Ahriman

Mittel- und neupersische Form für avestisch angra mainyu, „arger Geist“, zu altpers. a(h)rika, „feindselig“, „feind“. Name des Prinzips des Bösen, das in der dualistischen Religion des Zoroaster (> Zarathustra) dem Gott > Ahura Mazda, dem Prinzip des Guten, das die Welt geschaffen hat, gegenübersteht. Als oberster der Teufel ist A. der Erreger der 9999 Krankheiten. Er regiert die Welt 9000 Jahre, bis er von Ahura-Mazda überwunden wird, worauf dann eine Zeit ewigen Friedens ohne Tod, Krankheit und Not anbricht. In der > Mitrareligion und im > Zervanismus wird A. als Gott verehrt, dem jene Tiere geopfert werden, die der bösen Macht angehören. Nachzarathustrisch sind die Aussagen: verderblicher Lügner, Haupt der > Devas mit den Hexen, Versucher des Propheten und Urheber einer Gegenschöpfung. Sein Symboltier ist die Schlange und sein Aufenthaltsort die Unterwelt voll anfangloser Finsternis, aus der er Rauch und Schwärze, Unheil und Tod in die Welt mitbringt.
Der Materie wird er erst im gnostischen > Manichäimus gleichgestellt. In dieser Bedeutung wurde A. von der > Anthroposophie aufgegriffen. Bei Rudolf > Steiner ist A. zusammen mit > Luzifer eine geistige Macht, die über dem Menschen steht. A. ist der König der Materie. Sein Prinzip ist die Materialität und der Tod. Ahrimanisch ist demnach das Denken, welches das Leben nach den Gesetzen des Physischen beurteilt und behauptet, dass Geist und Seele ohne physischen Körper nicht existieren können und ein Weiterleben nach dem Tode deshalb grundsätzlich unmöglich sei. Sein Begleiter Luzifer (Lichträger) versucht hingegen das Denken des Menschen zu beeinflussen. Dieser Dualismus des „Guten“ und „Bösen“ fand auch in der > Astrologie (Luck, 394) durch die Rede von „guten“ und „bösen“ Planeten eine Entsprechung.

Lit.: Darmesteter, James: Ormazd et Ahriman. Paris, 1877; Steiner, Rudolf: Der Mensch – ein Ergebis des Zusammenwirkens von Luzifer und Ahriman. Dornach: Philosophisch-Anthroposophischer Verl., 1948; Duchesne-Guillemin, Jacques: Ormazd et Ahriman. Paris: Presses Universitaires de France, 1963; Luck, Georg: Magie und andere Geheimlehren in der Antike. Stuttgart: Kröner, 1990, S. 383-398.
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