Angelo von Acri


ANGELUS VON ACRI

(Lucantonio Falcone)
(1669-1739)

PROFESSPRIESTER
DES ORDENS DER MINDERBRÜDER DER KAPUZINER

Selig: 1825
Heilig: 15. Oktober 2017
Fest: 30. Oktober

ANGELUS VON ACRI (Lucantonio Falcone), der am 19. Oktober 1669 in Acri, Cosenza, Italien, geboren wurde, stammte aus einfachen Verhältnissen, worauf er zeitlebens stolz war. Lesen und schreiben lernte er von einem Nachbarn, der eine Sprachschule eröffnet hatte. Die ersten Grundbegriffe der christlichen Lehre erwarb er sich hingegen durch den Besuch der Pfarre San Nicola und der Kapuzinerkirche Santa Maria degli Angeli.

Nachdem Angelus für kurze Zeit als Eremit gelebt hatte, entschied er sich kurz vor seinem 20. Lebensjahr für den Eintritt bei den Kapuzinern. Alle bis dahin bestandenen Vorbehalte warf er 1689 über Bord, nachdem er die charismatische Predigt des Kapuziners Antonio da Olivadi gehört hatte. Diverse Zweifel und Unsicherheiten veranlassten ihn jedoch zur Aufgabe des Noviziats. Er legte das Ordenskleid ab und kehrte nach Hause zurück, um ein normales Leben zu führen und zu heiraten. Wenngleich ihn seine Mutter treu umsorgte, blieb sein Herz unruhig, da Gott andere Pläne mit ihm hatte. Es gelang ihm, erneut in den Orden aufgenommen zu werden, doch verließ er diesen abermals, weil er sich der Berufung nicht würdig fühlte. Am 12. November 1690 schließlich trat er ein drittes Mal ein und diesmal endgültig. Unter dem Namen Angelus von Acri machte er im Konvent von Belvedere Marittimo das Noviziat.

Seine Bedenken waren zwar nicht weniger geworden, doch als man im Refektorium über das Leben von Bruder Bernardo da Corleone († 1667) las, dessen Seligsprechungsprozess gerade im Gange war, bat er den Herrn inbrünstig, ihn bei seinem Neuanfang zu unterstützen. Und er wurde erhört. Nach Ablegen der Ordensgelübde am 12. November 1691 durchlief Angelus sämtliche Stufen des Ordenslebens, die ihn zum Priestertum führten. Zum Osterfest, am 10. April 1700, wurde er in der alten Kathedrale von Cassano am Jonischen Meer zum Priester geweiht.

Nach der Priesterweihe erhielt er den Auftrag zu predigen. Der Beginn seiner Predigertätigkeit 1702 in der Kirche San Giorgio Albanese geriet allerdings zum  Desaster, sodass er tieftraurig von der Kanzel abging. Damals war die sog. „barocke“ Predigt gang und gäbe, die der eifrige Prediger sorgfältig vorbereitete und auswendig lernte, bevor er auf die Kanzel stieg. Oben angekommen, verlor Angelus jedoch unmittelbar den Faden, es verschlug ihm buchstäblich die Sprache, er brachte kein Wort heraus und schämte sich zu Tode.
In Tränen aufgelöst vor dem Kreuz in seiner Zelle wurde ihm sein Versagen erst so recht bewusst und er fasste einen unwiderruflichen Entschluss: Von nun an wollte er nur mehr „Christus, den entblößten Gekreuzigten“ predigen, ohne jeden rhetorischen Schnörkel. Auch wollte er sich nicht das toskanische Idiom aufzwingen lassen, sondern ausnahmlos in der Volkssprache predigen und dabei Schritt für Schritt wiederholen, was der Heilige Geist ihm einflößte. Der Erfolg ließ nicht auf sich warten.
Nachdem sich Angelus vom „barocken“ Stil gelöst hatte, lernte er volkstümlich zu reden, in einfachen Worten, um so auch von den „Ungebildeten“ verstanden zu werden, die seine spontane Art schätzten und sich in Massen bekehrten.

Von 1702 bis zu seinem Todesjahr 1739 zog Angelus unermüdlich durch ganz Kalabrien und große Teile Süditaliens, hielt Fastenpredigten, geistliche Exerzitien und Volksmissionen. Sich dessen bewusst, dass ein Prediger, der nicht auch Beichte hörte, einem Sämann glich, der an der Ernte kein Interesse hatte, verbrachte er unzählige Stunden im Beichtstuhl und wurde niemals müde, den Sündern zuzuhören und Barmherzigkeit zu üben. Es war seine tiefste Überzeugung, dass Nächstenliebe selbst die größten Probleme aus der Welt schaffen könne und Barmherzigkeit alle Sünder, die seinen Beichtstuhl aufsuchten, wieder zu Gott zurückführen würde.

Neben seiner Arbeit als Prediger und Beichtvater fielen Bruder Angelus auch heikle und verantwortungsvolle Aufgaben zu, die er mit ganzem Einsatz erfolgreich meisterte – ungeachtet aller Widerstände, welche er in seinem Umfeld und seitens derjenigen erlebte, die sich vom Licht der Vernunft erleuchtet fühlten.

Bruder Angelus war mehrmals Novizenmeister, Guardian in den Konventen von Mormanno, Cetrano und Acri, Provinzdefinitor und von 1717 bis 1720 Provinzial. Als Provinzoberen und aufgrund seines Führungsstils hieß man ihn den „Friedensengel“.
1724 begann er mit dem Bau des Konvents der Kapuzinerinnen in Acri, der am 1. Juni 1726 eingeweiht wurde. 1735 wurde er zum General-Provisitator ernannt. Bei allen Aufgaben, die er im Gehorsam annahm, war er stets darauf bedacht, die Regeln und Konstitutionen des Ordens zu befolgen.
Sein Hauptdienst für die Kirche und den Kapuzinerorden bestand jedoch fast vierzig Jahre hindurch in der methodischen Predigt. Er war zum meistgesuchten und meistgehörten Missionar Süditaliens geworden, sodass die Rede ging, dass – wenn er predigte – „nicht einmal die Katzen zu Hause bleiben würden“. – Nicht so in Neapel, wohin er von Kardinal Pignatelli berufen wurde und wo er … „zu den Kirchenbänken predigte“, weil die vielen Intellektuellen, die gekommen waren, um den berühmten Prediger zu hören, von seiner schlichten und schnörkellosen Rede enttäuscht waren.
Insgesamt war das Leben des Angelus von Acri eine lebendige Darstellung Jesu, nicht so sehr nach außen als vielmehr nach innen. Verlässliche Zeugen schworen darauf, dass er die Heilige Schrift auswendig kannte und bei der Verkündigung stets darauf zurückgriff.

Von der seelsorglichen Arbeit körperlich geschwächt, starb Bruder Angelus im Alter von 70 Jahren am 30. Oktober 1739 im Konvent von Acri, wobei er sein Leben Gott überantwortete, damit Er die Stadt und Kalabrien mit den höchsten Gaben beschenke, nämlich Frieden und Wohlstand für alle.
Am 18. Dezember 1825 wurde Angelus von Acri von Papst Leo XII. seliggesprochen. Sein unverwester Leichnam in der ihm geweihten Basilika in Acri wurde zu einer Stätte täglicher Verehrung.

Für seine Heiligsprechung wurde ein weiteres Wunder anerkannt: die Heilung des Jugendlichen Salvatore Palumbo aus Acri, der 2010 Opfer eines Verkehrsunfalls wurde. Er hatte die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und prallte gegen einen Telefonmasten. Bei seiner Einlieferung in das Spital der Annunziata in Cosenza verschlechterte sich sein Zustand dramatisch. Salvatores Verwandte ersuchten daraufhin die Kapuziner von Acri um eine Reliquie des Seligen Angelus. Man legte den Strick seines Habits neben die Geräte, die den Jungen am Leben hielten. Am folgenden Tag zeigte dieser Anzeichen der Besserung und konnte in die Rehabilitation entlassen werden.

Der Diözesanprozess über das Wunder fand 2014 statt und wurde am 20. März 2015 bestätigt. Am. 23. März 2017 ordnete Papst Franziskus nach Anhörung des Präfekten der Heiligsprechungskongregation die Veröffentlichung des Dekrets an, demzufolge die Heilung von Salvatore als unerklärbar, vollständig, dauerhaft und durch die Fürbitte von P. Angelus von Acri erwirkt betrachtet werden kann. Seine Heiligsprechung wurde im Konsistorium vom 20. April 2016 für Sonntag, den 15. Oktober 2017, festgelegt. An diesem Tag sprach Papst Franziskus den Seligen Angelus von Acri in einer Feier auf dem Petersplatz heilig.

Angelus von Acri hatte intuitiv erkannt, dass eine geschliffene bzw. rhetorisch perfekte Rede, wenngleich dogmatischer oder rein moralischer Natur, das Herz nicht in der Weise anspricht, um sich bedingungslos der Bekehrung und Erkenntnis Gottes zu öffnen.