ernannt, wo er viel Zeit für seine schriftstellerische Tätigkeit hatte. Slomšek war ein liebenswürdiger Seelsorger und ein aufmerksamer Ökonom mit einer besonderen Sensibilität für die Armen und die Kinder. Für Letztere verfasste er an den Abenden sein berühmtes Buch Blasius und Agnes in der Sonntagschule. 1844 kamen neue Aufgaben auf ihn zu. Der Bischof ernannte ihn zum Schulinspektor für die Schulen der Diözese Lavant. So begann das Pendeln zwischen Vucenica und dem damaligen Bischofssitz St. Andrä in Kärnten, was nicht leicht war und auf Dauer nicht durchgehalten werden konnte. Noch im gleichen Jahr verließ Slomšek Vuzenica und ließ sich für zwei Jahre in St. Andrä nieder. Für die Schüler schrieb er zwei Gebetbücher auf Slowenisch und Deutsch, das kurze Der Engel des Gebetes und das längere Andachtsübungen für Schüler. Letzteres erlebte mindestens neun Auflagen. Bereits 1844 wollte Slomšek einen eigenen Verlag gründen, damit auch die slowenischsprachigen Bürger in den Genuss guter und preiswerter Bücher kämen, doch erteilte ihm die Regierung eine Absage. Slomšek musste die Schriften auf andere Weise unters Volk bringen. Zu Jahresbeginn 1846 wurde das erste Heft von Drobtince („Brosamen“) veröffentlicht, eine Sammlung von Schriften und kurzen Gedanken, was die Menschen so sehr begeisterte, dass sie auch noch lange nach dem Tod Slomšeks in Umlauf war, der für Drobtince in 16 Jahren an die 1480 Seiten schrieb.

Am 3. März 1846 wurde Slomšek zum Abt und Pfarrer von Celje ernannt und zwei Monate später ernannte ihn der Erzbischof von Salzburg, Kard. F. Schwarzenberg einem alten Privileg zufolge zum Bischof der Diözese Lavant. Am 5. Juli 1846, dem Fest der hll. Kyrill und Method, die er sehr verehrte, erhielt Slomšek in Salzburg die Bischofsweihe und wurde am 19. Juli 1846 in der Diözese feierlich inthronisiert. In seiner Rede legte er die wichtigsten Punkte seines künftigen Programms dar: Heiligung und Formung des Klerus, religiöse Unterweisung der Gläubigen sowie die Seelsorge für Eheleute und Familien. Mit apostolischem Eifer führte er die jährlichen Exerzitien für den Klerus, die Pastoralkonferenzen, Volksmissionen, Pastoralvisitationen der Pfarreien und die seelsorglichen Versammlungen ein. Er wollte sein Volk durch sein geschriebenes Wort und seine Gesänge zu Gott führen und wurde so zum größten Erzieher des Volkes. Zu diesem Zweck gründete er auch die katholische Verlagsgesellschaft „S. Ermagora“, um die Menschen mit guten religiösen Büchern in slowenischer Sprache zu versorgen – nach dem von ihm selbst propagierten Motto: „Der heilige Glaube sei für euch das Licht, die Muttersprache hingegen der Schlüssel zu einer gesunden Volksbildung.“

Die Frage der slowenischen Sprache war für Slomšek nicht nur eine Frage schlichter legitimer Vaterlandsliebe, sondern wurde von ihm als eines der grundlegendsten und dringlichsten pastoral-religiösen Probleme gesehen. Die Germanisierung der slowenischen Bevölkerung führte auch zu einer allgemeinen Schwächung von Glauben und Moral unter den Slowenen, bis hin zum Abfall vom katholischen Glauben und der Hinwendung zu protestantischen Sekten oder gar dem materialistischen Atheismus. Die Trennung unter den Christen schmerzte Slomšek und so lud er zum Gebet für die Einheit und errichtete 1855 die Gebetsliga der hll. Kyrill und Method. Ein Jahr später wurde diese von Papst Pius IX. bestätigt und damit zu einer beispielhaften Einrichtung für die gesamte Kirche.

1852 wurde Slomšek Kovisitator von gut 19 Benediktinerabteien in den österreichischen Bundesländern – eine Aufgabe, der er beinahe zwei Jahre widmete. Im gleichen Zeitraum versuchte er armen, aber talentierten Schülern und Studenten zu helfen. Er errichtete zu diesem Zeck in Celje den „Verein zur Unterstützung armer begabter Schüler“ und legte den Sitz des zukünftigen Kleinen Seminars fest, das er Maximilianum nannte.

Die in pastoraler Hinsicht bedeutendste Aktion Slomšeks war jedoch die Verlegung des Bischofsitzes vom fernen St. Andrä nach Maribor am 1. September 1859. Nach 13 Jahren bischöflicher Tätigkeit in St. Andrä erhielt er schließlich die Erlaubnis von Kaiser und Papst. Es war in der Tat ein Unterfangen, das nur ein sehr fähiger Mann, der in Wien und Rom akkreditiert und vom Volk geschätzt war, durchführen konnte. Am 3. Oktober 1859 sangen der Bischof und seine engsten Mitarbeiter zum ersten Mal die feierliche Vesper in der Pfarrkirche vom hl. Johannes dem Täufer, mittlerweile die neue Domkirche. Mit Slomšeks Ankunft in Maribor änderte sich die Situation der Slowenen entscheidend. Vor allem wurden die Grenzen der Diözese insofern modifiziert, als die Slowenen der Steiermark unter dem einen Oberhirten, dem Bischof von Maribor, vereint wurden. Der Germanisierung wurde Einhalt geboten und in Maribor entstand das Große Seminar, die erste Schule für höhere Studien und die Vorläuferin der heutigen Universität.

1862 besuchte Slomšek trotz Krankheit den Papst in Rom. Am 24. September desselben Jahres starb er, versehen mit den Sterbesakramenten und begleitet von den Gebeten der Anwesenden, nach sechsminütigem Todeskampf im Ruf der Heiligkeit. Am 27. September wurde Slomšek auf dem Friedhof von Maribor begraben; im April 1941 wurde sein Leichnam in die Basilika der Franziskaner in Maribor und 1978 endgültig in die Kathedrale überführt. Der Pilgerstrom zu seiner Grabstätte ist ungebrochen.

Am 19. September 1999 wurde Anton Martin Slomšek von Papst Johannes Paul II. in Maribor, Slowenien, seliggesprochen.

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1996 – 2000. Innsbruck: Resch, 2010 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 4). XIII, 376 S., 86 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-088-9, Ln, EUR 39.90 [D], 40.98 [A]

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