NIKOLAUS
VON LONGOBARDI
(Johannes Baptist Saggio)
(1650-1709)
PROFESSBRUDER
DES ORDENS DER MINIMEN
(PAULANER)
Heilig: 23. November 2014
Fest: 3. Februar
NIKOLAUS V. LONGOBARDI (Johannes Baptist Saggio) wurde am 6. Januar 1650 in Longobardi, einer kleinen Ortschaft bei Cosenza, Italien, als Sohn des Landwirts Fulvio Saggio und der Aurelia Pizzini, Spinnerin, geboren. Er war das Erste von fünf Kindern, gefolgt von den Zwilllingen Antonio und Domenica sowie Muzio und Nicola. Bei der Taufe am darauffolgenden 10. Januar erhielt er den Namen Johannes Baptist Klemens. Seine Eltern erzogen ihn zu einem aufrechten, verantwortungsvollen und christlichen Leben. Von Kindheit an arbeitete Johannes mit dem Vater und den Geschwistern auf dem Feld. Der Besuch des Konvents der Minimen weckte in ihm den Wunsch nach einem Ordensleben. Wie die Biografen berichten, besuchte er täglich die hl. Messe und ging jede Woche zur Beichte. Auch während der Arbeit auf dem Feld hatte er neben der Hacke immer den Rosenkranz in der Hand.
Nach der Firmung am 3. Mai 1668 schloss sich Johannes als Terziar den Minimen der Mariä-Himmelfahrts-Kirche, genannt vom hl. Franziskus, an, wenngleich er weiterhin bis um das 20. Lebensjahr seiner Arbeit als Bauer nachging. Sein vornehmer und freundlicher Charakter und sein Zeugnis als christlicher Arbeiter brachte ihm viele Sympathien ein. Als er jedoch den Wunsch äußerte, bei den Minimen einzutreten und in den Spuren des hl. Franz von Paula zu wandeln, war seine Familie zunächst nicht begeistert, würde ihnen doch damit eine wichtige Stütze abhandenkommen. Johannes gehorchte den Eltern. Als sie sein Ansinnen aber zum x-ten Mal verneinten, verlor er sein Augenlicht.
Angesichts dieses unmissverständlichen Zeichens gaben die Eltern schließlich ihre Zustimmung zum Eintritt bei den Minimen und Johannes Baptist erlangte sein Augenlicht wieder. Nach einem Jahr Noviziat, in dem er die niedrigsten Dienste verrichten musste, legte er am 29. September 1671 die vier Gelübde der Keuschheit, der Armut, des Gehorsams und dauernden Fastens sowie das feierliche Versprechen der Treue zum Orden ab. Gleichzeitig nahm er den Namen Nikolaus an. Man übertrug ihm daraufhin die Aufgaben des Kochs, Speisemeisters, Gärtners und Bettelbruders, zunächst im Konvent von Longobardi, dann in San Marco Argentano, Montalto Uffugo, Cosenza und Spezzano della Sila.
1677 wurde er nach Paola zurückberufen, wo ihn der Provinzial für zwei Jahre zu seinem Begleiter und Sekretär bei Konventbesuchen bestimmte. Im Mai 1679 wurde er der Kommunität von San Francesco ai Monti in Rom zugewiesen.
Sein Ruf als Katechet verbreitete sich rasch in den römischen Vierteln, sodass es unter den Eltern, die ihm ihre Kinder zur religiösen Unterweisung anvertrauen wollten, zu einem regelrechten Gedränge kam. Eine weitere Änderung in seinem spirituellen Leben zeichnete sich 1683 nach seiner Fußwallfahrt nach Loreto ab, wo Longobardi vom Herrn auf die Fürsprache Mariens, die er sehr verehrte, die Befreiung Wiens von den Türken erbitten wollte. Just in Loreto fasste er den Vorsatz, sein Leben noch mehr nach den apostolischen Räten auszurichten.
Die folgenden drei Jahre waren von eindrücklichen mystischen Erlebnissen, Ekstasen und Betrachtungen des Geheimnisses der Trinität begleitet. Sein Tag und sein Leben waren von Gebet und der Gegenwart Gottes geprägt. Er kehrte nach Paola zurück, wo er, weiterhin mit niederen Aufgaben betraut und mit der Einwilligung von Papst Innozenz XII., zwei weitere Jahre verbrachte.
Im Herbst 1694 wurde Nikolaus in den Konvent von Longobardi zurückgeschickt, um sich um die Erweiterung und Restaurierung von Kirche und Konvent der Minimen zu kümmern. Für die restaurierte Kirche erhielt er von der Famile Colonna, laut testamentarischer Verfügung der Prinzessin Donna Luisa de la Cerda, Reliquien der frühchristlichen Märtyrerin Innocenza. Die Wertschätzung der Familie Colonna gegenüber Bruder Nikolaus veranlasste Don Filippo, der ein zweites Mal geheiratet hatte, ihn zu fragen, ob er nicht seinen Sohn Lorenzino, der aus der Verbindung mit Prinzessin Panfili stammte, bei der Taufe halten wolle.
Nach Rom zurückgekehrt, versah Nikolaus wiederum den Dienst als Sakristan und als Hüter der Kapelle des Gründervaters, wobei er zweimal im Jahr um Almosen für das Wachs bettelte. Auch verabsäumte er es nicht, sich der Armen und Notleidenden anzunehmen. Und er legte eine große Frömmigkeit an den Tag, die darin zum Ausdruck kam, dass er die Sieben Pilgerkirchen Roms besuchte. Im kanonischen Verfahren für die Seligsprechung ist bezeugt, dass Bruder Nikolaus neben vielen mystischen Erfahrungen auch die „Transverberation“ (Durchbohrung des Herzens) durch einen Engel mit flammendem Pfeil erlebte und sah, wie Jesus ihm den „Ring“ der Mystiker überreichte. In der Positio heißt es: „So wie er sich gab, bescheiden und diskret, und wie man ihn kannte, fernab von Ruhm und Ehre, ganz dem beständigen Gebet, der Nächstenliebe und der Buße ergeben, stets darauf bedacht, zur Ehre Gottes und zum Heil der Seelen zu wirken, so wurde Bruder Nikolaus von allen geschätzt und geliebt und diente Kirche und Welt als Vorbild.“
Als der Hauptstadt der Christenheit 1709 ein zweiter Sacco di Roma drohte, bot er sich dem Herrn als Opfer dar und nahm aktiv an der nächtlichen Abfolge der Anbetungen teil.
Schließlich erkrankte Longobardi an einer schweren Lungenentzündung und musste für längere Zeit das Bett hüten. Die Nachricht von seiner Erkrankung führte dazu, dass sein Zimmer zu einem regelrechten Wallfahrtsort für Adelige und Arme, Prälaten und Mitbrüder wurde. Alle kamen, um ihn zu grüßen. Am 2. Februar 1709 erhielt er die Krankensalbung und am darauffolgenden Tag – nachdem er auch die Gebete und die Fürsprache von Papst Klemens XI. entgegengenommen hatte – rief er, das Kreuz in Händen: „Das Paradies, das Paradies!“ Dann überantwortete er seine Seele dem Herrn. Er war 59 Jahre alt. Zu seiner Beerdigung kamen so viele Menschen, dass der Leichnam drei Tage lang aufgebahrt werden musste.
Der Ruf von seiner Heiligkeit verbreitete sich rasch in Rom, Kalabrien und im Rest Italiens. Sein Grab wurde zu einer ständigen Pilgerstätte, so dass der Orden der Minimen 1716 beschloss, um die Einleitung des Kanonisationsverfahrens zu ersuchen. Als einfacher Oblate des Ordens gelangte Longobardi auf europäischer Ebene zu solcher Berühmtheit, dass eine beträchtliche Zahl von Persönlichkeiten, unter ihnen auch Karl VI., seine Kanonisation verlangte. Dem schlossen sich König Philipp V. von Spanien (und seine Gemahlin Elisabeth Farnese), König August II. von Polen sowie der englische Thronfolger, Jakob III. Stuart (mit seiner Gemahlin Maria Clementina Sobieska), an.
Am 17. März 1771 wurde Longobardi zur Ehre der Altäre erhoben. Am 2. April 1786 wurden die beiden Wunder für die Seligsprechung anerkannt. Diese erfolgte am 17. August 1786 in der Vatikanbasilika und wurde von Papst Pius VI. geleitet. Nach der Seligspechung wurde Longobardi zum Patron seines gleichnamigen Heimatortes ernannt. In Longobardi Marina gibt es eine Kirche, die seinen Namen trägt und wo er am 10. August jeden Jahres gefeiert wird.
Das für die Heiligsprechung nötige Wunder ereignete sich 1938. Ein Maurer aus Longobardi war von einem hohen Baugerüst gefallen und auf wundersame Weise unverletzt geblieben. Zur Diözesanerhebung kam es zwischen 2008 und 2009. Am 13. Dezember 2012 erklärte die Consulta Medica der Heiligsprechungskongregation den Fall für wissenschaftlich nicht erklärbar. Am 18. November 2013 tagte die Theologenkommission und am darauffolgenden 4. März die Prälatenkurie des Dikasteriums, beide mit positivem Beschluss.
Am 23. November 2014 wurde Nikolaus von Longobardi von Papst Franziskus auf dem Petersplatz heiliggesprochen.