Andreas Resch: Angela Salawa


ANGELA SALAWA
(1881-1922)

MITGLIED DES DRITTEN
SÄKULAREN ORDENS D.
HL. FRANZ VON ASSISI

Selig: 13. August 1991
Fest: 12. März

ANGELA SALAWA wurde am 9. September 1881 als elftes von zwölf Kindern des Bartholomäus Salawa und der Eva Bochenek in Siepraw bei Krakau, Polen, geboren und am 13. September auf den Namen Angela getauft. Von den beiden Kindern aus der ersten Ehe des Vaters lebte bei der Geburt Angelas noch eines. Während er seinem Beruf als Tischler nachging, führte die Mutter den Haushalt und widmete sich mit viel Elan der Erziehung der Kinder. Sie verbrachte den ganzen Tag mit ihnen und zeigte ihnen, wie sie arbeiten, handeln und sich im Leben verhalten sollten. Ein besonderes Anliegen war es ihr, sie Frömmigkeit, Bescheidenheit und Arbeitsamkeit zu lehren.

Diese Grundsätze wurden für Angela zum Programm. Schon als Kind zeigte sie Anzeichen tiefer Religiosität und Strebsamkeit. Die Schule besuchte sie zwei Jahre lang. Von der Mutter wurde sie auch auf die Erstkommunion vorbereitet, wobei sie großen Eifer an den Tag legte. Die Kinder gingen damals nicht in Gruppen oder je nach Schulklasse zur ersten hl. Kommunion, sondern jedes einzeln, zwischen dem 11. und 12. Lebensjahr, nachdem die Mutter sie entsprechend unterwiesen hatte. Das genaue Datum bei Angela ist nicht bekannt, auch nicht von der Firmung, doch berichtet eine Freundin: „Ein anderes Mal wiederum … erzählte sie mir von der Firmung, mit welch großer Anteilnahme sie das Sakrament empfangen habe. Ich hatte den Eindruck, dass sie aufgrund ihrer großen Kenntnis vom Hl. Geist so redete, eine Kenntnis, die ihr in die Seele eingepflanzt war, als Folge der Gnadengaben des Hl. Geistes.“

Im Sommer 1894 arbeitete Angela bei einer Familie im Ort als Hausangestellte. Sie brachte die Kühe auf die Weide, mähte das Gras und spielte mit den Kindern. Zu Beginn des Frühjahrs 1895 riss sie die Grasbüschel auf dem Feld samt Wurzeln aus dem Boden und fror dabei vor Kälte. Nach ihrer Rückkehr zur Familie blieb sie dort bis Oktober 1897, um dann nach Krakau zu ziehen und dort als Familienhelferin zu arbeiten. Damit durchkreuzte sie die Pläne ihres Vaters, der sie beharrlich zur Heirat drängte und sogar tätlich gegen sie geworden war. Als sich Angela in Krakau mit ihrer Schwester Theresia traf, die sich in den ersten Tagen um sie kümmerte, wies sie mit allem Nachdruck darauf hin, dass sie sich zur Ehe nicht berufen fühlte. Im gleichen Jahr trat sie mit 16 Jahren in den Dienst der Familie Kloc. Sie machte ihre Arbeit, die alles andere als leicht war, ohne je zu klagen, und „war stets freundlich und gehorsam“. Doch blieb sie dort nicht lange, weil ihr der Hausherr nachstellte. Damals sagte sie zu Stanislawa Sowa: „Schau, Stanislawa, ich war nur ein armes Mädchen vom Lande und trotzdem hat mich dieser Mann belästigt.“ Nachdem sie um Entlassung gebeten hatte, trat sie 1899 in Podgorze eine neue Stelle an, hielt es aber auch dort nicht lange aus, weil sie sich in dem Haus nicht wohl fühlte. So kehrte sie nach Krakau zurück.

Erschüttert vom stillen Tod ihrer Schwester Theresia am 25. Januar 1899, die ebenfalls als Hausmädchen gearbeitet hatte, und veranlasst durch eine innere Stimme beschloss sie, sich umgehend und mit ganzer Hingabe der göttlichen Gnade anheimzugeben, die sie dazu aufrief, den Weg der Vervollkommnung zu gehen. Die dafür nötige Kraft suchte sie im intensiven Gebet in der Kirche und zu Hause sowie in der Meditation, die sie dazu inspirierte, sich dem Herrn zu weihen, indem sie bei ihrem Spiritual, P. Stanislaus Mieloch SJ, dem sie sich diesbezüglich schon als junges Mädchen anvertraut hatte, das ewige Gelübde der Keuschheit ablegte.

Schließlich begriff Angela, dass es Gottes Plan war, dass sie sich im weltlichen Leben heilige, und zwar konkret in einer sehr niederen Stellung, eben jener eines Hausmädchens, und in einer permanent leidvollen Situation: „Seit ich auf der Welt bin, fühlte ich mich stark zum Leiden und zur Armut hingezogen. Schon als Kind spürte ich im Innern, dass ich nur im Stand der Demut auf jedes Glück verzichten würde, das sich mir bot – im Vertrauen darauf, dass ich, falls ich das durchstand, dem göttlichen Wunsch entsprechen kann.“
Im Jahr 1900 schrieb sich Angela Salawa in den Verband der hl. Zita ein, der sich in besonderer Weise für die Dienstmädchen engagierte und womit sich ihr die Gelegenheit bot, auf eine fruchtbare und allseits anerkannte Weise unter ihren Freundinnen und Arbeitskolleginnen zu wirken, für die sie zum Vorbild und zur Leitfigur einer christlicher Lebensführung wurde.

Vom Wunsch getragen, im spirituellen Leben eine größere Sicherheit zu erlangen, pflegte sie das beharrliche Gebet und die intensive Meditation sowie die Lektüre asketischer und mystischer Bücher. Gleichzeitig suchte sie im Sakrament der Buße und in der Spiritualität gezielt die weise Anleitung durch engagierte Priester, denen sie im Geist des Glaubens stets gehorchen wollte.

1911 wurde Angela mit großem Leid konfrontiert. Eine schmerzhafte Erkrankung warf sie für längere Zeit aus der Bahn und mit dem Tod ihrer jungen Herrin sowie ihrer Mutter verlor sie die ihr am nächsten stehenden Personen. Außerdem fühlte sie sich von den Gefährtinnen verlassen, die sie nun nicht mehr im Haus versammeln konnte. Sie stellte sich dieser Prüfung, wobei ihr Leben zunehmend vom Leiden Christi bestimmt wurde. Diese spirituelle Erfahrung legte Angela in dem auf Geheiß ihres Beichtvaters geführten Tagebuch nieder, das sie eindeutig als Mystikerin ausweist.
Ihre „Begegnung“ mit Christus geschah um das Jahr 1912: „Ein großer Saal, mit wunderbaren Blumen geschmückt. Die Tür öffnet sich und herein schreitet Jesus, von dem eine geheimnisvolle Macht ausgeht. Unvergleichlich schön! Außergewöhnlich!“ Gegenstand des Gesprächs war die Gerechtigkeit: „Ich werde die Welt mit Gerechtigkeit strafen.“ Am 15. Mai 1912 erhielt Angela in der Kirche der Franziskaner-Konventualen das Kleid des Dritten Ordens des hl. Franziskus; am 6. August 1913 legte sie die reguläre Profess ab.

Während des Ersten Weltkrieges widmete sie sich freiwillig und mit großer Hingabe der Betreuung der Verwundeten und Kranken in den Spitälern von Krakau, wo sie von allen mit großem Respekt bedacht und „das heilige Fräulein“ genannt wurde.
1916 wurde Angela zu Unrecht aus dem Dienst bei der Familie des Advokaten Edmund Fischer, wo sie seit 1905 arbeitete, entlassen, weil sie Fischers Geliebter vorgeworfen hatte, ihren Arbeitgeber zu verderben. Sie befand sich nunmehr in einer prekären Lage, ohne Arbeit und von fortschreitender Krankheit geschwächt. Aber selbst in dieser Situation kam kein Wort des Jammers über ihre Lippen, sie vergab alle Ungerechtigkeit und ging bei anderen Herren in Dienst. 1917 aber sah sich Angela gezwungen, jede Anstrengung zu vermeiden und sich in das Spital der hl. Zita zurückzuziehen. 1918 musste sie aufgrund extremer Schwäche auch auf gelegentliche Arbeiten verzichten und mietete sich in einer ärmlichen Behausung ein. Damit begann der letzte Lebensabschnitt: fünf Jahre mit Gott in einem Leiden vereint, das immer schmerzlicher wurde. So schreibt sie 1918: „Ich habe Gottes Plan verstanden, der ein völlig anderer ist, als der Mensch sich vorstellt. Jesus hat mir viele Dinge angekündigt. Er hat mich aufgefordert, die vielen Erniedrigungen zu ertragen, die Schmach, von allen verachtet zu werden, ohne Ehre und Ansehen dazustehen. Und er hat betont, dass es zwei völlig verschiedene Dinge seien, das eigene Leid zu ertragen und das der anderen mit großmütigem Herzen anzunehmen.“

Im Dezember 1918 schreibt sie: „Einige Male habe ich den leidenden Jesus gesehen, entweder mit der Dornenkrone, als Gegeißelten oder am Kreuz. Ich glaubte in Jerusalem zu sein, an allen Orten, an denen Er gelitten hat und wo ich sein Leiden am eigenen Körper verspürt habe. Manchmal hat es Stunden gedauert. Wenn ich dann wieder zu mir komme, habe ich große Gewissensbisse und es will einfach nicht besser werden. Ich weiß nicht, woher das kommt.“

Besonderes Vertrauen setzte Angela auch in die Jungfrau Maria, die sie verehrte und als Mutter anrief. Am 25. Mai 1920 schrieb sie: „Die heilige Jungfrau hat mich gelehrt, wie ich mich auf das Gericht vorbereiten muss, das nach dem Tode folgt. Und ich habe sie angefleht, Jesus zu bitten, Milde walten zu lassen.“ Als sich ihr Leben dem Ende zuneigte, schrieb sie in Verehrung der göttlichen Gnade in ihr spirituelles Tagebuch: „Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, so glaube ich in jener Berufung, an dem Platz und in dem Stand zu sein, wo mich Jesus von Kindheit an haben wollte.“

Als man sie in den letzten Tagen ihres Lebens in ihrer Kammer unter der Treppe aufsuchte und sie einlud, doch in ein Krankenhaus zu gehen, war ihre Antwort: „Mir geht es hier gut. Jesus ging es hundertmal schlechter als mir.“ Nachdem sie schließlich ihr Testament gemacht hatte, willigte sie ein, ihre Behausung, die einem Loch gleichkam, zu verlassen und wurde in das Spital der hl. Zita aufgenommen, wo sie mit den Tröstungen der Sakramente versehen, am 12. März 1922 in extremer Armut und im Ruf der Heiligkeit starb.

Am 13. Mai 1949 wurde ihre sterbliche Hülle in die Basilika des hl. Franziskus nach Krakau überführt.

Am 13. August 1991 wurde Angela Salawa von Papst Johannes Paul II. in Krakau, Polen, seliggesprochen.

 

Resch, Andreas: Die Seligen Johannes Pauls II. 1991 – 1995. Innsbruck: Resch, 2008 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 3). XIII, 321 S., 67 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-083-4, Ln, EUR 27.70 [D], 28.63 [A]

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