Andreas Resch: Amatus Ronconi


AMATUS RONCONI
(
ca. 1226-1292)

FRANZISKANERTERZIAR

Selig: 17. März 1776
Heilig: 23. November 2014

Fest: 8. Mai

AMATUS RONCONI wurde um 1226 als zweiter Sohn von Felice Ronconi und Santa Marchini in einer reichen Bauernfamilie in St. Lauditius, dem heutigen Saludecio, in der Provinz Rimini, Italien, geboren. Da die Eltern früh starben, wuchs er bei seinem älteren Bruder Girolamo auf.

Nachdem aus Amatus ein junger Mann geworden war, kam es zum Konflikt mit seiner Schwägerin, weil er die Heirat, die diese für ihn eingefädelt hatte, ausschlug. Er beschloss daher, die Familie zu verlassen. Als er zum Monte Orciale kam, machte er sich daran, dort ein Hospiz zu bauen, um Armen und Reisenden eine Unterkunft zu bieten. Das Hospiz widmete er der Geburt Mariens. Für den Unterhalt dieses Werkes und die damit verbundenen wirtschaftlichen Erfordernisse spendete er insgeheim den Erlös aus seinen Besitzungen und zu guter Letzt auch den Lohn, den er als Tagelöhner bei anderen Bauern bekam.
Persönlich führte er ein Büßerleben, geißelte sich jeden Tag und ernährte sich lediglich von ein paar Hülsenfrüchten. Seine Mitbürger hielten ihn schon bald für verrückt, vor allem seine wütende Schwägerin, weil sie die Güter verschleudert sah, die ihr und ihrem Mann hätten gehören können. So schreckte sie auch nicht davor zurück, ihn bei den Behörden wegen Inzest anzuzeigen. Doch sollte der Herr Amatos Unschuld und Heiligkeit durch allerlei Wunder unter Beweis stellen. Zudem steht in seinem 1862 im Band Rimini nel secolo XIII veröffentlichten Testament, dass, „der ehrenhafte und fromme Bruder Amatus vom Dritten Orden des hl. Franziskus, Gründer und Eigentümer des Ospedale die S. Maria di Monte Orciale, auf der Burg von Saludecio das Hospiz und all seine Güter den Benediktinern von S. Giuliano und S. Gregorio in Conca di Rimini feierlich übergeben“ habe, mit der Bitte, in der Kapelle des Spitals seine letzte Ruhestätte zu finden. Das Testament trägt das Datum von 10. Januar 1292 und ist das einzige Dokument, aus dem hervorgeht, in welchem Jahrhundert Amatus Ronconi gelebt hat.

Nachdem Amatus seine ganze Habe den Armen gegeben hatte, zog er sich in eine kleine franziskanische Klause auf dem Monte Formosino zwischen den Burgen von Montegridolfo und Mondaino zurück. Von dort aus unternahm er mehrere Wallfahrten nach Rimini zur Verehrung der Reliquien des hl. Gaudentius. Außerdem wollte auf dem Monte Titano die Höhle des hl. Diakons Marinus besuchen. Viermal pilgerte er zum Heiligtum des hl. Jakobus nach Santiago de Compostela. Während dieser Wallfahrten soll er mehrere Wunder gewirkt haben, darunter auch eine Totenerweckung in Compostela. Ein anderes überliefertes Wunder ist das berühmte „Rübenwunder“. Als Amatus nicht wusste, was er den vielen Pilgern zu essen geben sollte, die er in seinem Haus beherbergte, trug er seiner Schwester Clara auf, in den Garten zu gehen, wo an eben jenem Morgen Rüben gepflanzt worden waren. Der Herr würde schon für alles gesorgt haben. Clara ging und kehrte mit einem stattlichen Bündel Rüben zurück ins Haus.

Amatus wurde außer von Leuten aus dem einfachen Volk auch von Adeligen aufgesucht, und dies nicht nur wegen der Wunder, die er wirkte, sondern auch um einen Rat einzuholen oder seine Fürsprache zu erbitten. Er unternahm lange Wallfahrten, um die Geißel echter Armut kennenzulernen und auch um dem wachsenden Kult um seine Person zu entfliehen. Auf seiner fünften Reise nach Santiago erschien ihm ein Engel, der ihm auftrug, nach Hause zurückzukehren, da sich sein Leben dem Ende zuneige. Amatus kehrte unverzüglich nach Italien zurück, wo er in der berühmten Benediktinerabtei von San Giuliano in Rimini dem Mönch Don Salvo von seiner Vision erzählte. Er ersuchte ihn, dafür zu sorgen, dass das Hospiz am Monte Orciale immer ein Ort der Nächstenliebe bleibe.

Am 10. Januar 1292 übertrug Ronconi sein gesamtes Vermögen dem Benediktinerorden, verbunden mit der Bitte, in der Kapelle des Hospizes beerdigt zu werden. Er starb am 8. Mai 1292 im ärmlichen Bett seiner Zelle. Nach alter Tradition wurde sein Leichnam längere Zeit zur Verehrung durch die Gläubigen ausgesetzt. Es verstrichen mehrere Tage, doch anstatt zu verwesen, ging ein himmlischer Duft von ihm aus und viele Pilger wurden bei der Berührung seines Körpers von ihren Leiden geheilt. Nach den Begräbnisfeierlichkeiten wurde der Leichnam in der Kapelle des Hospizes am Monte Orciale beigesetzt.

Schon bald nach seinem Tod wurde Ronconi vom Volk als Seliger verehrt. In einem Dokument vom 26. Mai 1304 bestätigte der päpstliche Legat Kardinal Francesco di S. Eusebio die mit dem Testament gemachte Schenkung, indem er dem Mönch Salvo, „Prior des Spitals des Seligen Amatus“, schrieb, dass demjenigen, der das Grab des Seligen besuche, ein Ablass zu gewähren sei.

Als das Spital 1330 abbrannte, wurden die sterblichen Überreste Ronconis auf einem Ochsenkarren in die Pfarrkirche von Saludecio überführt. Es geschah während dieser eiligen Übertragung, dass sich das berühmte „Ulmenwunder“ ereignete. Beim Auszug aus der Kirche nach den Feierlichkeiten weigerten sich die Ochsen, die den Wagen mit dem Leichnam Ronconis ziehen sollten, weiterzugehen. Der aufgebrachte Hirte stieß daraufhin  den Stachelstock in den Boden und war nicht mehr in der Lage, ihn herausziehen. Alle applaudierten angesichts dieses „Wunders“ und der Baum wurde von da an die „Ulme des Seligen Amatus“ genannt.

Nach einem regelrechten „Heiligsprechungsprozess“, den die Gemeinde Saludecio 1774 in die Wege geleitet hatte, wurde Amatus Ronconi am 17. März 1776 von Papst Pius VI. offiziell seliggesprochen.
Von September 1804 an befanden sich die Gebeine in der nach ihm benannten Kapelle in der während der napoleonischen Besatzung errichteten neuen Pfarrkirche von San Biagio, wo die Begräbnisstätte nach wie vor von vielen Pilgern aufgesucht und verehrt wird.

Seit dem 3. Mai 1930 nun ruht der auf wunderbare Weise konservierte und anlässlich der feierlichen „Erhebung der Gebeine“ neu eingekleidete Leichnam in einem von aus Faenza stammenden Künstlern kostbar gestalteten Glasschrein. Wunderbar mutet auch an, dass der Schrein durch die im August 1944 erfolgten Bombardements von Saludecio, bei denen die Pfarrkirche völlig zerstört wurde, überhaupt keinen Schaden gelitten hat. Unter dem Schutt stießen die Gläubigen im September des Jahres auf den gänzlich unversehrten Glasschrein des Seligen Ronconi.

1997 wurde von der Pfarre San Biagio in Saludecio und der Pia Unione des Seligen (die 1919 die gleichnamige Bruderschaft abgelöst hatte) die Initiative zur Einleitung des Heiligsprechungsverfahrens ergriffen. Bei der Suche nach dem erforderlichen Wunder bediente man sich dabei der außergewöhnlichen Heilung des kleinen Alessandro Raimondi aus Modena, die der Kirche von Amato Morotti, der in Modena bei den Fiatwerken arbeitete und 1949 in einem Zimmer im Hause von Alessandros Eltern wohnte, zur Kenntnis gebracht wurde.

Der kleine Alessandro litt an einem Leistenbruch mit Wasserbruch, der starke Beschwerden verursachte. Die Eltern hatten ihn von verschiedenen Ärzten untersuchen lassen, bis sich sein Zustand eines Tages so sehr verschlechterte, dass der Arzt eine Operation empfahl. Just an diesem Tag musste Morotti in sein Heimatdorf Saludecio zurückkehren und er  ersuchte Alessandros Mutter, ihm doch ein Kleidungsstück des Jungen mitzugeben, um es im Konvent des Seligen Ronconi segnen zu lassen, wo auch dessen sterbliche Überreste aufbewahrt würden. Die Mutter händigte ihm eine Wollunterhose aus. Als Morotti zurückkehrte, ließ sie diese den Sohn gleich anziehen. Am Morgen darauf stellte sie fest, dass die Hernie vollständig verschwunden war.

Der von den Ärzten gut dokumentierte Fall wurde in die diözesanen Erhebungen, die im Mai 1999 zum Abschluss kamen, mit einbezogen. Bei der Heiligsprechungskongregation in Rom bezeichnete auch die Consulta Medica die 1949 in Modena erfolgte Spontanheilung des kleinen Alessandro Raimondi, die der Fürsprache des Seligen Amatus Ronconi zugeschrieben wurde, als nicht erklärbar.

Am 23. November 2014 wurde Amatus Ronconi von Papst Franziskus heiliggesprochen, was sowohl in Rimini als auch in Modena einen Sturm der Begeisterung auslöste.