Salomon Leclercq

SALOMON LECLERCQ
(Wilhelm Nikolaus Ludwig)
(1745-1792)

PROFESSBRUDER
DES INSTITUTS DER
CHRISTL. SCHULBRÜDER

Heilig: 16. Oktober 2016
Fest: 2. September

SALOMON LECLERCQ (mit bürgerlichem Namen: Wilhelm Nikolaus Ludwig) wurde am 14. November 1745 in Boulogne-sur-Mer, Frankreich, geboren. Sein Vater war ein reicher Geschäftsmann. Nikolaus besuchte die Handelsschule, die in der Stadt von den Christlichen Schulbrüdern geleitet wurde. Er war ein stiller Junge, der sich am wohlsten im Schoß der Großfamilie fühlte. Die Eltern, tiefgläubige und hinsichtlich ihrer beruflichen Tätigkeit moralisch aufrechte Leute, kümmerten sich um die Erziehung.
Die Leclercqs waren sehr fromm, mit einer besonderen Verehrung für die Gottesmutter, die in der am Meer gelegenen Stadt Boulogne als „Unsere Frau von der guten Heimkehr“, Schutzherrin der Seeleute, verehrt wurde. Da sie in der Nähe eines Kapuzinerklosters wohnten, war vor allem der Vater der franziskanischen Spiritualität sehr zugetan. In den Archiven der Christlichen Schulbrüder Frankreichs in Lyon findet sich heute noch ein Elfenbeinkreuz der Leclercqs, vor dem die Familie abends zu beten pflegte.
Nach Beendigung der Schule verschaffte der Vater Nikolaus eine Arbeit in der Nachbarschaft von Boulogne und schickte ihn dann zu einem Geschäftsfreund nach Paris. Das dortige Umfeld missfiel Nikolaus jedoch und so kehrte er nach Paris zurück und eröffnete seinem Vater gegenüber den Wunsch, dem Beispiel seiner Lehrer folgen zu wollen.

Am 25. März 1767 trat er in das Noviziat der Christlichen Schulbrüder von Saint-Yon in Rouen ein. Nach Abschluss desselben legte er 1769 die einfachen Gelübde ab. 1770 wurde er nach Maréville geschickt, um dort zu unterrichten. 1772 folgte die ewige Profess.
1777 wurde er zum „Prokurator“ des großen Hauses dort bestellt, das inkl. Schule, Juvenat, Auszubildenden und einem Bereich für Problemfälle, die vom Gericht geschickt wurden, ca. 1.000 Anwesende zählte. 1787 nahm er am Generalkapitel teil, das ihn zum Sekretär ernannte. Am Ende der Kapitelarbeit wurde Leclercq für die gleichen Aufgaben direkt dem Generaloberen unterstellt.

Inzwischen nahmen die Anhänger der Französischen Revolution nach Niederwerfung der Kapetinger als Hauptangriffsziel die Katholische Kirche ins Visier. 1790 wies die Zivilverfassung des Klerus dem Staat die Kontrolle der Französischen Kirche zu. Die Priester und Ordensleute mussten somit unter Androhung von Exil, Gefängnis und sogar Tod den Treueschwur auf die Konstitution ablegen.
Diese schreckliche Verfolgung traf auch das Institut der Christlichen Schulbrüder, besser bekannt als Lasallianer nach dem Schreibnamen des Gründers, des hl. Johannes Baptist de La Salle. Die meisten Brüder verweigerten den Eid, mussten die Schulen aufgeben, die eigenen Kommunitäten verlassen und untertauchen, weil das Institut als illegal galt.
1791, inmitten der stürmischsten und gewalttätigsten Jahre der Revolution, waren die Brüder gezwungen, ihre Stammplätze zu verlassen. Bruder Salomon kleidete sich zivil, in der Hoffnung, nicht erkannt zu werden, und blieb vor Ort, um über das Haus, in dem sich der Generalrat der Kongregation befand, zu wachen. Am 15. August 1792 stürmten die Gardisten jedoch das Haus in der Rue Neuve, nahmen ihn fest und verschleppten ihn in den Konvent der Karmeliten in der Rue de Vaugirard, der in ein Gefängnis umgewandelt worden war.
Bruder Salomon war so der erste Lasallianer, der unter diesen Umständen zum Märtyrer wurde. Nachdem er den Schwur verweigert hatte, lebte er allein im Pariser Untergrund.
Es existieren 139 handgeschriebene Briefe – davon 65 an die Schwester, 11 an die Eltern, 38 allein an den Vater nach dem Tod der Mutter adressiert, die übrigen an die Geschwister, die Neffen und die Schulbrüder – , die in den Archiven der Brüder in Lyon aufbewahrt werden und sein kostbarstes Vermächtnis darstellen.
Der letzte dieser Briefe ist mit 15. August 1792 datiert. An genau diesem Tag wurde er zusammen mit zahlreichen anderen Gefährten festgenommen und in den zum Gefängnis umfunktionierten Konvent der Karmeliten in Paris gesperrt. Am darauffolgenden 2. September wurden Leclercq und 166 andere Priester und Ordensleute in den Räumlichkeiten und im Innenhof des Konvents mit dem Schwert hingerichtet.

Die allgemeine Botschaft von Bruder Salomon zeigt bei der von ihm getroffenen Wahl in erster Linie große Kohärenz und echte Treue, bis zur Hingabe des eigenen Lebens. Und Gott allein weiß, wie sehr es heute der Kohärenz und Treue bedarf, in einer Welt, in der es normal geworden ist, nur nach Eigeninteressen und persönlichem Nutzen zu agieren und dabei ohne Skrupel die grundlegenden Pflichten sich selbst, den Mitmenschen und Gott gegenüber mit Füßen zu treten.
Eine besondere Botschaft richtet Bruder Salomon an seine Mitbrüder und geweihte Personen im Allgemeinen, nämlich dass es darauf ankomme, Zeugen Christi zu sein, koste es, was es wolle. „Die Welt glaubt, wie man weiß, eher den Zeugen als den Lehrern“, warnte der hl. Johannes Paul II. Die verworrene Welt von heute hat mehr denn je Bedarf an Zeugen der Treue, der Kohärenz, der Ehrlichkeit, der Großzügigkeit, der Gleichgültigkeit irdischen Gütern und sogar dem eigenen Leben gegenüber. All das verkörperte Bruder Salomon.
Gerade in der heutigen Zeit wird die Notwendigkeit von Bildung im Allgemeinen auf allen Ebenen augenscheinlich, ganz besonders der christlichen und lasall’schen Bildung. Das beängstigende Phänomen der Dechristianisierung des Abendlandes wird immer offenkundiger. Heute bräuchte es Dutzende vom Format eines La Salle, eines Kalasanz, eines Don Bosco und vieler anderer heiliger Erzieher, um den seines Inhaltes völlig beraubten Faden der katholischen Erziehung wieder aufzunehmen.

Bruder Salomon wurde am 17. Oktober 1926 gemeinsam mit 190 anderen Märtyrern von Papst Pius XI. seliggesprochen. Nach der Anerkennung eines Wunders auf seine Fürbitte hin sprach ihn Papst Franziskus am 16. Oktober 2016 heilig und beendete seine Ansprache mit einer Lobrede über die Werte des Heiligen:
Die Heiligen sind Männer und Frauen, die dem Geheimnis des Gebets auf den Grund gehen. Männer und Frauen, die mit dem Gebet kämpfen und dabei in sich den Heiligen Geist beten und kämpfen lassen. Sie kämpfen bis zum Schluss, mit ganzer Kraft, und sie siegen, aber nicht allein: Der Herr siegt in ihnen und mit ihnen. Auch diese sieben Zeugen, die heute heiliggesprochen wurden, haben den guten Kampf des Glaubens und der Liebe mit dem Gebet gekämpft. Deshalb blieben sie fest im Glauben, gütig und treu im Herzen. Mit ihrem Beispiel und ihrer Fürsprache gewähre Gott auch uns, Männer und Frauen des Gebets zu sein, Tag und Nacht unermüdlich Gott anzurufen, zuzulassen, dass der Heilige Geist in uns betet, und in gegenseitiger Unterstützung zu beten, um mit erhobenen Armen zu verweilen, bis die göttliche Barmherzigkeit siegt.“

So schloss auch das Leben von Bruder Salomon nicht zufällig mit der heroischen Geste des Martyriums, sondern als Folge seiner völligen Hingabe an Gott und seines Festhaltens am Geist seines Instituts.