Andreas Resch: Alfons Maria Fusco

ALFONS MARIA FUSCO
(1839-1910)

PRIESTER u. GRÜNDER DER KONGR. DER SCHWESTERN VOM
HL. JOHANNES
DEM TÄUFER

(TÄUFERINNEN)

Selig: 7. Oktober 2001
Heilig: 16. Oktober 2016
Fest: 6. Februar

ALFONS MARIA FUSCO, geboren am 23. März 1839 in Angri, Provinz Salerno / Diözese Nocera-Sarno, war das erste von fünf Kindern der Eheleute Aniello Fusco und Giuseppina Schiavone, die beide einem bäuerlichen Milieu entstammten, von Geburt an aber zu einem soliden christlichen Leben erzogen wurden. Fusco und Schiavone hatten am 31. Januar 1834 den Bund der Ehe geschlossen. Der Kindersegen blieb ihnen jedoch vier Jahre hindurch verwehrt. So begaben sie sich 1838 zum Grab des hl. Alfons Maria von Liguori nach Pagani, unweit von Angri, um zu beten. Bei dieser Gelegenheit ließ sie der Redemptorist Francesco Saverio Pecarelli wissen: „Ihr werdet einen Sohn bekommen, der Alfons heißen wird; er wird Priester werden und ein Leben wie der selige Alfons führen.“
Der kleine Alfons war von Beginn an dem Gebet und dem Schicksal der Armen zugetan. In seinem Elternhaus unterwiesen ihn gelehrte und heilige Priester, die ihn auf die Erstkommunion vorbereiteten. Diese empfing er mit sieben Jahren, bald darauf auch die Firmung. Firmpate war jener Priester, der ihm schon die Taufe gespendet hatte, seine religiöse Ausbildung vervollkommnete und ihm die ersten schulischen Kenntnisse vermittelte.
Mit elf Jahren tat Alfons den Eltern seinen Willen kund, Priester zu werden, und am 5. November 1850 trat er – wie er viel später erklärte – „spontan und einzig mit dem Wunsch, Gott und der Kirche zu dienen“ in das bischöfliche Seminar von Nocera de’ Pagani ein. Von da an begann in ihm der Vorsatz zu reifen, sich dem Dienst an den armen und verlassenen Kindern zu weihen, um in ihre Herzen Gefühle der Liebe und der Gottesfurcht einzupflanzen und ihnen die nötigen kulturellen Kenntnisse zu vermitteln.
Nach dem regulären und erfolgreichen Studienabschluss wurde Fusco am 29. Mai 1863 zum Priester geweiht. Nahezu unmittelbar darauf zum Kaplan der Kollegiatskirche des hl. Johannes des Täufers von Angri ernannt, zeichnete er sich im Klerus schon bald durch Eifer, Beständigkeit im liturgischen Dienst und Fleiß beim Spenden der Sakramente aus, vor allem des Beichtsakraments, in dem er sein ganzes Mitgefühl und Verständnis für die Pönitenten zum Ausdruck brachte. Er gab sich vollkommen der beharrlichen Verkündigung des Wortes Gottes sowie der religiösen Unterweisung der Kinder und Jugendlichen hin. So richtete er in seinem Haus sogar eine Schule ein, um die Kleinen gratis zu unterrichten. Dem Beispiel des hl. Johannes Bosco folgend, mit dem er in brieflicher Verbindung stand, eröffnete er 1871 ein Oratorium unter dem Schutz des hl. Alois (Luigi) Gonzaga. Daher die Bezeichnung „Luigini“ für jene, die von ihm in religiösen wie weltlichen Dingen konsequent unterwiesen wurden. Wo immer man Gutes tun konnte, war Fusco zugegen, überzeugt davon, „dass die Seelen Jesu Christus sehr am Herzen liegen und man sie retten muss“, wie er zu sagen pflegte.

Als 1866 in ganz Kampanien die Cholera wütete, setzte sich Alfons auf jede nur erdenkliche Weise ein, um den Kranken beizustehen. Die Krankheit traf auch ihn, aber sie brachte ihn nicht um.
1868 wurde er zum Sakristan der Kollegiatskirche ernannt, ein Jahr später trat er in die Kongregation der Missionspriester „Nocerini“ ein, die er bei verschiedenen Missionen auf dem Land begleitete – mit beachtlichem spirituellen Erfolg bei jenen, die ihn hören und mit ihm sprechen konnten. 1873 wurde Fusco zum Mansionarius und somit zum Kantor des Kapitels der Priester derselben Kirche befördert: ein Amt, das er bis 1897 innehatte, als er Kanonikus wurde. Bei all diesen Tätigkeiten wurde er nie müde, ein Seelenhirte zu sein und einen alten Traum zu verwirklichen.

Während der letzten Jahren im Seminar hatte er eines Nachts einen Traum, in dem ihn der Herr bat, gleich nach seiner Priesterweihe ein Schwesterninstitut und ein Waisenheim für Knaben und Mädchen zu gründen. Bis dahin waren diesbezügliche Versuche fehlgeschlagen und es gab eine Menge Probleme, aber vielleicht war es auch nur ein Traum. Die Begegnung mit Magdalena Caputo aus Angri, einer angehenden Ordensfrau mit starkem und entschlossenem Charakter, war es schließlich, die Fusco antrieb, die Gründung des Instituts zu forcieren.

In der Nacht des 25. September 1878 zog sich Caputo mit drei Gefährtinnen in das baufällige Haus Scarcella im Stadtteil Ardinghi in Angri zurück. Die jungen Frauen wollten sich durch ein Leben in Armut, in Verbundenheit mit Gott und in Ausübung der Nächstenliebe bei der Pflege und Unterweisung der armen Waisenmädchen der persönlichen Heiligung widmen. Die Kongregation der Schwestern vom heiligen Johannes dem Täufer (Abb.), genannt Täuferinnen, mit dem Ziel der Erziehung und Unterweisung von Waisen und bedürftigen Mädchen war geboren. Magdalena Caputo nannte sich fortan Schwester Crocifissa und der Herr schenkte dem neuen Unternehmen gutes Gedeihen.

In prophetischer Weise erarbeiteten die Täuferinnen, ermuntert von ihrem Gründer und gemeinsam mit ihm, eine Kultur, „die in der Lage war, Vernunft und Gefühl“ für den integralen Fortschritt der Person zu verbinden, indem sie sich in menschliche Beziehungen „zum Vorteil der Schwachen und Schutzlosen“ einbrachten und dabei jene Form „affektiver, kultureller und spiritueller Mütterlichkeit“ verwirklichten, die heute noch eines der wertvollsten Zeugnisse in der Kirche ist. Die Schicksalsschläge beim Versuch, der kleinen Schwesternkommunität Wohnung zu geben, waren zahlreich, doch Don Fuscos Optimismus und sein Vertrauen in die Vorsehung ließen ihn jedes Hindernis überwinden, auch das der geringen finanziellen Mittel.

Schon bald wurde aus dem Haus Scarcella ein Kleines Haus der Vorsehung. Es kamen weitere Postulantinnen und die ersten Waisenmädchen und mit ihnen auch die ersten
Schwierigkeiten. Der Herr, der jene, die er besonders liebt, viel leiden lässt, konnte dem Gründer und seinen Töchtern Schmerz und Leid nicht ersparen. Don Fusco nahm die zuweilen sehr harten Prüfungen an, fügte sich vollkommen in den Willen Gottes, bewies einen heroischen Gehorsam den Obern gegenüber und grenzenloses Vertrauen in die göttliche Vorsehung.

Der ungerechte Versuch des Diözesanbischofs Msgr. Saverio Vitagliano, Fusco aufgrund einiger haltloser Beschuldigungen von der Leitung des Werkes abzuziehen; die Weigerung seiner Schwestern, ihm in einem Anflug von Separatismusgelüsten die Tür des Hauses in der Via Germanico zu öffnen; die Worte von Kardinal Respighi, des Vikars von Rom: „Sie haben eine Kongregation von tüchtigen Schwestern gegründet, die ihre Arbeit machen. Ziehen sie sich jetzt zurück!“ – waren große Leidensmomente für ihn, die ihn in der kleinen Kapelle des Mutterhauses in Angri und in der Kirche San Gioachino ai Prati in Rom beklommenen Herzens beten ließen.

Don Fusco, der es liebte, durch sein Lebenszeugnis zu sprechen, hat nicht viel Schriftliches hinterlassen. Die kurzen Äußerungen, die man seinen Schriften und den Aussagen derer, die ihn kannten, entnehmen kann, bezeugen seine große Liebe zur Eucharistie, zum Leiden Christi und seine kindliche Verehrung für die schmerzhafte Jungfrau Maria. Seinen Schwestern gegenüber betonte er immer wieder: „Heiligen wir uns, indem wir Jesus aus der Nähe folgen… Töchter, wenn ihr in Armut, Reinheit und im Gehorsam lebt, werdet ihr im Himmel wie Sterne da oben leuchten.“
Er führte das Institut mit großer Weisheit und Klugheit und wachte wie ein liebevoller Vater über die Schwestern und die Waisen. Für die Waisenmädchen gab es immer einen Platz im Kleinen Haus der Vorsehung, auch wenn es an Essen mangelte oder dieses sogar fehlte. In solchen Momenten beruhigte Fusco die besorgten Schwestern mit den Worten: „Macht euch keine Sorgen, ich gehe jetzt zu Jesus und er wird sich darum kümmern.“ Und Jesus antwortete sofort und sehr großzügig. Wer glaubt, für den ist nichts unmöglich.
Zu einer Zeit, da Bildung ein Privileg einiger weniger war und den Armen sowie den Frauen überhaupt verschlossen blieb, scheute Alfons keine Mühe, um den Kindern ein fröhliches Leben und den Jugendlichen Ausbildung und Beruf zu vermitteln, damit sie dann, einmal erwachsen, als ehrenwerte Bürger und überzeugte Christen leben konnten. Er wollte, dass seine Schwestern gleich mit dem Studium begannen, um in der Lage zu sein, die Armen zu unterrichten und über die Unterweisung und Evangelisierung vor allem in den Herzen der Kinder und Jugendlichen die Wege Jesu zu bereiten.
Die Zähigkeit seines Willens, die zur Gänze in der göttlichen Vorsehung verankert war, die weise und umsichtige Mitarbeit von Schwester Crocifissa Caputo, inzwischen erste Oberin des aufkeimenden Instituts, sowie der stete Anreiz der Liebe zu Gott und zum Nächsten ermöglichten in kurzer Zeit einen außerordentlichen Fortschritt seiner Arbeit. Die zunehmenden Anfragen um Unterstützung für eine immer größere Zahl von Waisen und Kindern veranlassten Fusco zur Eröffnung neuer Häuser, zunächst in Kampanien, dann auch in anderen Regionen Italiens.

In der Nacht des 5. Mai 1910 fühlte er sich unwohl. Er bat um die Sakramente, die er mit großer Sammlung empfing, und am Morgen des 6. Februar, nachdem er mit zitternder Hand die um sein Bett versammelten weinenden Schwestern gesegnet hatte, rief er aus: „Herr, ich danke Dir, ich war ein nutzloser Diener.“ Dann, an die Schwestern gewandt: „Vom Himmel aus werde ich euch nicht vergessen, ich werde immer für euch beten.“ Und er entschlief friedlich im Herrn. Seine sterbliche Hülle ruht im Mutterhaus der Täuferinnen in der Via Maddalena Caputo, 17, in Angri (SA), Italien.

Am 7. Oktober 2001 wurde Alfons Maria Fusco von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001 – 2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 6). XIV, 482 S., 110 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-099-5, Ln; EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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