Demeter

(Griech.; lat. Ceres), griechische Göttin. Die Deutung des Namens (De-meter) als Erd-Mutter oder Korn-Mutter ist problematisch.
D. gilt als die Tochter des Kronos (Zeit) und der Rhea. Durch ihre Verbindung mit Zeus wird sie Mutter von Persephone und durch den Kontakt mit Iasion Mutter von Pluton.
Persephone (Kore) wird beim Spiel der Okeaniden von dem aus der Tiefe auftauchenden Hades als Braut in die Unterwelt entführt. Durch List gelingt es der verzweifelten D., den Aufenthaltsort ihrer Tochter zu erfahren. Sie einigt sich schließlich mit Hades, dass Persephone unter dem Namen Kore drei Monate im Jahr im Hades bleibt. Dieses Motiv von Entführung und Rückkehr der Tochter symbolisiert den Ablauf der Vegetation, deren Quelle die Erde ist.
Als Persephone auf Geheiß des Göttervaters Zeus nach einem Drittel des Jahres in der Unterwelt die übrige Zeit bei den Göttern im Olymp verbringen darf, wirkt D. daraufhin fördernd auf die Erde. Sie segnet das Ackerfeld von der Aussaat bis zur Ernte. Da der Ackerbau die ursprüngliche Grundlage der menschlichen Ordnung und Gesellschaft war, erhält sie den Beinamen „Thesmophoros“ (Bringerin der Satzungen) und wird so zur Begründerin und Schutzgöttin der Ordnung im häuslichen und ehelichen Leben. In der Sorge um diese Ordnung konnte D. aber auch zu einer Erinnye, einer Grollenden, werden, stand sie doch mit ihrer Tochter Kore in enger Beziehung zur Unterwelt und zum Totenreich.
Bei ihrem Hauptfest, den Thesmophorien, von dem die Männer ausgeschlossen waren, überwog der Fruchtbarkeitscharakter. Zur Förderung der Wachstumskräfte der Erde warf man lebende Ferkel, Schlangen sowie Pinienzapfen in phallischer Symbolik in die Höhle der Demeter.
Den Kindern von Eleusis in Attika gab sie sich mit den Worten zu erkennen: „Ich bin Demeter, die alle verehren, die nützlichste Macht für die Götter und Menschen.“ Sie errichteten ihr einen Tempel und begründeten die Mysterien von Eleusis. Diese fanden in einem nur den Eingeweihten zugänglichen Kultraum statt und waren mit strenger Schweigepflicht verbunden. An den großen Mysterien, einem neuntägigen Fest im September, zog eine feierliche Prozession aus Athen nach Eleusis, um hier die Wiederkehr der Kore und die Vereinigung der „beiden Göttinnen“ zu feiern. Die Teilnehmer hofften auf die Reinigung von ihren Sünden und das ihnen versprochene glückliche Leben im Jenseits. Der D.-Kult stand in Athen in höchstem Ansehen. Ein Vergehen gegen die Mysterien wurde streng bestraft.
Für Eleusis selbst bildeten die Mysterien jedoch nur einen jährlichen Einschub ins Leben der Stadt, innerhalb derer sich Männer, Frauen und Sklaven in denselben Rang versetzt fühlten, als Gläubige eines einzigen Kultes, bei dem alle auf einem Weg fortschritten. Am Schluss nahm D. wieder den Platz unter den Unsterblichen ein.
In Christentum erfüllt der hl. Demetrios zum Teil die Funktion der D. Im frühen christlichen Ritual der Sonnwendfeier (Dies lampadarum, 4.-6. Jh.) findet sich in der Fackel ein Element des D.-Kultes.

Lit.: Uxküll, Woldemar Baron von: Die Eleusinischen Mysterien. Berlin: A. Unger, [1927]; Deichgräber, Karl: Eleusinische Frömmigkeit und homerische Vorstellungswelt im Homerischen Demeterhymnus. Mainz: Verl. d. Akademie d. Wissenschaften u. d. Literatur. Wiesbaden: Steiner, 1950; Kerényi, Karl: Die Mysterien von Eleusis. Zürich: Rhein-Verl., 1962; Lauenstein, Diether: Die Mysterien von Eleusis. Stuttgart: Urachhaus, 1987; Mastrocinque, Attilio/Scibona Giuffré, Concetta (Hrsg.): Demeter, Isis, Vesta, and Cybele. Stuttgart: Steiner, 2011.
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