Andreas Resch: Anton Maria Schwartz


ANTON MARIA SCHWARTZ
(1852-1929)

PRIESTER UND GRÜNDER
DER KONGREGATION FÜR DIE CHRISTLICHEN ARBEITER VOM
HL. JOSEF CALASANZ

(KALASANTINER)

Selig: 21. Juni 1998
Fest: 15. September

ANTON MARIA SCHWARTZ wurde am 28. Februar 1852 als viertes von 13 Kindern des Ludwig Schwartz und der Josefa Katharina Dietrich in Baden bei Wien, Österreich, geboren und am darauffolgenden 1. März auf den Namen Anton getauft. Der Vater war Gemeindeangestellter und Theatermusiker. Die Mutter, eine sehr religiöse Frau, kümmerte sich um den Haushalt. Aufgrund des prekären Gesundheitszustandes des Vaters hatte die Familie mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Im Schoß der Familie zu einem tief christlichen Leben erzogen, besuchte Anton von 1858 bis 1861 die Grundschulklassen der Pfarrschule von Baden. Im April 1861 erhielt er die Erstkommunion und am 2. Mai desselben Jahres die Firmung. Ebenfalls 1861 wurde er als kleiner Sänger in die Zisterzienserabtei Heiligenkreuz geschickt, wo man musikalische Knaben kostenlos unterrichtete. Im Herbst 1865 ging er nach Wien und wohnte dort bei einer Tante mütterlicherseits, während er das Lyzeum am Schottengymnasium besuchte. Als er 15 Jahre alt war, starb am 6. Februar 1867 der Vater. Die Familie übersiedelte daraufhin nach Wien und die Mutter war gezwungen, eine Arbeit anzunehmen. Anton bekam vom Abt des Schottenstiftes ein monatliches Stipendium und die Professoren verschafften ihm Schüler, denen er Nachhilfe geben konnte. Ein Jahr nach dem Tod des Vaters ließ sein schulischer Erfolg, der bis dahin ausgezeichnet gewesen war, zu wünschen übrig. Anton machte eine Krise durch, die er nie im Detail beschrieb, wenngleich er des öfteren davon sprach, wie dankbar er Jesus sei, dass er ihn aus dieser Situation befreit habe. Die Mutter war gezwungen, ihn für das zweite Semester der sechsten Klasse als Privatschüler einzuschreiben und musste ihn schließlich aus dem Lyzeum nehmen. Anton ersuchte um Aufnahme bei den Jesuiten, wurde jedoch abgewiesen. Die Piaristen hingegen nahmen ihn auf. Im Oktober 1869 begann Schwartz das Noviziat und setzte gleichzeitig sein Studium am Lyzeum fort. Damals begann er auch zunehmend den hl. Josef Calasanz, den Gründer der Piaristen, zu verehren, was sein ganzes Leben andauern sollte. Im September 1870 wurde er nach Wien versetzt, wo er am 14. März 1871 das Lyzeum mit der Reifeprüfung abschloss. Da die Piaristen in Österreich die Unterdrückung des Ordens befürchteten, empfahlen sie Schwartz in seinem eigenen Interesse zu gehen. So trat er im darauffolgenden Oktober in das erzbischöfliche Seminar ein und widmete sich an der Universität Wien dem Studium der Philosophie und Theologie. Die Ergebnisse waren ausgezeichnet, doch verlängerte sich die Studienzeit aufgrund von zwei schweren Erkrankungen. Nachdem er die zweite Krankheit überstanden hatte, weihte er sich der Mutter Gottes und fügte seinem Namen am 8. Dezember 1873 als zweiten Namen „Maria“ hinzu. Am 25. Juli 1875 wurde er schließlich zum Priester geweiht.

Nach vier Jahren als Kaplan in der Pfarre Marchegg wurde Schwartz am 22. September 1879 zum Spiritual der Barmherzigen Schwestern und zum Krankenseelsorger des Spitals von Sechshaus in Wien ernannt. Besonders betroffen machte ihn dabei die Verlassenheit und vor allem die religiöse Leere, in der sich die Lehrlinge befanden. Aus diesem Grund organisierte er am 15. Oktober 1882 eine Begegnung mit einigen Laien und einem weiteren Priester und beschloss, eine Gesellschaft zu gründen, um den jungen Berufsanwärtern eine christliche Erziehung zu vermitteln, sie auf das Leben vorzubereiten und bei der Einforderung ihrer Rechte zu unterstützen. Das Statut wurde am 27. Januar 1883 vom kaiserlichen Statthalter für Niederösterreich anerkannt. Am 18. März erfolgte dann die eigentliche Gründung des „Katholischen Lehrlingsvereins“. Als Präsident wurde Jakob Lang, als Vizepräsident Josef Mattis und als geistlicher Leiter Anton Maria Schwartz gewählt. Die Barmherzigen Schwestern stellten Räumlichkeiten zur Verfügung und am 30. August 1884 wurde ein ganzes Stockwerk eingeweiht, doch selbst dieses reichte für die nötigen Bedürfnisse nicht aus.

Am Ende seiner Kräfte angelangt, bat Schwartz den Kardinal um Erlaubnis, sich ausschließlich um die Lehrlinge kümmern zu dürfen. Dieser lehnte jedoch ab, weil er der Ansicht war, dass ein Unterfangen dieser Art nicht finanzierbar sei. Die Enttäuschung zwang den jungen Priester auf das Krankenlager und die Ärzte weigerten sich, ihn zu behandeln. In dieser Situation appellierte eine Barmherzige Schwester namens Magdalena Kühtreiber an einige Edelfrauen, die sich seiner für zwei Jahre annahmen. Als der Kardinal schließlich einwilligte, erwachte Schwartz zu neuem Leben. Am 31. Mai 1886 verließ er Sechshaus und zog mit einem einzigen Gefährten, Franz Friedrich, in ein Haus, das er „Calasantinum“ nannte. Für dessen Erhalt wurde das „Liebeswerk des hl. Josef Calasanz“ gegründet. Das Statut wurde im März 1887 sowohl von der Statthalterei für Niederösterreich als auch vom Erzbischof approbiert. Am 25. April 1887 wurde Schwartz zum geistlichen Leiter der Vereins und zum Rektor des Calasantinums ernannt, wobei er dem Werk jede Minute seines Lebens widmete. 1888 gründete er Das Christliche Handwerk, eine Zeitschrift für Handwerker und Arbeiter, die er lange Zeit hindurch allein betreute. Die Initiative zeitigte Früchte und Schwartz verstand sehr bald, dass sich das Werk nur durch Personen erhalten und weiter ausbauen ließ, die sich zur Gänze den Lehrlingen widmeten. In einem Brief vom 1. November 1888 ersuchte er daher den Kardinal-Erzbischof von Wien, sein Institut als religiöse Kongregation anzuerkennen, und ließ die Kalasantinerkirche, die erste Arbeiterkirche Wiens, bauen. Am 10. August 1889 erteilte der Kaiser seine Erlaubnis zur Gründung der Kongregation der Frommen Arbeiter und am 8. November approbierte das Ordinariat die Konstitution der neuen Kongregation.

Am 24. November 1889 erfolgten die Gründung der Kongregation für die christlichen Arbeiter vom hl. Josef Calasanz (Kalasantiner) und die Einkleidung von Schwartz zusammen mit fünf weiteren Personen. Der Zweck des neuen Instituts war die Ausübung des Apostolats unter den Arbeitern aller Schichten und Altersstufen, insbesondere unter den Jugendlichen. Dies sollte geschehen durch sonntägliche Begegnungen, die Errichtung von Heimen, die Gründung von Hospizen für obdachlose Arbeiter, technische Schulen, soziale Dienste, Seelsorge in den Fabriken, Unterweisung in der Soziallehre der Kirche, Förderung von Arbeitervereinen, Religionsunterricht an den Berufsschulen u. a. m.

Am 24. November des Folgejahres legten P. Schwartz und seine Mitbrüder die Gelübde ab. Anfangs bestand die Kongregation aus Priestern und Laienbrüdern, später wurde der dritte Zweig der Oblaten hinzugefügt. P. Schwartz, der einzige Priester in der neuen Kongregation, fungierte als Oberer. Auf dieser Grundlage war es endlich möglich, gezielter gegen Missbräuche in der Arbeitswelt vorzugehen. Für die Arbeiter gab es weder Gewerkschaften noch eine Arbeitsordnung. Die Kinder mussten 12 Stunden am Tag arbeiten, ebenso an Sonn- und Feiertagen. P. Schwartz sorgte für die religiöse Unterweisung der Lehrlinge, kümmerte sich um deren kulturelle Bildung (Theater, Musik), versuchte, ihnen gute Manieren beizubringen, damit sie sich im Leben mit einer größeren Sicherheit bewegen konnten, und schuf eine erste Anlaufstelle zur Unterbringung von Lehrlingen, wobei er mit Tausenden von christlichen Unternehmern in Kontakt stand. Mittels dieser Institution besorgte er für ebenso viele Lehrlinge Arbeitsplätze, an denen sie menschenwürdig behandelt wurden und am Sonntag frei hatten. Zudem gründete er ein Pensionat, in dem all jene wohnen konnten, die von außerhalb der Stadt kamen. Weiters förderte er die Selbstschutzeinrichtungen und Weiterbildung der Arbeiter und nahm persönlich an den Streiks der Tramfahrer, Tischler und Kellner teil. Für ihn war klar: Wenn es der Kirche nicht gelingt, die Arbeiter zu Christus hinzuführen, wird sich die Gesellschaft immer weiter von Christus wegbewegen. Nur wenige verstanden, wie recht er mit seiner Vision hatte, und nur wenige griffen seine Initiativen auf, die den Boden für die Sozialenzyklika Rerum Novarum von Papst Leo XIII. bereiteten.

Das große Unverständnis seiner Umgebung schmerzte ihn, konnte ihn aber nicht wirklich aufhalten. Auf dem Generalkapitel von 1919 sah er sich sogar mit dem starken Widerstand einiger Ordensmitglieder konfrontiert, die eine Modifizierung der Konstitutionen verlangten. Dank Kardinal Piffl, der dem Kapitel vorstand, wurde er in seinem Amt als „Generalminister“, bestätigt. P. Schwartz setzte sich nun noch mehr für die Stärkung der Kongregation, die Ausbildung der Mitglieder und die Anpassung an die neuen pastoralen und sozialen Erfordernisse ein, die der Erste Weltkrieg mit sich gebracht hatte. Er gründete Niederlassungen in verschiedenen Gegenden Österreichs. Den zahlreichen Anfragen aus dem Ausland konnte er im Hinblick auf Neugründungen nur durch eine solche in Südtirol und eine in Budapest entsprechen. Am 3. Februar 1926 durfte er noch mit Genugtuung die Veröffentlichung des von der Religiosenkongregation erlassenen Approbationsdekrets miterleben.

Aufgerieben von seiner intensiven Tätigkeit, starb er am 15. September 1929. Trotz strömenden Regens nahmen tausende Menschen an der Beerdigung teil. Sein Grab befindet sich in der Kirche des Mutterhauses der Kalasantiner in der Pater-Schwartz-Gasse 8 in Wien, Österreich.

Am 21. Juni 1998 wurde Anton Maria Schwartz von Papst Johannes Paul II. in Wien seliggesprochen.


RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1996 – 2000. Innsbruck: Resch, 2010 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 4). XIII, 376 S., 86 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-088-9, Ln, EUR 39.90 [D], 40.98 [A]

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