Andreas Resch: Andreas von Phú Yen

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ANDREAS VON PHÚ YEN
(† 1644)

LAIENKATECHIST

ERSTER MÄRTYRER
VON VIETNAM

Selig: 5. März 2000
Fest: 26. Juli

ANDREAS VON PHÚ YÊN stammte aus der an der südlichen Grenze zu Kotschinchina („Kleinchina“) gelegenen Provinz Phú Yên in Vietnam. Es ist weder der Name der Familie noch sein genaues Geburtsdatum bekannt. Man geht davon aus, dass er 1625/26 als letztes Kind einer Frau namens Johanna geboren wurde. Der Vater starb, als Andreas noch ein Kind war, und so wurde er mit viel Engagement und Weitblick von der Mutter großzogen. Wenngleich von eher zartem Körperbau, erwies er sich als sehr vernünftig, ausgestattet mit einer hohen Intelligenz und einer Neigung zur Gutmütigkeit.

Auf Drängen der Mutter beschloss der berühmte Jesuitenmissionar Pater Alexander de Rhodes, ihn unter seine Studenten aufzunehmen. Beim Erlernen der chinesischen Zeichen übertraf Andreas schon bald seine Mitschüler. 1641 empfing er gemeinsam mit seiner Mutter die Taufe; dies geschah drei Jahre vor seinem Tod, er war damals 15 Jahre alt.

Ein Jahr später, 1642, wurde Andreas von P. de Rhodes in die Gruppe seiner engsten Mitarbeiter aufgenommen. Nach einem Jahr der religiösen und kulturellen Weiterbildung nahm er bereits an der Gemeinschaft der Katechisten, genannt „Maison Dieu“ (Haus Gottes), teil, die P. de Rhodes in weiser Voraussicht errichtet hatte. Die Mitglieder erklärten sich mittels eines formellen wie offiziellen Versprechens bereit, ihr Leben lang im Dienst der Kirche zu stehen und den Priestern bei der Verbreitung des Evangeliums zu helfen. Es war dies eine kleine Gruppe von beispielhaften Christen, die später den Grundpfeiler des autochthonen Klerus von Vietnam bildeten.

Die Intensität, mit der Andreas seinen Taufauftrag lebte, spielte zweifellos eine wesentliche Rolle bei der Vorbereitung auf das Martyrium, um diesem mutig entgegenzugehen und auf die Gnaden, die Gott ihm erwies, bereitwillig zu antworten. Am 31. Juli 1643 legten Andreas und einige seiner Gefährten das Gelübde der Keuschheit und jenes zum ewigen Dienst an der Kirche ab, indem sie den Missionaren ihre Unterstützung anboten. Schon bald aber, noch vor Ende Juli 1664, kehrte der Madarin Ông Ngbè Bô in die Provinz zurück, in der Andreas lebte. In der Tasche hatte er den Befehl des Königs von Annam, die Ausbreitung des Christentums in seinem Reich zu verhindern. Folglich beschloss er, vorrangig gegen die vietnamesischen Katechisten vorzugehen. Als P. de Rhodes erfuhr, dass der Mandarin wieder in seiner Residenz war, begab er sich, von dessen Absichten nichts ahnend, zu einem Höflichkeitsbesuch zu ihm, um so die bis dahin guten Beziehungen weiter zu festigen. Dieser aber gab ihm gleich zu verstehen, dass der König von Annam, angestiftet von seiner Konkubine Tong-Thi-Taoim, einer erbitterten Feindin der Katholiken, über die große Zahl der Kotschinchinesen, die durch Pater de Rhodes dem christlichen Gesetz folgten, sehr erbost war. Er solle daher das Land verlassen, nach Macao zurückkehren und damit aufhören, den Kotschinchinesen die christliche Lehre zu verkünden. Was die Christen unter ihnen betraf, die seine Untergebenen waren, so würden diese strengste Strafen auf sich laden.

P. de Rhodes verließ den Palast, informierte die Katechisten und machte sich sofort zum Gefängnis auf, wo ein alter Katechist von 73 Jahren mit Namen Andreas eingesperrt war, den man zwei Tage zuvor verhaftet hatte. Er wollte ihm zur Seite stehen und im Gefängnis eine Stütze sein, das er aus Liebe zu Christus bereitwillig auf sich genommen hatte. Währenddessen war vom Mandarin eine Gruppe von Soldaten zum Haus des Paters geschickt worden, um nach Ignatius, einem gebildeten Mann und Leiter der Katechisten, zu suchen, der im Land ein hohes Amt bekleidete. Dieser war jedoch aufgrund einer kurzen seelsorglichen Mission verreist. Als die Soldaten in sein Haus eindrangen, fanden sie stattdessen den jungen Andreas vor. Um nicht mit leeren Händen zu Ông Nghè Bô zurückzukehren, verprügelten sie ihn, legten ihn in Fesseln und brachten ihn zu einem Flussboot, um ihn zum Gouverneurspalast zu befördern. Am späten Abend des 25. Juli 1644 wurde Andreas also zum Mandarin gebracht. Die Soldaten berichteten ihm, dass sie den Katechisten Ignatius nicht gefunden, ihm an dessen Stelle aber einen ähnlichen Typen mitgebracht hätten, der die ganze Reise über vom Gesetz Christi gesprochen und sie aufgefordert habe, dieses anzunehmen. Auf das hin versuchte der Gouverneur, Andreas auf verschiedenste Weise dazu zu bringen, von seiner törichten Meinung abzugehen und dem Glauben abzuschwören. Aber der unerschrockene junge Mann gab zur Antwort, dass er als Christ nur zu gerne bereit sei, jegliche Qualen auf sich zu nehmen – aus Treue zum Gesetz, zu dem er sich bekenne. Daher möge der Mandarin ruhig nach seinem Ermessen die Torturen vorbereiten, die er gerne ertragen würde, weil er in dieser Angelegenheit das Leiden genauso schätze wie einen glorreichen Tod.

Wütend über diese Entschiedenheit, die Andreas trotz aller Drohungen an den Tag legte, gab der Mandarin den Befehl, ihm das kotschinchinesische Kreuz um den Hals zu legen und ihn ins Gefängnis zu werfen, wo sich aus demselben Grund schon der alte Katechist Andreas befand.

Als P. de Rhodes von der Verhaftung erfuhr, machte er sich am Morgen darauf mit einigen portugiesischen Händlern auf, die beiden Katechisten zu besuchen. Der junge Andreas war so glücklich und froh, für Christus leiden zu dürfen, dass jene, die zu ihm kamen, sich nicht mehr von ihm losreißen konnten und sich mit Tränen in den Augen seinem Gebet empfahlen. Er geriet darüber in Verlegenheit und empfahl sich seinerseits ihren Gebeten, damit ihm Gott die Gnade gewähren möge, Ihm bis in den Tod treu und dankbar zu sein, und „der unendlichen Liebe seines Herrn in der Hingabe des Lebens für die Menschen würde er in ebensolcher Liebe mit der Hingabe seines Lebens entsprechen“… die Worte, die er ständig wiederholte, bis er starb: „Wir geben unserem Gott Liebe für Liebe, Leben für Leben.“

Am Morgen des folgenden Tages, am 26. Juli 1664, wurden die beiden Katechisten mit Namen Andreas, der alte mit seinen 73 Jahren und der junge, mit dem Marterwerkzeug um den Hals durch die belebtesten Straßen der Stadt geführt. Sie überquerten den Marktplatz von Kè Chàm, um sich dem öffentlichen Prozess durch den Gouverneur zu stellen. Dieser hatte auch einige andere Mandarine versammelt und nachdem er sie auf seine Seite gezogen hatte, fällte er das Todesurteil über den jungen Katechisten Andreas, der daraufhin in das Gefängnis zurückgebracht wurde. Was den alten Katechisten betraf, so erwirkten P. de Rhodes und die portugiesischen Händler dessen Freilassung aufgrund seines Alters.

Am 26. Juli 1644, gegen 5.00 Uhr nachmittags, kam ein Hauptmann, begleitet von etwa 30 Soldaten zum Gefängnis, in dem Andreas eingekerkert war, und forderte ihn auf, ihm zur Hinrichtung zu folgen. Andreas dankte dem Herrn, dass nun die Stunde seines Opfertodes gekommen war, und nachdem er sich von den anderen Häftlingen verabschiedet hatte, machte er sich freudig auf den Weg. Dicht gefolgt von den Soldaten, wurde er durch die Straßen und über die Plätze von Kè Chàm bis zu einem Feld etwas außerhalb der Stadt geführt. P. de Rhodes, zahlreiche portugiesische und vietnamesische Christen und auch viele Heiden schlossen sich dem Zug an, um bei der Hinrichtung von Andreas anwesend zu sein. P. de Rhodes erbat, den Gebräuchen des Landes gemäß, eine Matte unter Andreas’ Körper geben zu dürfen, um sein Blut aufzufangen. Doch dieser zog es vor, dass sein Blut auf die Erde falle, gleich dem kostbaren Blut, das Christus der Herr vergossen hatte. Und er forderte die anwesenden Christen auf, in ihrem Glauben stets fest zu bleiben, sich über seinen Tod nicht zu grämen und ihm durch ihre Gebete zu helfen, bis zum Ende standhaft zu sein.

Die Exekution von Andreas erfolgte am Abend des 26. Juli 1644 durch mehrere Lanzenstiche in die linke Seite. Und während er dann mit dem Krummsäbel enthauptet wurde, rief er mit lauter Stimme den Namen Jesu. Bis zum letzten Atemzug bezeugte Andreas seine Standhaftigkeit in der Hingabe seines Lebens für den Glauben und die Liebe zu Christus.

Nach der Hinrichtung wurden die Gebeine des Ermordeten nach Faifo gebracht und einbalsamiert, um schließlich nach Macao überführt zu werden. P. de Rhodes wollte sich jedoch nicht von allen sterblichen Überresten trennen. So trennte er den Rumpf vom Kopf, schnitt die Hautfetzen ab, die diesen noch mit dem Rest des Leichnams verbanden, bewahrte die kostbare Reliquie die ganze Zeit über, die er in Vietnam verbrachte, bei sich und sorgte später dafür, dass diese nach Rom geschickt wurde, wo sie sich noch heute befindet. Die verbliebenen Teile der sterblichen Hülle von Andreas kamen nach Macao, wo sie am 12. August 1644 eintrafen. Wenige Tage später wurden sie in der Stadt unter großer Verehrung als die Reliquie eines Märtyrers für den christlichen Glauben in Empfang genommen.

Das Grab von Andreas befindet sich im Kolleg der Jesuiten in Macao, China.

Am 5. März 2000 wurde Andreas von Phú Yên von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1996 – 2000. Innsbruck: Resch, 2010 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 4). XIII, 376 S., 86 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-088-9, Ln, EUR 39.90 [D], 40.98 [A]

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