Andreas Resch: Anna von den Engeln Monteagudo

ANNA VON DEN ENGELN MONTEAGUDO
(1602-1686)

PROFESS-NONNE
DES ORDENS VOM
HL. DOMINIKUS

Selig: 2. Februar 1985
Fest: 10. Januar

ANNA VON DEN ENGELN MONTEAGUDO PONCE DE LEÓN wurde als Tochter des Spaniers Sebastian Monteagudo de la Jara und der Franziska Ponce de León 1602 in Arequipa, Peru, geboren. Bei der Taufe erhielt sie den Namen Anna. Die ersten Jahre verbrachte Anna gemeinsam mit ihren Ge­schwistern im Kreise der Familie. Als sie drei Jahre alt war, vertrauten sie ih­re Eltern den Dominikanerinnen vom Kloster Santa Katherina an, damit sie dort zu einem soliden und gebildeten Leben erzogen werde.

Mit 14 Jahren wurde Anna nach Hause beordert, weil sie die Eltern mit ei­nem von ihnen ausgewählten jungen Mann verheiraten wollten. Anna aber, die sich bereits zum Ordensleben berufen fühlte, zögerte, diesen Vorschlag anzunehmen. Als ihr in einer Vision die hl. Katharina von Siena das Ordens­kleid zeigte, das sie im Kloster tragen würde, war sie endgültig von ihrer Beru­fung, bei den Dominikanerinnen einzutreten, überzeugt. Die Eltern waren je­doch dagegen. Der Vater, ein reicher und angesehener Mann, bot ihr viele Schätze und Juwelen, um sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Da Anna be­fürchtete, er werde Gehorsam von ihr einfordern und sie so in ihrer Berufung hindern, flüchtete sie aus dem elterlichen Haus in das Kloster der hl. Katheri­na von Siena und bat dort um ein Ordensgewand, das sie sogleich anzog. Als die Eltern ihre Flucht bemerkten, begaben sie sich zum Kloster und als sie Anna im Ordenskleid sahen, wollten sie sie zur Umkehr überreden. Anna aber widersetzte sich in großer Achtung und in Demut. Als die Eltern sahen, dass ihre Überredungskünste nicht fruchteten, boten sie ihr Güter an. Aber auch mit diesen Mitteln konnte man sie nicht zum Verlassen des Klosters bewegen. Nachdem ihnen klar geworden war, dass Versprechungen nicht ausreichten, begannen sie zu drohen. Anna jedoch war von ihrem Plan nicht abzubringen.

Am 30. November 1618 trat sie in das Noviziat ein und nannte sich fortan Anna von den Engeln. Von jenem Tag an lebte sie ihr Leben mit großem Ein­satz, wobei sie sich ihrer eigenen Verantwortung bewusst war. Als aber der Zeitpunkt der Profess gekommen war, fand sie alle Wege verschlossen. Vor al­lem auf die Mitgift kam es an. Sie aber, die mit den Eltern und der Welt kei­nerlei Verbindung mehr hatte, besaß keine materiellen Güter. In diesem Au­genblick des Verlassenseins flehte sie zu Gott als ihrer einzigen Hoffnung. Sie hatte ihr Gebet noch nicht beendet, als sie zur Pforte gerufen wurde. Dort wartete einer ihrer Brüder auf sie, der ihr die nötige Mitgift überbrachte. Anna bereitete sich nun auf ihre Gelübde vor, als sei dies gleichzusetzen mit dem Tod. Die Profess erfolgte 1619. Danach wurde ihr das Amt der Sakrista­nin anvertraut. Als solche hatte sie sich um die liturgischen Gegenstände zu kümmern, was sie mit einer derartigen Sorgfalt betrieb, dass es selbst den Klosterkaplänen übertrieben vorkam. Doch waren für Anna nur die besten Korporale würdig für ein so erhabenes Sakrament.

Als sie 1632 zur Novizenmeisterin ernannt wurde, wusste sie ihre Novizin­nen in Observanz der Ordensregeln und der Konstitutionen zu formen, wobei sie selbst ihnen mit ihrem Beispiel vorausging. Die Überzeugungskraft der Se­ligen war so groß, dass die Novizinnen das, was sie ihnen auftrug, mit großer Freude befolgten. Da sie in Kontemplation in einer ständigen Einheit mit Gott lebte, gelang es ihr auf dem Weg des Gebets und des gelebten Beispiels mit vielen, auch außerhalb der Klostermauern, in Verbindung zu kommen, ohne die Klausur je zu verlassen. Sie wich auch 1637 keinen Schritt, als der St.-La­zarus-Fluss anschwoll und die Ortschaft überschwemmte. Damals suchten vie­le Priester und Ordensleute Zuflucht in ihrem Kloster, das eine Zeitlang von über hundert Personen bewohnt wurde. Anna nahm sich auch unmittelbar zweier Waisenmädchen an, die ihr von Bischof Augustin de Uguarte anver­traut wurden, der sie auch zur Priorin machen wollte, damit – gemäß den Konstitutionen – im monastischen Leben wiederum Einfachheit und Beschei­denheit einkehrten. Anna ihrerseits leistete so viel Widerstand als sie konnte, um dieses Amt nicht annehmen zu müssen. Als sie 1647 dennoch zur Priorin ernannt wurde und ihr die Schlüssel des Klosters übergeben wurden, damit sie die Führung der Schwestern übernehme, legte sie die Schlüssel vor einem Bildnis Christi nieder mit der Bitte, diese Bürde doch jemandem aufzuerlegen, der besser dafür geeignet sei. Schließlich aber gehorchte sie, nachdem ihr eine innere Stimme die Hilfe Gottes versichert hatte. Die Aufgabe war alles andere als einfach. So musste sie während ihrer Amtszeit als Priorin, weil sie zur Ob­servanz der Ordensregel rief und einige Dinge im Klosterleben notgedrungen neu ordnete, so manche Unannehmlichkeit hinnehmen. Einige Personen, die eine derart strenge Observanz ablehnten, trachteten ihr sogar nach dem Le­ben, indem sie bei mehreren Gelegenheiten Gift in ihr Essen mischten.

Anna aber – vielleicht auch dank ihrer besonderen Begabungen – bewahrte ihre Ruhe und Standhaftigkeit. Sie hatte auch die Fähigkeit, Ereignisse vorher­zusagen, die dann eintrafen. Einer ihrer Beichtväter, der sie auf ihrem spiritu­ellen Weg begleitete, bestätigte, dass sich 68 Prophezeiungen erfüllten. Da sie in ihrer Ehrlichkeit ein paar außergewöhnliche Dinge erzählte, die ihr zu­stießen, wurde sie anfangs von einigen eher abgelehnt. Anna aber öffnete Gott ihr Herz stets mit Gelassenheit, und Gott sorgte dafür, dass alle, die mit ihr zu tun hatten, am Ende immer eine hohe Meinung von ihrer Tugend hatten, vor allem die Bischöfe, die ihre Gaben prüfen mussten und als ein einzigartiges Geschenk Gottes anerkannten. Ihre Nächstenliebe drängte sie dazu, die von ihr empfangenen Gnadenerweise und Eingebungen zum Wohle des Nächsten einzusetzen. Sie erforschte die Geheimnisse in den Herzen der Menschen und während sie mit anderen sprach, gab sie Antwort auf die tiefsten Probleme, ohne dass diese kundgetan wurden.

Eine weitere Besonderheit ihrer Spiritualität war ihre Liebe zu den Armen Seelen im Fegfeuer. Sie wollte darin den Augustinerbruder Nikolaus von To­lentino (13. Jh.) nachahmen und unter ihren Zeitgenossen den hl. Dominika­ner Johannes Macias (t 1645), Pförtner des Klosters Magdalena zu Lima, der für das Seelenheil der Verstorbenen unzählige Rosenkränze gebetet hatte. Anna und Johannes kannten sich nicht, und doch beteten sie miteinander.

Die letzten Jahres in Annas Leben, von 1676 bis zum Tod, waren von Krankheit gezeichnet. Zehn Jahre lang lag sie verkrampft im Bett, ohne sich bewegen zu können. Fast ebenso lange war sie blind und litt solche Schmer­zen, dass sie glaubte, Dolche würden in ihre Augen getrieben. Zudem litt sie an Rheumatismus, Gelbsucht und anderen Komplikationen des Alters. Diese Beschwerden dauerten bis zum Tod, ohne dass je eine Klage über ihre Lippen kam, ob man ihr nun Beistand leistete oder nicht. Sie wurde auch noch von anderen Krankheiten gepeinigt; ihr ganzer Körper war mit Wunden übersät, und ständig hatte sie Schmerzen in der Leber. Anna ertrug alles mit Geduld und begleitete all ihre Leiden mit Gebet – dem Ursprung aller Tugend.
Solange sie gesund war, hielt sie sich mit Vorliebe auf dem Chor auf – sei es für das Gebet mit Worten, wobei sie viele Andachten pflegte, oder für das Ge­bet im Geiste, bei dem sich ihr Geist zu Gott erhob, und von Ihm fühlte sie sich bevorzugt. Daraus erwuchs kindliches Vertrauen, das wiederholt von mystischen Erfahrungen begleitet wurde.
In den letzten Tagen ihres Lebens sagte sie nur immer wieder: „Nein, mein Gott, was gesagt ist, ist gesagt: Du mit mir und ich mit Dir; ich mit Dir und Du mit mir.“
Am frühen Morgen des 10. Januar 1686 starb Anna im Alter von 84 Jahren in ihrer Zelle im Kloster der hl. Katharina von Siena in Arequipa, Peru, mit dem Rosenkranz in der Hand, nachdem sie mit Hilfe einer Mitschwester, die ihr zur Seite stand, an einer Messe für die Armen Seelen teilgenommen hatte.

Anlässlich der Exhumierung am 29. Oktober 1686 wurde ihr Leichnam unversehrt, geschmeidig und von Wohlgeruch umgeben vorgefunden.
Ihr Grab befindet sich in der rechteckigen Kirche des Klosters von Arequipa in Peru.

Am 2. Februar 1985 wurde Anna von den Engeln Monteagudo von Papst Johannes Paul II. in Arequipa, Peru, seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1979 – 1985. Innsbruck: Resch, 2000 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 1). XII, 248 S., 56 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-070-4, Ln, EUR 24.60 [D], 25.44 [A]

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