Margarete von Citta‘ di Castello


MARGARETE VON
CITTÀ DI CASTELLO
(1287-1320)

SCHWESTER DES
DRITTEN ORDENS DES
HL. DOMINIKUS

Patronin der Blinden

Selig: 19. Oktober 1609
Heilig: 24. April 2021
Fest: 13. April

MARGARETE VON CITTÀ DI CASTELLO wurde um 1287 in der Festung von Metola (Urbino, Italien) in einer Familie niederen Adels geboren. Da sie blind und missgebildet war, wurde sie vom Vater in einer kleinen Zelle bei der Festungskapelle eingeschlossen, um sie den Blicken der Welt zu entziehen. Nachdem sie eines Tages von den Eltern in das nahe gelegene Città di Castello gebracht worden war, um den dort 1292 im Ruf der Heiligkeit verstorbenen Fra Giacomo von Città di Castello anzurufen, damit er mit seiner Fürbitte die Heilung Margaretes erwirke, und ihre Bitte nicht erhört wurde, ließen sie die Fünfjährige in der Kirche zurück und begaben sich wieder nach Hause.
Das Mädchen verbrachte nun eine Zeit lang als Bettlerin auf den Straßen der Stadt, bevor sie von ein paar Nonnen der kleinen Kommunität von Santa Margherita aufgenommen wurde. Ihre tief bedrückte Lebenshaltung und ihre Ermahnungen weckten die Missgunst der Schwestern, die sie bald wieder wegschickten. Die Rettung für die Kleine war nun das gläubige Ehepaaar Venturino und Donna Grigia, die selbst zwei Kinder hatten und Margarete zu sich nahmen. Sie erhielt ein kleines Zimmer im oberen Teil des Hauses, wo sie sich frei dem Gebet, der Betrachtung und ihren Bußübungen, wie Fasten und Geißelung, hingeben konnte. Ihrerseits stellte Margarete ihre geistigen und intellektuellen Fähigkeiten zur Verfügung, indem sie den Kindern des Ehepaares eine christliche Erziehung angedeihen ließ. Ungeachtet ihrer Blindheit widmete sie sich außerdem Werken der Nächstenliebe und besuchte Gefangene und Kranke. Man begann, ihr wunderhafte Zeichen, Wunder, außergewöhnliche Heilungen und andere mystische Phänomen zuzuschreiben.
Margarete besuchte auch täglich die nahe gelegene Kirche der Nächstenliebe der Dominikaner und reihte sich unter die Mantellaten ein, die später Säkulare Terziarinnen des hl. Dominikus genannt wurden. Sie betete viel, praktizierte die wöchentliche Beichte und häufigen Kommunionempfang, widmete sich dem Breviergebet zu Ehren der seligen Jungfrau Maria und dem Psalter sowie der ständigen Meditation des Geheimnisses der Menschwerdung.
Margarete starb am 13. April 1320 in Città di Castello.

Das tugendhafte Leben Margaretes zeichnet vor allem die vertrauensvolle Hingabe an die Vorsehung aus sowie die freudige Teilnahme am Geheimnis des Kreuzes, besonders in ihrer Situation als Versehrte, Abgewiesene und an den Rand Gedrängte. Diese liebevolle Verbundenheit mit Christus wurde von tiefen mystischen Erfahrungen begleitet. Die auf diese Weise ausgeprägte Herzensschau strahlte auch auf die anderen aus. Oft und beständig gab sie sich der Betrachtung des Lebens Christi hin. Es wurden ihr auch Wunderheilungen nachgesagt, was dazu beitrug, dass viele den Kontakt zu ihr suchten. Trotz Behinderung betätigte sie sich, beseelt von Nächstenliebe, bei einigen Schülerinnen als Lehrmeisterin und brachte ihnen das Brevier der Seligen Jungfrau und den Psalter nahe; auch unterrichtete sie die Kinder der Eheleute, die sie in ihr Haus aufnahmen. Sie war Patin und unterwies eine Nichte ihrer Adoptiveltern in der christlichen Lehre; sie begleitete die Berufung einer jungen Frau, indem sie dieselbe und ihre Mutter zum Empfang des Ordenskleides einlud. Zudem bemühte sie sich, die Schwestern eines Klosters durch wohlwollende Anleitung zur strikten Observanz zu führen.
Wie andere mittelalterliche Mystikerinnen verband Margarete das beständige Gebet mit harten Bußübungen: Fasten, Wachen, Cilicium und Geißelung alles, um Christus nachzuahmen, der sich zur Rettung der Menschheit freiwillig dem Leiden hingegeben hatte.

Margarete ist das Beispiel einer biblischen Frau, welche die tiefe und leidenschaftliche Erfahrung eines Lebens in Einheit mit dem Herrn zur Entfaltung brachte. Ihre Krankheit hinderte sie nicht daran, eine außergewöhnliche und fruchtbare geistige Mutterschaft zu leben, die auch heute noch auf die Notwendigkeit verweist, sich um andere zu kümmern. Darüber hinaus kann sie ein starkes Zeichen der Hoffnung in jeder Situation von Ausgrenzung und Leid sein.
Nach Prüfungen und Erniedrigungen empfing Margarete mit überaus großer Freude das Kleid des Dritten Ordens des hl. Dominikus und erreichte damit in ihrem kurzen Leben von 33 Jahren einen Grad höchster Vollkommenheit in völliger Übereinstimmung mit dem Ideal des Ordens.
Das mutig getragene Leiden verlieh ihrem Geist die Kraft, sich ständigem Gebet zu widmen, das ihr die Schätze der himmlischen Weisheit eröffnete. Sie hatte den gesamten Psalter auswendig gelernt und erschloss daraus die verborgensten Inhalte.
Den Seelen erwies sie ohne viel Aufhebens einen großen Dienst, so dass alle ihre Nähe suchten. Besonders verehrte sie das Geheimnis der Menschwerdung. Nach ihrem Tod am 13. April 1320 fand man in ihrem Herzen drei Perlen, auf denen das Bild Christi, der Jungfrau Maria und des hl. Josef eingeprägt waren.
Ihr unversehrter Leib befindet sich in der Kirche San Domenico von Città di Castello.

Papst Paul V. gewährte den Dominikanern der Stadt 1609 die hl. Messe in ihrem Namen mit eigenem Brevier. Am 6. April 1675 weitete Papst Clemens X. dieses Privileg auf den gesamten Orden aus. 1988 ernannte sie der Ortsbischof von Urbino und Città di Castello zur Diözesanpatronin der Blinden.
Aufgrund ihres fortdauernden und jahrhundertelangen Rufes der Heiligkeit ergab sich die Möglichkeit, den Kult durch die äquipollente Heiligsprechung auf die Gesamtkirche auszudehnen. So autorisierte Papst Franziskus am 11. Dezember 2019 im Rahmen der dem Präfekten der Heiligsprechungskongregation, Kardinal Angelo Becciu, gewährten Audienz die Vorbereitung der „Positio super canonizzatione aequipollente“.
Auf die Sitzung der historischen Konsultoren am 29. September 2020 mit positivem Ausgang folgte der Sonderkongress der theologischen Konsultoren am 26. Januar 2021 mit positiven Ausgang. Die ordentliche Sitzung der Kardinäle und Bischöfe fand hingegen am 13. April 2021 statt, ebenfalls mit positivem Ausgang.
Am 24. April 2021 bestätigte Papst Franziskus beim Empfang von Kardinal Marcello Semerano, Präfekt der Heiligsprechungskongregation, die Beschlüsse der Ordentlichen Sitzung der Kardinäle und Bischöfe und beschloss, den Kult der seligen Margarete von Città di Castello auf die Gesamtkirche auszudehnen, indem er sie in den Katalog der Heiligen aufnahm.