Maria Alfonsina Danil Ghattas


MARIA ALFONSINA
DANIL GHATTAS
(Mariam Sultaneh)
(
1843-1927)

PROFESS-SCHWESTER
GRÜNDERIN
DER SCHWESTERN VOM ROSENKRANZ

Heilig: 17. Mai 2015
Fest: 25. März

MARIA ALFONSINA DANIL GHATTAS (Mariam Sultaneh) wurde am 4. Oktober 1843 in einer tiefchristlichen Familie in Jerusalem geboren. Ihr Vater hieß Daniel, ihre Mutter Katharina. Die Familie Ghattas stammte ursprünglich aus Bethlehem. Mehrere Mitglieder der Familie hatten Bethlehem jedoch verlassen, um sich anderswo in Palästina niederzulassen: Bait Jala, Bait Sahour und eben Jerusalem. Wann genau die Zersplitterung der Familie stattfand, ist nicht bekannt.

Maria Alfonsina jedenfalls lebte mit den Ihren in Jerusalem. Die Mutter besuchte täglich die hl. Messe, und der Vater hatte es sich zur liebgewordenen Angewohnheit gemacht, allabendlich in seinem Haus vor einer Statue der Jungfrau Maria Freunde und Nachbarn  zum Rosenkranz zu versammeln. Bei vielen christlichen Familien Jerusalems war dies ein weit verbreiteter Brauch.

Bei der Geburt erhielt Maria Alfonsina, in Anlehnung an die selige Jungfrau, den Namen „Sultaneh“ (arabisch, Königin). Bei der Taufe fügten ihre Eltern dann den Namen Maria hinzu.

Maria besuchte die katholische Schule, gegründet von den Schwestern des hl. Josef von der Erscheinung. Sie zählte zu den besten Schülerinnen und beschloss schon im Alter von neun Jahren, ihr Leben dem Herrn zu weihen. Der Vater widersetzte sich allerdings ihrem Ansinnen, weil Maria ihre Ausbildung in Frankreich fortsetzen sollte. Erst nach jahrelangem erbitterten Widerstand seinerseits erhielt sie mit 17 Jahren am Abend des 30. Juni 1860 auf Golgota in Jerusalem das Ordenskleid der Schwestern von der Erscheinung des hl. Josef und nahm dabei den Ordensnamen Maria Alfonsina an, den sie ihr Leben lang beibehielt. So war sie nach vier Jahrhunderten die erste katholische Ordensfrau mit arabischer Muttersprache.
Sr. Maria Alfonsina brannte für ihre Aufgabe, für die apostolische Arbeit, wenngleich sie in ihrer Art ruhig, gesammelt, bedächtig und vornehm war. Sie zeigte eine unglaubliche Demut, vermied jede Gelegenheit, in Erscheinung zu treten, bevorzugte stattdessen das stille Arbeiten, um allein Gott zu gefallen, nicht den Menschen.
Als Religionslehrerin wurde sie von ihren Schülerinnen, die nahezu im gleichen Alter waren, geliebt. So trug sie sich mit dem Gedanken, diese in der Bruderschaft der Unbefleckten Empfängnis zu vereinen. Im gleichen Atemzug unterbreitete sie dem Pfarrer den Vorschlag, auch die christlichen Mütter in einer Vereinigung zu organisieren, als deren Unterstützerin sie sich anbot. Solche Vereinigungen gibt es heute noch in Jerusalem.

Sowohl in der Schule als auch in den Vereinigungen trat Sr. Maria Alfonsina durch besonderen Eifer hervor. Dennoch blieb sie bescheiden und hielt sich stets im Hintergrund, verfügte jedoch über wahrhaft „besondere“ Gaben.

Am 6. Januar 1865 wurde sie als Lehrerin nach Bethlehem versetzt. Dort hatte sie am 6. Januar 1874 die erste Marienerscheinung. Sie betete gerade in der Kapelle der Schwestern den Rosenkranz, als ihr in einer leuchtenden Wolke und mit ausgebreiteten Armen die Jungfrau erschien. Auf der Brust trug sie ein Kreuz, von dem in Kreisform ein Rosenkranz hing, der die offenen Hände berührte und fast bis zu den Füßen reichte. Das Haupt der Jungfrau war von 15 Sternen umgeben; unter ihren Füßen befanden sich zwei Wolken, auf jeder von ihnen leuchteten zwei Reihen von sieben Sternen.

Am 31. Mai desselben Jahres hatte Maria Alfonsina in der gleichen Kapelle und wieder während des Rosenkranzgebets eine zweite Marienerscheinung. Bei dieser Gelegenheit verspürte sie zum erstenmal die innere Eingebung zur Gründung der Schwestern vom Rosenkranz. Am 6. Januar 1876 erschien ihr die Jungfrau ein weiteres Mal und beauftragte sie mit der Gründung einer lokalen Kongregation unter der Bezeichnung „Schwestern vom Rosenkranz“ ausschließlich für arabische Frauen.

Die Erscheinungen dauerten vier Jahre. Sr. Maria Alfonsina wurde schließlich beim Patriarchen vorstellig, der sie wohlwollend anhörte und ihr Don Antonio Belloni als Seelenführer zur Seite stellte.  Als dieser im Mai 1876 versetzt wurde, verwies die Jungfrau die Seherin in einer Vision auf den Priester des lateinischen Patriarchats, Yousef Tannus, der nunmehr ihr Spiritual und der offizielle Gründer der Kongregation wurde, weil Sr. Maria Alfonsina es vorzog, im Verborgenen zu bleiben.

Don Tannus kannte den Eifer der Ordensschwester schon seit geraumer Zeit, wollte aber, was den übernatürlichen Charakter der Visionen anging, sichergehen. Nachdem er sich von deren Echtheit überzeugt hatte, ersuchte er Maria Alfonsina, ihre mystischen Erfahrungen unter Einschluss aller Hinweise zur neuen Kongregation, die ihr die Jungfrau Maria gegeben hatte, niederzuschreiben, und erteilte ihr den Auftrag, einen Entwurf für die Konstitutionen auszuarbeiten. Es war der 8. November 1879. Maria Alfonsina war darauf bedacht, die Erscheinungen, die ihr zuteil geworden waren, geheim zu halten. Sie zog es vor, ein Leben lang darüber zu schweigen. Das Geheimnis währte 53 Jahre.

Einerseits waren die Anweisungen der Jungfrau an die demütige palästinensische Ordensschwester fest und klar. Andererseits fiel es M. Alfonsina schwer, der Kongregation des hl. Josef, die sie liebte und in der sie mit ganzem Herzen tätig gewesen war, den Rücken zu kehren. Ihre Treue der Jungfrau gegenüber war jedoch größer als alle Schwierigkeiten und Ängste. Nichts konnte sie von ihrer Liebe trennen, weder der Tod noch die Möglichkeit, des Verrats bezichtigt zu werden, denn „die Liebe ist stärker als der Tod“. Daher traf sie einen Entschluss: „Ich habe mich aus Liebe zur Jungfrau Maria entschieden, ihrer Stimme Folge zu leisten und mein Leben in der Kongregation vom Rosenkranz zu opfern, indem ich mein ganzes Vertrauen auf die Hilfe setze, die mir meine Mutter geben wird, und im Glauben daran, dass sie mich stets begleiten und unterstützen wird.“

Es war Samstag, der 24. Juli 1880, als einige junge Töchter Mariens unter der Führung von Don Tannus ein Gemeinschaftsleben begannen, das in Übereinstimmung mit den Vorgaben der Madonna die Bezeichnung Institut der Schwestern vom Rosenkranz annahm. Noch im gleichen Jahr, nach Erhalt der Dispens vom Gelübde der Gehorsamkeit, das sie in der Kongregation des hl. Josef abgelegt hatte, trat Maria Alfonsina in die Kongregation der Schwestern vom Heiligen Rosenkranz ein und nahm dann am 6. Oktober 1883 das Ordenskleid entgegen. Am 7. März 1884 legten die zur Profess zugelassenen Novizinnen die Gelübde ab und weihten sich Gott und der Jungfrau Maria. M. Alfonsina legte die Gelübde bei der Profess am 7. März 1885 ab. Am 2. November 1887 wurde die Regel der Schwestern vom Heiligen Rosenkranz approbiert. Zwei Jahre später folgte die ersehnte diözesane Anerkennung. Bereits Ordensfrau, wurde Maria Alfonsina am 4. Oktober 1890, dem Vorabend des Festes der hl. Maria vom Rosenkranz, im Predigerkonvent in Jerusalem in den Dritten Orden der Dominikaner aufgenommen.

Als Mitglied des Rosenkranzordens diente Sr. Maria Alfonsina in mehreren „Missionen“ (so nannten sich die Pfarreien des lateinischen Patriarchats in der Gründungsphase): Yafa an-Naseriyye (wo sie auf wunderbare Weise mit Hilfe des Rosenkranzes ein Mädchen aus einem Brunnen rettete, den es heute noch gibt), Bait Sahour, Salt, Nablus, Jerusalem, Zababdeh, Betlehem und En Kerem.

Einige Tage vor ihrem Tod, im Angesicht der Begegnung mit ihrem geliebten Herrn und seiner Mutter, sagte sie bei einem privaten Treffen mit ihrer Schwester, Mutter Anna, die ebenfalls Ordensfrau war: „Geh nach meinem Tod, wohin ich Dir sage, und Du wirst handgeschriebene Hefte von mir finden. Nimm diese und gib sie Patriarch Barlassina.“ Mutter Anna fand die beiden mit Siegellack verschlossenen Hefte, in denen die Berichte von den Erscheinungen verzeichnet waren. Sie nahm sie an sich, zeigte sie Msgr. Marcus und bat ihn, den Patriarchen zu informieren. Auf diese Weise erfüllte sie gewissenhaft den Willen ihrer verstorbenen Schwester.

Da der Patriarch kein Arabisch konnte, ersuchte er Mutter Augustina, die Seiten zu übersetzen, und ordnete daraufhin an, die beiden Manuskripte der Generaloberin zurückzugeben. Damals erfuhren die Schwestern die ganze Wahrheit über die Gründung der Kongregation und waren voll des Staunens angesichts der heroischen Demut ihrer unbekannten Gründerin.

Mutter Maria Alfonsina starb am 25. März 1927 in Kerem während des Rosenkranzgebets bei den Worten „bitte für uns jetzt und in der Stunde unseres Todes“. Sie wurde in der Krypta beigesetzt, die 1937 zur Rosenkranzkirche wurde.

Am 22. November 2009 wurde M. Alfonsina in Nazareth unter dem Pontifikat Benedikts XVI. seliggesprochen. Papst Franziskus sprach sie am 17. Mai 2015 heilig.