Andreas Resch: Adolph Kolping


ADOLPH KOLPING
(1813-1865)

PRIESTER UND MITBEGRÜNDER
DES „KOLPINGWERKES“

Selig: 27. Oktober 1991
Fest: 4. Dezember

ADOLPH KOLPING wurde am 8. Dezember 1813 als viertes Kind der bescheidenen Landarbeiterfamilie Peter Kolping und Anna Maria Zurheyden in Kerpen bei Köln, Deutschland, geboren und am darauf folgenden Tag auf den Namen Adolph getauft.
In harter und mühevoller Arbeit schaffte es der Vater als Kleinbauer und Schäfer, seine Familie mit Frau und fünf Kindern über Wasser zu halten. Am meisten lag den Eltern die Schulbildung der Sprösslinge am Herzen. Unter gar keinen Umständen durften Unterrichtsstunden versäumt werden. Diese Erfahrungen im bergenden Schoß der Familie spielten später eine wesentliche Rolle in Kolpings Leben: „Da dachte ich oft an die glücklichen Tage meiner Kindheit, wo ich mit meinen Geschwistern um den alten ehrwürdigen Großvater geschart, das Abendgebet hersagte.“

Nach Abschluss der Volksschule blieb es Kolping aus finanziellen Gründen versagt, eine weiterführende Schule zu besuchen, und so musste er mit noch nicht einmal 13 Jahren eine Lehre beim Schuster Meuser in Kerpen beginnen. Er arbeitete in der Folge in mehreren Werkstätten der Umgebung als Geselle, bis er bei einer sehr angesehenen Firma in Köln eine feste Anstellung fand. „Kölns erste Werkstatt hatte ich erreicht, saß in einem Kreise, nach dem sich so viele vergeblich bewarben; aber noch erbebt mein Inneres, wenn ich an die schrecklichen Tage gedenke, die ich dort mitten unter der Liederlichkeit und Versunkenheit von Deutschlands Handwerksgesellen zugebracht habe.“ Es bot sich Kolping damals sogar die Gelegenheit, in einen Schuhmacherbetrieb einzuheiraten; er aber wollte Priester werden. Ab 1837 besuchte er mit Unterstützung einiger geistlichen Gönner das Marzellengymnasium in Köln, das er im April 1841 mit der Reifeprüfung abschloss. Im selben Jahr inskribierte er an der Theologischen Fakultät in München, um nach drei Semestern nach Bonn zu wechseln. Am 13. April 1845 wurde Kolping im Alter von 32 Jahren in der Kölner Minoritenkirche zum Priester geweiht, die künftig das Zentrum seiner auf die Lebensrealität ausgerichteten Pastoral sein sollte. „…, heutzutage ist es mehr wie je wahrlich nicht genug, dass man auf der Kanzel das Christentum theoretisch predigt,… sondern es tut in unserem vielfach entchristlichten praktischen Leben not, dies praktische Leben selbst wieder mit christlichen Augen anschauen zu lehren, not tut es, dass die Lehrer der göttlichen Wahrheit auch wieder mitten unter das Volk, ich sage sogar in sein geselliges Leben, treten, ….“

Zu Ostern des Jahres 1845 wurde Kolping zum Kaplan und Katecheten an der St. Laurentius-Kirche in Wuppertal-Elberfeld ernannt, einer Industriestadt mit einer katholischen Minderheit, wo er sich von der sich rasch ändernden Arbeitswelt ein anderes Bild machen konnte. „Der Handwerksstand, endlich der Arbeiterstand überhaupt ist im Grunde besser, als man gewöhnlich glaubt, und der Zugang zu seinem Herzen leichter, als anderwärts.“ In Elberfeld kam Kolping mit einem von dem Lehrer J. G. Breuer (1821–1879) gegründeten Jünglingsverein in Verbindung, der von Wesen und Ausrichtung her ausschließlich lokal geprägt war.

Durch seine persönliche Erfahrung als ehemaliger Schustergeselle und über die komplexe und differenzierte Problematik im Leben und Denken der jungen Handwerker auf dem Laufenden gehalten, entwarf er einen Plan für eine dynamischere und umfassendere Organisation der Arbeitswelt der Handwerkerjugend mit erzieherischem Zweck und gründete im Herbst 1846 den ersten „Gesellenverein“, zu dessen Vorsitzenden er 1847 ernannt wurde. 1848 verfasste er seine Broschüre Der Gesellen-Verein. Zur Beherzigung für alle, die es mit dem wahren Volkswohl gut meinen. Das Motto der jungen Handwerkervereinigung war Folgendes: „Beten, Lernen und Arbeiten, alles mit Ernst und doch mit Fröhlichkeit.“ Kolping beharrte auf seinem persönlichen Handlungsgrundsatz: „Tätige Liebe heilt alle Wunden, bloße Worte mehren nur den Schmerz.“

Auf sein Ersuchen hin zum Domvikar von Köln bestellt, gründete Kolping am 6. Mai 1849 auch dort einen Gesellenverein, der sich in der Folge dank seines Einsatzes und der Unterstützung weiterer Personen zu einem Zentrum sämtlicher europäischer und US-amerikanischer Arbeiter- und Handwerkerorganisationen entwickelte, dessen Leitung er übernahm. Er hatte auch den Vorsitz aller von ihm später ins Leben gerufenen Gesellschaften inne. Auf zahlreichen Reisen gelang es Kolping, nützliche Kontakte für die Verbreitung seines Werkes zu knüpfen. Die beste Werbung für seine Initiative lieferten aber die Gesellen selbst, für die das Herumreisen in der Welt eine natürliche und unverzichtbare Sache war. Kolping war in gewisser Weise prädestiniert für ein solches Vorhaben, hatte er doch eine solide Berufsausbildung erhalten und besaß noch dazu eine ausgeprägte Beobachtungsgabe sowie praktische seelsorgliche Erfahrung. Zudem kannte er die bedeutendsten Theologen seiner Zeit. Seine Verbindungen mit den Herausgebern und Autoren von Historisch-politische Blätter sowie seine ersten journalistischen Arbeiten beweisen, dass er vor allem an den politisch-sozialen Fragen interessiert war, und zwar von einem religiösen Blickwinkel aus. Die Orte und Methoden seines Einsatzes waren daher immer von den Lebensumständen der einzelnen Personen bestimmt. „Es wird darauf ankommen, das Christentum dem Geiste und der Praxis nach ins wirkliche gesellschaftliche Leben hineinzutragen.“ Zur Umsetzung dieses Vorhabens hatte er nicht irgendeine Theorie ausgearbeitet, weil er überzeugt war, dass die notwendigen Veränderungen in der damaligen Gesellschaft am ehesten durch das persönliche Beispiel bewirkt würden.

In der Tat konzentrierte sich Kolpings apostolische Arbeit zeitlebens auf das Wohl der jungen Handwerker. Geprägt von einer großen Sympathie für diese, entwickelte er gemeinsam mit ihnen eine intensive karitative und missionarische Tätigkeit und dehnte dabei seine pastoralen Interessen auf die gesamte Arbeitswelt aus.
Kolping war ein aufmerksamer Beobachter seiner Umgebung, ein glühender Prediger und ein ebenso fähiger wie erfolgreicher Redakteur. Trotz angeschlagener Gesundheit gründete und leitete er mit missionarischer und apologetischer Intention jahrelang die populären Wochenzeitungen Rheinische Volksblätter und Volkskalender, die ziemlich verbreitet waren. In Tausenden von jungen Menschen weckte er die Begeisterung für das Ideal der christlichen Familie und die Idee, zur Eigenverantwortlichkeit beizutragen. Durch die Herausgabe von Kalendern und Zeitschriften leistete er nicht nur konkrete volksnahe Bildungs- und Seelsorgearbeit, sondern garantierte damit auch für die wirtschaftlichen Grundsätze des Gesellenvereins. „Unwissende lehren, Irrenden recht raten, gehört zu den prinzipalsten Werken der Nächstenliebe, und diese Aufgabe hat heute mehr als jemals früher die katholische Presse.“

Mit seinen Wochenzeitungen und Almanachen gelang es Kolping, gerade in jenen Schichten ein breites Publikum anzusprechen, aus denen seine Gesellen kamen. Entgegen allen politischen und sozialen Zeitströmungen blieb er seinem persönlichen Handlungsgrundsatz treu. Seinem Verständnis nach ist jeder Christ dazu aufgerufen, an der notwendigen und ständigen Erneuerung von Kirche und Gesellschaft im Geist des Evangeliums mitzuarbeiten. Die Bereiche sowie die Art und Weise eines solchen Einsatzes würden stets von den Lebensumständen der einzelnen Christen bestimmt: „Es wird darauf ankommen, das Christentum dem Geiste und der Praxis nach ins wirkliche gesellschaftliche Leben hineinzutragen.“

Kolping war aus diesem Grund beim Volk, bei den Bischöfen und selbst bei Papst Pius IX., der ihm anlässlich einer Audienz eine wertvolle Kasel schenkte, sehr beliebt. Sein unermüdliches Engagement für die katholischen Handwerker und für die deutsche Arbeiterschaft im Allgemeinen erschien geradezu als ein Akt der Vorsehung, wenn man bedenkt, dass gerade zur damaligen Zeit das berühmte Manifest von Karl Marx herauskam.
Nach kaum 20 Jahren Priesteramt entschlief Adolph Kolping, aufgezehrt von seinen Mühen, einige Tage vor seinem 52. Geburtstag, am 4. Dezember 1865, in Köln im Ruf der Heiligkeit. Er hinterließ eine Gemeinschaft von 24.000 Mitgliedern an 400 verschiedenen Orten. Neben seiner Tätigkeit als Spiritual und Organisator der jungen Handwerkerschaft war Kolping auch Journalist und ein Prediger, der im Ruf eines heiligmäßigen Priesters stand.

Am 30. April 1866 erlaubte Wilhelm I., König von Preußen, die Übertragung der sterblichen Überreste Kolpings vom Melatenfriedhof in die Kölner Minoritenkirche am Kolpingplatz, die Kolping die Jahre über besonders lieb gewonnen hatte.

Sie wurden dort vor dem Altar des hl. Joseph bestattet und sind Anziehungspunkt für viele Pilger aus der ganzen Welt.

Am 27. Oktober 1991 wurde Adolph Kolping von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1991 – 1995. Innsbruck: Resch, 2008 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 3). XIII, 321 S., 67 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-083-4, Ln, EUR 27.70 [D], 28.63 [A]

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