Dodona

(Griech.; auch Dodone), das älteste und bedeutendste griechische Orakel im wasserdurchströmten Tal von Dodona im Epirus. Der Sage nach wurde es vom Menschenvater Deukalion gegründet und Zeus sowie der Göttin Dione geweiht, während der Geschichtsschreiber Herodot diesbezüglich anderes zu berichten weiß.
Das Heiligtum war umgeben von Eichen und Buchen. So wurde gesagt, es wohne im Stamme der Buche (Hs.fr.39). Man erkannte den Willen des Gottes im Rauschen des Windes in den Bäumen, an denen man zur Verstärkung der Zeichen eherne tönende Gefäße rundherum aufhängte, die vom Wind bewegt einander berührten (Suid.) und immerfort tönten, bis man sie anhielt (Philostr. Imag. II.).
Statt des Rauschens der Bäume bediente man sich auch der Klänge eines ehernen Beckens, über dem eine Figur mit einer Geißel stand, die im Spiel des Windes auf das Becken schlug. (Strab. epit. VII. Suid.). Als Prophetinnen dienten zwei oder drei Frauen (Eurip. Bei Schol. Soph. Tr.172. Her. II. 55), welche die Zeichen deuteten (Soph. Trach. Ib. Her. Ii, 57. Paus. X, 12, 10). Berühmt ist die Prophezeiung, Pyrrhus werde durch einen Wolf, der mit einem Bullen kämpft, den Tod erleiden. Er wurde 272 v. Chr. in Argo während einer Straßenschlacht ermordet.
In späteren Zeiten wurden Fragen auch schriftlich auf Bleitäfelchen eingereicht und vermutlich durch ein Losverfahren beantwortet. Die Gläubigen erwarteten jedoch nicht nur Aussagen über die Zukunft, sondern auch Heilung von Krankheiten durch die Quelle, die neben der Eiche aus dem Boden kam. Lange Zeit wurde der Kult im Freien ausgeübt. Später wurden ein Tempel und andere Gebäude errichtet.
219 v. Chr. wurde D. von den Ätolern zerstört, existierte aber trotzdem noch einige Jahrhundert weiter. Schließlich wurde 392 n. Chr unter Theodosius I. die Eiche gefällt.

Lit.: Dieterle, Martina: Dodona. Hildesheim: Olms, 2007; Ersch, Samuel/Gruber, Gottfried (Hrsg.): Orakel: alte Orakel- und Wahrsagetechniken. Leipzig: Bohmeier, 2009; Emmerling, Tomoko Elisabeth: Studien zu Datierung, Gestalt und Funktion der „Kultbauten“ im Zeus-Heiligtum von Dodona. Hamburg: Kovač, 2012.
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