Dioskuren

(Griech. dioskuroi, Söhne des Zeus), Kastor und Polydeukes (lat. Castor und Pollux), Zwillingssöhne des Zeus und der Leda, Brüder der Helene und Klytaimnestra. Die Überlieferung über die Abstammung der D. ist widersprüchlich.
Kastor gilt als berühmter Pferdebändiger, während Polydeukes als Faustkämpfer hervortritt. Sie befreien ihre Schwester Helena aus der Hand des Theseus, nehmen am Argonautenzug teil, ziehen mit Herakles gegen die Amazonen und erscheinen bei der kalydonischen Jagd. Polydeukes besiegt in einem berühmten Boxkampf den Bebrykerkönig Amykos.
Von ihren messenischen Vettern, den Apharetiden Lynkeus und Idas, zur Hochzeit geladen, bemächtigen sie sich der beiden Bräute, Phoibe und Hialeira, der Töchter des Leukippos. Es kommt zum Kampf. Kastor fällt von der Hand des Idas, während Polydeukes den Lynkeus tötet. Daraufhin erschlägt Zeus den Idas mit einem Blitz. Polydeukes wird in den Olymp aufgenommen, erbittet sich von Zeus aber, mit seinem sterblichen Bruder vereint bleiben zu dürfen. So verbringen die D. abwechselnd je einen Tag im Olymp und einen Tag in der Unterwelt.
Ihre Verehrung breitete sich von Sparta über ganz Griechenland und Italien aus. In Rom wurden sie in einem auf dem Forum Romanum gelegenen Tempel verehrt. Eine besondere Verehrung erfuhren die D. von den Seefahrern, denen sie u.a. als Sternbild den Weg wiesen. In der Schlacht wurden sie als Nothelfer angerufen, auf den Grabmälern als Symbol der Auferstehung verwendet.
Bei den Indogermanen entspricht das Brüderpaar einem weitverbreiteten Zwillingstypus, den Ashvins in Indien und den Alcis bei den Germanen.

Lit.: Rosenfeld, Helmut: Germanischer Zwillingsgottkult und indogermanischer Himmelsgottglaube. München, 1963; Geppert, Stefan: Castor und Pollux: Untersuchung zu den Darstellungen der Dioskuren in der römischen Kaiserzeit. Münster: Lit, 1996; Hunger, Herbert: Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Wien: Verlag Brüder Hollinek, 1988; Köhne, Eckart: Die Dioskuren in der griechischen Kunst von der Archaik bis zum Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. Hamburg: Kova, 1998.
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