Petrus Faber


PETRUS FABER
(
1506-1546)

PROFESSPRIESTER
DER GESELLSCHAFT JESU

Heilig: 17. Dezember 2013
Fest: 1. August

PETRUS FABER wurde am 13. April 1506 in Le Villaret, Fraktion Saint-Jean-de-Sixt, Herzogtum Savoyen, als Sohn der einfachen Bauersfamilie Louis und Marie Périssin geboren. Ging es nach seinen Eltern, sollte sich Petrus um das kleine bäuerliche Anwesen kümmern, doch entschloss sich dieser auf den Rat des Onkels Mamert Faber, Prior der Klause Reposoir, zu studieren – ein Wunsch, den er schon frühzeitig geäußert hatte.
Nach der Volksschule in Thônes besuchte Petrus acht Jahre die von dem Humanisten P. Veillard a La Roche gegründete Lateinschule. 1525 inskribierte er sich auf Fürsprache seines Cousins Claudio Périssin, des neuen Priors von Reposoir, als zahlender Student am Collège Sainte-Barbe in Paris. In diesem Kolleg, einem der angesehensten der Stadt, fand sich Faber in einem Klima wieder, das von einem humanistischen und religiösen Geist getragen war. 1529 schloss er das Bakkalaureat und das Lizenziat in Philosophie ab. Neben seinem Studienkollegen und Freund Franz Xaver lernte er dort auch Ignatius von Loyola kennen. Zwischen ihm und Faber entwickelte sich eine starke intellektuelle und persönliche Bindung, wie er in seinem Geistlichen Tagebuch festhält: „Wir waren immer zusammen, teilten uns das Zimmer, das Essen und den Geldbeutel. Er lehrte mich das spirituelle Leben, gab mir die Möglichkeit, den Willen Gottes und meinen eigenen Willen zu ergründen. So kam es, dass wir vollkommen eins waren in unseren Wünschen, unserem Wollen und in unser aller Lebensentschluss, die wir heute diese Gesellschaft ausmachen oder ausmachen werden, derer ich nicht würdig bin“…
Die tiefe Freundschaft, die sich entwickelte, während der kaum 20-jährige Faber dem fast 40-jährigen Loyola Aristoteles und die Scholastiker näherbrachte, legte den Grundstein für die künftige Gesellschaft Jesu. Faber erlebte das stürmische Klima im Paris der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und verkörperte damit eine moderne Sensibilität. Den Herausforderungen der Zeit, vor allem der protestantischen Reformation gegenüber, war er mental und spirituell offen. Hätte man einige seiner ökumenischen Regeln angenommen und zu seiner Zeit in die Praxis umgesetzt, wäre die religiöse Geschichte Europas vielleicht anders verlaufen. Er war kein Träumer, sondern ein Mystiker mit Tiefgang.
Faber wurde so zu einem der ersten Gefährten Loyolas. Er beschloss, sich zum Priester weihen zu lassen, machte im Winter 1533/34 die Exerzitien unter Loyola und wurde damit betraut, selbige vor einer erheblichen Anzahl von Studenten zu halten, darunter den schon bald für die ignazianische Botschaft gewonnenen D. Lainez und A. Salmerón sowie S. Rodriguez und N. Bobadilla.
Während Faber an der Theologischen Fakultät der Pariser Universität Lehrveranstaltungen besuchte, um sich auf die Priesterweihe vorzubereiten, begann er mit seiner kleinen Gruppe von Gefährten ein intensives Gemeinschaftsleben, getragen von Gebet und Studium. Das für ihn einschneidendste Erlebnis in diesen Jahren war auf jeden Fall die Begegnung mit der Mystik, vor allem der rheinländisch-flämischen Tradition, mit der er durch den Besuch der Kartause von Vauvert in Berührung kam, einem berühmten Zentrum für die Bewahrung und Verbreitung mystischer Texte.
Fabers universitäre Ausbildung endete 1536 mit der Erlangung des Titels eines Magister Artium an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät. Zwei Jahre zuvor war er vom Pariser Erzbischof, Kardinal Jean du Bellay, zum Priester geweiht worden. Am 15. August 1534 hatte er, als einziger Priester der Gruppe, in der Kapelle der hl. Märtyrer in Montmartre die zeitlichen Gelübde der künftigen Gründer der Gesellschaft Jesu (Loyola, Bobadilla, Salmerón, Xaver und Lainez) abgenommen. Diese verpflichteten sich, innerhalb eines Jahres auf Pilgerschaft nach Jerusalem zu gehen und den Pilgern und Armen beizustehen, während sie selbst in Armut und Keuschheit leben wollten, oder sich – falls sie nicht im Heiligen Land bleiben konnten – der Befehlsgewalt des Papstes zu unterstellen. Nachdem Loyola nach Spanien gereist war, um die nötigen finanziellen Mittel für die Reise aufzubringen, wurde Faber zum Anführer der Gruppe.
Ende 1536 stießen die Gefährten in Venedig zu Loyola und während sie auf die Einschiffung nach Osten warteten, widmeten sie sich der Pflege Kranker in den Spitälern und anderen religiösen und sozialen Tätigkeiten. Nachdem sie gezwungen waren, die Reise nach Jerusalem aufgrund der angespannten politischen Lage zwischen Venedig und den Osmanen zu verschieben, beschlossen sie, sich in den Universitätsstädten Nord- und Mittelitaliens niederzulassen, um dort apostolisch und unterstützend zu wirken. Faber, Lainez und Loyola wurden stattdessen vom Papst nach Rom beordert, der – in der Absicht, die päpstliche Universität “La Sapienza” nach dem Sacco di Roma von 1527 neu zu strukturieren – die ersten beiden zu Theologieprofessoren ernannte, während Loyola die Möglichkeit erhielt, Exerzitien abzuhalten.
Faber unterrichtete Theologie bis 1539. Gleichzeitig nahm er Anteil an den Geschehnissen rund um die Gemeinschaft, bevor diese von Paul III. offiziell anerkannt wurde.
Während sie auf ihre Abreise nach Jerusalem warteten, durften Faber und seine Gefährten mit Erlaubnis des päpstlichen Vikars in den Kirchen der Stadt predigen und die Sakramente spenden. Ihre Predigten führten zu einem großen Zustrom an Gläubigen. Sie wurden jedoch von mächtigen Gefolgsleuten des Augustinermönchs Agostino Mainardi (der sich schon bald der Reformation zuwandte) der Ketzerei und geheimen Luthertums bezichtigt, weil sie dessen Fastenpredigten als lutherisch angegriffen hatten. Erst nach einem regulären Prozess wurden sie freigesprochen.
1539 entschied die Gruppe, sich in einem religiösen Orden mit der Bezeichnung Gesellschaft Jesu zu konstituieren. Faber kümmerte sich um die Abfassung der im Zuge der langen Zusammenkünfte zur Konstituierung der Gesellschaft beschlossenen Statuten und um den Akt des Gehorsams Loyola gegenüber, der von den übrigen Gefährten unterschrieben wurde.
Die erste Aufgabe, mit der man Faber 1539 betraute, betraf die Reform der Territorien von Parma und Piacenza. 1540 wurde er vom Orden angewiesen, an den Religionsgesprächen von Worms teilzunehmen. Faber war der erste Jesuit, der deutschen Boden betrat. Von diesem Moment an wurde Deutschland zum Mittelpunkt seines Interesses. Ihm wurde die Spaltung bewusst, die sich im Christentum mit der Reformation aufgetan hatte, und er beschloss, alles nur Erdenkliche zu tun, um den Bruch zu kitten.
1541, nach Abschluss der Gespräche von Regensburg, legte Faber die feierliche Profess ab und begab sich daraufhin nach Spanien. 1542 kehrte er neuerlich nach Deutschland zurück, um in Speyer, Mainz und Köln zu wirken, wo er 1544 die erste Niederlassung des Jesuitenordens in Deutschland gründete.
Während seiner Mission in Deutschland verfasste Faber kurze Texte, Instruktionen für das Apostolat und zum christlichen Verhalten und begann mit der Redaktion des Memorial, das seine bedeutendste Schrift darstellt. Außer dass er besonderen Nachdruck auf die spirituelle Unterscheidung und das Gemeinschaftsleben der Jesuiten legte, was er als Dynamik verstand, um Freunde und Gefährten des Herrn und im Herrn zu werden, zeichnete sich Faber durch eine besondere Verehrung der Schutzengel aus. Dabei handelte es sich nicht um einen bloßen Ausdruck von Volksfrömmigkeit, sondern um eine echte apostolische Tätigkeit. In den Ereignissen seines Lebens, auf Reisen, in den Begegnungen mit verschiedensten Personen vertraute er sich den Engeln an. In seinem Memorial vermerkt er, dass er, wenn er sich einer Örtlichkeit näherte, für gewöhnlich den leitenden Erzengel der Region ersuchte, ihm mit allen Schutzengeln der Bewohner zur Seite zu stehen.
Fabers Aufenthalt in Deutschland wurde durch häufige Pastoralbesuche in Belgien und eine lange Verweildauer in Löwen unterbrochen, wo er 1543 erkrankte, als er sich auf die Abreise nach Portugal vorbereitete, um Maria Manuela, die Tochter Johannes’ III., zur Hochzeit mit Prinz Philipp von Spanien zu geleiten. In Löwen kam er in Kontakt mit Professoren und Studenten der Fakultät der Theologie und der Künste, hielt Exerzitien und diktierte auch einen Text.
In Portugal und Spanien nahm er seine Tätigkeit als Wanderprediger wieder auf und genoss die Gastfreundschaft und die Gunst der Regierenden dieser Länder.
1546 wurde Faber von Loyola als Vertreter für das Konziel von Trient ausgewählt, konnte aber nicht daran teilnehmen. Am Ende einer langen Reise durch die Kommunitäten von Valencia, Gandia und Barcelona bereits krank in Rom angekommen, starb Faber am 1. August 1546. Seine sterblichen Überreste fanden zunächst in der alten Kirche Il Gesù in Rom ihre letzte Ruhestätte, gingen jedoch beim Bau der neuen Kirche verloren.
Am 5. September 1872 wurde Faber  auf Grundlage der Verfahren von 1626 und 1869 von Pius IX. seliggesprochen (das erste inoffizielle Verfahren fand allerdings 1605 statt). Im Anschluss an den Seligsprechungsprozess gab es zu Faber eine reichhaltige hagiographische Literatur. Bis heute sind sein Name und sein Denken außerhalb der Gesellschaft Jesu und außerhalb Savoyens, wo er unmittelbar nach seinem Tod zur Kultperson wurde, nahezu unbekannt.
Papst Franziskus, der erste Pontifex aus den Reihen der Jesuiten, verfügte am 17. Dezember 2013 die aequipollente Heiligsprechung Peter Fabers und trug ihn in das Buch der Heiligen ein.