Ibn Chaldun

(Abd ar-Rahmān) nordafrikanischer Historiker, Soziologe und Geschichtsphilosoph (* 1332 Tunis; 1406 Kairo).
I. gilt als der größte moslemische Historiker vor der Moderne. Er hatte ein bewegtes Leben, stand zunächst im Dienst verschiedener Fürsten und war dann Beamter in Ägypten, wo er 1406 starb. I. hinterließ das grundlegende historische Werk „Muqaddima“ (Prolegomena), das ihm die Bezeichnungen „Vater der Historiographie“, der „Soziologie“ oder der „Geschichtsphilosophie“ einbrachte. In der berühmten Einleitung seines monumentalen Werkes Kitāb al-Ibar („Buch der Hinweise, Aufzeichnung der Anfänge und Ereignisse aus den Tagen der Araber, Perser und Berber und denen ihrer Zeitgenossen, die große Macht besaßen“) steht, dass es Aufgabe der Geschichte sei, über den sozialen Zustand des Menschen, die Kultur der Welt und die Phänomene zu informieren, die naturgemäß dazugehören.
Seine Methode, die im Islam bis zu ihrer Wiederentdeckung im 19. Jh. durch die europäische Orientalistik auf Unverständnis stieß, blieb einigermaßen unabhängig von den üblichen metaphysischen Betrachtungen der Geschichte und lieferte so die Grundlagen für Geschichte als Lehrfach und darüber hinaus für wissenschaftliche Humanwissenschaften.

Lit.: Thoraval, Yves: Lexikon der islamischen Kultur. Darmstadt: Primus, 1999.
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