NUNZIO SULPRIZIO
(1817-1836)
LAIE
Heilig: 14. Oktober 2018
Fest: 5. Mai
NUNZIO SULPRIZIO wird am 13. April 1817 als Sohn des Schusters Domenico Sulprizio und der Rosa Luciani, Spinnerin, in Pescosansonesco in den Abruzzen geboren und noch am Abend desselben Tages getauft. Mit drei Jahren, am 16. Mai 1820, dem einzigen Freudentag seiner Kindheit, wird er gefirmt.
Im August des Jahres stirbt Vater Domenico mit nur 26 Jahren. Nunzio bindet sich nun an die Mutter und die Großmutter mütterlicherseits. Am neuen Wohnort, in Corvara, besucht er die von dem Priester De Fabiis eröffnete Schule. Es sind dies für Nunzio die schönsten Stunden seines Lebens. Er lernt Jesus kennen, den Sohn Gottes, der Mensch geworden und für die Sünden der Welt am Kreuz gestorben ist. Er lernt zu beten und dem Beispiel Jesu und der Heiligen zu folgen, wie es ihn der gute Priester lehrt. Am 5. März 1823 stirbt die Mutter. Nunzio wird daraufhin von der Großmutter aufgenommen, die zwar Analphabetin ist, aber große Güte ausstrahlt. Großmutter und Enkel machen alles gemeinsam. Sie gehen gemeinsam zum Gebet, besuchen gemeinsam die Messe und verrichten auch die kleinen Arbeiten zu Hause gemeinsam. Nunzio besucht die Schule, die Don Fantacci für die ärmsten Kinder eingerichtet hat. Er freut sich, dass er ministrieren und den eucharistischen Christus im Tabernakel besuchen darf.
Am 4. April 1826, als er noch nicht einmal neun Jahre alt ist, stirbt die Großmutter. Nunzio ist jetzt allein auf der Welt und für ihn beginnt ein langer „Leidensweg“, der ihn dem gekreuzigten Jesus immer näher bringt.
In dieser Situation wird er von seinem Onkel Domenico Luciani, genannt „Mingo“, als Laufbursche in dessen Haus aufgenommen. Er nimmt Nunzio sofort von der Schule und „sperrt“ ihn in seine Eisenwarenhandlung, wo er Schwerstarbeit verrichten muss – ohne Rücksicht auf sein Alter und die elementarsten Bedürfnisse des Lebens. Oft behandelt er Nunzio schlecht und gibt ihm nichts zu essen, wenn ihm vorkommt, dass er nicht gemacht hat, was von ihm verlangt worden war. Er schickt ihn aus, Aufträge einzuholen. Dabei kümmern ihn weder die langen Wege, die der Junge zurücklegen muss, noch das zu transportierende Material. Auch ob er dabei guten oder schlechten Leuten begegnet, interessiert ihn nicht. Selbst Schläge bleiben ihm nicht erspart.
Eigentlich hätte er unter dieser Last zusammenbrechen müssen, doch Nunzio hat einen festen Glauben. Er denkt an seinen großen Freund, den gekreuzigten Jesus. Sonntags geht er zur hl. Messe – sein einziger Trost in der Woche.
Bald darauf erkrankt Nunzio. Mingo schickt ihn mit einer Ladung Eisenwaren auf den Schultern die Abhänge von Rocca Tagliata hinauf, zu einem abgelegenen Haus. Abends kommt er erschöpft zurück, mit einem geschwollenen Bein und hohem Fieber. Er geht wortlos zu Bett, kann aber am nächsten Morgen nicht mehr aufstehen.
Als „Medizin“ verordnet ihm der Onkel, die Arbeit wieder aufzunehmen, denn „wenn man nicht arbeitet, braucht man auch nicht zu essen“. An manchen Tagen ist Nunzio sogar gezwungen, von den Nachbarn ein Stück Brot zu erbetteln.
Von April bis Juni 1831 verbringt Nunzio im Krankenhaus von Aquila, die Behandlung zeitigt aber keinen Erfolg. Für Nunzio sind es jedoch Wochen der persönlichen Erholung, der Nächstenliebe für die übrigen Patienten und des intensiven Gebets. Nach Hause zurückgekehrt, wird er vom Onkel zum Betteln gezwungen, um zu überleben. Schließlich erfährt ein Onkel väterlicherseits namens Francesco Sulprizio, Soldat in Neapel, von einem Mann aus Pescosansonesco von der Situation. Er lässt Nunzio in sein Haus kommen, wo er ihn Oberst Felice Wochinger vorstellt, der wegen seines tiefen Glaubens und seiner unerschütterlichen Nächstenliebe als „Vater der Armen“ bekannt ist. Es ist Sommer des Jahres 1832, Nunzio ist 15 Jahre alt. Wochinger stellt fest, dass er einen echten „Engel“ des Schmerzes und der Liebe zu Christus vor sich hat, einen kleinen Märtyrer. Zwischen den beiden entspinnt sich ein Vater-Sohn-Verhältnis.
Am 20. Juni 1832 kommt Nunzio zur Behandlung in das Spital der Unheilbaren. Der Oberst kümmert sich um alles Nötige. Ein frommer Priester fragt ihn: „Was willst Du?“ – „Ich möchte beichten und das erste Mal den eucharistischen Christus empfangen.“ – „Bis Du noch nicht zur Erstkommunion gegangen?“ – „Nein.“ – „Und Deine Eltern?“ – „Die sind gestorben.“ – „Und wer sorgt für Dich?“ – „Die Vorsehung Gottes.“
Gleich wird er auf die erste heilige Kommunion vorbereitet. Für Nunzio ist das fürwahr der schönste Tag im Leben.
Ungefähr zwei Jahre pendelt er zwischen dem Spital in Neapel und den Thermalkuren in Ischia, was zu einer leichten Besserung seines Befindens führt. Er legt die Krücken weg und geht nur mehr mit dem Stock. Er ist auch fröhlicher, betet viel, wenn er im Bett ist, oder geht in die Kapelle vor den Tabernakel, das Kreuz oder die Schmerzensmutter.
Nach der bestmöglichen Behandlung wohnt Nunzio ab dem 11. April 1834 in der Wohnung von Oberst Wochinger. Dieser steht ihm sehr nahe. Vom ersten Tag an nennt er ihn „mein Sohn“ bzw. „mein Kind“, was von Nunzio immer wieder mit „mein Vater“ erwidert wird. Er begreift, dass leider die Stunde des Abschieds nahe istt.
Im März 1836 kommt es bei Nunzio zu einer dramatischen Veränderung seines Zustandes. Das Fieber ist extrem hoch, die Schmerzen sind unerträglich, das Herz hält nicht mehr stand. Nunzio betet und bietet sich für die Kirche, die Priester, die Bekehrung der Sünder als Sühneopfer dar.
Am 5. Mai 1836 lässt sich Nunzio das Kreuz bringen und verlangt nach dem Beichtvater. Er empfängt die Sakramente wie ein Heiliger und tröstet seinen Wohltäter: „Freu Dich, vom Himmel aus werde ich Dir immer beistehen.“ Gegen Abend sagt er in tiefem Frieden: „Die Mutter Gottes, die Mutter Gottes, schau, wie schön sie ist!“ Dann stirbt er, gerade einmal 19 Jahre alt. Seinen Leichnam umgibt ein Rosenduft, weshalb er fünf Tage lang aufgebahrt bleibt. Sein Grab wird sofort ein Ziel der Pilger.
Am 1. Dezember 1963 wird Nunzio Sulprizio in Anwesenheit von Bischöfen aus aller Welt, die sich zum Zweiten Vatikanischen Konzil versammelt haben, in die Reihe der „Seligen“ aufgenommen.
Bei der Heiligsprechung am 14. Oktober 2018 bezeichnet ihn Papst Franziskus als Vorbild für die jungen Arbeiter und generell für alle jungen Leute, auch der heutigen Zeit.