Gebetsperlen

Tibetische buddhistische Lamas verwenden G. für ein Wahrsagesystem, das sie Mo nennen. Während sie meditieren und ein Mantra murmeln, lassen sie die Mala genannte Kette durch die Finger gleiten und teilen sie dabei auf das Geratewohl. Die Antwort ergibt sich aus dem Abschnitt und der Anzahl der abgeteilten Perlen.
Die Mala wird um den Hals oder um das Handgelenk gewickelt getragen und kann unterschiedliche Größen und Längen aufweisen. Sie besteht in der Regel aus 108 einzelnen Perlen und einer zusätzlichen größeren Perle, der sog. „Guru-Perle“, „Sumeru-Perle“ oder „Bindu-Perle“.
Die Zählung beginnt immer mit einer der beiden Perlen direkt neben der Guru-Perle. Nach 108 Wiederholungen erreicht man wieder die Guru-Perle, die selbst nicht mitgezählt wird. Dann wird die Kette umgedreht und erneut in umgekehrter Richtung gezählt.
Im Hinduismus steht jedes dieser Elemente für einen Namen jenes Gottes, dem der gläubige Hindu sein Anliegen vorbringt. Besonders fromme Hindus kenne alle 108 Namen und Attribute der angebeteten Gottheit auswendig.
Im Buddhismus verkörpern die 108 Perlen die 108 Bände der gesammelten Lehren Buddhas, dessen Verehrung an erster Stelle steht, weil nur die Buddhaschaft eine Befreiung aus dem Leid (Dukkha) darstellt.
Zu den G. gehört auch der Rosenkranz, der allerdings zur Zählung der Ave Maria dient.

Lit.: Frei, Urs-Beat: Der Rosenkranz: Andacht, Geschichte, Kunst. Bern: Benteli [u.a.], 2003; Dubin, Lois Sherr: Prayer Beads, in: Ders.: The History of Beads: from 100 000 B.C. to the Present. Revised and Expanded Edition. New York: Abrams Publishing, 2009.

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