ANDREAS DE SOVERAL,
AMBROSIUS F. FERRO
und 28 Gefährten
(† 16. Juli bzw.
3. Oktober 1645)
DIÖZESANPRIESTER UND LAIEN
MÄRTYRER VON BRASILIEN
Selig: 5. März 2000
Heilig: 15. Oktober 2017
Fest: 3. Oktober
ANDREAS DE SOVERAL, AMBROSIUS FRANZISKUS FERRO und 28 Gefährten gehörten zwei Gruppen von brasilianischen Märtyrern an, die am 16. Juli bzw. am 3. Oktober 1645 in Rio Grande do Norte ermordet wurden. Die Evangelisierung von Rio Grande do Norte, einem Staat im Nordosten Brasiliens, nahm ihren Anfang im Jahre 1597 durch Jesuiten und Diözesanpriester aus Portugal. Sie begannen mit der Katechese der Indios und mit der Bildung der ersten christlichen Gemeinden. 1630 fielen die Holländer in die Region ein und entrissen den Portugiesen die Macht. Die zunächst friedliche Lage artete schließlich in einen offenen Konflikt aus, weil die Holländer Calvinisten waren und den Feldzug in Begleitung ihrer Pastoren führten. So kam es zur Einschränkung der Religionsfreiheit und zur Verfolgung der Katholiken.
In diesem Kontext sind auch die Martyrien von Andreas de Soveral und Gefährten sowie von Ambrosius Franziskus Ferro sehen. Es gab damals in Rio Grande do Norte lediglich zwei Pfarreien: „Madonna von der Läuterung oder von den Kerzen in Cunhaú“ unter der Leitung von Andrea Soveral und die Pfarrei „Madonna von der Darstellung“ in Natal mit Ambrosius Franziskus Ferro als Pfarrer. Diese beiden Pfarrgemeinden wurden Opfer einer grausamen Verfolgung durch die Calvinisten.
Die biografischen Daten über die beiden Märtyrer sind äußerst dürftig. Man weiß etwas von Andreas de Soveral, von den übrigen Gefährten gibt es jedoch nur spärliche Notizen. Das Martyrium hingegen wurde von verschiedenen Autoren des 17. Jahrhunderts im Detail beschrieben.
ANDREAS DE SOVERALwurde um 1572 in São Vicente, der ersten Stadt Brasiliens, die sich auf der Insel Santos an der Küste des Staates São Paulo befindet, geboren. Bei der Taufe erhielt er den Namen Andreas. Höchstwahrscheinlich studierte er in dem 1553 in seiner Heimatstadt von Jesuiten gegründeten Kolleg der Kinder Jesu. Am 6. August 1593 trat er mit 21 Jahren in die Gesellschaft Jesu ein und machte im Kolleg von Bahia das Noviziat. Nach Beendigung der Studien in Latein und Moraltheologie und nach dem Studium der Sprache der Indios wurde er in das Kolleg von Olinda nach Pernambuco versetzt, dem Zentrum der missionarischen Tätigkeit zur Katechese der Indios der gesamten Region. Seine erste missionarische Erfahrung in Rio Grande do Norte machte er 1606 anlässlich einer Reise mit Pater Diego Nunes in das von Potiguara-Indios bewohnte Gebiet. Bei dieser Gelegenheit kam er in ein Eingeborenendorf, das von einer Frau namens Antonia Potiguara geleitet wurde, die er zusammen mit anderen Indios bekehrte, taufte und deren Ehe er segnete. Nach 1607 scheint sein Namen in den Verzeichnissen der Jesuiten nicht mehr auf. Das könnte ein Hinweis auf seinen möglichen Austritt aus der Gesellschaft Jesu sein. 1614 war er nämlich bereits Pfarrer von Cunhaú, und zwar als Mitglied des Diözesanklerus. Zum Zeitpunkt des Martyriums war er 73 Jahre alt.
Das Martyrium von Andreas de Soveral und Gefährten erfolgte in der Kapelle der Madonna von den Kerzen in Cunhaú. Es war der 16. Juli 1645, ein Sonntag, und De Soveral versammelte wie üblich die Gläubigen in der Kirche zur Eucharistiefeier. Etwa 69 Personen, größtenteils Bauern und Angestellte aus der Zuckerrohrverarbeitung in Cunhaú, hatten sich zur Messfeier in der Kirche eingefunden. Die Holländer, die bereits die gesamte Region beherrschten, hatten einen ihrer Emissäre nach Cunhaú geschickt – den Deutschen Jacó Rabe, einen skrupellosen und sehr grausamen Mann. Er stellte sich der Gemeinde, die sich zur Eucharistiefeier versammelt hatte, als Botschafter des Obersten Holländischen Rates von Recife vor und sagte, dass er die erhaltenen Verordnungen nach der Messe mitteilen werde. Dies war jedoch nur ein Vorwand, um seine eigentlichen Absichten und niederträchtigen Pläne zu verschleiern. Nach der Wandlung drang dann auf seinen Befehl eine Gruppe holländischer Soldaten, begleitet von Indios der Stämme der Tapuias und Potiguara, bis an die Zähne bewaffnet in die Kirche ein, verschlossen sämtliche Türen und fielen in brutaler Weise über die wehrlosen Messbesucher her. De Soveral erfasste den Ernst der Situation, unterbrach die Messe und rief die Gläubigen auf, sich auf den Tod vorzubereiten, indem er gemeinsam mit ihnen die Sterbegebete sprach. „In Todesangst bekannten sie sich zu ihrem Hohepriester Jesus Christus, wobei ein jeder von ihnen reumütig um Vergebung seiner Sünden bat.“ Der Chronist von damals schreibt: „Sie positionierten ihre Soldaten und die Indios in Reih’ und Glied und befahlen ihnen dann, sich mitten unter die armen Portugiesen zu stellen, um ihnen die Predigt zu halten. Diese bestand darin, dass sie ihre Schwerter zogen und alle umbrachten, einschließlich des Kaplans, wobei sie an ihren Körpern noch nie dagewesene Gräueltaten verübten.“
Von der Gruppe der Gläubigen, die beim Martyrium in der Kirche anwesend waren, kennt man nur den Namen des Laien Domingo Carvalho: „Als die Menschen tot waren, begannen die Barbaren ein großes Fest zu feiern und die Leichname zu entkleiden. Bei einem der Namhaftesten, den sie umgebracht hatten, Domingos Carvalho, fanden sie eine Kette und Goldmünzen, die sie geradewegs auf seinem Körper zu zählen anfingen und unter sich und den Flamen aufteilten Und sie trugen Gegenstände und auch Kleidung der Getöteten mit sich fort.“
Die Holländer nahmen dann fünf Personen als Geiseln und brachten sie zur Festung der Heiligen Drei Könige. Es waren dies Estêvão Machado de Miranda, Francisco Mendes Pereira, Vicente de Souza Pereira, João da Silveira und Simão Correia. Die Bewohner von Rio Grande wurden in zwei Gruppen geteilt: 12 Personen in der Festung, darunter fünf Gäste, fünf Geiseln und zwei Häftlinge, der Rest des Volkes wurde unter Aufsicht gestellt.
Die 12 Portugiesen von der Festung wurden auf Boote verfrachtet und zum Ufer des Rio Uruaçu gebracht, etwa 20 km von der Stadt Natal entfernt, wo am 3. Oktober 1645 die zweite Phase des Martyriums begann. Die Opfer waren die Pfarrangehörigen der Stadt, angeführt von ihrem Pfarrer Ambrosius Franziskus Ferro. Entsetzt über die Bluttat in der Kapelle von Cunhaú, versuchten sich die Katholiken von Natal in Sicherheit zu bringen, wobei sie in jeden nur erdenklichen Schlupfwinkel flüchteten. Ohne Erfolg. Die holländischen Behörden befahlen ihnen, sich auf einem bestimmten Platz einzufinden, wo sie von Soldaten und einer Gruppe von 200 Indios erwartet wurden, deren Anführer, der Eingeborene Antonio Paraopaba, sich zum Protestantismus bekehrt hatte und gegen die Katholiken einen abgrundtiefen Hass hegte. Die vielen Gläubigen und der Priester wurden auf mannigfaltigste Weise zu Tode gefoltert. Die Chronisten der Zeit berichten über die von den Folterknechten mit ausgesuchter Präzision angewandten perversen Methoden: Es wurden Arme und Beine abgehackt, Schädel gespalten, Brandwunden zugefügt, Augen, Zungen und Nasen herausgerissen. Ein Kind wurde gegen einen Baumstamm geschleudert, ein anderes mit dem Schwert in zwei Stücke gehauen. Beim Pfarrer AMBROSIUS FRANZISKUS FERRO „nahmen sie bei lebendigem Leib anatomische Eingriffe und andere Dinge vor, so dass ich mich schäme, dies niederzuschreiben“. Mateus Moreira wurde das Herz vom Rücken her herausgerissen, während er ausrief: „Gelobt sei das Allerheiligste Sakrament!“ Antonio Baracho wurde an einen Baum gebunden und die Holländer rissen ihm, während er noch lebte, die Zunge heraus „und steckten ihm stattdessen die Geschlechtsteile in den Mund, die sie ihm vorher abgeschnitten hatten“.
Aus der Zahl der Gemarterten von Cunhaú und Uruaçu konnte die Postulatur dreißig Namen identifizieren, die der Heiligsprechungskongregation zur Anerkennung des Martyriums vorgelegt wurden.
Märtyrer von Cunhaú:
Andreas de Soveral, Pfarrer; Domingo Caravalho.
Märtyrer von Uruaçu:
Ambrosius Franziskus Ferro, Pfarrer; Antonio Vilela der Jüngere; José do Porto; Francisco de Bastos; Diogo Pereira; João Lostau Navarro; Antonio Vilela Cid; Estêvão Machado de Miranda; Vicente de Souza Pereira; Francisco Mendes Pereira; João da Silveira; Simão Correia; Antonio Baracho; Mateus Moreira; João Martins; Manuel Rodrigues Moura und dessen Frau; die Tochter von Antonio Vilela dem Jüngeren; die Tochter von Franciscus Dias dem Jüngeren; 7 junge Gefährten von João Martins; 2 Töchter des Estêvão Machado de Miranda.
Die Genannten werden an den jeweiligen Orten des Martyriums in Cunhaú und Uruaçu, Brasilien, verehrt.
Am 5. März 2000 wurden Andreas de Soveral, Ambrosius Franziskus Ferro und die 28 Gefährten von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1996 – 2000. Innsbruck: Resch, 2010 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 4). XIII, 376 S., 86 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-088-9, Ln, EUR 39.90 [D], 40.98 [A]
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