Andreas Resch: Alanus von Solminihac

ALANUS VON SOLMINIHAC
(1593-1659)

REGULARKANONIKER DES HL. AUGUSTINUS

BISCHOF VON CAHORS

Selig: 4. Oktober 1981
Fest: 31. Dezember

Der Selige ALANUS VON SOLMINIHAC wurde am 25. November 1593 auf Schloss Belet nahe St. Aquilin in Perigord, Kanton S. Astier, Departement Dordogne, Frankreich, geboren. Er war das dritte von sechs Kindern des Jean de Solminihac, Herr von Belet und Reyssidou, und der Margherite de Marquessac, die beide zutiefst dem katholischen Glauben verbunden waren. In der Familie erhielt Alanus eine standesgemäße Erziehung und führte ein Leben wie alle jungen Adeligen der Gegend. Als er sich für eine Laufbahn entscheiden musste, trug er sich mit dem Gedanken, bei den Maltesern einzutreten, um den Wunsch, sich Gott zu weihen, mit seiner Ausbildung zum Ritter zu vereinen. Doch war dies nicht sein Weg.

Sein Onkel Arnold de Solminihac, seit 1581 Abt des Klosters Chancelade der Regularkanoniker des hl. Augustinus, setzte sich, wie es damals Sitte war, dafür ein, dass die Leitung der Abtei von Chancelade seinem gerade erst zwanzigjährigen Neffen übertragen werde. Dieser war einverstanden und belegte zur Erlangung der Abtwürde und des päpstlichen Siegels einen Kurs in Kirchenrecht an der Universität von Perigueux, den er 1614 mit dem Bakkalaureat in bürgerlichem und kanonischem Recht abschloss. Einige Tage später erhielt er, da der Bischofssitz von Perigueux gerade verwaist war, vom Bischof von Cahors die Tonsur und trat damit in den geistlichen Stand über. Nach Rückkehr in seine Diözese suchte er um die nötigen Gutachten für den Erhalt der päpstlichen Bullen zur Anerkennung der Abtwürde an. Letztere trafen am 5. September 1614 in Perigueux ein. In der Zwischenzeit hatte Alanus privat das Noviziat gemacht und legte am 28. Juli 1616 die zeitlichen Gelübde ab; am 20. September 1618 empfing er die Priesterweihe.

Zur gediegenen Vorbereitung auf das Amt des Abtes begab er sich nach Paris, wo er sich vier Jahre (1618 – 1622) aufhielt. In diesen Jahren des Studiums der Philosophie und Theologie, der Musik und des Gesangs schloss er auch Bekanntschaft mit vielen Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kirche. So lernte er u. a. den hl. Vinzenz von Paul kennen, J.-J. Olier, den späteren Gründer der Sulpizianer, und Charles Faure, der im Begriff war, zum Reformator der Regularkanoniker zu werden, sowie den hl. Franz von Sales. Während der Ferien von 1619 folgte er einen Monat lang den Exerzitien des hl. Ignatius von Loyola und in den Sommerferien von 1622 begab er sich für drei Monate in die erst kürzlich von Faure reformierte Abtei von St.-Vincent-de-Senlis, um sich auf die letzten Prüfungen für das Bakkalaureat in Theologie vorzubereiten, das er im September 1622 erhielt. Anfang Oktober kehrte er mit dem Versprechen nach Chancelade zurück, das Kloster nie mehr zu verlassen. Am 6. Januar 1623 wurde er zum Abt geweiht, nunmehr bestens gerüstet, um den Wiederaufbau des während des Hundertjährigen Krieges schwer beschädigten und von den calvinistischen Truppen 1575 geplünderten Chancelade in Angriff zu nehmen, wobei er bei den Arbeiten selbst Hand anlegte. Trotz Protest seines Onkels nahm er mit drei Novizen und dem Ordenspriester Lastic, mit dem er sich seit dem
Tag seiner Ernennung zum Abt verbündet hatte, das Gemeinschaftsleben wieder auf.

Der Reformplan seiner Konstitutionen enthielt folgende Punkte: Leben in der Gemeinschaft, Wiedereinführung des offiziellen und feierlichen Stundengebets und pastorale Tätigkeit, wobei er zusätzlich noch ein „viertes Gelübde“ einführte, demzufolge die Annahme eines Benefiziums untersagt war. Zur Verwirklichung seines Vorhabens legte er besonderen Wert auf die Ausbildung der Novizen und Ordensleute, weshalb er zweimal pro Woche eine Konferenz einberief. Gleichzeitig traf er Vorkehrungen für den Wiederaufbau des Klosters. Die Abteikirche, von der außer dem romanischen Turm und einem Teil der Fassade nichts übrig geblieben war, wurde so wieder aufgebaut, wie sie sich dem Betrachter heute darbietet. Sein Einsatz zeitigte unmittelbare Früchte. Die Berufungen vermehrten sich um ein Vielfaches, die Observanz und der Ruf der Frömmigkeit nahmen zu. Das Ansehen des Abtes und seiner Gemeinschaft verbreitete sich ziemlich rasch und spornte verschiedene Orden in Frankreich zur Reform ihrer Klöster an. So wurde Alanus 1630 mit der Visitation der Klöster der Benediktinerinnen-Kongregation Unserer Lieben Frau vom Kalvarienberg beauftragt und im gleichen Jahr von Kardinal La Rochefoucauld angewiesen, die Häuser der Regularkanoniker zu besuchen. Einladungen anderer Ordensoberen zum Besuch ihrer Häuser folgten.

Die Kunde über seine Reformaktivitäten und sein Glaubensleben drang sogar bis an den Hof von Paris. Bereits 1628 hatte Alanus das Angebot des Bischofssitzes von Bazas ausgeschlagen. Als ihm 1636 Kardinal Richelieu im Auftrag von König Ludwig XIII. die Bestellung zum Bischof von Lavaur mitteilte, lehnte er erneut ab. Im gleichen Jahr folgte die Ernennung zum Bischof von Cahors. Diesmal nahm Alanus die Aufgabe an, weil er in seiner neuen Bestimmung den ausdrücklichen Willen Gottes zu erkennen glaubte. Richelieu versicherte ihm die Beständigkeit seiner Reformen, und Alanus konnte so lange im Amt des Abtes bleiben, wie er es für nötig hielt.

Der Neugewählte widmete der gewissenhaften Vorbereitung auf sein künftiges Amt relativ viel Zeit, wobei er im Besonderen die Dekrete des Konzils von Trient im Hinblick auf die Aufgaben und Pflichten der Bischöfe studierte und den hl. Karl Borromäus zum Vorbild nahm. Am 27. September 1637 wurde Alanus bei den Regularkanonikern in der Abtei der hl. Genoveva vom Berg in Paris zum Bischof geweiht, nachdem er sich 12 Tage lang in einer Zelle der Kartause von Paris eingeschlossen hatte, wohin er sich auch nach der Bischofs-weihe zu einmonatigen Exerzitien zurückzog. Trotz seines Bischofsamtes beschloss er, Ordensmann zu bleiben und den weißen Habit der Regularkanoniker zu tragen. Am 3. Februar 1638 zog er auf Schloss Mercues, der Residenz der Bischöfe von Cahors, ein. Die Diözese war mit ihren 800 Pfarreien und 800.000 Einwohnern ziemlich groß und gehörte zu den am dichtesten bevölkerten Diözesen des Königreiches Frankreich. Nachdem er sich mit der Situation vertraut gemacht hatte, ging er an die Arbeit. Zu diesem Zweck hatte er acht Regularkanoniker mitgebracht. Einer machte den Generalvikar, ein anderer den Sekretär, ein dritter den Spiritual, und die übrigen fünf widmeten sich missionarischen Tätigkeiten. Nach den Weisungen des Konzils von Trient berief er für den 21. April 1638 eine Diözesansynode ein, wofür er einen Entwurf von Statuten erstellte, den er den Teilnehmern vorlegte. Die Satzungen wurden angenommen und traten gleich darauf in Kraft. Sie enthielten u. a. präzise Normen für das Leben des Klerus, das Gebetsleben, die Spendung der Sakramente sowie die Pflichten der Erzpriester und Pfarrer. Diese Gesetzgebung blieb für die Diözese Cahors bis zur Revolution aufrecht.

Im Anschluss an die Synode begann Alanus unverzüglich mit den Visitationen in den Pfarreien der Diözese, wobei er sich an das Leben eines Wanderbischofs gewöhnte und nach einer selbst erlassenen Weisung aus dem Jahre 1639 die achthundert Pfarreien neunmal besuchte. Da er von Anfang an wusste, dass sich der Pfarrklerus nicht allein aus den von ihm auferlegten neuen Organisationsrichtlinien und Strukturen bilden konnte, rief er die Pfarrmissionen ins Leben, wobei er sich der eigenen Mitbrüder, aber auch der Lazaristen und Jesuiten bediente. Zur Konsolidierung all dieser Initiativen gründete er ein Seminar für Priesterausbildung.

Gleichzeitig bewies er als ein Mann des Friedens und als Gründer karitativer Einrichtungen eine hohe Sensibilität gegenüber den Missständen seiner Zeit. So ließ er das St. Jakobs-Spital neu errichten, gründete das Krankenhaus Notre-Dame für Unheilbare und das Spital für Waisenkinder. Zu diesen Bemühungen um die Diözese gesellten sich zunehmend auch Einsätze nationaler wie internationaler Tragweite, z. B. als Mitglied der einflussreichen Gemeinschaft vom Allerheiligsten Altarsakrament, als Konsulent bei Bischofsernennungen sowie als enger Vertrauter des Papstes, wobei er für die Verurteilung des Trait6 des droits et libert& de l’eglise (Paris, 1639) der Gebrüder Dupuys und des Jansenismus eintrat.

Nach 20 Jahren eines arbeitsreichen Episkopats begann er die Auswirkung der Belastungen zu spüren. Im Oktober 1659 musste er eine Pastoralvisitation im oberen Quiercy unterbrechen und sofort nach Mercus zurückkehren. Am 8. Dezember feierte er seine letzte hl. Messe. In der Nacht zum 31. Dezember, um 1.00 Uhr nachts, legte er die Beichte ab, hörte die hl. Messe, empfing die Kommunion und ließ, als es Tag geworden war, einen Advokaten kommen, um über das Wenige, das er besaß, letztwillig zu verfügen. Nach Empfang der Krankensalbung und der Segnung der Seinen starb er am 31. Dezember 1659.

Sein Leichnam wurde nach Cahors gebracht, in der Prioratskirche der Regularkanoniker von Chancelade beigesetzt und dann 1791 in die Kathedrale von Cahors überführt, wo sich das Grab des Seligen auch heute noch befindet.

Am 4. Oktober 1981 wurde Alanus von Solminihac von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1979 – 1985. Innsbruck: Resch, 2000 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 1). XII, 248 S., 56 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-070-4, Ln, EUR 24.60 [D], 25.44 [A]

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