Essener

(Syr., „die Reinen“), jüdische Sekte, die um 150 v. Chr. entstand und um 70 n. Ch. unterging. Nach Josephus Flavius (Bell II 8, 4) sind die E. neben Pharisäern und Sadduzäern die dritte Philosophenschule der Juden, eine der religiösen Gruppen im Judentum, die wie Pharisäer und Sadduzäer aus der antihellenistischen Chasidim-Bewegung der Makkabäer-Zeit hervorgegangen ist (1 Makk 2,42) und sich später verselbständigt hat.
Die ca. 800 Textfunde von Qumran (1947) machten Einzelheiten ihrer Lehre bekannt.
Die E. führten ein Ordensleben mit sehr strengen Regeln. Geldbesitz lehnten sie ab, lebten ehelos in einer Gütergemeinschaft und befolgten genaue Reinheits- und Speisevorschriften. Das schlimmste Vergehen war die Lüge. Ihre religiöse Vorstellung fußt auf dem Dualismus von Licht und Finsternis parsisch-gnostischer Herkunft mit ausgeprägter apokalyptischer Naherwartung und Hoffnung auf einen Messias. Die unsterbliche Seele geht nach dem Tod eines Menschen in eine Art Paradies ein. Die E. entzogen sich dem offiziellen Tempelkult und betrachteten das Leben ihrer Gemeinde als ständigen Tempeldienst mit eigenem Kalender. Sie verstanden sich als der heilige Rest Israels.
Die Vermutung liegt nahe, dass sie sich später dem Christentum zuwandten und als Ebioniten (hebr.: „Arme“) oder Zazaräer eine Glaubensspaltung heraufbeschworen. Erst nach langer Probezeit konnte man Aufnahme in die Gemeinschaft finden. Im NT werden die E. namentlich nicht erwähnt. Anspielungen könnten in Mt 19,12 und Lk 16,8 vorliegen. Jesus betrachteten sie lediglich als einen Reformator des Judentums.
Die von Annie Besant in Esoterisches Christentum aufgestellte Behauptung, dass Jesus von E.n erzogen wurde, später nach Ägypten kam und dort in die „Große Weiße Loge“ eingeweiht wurde, entbehrt der Sachlichkeit.

Lit.: Adam, Alfred: Antike Berichte über die Essener. Berlin: de Gruyter, 1961; Maier, Johann: Die Qumran-Essener: die Texte vom Toten Meer. München: Reinhardt, 1995; Besant, Annie: Esoterisches Christentum: die Wahrheiten des Christentums aus esoterischer Sicht. München: Hirthhammer, 1997.
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