Andreas Resch: Alexandrina Maria da Costa

ALEXANDRINA MARIA
DA COSTA
(1904-1955)

MYSTIKERIN
MITGLIED
DER VEREINIGUNG DER
SALESIANISCHEN MITARBEITER
DON BOSCOS

Selig: 25. April 2004
Fest: 13. Oktober

ALEXANDRINA MARIA DA COSTA wurde am 30. März 1904 in Balasar, Provinz Oporto und Erzdiözese Braga, Portugal, geboren und am darauffolgenden 2. April, Karsamstag, auf den Namen Alexandrina Maria getauft. Sie war die uneheliche Tochter von Maria Anna da Costa und Antonio Conçalves Saverio, der, nachdem er der Frau die Ehe versprochen hatte, nach Brasilien abreiste und bei seiner Rückkehr eine andere heiratete. Maria Anna, allein gelassen und ohne Aussicht auf eine Heirat, weinte bitterlich, trug von nun an für immer Trauer und widmete sich gänzlich der Erziehung ihrer beiden Töchter Alexandrina Maria und Deolinda. Sie führte fortan ein sehr religiöses Leben. Jeden Tag betrat sie um 5 Uhr morgens als Erste die Kirche (für die sie den Schlüssel verwahrte) und verharrte dort bis zur Frühmesse stundenlang im Gebet. In dieser besonderen Frömmigkeit der Mutter wurzelte die eucharistische Spiritualität Alexandrinas.

Die drei Frauen lebten in äußerster Armut, und doch übte die Mutter Barmherzigkeit gegenüber den Armen und engagierte sich vor allem in der Pflege von Kranken und Sterbenden. Aus diesem Grund wurde sie auch oft nachts gerufen.

Alexandrina blieb bis zum siebten Lebensjahr im Kreis der Ihren und wurde dann in Kost und Logis zur Familie eines Tischlers nach Pòvoa do Varzim geschickt, um die Volksschule zu besuchen, die es in Balasar nicht gab. Hier ging sie 1911 zur Erstkommunion und im Jahr darauf erhielt sie vom Bischof von Oporto das Sakrament der Firmung. Nach 18 Monaten kehrte sie nach Balasar zurück und übersiedelte mit Mutter und Schwester in die Ortschaft „Calvario“, wo sie bis zu ihrem Tod blieb. Da sie körperlich robust war, begann sie auf den Feldern zu arbeiten. Den Männern bot sie die Stirn und verdiente gleich viel wie sie. Ihre Jugend war sehr bewegt. Alexandrinas fröhliches und geselliges Wesen war bei ihren Gefährtinnen sehr beliebt. Mit 12 Jahren wurde sie allerdings krank: eine schwere Infektion (möglicherweise typhoides Darmfieber) brachte sie an den Rand des Todes. Sie überwand die Gefahr, doch blieb ihr Körper für immer von dieser Erfahrung gezeichnet.
Sie war gerade einmal 14 Jahre alt, als am Karsamstag des Jahres 1918 ein für ihr Leben entscheidendes Ereignis eintrat. An diesem Tag waren sie, ihre Schwester Deolinda und ein Lehrmädchen gerade mit Näharbeiten beschäftigt, als sie bemerkten, dass drei Männer in das Zimmer einzudringen versuchten. Obwohl die Türen verschlossen waren, gelang es ihnen, diese aufzubrechen. Um ihre Unschuld zu retten, zögerte Alexandrina nicht, aus einer Höhe von vier Metern aus dem Fenster zu springen. Die Folgen waren schrecklich, wenn sie sich auch nicht unmittelbar abzeichneten. In der Tat diagnostizierten die verschiedenen medizinischen Untersuchungen, denen sie nacheinander unterzogen wurde, mit zunehmender Gewissheit eine irreversible Schädigung. Bis zum 19. Lebensjahr konnte sie sich noch in die Kirche schleppen, wo sie unter großer Verwunderung der Anwesenden meist zusammengekauert verharrte. Die Lähmung schritt immer weiter voran, bis die Schmerzen unerträglich wurden, die Glieder ihre Beweglichkeit verloren und Alexandrina vollkommen gelähmt war. Am 14. April 1925 legte sie sich zu Bett, das sie für die restlichen 30 Jahre ihres Lebens nicht mehr verließ.

Bis 1928 bat sie den Herrn unaufhörlich, ihr auf Fürsprache der Gottesmutter die Gnade der Heilung zu gewähren, wobei sie gelobte, im Falle einer Genesung als Missionarin tätig zu werden. Nachdem sie jedoch verstanden hatte, dass sie zum Leiden berufen war, fügte sie sich, ohne zu zögern, und sagte: „Unsere Liebe Frau hat mir eine noch größere Gnade gewährt. Zuerst Resignation, dann völliger Einklang mit dem Willen Gottes und schließlich der Wunsch, zu leiden.“

Auf diese Zeit gehen die ersten mystischen Phänomene zurück, als Alexandrina durch die Allerseligste Jungfrau Maria ein Leben großer Einheit mit Jesus in der Eucharistie begann. Als sie einmal allein war, kam ihr plötzlich folgender Gedanke: „Jesus, du bist ein Gefangener im Tabernakel und ich bin, deinem Willen gemäß, eine Gefangene in meinem Bett. Leisten wir uns doch gegenseitig Gesellschaft!“ Von da an begann ihre erste Mission: wie das Licht im Tabernakel zu sein. So pilgerte sie nachts geistig von einem Tabernakel zum andern. Bei jeder Messe bot sie sich dem Ewigen Vater, gemeinsam mit Jesus und Seinen Intentionen folgend, als Sühneopfer für die Sünder an.

Die Liebe zum Leiden wurde immer größer, allmählich zeichnete sich die Berufung zum Opferlamm zunehmend klarer ab. Alexandrina gelobte, stets das tun, was am vollkommensten war. 1934 verspürte sie folgende Einladung Jesu: „Gib mir deine Hände: ich will sie kreuzigen. Gib mir deine Füße: ich will sie mit mir annageln. Gib mir dein Herz: ich will es mit einer Lanze durchbohren, wie sie das meine durchbohrt haben.“ Ihr ungeteiltes und entschiedenes Ja stand für den Beginn jeder erdenklichen Art von Schmerzen. Mit ihrem ständigen Lächeln und ihrer natürlichen Offenherzigkeit gelang es Alexandrina, den Schmerz, der sie quälte, vollends zu verbergen.
Vom 3. Oktober 1938, einem Freitag, bis zum 24. März 1942 bzw. 182-mal erlebte sie jeden Freitag zwischen 12 und 15 Uhr die Leiden der Passion. Für gewöhnlich durchlitt sie die verschiedenen Phasen derselben, von der Agonie im Ölgarten bis zum Tod, im Zustand der Ekstase. Ihre Empfindungen und ihre Reaktionen auf die Schmerzen zeigten sich in Verhaltensformen, Gestik und Mimik und waren für die Anwesenden leicht zu interpretieren. Sie überwand ihren gelähmten Normalzustand, stieg aus dem Bett und reproduzierte mittels Bewegungen, die von Gesten und von quälenden Schmerzen begleitet waren, dreieinhalb Stunden lang die verschiedenen Momente des Kreuzwegs. Während der durchlebten Passion vom 29. August 1941 lud der Arzt Azevedo einen der anwesenden Priester ein, die Seherin, die unter dem (mystischen) Kreuz zu Boden gestürzt war, aufzuheben. Der Kräftigste von ihnen fasste sie unter den Achseln, doch gelang es ihm trotz aller Anstrengung nicht. Alexandrina wog damals 40 Kilo. Nachdem der Zyrenäer das Kreuz auf sich genommen hatte, lud der Arzt den gleichen Priester wiederum ein, Alexandrina aufzuheben, und es gelang ihm mühelos.
„Lieben, leiden, sühnen“ war das Programm, das ihr der Herr verordnete. Auf Einladung des Jesuiten Mariano Pinho, der sie von 1934 bis 1941 spirituell begleitete, schrieb Alexandrina jedes Mal nieder, was Jesus ihr mitteilte.

1936 ersuchte sie auf Anordnung Jesu den Heiligen Vater über P. Pinho, die Welt dem Unbefleckten Herzen Mariens zu weihen. Diese Bitte wurde bis 1941 des Öfteren wiederholt, weshalb der Heilige Stuhl den Erzbischof von Braga dreimal bezüglich Alexandrina befragte. Am 31. Oktober 1942 schließlich weihte Pius XII. die Welt dem Unbefleckten Herzen Mariens mit einer nach Fatima übersandten Botschaft auf Portugiesisch. Am 8. Dezember desselben Jahres wiederholte er diesen Akt in der Basilika von St. Peter in Rom. Es sei bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen, dass Alexandrina in diesem Kontext eine entscheidende Rolle gespielt hat.
Am Karfreitag des Jahres 1942 erlebte sie die Passion in spürbarer Form ein letztes Mal. Vom 27. März 1942 an nahm Alexandrina keinerlei Nahrung mehr zu sich, sondern lebte fortan allein von der Eucharistie. 1943 wurden Nahrungslosigkeit und Harnausscheidung vierzig Tage und Nächte hindurch von erfahrenen Ärzten im Spital von Foz de Douros bei Oporto einer strengen Kontrolle unterzogen.

1944 ermunterte der neue Spiritual, der Salesianer Don Umberto Pasquale, Alexandrina dazu, ihr Tagebuch fortzusetzen, nachdem er ihre spirituelle Größe erkannt hatte, zu der sie gelangt war. Sie tat, wie ihr geheißen, bis zu ihrem Tod. Im gleichen Jahr schrieb sich Alexandrina in die Vereinigung der Salesianischen Mitarbeiter Don Boscos ein. Sie wollte das Diplom der Mitarbeiterin „an einer Stelle aufbewahren, wo sie es immer vor Augen hatte“, um mit ihrem Schmerz und ihren Gebeten an der Rettung der Seelen, vor allem der jugendlichen, teilzuhaben. Sie betete und litt für die Heiligung der Mitarbeiter auf der ganzen Welt.

Trotz ihrer Leiden kümmerte sie sich weiterhin um die Armen, um das spirituelle Wohlergehen der Pfarrangehörigen und vieler anderer, die sie aufsuchten. Sie förderte Triduen, die vierzigstündige Anbetung und die Fastenpredigten in ihrer Pfarrei. Vor allem in den letzten Lebensjahren kamen zahlreiche Personen auch von weither zu ihr, angezogen von ihrem Ruf der Heiligkeit; und nicht wenige schrieben ihre Bekehrung ihren Ratschlägen zu. 1950 waren es 25 Jahre, dass Alexandrina in Bewegungslosigkeit verharrte.

Am 7. Januar 1955 wurde ihr vorausgesagt, dass dies ihr Todesjahr sei. Am 12. Oktober wünschte sie die Krankensalbung zu empfangen. Am 13. Oktober, dem Jahrtag der letzten Erscheinung der Muttergottes in Fatima, hörte man sie ausrufen: „Ich bin glücklich, weil ich in den Himmel gehe.“ Um 19.30 Uhr starb sie. Sie wurde auf dem Friedhof von Balasar beerdigt, im Ruf der Heiligkeit, und ihr Grab wurde zu einem ständigen Ziel von Pilgern aus Portugal und anderen Ländern.

1978 wurden die sterblichen Überreste Alexandrinas vom Friedhof in die Pfarrkirche von Balasar übertragen, wo sie heute in einer Seitenkapelle ruhen. Auf ihrem Grabstein sind die von ihr gewünschten Worte zu lesen: „Ihr Sünder, wenn die Asche meines Körpers zu eurer Rettung beitragen kann, so kommt her, geht darüber hinweg, tretet sie mit Füßen, bis sie verschwunden ist. Aber hört auf, zu sündigen; hört auf, unseren Herrn Jesus zu beleidigen!“

Am 25. April 2004 wurde Alexandrina Maria da Costa von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001 – 2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 6). XIV, 482 S., 110 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-099-5, Ln; EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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